Predigt am 26.Mai 2019 in der Johanneskirche; Thema: Beten im Namen Jesu; Michael Paul

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Transkript:

Predigt am 26.Mai 2019 in der Johanneskirche; Thema: Beten im Namen Jesu; Michael Paul Joh.16,23b-28 +33 Jesus Christus spricht: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. 24 Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei. 25 Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Stunde, da ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. 26 An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten werde; 27 denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. 28 Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater. 33 Dies habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Liebe Schwestern und Brüder, Rogate, betet, so heißt der heutige Sonntag. Betet!, so sagt es Jesus hier auch in seiner Abschiedsrede von seinen Jüngern. Bittet, so werdet ihr empfangen! Christliches Leben, Leben nach Ostern ist betendes Leben, Leben das nach Gott hungert und von Gott empfängt. Nun ist dieses Betet hier aber nicht zuerst als Auftrag gemeint. Jesus sagt nicht, dass wir beten sollen oder sogar müssen. Beten ist kein MUSS, wie es in diesem Fernsehfilm zu sehen war, als der Vater seinen Sohn abstrafte, weil er beim Tischgebet nicht ganz bei der Sache war. Wie viel ist auch in Dir schon mit solchem MUSS zum Gebet verdorben worden? Und ich denke auch an den einen Bibelabend mit den Iranern: Auch dort haben wir über das Gebet gesprochen. Und ich spürte plötzlich einen eigenartigen Widerstand meiner iranischen Geschwister diesem Thema des Gebets gegenüber, denn im Iran mussten einige von ihnen feste Gebetszeiten und strenge Regeln in Bezug auf das Gebet einhalten. Vielleicht wird dem Glauben nirgends mehr Gewalt angetan als an den Orten, wo man Menschen zum Beten zwingt. Vielleicht haben manche von uns deshalb solche Schwierigkeiten, Gott zu vertrauen, ihn zu lieben, weil sie zum Beten gezwungen worden sind. Für Jesus ist Beten hier kein Auftrag, kein Zwang. Beten ist vielmehr VERHEISSUNG! Beten ist für Jesus sogar die Quelle der Freude. Bittet, so werdet ihr empfangen, auf dass eure Freude vollkommen sei. Beten öffnet die Tür der vollkommenen Freude. Wie Beten ein Quellort der Freude werden kann, ist mir vor anderthalb Jahren

deutlich geworden. Eine Schulklasse saß damals vor mir. Es waren hauptsächlich Schüler aus entchristlichten Häusern. Ein Junge fragte damals: Was machen Sie eigentlich hier in der Kirche? Machen Sie auch Exorzismen, Dämonenaustreibungen? Die anderen lachten! Ich sagte: Ja, Exorzismen machen wir hier auch. Bei uns werden die bösen Geister der schlimmen Einreden ausgetrieben. Du kannst nichts!, Du taugst nichts! Denn zu denen ist Jesus gekommen, die das immer gesagt bekommen haben, dass sie nichts taugen, nichts wert sind. Da sagte einer der Jungs im Hintergrund: Das habe ich auch immer zu hören bekommen: Du bist nichts. Ich entgegnete: Jesus und der Gott, von dem Jesus spricht, denken so über keinen Menschen: Du bist nichts! Im Gegenteil: Er hat in jedem Menschen einen unendlichen Schatz gesehen. Nach dem Gespräch sagte ich dann zu den Schülern: Dort hinten steht ein kleiner Tisch bei der Säule mit Kerzen. Ihr könnt, wenn Ihr wollt, dort noch eine Kerze anzünden und ein Gebet sprechen. Eigenartigerweise ließ sich keiner der Schüler dieses Angebot entgehen. Es war richtig still geworden. Und am Ausgang sagte dann einer der Schüler, - war es der, der vorher sich zu Wort gemeldet hatte? Herr Pfarrer, ich habe eben das erste Mal gebetet! Beten aus Freiheit heraus! Beten, weil man Raum hat, Raum bei einem liebenden Herzen. Thomas von Aquin sagt: Das Gebet ist der Atem der Seele. Beten als Quellort der Freude: Wie kann Beten zur Freude werden? Dazu zwei Punkte! 1. Beten führt zur Freude, weil wir Eingang im liebenden Herzen Gottes haben. Ihr Lieben, was ist da im Tiefsten geschehen, dass dieser Schüler, der nach eigenen Worten noch nie gebetet hatte, plötzlich eine Kerze nimmt und in unserer Johanneskirche ein Gebet spricht? Vielleicht ist ja dies geschehen, dass er mit einem Mal Raum gesehen hat, Raum im liebenden Herzen Gottes. Vielleicht ist es ja wirklich so, dass viele Menschen nicht beten, nicht ihre Seele atmen lassen, weil sie diesen Raum für sich nicht sehen. Vielleicht sollten wir hier wieder von den Kindern lernen: Sie lassen sich oft nicht mit dem Nein ihrer Eltern abspeisen. Schon drei Mal haben die Eltern gesagt: Nein, heute kein Eis mehr. Und das Kind sagt trotzdem ein viertes und fünftes Mal: Bitte, bitte ein Eis! Was lässt sie so unverschämt bitten? Es ist doch die Gewissheit, dass sie einen großen Raum im Herzen ihrer Eltern haben. Was lässt Menschen beten, Gott zuversichtlich bitten? Bitten in Krankheit und Not? Bitten um Dinge, die uns wirklich wichtig sind? Da hilft nur noch beten, sagen wir in schwierigen Situationen. Aber hilft beten wirklich? Und warum beten manche gar nicht wirklich, obwohl sie das sagen: Da hilft nur noch beten? Weil Menschen für sich oft keinen Raum in Gottes Herzen sehen. Warum sollte Gott sie, ausgerechnet sie hören? Tritt in Zeiten des Betens nicht oft auch die

andere Frage in unseren Blick: Sind wir es denn wert, von Gott gehört, erhört zu werden? So betet es auch David in Psalm 15: HERR, wer darf weilen in deinem Zelt? Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge? Wer untadelig lebt und recht tut und redet die Wahrheit von Herzen. Ja, Ihr Lieben, wer darf beten, treten vor den heiligen Gott? Was meint Jesus denn damit, wenn er sagt: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er s euch geben. Meines Erachtens meint er genau das damit, dass nicht mehr nur die vor Gott treten dürfen und von Gott Erhörung erhoffen dürfen, die untadelig leben. Wir brauchen nicht mehr im eigenen Namen vor Gott treten, nicht mehr in eigener Würdigkeit, sondern im Namen Jesu. Jesus verweist seine Jünger hier auf die neue Zeit. Ostern ist diese neue Zeit. Seit Ostern dürfen nicht mehr nur die, die untadelig leben und recht tun vor Gott treten und auf Erhörung ihrer Gebete hoffen, sondern gerade auch die, die Unrecht tun, Lüge leben, Böses im Herzen tragen. Menschen, die sich plötzlich unwürdig fühlen, wenn sie zu beten beginnen, die Angst haben, vor Gottes Altar zu treten beim Abendmahl, und die Stimmen in sich hören: Du bist es nicht wert! Jesus sagt zu seinen Jüngern: Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Ihr Lieben, vor Ostern konnte man so nicht beten. Da hatte nämlich noch keiner am Kreuz geblutet und geschrien: Vater, vergib ihnen Da hatte noch keiner die Liebe Gottes in letzter Konsequenz bis zum Tode am Kreuz gelebt. Und da hat Gott diese Liebe noch nicht in der Auferstehung der Toten am Ostertag bestätigt. Aber seit Ostern ist es anders. Jetzt können wir anders beten, nicht mehr im eigenen Namen eigener Würdigkeit, sondern im Namen Jesu. Und so gewiss Gott Jesus von den Toten auferweckt hat und damit auch uns angenommen, aus dem Tod unserer Sünden und Unwürdigkeiten auferweckt hat, so gewiss wird er nun Dein Gebet erhören. Wer als Christ betet, betet nicht mehr im eigenen Namen, abhängig von der eigenen Würdigkeit, sondern im Namen Jesu, abhängig von seiner Würdigkeit, seiner Liebe, seinem Sieg. Jesus sagt im Prinzip: Wenn Ihr betet, ist es so, wie wenn ich zu meinem Vater bete. Ihr werdet genauso erhört, wie ich von meinem Vater erhört worden bin. Denn ihr gehört nun zu mir. Wer getauft ist und an mich glaubt, mit all seinen Unzulänglichkeiten mit mir lebt, mich anruft, wird immer ein offenes Herz im Himmel haben. Wie der Vater mich liebt, so liebt er auch Euch. Rogate! Betet im Vertrauen, dass da oben ein herrlich weiter Raum für Euch ist. Beten ist Freude, Zuversicht. 2. Beten führt zur Freude, weil der, der betet, auch empfängt Rufen wir uns noch einmal die Worte Jesu in Erinnerung: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er s euch geben. Gibt Gott denn immer, um was wir ihn bitten? Heute sind zum ersten Mal die

