Göllingen, Wipperdurchbruch zwischen Seega und Günserode sowie Bilzingsleben

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Transkript:

Göllingen, Wipperdurchbruch zwischen Seega und Günserode sowie Bilzingsleben Einmalige Baudenkmale, faszinierende Natur und die ältesten Menschenreste der Region A. Müller, 2015

Turm der Klosterkirche von Göllingen. Der im maurischen Stil errichtete Bau gehört zu den großen Raritäten mittelalterlicher Baukunst der Region. Links: Üppige Vegetation mit Kugeldisteln auf Hochfläche der oberhalb des Kohnsteins. Rechts: sonnenexponierter Muschelkalkhang über der Wipper bei Günserode. Unter Ausbildung eines engen Durchbruchstals hat die Wipper den Muschelkalk der Hainleite durchschnitten. Das Tal zwischen Seega und Günserode bietet eindrucksvolle Landschaftsbilder und die sonnigen Hänge beheimaten eine interessante Flora. Südlich des Wipperdurchbruchs fallen die Hänge der Hainleite sanft zum Thüringer Becken ab. Karstwässer aus dem Muschelkalk ließen im Quartär Travertine entstehen, in denen die ältesten menschlichen Spuren in der Region fossil erhalten geblieben sind. Bei Bilzingsleben kann man heute die Ausgrabungsstätte besichtigen und etwas über den etwa 370.000 Jahre alten Homo erectus bilizingslebenensis erfahren. Die interessante Region schließt sich südlich an die Karstregion des Kyffhäusers an. Von dort aus überquert man bei Göllingen die Ausläufer der Windleite. Der kleine Ort hat eine Besonderheit zu bieten, die man keinesfalls verpassen sollte: 2

Im Gelände der Klosterruine St. Wigbert ist unter anderem noch der Glockenturm erhalten geblieben. Der Turm wurde im maurischen Stil errichtet und gilt als einziges Bauwerk dieser Art nördlich der Alpen. Von Göllingen aus erreicht man bald den Ort Seega und nach kurzer Strecke durch das Tal mit seinen besonnten Muschelkalkhängen Günserode. Der kleine Ort ist ein idealer Ausgangspunkt für eine Exkursion zu den Hochflächen über den Muschelkalkhängen auf der nördlichen Talseite. Zwischen dem schroff zur Wipper abfallenden Kohnstein und dem Pfarrkopf breitet sich ein abwechslungsreiches Gelände aus. Die Muschelkalkhänge selbst tragen eine Vegetation aus artenund orchideenreichen Trockenrasen und thermophilen Gebüschen. Auf den Hochflächen darüber wechseln sich Magerwiesen, Gehölze und Gebüsche ab. Auch manche Wege werden von Gebüschen gesäumt. Oft sind noch Reste alter Streuobstwiesen zu sehen. Dahinter baut sich ein Laubwald mit wechselndem Baumbestand auf. Manche trockenen Flächen bieten auch Raum für Kieferngruppen. Muschelkalkuntergrund, Sonnenexposition und abwechslungsreiche Vegetation sorgen für einen großen Artenreichtum in der Flora. Die Orchideenflora der Gegend zieht jährlich zahlreiche Besucher 1 Großblütige Braunelle (Prunella grandiflora), 2 Ausdauernder Lein (Linum perenne), 3 Acker-Wachtelweizen (Melampyrum arvense), 4 helle Variante des Kamm-Wachtelweizens (Melampyrum cristatum) und 5 Purpur-Knabenkraut (Orchis purpurea). Arzenei-Haarstrang (Peucedanum officinale). an. Aber auch jenseits der Orchideen kann man auf manche botanische Rarität stoßen. Es lohnt sich also, reichlich Zeit und Muße mitzubringen. Auch wenn die Wegstrecke konditionell keine zu hohen Anforderungen stellt, kann man hier viel 3

Herbstlicher Gebüschsaum und angrenzende, pilzreiche Magerwiese. Seltene Dickröhrlinge, 1 Wurzelnder Bitterröhrling (Boletus radicans), 2 Satansröhrling (Boletus satanas). In einer Talenge des Wipperdurchbruchs liegt der kleine Ort Günserode - ein idealer Ausgangspunkt für Exkursionen in die Umgebung. Zeit mit interessanten Beobachtungen zubringen und oft ist selbst ein Tag zu kurz. Im Frühling und Sommer sind es eher seltene Pflanzenarten, die besonderes Interesse erregen. Doch bereits im Sommer sind auch etliche Seltenheiten der Pilzflora zu finden, die aber dann im Herbst, in der Hauptpilzsaison, mit einer besonderen Diversität aufwarten kann. Es liegt also an der Jahreszeit, was man beobachten kann. Zwischen April und Oktober ist immer etwas Interessantes zu finden. Ein Rundweg beginnt am besten in Günserode an der Wipper. Entlang des Flüsschens wandert man um die Wipperschleife herum und steigt dann über einen Wanderweg auf die Höhen. Dort geht es zunächst weiter zum Kohnstein mit einer hervorragenden Aussicht in das Tal. Vom Kohnstein wandert manwieder zurück über ein abwechslungsreiches Gelände mit Wiesen, Gebüschen und Gehölzen in Richtung Osten zum Pfarrkopf. Auf Schritt und Tritt begleiten die Exponenten einer interessanten Flora den Weg. In der Nähe des Pfarrkopfes erreicht man einen Weg hinab und zurück nach Günserode. Vom Pfarrkopf aus kann man aber noch eine weitere Strecke auf der Hochfläche anhängen und über ein Seitental östlich von Günserode zum Ort zurückkehren. Von Günserode aus ist es mit dem PKW ein kurzer Abstecher nach Bilzingsleben. Die Straße führt zunächst hinauf auf die 4

Ausgrabungsort Steinrinne bei Bilzingsleben. In dem Travertin-Steinbruch wurden Reste des Homo erectus bilzingslebenensis gefunden. Ein Teil der Grabungsfläche ist überdacht und geschützt. Von April bis Oktober (10-16.00 Uhr) kann man einen Blick auf eine Schichtfläche mit zahlreichen Großsäugerknochen werfen den musealen Erläuterungen folgen. Hochfläche der sanften Südabdachung des Hainichs. Oben angekommen, erfährt man einen radikalen Landschaftswechsel. Das Gelände wechselt zu einer offenen, von Feldern dominierten Landschaft mit weitem Blick in das Thüringer Becken. Geologisch hat man den Unteren Muschelkalk hinter sich gelassen und bewegt sich auf Oberem Muschelkalk. Ein Blick auf ausgepflügtes Gestein an den Rändern der Felder kann sich lohnen. Neben anderen Fossilien sind zuweilen auch gute Exemplare von Ceratiten zu finden. Von Bilzingsleben aus ist es nur ein kurzes Stück Fahrt bis zur Steinrinne, dem Fundort der ältesten Thüringer. Früher wurde dort Travertin abgebaut. Später erfolgten umfangreiche Ausgrabungen, nachdem Reste des Homo erectus gefunden wurden. Heute erinnert eine museale Einrichtung an die legendäre Jagd nach den ältesten Menschen der Region. Sie ist von April bis Oktober geöffnet und ein Besuch ist unbedingt zu empfehlen. Blick vom flachen Südhang der Hainleite über Bilzingsleben in das Thüringer Becken. 5