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Transkript:

Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. Infobrief 01 / 18 1. Januar 2018 Liebe Freunde der brandenburgischen Dorfkirchen, sehr geehrte Damen und Herren, der aktuelle Rundbrief des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg informiert Sie über folgende Themen: 1. Dorfkirche des Monats Oktober Kunow (UM) 2. Gedenkfeier für Ehrenvorsitzenden des FAK Angus Fowler 3. Sanierung der Kirche in Lauta-Dorf bald abgeschlossen 4. Protest gegen geplanten Verkauf der Dorfkirche Döllingen (EE) 5. Buchtipp des Monats: Kirchen zwischen mittlerer Elbe und Bober. Untersuchungen zu Aspekten der Bodendenkmalpflege und Baugeschichte. Frieden sei mit Euch! Türklinke am Portal der Dorfkirche Lunow (BAR); Foto: Bernd Janowski Ein gutes und vor allem friedliches neues Jahr mit Glück, Gesundheit und Gottes Segen sowie mit weiteren Erfolgen in unserem gemeinsamen Bemühen um die Bewahrung unserer Kirchengebäude wünscht Ihnen Der Vorstand des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. 1

Dorfkirche des Monats Januar 2018 Kunow (Uckermark) Foto: Michael Riedel Kein Jahr ohn Gefahr. Dieser Spruch ist auf einem der insgesamt 61 Bilder zu lesen, die das Gestühl der Dorfkirche Kunow schmücken. Angesichts der immer unübersichtlicher werdenden Welt rings um uns her könnten diese Worte, gemeinsam mit dem zugehörigen Bild, auch als Neujahrsgrußkarte verschickt werden. Das zugehörige Zitat aus Psalm 12 ( Klage über die Macht der Bösen ) jedoch relativiert den fatalistischen Grundton; in Vers 7 heißt es: Die Rede des HERRN ist lauter wie durchläutert Silber im irdenen Tiegel, bewähret siebenmal. In diesem Sinne bemühen wir uns, optimistisch in das neue Jahr 2018 zu blicken. Urkundlich erstmalig erwähnt wird der nahe der Stadt Schwedt gelegene Ort Kunow im Jahr 1281, als der pommersche Herzog Bogislaw IV. dem Gartzer Nonnenkloster das Patronat an der Kirche bestätigte. Diese Kirche, entstanden wohl in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts, ist ein typischer uckermärkischer Feldsteinbau mit eingezogenem rechteckigen Chor und einem schiffbreiten Westturm. Der Turmaufsatzz in Fachwerktechnik mit verbrettertem Aufsatz und einem charakteristischen Spitzhelm entstand bei einem Umbau 1737/38. Am Mauerwerk, speziell an der Südseite des Chores, blieben die mittelalterliche Fugengestaltung sowie Fragmente von Putzfriesen im Traufbereich erhalten. Der Besucher betritt das Kirchengebäude über das bauzeitliche, zweifach gestufte Westportal. Ein ursprünglicher Spitzbogen zwischen Turmuntergeschoss und Kirchenschiff wurde später vermauert; erhalten blieb jedoch der ebenfalls spitzbogige Triumphbogen, der Schiff und Chor voneinander trennt. An der Nordwand des Chores sind Reste mittelalterlicher Wandmalerei erhalten. Ansonsten bestimmt den Raumeindruck unter einer flachen Holzdecke eine bemerkenswerte barocke Ausstattung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der Altaraufsatz mit reichem Schnitzwerk und Malereien wurde 1719 vom Tischlermeister Christian Wiese gefertigt; das Kreuzigungsbild im Mittelfeld schuf der vermutlich in Stettin wirkende Maler G. Steyn, wie eine Signatur des Gemäldes verrät. Auf Bildnismedaillons an den Altarwangen ist das Ehepaar von Wolde als Patronatsfamilie und Stifter verewigt; ihr Wappen findet sich im Giebelaufsatz des Retabels. Den qualitätsvollen Taufengel schuf der ebenfalls in Stettin beheimatete Bildschnitzer Erhardt Löffler. Im Zuge der Spendenaktion Menschen helfen Engeln konnte er vor kurzem gesichert und restauriert werden. Bei dieser Gelegenheit erhielt er auch seine originale Farbigkeit zurück, die im 19. Jahrhundert durch einen weißen Anstrich überdeckt wurde. 2

