Health Care Professionals (HCP) B@chelor Interprofessionelle Versorgung und Management Leseprobe Modul C2 Ethik und Gesundheit Stand: 31.07.2018 Das diesem Bericht zugrundeliegende Vorhaben wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung, und Forschung unter dem Förderkennzeichen 160H21043 gefördert. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt beim Autor/bei der Autorin.
Was Sie hier finden: Modulablaufplan Einleitung Lernziele Leseprobe
Modulablaufplanung C2: Ethik und Gesundheit Datum/ KW Themen Online-Phase KW 15 Bedeutung von Ethik in den Gesundheitsberufen Historische Entwicklung Bedeutung von Take Care KW 16 KW 17 Ethische Dimensionen Moral und Ethik Normative und deskriptive Ethik Metaethik KW 18 Moral, Ethik und Anthropologie KW 19 KW 20 KW 21 KW 22 KW 23 KW 24 Präsenz-Phase 14.06.- 16.06.2019 Ethisches Reasoning Moralvorstellungen von Krankheit Ethische Prinzipien Gesundheit I Gesundheit II Schritte zur ethischen Entscheidung Wert- und Normvorstellungen Anerkennung Ethische Aspekte zum gesunden Altern Sterben Expert_inneninterviews Reflexion Vertiefen der Online- Lehre durch Rollenspiele, Kollegiale- Beratung und Diskussionen Themen: Probleme und Konflikte bei der interprofessionellen Zusammenarbeit Stand 26.06.2018
3.6 Anthropologie Die Anthropologie geht der Frage nach, was Menschen sind. Das So-Sein von Menschen drückt sich durch Handlung aus, die moralisch gegenüber anderen Handlungen gekennzeichnet sind. Handlungen - im Besonderen moralische Handlungen - stehen im Fokus der Ethik. Die Ethik geht der Frage nach, was Menschen tun sollen. Eine Verständigung darüber, was die Anthropologie zum So-Sein des Menschen näher bestimmt wird in dieser Lerneinheit angestrebt. Ziele der Lerneinheit Die Lernenden sollen: aktiv-entdeckend der Frage nachgehen, was der Mensch ist. mit möglichst vielen Sinnesorganen lernen ethische Grundhaltung Ihrer Profession kennen und vertiefend verstehen das Rollenbild, das sich für Mitglieder_innen eines interdisziplinären Teams aus der ethische Grundhaltung ergibt begründet wiedergeben
3.5.1 Was ist der Mensch? Aus naturwissenschaftlicher, humanistischer und philosophisch-theologischer Perspektive Unsere heutigen Vorstellungen von Ethik und Moral ist geprägt durch eine Vielfalt von Menschenbildern. Nicht alle können wir in diesem Kurs berücksichtigen. In den Blick rücken wollen wir die humanistische Bewegung, die sich in ihren Ursprüngen (1450-1600) an griechischer und römischer Antike orientierte. Die Humanisten dieser Zeit waren zum Teil in der Kirche und wendeten sich gegen Aberglauben und Dogmatismus. Humanistische Vertreter, wie beispielsweise Erasmus von Rotterdam (ca. 1466-1536) und Philipp Melanchthon (1497-1560) trugen mit ihrem humanistischen Streben nach Menschlichkeit, Freiheit, Respekt und Menschenwürde zur Aufklärung bei. Auch Martin Luther (1483-1546) war geprägt von humanistischen Grundgedanken und stieß 1517 durch seine 95 Thesen an der Schlosskirche von Wittenberg die Reformation an. Als Vertreter ihrer Zeit warf ihre ideologische Ausrichtung einen sehr divergenten Blick auf den Menschen. Ausgangspunkt ihrer kontrastierenden Sichtweise waren letztlich die
grundsätzlichen Fragen: Wer sind wir? und Woher kommen wir? Wer sind wir? Woher kommen wir? Diesen Fragen gehen Menschen seit jeher nach. Ihre Ansätze haben sich im Laufe der Jahrtausende vielfach verändert und reformiert. In der westlichen Welt treffen vor allem die Sichtweisen der Naturwissenschaften und der philosophisch-theologischen Wissenschaften aufeinander und ihre Vertreter_innen geraten nicht allzu selten an ihre erklärungsbedürftigen Grenzen. Laut naturwissenschaftlicher Annahme und auf Grundlage der Theorie Charles Darwin entwickelte sich der Mensch durch zufällige Veränderungen der Erbanlagen, durch Anpassung und Selektion. Im Gegensatz dazu vertritt die philosophisch-theologische Perspektive, dass alles Dasein der Schöpfung Gottes zu verdanken ist. Beide postulieren somit Kernaussagen über denselben Gegenstand, aber jede unter sehr verschiedenen Grundannahmen. Der Schöpfungsbericht der Bibel und die naturwissenschaftlichen Aussagen zur Entstehung des Menschen stehen jedoch nicht zwingend im Widerspruch miteinander. Zum einen, weil sich die Existenz Gottes nicht mit naturwissenschaftlichen Methoden erfassen lässt, denn Gott ist kein messbarer Gegenstand. Darüber hinaus können weder der Begriff
