Gestatten, Schr if tgestalt er in. michael rosenlehner



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Transkript:

Gestatten, Schr if tgestalt er in. michael rosenlehner

Gestatten, Schr if tgestalt er in. 4 8 20 72 86 100 106 114 intro drucken und setzen musterbeispiele mehr gestalten und arbeiten um schrift herum a z Impressum

3 One step forward Five steps back Feminists, We re calling you: Please report To the front desk! Let s name This phenomenon.* chaparral pro italic carol twombly *FYR le tigre Feminist Sweepstakes

4 4 5 intro Während eines Kurses an der Fachhochschule Potsdam, in dem es darum ging, Pokerchips neu zu gestalten, kam ich zum ersten Mal mit der von Fontshop herausgegebenen Liste der 100 besten Schriften in Berührung. Ich gestaltete damals Typo-Pokerchips und der Wert der Chips mass sich an der Beliebtheit bzw. dem Verkaufswert der Schriften. Die Auswahl war dabei zwar beschränkt auf den Bestand meiner eigenen Schriftsammlung, allerdings fiel mir auf, dass in der Liste nur wenige Schriftgestalterinnen genannt wurden. Lediglich acht von hundert Schriften waren von Frauen gestaltet. Für fünf von ihnen zeigte sich Zuzana Licko verantwortlich. Zwei weitere waren in Zusammenarbeit mit männlichen Partnern entstanden. Im weiteren Verlauf meines Studiums nahm ich mir vor, die Gestalter- Innen der von mir gewählten Schriften zu recherchieren und in meinen Arbeiten zu nennen. In Büchern und Magazinen findet man im Impressum nur selten Hinweise auf die verwendeten Schriften. Die GestalterInnnen selbst werden so gut wie nie genannt. Ich wollte dem etwas entgegenhalten. Hierbei stellte ich fest, dass ich ausschliesslich Schriften von Männern benutzte. Woran lag das? An mangelndem Wissen über Schriften von Frauen, an der mangelnden Präsenz von Schriften, die von Frauen gestaltet sind? Oder an einem Mangel an guten hier ist gemeint lesbaren, für den jeweiligen Zweck einsetzbaren oder gar schönen Schriften von Frauen? Das Magazin Slanted widmete die Herbst/Winter-Ausgabe 2010 unter dem Titel Beat that if you can Frauen und ihren Arbeiten. Von Typografie, Type- und Grafikdesign bis hin zur Fotografie und Interviews ein ganzes Heft fast ausschließlich von Frauen. Aber durchaus nicht nur für Frauen. Es schien fast so, als gäbe es Bedarf, sich dem Thema zu widmen. Ohne die Ausgabe gelesen zu haben, beschloss ich, ein wenig zu recherchieren und stolperte über einen Aufruf der Designerin Verena Gerlach, die die auf den ersten Blick durchaus berechtigte Frage stellte:»where are the Women in Type Design?«1 Sie meint darin, dass es schwer sei, Kolleginnen zu finden, mit denen man Erfahrungen und Wissen austauschen könne. Der Artikel, den ich in dieser Arbeit immer wieder zitieren werde, brachte mich zum Nachdenken. Gerlachs Engagement gefiel mir und machte mich neugierig. Ich wollte wissen, ob es wirklich so wenig Frauen gab, die sich den nerdigen, detailversessenen, zeitaufwendigen und scheinbar niemals enden wollenden Prozessen der Schriftgestaltung verschrieben haben. Mich mit dem Thema Frauen im Typedesign zu beschäftigen, hat noch einen anderen Grund: Meine Affinität zu Frauen in Kunst, Literatur und vor allem in der Musik. Seit ich denken kann, ist mir Musik, die von Frauen gemacht wird, näher als die von Männern. Meine Begegnung mit der Musik von Kathleen Hanna und anderen riotgrrrls, einer Musikrichtung der 1990er Jahre, hat mich wacher werden lassen, wenn es um Gleichberechtigung oder frauenbzw. genderspezifische Themen wie Diskriminierung aufgrund von geschlechtlicher Identität geht. Eher weiblich und homosexuell sozialisiert kann ich, wenn auch nicht unmittelbar betroffen, den Ruf nach Anerkennung und Raum, den feministische Frauen oder Gruppen fordern, gut nachvollziehen. Für mich als Gestalter, interessiert an Typografie und Schriftdesign, ist diese Arbeit eine Möglichkeit, aktiv einen Beitrag zu leisten. Dabei habe ich nicht den Anspruch eine auf feministischen oder queeren Theorien basierte Arbeit zu schreiben, sondern eine Art Bestandsaufnahme zu verfassen. In erster Linie geht es mir um das Sichtbarmachen von Schriften, die von Frauen gestaltet sind und von Frauen, die Schriften gestalten. Auch wenn die vorliegende Arbeit Schriftgestalterinnen zum Fokus hat, möchte ich ein Kapitel vorweg stellen, dass sich mit Frauen im Druckbereich beschäftigt. Eigentlich sollte sich das erste Kapitel mit der Geschichte der Schriftschneiderinnen beschäftigen. Leider habe ich in der Zeit, die ich für diese Arbeit recherchierte, nur zwei Frauen gefunden, die sich vor 1900 für den Schnitt, also den Entwurf und die Produktion, einer Schrift verantwortlich zeigten. Deswegen beschloss ich, die Berufsgruppe zu porträtieren, die am meisten mit Schrift zu tun hat, bevor ein Druckerzeugnis die Öffentlichkeit erreicht. Im zweiten Teil meiner Arbeit Musterbeispiele möchte ich einen Überblick über Schriften von Frauen gewähren. Beginnend im Jahre 1912, also lange vor der Einführung digitaler Fontprogramme, bis in die Gegenwart hinein porträtiere ich anhand von Schriftbeispielen und Kurzbiografien erfolgreiche aber auch weniger bekannte Schriftgestalterinnen. Am Ende dieses Kapitels lasse ich Stimmen aus der Typoszene zu Wort kommen, untersuche die Präsenz von Frauen an beispielhaften Universitäten und auf Typo-Veranstaltungen der letzten Jahre. Im letzten Teil Um Schrift herum möchte ich noch die Frauen erwähnen, die nicht unbedingt Schriften gestalten, sich aber dem Thema Schrift verschrieben haben bzw. zum Thema Frauen und Design einen wichtigen Beitrag leisteten bzw. leisten.

6 6 7 I ll just tell you now, You may have made your mark. But I m still here today. Knowing who you are!* 1 Verena Gerlach,»Where are the Women in TypeDesign«http://typographica.org/on-typography/where-are-the-women-in- typedesign/verena Gerlach on February 22, 2011 iwona Małgorzata Budyta *tell you now le tigre Feminist Sweepstakes

8 9 drucken und setzen Wie ein Beispiel aus längst vergangenen Tagen beweist, sind Frauen in der Gestaltung und Herstellung von Schriften und Druckerzeugnissen keine Erscheinung der Gegenwart. Dafür muss ich im Italien des 15. Jahrhunderts ansetzen. Bei meiner Recherche zu der vorliegenden Arbeit begegnete ich der Internetseite Unseen Hands der Universitätsbibliothek Princeton1, die sich mit Frauen im Druck- und Buchbindegewerbe sowie der Buchgestaltung beschäftigt. Im florentinischen Konvent San Jacopo di Ripoli wurde ein, dem Jahre 1476 zugeschriebenes, Dokument entdeckt, dass von den dort lebenden Nonnen gedruckt und gebunden wurde. Es ist eines der ersten Werke, das beweist, dass Frauen bereits in der Frührenaissance an der Produktion von Druckerzeugnissen beteiligt waren.»die Frauen waren begabte und akkurate wenngleich keine kunstvollen Schriftsetzerinnen«2, heisst es in dem Begleittext zu dem Satzbeispiel The Conspiracy of Cataline des römischen Historikers Sallust (86 34 v. Chr.). Das vorliegende Impressum zeigt allerdings, dass die Nonnen sich selbst keine Anerkennung für diese Arbeit zollen. Die Historikerin Melissa Moreton der History University of Iowa untersucht in ihrer Arbeit die Rolle von religiösen Frauen in der Produktion von Manuskripten und Büchern aus dem Mittelalter und der Renaissance. In ihrem Beitrag auf dem Blog Guild of Book Workers3 betont sie, dass die Nonnen des dominikanischen Konvents San Jacopo di Ripoli beides beherrschten die Herstellung von Manuskripten und das Drucken. So stellten sie liturgische Handschriften her, setzten aber auch säkulare Werke, beispielsweise Pulci s Morgante. In acht aktiven Jahren entstanden in Florenz zweiter Druckerei, die mit Hilfe des ebenfalls dominikanischen Männerklosters am anderen Ende der Stadt, eingerichtet und geführt wurde, über hundert Titel, Broschüren und Einzelblätter. Das Manuskript kann einer Schwester Angela um 1500 zugeschrieben werden. Die Tätigkeiten der Frauen, die an der Gestaltung und Herstellung von Manuskripten, Büchern und Broschüren, beteiligt sind, umfasst neben der Buchbemalung und Illustration vor allem den Druck. Unseen Hands benennt mindestens eine Frau pro Jahrhundert als Druckerin. Die meisten von ihnen haben das Handwerk von ihren Vätern, Brüdern oder Ehemännern gelernt. Yolande Bonhomme beispielsweise, Tochter des Druckers Pasquier Bonhomme der als erster ein Buch in französischer Sprache druckte und Witwe von Thielman Kerver deutscher Buchhändler und Drucker, geboren The Conspiracy of Cataline, Impressum, Florenz, San Jacopo di Ripoli, 1478. http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton Kolophon zur Identifizierung der schreibenden Nonne Schwester Angela, Manuscript, ca. 1500 http://guildofbookworkers.org

10 11 Acts and Laws of Rhode-Island, Druckerzeugnis von Ann Smith Franklin http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton 1497 hat nach dessen Tod 1522 bis zum Jahr 1556 in ihrem Witwenbetrieb liturgische Bücher gedruckt. Elizabeth Pickering war nachweislich die erste druckende Frau in England. Bereits zu Lebzeiten ihres Mannes Robert Redman, der einer der Nachfolger William Caxtons dem ersten englischen Buchdrucker war, druckte sie Bücher, die sie mit einer eigenen Druckmarke kennzeichnete. Nachdem ihr Mann 1540 verstorben war, führte sie die Druckerei bis zu ihrer Wiederverheiratung alleine weiter.4 Die Schwägerin von Benjamin Franklin, Ann Smith Franklin nahm im Jahre 1745, zehn Jahre nach dem Tod ihres Mannes, dem Drucker James Franklin, ihren größten Auftrag an und fertigte 500 Kopien der Ausgabe Acts and Laws of Rhode Island.5 Helga Hofmann-Weinberger, die sich in ihrer Arbeit Die Witwen oder: Frauen im (österreichischen) Buchdruck darum bemüht, insbesondere Österreicherinnen, die im Druck beschäftigt waren, der Vergessenheit zu entreissen, meint folgendes:»drucker-witwen fügten sich häufig schlecht oder recht in das ihnen auferlegte Schicksal, neben ihren familiären Verpflichtungen das Geschäft ihres verstorbenen Mannes betreiben zu müssen. Es gibt aber auch Fälle, wo sie echtes Interesse und ein beachtenswertes Talent für das Metier entwickelten.«6 Nach dem Tode ihres Mannes Anton Pichler führte Elisabeth Pichler ab 1823 den Druckereibetrieb in Wien-Margareten fort. 1833 richtete sie sogar eine eigene Betriebsschriftgießerei ein und interessierte sich für neue Verfahrensweisen, wie sie beispielsweise im Landkartendruck aufkamen. Pichler galt zudem als berufspolitisch engagiert. Sie sympathisierte mit der freiheitlichen Bewegung im Revolutionsjahr 1848 und unterstützte ideell und finanziell den damaligen Unterstützungsverein für erkrankte Buchdrucker und Schriftgießer, der als Vorläufer der heutigen österreichischen Gewerkschaft Druck und Papier gilt. Den Druck, der auf den Witwen lastete, die nicht Pichlers Energie und Geschäftstüchtigkeit mitbrachten beschreibt Hofmann-Weinberger wie folgt:»frauen waren gezwungen, die Betriebe ihrer verstorbenen Männer zu übernehmen und zu führen, um sie im Falle von unmündigen Nachkommen für die Familie zu erhalten. ( ) Auch wenn sie sich der Hilfe eines Geschäftsführers bedienten, waren große Umsicht und Verständnis für das Gewerbe, aber auch innovatives Denken und politisches Geschick erforderlich. Viele verheirateten sich deshalb rasch wieder mit einem Drucker, der in der Mehrzahl der

12 13 Fälle als Faktor oder Geselle bereits im Familienbetrieb gearbeitet hatte. Es gab aber auch nicht wenige, die unverheiratet blieben. Sie waren dann mit privilegienrechtlichen Problemen konfrontiert und mußten sich in einer männlich dominierten Zunft behaupten ( ) «.7 Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die ersten technischen Neuerungen mit Einführung von Rotationsmaschinen und Schnellpressen in den Druckereien Einzug gehalten. Im Satz galt allerdings immer noch das Gutenberg- Prinzip. Buchsetzer, überdurchschnittlich gebildet und hoch qualifiziert, waren eine selbstbewusste Berufsgruppe und durchwegs männlich. Vereinzelt gab es zwar weibliche Familienangehörige, die im Satz tätig waren, aber in der Öffentlichkeit war dies kein Thema. Der Pianotyp, die erste Setzmaschine, wurde 1840 in England zum Patent angemeldet. In den darauffolgenden Jahren war die Fortentwicklung dieser Technologie immer wieder Thema in Fachzeitschriften jener Zeit. Abbildungen beweisen, dass gerade in der Erprobungsphase Frauen diejenigen waren, die Setzmaschinen bedienen sollten. Die Arbeit an den Maschinen ähnelte dem Klavierspiel und»wenn Frauen und Mädchen, zumal solche aus höheren Schichten, aus ökonomischen Gründen arbeiten mussten oder wollten und im Interesse der Maschinenerfinder und Unternehmer auch sollten, dann mussten im Arbeitsplatzambiente Bedingungen geschaffen werden, die den häuslichen ähnlich waren, und die Maschinen mussten so aussehen, als seien sie Instrumente zur Zerstreuung höherer Töchter.«8 Frauen, zumal unerfahren galten nicht zuletzt aufgrund ihrer speziellen Fingerfertigkeiten als billigere Arbeitskräfte. In London wurde 1860 von Emily Faithfull die Victoria-Press gegründet. Eine Druckerei mit ausschließlich weiblichem Personal. Der Lette-Verein in Berlin richtete in Zusammenarbeit mit der Berliner Buchdruckerei AG eine Setzerinnen-Schule ein. Und in Frankreich war es Firmen Didot, der in seiner Druckerei in Mesner-sur-l Estrée unter dem Namen Théotiste Lefèvre Frauen ausbilden ließ. 1853 erschien in der New York Times ein Artikel, der die Gründung von The Ladies Paper begrüßte. Obwohl das Management und das Editorial weiterhin in Männerhand blieben, wurden Frauen angestellt, um das Journal zu setzen. Der Journalist, der dieses Arrangement lobte, betonte in seinem Artikel, dass es Frauen weiter bringen würde, ihnen tatsächlich bezahlte Jobs anzubieten, als über»hochtrabende Konzepte von Frauenrechten«oder die»intellektuelle Gleichberechtigung«der Geschlechter zu diskutieren.9 Setzmaschine von Tschulik, Illustrirte Zeitung 1846 Brigitte Robak: Vom Pianotyp zur Zeilensetzmaschine, Setzmaschinenentwicklung und Geschlechterverhältnis 1840 1900, Jonas Verlag, Marburg, 1996. S. 33 Setzerinnen-Schule des Berliner Lette-Vereins, Illustrirte Zeitung 1876 Brigitte Robak, ebenda, S. 85

14 15 The Revolution, herausgegeben von Elizabeth Cady Stanton Parker Pillsbury; Susan B. Anthony Satz: Augusta Lewis Troup, Ausgabe 1, New York, January 8, 1868. http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton Typographica, Specimen der Village Foundry, Fred und Bertha Goudy, New York, 1927 http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton Als Setzerinnen benennt Unseen Hands lediglich zwei Amerikanerinnen: Augusta Lewis Troup (1848 1920), die Susan B. Anthony und Elizabeth Cady Stanton bei der Gründung der Zeitung The Revolution unterstützte, arbeitete dafür sowohl journalistisch als auch im Satz. Später setzte sie auch für die New York Era und die New York World. 1869 wurde Lewis Troup zur Präsidentin der Women s Typographical Union. Ihre erfolgreichen Versuche innerhalb der ITU Typografinnen und Typografen gleichzustellen, führten allerdings zur Auflösung der Women s Typographical Union. Bertha M. Sprinks Goudy (1869 1935), die 1958 posthum als First Lady of Printing bezeichnet wurde, war mit dem berühmten Schriftdesigner Frederic Goudy verheiratet. Sie selbst schnitt beispielsweise Goudys 24 pt Deepdene italic. Außerdem setzte sie das meiste, das in der zusammen mit dem Designer und Typografen Will Ransom 1903 gegründeten Village Press in Park Ridge, Illinois produziert wurde. Auf Wikipedia findet sich unter dem Begriff Setzerinnen folgender Eintrag:»Während in den USA bereits vor 1900 auch Frauen in diesem Beruf arbeiteten, hatte es bis Mitte der 1960er-Jahre und später gedauert, bis auch in Österreich, in der Schweiz und in Westdeutschland Setzerinnen arbeiteten. Ausnahmen waren bis dahin nur für Prinzipalstöchter möglich. In der DDR hingegen gab es spätestens seit den Fünfziger Jahren Frauen in diesem Beruf. Der Beruf des Setzers war für Frauen lange Zeit und in vielen Ländern einer der bestbezahlten zugänglichen Berufe und deshalb sehr begehrt«.10 Um 1900 wurden in Deutschland die Zeilensetzmaschinen Typograph und Linotype eingeführt. Damit, und mit der Einführung des Nachtarbeitsverbots für Frauen im Jahre 1900, wurde der Beruf der Setzerin für viele Frauen unattraktiv. Die Herstellung der Zeilenmatrizen war verbunden mit Hitze, Lärm und Maschinenöl. Die Arbeit an der Setzmaschine bekam einen industriellen Charakter, die eher Männern zukam. Die bürgerliche Frauenbewegung, die noch 30 Jahre zuvor für die Öffnung von bestimmten Berufen, u. a. dem des Setzers für Frauen eintrat, sah in dem neuen Bild des Berufes eher einen sozialen Abstieg, zumal viele der Setzerinnen aus mittleren oder höheren Schichten stammten. Von den Druckereien wurden die Frauen zwar weiterhin als billigere, aber auch wesentlich unqualifizierte Arbeitskräfte angesehen. Ein Artikel mit dem Titel Frauen in Männerberufen; Beruf: Schriftsetzerin, der Berliner Frauenzeitung Courage aus dem Jahre 1977 aus dem Archiv der Friedrich Ebert Stiftung besagt, dass es in Berlin mit Stand vom 31.12.1976 insgesamt 1 554 SetzerInnen gab. Davon waren 29 Frauen.

16 17 Der Artikel wurde von Frauen verfasst, die Facharbeiterinnen oder in einer Ausbildung im Druckbereich waren. Neben einer dem Artikel deutlich entnehmbaren Missstimmung über die Unmöglichkeit, in dem Beruf der Setzerin selbst kreativ zu sein, schilderten die Autorinnen ihre Arbeitsbedingungen folgendermaßen:»du stehst den ganzen Tag! Du hast dauernd dreckige Finger! Du atmest Bleistaub ein (früher gab es aus diesem Grunde einen halben Liter Milch täglich umsonst.) Je nach Betrieb bist du auch einem starken Lärm der Setz- und Druckmaschinen ausgesetzt. Im Zeitungsbetrieb, gegebenenfalls auch in anderen Betrieben, bist du gezwungen, Schicht zu arbeiten, auch samstags und sonntags.«11 Die Frauen beklagen in ihrem Bericht auch die damals anstehenden Rationalisierungsmaßnahmen, die durch die Einführung und Verbreitung des Fotosatzes begründet waren und verweisen darauf, dass seit Beginn der 1970er Jahre 35 000 Arbeitsplätze in der Druckindustrie wegrationalisiert wurden. Die Arbeit im Fotosatz bis Ende der 1980er Jahre war zwar sauberer, verlangte aber ein Höchstmaß an Konzentration. Die Montage der Filmstreifen am Leuchttisch strengte außerdem die Augen an. Für die Frauen war die Arbeit im Fotosatz eine»dequalifikation, da sich (durch die Technisierung) die Arbeitsgänge verein-fach(t)en.«12 Sie nennen auch Argumente gegen Frauen in Druckereien: dass es beispielsweise keine Umkleideräume für weibliches Personal gäbe. Auch würde eine gewisse Unruhe in der Setzerei befürchtet, wenn da plötzlich eine Frau auftaucht. Weiterhin wird mit körperlicher Schwäche und Schwangerschaft gegenargumentiert. Die Autorinnen verweisen zudem auf geschlechterbedingte Konkurrenz und schreiben, dass sie intensiver beobachtet werden als männliche Kollegen und für typisch weibliche Tätigkeiten eingesetzt werden, wo ihre Qualifikation verkümmert, etwa als»tasterin am Perforator, wo sie mit ihren flinken Fingern Lochstreifen tippen«.13 Berufe im Spiegel der Statistik benennt für das Jahr 1999 insgesamt 24 753 SchriftsetzerInnen, die sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Der Frauenanteil betrug damals 34.9 %. Für 2010 wird ein Frauenanteil von 43,4 % angegeben. Insgesamt gibt es jedoch nur noch 13 930 Beschäftigte. Etwa 43 % der Stellen sind in einem Zeitraum von zehn Jahren weggefallen.14 Die Einführung von Computern und Layoutprogrammen wie QuarkX- Press (1987 für Macintosh) und Adobe InDesign (1999) hat den Zugang zur Arbeit und den Umgang mit Schrift und Satz vereinfacht. Die Arbeitsbedingungen am Rechner sind nicht mehr vergleichbar mit denen am Satzregal oder an den Maschinen einer Druckwerkstatt. Die fortschreitende Digitalisierung brachte aber auch eine Tätigkeitsverschiebung mit sich. Das Internet verlangt zudem nach Satz für den Bildschirm. Als Nachfolge der traditionsreichen Berufe SchriftsetzerIn, ReprografIn oder NotenstecherIn gilt der Beruf MediengestalterIn Digital und Print. Über die Hälfte der Auszubildenden sind hier weiblich15, dies ist wohl als Zeichen dafür zu sehen, dass junge Frauen weder Angst vor, noch Schwierigkeiten mit den technischen Anforderungen, die der von ihnen gewählte Beruf mit sich bringt, haben bzw. diese erfolgreich überwinden können. Im Bereich Design an den Hochschulen sieht es ähnlich aus. Auch hier ist der Anteil an Studentinnen, vor allem im Bereich Kommunikationsdesign, größer als der der männlichen Studierenden. Den möglichen Gründen warum Designerinnen wenigstens bis heute dennoch weniger bekannt, vielleicht auch weniger berühmt sind, als ihre männlichen Kollegen, werde ich mich an einer anderen Stelle dieser Arbeit genauer widmen.

18 19 Raise your hand. Raise your voice. Look who s here. Well well well. Guess it s time. For show and tell.* 1 Unseen hands: University Library, Graphic Arts Collection Rebecca W. Davidson, Curator of Graphic Arts http://libweb2.princeton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/ Princeton 2 Unseen hands: ebenda 3 http://guildofbookworkers.org/_wp/?p=271 4 Helga Hofmann-Weinberger: Die Witwen oder: Frauen im (österreichischen) Buchdruck http://www.onb.ac.at/files/buchdruck.pdf 5 Unseen hands: ebenda 6 Helga Hofmann-Weinberger: ebenda, S. 7. 7 Helga Hofmann-Weinberger: ebenda, S. 7. 8 Brigitte Robak: Vom Pianotyp zur Zeilensetzmaschine, Setzmaschinenentwicklung und Geschlechterverhältnis 1840 1900, Jonas Verlag, Marburg, 1996. S 36 9 Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.), Jovis, März 2012, S.67 10 http://de.wikipedia.org/wiki/schriftsetzer 11 Frauen in Männerberufen. Beruf: Schriftsetzerin, aus: Courage, 1977, Berlin, S. 13 http://library.fes.de/cgi-bin/populo/cour.pl?f_hef=197703&t_heft=x, 12 Frauen in Männerberufen Beruf: Schriftsetzerin, ebenda S. 14 13 Frauen in Männerberufen Beruf: Schriftsetzerin, ebenda S. 15 14 http://bisds.infosys.iab.de/bisds/data/seite_171_ 15 http://www.bvdm-online.de/bildung/ausbildung/mediengestalter.php kreon bold julia petretta *well well well le tigre Feminist Sweepstakes

20 21 must erbei spiele Auf den folgenden Seiten wird ein Querschnitt von Schriften gezeigt, die von Frauen gestaltet sind. Angefangen von Hildegard Hennings Belladonna aus dem Jahr 1912 die meines Wissens noch nicht digitalisiert wurde bis hin zu aktuellen und beliebten Schriften von Designerinnen wie Laura Worthington oder Alice Savoie. Die Auswahl ist gleichzeitig bewusst und spontan geschehen. Bewusst, weil ich einen Verlauf zeigen wollte, der etwas über die Entwicklung der Schriftgestaltung vor allem aus gestalterischen Gesichtspunkten aussagen soll. Aber auch etwas über die Zeit erzählen kann, in der die jeweilige Schrift entstanden ist. Spontan, weil ich bei meinen Recherchen Schriften entdeckt habe, die ich aus unterschiedlichen Gründen formalen, historischen oder ästhetischen sofort ansprechend fand und etwas mehr über die Gestalterin dahinter erfahren wollte. So entstand ein kleiner Überblick, der vor allem im Bereich der neueren Schriften die wahrscheinlich wichtigsten Vertreterinnen der Schriftgestaltung zeigt. Das Schriftmaterial besteht zum einen aus Fonts, zum anderen aus Bildmaterialien unterschiedlicher Quellen. Die Schriftmuster aus dem Netz lagen häufig nur in geringer Auflösung vor. 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 75 75 76 76 77 77 77 78 78 79 79 81 81 81 82 82 83 Hildegard Henning Elisabeth colwell Elizabeth Friedländer ilse schüle Gudrun Zapf-von hesse Margaret Calvert Gret Mengelt-Mergenthaler rosmarie tissi freda sack susan Kare kris holmes fiona G. Ross Carol twombly Zuzana licko Rosemary Sassoon Verena Gerlach Andrea Tinnes Sibylle Hagmann elena albertoni Veronika Burian Laura Worthington Alexandra Korolkova Alice savoie Marian Bantjes ulrike wilhelm Anna Simons Anna Maria Schildbach Patricia Saunders Hildegard Korger MaŁgorzata Budyta Geraldine Wade Veronika Elsner Clotilde olyff Klara Kvizova Nataliya Vasilyeva Nadine Chahine laura meseguer Jessica Hische Julia Sysmäläinen Winnie Tan Yvonne Schüttler Anna Giedryś

22 23 Hildeg ard henning Die Kartenschrift Belladonna wird dem Jahre 1912 zugeschrieben. Ihre Entwerferin war Hildegard Henning, vermutlich die erste Schriftdesignerin Deutschlands. All meine Internetrecherchen, mehr über Henning zu erfahren, blieben leider erfolglos. http://www.klingspor-museum.de/klingsporkuenstler/ Schriftdesigner/Henning/HHenning.pdf Belladonna http://wlt.typography.netdna-cdn.com belladonna Kartenschrift 1912

24 25 Paris was a woman Frauenwahlrecht Emanzipation feminismus Elizabet h Colw ell Elizabeth Colwell (1881 1954) war amerikanische Künstlerin, die Landschaften und florale Stilleben als Aquarelle und Pastellkreidezeichnungen anfertigte. Sie hatte mehrere Ausstellungen und war Mitglied der Chicago Society of Artists sowie Society of Independent Artists. Colwell Handletter ist die einzige Schrift, die ihr zuzuschreiben ist. Sie könnte allerdings, so wird vermutet, auch von jemand anderem auf Grundlage von Colwells Werk gestaltet worden sein, so Luc Devroye. Der Schriftgestalter Nick Curtis interpretierte 2002 Colwell auf seine Weise mit der McKenna Handletter, herausgegeben von Nick s Fonts.* * Vgl. http://luc.devroye.org/fonts-51178.html Rosa Luxemburg Clara Zetkin Emma Goldman Getrude Stein Alice B. Toklas Colette Virginia Woolf Vita Sackville-West Djuna Barnes & 1.234 567 890 other female voters! abcdefghijklmnopqrstuvwxyz abcdefghijklmnopqrstuvwxyz { } ( þ ƒ ¼ ½ ¾ ) Colwell Handletter 36/30/18/14/12 pt Freefont von Apostrophe Font (Fleisch & Apostrophe, 2000) Colwell Handletter 1916/17