Foto: Bernd Janowski Der eigentliche Schatz von Kunow (so eine Überschrift aus der Märkischen Oderzeitung) ist jedoch der eingangs erwähnte, etwa um 1725/30 entstandene, originelle Gemäldezyklus, der das barocke Kastengestühl der Kunower Dorfkirche schmückt. Als Vorlage für die Abbildungen dienten Sinnbilder, die der Stettiner Theologe Daniel Kramer unter dem Titel Emblemata sacra publiziert hatte. Das Leitmotiv des auf den ersten Blick für den heutigen Betrachter ein wenig befremdlich wirkenden Bildprogramms bildet das Herz als Symbol des gläubigen Individuums. Bei genauerem Hinsehen zeugen die Bildfelder von einem äußerst subtilen Humor, einer spielerischen Heiterkeit, aber auch von einem melancholischen Wissen um die Vergeblichkeit menschlichen Strebens. Nachdem in den vergangenen Jahren das Kirchengebäude selbst grundlegend saniert werden konnte, ist es an der Zeit, auch die Bewahrung dieses in Brandenburg einmaligen barocken Bilderzyklus ins Auge zu fassen. Vor wenigen Wochen, zum Beginn der Adventszeit, startete der Förderkreis Alte Kirchen seine alljährliche Spendenaktion Vergessene Kunstwerke für die Erhaltung des Kunower Bilderschatzes. Das Ergebnis bis jetzt ist überwältigend, wofür wir herzlich Danke sagen! Vermutlich kann bereits im Frühjahr mit den Restaurierungsarbeiten begonnen werden. Für weitere Spenden sind wir vor allem aber auch die örtliche Kirchengemeinde und der rührige Kunower Dorfverein dankbar! Ihre Spende: Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. IBAN: DE94 5206 0410 0003 9113 90 Stichwort: Kunow Gedenkfeier für Ehrenvorsitzenden des FAK Angus Fowler Die Trauerfeier für unseren am 10. Dezember verstorbenen Ehrenvorsitzenden Angus Fowler findet am Freitag, dem 26. Januar 2018 um 15 Uhr in der Berliner Sophienkirche (Große Hamburger Str. 30; 10115 Berlin) statt. 3

Sanierung der Kirche in Lauta-Dorf (Landkreis Bautzen) abgeschlossen Foto: Bernd Janowski Die umfangreiche Sanierung der Dachkonstruktion an der Kirche in Lauta-Dorf ist abgeschlossen. Tragende Balken im Dachstuhl waren völlig marode und mussten ausgetauscht bzw. ergänzt werden. Möglich wurde die Instandsetzung durch eine Förderung aus dem LEADER-Programm der Europäischen Union. Neben weiteren Eigenmitteln konnte die Kirchengemeinde mehr als 36.000 Euro an Spenden einwerben. An der Finanzierung beteiligte sich auch der Förderkreis Alte Kirchen. Für das kommende Jahr ist eine Reparatur der maroden Kirchenfenster geplant. Protest gegen geplanten Verkauf der Dorfkirche Döllingen (EE) Foto: S. John / Wikipedia Da in der Dorfkirche Döllingen (Landkreis Elbe-Elster; etwa 5 km nordöstlich von Elsterwerda) seit mehreren Jahren keine Gottesdienste mehr stattfinden, beschloss der zuständige Gemeindekirchenrat des Sprengels Plessa, das Gotteshaus zu verkaufen. 4