neuen Konfirmanden in der Kirche. Ich denke an eine Konfirmandin aus früheren Zeiten, die am Anfang ihrer Konfirmationszeiten vor der ganzen Gruppe gesagt hatte: Ich glaube nicht mehr an Gott. Als ich Gott nämlich besonders gebraucht hatte und damals gebetet habe, da hat er mich nicht erhört. Seitdem glaube ich nicht mehr. Die Erfahrung der Konfirmandin, dass Gebete auch nicht erhört werden, haben wir alle schon gemacht. In Not haben wir schon geschrien, mit Zuversicht schon gebetet, anhaltend gebetet, und trotzdem blieb Erhörung aus. Aber ging das nicht auch Jesus selbst so? Hat nicht auch er im Garten Gethsemane gebetet: Vater, nimm diesen Kelch von mir, diesen Kelch des Leidens? Und musste er nicht trotzdem diesen Kelch des Leidens bis zum bitteren letzten Tropfen austrinken? Nun hat Jesus ja noch ein Bisschen mehr gesagt in seinem Gebet im Garten: Vater, ist s möglich, so nimm diesen Kelch von mir. Dieser kleine Einschub ist s möglich verändert alles. Im Namen Jesu beten, heißt immer auch, mit diesem Vorbehalt beten: Wenn es möglich ist. Unser Wünschen und Sehnen widerstreitet manchmal dem liebenden Allwissenheit Gottes. Gewiss: Wer im Namen Jesu betet, betet schon anders als Menschen, die in ihrem eigenen Namen beten. Im Namen Jesu beten heißt nämlich auch, im Glauben an Jesus beten, im Hören auf Jesus beten. Jesus hat ein Kapitel vorher schon einmal ganz ähnlich über die Gebetserhörung gesprochen. Da sagte er: Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. (Joh.15,7) Im Namen Jesu beten heißt: Als Glaubende, auf Jesus Hörende, zu beten. Wer mit Jesus im Glauben unterwegs ist, betet anders. Er betet nicht mehr egoistisch für sich, dreht sich nicht mehr nur um die eigene Achse, sondern will wie Jesus- Gott dienen und den Menschen ein Segen sein. Darum sagt Jesus ja auch in Gethsemane: wenn s möglich ist. Er hätte auch sagen können: Wenn ich ohne Kreuz und Leiden den Menschen trotzdem ein Segen sein und ihnen zum neuen Leben mit Gott helfen könnte. Dieser Vorbehalt: Wenn s möglich ist, ist der Vorbehalt der Liebe, der aus dem Leben mit Christus erwächst. Dieser Vorbehalt ist auch der Vorbehalt des Vertrauens, dass Gottes Blick tiefer geht als unser Blick, und dass er es gut macht, auch wenn wir es nicht verstehen. Aber das andere wird mit diesem Gebet Jesu auch gesagt: Ich glaube, Du wirst mein Sehnen in jedem Fall stillen und mir zugute handeln. Du hast, - was auch passiert mich und mein Recht und Heil im Blick und dass ich zum Segen für andere sein kann. Beten im Namen Jesu gewinnt eine ganz andere Tiefe, ist voller Vertrauen auch in Angst und Ohnmacht. In der Welt habt Ihr Angst, sagt Jesus, aber seid getröstet und mutig, ich habe die Welt überwunden. Beten im Namen Jesu heißt, auch in Angst im Tiefsten getröstet sein, auch in Not zu glauben: Er ist da, der die Welt überwunden hat. Und er ist FÜR MICH, immer FÜR MICH. Er wird mir Heil schenken auch durch meine Not und Angst hindurch.

Aber auch noch mehr. Denn ich sagte schon: Wer im Glauben an Christus lebt, mit ihm verbunden ist, betet anders, wird verändert, wird von der Liebe Jesu geprägt, sehnt sich nach anderem, nicht nur nach eigenem Heil, sondern dem Heil der Menschen, dem Heil der Welt. Jesus sagt: Wer an mich glaubt, von dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fließen. Ich habe gerade die Autobiographie von Christian Führer, dem Pfarrer der Nikolaikirche in Leipzig gelesen. Er öffnete die Nikolaikirche für das Gebet. An der Nikolai-Kirche hat er extra ein Schild angebracht: Nikolaikirche offen für alle. Und die Menschen sind gekommen zum Beten. Sie haben so sehr gebetet, dass die Mächtigen ratlos wurden und friedlich die DDR-Diktatur überwunden wurde. Berühmt wurden die Worte des Vorsitzenden des DDR- Ministerrates Horst Sindermann: Mit allem haben wir gerechnet, nur nicht mit Kerzen und Gebeten. Sie haben uns wehrlos gemacht." An der Nikolaikirche wurde vor 30 Jahren Weltgeschichte geschrieben und die getrennten deutschen Staaten zusammengeführt. Wer kann ermessen, was die Gebete gewirkt hatten? Immer wieder hat Pfr. Führer in der Nikolaikirche dem Gebet mehr vertraut als den Mächten der Menschen. Im Januar 2006 wurden im Irak 2 Leipziger Ingenieure, Rene Bräunlich und Thomas Nitzschke, entführt. Für die Angehörigen und Arbeitskollegen der Entführten hatte er die Kirche geöffnet und Mahnwachen vor der Kirche abgehalten. 27 Friedensgebete haben sie dort durchgeführt. Die Medien begleiteten das Geschehen beständig. Christian Führer schreibt: Einige Journalisten, offenbar besorgt über so viel Hoffnung bei mir, fragten nach, was ich denn machen würde, wenn die Entführer den Geißeln den Kopf abschnitten. Ich antwortete: Darüber brauchen sie sich keine Sorgen zu machen. Sie können sich schon einmal auf einen Dankgottesdienst einrichten. Am 2.Mai 2006 wurden die beiden Geiseln befreit. In einer Predigt sagte Pfr. Führer: Wer dem Wort Jesu alles zutraut, wer nicht im Gestrüpp seiner Zweifel hängen bleibt, wer von Jesus weiß, dass bei Gott alles möglich ist: Der will! Der glaubt! Der steht. Ihr Lieben: Traut dem Wort Jesu etwas, nein alles zu. Betet! Denn Jesus sagt: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er euch geben. Amen