der Schöpfung, noch der biblische Schöpfungsbericht naturwissenschaftlich begründet werden. Zum anderen sind nicht alle Phänomene, die mit der Entstehung unseres Sonnensystems ihren Anfang nahmen, naturwissenschaftlich erklärbar bzw. messbar. Schon allein der naturwissenschaftliche und der philosophisch-theologische Blick auf den Menschen generieren eine Vielzahl von Fragen, deren Beantwortung das Spektrum dessen, was der Mensch ist, eröffnen. Beispielsweise: Warum führt der Mensch Kriege? Oder werden wir eines Tage alle glücklich sein und in Frieden leben? Wird der Mensch jemals sein Erbgut in seiner ganzen Komplexität verstehen? Wo repräsentieren sich Emotionen im Gehirn? Ist der Mensch das Maß aller Dinge? Im Detail werden wir diesen Fragen nicht nachgehen können, aber wir wollen uns ihren möglichen Antworten durch die Erstellung einer Collage nähern. Hierbei soll der Fokus auf den Aktionsradius Arbeit in interprofessionellen Teams und ihrer Arbeitsbereiche mit ihren spezifischen Aufgaben liegen. Ziel der Aufgabe
Sie sollen Ihre individuelle Wissensbasis, Ihre persönlichen Werte und Überzeugungen über Ihr Bild vom Menschen aktiv-entdeckend erarbeiten. Sie sollen Ihre Inhalte, Ihre Assoziationen und Ideen mit den für Sie passenden Materialien abbilden können (Lernen mit Kopf, Herz und Hand; Pestalozzi). Sie sollen Ihre Zusammenstellung anschließend inhaltlich reflektieren und Verbindungen zu Ihrer Praxis herstellen können. Aufgabe Collage Erstellen Sie eine Collage mit Schriftbildern, Zeichnungen, Fotos, Bändern und/oder anderem Materialien mit den wichtigsten Aspekten zu der Frage, was der Mensch ist. Die Frage nach dem Menschen ist somit auf die Abbildung des Menschen im Gesundheitswesen eingegrenzt, da die Antworten auf diese Frage eine unüberschaubare Menge an Antworten produzieren können. Bitte orientieren Sie sich zur Themeneingrenzung an den Aktionsradius Arbeit in interprofessionellen Teams und ihrer Arbeitsbereiche mit ihren spezifischen Aufgaben und den folgenden Fragen: Welche ethische Grundhaltung beinhalten Naturwissenschaften, Religion und Humanismus?
Welches Rollenbild ergibt sich daraus für die Mitglieder_innen eines interdisziplinären Teams? Die Collagen werden in der nächsten Präsentsveranstaltung inhaltlich vorgestellt (d.h. Sie müssen ein paar Sätze zu Ihrer Collage erzählen) und von und mit der Gruppe bewerten lassen. Die ansprechendste Collage wird mit einem USB-Stick der Alice-Salomon-Hochschule prämiert. Zur inhaltlichen Unterstützung nutzen Sie folgendes Material: dem Text "Was ist der Mensch?" (Katholische Glaubensinformation) und die Webseite zum Humanismus vom BR 2 (Adam 2015). Außerdem stehen Ihnen zwei Interviews über die Vereinbarkeit von Wissenschaft und Religion zur Verfügung. o Stefan Kleins Wissenschaftsgespräche (28) mit dem Astronomen Guy Consolmagno (Klein 2017) und o ein weiteres von Henghuber, der mit dem Jesuiten Pater Richard D`Souza SJ (Henghuber 2017) sprach sowie
o Gleichheit, Gleichberechtigung und Gleichstellung von Metzer (2002). Über die o.g. Pflichtlektüre hinaus können Sie im Film von Markus Oppitz Ein Bild vom Menschen der Frage Was der Mensch ist? nachgehen. (Oppitz 2015) Letztlich steht Ihnen eine begleitende Mindmap 1 vom selben Autor als PDF zum Druck zur Verfügung (Oppitz o.j.). 1 Mindmap gestellt mit freundlicher Genehmigung von Markus Oppitz (Österreich August 17)