Nachdem die Lausitzer Rundschau am 24. November über die geplante Veräußerung des Gotteshauses berichtet hatte, regte sich nun Protest in dem Dorf mit etwa 400 Einwohnern. An einer Lichterandacht am 3. Adventssonntag nahmen etwa 50 Einwohner aus dem Ort und aus der Umgebung teil. Der anschließende Gottesdienst war mit etwa 70 Teilnehmern außerordentlich gut besucht. Darüber hinaus haben sich die Besucher mit ihrer Unterschrift für den Erhalt der Döllinger Kirche als Gotteshaus unter dem Dach der evangelischen Kirche und somit gegen die Entwidmung und den geplanten Verkauf ausgesprochen. Unterstützt wurde die Aktion von der Landtagsabgeordneten Anja Heinrich (CDU). Die Döllinger Dorfkirche ist ein kleiner verputzter Saalbau aus dem Jahr 1739 mit zentralem Dachreiter auf einem hohen Mansardwalmdach. Buchtipp des Monats: Kirchen zwischen mittlerer Elbe und Bober. Untersuchungen zu Aspekten der Bodendenkmalpflege und Baugeschichte. Wann genau wurden eigentlich die zahlreichen mittelalterlichen Gotteshäuser in Brandenburg und den angrenzenden Regionen gebaut? Während in der populären Regionalliteratur die zeitlichen Einordnungen spätromanisch, frühgotisch oder spätgotisch munter durcheinander purzeln, bleiben auch die seriösen Publikationen und Inventarbände mitunter recht vage. Urkundliche Überlieferungen aus der Zeit der sogenannten Ostkolonisation existieren so gut wie überhaupt nicht. Bisher waren es zumeist kunsthistorische Einschätzungen, die Antworten auf diese Frage geben sollten. Durch seit einigen Jahren mögliche dendrochronologische Untersuchungen mussten in der letzten Zeit etliche Daten korrigiert werden. Eine weitere, in der Regel ergänzende Möglichkeit, Aufschlüsse über den Kirchenbau der damaligen Zeit zu bekommen, bietet die Kirchenarchäologie. Bereits in den vergangenen Jahrhunderten gab es Aufzeichnungen über archäologische Funde in und an Kirchengebäuden, doch wurden diese in der Regel von Laien geborgen, ungenügend dokumentiert und eher isoliert betrachtet. Erst seit etwa Ende der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts begannen im Rahmen der Etablierung des Fachgebietes Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit ernsthafte und wissenschaftlich betriebene Ausgrabungen und Untersuchungen. Eine wichtige Rolle spielten Rettungsgrabungen in den devastierten Kirchen der Lausitzer Braunkohlereviere. Für diese Region genauer gesagt für 620 Kirchen- und Kapellenstandorte im historisch überlieferten Archidiakonat Niederlausitz des mittelalterlichen Bistums Meißen legt der Prähistoriker Markus Agthe nun eine umfangreiche Dokumentation vor, die überraschende und spannende Einblicke bietet in die Entwicklung einer Region, die von der Geschichtsschreibung bisher eher stiefmütterlich behandelt wurde. Grundlage der Publikation bilden die zahlreichen archäologischen und bauhistorischen Forschungen, die in den vergangenen Jahrzehnten bei Instandsetzungs- und Sanierungsarbeiten im Untersuchungsgebiet durchgeführt wurden. Wertvolle Hinweise lieferten auch die bereits erwähnten Ausgrabungen im Braunkohlegebiet; die nach der sogenannten Wende möglich gewordenen umfangreichen Untersuchungen der abgebrochenen bzw. teilweise umgesetzten Kirchen in Wolkenberg und Horno waren zumindest für Archäologen und Bauforscher ein Glücksfall. 5

