Buß- und Bettag Ofb 3, 14-22

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Transkript:

Buß- und Bettag Ofb 3, 14-22 Es gilt das gesprochene Wort! Ivo Huber, 2018

Sie kennen alle Don Camillo und natürlich Peppone. Ihre fast kindliche Freude am Streit ist das Eine, ihr Einsatz für die Sache mit klarem Blick für die Wirklichkeit ist das Andere. Solche Auseinandersetzungen sind selten geworden in unseren Dörfern. Aber wir leben immer noch sehr davon, dass sich Menschen mit Feuer und Flamme, ja mit Herzblut für eine Sache stark machen. Ziemlich öde wird es, wenn nach der Auseinandersetzung auch noch das Engagement verloren geht. Keine neue Erfahrung, schon in der Bibel kann man darüber nachlesen. Das Bibelwort für den Buß- und Bettag aus der Offenbarung des Johannes führt genau diese Klage. Ich lese aus dem dritten Kapitel die Verse 14 bis 22: 14 Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes: 15 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach dass du kalt oder warm wärest! 16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. 17 Du sprichst: Ich bin reich und habe mehr als genug und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß. 18 Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest. 19 Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße! 20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir. 21 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater

auf seinen Thron. 22 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Lau sei die Gemeinde in Laodizea, also weder kalt noch heiß. Lauwarm ist der schlimmste Aggregatszustand, weder Fisch noch Fleisch, weder das Eine noch das Andere, weder interessiert noch abgeneigt, letztlich ist alles egal. 15 Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Es ist alles wurscht. Dazu kommt noch eine Wahrnehmung der Wirklichkeit, wie sie der Wahrheit nicht entspricht: 17 Du sprichst: Ich bin reich und habe mehr als genug und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß. Die Einschätzung der Gemeinde damals entspricht vielfach dem Lebensgefühl von heute. Viele Menschen glauben, alles in der Hand zu haben, es selbst regeln zu können und auf die Reihe zu bringen. Sicher, wir verfügen alle miteinander über enorme Mittel. Die Gesundheitsfürsorge ist unglaublich gut, im Notfall kommt der Hubschrauber und im Krankenhaus steht ein Team bereit, Nachrichten lassen sich in Bruchteilen von Sekunden übermitteln und für den Gang zum Bäcker steigen wir ins Auto, trocken, warm und mit dutzenden von Pferdestärken. Mit diesen Möglichkeiten basteln wir uns ein Bild von der Wirklichkeit, wie es uns passt. Klar sind wir reich und haben mehr als genug. Und trotzdem sind wir elend, arm, blind und bloß. Denn im entscheidenden Moment nützt uns das alles nichts, sind wir Gefangene des Schicksals. Hier hilft kein Geld, keine Technik, bleiben wir Mensch, hilflos, arm und blind. Das ist die Wahrheit, die wir nur ungern hören. Dabei wäre es unendlich wichtig, die Welt bei den Hörnern zu packen, sich mit allen Fasern unseres Lebens für Besserung einzusetzen. Es gibt so viel, was unsere Einsatz verdient, das Zusammenleben im Dorf, Menschen, die allein

in ihren Häusern sitzen, Kranke, die Trost notwendig haben, Kinder und Jugendliche, die Perspektiven jenseits von Handy und Computer brauchen, unsere geschundene Umwelt und nicht zuletzt der Unfriede und das Wohlstandsgefälle in der Welt, das Menschen in Not auf die Flucht in eine oft ungewisse Zukunft schickt. Es gäbe viel, wofür es sich lohnt, zu brennen, stattdessen sind wir lau und die Wirklichkeit wird schön geredet. Lau wie wir oft sind, lassen wir die anderen, die unsere Hilfe notwendig haben, sitzen und kümmern uns ausschließlich um uns selbst. Die Antwort an die Gemeinde in Loadizea lautet: 16 Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde. Eben, weil diese Lauheit und Schönfärberei nichts anders ist als Sünde. Don Camillo und sein Gegenspieler Peppone sind nicht ohne Sünde, im Gegenteil. Das funktioniert auch nicht. Jeder Schritt, den wir unternehmen, ist eine Gefahr, klar. Nichts zu tun, wäre aber keine Lösung, denn Untätigkeit ist die vollkommene Nacht der Finsternis, die Sünde schlechthin. Es geht also nur im Risiko. Camillo machen das bis zum Exzess. In seiner Wut packt Camillo einmal sogar das Kruzifix und macht es zur Waffe gegen seinen hitzigen Bürgermeister. Ach ja, selbst ein Maschinengewehr stand oben im Kirchturm, fein säuberlich in der Ecke versteckt. Kaum zu glauben ist das in der meist beschaulichen der Auseinandersetzung der beiden. Es ist ein erschreckender Hinweis darauf, wie wenig dieser Welt Maß und Ziel gilt. Das Maschinengewehr kommt, Gott sei Dank, nie zum Einsatz, aber es bleibt ein drohendes Gespenst, dass aus Spaß schnell Ernst werden kann. Die Auseinandersetzung von Camillo und Peppone kennen keine Sieger, gemeinsam ist beiden allerdings ihr

