Schüleraustausch Düsseldorf - Moskau 2006: Hommage an Klawdija Petrowna Biographische Angaben Klavdija Petrovna wurde 1925 geboren. Ihr Vater war Abteilungsleiter in einer Firma, die Kanonen herstellte, ihre Mutter war Friseuse. Klavdija Petrovna ( 12 Jahre alt) -> 2. Reihe 1. v. links Als der Krieg am 21.6.1941 begann, musste ihre Familie Moskau verlassen und lebte daraufhin jahrelang in Omsk, Sibirien. Die Fabrikanlage, in der ihr Vater arbeitete, wurde abgebaut und mit den Fachkräften gen Osten transportiert. Ihr Vater musste am 16.02.1942 an die Front und zwei Monate später erreichte sie die schreckliche Nachricht, dass er gefallen sei. Sie war damals gerade 16 Jahre alt. Kurz vor Ende des Krieges konnte sie mit ihrer Familie nach Moskau zurückkehren. Als endlich Frieden herrschte, konnte sie ihre Ausbildung fortsetzen. Klawdija Petrovna studierte Chemie und Biologie und wurde wenig später Lehrerin. Ihren Mann heiratet sie mit 40. Klavdija Petrovna als Lehrerin an der Schule 1513 in Moskau
Nach 31 Jahren als Lehrerin arbeitete sie für 22 Jahre in einem Kinderhort im Linguistischen Gymnasium 1513, wo sie auch die Pflanzen-AG Viter-Design (Pflanzendekoration) leitete. Heute ist Klavdija Petrovna 81 Jahre alt und führt mit ihrem Mann und ihren Angehörigen ein beschauliches Leben in Moskau. Wo war Klavdija Petrovna, als der Krieg anfing? Wie hat sie sich gefühlt, als sie erfuhr, dass Deutschland die Sowjetunion überfallen hat? Am 21. Juli 1941 hatte ihr Bruder seinen 12. Geburtstag. Sie gingen in ein Geschäft, um ein Geschenk zu kaufen. Es war ein Ball. Als sie aus dem Geschäft kamen, hörten sie aus dem Radio die Nachricht, dass das faschistische Deutschland der Sowjetunion den Krieg erklärt hatte. Somit hatte Deutschland den Pakt mit Stalin vom August 1939 gebrochen. Auf der Straße reagierte jeder anders auf die furchtbare Nachricht. Klavdija Petrovna hatte Angst, aber viele Jungs waren begeistert. An diesem Abend kam ihr Vater nicht nach Hause. Am nächsten Morgen berichtete er, dass seine Fabrik nach Osten verlagert würde. Bald kam es zu dem ersten Bombenangriffe der Deutschen. Sie hatte große Angst. Die ersten Monate des Krieges forderten auf sowjetischer Seite viele Tote und Verwundete. Situation während des Krieges In den ersten Kriegstagen wurde Klavdija Petrovnas Familie in das sichere Omsk geschickt. Während die Männer an der Front kämpften, arbeiteten die Frauen und alte Menschen in den Fabriken, um dort Munition etc. herzustellen und die Männer zu ersetzen. Die Leute, die nicht arbeiten konnten, strickten Kleidung für die Soldaten und organisierten Krankenhäuser für verwundete Soldaten. Klavdija Petrovna arbeitet in so einem Krankenhaus und kümmerte sich um schwer verwundete Panzerbebesatzungen (so genannte Samowary, die oft keine Gliedmaßen und schwere Verbrennungen im Gesicht hatten). Während des Krieges hörte die Bevölkerung die neuesten Nachrichten übers Radio und alle dachten, dass der Krieg höchstens drei Monate dauern wird! Übers Radio erfuhren sie auch, dass die meisten sowjetischen Gefangenen von den Deutschen sofort exekutiert oder in KZs schlecht behandelt wurden. Umgekehrt wurden die deutschen Gefangenen gut behandelt und lernten in der Gefangenschaft oft Dinge, die sie in ihrem späteren Leben gut gebrauchen konnten. Nichtsdestotrotz war der Hass gegen die Deutschen sehr groß. Die Mutter von Klavdija Petrovna wollte einen Stein nehmen und deutsche Gefangene damit bewerfen; dies wurde ihr allerdings nicht erlaubt. Die Kinder mussten schichtweise zur Schule, da viele Schulen zu Krankenhäusern umfunktioniert worden waren. Klavdija Petrovna arbeitete mittags im Krankenhaus und lernte abends. Während des Krieges gab es kaum Essen täglich ca. 400 g Brot pro Person was man nur durch Marken bekommen konnte. Einmal im Monat bekamen sie ein Stück Seife, was Klavdija sehr wichtig war wichtiger als neue Schuhe! Am 16.2.1942 ging ihr Vater an die Front und verlor dort am 16.4.1942 sein Leben. Nach dem Tod ihres Vaters wollte Klavdija Petrovna handeln und schmiss zwei Monate vor ihrem Abschluss die Schule, um arbeiten zu gehen. Später als der Krieg zu Ende war holte sie ihren Schulabschluss nach. Die Granatfabrik, in der sie arbeitet, wurde erweitert und stellte auch Flugzeuge her und wurde schließlich nach Moskau zurückverlegt. Im Radio hörte sie, dass die sowjetische Armee zwar einzelne Städte befreien konnte, die Deutschen aber viele Städte einfach zerstört hatten. In Moskau war das Zimmer der Familie in einer so genannten Kommunalka besetzt und sie mussten auf dem Flur schlafen. Aber schließlich konnten sie in
ihr Zimmer zurückkehren. Klavdija Petrovna wollte an der Universität Medizin studieren, erhielt aber keinen Platz, deshalb begann sie ein Pädagogikstudium. In der Nacht strickte sie Kleidung für die Front, da sie dafür Geld bekam, allerdings sehr wenig. Sie hatten lange Zeit keine gute Kleidung. Aus diesem Grund nähte die Mutter die Sachen des Vaters für den Bruder um und ihre eigenen für Klavdija Petrovna. Im Jahre 1944 konnte sie sogar ins Kino und ins Theater gehen. Dann geschah das, worauf die so lange gewartet haben: Das Ende des Krieges. Endlich! Wie erlebte Klavdija Petravna das Ende des Krieges? Klavdija Petrovna erfuhr am 9. Mai 1945 um 5.00 Uhr morgens über eine junge Frau, die die Straße entlang rannte, dass der Krieg vorbei ist. Die Frau schrie immer wieder: Der Krieg ist vorbei!!! Wir haben gewonnen!!! Am Abend des 9. Mai gab es eine große Feier mit Feuerwerk auf dem Roten Platz. Man war fest davon überzeugt, dass die Sowjetunion gewonnen hatte, weil die Menschen fest zusammengehalten hatten, an den Sieg geglaubt und sich gegenseitig geholfen hatten. Noch ca. ein Jahr hatten die Menschen wenig zu essen, doch die Versorgung wurde immer besser. Von den GSG-Moskaufahrern 2006: Linda Dahle, Sarah Funk, Liana Kotliar, Mariella Paul, Lisa Schaffrath, Sarah Schramm, Julia Völker, Maximilian Köhrer, Alexander Ordenat, Dennis Sauer, Maximilian Stratmann nächste Seite: Briefe an Frau Klavdija Petrovna: