Kirmes in. ein Nachbarschaftsfest?



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Transkript:

Kirmes in ein Nachbarschaftsfest? Ein Beitrag der Klasse 5b der Regelschule Thomas Müntzer in Mühlhausen zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten Vertraute Fremde - Nachbarn in der Geschichte

Unser Thema Jedes Jahr im August gibt es ein großes Fest in unserer Stadt - die Kirmes. In über 20 Kirmesgemeinden wird eine ganze Woche lang gefeiert. Die Leute feiern in ihrem Wohngebiet oder besuchen Kirmeszelte mit guter Musik oder Showprogrammen. Dieses Fest gibt es seit 135 Jahren - letztes Jahr war Jubiläum - die 125. Stadtkirmes. Zu Kriegszeiten wurde keine Kirmes gefeiert. Als uns unsere Lehrerin den Geschichtswettbewerb vorstellte, schlug sie auch das Thema Kirmes als Nachbarschaftsfest vor. Wir überlegten zunächst, was Nachbarschaft bedeutet. Dann suchten wir im Internet nach Informationen über die Kirmes und fragten Eltern und Großeltern nach Kirmesfeiern. Wir fanden Herrn Schäfer. Er war lange Zeit Bürgermeister einer Kirmesgemeinde. Mit ihm führten wir ein Interview. Er brachte uns auch Filme und Musik, sowie alte Kirmeszeitungen mit. Die lasen wir und fanden neue Informationen zur Kirmes. Von der Kirmesgemeinde Weinbergstraße konnten wir die Chronik ausleihen und lesen. Wir durften auch Bilder kopieren. Zum Tag der offenen Tür an unserer Schule überlegten wir, dass wir Besucher der Schule nach ihrer Meinung zur Kirmes fragen wollen. Wir stellten einen Fragebogen auf und sprachen viele Besucher an. Die Fragebögen werteten wir dann aus. Am Tag der offenen Tür trafen wir Herrn Bachmann. Er ist jetzt Bürgermeister einer Kirmesgemeinde. Er hatte Zeit für uns und kam in die Schule. Wir fragte ihn nach seinen Erinnerungen und seiner Arbeit heute. Wir stellten den Ablauf der Kirmes zusammen, betrachteten alte Kirmesbilder, lasen und hörten Kirmeslieder. Es war sehr schwer, immer Texte darüber zu schreiben. Deshalb versuchten wir, in einem Würfelspiel zu sagen, was wir erfahren haben. Die Ereigniskarten fragen nach Wissen über die Kirmes oder belohnen gute

Nachbarschaft und bestrafen schlechte Nachbarschaft. Zum Schluss sagten wir alle unsere Meinung: War die Kirmes ein Nachbarschaftsfest? Ist die Kirmes heute auch noch ein Nachbarschaftsfest? Im August sind wir alle zum Kindernachmittag in einer Kirmesgemeinde eingeladen!

Geschichte der Kirmes Mühlhausen war eine freie Reichsstadt, eine wichtige Handelsstadt, eine große und reiche Stadt. Seit Thomas Müntzer Pfarrer an der Marienkirche war, sind die Kirchgemeinden evangelisch. Es gab viele Kirchen und viele Kirchgemeinden. Alle Gemeinden feierten den Tag der Einweihung ihrer Kirche. Eigentlich wurde von Ostern bis Oktober in der Stadt immer gefeiert. 1807 gehörte Mühlhausen zum Königreich Westfalen wegen Napoleon. Da wurde angeordnet, dass die Mühlhäuser nur an den vier Sonntagen im Oktober Kirmes feiern dürfen. Aber auch nur am Sonntag und Montag. Als Mühlhausen zu Preußen gehörte wurde diese Regel beibehalten. Vielleicht hielten sich die Mühlhäuser nicht daran, wurde im Oktober auch nicht mehr richtig gearbeitet, im Jahr 1877 verfügt die königliche Regierung Abteilung Inneres: www. traditionsverein-mhl,de/chronologie-der-kirmes-html

