Organspende in Deutschland Zeit für neue Wege?! Gesundheitskonferenz Goslar 14. November 2018 Alina Röttger
Gliederung Organspende in Deutschland Entwicklung der Organspenden in Deutschland Organisation Organspende und Transplantation in Deutschland Gründe für sinkende Spenderzahlen Lösungsansätze für den Gesetzgeber Zusammenfassung und Diskussion Folie 2
Organspende in Deutschland 251 264 674 Vermittlungspflichtige Spenderorgane 1334 70 1 Folie 3
Organspende und -transplantation Transplantation: Übertragung von Zellen, Geweben oder Organen (Transplantat) auf ein anderes Individuum oder an eine andere Körperstelle zu therapeutischen Zwecken Lühmann, D. (2018) Organtransplantation ist für viele Patienten die einzige Therapie, die das Leben retten oder die Lebensqualität deutlich verbessern kann Rechtliche Regelungen der Organtransplantation: o Transplantationsgesetz (TPG) o Richtlinien der Bundesärztekammer (BÄK) Folie 4
Arten der Organspende 620 2594 Postmortale Organspenden Lebendspenden Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an DSO Jahresbericht 2017, https://www.dso.de/uploads/tx_dsodl/jb_2017_web_01.pdf Folie 5
Voraussetzung zur Organspende Postmortale Organspende Einwilligung zur Organspende (Organspendeausweis, Patientenverfügung, Angehörige) Feststellung des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls Herzstillstand ist nicht ausreichend Ausschluss medizinischer Kontraindikationen Lebendspende Spender und Empfänger müssen sich persönlich nahestehen Gesundheitszustand und medizinische Kriterien Übereinstimmung der Gewebemerkmale Zustimmung einer Ethikkommission Lebendspende ist häufig erfolgreicher; In Deutschland aber nur bei Nieren und Teillebern Folie 6
Prozess der Organspende Quelle: Organspende-info.de, https://www.organspendeinfo.de/organ-undgewebespende/verlauf. Folie 7
Aktuelle rechtliche Lage in Deutschland Im Transplantationsgesetz (TPG) geregelt o Entscheidungslösung in Deutschland o TPG sieht Einwilligung zur Organspende als unabdingbare Voraussetzung Entscheidungslösung ab November 2012 o Ausdrückliche Zustimmung erforderlich (z.b. Organspendeausweis) o Information der Bevölkerung durch die Krankenkassen/ Sensibilisierung für das Thema Alternative Lösungen im Ausland (z.b. Dänemark, Österreich) o Zustimmungslösung: Zustimmung des Verstorbenen/ der Angehörigen muss vorliegen o Widerspruchslösung: Jeder Bürger über 18 Jahren ist automatisch Organspender; Recht der Bürger zum Widerspruch Folie 8
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Entwicklung postmortaler Organspender Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an DSO Jahresbericht 2017, https://www.dso.de/uploads/tx_dsodl/jb_2017_web_01.pdf Folie 10
Entwicklung Lebendspenden Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an DSO Jahresbericht 2017, https://www.dso.de/uploads/tx_dsodl/jb_2017_web_01.pdf Folie 11
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Struktur in Deutschland Quelle: DSO Jahresbericht 2017, https://www.dso.de/uploads/tx_dsodl/jb_2017_web_01.pdf Folie 13
Struktur in Deutschland Organspende Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) 7 Organspenderegionen Finanzierung der DSO über GKV-SV, DKG, BÄK DSO berät Krankenhäuser im Entnahmeprozess Entnahme der Organe in Entnahmekrankenhäusern Organvermittlung Eurotransplant Zusammenschluss von acht europäischen Ländern Zentrale Warteliste der vermittlungspflichtigen Organe Großer Patientenpool Transplantation In Transplantationszentren Jedes Transplantationszentren hat unterschiedliche Transplantationsporgramme Folie 14
Finanzierung der Organspende Organspende selbst wird von der Krankenkasse des Organempfängers bezahlt Quelle: GKV-Spitzenverband, https://www.gkv- spitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/krankenhaeuser/transplantation/organtransplant_tx- Finanzierung_Grafik.pdf, verändert. Folie 15
Rolle der Krankenkassen bei der Organspende Indirekte Finanzierung der Organspende über: o Finanzierung von DSO und Eurotransplant o Bezahlung einer Transplantationspauschale inkl. Aufwandspauschale an Krankenhäuser Krankenkasse des Organempfängers trägt die Kosten Information der Versicherten zum Thema Organspende o Versicherte über 16 Jahre werden alle 2 Jahre von der Krankenkasse zum Thema Organspende informiert und ein Organspendeausweiszur Verfügung gestellt o Information erfolgt seit 2012 (Einführung Entscheidungslösung) Folie 16
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Rückgang der Organspender in Kliniken Fehlende Finanzierung der Prozesse im Krankenhaus Organspende ist aufwändig Belegtes Intensivbett im Spenderkrankenhaus Zu wenig Personal für Organspende und Angehörigengespräche Angehörigengespräche sind aufwändig Ständige Überwachung der Vitalwerte von potenziellen Organspendern Aufwändige Untersuchungen (z.b. Hirnfunktion) Folie 18
