12 Und am ersten Tage der Ungesäuerten Brote, da man das Passalamm opferte, sprachen seine Jünger zu ihm: Wo willst du, dass wir hingehen und das Passalamm bereiten, damit du es essen kannst? 13 Und er sandte zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Geht hin in die Stadt, und es wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Krug mit Wasser; folgt ihm, 14 und wo er hineingeht, da sprecht zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist die Herberge für mich, in der ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? 15 Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der schön ausgelegt und vorbereitet ist; und dort richtet für uns zu. 16 Und die Jünger gingen hin und kamen in die Stadt und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passalamm. 17 Und am Abend kam er mit den Zwölfen. 18 Und als sie bei Tisch waren und aßen, sprach Jesus: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. 19 Da wurden sie traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich's? 20 Er aber sprach zu ihnen: Einer von den Zwölfen, der mit mir seinen Bissen in die Schüssel taucht. 21 Der Menschensohn geht zwar hin, wie von ihm geschrieben steht; weh aber dem Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird! Es wäre für diesen Menschen besser, wenn er nie geboren wäre. 22 Und als sie aßen, nahm er das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. 23 Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. 24 Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird. 25 Wahrlich, ich sage euch, dass ich nicht mehr trinken werde vom Gewächs des Weinstocks bis an den Tag, an dem ich aufs Neue davon trinke im Reich Gottes.
26 Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg. Das die Geschichte der Einsetzung des Heiligen Abendmahls, so wie sie der Evangelist Markus uns überliefert hat. Es beginnt wie gewohnt. In Jerusalem wird wie jedes Jahr das Passafest gefeiert. An diesem Fest erinnert sich das Volk an den Auszug aus Ägypten und ganz besonders an die Nacht, in der das geschehen ist. Immer wieder waren Mose und Aaron vor den Pharao getreten und haben von ihm gefordert, er solle das Volk Israel aus der Sklaverei entlassen und in ein anderes Land ziehen lassen. Wer ermächtigt dich Mose, eine solche Forderung an mich zu stellen erwiderte der Pharao. Der Gott Israels, der mächtiger ist als du und alle deine Götter, war die unerschrockene Antwort Moses. Gib mir ein Zeichen Deiner Macht, forderte der Pharao. Mose warf seinen Stab auf den Boden und sogleich wurde eine Schlange daraus. Der Pharao zeigte sich wenig beeindruckt, winkte seine Priester herbei, die ebenfalls ihre Stäbe auf den Boden warfen, die sich genauso in Schlangen verwandelten, wie es der Stab des Mose es vorher getan hatte. Triumphierend und überheblich schaute der Pharao Mose an. In diesem Augenblick verschlang die Schlange des Mose die anderen Schlangen. Auch jetzt zeigte sich der Pharao wenig beeindruckt. Er blieb dabei und lehnte die Forderung des Mose ab. Insgesamt zehn Mal trat Mose vor den Pharao und forderte immer wieder: Lass mein Volk ziehen. Jedes Mal war eine der berühmten zehn Plagen seinem Besuch vorausgegangen. Der Pharao blieb trotzdem hart. Erst die 10. Plage brachte ihn zum Umdenken. In der Nacht ging ein Engel des Herrn im Lande Ägypten umher und tötete in jedem Haus den erstgeborenen Sohn. Auch vor dem Haus des Pharao machte er nicht halt. Nur an den Häusern der Israeliten zog der Engel vorüber, woher dieses Fest seinen Namen hat. Passa, vorübergehen.