Das war die erste große Stadtkirmes. Alle Kirchgemeinden feierten gemeinsam. Seit 1933 wird die Kirmes im August gefeiert. Seit 1970 ist es immer das letzte Augustwochenende. Wir haben nicht herausgefunden wann zum ersten Mal länger gefeiert wurde als nur an einem Wochenende. Alle Leute, die wir gefragt haben, kennen nur die Kirmeswoche. Freitag: Kirmesmarkt auf einem der Märkte der Stadt Sonnabend: Sonntag: Montag bis Freitag: Wecken durch Spielmannszüge Musikschau auf dem Untermarkt Kirmesspiele für Kinder in den Gemeinden Eröffnung der Kirmeszelte - Tanz und Programme Festumzug (vormittags) Lampionumzug (abends) Programm in den Kirmesgemeinden z.b. Rentnernachmittag, Kabarett, Konzerte, Puppenspiel Sonnabend: letzter Tanzabend Beerdigung des Kirmesbaumes (als Grabreden die Höhepunkte in der Kirmesgemeinde, Abschmücken und Umlegen des Kirmesbaumes)

Aus der Chronik der Kirmesgemeinde Weinbergstraße Der drehende Kirmesbaum Ein Mann aus der Kirmesgemeinde Weinbergstraße war 1939 in Italien. Dort fand er einen Elektromotor und brachte ihn im Urlaub nach Mühlhausen. Andere Soldaten brachten Obst und Stoffe, er brachte den Motor für einen Kirmesbaum, der sich drehen sollte. Der Motor funktionierte nicht, weil in Italien eine andere Spannung benutzt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges wurde keine Kirmes gefeiert. Zur ersten Kirmes nach dem Krieg sollte sich der Kirmesbaum in der Weinbergstraße drehen. Einer aus der Kirmesgemeine baute den Elektromotor von der Waschmaschine seiner Familie ab. Der funktionierte. Aber es gab einen Unfall bei der Kirmes. der große Baum drehte sich zu schnell und fiel um. Erst im letzten Jahr (2012) gab es in der Kirmesgemeinde Weinbergstraße einen drehenden Kirmesbaum. Alle waren sehr stolz. Sogar die Zeitung berichtete.

Die lange Geschichte des sich drehenden Kirmesbaumes in der oberen Weinbergstraße

Umzugsbilder Am Sonntag der Kirmeswoche gibt es einen Kirmesumzug. Die Kirmesgemeinden gestalten Wagen und ziehen mit allen Mitgliedern durch die Straßen der Stadt. Sie verkleiden sich passend zu dem Thema des Wagens. Spielmannszüge, Trommlerzüge und Fanfarenzüge gehen auch mit. Der Umzug beginnt sonntags um 11.00 Uhr. Alle Kirmesgemeinden haben unterschiedliche Themen. In der Weinbergstraße wurden oft Themen aus der Geschichte der Stadt gestaltet. Zum Beispiel zur Erinnerung an die Erstürmung der Burg im Jahre 1256. Danach hatte die Stadt keinen Stadtherrn mehr, sondern war freie Reichsstadt. Darauf sind die Mühlhäuser stolz. Heute weiß auch keiner mehr, dass in Mühlhausen Wein angebaut wurde und dass es Mühlhäuser Wein in Fässern gab. Die Kirmesgemeinde heißt danach - Weinbergstraße. Es gibt auch eine Weinbergsiedlung ganz am Stadtrand. Also verkleideten sich die Kirmesmitglieder als Weinbauern und rollten ein Fass durch die Stadt. Die Sage von den Blinden Hessen und den Mühlhäuser Pflöcken war auch einmal Kirmesbild. Jedes Jahr werden die besten Bilder ausgezeichnet.

Kirmesbilder aus der Kirmesgemeinde Weinbergstraße Es ist uns sehr schwer gefallen, etwas aus diesen Bildern über Kirmesfeiern früher zu erfahren. Zuerst dachten wir, alle Leute sind in Kostümen zum Fotografieren gegangen. Dann stellten wir fest, dass nur die Kinder in Kostümen waren und die Erwachsenen Kleidung dieser Zeit trugen. Was uns aufgefallen ist: die Leute sind stolz, fotografiert zu werden immer sieht man Kirmesketten und Wimpelketten auf den Kirmesbaum sind alle stolz, sehr oft ist er auf den Fotos zu sehen auf den meisten Fotos sind Kinder es gibt auch viele Fotos nur mit Kindern, Kinder sind sehr wichtig für die Kirmesgemeinden auf einem Bild sieht es aus, als ob der Kirmesbaum mitten auf der Straße steht früher waren Fotos teuer, dass es welche gibt, zeigt doch, wie stolz die Menschen auf ihre Kirmesgemeinde waren

Interview mit Herrn Schäfer Die Kirmesgemeinde von Herrn Schäfer heißt Weiße Mäuse und hieß früher KG Wendewehrstraße. Es gab einmal einen Scherz, den die Mitglieder der Kirmesgemeinde lustig fanden, deshalb haben sie sich umbenannt. Die Kirmesgemeinde besteht seit 1917, seit 1946 war Herr Schäfer dabei. Schon als Kind klebte er Kirmesketten aus Tapetenresten und ging zum Topfschlagen. Als er eine Lehre als Elektroinstallateur begann, war er für Strom und Licht in der KG zuständig. Herr Schäfer wurde Mitglied im Verein (eine KG ist auch gleichzeitig ein Verein) weil er die gute Nachbarschaft unterstützen wollte und für schöne Feiern sorgen wollte. Die Vereinsmitglieder treffen sich nicht nur zur Kirmes, sondern unternehmen das ganze Jahr über etwas miteinander. Als Mitglied hat man zur Vorbereitung der Kirmes viel zu tun. Ein Umzugsbild muss gefunden werden und dann müssen Kostüme genäht und Wagen gestaltet werden. Das Kirmeszelt muss aufgebaut werden, Essen und Getränke besorgt werden, Thekendienste abgehalten werden. In den 60er und 70er Jahren feierten nur die Anwohner. Selten gab es Besucher im Zelt. Das war eine richtige Nachbarschaftsgemeinde. Man kannte sich besser, als man einfach so Nachbar kennt, weil man viel mehr miteinander zu tun hatte. Heute wohnen viele der Mitglieder gar nicht mehr dort, weil sie weggezogen sind. Sie arbeiten aber trotzdem weiter im Verein und es ist ihre Kirmesgemeinde. Schwierigkeiten gab es, weil neue Hausbesitzer das Feiern auf dem Hof verboten haben. Da gab es keinen Platz mehr für das Kirmeszelt. Anwohner sind heute auch nicht mehr Mitglieder und beschweren sich über die Feiern in ihrer Straße. 1993 waren es 93 Mitglieder, heute sind es nur noch 63. Dafür ist das Zelt viel größer als früher, weil es am Wochenende sehr viele Besucher gibt. Die Gefahr für den Verein ist heute auch viel größer. Für alles braucht man Genehmigungen und es gibt viele Vorschriften. Das kostet sehr viel Geld. Der Verein

muss durch die Veranstaltungen die gesamten Ausgaben verdienen. Sonst müssen die Mitglieder das Geld ersetzen, das fehlt. Die Kirmes ist auch kein Fest mehr für alle. Viele Menschen müssen sehr sparsam sein und können nicht mehr in die Kirmeszelte gehen. Viele Gäste sind auch gar nicht aus der Stadt, sondern kommen aus ganz Deutschland, um die Kirmes zu sehen.

Interview mit Herrn Bachmann Herr Bachmann ist Bürgermeister der Kirmesgemeinde Feld- und Sondershäuser Straße. Er hat seit 30 Jahren mit der Kirmes zu tun. Als Kind war er schon im Kinderwagen beim Kirmesumzug dabei. Er hatte auch immer ein Kostüm an. Dann gab es Kirmeskreise - das sind Kinderfeste. Er hat auch viele Stunden Kirmesketten geklebt und Kostüme für den Umzug gebastelt. Als Jugendlicher hat er gefegt und aufgeräumt. Später hatte er Küchendienst und Thekendienst. Seit 2010 ist er Kirmesbürgermeister seiner Gemeinde - er ist Vorsitzender des Vereins. Da hat er jetzt viel mit Organisation zu tun. Kapelle besorgen, Genehmigungen holen, genügend zu Essen und zu trinken beschaffen. Das ist manchmal viel Arbeit, aber er feiert auch. Früher hatte die Kirmesgemeinde mehr Mitglieder, da haben auch die Mitglieder in dem Viertel gewohnt, jetzt sind viele weggezogen, arbeiten aber immer noch im Verein. Herr Bachmann hofft auf neue Mitglieder. Das Feiern hat sich wenig verändert. Es gibt noch die gleichen Veranstaltungen, den Rentnernachmittag, die Kinderspiele, den Umzug. Auch bei ihm ist das Zelt größer geworden. Es gibt viel mehr Besucher. Herr Bachmann sagte, dass die Kirmes früher ein besonderes Nachbarschaftsfest war, weil alle Nachbarn zusammen gefeiert haben. Heute sind es nicht die Nachbarn, sondern die Vereinsmitglieder, die miteinander feiern.

Fragebogen zum Projekt: Nachbarn in der Geschichte Die Klasse 5b untersucht zum Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten die Mühlhäuser Kirmes als Nachbarschaftsfest. Wir möchten wissen, wie Sie die Kirmes einschätzen. Vielen Dank für Ihre Antworten! 1. Ich bin: a) weiblich ( ) unter 15 Jahre alt b) männlich ( ) 15-25 Jahre alt ( ) 25-40 Jahre alt ( ) 40-60 Jahre alt ( ) über 60 Jahre alt 2. Mein Bezug zur Kirmes: ( ) ich habe gar kein Interesse ( ) ich gehe nur zum Umzug ( ) ich gehe in viele Kirmesgemeinden ( ) ich feiere in meiner / einer Kirmesgemeinde ( ) ich bin aktives Mitglied in einer Kirmesgemeinde 3. Die Kirmes ist ein Nachbarschaftsfest ( ) ja ( ) nein ( ) früher ja, heute nicht mehr 4. Die Mitglieder der Kirmesgemeinden ( ) leisten einen wichtigen Beitrag für die Bürger der Stadt ( ) sind ein Beispiel für gute Nachbarschaft ( ) kümmern sich nur um die Kirmes ( ) stellen ihr Hobby über die Beziehungen zu ihren Nachbarn ( ) Betreiben ein Geschäft mit der Kirmes Anmerkungen Können Sie uns Nachbarschaftsgeschichten in Bezug auf die Kirmes erzählen? Bitte Kontaktmöglichkeit angeben.

Auswertung der Fragebögen Insgesamt wurden 96 Fragebögen ausgefüllt. Sechs Personen waren unter 15 Jahre alt, 27 waren zwischen 15 und 25 Jahre alt, 25 waren zwischen 25 und 40, 32 waren zwischen 40 und 60 Jahre alt und 6 Leute waren über 60 Jahre alt. Die meisten unserer Befragten haben die Kirmes also schon sehr oft erlebt und können wirklich früher und heute vergleichen. Insgesamt fanden wir 11 aktive Mitglieder in Kirmesgemeinden, aber noch 15 sagten, dass sie in ihrer Kirmesgemeinde feiern, also an einer festen Kirmesgemeinde teilnehmen. 72 sehen sich aber nur den Umzug an und (oder) gehen in vielen Kirmesgemeinden gucken. 29 Personen sind auch heute noch der Meinung, dass die Kirmes ein Nachbarschaftsfest ist. Nur 12 stimmen nicht zu. 47 sagen aber, dass die Kirmes früher ein Nachbarschaftsfest war, heute aber kein Nachbarschaftsfest mehr ist. Das sagen auch aktive Kirmesmitglieder. Fast alle Leute, die Bögen ausgefüllt haben, fanden die Kirmes gut und lobten die Mitglieder der Kirmesgemeinden. Man durfte bei dieser Frage mehrere Antworten ankreuzen. So kommt es, dass trotzdem 34 Kreuze bei kümmern sich nur um die Kirmes, ist nur ein Hobby oder ist nur ein Geschäft standen. Wir hatten das nicht verstanden. Unsere Lehrerin erklärte uns das dann. Die Befragten schätzen die Arbeit der Vereinsmitglieder. Aber es gibt große Kirmesgemeinden mit Eintritt und Programm und tollem Zelt, die auch Geld verdienen wollen. Dann gibt es kleine Kirmesgemeinden, die eher die Tradition der Kirmes weitergeben und gemeinsam feiern wollen. Aber die Befragung hat großen Spaß gemacht.

Das Würfelspiel Spielplan Den Spielplan haben wir von der Zeitung Thüringer Allgemeine bekommen. Die Zeitung hat zur Kirmes eine Beilage, in der es einen Stadtplan gibt. Da sind alle Kirmesgemeinden und der Weg des Kirmesumzuges eingezeichnet. Wir haben uns den Plan auf A2 drucken lassen und grüne Kreise für den Spielweg aufgeklebt. Blaue Kreise sind Ereignisfelder, rote Kreise sind k.o.-felder, da fliegt die Figur raus. Start und Ziel haben wir auch aufgeklebt. Wir haben aufgepasst, dass man die Kirmesgemeinden noch sieht und den Weg des Umzuges. Spielregeln Mitspielen dürfen so viel man farbige Spielfiguren hat. Jeder spielt mit einer Figur. Sind es wenige Mitspieler, kann man auch mit mehreren Figuren spielen. Gewonnen hat der, der als erster am Ziel ist. Landet man auf einem blauen Feld, zieht der nächste Spieler die Ereigniskarte und liest die Frage oder Aufgabe vor. Kann man die Frage nicht beantworten, muss man mit Würfeln aussetzen. Die Aufgabe muss sofort ausgeführt werden oder aussetzen in der nächsten Runde. Ereigniskarten Weil du Mitglied in einer Kirmesgemeinde geworden bist, darfst du noch einmal würfeln! Du warst beim Kinderfest und hast zu viel Süßes gegessen und getrunken. Jetzt ist dir schlecht. Setze 2x mit Würfeln aus! Du hattest die Idee zum neuen Umzugsbild. Du darfst noch 2x würfeln. Du hast viele Kirmesketten geklebt. Rücke 5 Felder vor. Du hast beim Zeltaufbau geholfen. Rücke 4 Felder vor. Du bist zu spät zum Umzug gekommen. Gehe 4 Felder zurück. Du hast beim Lampionumzug gekokelt und andere in Gefahr gebracht. Setze einmal mit Würfeln aus.

Wenn du die Frage nicht beantworten kannst, musst du einmal mit Würfeln aussetzen. Seit wann gibt es die große Stadtkirmes? (1877) Was bedeutet der Begriff Kirmes ursprünglich? (Kirchweih) An welchem Tag beginnt die Kirmes? (Freitag) Mit welcher Attraktion beginnt die Kirmes? (Kirmesmarkt) Wann beginnt am Sonntag der Umzug? (11 Uhr) Nenne drei Namen von Kirmesgemeinden! (siehe Spielplan)

Unser Ergebnis Wir wollten herausfinden, ob die Mühlhäuser Kirmes ein Nachbarschaftsfest war oder ist. Bis auf einen unserer Mitschüler entschieden sich alle bei der Abstimmung für: Früher war die Kirmes ein Nachbarschaftsfest! Begründungen wurden genannt: weil es aus der Kirchweih entstanden ist und die Kirchgemeinden gefeiert haben weil auch nach 1877 die Nachbar zusammen gefeiert haben als es Kirmesgemeinden gab, feierten Menschen, die in einer Straße oder in einem Viertel wohnten weil sich die Mitglieder von Kirmesgemeinden auch sonst geholfen haben, oder etwas unternommen haben

Heute ist die Kirmes kein Nachbarschaftsfest mehr! Begründungen wurden genannt: es ist mehr ein Stadtfest es ist ein Vereinsfest die meisten Vereinsmitglieder wohnen gar nicht mehr in der Straße oder dem Viertel zum Kirmeswochenende kommen bis zu 10.000 Besucher in die Stadt (ca. 28.000 Einwohner)