26 27 Elisabeth Friedländer Geboren am 10. Oktober 1903 in Berlin, gestorben 1984 in Summercove, Irland. Studium an der Berliner Akademie bei Emil R. Weiß. 1936 ging sie nach italien und 1939 nach England. Sie entwarf auch Einfassungen für Linotype und Monotype. Elisabeth Antiqua 1936 Bauersche Gießerei Elisabeth Friedländer Neufville Elisabeth Geboren Kursiv am 10. Oktober 1903 1937 in Berlin, Bauersche gestorben Gießerei 1984 Neufville in Summercove, Irland. Studium an der Berliner Akademie bei Emil R. Weiß. 1936 ging sie nach italien und 1939 nach England. Sie entwarf auch Einfassungen 2005 digitalisiert durch Andreu Balius für Linotype und Monotype. Elizabet h F r iedl änder 1903 in Berlin geboren, studierte Elizabeth Friedländer bei Emil R. Weiß an der Berliner Akademie. Nachdem sie 1936 nach Italien und 1939 nach England ging, verstarb sie 1984 in Summercove, Irland. Neben ornamentalen Einfassungen für Linotype und Monotype war sie u. a. als Grafikdesignerin für das Ullstein Journal Die Dame sowie als freischaffende Designerin für Werbefirmen und den Penguin Verlag tätig. Der elegante Font Elizabeth wurde von Georg Hartmann, seinerzeit Seniorchef der Bauerschen Giesserei, als einer der schönsten, der je produziert wurde *, bezeichnet. 1999 erschien bei Beatty Type die Version Elizabeth F. 2005 wurde Elizabeth ND von Andreu Balius um die Kursive erweitert. * http://www.neufville.com Elisabeth Antiqua 1936 Bauersche Gießerei Neufville Elisabeth Kursiv 1937 Bauersche Gießerei Neufville 2005 digitalisiert durch Andreu Balius Literatur: Elizabeth ND / Elizabeth ND kursiv http://luc.devroye.org/fonts-37298.html http://www.klingspor-museum.de Hudson-Wiedenmann, Ursula/Schmeichel-Falkenberg, Beate (Hrsg.): Grenzen überschreiten. Frauen, Kunst und Exil. Würzburg 2005 Paucker, Pauline: New Borders: The Working Life of Elizabeth Friedlander. Oldham 1998. Elizabeth 1938 Bauersche Giesserei elizabeth & kursiv ND Andreu Balius 2005 Neufville Digital http://www.klingspor-museum.de

28 29 Wirtschaftswunder der 50er Jahre: Gebrochenes Schwarzwaldmädel oder il se schüle Die Rhapsodie wird zur Gattung der Bastarda, eine Spätform der Texturschriften, gezählt. Die Zierschrift, die Merkmale der spätgotischen Kursive aufweist, ist bis heute als Bleisatzschrift erhältlich. Ilse Schüle, geboren am 17. Juni 1903 in Vaihingen an der Enz; gestorben am 4. Dezember 1997 in Schwäbisch Hall (gebürtige Bentel) studierte bei Prof. Friedrich Hermann Ernst Schneidler Schriftgestaltung und Gebrauchsgrafik. Sie arbeitete von 1925 29 als dessen Mitarbeiterin und Dozentin an der Kunstgewerbeschule Stuttgart und entwarf u. a. Bucheinbände für die Deutsche-Verlags-Anstalt Stuttgart. Ihre Arbeiten fanden international Anerkennung. Vgl. http://www.fraktur.de/schriftkuenstler/ischuele/index.htm Die Sünderin mit der einzigartigen Hildegard Knef [\] abcdefghijklmnopqrstuvwxyzäöüß àáâãäåæçèéêëìíîïı"#$%& (!)*,-./:;± ñòóôõöøùúûü œ ÿ ABCDEFGHIJKLMNOPQRSTUVWXYZÄÖÜ 198 754 320 Sie haben die Wahl, verehrte Damen! Rhapsodie 42/30/24/12pt Font: Dan X. Solo, 1998, Dover Publication Inc., New York rhapsodie 1951 Ludwig & Mayer

30 31 Die Fünfziger Jahre doris day & audrey hepburn burschikose Eleganz und grazile Gelassenheit diotima sieht es so: abcdefghijklmnopqrstuvwxyz,.-1234567890ß;:_ abcdefghijklmnopqrstuvwxyz!" $&/()=? und kombiniert die Italic mit den Initialen der Ariadne Und die Achtziger? Madonna, Kim Wilde & Jennifer Beals Gudrun Zapf-von he sse Der Name Zapf ruft wohl in jeder Person, die sich mit Schrift beschäftigt, sofort Bilder hervor. Gudrun Zapf-von Hesse, Ehefrau von Hermann Zapf, entwarf für die Stempel AG mehrere Schriften. Als Werk- und Akzidenzschrift erschien 1953 die Diotima, die 1955 als Kursive im Handschnitt ausgeführt wird. 1954 der Fachwelt auf der drupa* erstmals präsentiert, wird die Diotima-Gruppe im gleichen Jahr um die Ariadne-Initialen erweitert. Die gelernte Buchbinderin erhielt 1991 den Frederic W. Goudy Award, die höchste amerikanische Auszeichnung auf dem Gebiet der Schrift- und Buchkunst. http://www.schreibwerkstatt-klingspor.de/index.php/ lebendiges-archiv/vitae/34-gudrun-zapf * früher auch DRUPA,( ) weltgrößte Messe der Printmedien, ( ) findet seit 1951 alle drei bis fünf Jahre in Düsseldorf statt. http://de.wikipedia.org/wiki/drupa lauter Stil und mutige Auftritte C a r m i n a liefert diese Schönheiten: abcdefghijklmnopqrstuvwxyz,.-1234567890ss;:_ abcdefghijklmnopqrstuvwxyz!" $&/()=? und kommt in black, black italic, bold, bold italic, medium, medium italic, light, light italic Diotima & Ariadne Initialen 30/23/14 /11 pt Carmina 24/16/ 14/11 pt Diotima 1952/53 Stempel AG, Linotype Smaragd 1953 Stempel AG, Linotype Ariadne 1954 Stempel AG, Linotype Shakespeare 1968 Linotype Carmina 1986 Bitstream Nofret 1986 Bertgold AG, Linotype Alcui 1991 Linotype Christiana 1991 Linotype Colombine 1991 URW, Linotype