Engagement für die Sache, beide brennen, von Lauheit keine Spur. Und immer wenn Camillo den Bogen überspannt oder wenn er gar nicht mehr weiter weiß, sucht er das Gespräch mit seinem Herrn, dem Christus am Holz, in seiner Dorfkirche. Das sind die stillen Momente in diesen Filmen. Reumütig klopft Camillo an, nicht wörtlich, aber unmissverständlich: Hier bin ich, Herr, Streiter für die Gerechtigkeit, aber immer ein bisschen zu viel des Guten, jähzornig und nicht immer fair natürlich nur um der Sache willen ihnen wird das verschmitzte Lächeln des Camillo vor Augen stehen, so als müsste der Herr Verständnis haben und über seines wilden Dieners Fehltritte hinwegsehen -. In Laodizea klingt das dann so:! 20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun. Die Tür für Camillo geht dann meistens auf, nicht dass sein Herr immer das Tun seines Dieners billigt, nein, die Ermahnungen, die Camillo erhält, geraten manchmal ziemlich deutlich - wen ich lieb habe, die weise ich zurecht das ist richtig und wenn es ganz hart kommt, schweigt der Christus am Kreuz schon mal. Aber so wie Camillo seinen Herrn sucht, ihm die Tür seines Herzens öffnet, so ist auch auf den Herrn selbst Verlass. Die Antworten Christi an den Holzkopf Camillo sind leise, man muss ihnen zu hören und Zeit geben. Aber wenn Camillo hört, dann eröffnet sich ihm ein neuer Blickwinkel. Er sieht, was er zuvor nicht sehen wollte. Das macht ihm seine Schuld bewusst. Er begreift, dass es so nicht weiter geht. Aber er spürt eben auch, dass sein Herr ihn nicht im Stich lässt und ihm vergibt. Die Erleichterung darüber ist in den Filmen fast mit Händen zu greifen. Sie befreit Camillo nicht nur von seiner Schuld, sondern gibt ihm Schwung, sein

Feuer wieder neu zu entfachen. Camillo auf den Knien steht wieder auf. Mit dem Moment, in dem Camillo wieder steht und er sich umdreht zum Ausgang der Kirche hin, bricht eine neue Idee sich Bahn, ein Lächeln auf seinen Lippen, ein Blitzen seiner Augen, und oft ist das erste Schritt auf einen neuen Abgrund hin. Camillo brennt, immer, aber er dreht sich die Wirklichkeit natürlich wie wir alle gerne so wie es ihm passt. Von dieser Sünde gibt es kaum ein Entrinnen. Und vielleicht brauchen wir das ja auch, denn wenn wir die Wirklichkeit immer so ungeschminkt vor Augen haben, wie sie in Wahrheit ist, ersticken wir das Feuer bevor es richtig brennt. Das weiß Gott auch. Weit wichtiger ist, dass wir nicht lau werden, sondern dem Feuer Nahrung geben. Martin Luther ist ein typisches Beispiel, er wollte lieber kräftig sündigen, denn nichts tun. Aber natürlich nicht bockstarrig. Genauso wichtig ist, immer wieder innezuhalten, auf Gott zu hören. Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir. 21 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron. Wenn uns das nicht Mut macht, dann weiß ich auch nicht.