Spendebereitschaft der Bevölkerung Hat in den letzten Jahren kontinuierlich abgenommen Quote Organspender je eine Millionen Einwohner: Dtl.: 10,1; Kroatien: 35,8 Wesentliche Gründe der Bürger: Transplantationsskandal 2011 wird häufig als Hauptgrund genannt Verunsicherung der Bevölkerung Befürchtung vor Missbrauch Patientenwille ist häufig nicht dokumentiert Angehörige beeinflussen aktuell ca. 84 % der Spendeentscheidungen Folie 19
Entscheidung zur Organspende Quelle: DSO Jahresbericht 2017, S. 55, https://www.dso.de/uploads/tx_dsodl/jb_2017_web_01.pdf Folie 20
Aktuelle rechtliche Lage Entscheidung der Bürger ist freiwillig Es erfolgt keine zentrale Dokumentation der Entscheidung nicht nachvollziehbar, ob ein Bürger eine Entscheidung getroffen hat Bürger fühlen sich dadurch nicht zur Entscheidung verpflichtet Nur etwa die Hälfte der Bürger hat eine Entscheidung getroffen (58%) davon haben weniger als die Hälfte diese auch dokumentiert (38%) Folie 21
Einfluss rechtliche Lage auf Spendebereitschaft Quelle: Eigene Darstellung, in Anlehnung an: http://www.krankenkassen.de/ausland/organspende/, http://www.irodat.org/img/database/pdf/irodat%20newsletter%20final%202016.pdf Folie 22
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Rechtliche Handlungsoptionen Einführung der Widerspruchslösung in Deutschland Entscheidungslösung hatte nicht gewünschten Effekt Einige Politiker sprechen sich mittlerweile ebenfalls für Widerspruchslösung aus insb. Jens Spahn Deutsche Ärztetag (Mai 2018) befürwortet Widerspruchslösung Die Einführung der Widerspruchslösung würde die Bürger stärker zur Auseinandersetzung verpflichten; Wahl würde aber erhalten bleiben Bundestag hat sich allerdings bereits 2011 gegen die Widerspruchslösung ausgesprochen Gesetzesänderung wäre erforderlich Folie 24
Widerspruchslösung in der Politik Quellen: https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/organspende/article/970860/organspende-spahn-befeuertdebatte-widerspruchsloesung.html, https://www.tagesschau.de/inland/spahn-organspende-103.html, https://www.tagesspiegel.de/politik/organspende-debatte-spahn-fuer-widerspruchsloesung/22987630.html Folie 25
Weitere Rechtliche Handlungsoptionen Vereinbarungen mit Krankenhäusern o Qualitätskriterien, Wirtschaftlichkeitsanreize etc. Verbindliche Freistellungsregelungen für Transplantationsbeauftragte o Landesrecht; Ausführungsgesetze noch nicht flächendeckend vorhanden (Niedersachsen: Mindestens 50%-Freistellung der TX-Beauftragten verabschiedet) Neuer Gesetzesentwurf sieht bessere Vergütung der Kliniken vor: o Stärkung der Stellung der Transplantationsbeauftragten o Bessere Bezahlung der Kliniken für Infrastruktur o Flächendeckendes Berichtssystem Organentnahme nach Herzstillstand o Herzstillstand nach erfolgloser Reanimation z.b. nach Schlaganfall, Herzinfarkt o Vorbilder: Österreich, Belgien, Niederlande Folie 26
Weitere Handlungsfelder im Bereich Organspende Alternativen zur klassischen Transplantation: o Technische bzw. maschinelle Organunterstützungs- und Organersatzsysteme o Xenotransplantation Verlängerung des Transplantatüberlebens: o Engmaschige Betreuung der Patienten o Richtige medikamentöse Einstellung o Patientencompliance Folie 27
NTX360 - Nierentransplantationsnachsorge o Projekt zur Nachsorge von Nierentransplantierten o Wesentliche Inhalte des Projekts: Fallmanagement Elektronische Fallakte Televisiten Psychosomatisches Assessment Sportmedizin o Ziele des Projekts: Transplantat-und Patientenüberleben verlängern Lebensqualität und Adhärenz der Patienten erhöhen Schwerwiegende Komplikationen vermeiden Quelle: https://ntx360grad.de/ Folie 28
Gliederung Organspende in Deutschland Entwicklung der Organspenden in Deutschland Organisation Organspende und Transplantation in Deutschland Gründe für sinkende Spenderzahlen Lösungsansätze für den Gesetzgeber Zusammenfassung und Diskussion Folie 29
Zusammenfassung Organspende ist ein sensibles Thema für alle Betroffenen Spendebereitschaft in Deutschland sinkt seit Jahren Struktur und Finanzierung zeichnet sich durch unterschiedliche Organisationen aus Viele treffen keine (schriftliche) Entscheidung zur Organspende, sondern überlassen die Entscheidung den Angehörigen Angehörige spielen eine wichtige Rolle Mögliche rechtliche Ansatzpunkte: o Einführung der Widerspruchslösung o Organentnahme nach Herzstillstand o Vereinbarungen mit Krankenhäusern Folie 30
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Welche Rückfragen gibt es? Folie 31
Wichtigste Quellen https://www.tagesschau.de/inland/spahn-organspende-103.html https://www.dso.de/uploads/tx_dsodl/jb_2017_web_01.pdf https://ntx360grad.de/ http://www.krankenkassen.de/ausland/organspende/ https://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/organspende/article/970860/organspendespahn-befeuert-debatte-widerspruchsloesung.html https://www.tagesspiegel.de/politik/organspende-debatte-spahn-fuerwiderspruchsloesung/22987630.html https://www.gkvspitzenverband.de/media/dokumente/krankenversicherung_1/krankenhaeuser/transplantation/org antransplant_tx-finanzierung_grafik.pdf http://www.irodat.org/img/database/pdf/irodat%20newsletter%20final%202016.pdf Folie 32
Diskussion Führt in Deutschland noch ein Weg an der Widerspruchslösung vorbei?! Folie 33