32 33 Marg aret C alvert Margarete Calvert prägt mit ihrer Gestaltung ein ganzes Land. Zusammen mit ihrem Kollegen, dem Designer Jock Kinneir entwarf die 1936 in Südafrika geborene Absolventin des Chelsea College of Art die Schriften Transport font und Rail Alphabet. Die Transport ist eine Variante der Akzidenz Gortesk, die für den Einsatz an britischen Informations- und Straßenschildern optimiert wurde und dadurch auch aus großer Entfernung gut lesbar ist. Calvert unterrichtete auch am Royal College of Art in London. 2011 überarbeitete sie gemeinsam mit ihrem ehemaligen Studenten Henrik Kubel die Schriften Transport und Rail Alphabet. Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 416 http://designmuseum.org/design/jock-kinneir-margaret-calvert New Rail http://colt-rane.com/wp-content/uploads/nra-type-1.gif Transport font http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/49/transport_font.png http://www.designcouncil.org.uk Transport Font mit Jock Kinneir 1963 Rail Alphabet 1965 Calvert 1980 Monotype Linotype New Rail Alphabet mit Henrik Kubel 2009 newrailalphabet.co.uk

34 35 Gr et Mengelt-Mergent haler Die schweizerische Gestalterin Gret Mengelt-Mergenthaler entwarf 1963 in Zusammenarbeit mit dem EXPO-Designteam Martin Ballmer für die Schweizerische Landesausstellung EXPO 1964 die Kapitalschrift TEXPO. Die Schrift musste mittels einfachen Schablonen auf verschiedene Materialien appliziert werden und diente zur Beschriftung der Sektoren Bank, Versicherung und Handel. Weiterhin gestaltete sie mit dem Atelier Christian im Jahre 1977 Zeichen und Symbole für schweizerische Hotelführer, die auch in 10 pt lesbar sein mussten. Die Internetseite swisstypedesign.ch nennt neben Mengelt- Mergenthaler unter den insgesamt 44 SchriftgestalterInnen nur vier weitere Frauen. Vgl. http://www.swisstypedesign.ch texpo http://www.mengelt-blauen.ch/typefaces/texpo.html (Ausschnitte) Texpo 1963

36 37 ABBA came from SWEDEN to become DISCOQUEEN this font was made in switzerland rosmarie t i ssi Geboren am 13. Februar 1937 in Schaffhausen in der Schweiz studierte Rosmarie Tissi an der Kunstgewerbeschule Zürich. Seit 1968 führt sie mit Siegfried Odermatt in Zürich ein eigenes Studio. Die Grafikerinnnen, die für ihre Plakatgestlatung bekannt ist, und deren Arbeiten mehrfach ausgestellt wurde, verwehrte sich der einengenden Strenge des Swiss Style, ohne dabei auf Modernität, Klarhait und Reduktion zu verzichten. Sie lehrte u. a. an der Yale University und gab diverse Workshops. 1974 wurde sie als eine der ersten Frauen in die Alliance Graphique Internationale (AGI) aufgenommen. http://www.klingspor-museum.de/klingsporkuenstler/schriftdesigner/ Tissi/RTissi.pdf Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 573 Sinaloa / Sinaloa Initials 48 pt Sonora 1972 sinaloa 1972 Letraset, Linotype Mindanao

38 39 Post-Punk Patti Smith Joan Jett & the Blackhearts The Slits The Raincoats and jenson old style condensed abcdefghijklmnopqrstuvwxyz abcdefghijklmnopqrstuvwxyz f r eda s ack 1951 in London geboren, arbeitete Freda Sack nach einem Grafik-Design- und Typografie-Studium zunächst bei Letraset International. Danach war sie als Senior Type Designer bei Hardy Williams Design in London im Bereich Kampagne und Corporate Type u. a. für die englische Post und Renault tätig. Bei Typographics Systems International arbeitete sie seit 1980 an der Um- und Durchsetzung der Schriftgestaltung mit Hilfe der damals neu entwickelten Ikarus Software. In Zusammenarbeit mit Walter Tracy und Shelley Winter entstand die Headline Schrift für den Daily Telegraph. Sie gründete zwei Type Foundries, 1990 zusammen mit David Quay The Foundry, und zehn Jahre später Foundry Types. Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 540 New Wave Blondie Anne Clark Alison Moyet Siouxsie and the Banshees 1234567890ß;:_!" $&/()=?,.- and Proteus D light abcdefghijklmnopqrstuvwxyz a b c d e f g h i j k l m no p q r s t u v w x y z 1234567890ß;:_!" $&/()=?,.- Jenson Old Style Bold Condensed 112/22/14 pt Proteus D Bold 76 pt Medium 20 pt Light 12 pt Victorian mit Colin Brignall und Nick Belshaw 1976 Letraset Paddington 1977 Linotype Jenson Old Style Bold Cond mit Colin Brignall 1982 Linotype Proteus 1983 Linotype Caslon 540 Italic Swashes 1981 Letraset Orlando 1986 ITC Stratford mit Adrian Williams Elsner + Flake Vermont 1987 ITC Ignatius 1987 ITC Gillies Gothic Extra Bold 2009 Letraset

40 41 susan K are MACINTOSH 1st DISPLAY FONT Chicago abcdefghijklmnopqrstuvwxyz a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z 1234567890;:_!"$&/()=?,.- Susan Kare, deren Karriere bei Apple Inc. begann, arbeitete seit 1983 an tausenden von Ions für weltweit führende Softwarefirmen. Das MoMA in New York nennt sie a pioneering and influential computer iconographer *, da ihre Icons ihre Funktion sofort und einprägsam kommunizieren würden. Kare meint, dass gute Icons eher wie Straßenschilder denn Illustrationen funktionieren sollten. Kare zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie Zeichen mit nur wenigen Pixeln gestaltet, sie verzichtet dabei in erster Linie auf unnötige Details. Der erste Macintosh-Font, entworfen 1983, war Chicago. Kare meint, dazu: It was especially enjoyable because the Macintosh was able to display proportional typefaces, leaving behind the tyranny of monospace alphabets with their narrow m s and wide i s. ** Steve Jobs regte Kare und ihren Partner Andy Hertzfeld dazu an, den ersten Macintosh-Fonts Namen von Weltstädten zu geben. So entstanden neben Chicago weitere Bitmap-Fonts wie New York, San Francisco, Venice, London, Athens, Toronto und Geneva. Die TrueType-Versionen von Chicago, Monaco, Geneva und New York wurden allerdings von Charles Bigelow und Kris Holmes weiterentwickelt. * http://kare.com/about/bio.html ** www.folklore.org/storyview.py?project=macintosh&story= World_Class_Cities http://www.myfonts.com/person/susan_kare/ macintosh-icons http://kare.com chicago 12 pt kare mini-food / Kare dingbats / Kare biology http://kare.com chicago 1983 Apple Computer Geneva 1983 Apple Computer New York 1983 (?) Apple Computer Toronto 1983 (?) Apple Computer Kare five dots / five dots serif (?) kare.com Kare six dots / six dots serif (?) kare.com