Markus Agthe beginnt seine Arbeit mit einer für den Leser interessanten Einführung in die Praxis der Bodendenkmalpflege und erläutert Technik, Methodik und Möglichkeiten der Kirchenarchäologie, die laut einem Zitat in der Einführung von ihm selbstironisch eher einem Koloss auf tönernen Füßen als einem soliden wissenschaftlichen Gebäude auf tragfähigen Fundamenten verglichen wird. In der anschließenden ausführlichen Zusammenstellung der archäologischen Untersuchungen in und an Kirchen wird das Zitat fast schon ad absurdum geführt; und die Lektüre der Auswertung der erzielten Untersuchungsergebnisse birgt bereits wertvolle Erkenntnisse, die eine völlige Umschreibung der mittelalterlichen Besiedlung der Untersuchungsregion zwar nicht nötig machen, aber doch erheblich mehr Licht in eine Zeitspanne bringt, die bisher zum großen Teil auf Spekulationen beruhte. Einen Schwerpunkt der Arbeit bildet die Darstellung und Auswertung von Befunden, die auf die Existenz von hölzernen Vorgängerbauten der heutigen zumeist steinernen Gotteshäuser hinweisen. Inzwischen ist es erwiesen, dass die Siedler, die im Untersuchungsgebiet aus westlichen, aber auch südlichen und südöstlichen Gebieten in die Niederlausitz kamen, im Zuge der Neugründung von Dörfern in der Regel sofort auch eine hölzerne Kirche errichteten, um von Beginn an regelmäßig Gottesdienste feiern zu können. Dendrodaten weisen darauf hin, dass die Besiedlung mancherorts bereits früher begann, als bisher angenommen; teilweise liegen Befunde bereits aus der Mitte und der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts vor. Eine in der bisherigen Geschichtsschreibung häufig kolportierte Überprägung slawischer Kultstätten durch christliche Sakralbauten verweist Markus Agthe mangels durchweg fehlender archäologischer Hinweise ins Reich der Legende. Während in einigen Orten noch ein zweiter, zumeist größerer, hölzerner Vorgängerbau errichtet wurde, begann andernorts bereits eine Generation später der Bau repräsentativer steinerner Gotteshäuser, wobei deutliche regionale Unterschiede auszumachen sind. Die Publikation wird beschlossen durch einem umfangreichen Katalogteil mit ausführlichen historischen und kunsthistorischen Angaben zu 622 Kirchen und Kapellen, wobei auch heute nicht mehr existierende Sakralbauten und Objekte, die lediglich in alten Urkunden oder Chroniken erwähnt sind, Berücksichtigung finden. Immer wieder weist Markus Agthe darauf hin, dass es auch weiterhin dunkle Flecken in der Geschichte der Besiedlung, des Kirchenbaus und der kirchlichen Organisation der Region gibt. Die vorliegende Dissertation ist jedoch mehr als nur eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse und wird mit Sicherheit die Grundlage für weitere Forschungen auch in anderen Regionen bieten. Markus Agthe: Kirchen zwischen mittlerer Elbe und Bober. Untersuchungen zu Aspekten der archäologischen Denkmalpflege und Baugeschichte. (= Forschungen zur Archäologie im Land Brandenburg, Band 17; Wünsdorf 2017. ISBN 978-3-910011-84-7; 373 Seiten; mehr als 700 Abbildungen; EUR 111, - Mit freundlichen Grüßen, Ihr Bernd Janowski. Sie können die Arbeit des Förderkreises Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. mit einer Spende unterstützen. Wenn Sie Interesse an einer Mitgliedschaft haben, schicken wir Ihnen gern die notwendigen Unterlagen zu. Wir würden uns freuen, wenn wir über die elektronischen Rundbriefe auch die Kommunikation und den Gedankenaustausch zwischen den Freunden der brandenburgischen Dorfkirchen anregen können. Für Rückmeldungen, Hinweise, Terminankündigungen etc. sind wir Ihnen dankbar. Wenn Sie diesen Rundbrief nicht mehr empfangen möchten, schicken Sie eine kurze Nachricht an: altekirchen.janowski@t-online.de. Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.v. Postfach 024675 10128 Berlin Tel.: 030-4493051 IBAN DE94 5206 0410 0003 9113 90 BIC GENODEF1EK1 Evangelische Bank 6