Den Israeliten hatte Gott befohlen ein Lam zu schlachten und mit dem Blut die Pfosten ihrer Türen zu bestreichen. Das war das Zeichen für den Engel, an diesem Haus vorüber zu gehen. Seit diesem Tag feiern die Juden das Passafest. Und so war es auch an jenem Abend in Jerusalem, als Jesus mit seinen Jüngern das Fest feiern wollte. Zunächst ist alles so wie immer. Ein geeigneter Saal wird gefunden und das Passalamm wird zubereitet. In dieser Nacht bekommt das Fest aber einen völlig neuen Sinn. Jesus bezieht das Abendmahl nicht auf die Befreiung in Ägypten sondern auf seinen bevorstehenden Tod am Kreuz. Schlimmer noch, Jesus eröffnet das Mahl mit einer furchtbaren Anschuldigung: Wahrlich, ich sage euch: Einer unter euch, der mit mir isst, wird mich verraten. Und der Evangelist Markus berichtet: Da wurden die Jünger traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich's? Bin ich s?, diese Frage geht dem Abendmahl voraus. Ich denke wir können gar nicht oft genug daran erinnert werden, genau diese Frage zu stellen: Bin ichs? Allzu gerne zeigen wir mit dem Finger auf andere. Es wäre durchaus denkbar gewesen, dass die Jünger zunächst geantwortet hätten, das wird bestimmt der Andreas, der Petrus oder der Jakobus sein. Man kann sich leicht vorstellen, wie sie darüber in Streit geraten und mit wilden gegenseitigen Beschuldigungen übereinander herfallen. So war es aber nicht. Der Evangelist Markus berichtet: Da wurden die Jünger traurig und sagten zu ihm, einer nach dem andern: Bin ich's? Diese Frage gehört zum Abendmahl genauso dazu wie die Einsetzungsworte. In der katholischen Kirche wird verlangt, dass die Gläubigen vor dem Empfang der Kommunion zur Beichte gehen.
Auch Luther hat daran festgehalten. Er hat in Wittenberg die Ohrenbeichte wieder eingeführt, die sein Kollege Karstadt gerade abgeschafft hatte. Zu unserer Liturgie gehört ein Beichtgebet. Im Gebet stellen wir uns selbst die Frage, worin wir gefehlt haben, was wir schuldig geblieben sind und wo wir auch schuldig wurden. Darauf folgt die Bitte um Vergebung und die Absolution, die Lossprechung durch den Pfarrer: Im Namen des Vaters des Sohnes und des Heiligen Geistes, eure Sünden sind Euch vergeben. Es geht nicht darum, wie schwerwiegend unsere Verfehlungen sind. Was kann man schon mit dem Verrat des Judas vergleichen? Es geht darum, dass wir uns unserer Schwächen und Fehler bewusst werden. Das wir nach uns selber fragen: Bin ich s und nicht auf andere Zeigen, der war s. Nur wer zu seinen eigenen Fehlern steht und sie als Fehler erkennt, kann aus ihnen auch lernen. Nur wer sich seiner eigenen Schuld auch bewusst ist, kann erfahren und erleben, was Vergebung bedeutet. Wer glaubt, er habe alles richtig gemacht und braucht deshalb auch keine Vergebung, der braucht auch kein Abendmahl oder der ist noch nicht reif für das Abendmahl und sollte nicht daran teilnehmen. Das Eingeständnis der Schuld und bitte um Vergebung ist die Voraussetzung für das Abendmahl. Im Abendmahl manifestiert sich eine Gemeinschaft, in deren Mitte Jesus Christus steht. Als Christen glauben wir, das Jesus alle Schuld auf sich nimmt. Er stirbt am Kreuz nicht für seine Sünden, es heißt, er war ohne Schuld, sondern für unsere Sünden. Er stirbt, damit wir Vergebung erfahren. Sein Tod am Kreuz ist ein Geschenk an uns. Aus dieser Vergebung heraus können wir leben. Weil wir wissen, dass uns die Vergebung erwartet, dass wir im Abendmahl auch sie Lossprechung hören und erfahren, können wir uns angstfrei und ehrlich diese Frage stellen: Bin ich s?
Wir können freimütig zu unseren Verfehlungen stehen und vor Gott treten in der Erwartung, dass er uns nicht verstößt sondern uns mit seiner Gnade begegnet, die begründet ist durch Jesus Christus und seinem Tod am Kreuz. Amen