42 43 In 1985 you were a material girl while Madonna was Like a Virgin. Katrina & The Waves were Walking On Sunshine* But Sade is in need of a»smooth operator«eurythmics would (never) lie to you! We [all] belong to Pat Benatar & Cindy Lauper? {She just wanted to have fun} Lucida Family Sans Typewriter 19 pt Roman 37 pt Bold Italic 52 pt Grande 34 pt Handwrting 23 pt Sans Typewriter Bold 27 pt Calligraphy 33 pt Bold 57 pt Italic 30 pt Sans 24 pt Blackletter 48,/28 pt k r i s holme s An ihren Schriften kommt niemand vorbei. Kris Holmes studierte Kalligrafie und Modernen Tanz und war in ihrer beruflichen Laufbahn an der Gestaltung und Entwicklung von etwa 100 Schriften beteiligt. Die bekannteste ist wohl die Familiensippe Lucida, die mit und ohne Serifen, als handgeschriebene und Typewriter-Version erhältlich ist. Die seit 1985 in Zusammenarbeit mit ihrem ehemaligen Kommilitonen Charles Bigelow entwickelte Schrift, die zunächst für niedrig auflösende Laserdrucker konzipiert wurde und nahezu auf jedem Rechner installiert ist, kann auch mit einer Blackletter-Variante aufwarten. Holmes unterrichtete u. a. an der Portland State University Schriftgestaltung. Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 477 f. http://www.klingspor-museum.de/klingsporkuenstler/schriftdesigner/ Holmes/KrisHolmes.pdf Leviathan 1978 Arion Press Wingdings 1, 2, 3 1982 Microsoft Shannon 1982 Linotype Sierra 1989 Linotype Isadora 1989 Linotype Syntax Phonetic mit Hans E. Meier für indianische Sprachen 1991 Monaco 1991 Apple Computer New York 1991 Apple Computer Aplle Chicago 1991 Apple Computer Apple Geneva 1991 Apple Computer Apple Chancery 1994 Apple Computer Apple Textile 1998 Apple computer Lucida Family 1984 1994 Elsner + Flake, Linotype Kolibri URW++

44 45 उऊऋऌऍऎए षस क़ fiona G. Ross In ihrem Kernteam bei der britischen Linotype, wo sie die erste weibliche Managerin war, beschäftigte sie ausschließlich Frauen. Fiona Ross, die sich auf Non-Latin Type Design spezialisiert hat, studierte Sanskrit und Pali und promovierte in Indischer Paläologie. Seit 2003 lehrt sie an der University of Reading Typografie. Neben zahlreichen Forschungsreisen und Vorträgen setzte sie DTP-Systeme bei indischen Zeitungsherausgebern durch und gestaltete sowohl arabische als auch indische Schriften, wie etwa Devanagari oder Adobe Thai für Linotype. Sie ist außerdem als Beraterin für Firmen wie Adobe oder Apple tätig. Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 535 f. Devanagari 36/48/72 pt LT Bengali 1981 Linotype Devanagari mit Tim Holloway, John Hudson, 2005 2010 Tiro Typeworks, Adobe adobe thai mit Tim Holloway, John Hudson 2005 Adobe Adobe Arabic 2005 Adobe Vodafone Hindi 2007 DaltonMaag Manorama Rohini mit Georgina Surman Sheeraz mit Tim Holloway Linotype Araliya mit Georgina Surman, Donna Yandle

46 47 Rhode Island, Los Altos! Mykonos lesbos. rom & venedig + Just All Over The Whole Wide World C arol t wombly Während ihres Studiums an der Rhode Island School of Design arbeitete Carol Twombly in der Firma Bigelow & Holmes, lernte von Kris Holmes Schriften zu zeichnen und mit der Ikarus Software zu arbeiten. Ihre erste Schrift Mirarae wurde 1984 ausgezeichnet und von Morisawa vertrieben. Twombly, geboren 1959 in den USA, war Mitglied des Schriftentwicklungsteams bei Adobe. 1994 wurde sie mit dem Prix Charles Peignot ausgezeichnet. Der Preis, der von der ATypI in unregelmäßigen Abständen an herausragende Schriftgestalter vergeben wurde, ging damit erstmals an eine Frau. Twombly taucht in ihren Arbeiten tief in die Schriftgeschichte ein. Lithos und Trajan beispielsweise sind inspiriert von antiken und römischen Schriften. Die Chaparral vereint traditionelle Buchschriften des 16. mit den serifenbetonten des 19. Jahrhunderts. Bei ihren Adaptionen orientiert sie sich sehr nach Originalaufzeichnungen und weniger an Bleisatz- oder Fotosatzvorlagen, bei denen es bereits Abweichungen zu den ursprünglichen Entwürfen geben kann. Die Myriad ist seit vielen Jahren Systemschrift von Macintosh- Computern. Die serifenlose Schrift aus dem Jahr 1992, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Adobe-Kollegen Robert Slimbach, war eine der ersten Multiple-Master-Schriften. 1999 zog sich Twombly aus der Schriftgestaltung zurück. Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 575 f. Mirarae Roman Bold 30 pt Lithos Pro Regular Black 30 pt Trajan Pro Regular Bold 30 pt! mirarae 1984 Morisawa Bitstream lithos 1989 Adobe, Linotype trajan 1989 Adobe, Linotype Charlemagne 1989 Adobe, Linotype Adobe Caslon 1990 Adobe, Linotype myriad mit Robert Slimbach 1992 Adobe, Linotype Myriad Pro Light Condensed Condensed Semibold Condensed Semi Condensed Light Regular Semibold Black SemiExtended 30 pt Viva 1993 Adobe, Linotype Zebrawood 1994 Adobe, Linotype NueVa 1994 Adobe, Linotype Pepperwood 1994 Adobe, Linotype chaparral 2000 Adobe, Linotype

48 49 unconventional & INDEPENDENT [universal] pussy jane was her women wasn t she! full frontal experimental UNDERGROUND society technophil aber nie homophob Sarah was her name baskerville not her master and she comes with a lot of ligatures this means she is very suitable for chic events Zuzana licko Die 1961 in der Tschechei geborene Licko studierte von 1981 1985 an der UC Berkley (USA). Mit dem Programm Font Editor begann sie bald mit Schrift zu experimentieren. Bei Adobe Systems arbeitet sie an der Entwicklung der PostScript-Technologie mit. Zusammen mit ihrem Partner Rudy VanderLans gründete sie das Magazin Emigre, bei dessen Gestaltung ihre Schriften regelmäßig zum Einsatz kamen. Das Magazin ignorierte herkömmliche Vorstellung von Lesbarkeit oder Rasterhaltigkeit. Emigre Fonts, 1985 gegründet, war die Plattform für experimentelle Schriften, die aus den Möglichkeiten der damaligen digitalen Technik entstanden. Licko gestaltete in der Frühphase der Computertechnologie zunächst Pixelfonts. Auch als Antwort auf die Frage nach einer adäquaten Formsprache dieser Zeit. In den 1990er-Jahren interpretierte sie Schriftklassiker wie Baskerville oder Bodoni neu und lieferte mit ihren Schriften Mrs Eaves oder Filosofia zeitgemäße Varianten, die sie um zahlreiche Ligaturen erweiterte. 2010 entstand die Sans-Serif Schrift Mr Eaves. Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 501 f. pure elegance & plain Style {very much indeed} Triplex Light Regular 30 pt Extrabold / Bold 52 pt Tarzana Narrow Regular Italic Bold Bold Italic 30 pt Lunatix Light 30/38 pt Bold 38 pt Solex Medium Italic Regular Bold Black Italic 35 pt Mrs Eaves Roman SC 17 pt JustLig 14 pt Medium Italic 27 pt Filosofia Regular SC Bold Italic 35 pt Unicase 35 pt Lo Res 1985/2001 Modula 1985 oakland 1985/2001 Matrix II 1986 Citizen 1986 Oblong 1988 Senator 1988 Elektrix 1989 Triplex 1989 Variex mit Rudy VanderLans 1988 Tarzana 1989 Journal 1990 Totally Gothic & Glyphic 1990 Tall Pack 1990 Lunatix 1991 Narly 1993 Dogma 1994 Base 9 & 12 1995 Soda Script 1995 filosofia 1996 mrs. eaves 1996 Base Monospace 1997 Solex 2000 mr.eaves Sans 2009 Base 900 2010 alle Emigre Fonts

50 51 Rosemary S a ssoon lesen, schreiben, malen, zeichnen essen, trinken, ruhen,schlafen kochen, backen, fegen, putzen Schwester, Bruder, Mutter, Vater Tante, Onkel,Oma, Opa Familie, Verwandte, Freunde Kindergarten, Schule Die gelernte Schriftschreiberin und Gestalterin Rosemary Sassoon entwickelte und untersuchte Methoden, die im Zusammenhang mit der Entstehung von Handschriften, bzw. des Schriftschreibens stehen. Als Ergebnis eines Forschungsprojekts von Schreib- und Lesegewohnheiten von Kindern, entstand zwischen den Jahren 1987/88 und 1998 in Zusammenarbeit mit Adrian Williams die Schriftfamilie Sassoon Family. Das Besondere an ihrer Forschung war, dass sie direkt mit Kindern zusammen arbeitete. Die Ergebnisse der Untersuchung, aber vor allem die Urteile und Kommentare der Kinder waren entscheidend für die Gestaltung der Sassoon Primary. Desweiteren setzte sich Sassoon damit auseinander, wie Typografie die Informationsaufnahme beeinflussen kann. Ihre Untersuchungen hier bezogen sich vor allem auf den Bereich der modernen Kommunikation, also Bildschirmschriften, Screen- Layout oder die Bild-Text-Beziehungen. Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 541 f. Studium, Arbeit Büro, Geschäft sassoon primary 10/12/14/18/28/28/30/40/46 pt Sassoon Family 1987 1998 Linotype

52 53 ver ena gerl ach Verena Gerlach, die 1971 geboren wurde und in Berlin an der Kunsthochschule Weissensee Visuelle Kommunikation studiert hat, eröffnete 1998 unter dem Namen fraugerlach ihr eigenes Studio. Neben Grafikdesign, Typografie und Schriftgestaltung war sie auch als Art-Director für einige Video-Clips zuständig. Von 2003 bis 2009 unterrichtete sie Typedesign an der Designakademie Berlin. Gerlach hält weltweit Vorträge und gibt Workshops zum Thema Schriftgestaltung. Inspiration für ihre Schriften findet Verena Gerlach im öffentlichen Raum. Ihre Schrift Karbid orientiert sich an Ladenbeschriftungen und Verkehrszeichen des letzten Jahrhunderts. Ihre Schrift Blinkenlights zierte das Haus des Lehrers in Berlin im Winter 2000/2001 als Lichtinstallation. Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 451 http://www.fraugerlach.de Let s keep the Memory alive: save all beautiful typefaces abcdefghij Keep an open mind, heart & Eye Let s see what happens! EF Aranea http://www.fraugerlach.de PTL Vielzweck http://www.fraugerlach.de karbid Normal 30 pt Normal Caps Figures Bold Caps 17 pt Extra Bold 30 pt LT PIDE NASHI 1996 Linotype EF ARANEA 1997 Elsner + Flake FF KARBID 1998 Fontshop FF CITYSTREET TYPES EAST/west mit Ole Schäfer 2000 Fontshop BLINKENLIGHTS 2001 Primetype PTL LORE 2002 Primetype PTL TOUJA SANS/SLAB 2002 Primetype PTL TRAFO 2002 Primetype PTL BUGIS 2004 PTL TEPHE 2002/2006 VICEROY mit Andrea Tinnes 2007 FF CHAMBERS SANS 2008 Fontshop PTL VIELZWECK 2009 Primetype FF KARBID PRO 2011 Fontshop

54 55 Andr e a T inne s 2004 gründete Andrea Tinnes typecuts. Ziel der Grafik-Designerin, die seit 2007 an der Burg Giebichenstein in Halle als Professorin für Schrift und Typografie arbeitet, war es, unter einem unabhängigen Schrift- und Designlabel ihre eigenen Schriften zu veröffentlichen und zu vertreiben. In ihrem Büro in Berlin arbeitet Tinnes für Klienten, aber auch an selbstinitiierten Projekten. http://www.typecuts.com ptl roletta Beat that if you can, Slanted 12, S. 46 Volvox 1999 2001 Haircrimes 2000 2001 WeddingSans 2002 DasDeck 2000 2001 Switch 2002 Eastern Columbia 2005 Broadway Hollywood 2005 PTL Skopex Gothic 2000 2006 PTL Skopex Serif 2000 2006 Viceroy mit Verena Gerlach 2007 PTL Roletta Sans 2004 2010 PTL Roletta Slab 2004 2010 alle typecuts

56 57 Sibylle Hagmann Sie studierte an der School of Design in Basel und machte ihren Master of Arts 1996 am California Instituts of Arts. Bevor Sibylle Hagmann 2000 nach Houston ging, wo sie ein Designbüro unter dem Namen Kontour hat, war sie Direktorin für Grafik Design und Druck an der School of Architecture an der University of Southern California in Los Angeles. 1999 vervollständigte sie ihre Schriftfamilie Cholla, die noch im selben Jahr bei Emigre herausgegeben wurde. Odile erschien 2006 und wurde mit dem Swiss General Design Award ausgezeichnet. Hagmann, die an mehreren südkalifornischen Schulen unterrichtete, präsentiert ihre Arbeiten international auf Typo-Konferenzen und Bildungseinrichtungen. Seit 2002 hat sie eine Professur an der University of Houston, School of Art, Graphik Communications program. 2005 erschien in der Zeitschrift Visual communication unter dem Titel Non existent Design: Women and the Creation of Type ein von ihr verfasster Artikel, in dem sie untersucht, warum Frauen in der Schriftentwicklung unterrepräsentiert sind. Vgl. Women in Graphic Design 1890 2012, Breuer, Gerda / Meer, Julia (Ed.) Jovis, März 2012, S. 465 Elido Beat that if you can, Slanted 12, S. 63 Odile http://kontour.com/typefaces_odile cholla 1999 Emigre Fonts Odile 2006 Village Elido 2007 2010 Village

58 59 elena albertoni Sie studierte an der École Supérieure d Art et de Design in Amiens, Frankreich und spezialisierte sich anschließend auf Schriftgestaltung an der Typo at École Estienne in Paris. Die italienische Desgnerin Elena Albertoni arbeitete für Luc(as) de Groot bei LucasFonts und gründete zusammen mit dem Gestalter Fritz Grögel LetterinBerlin. In ihrem Studio widmen sie sich vor allem dem Lettering. Mit dem französischen Designer Pascal Duez führt sie die Typefoundry anatoletype. http://www.anatoletype.net/about acuta Beat that if you can, Slanted 12, S. 59 scritta http://luc.devroye.org Scritta 2002/2005 anatoletype Kigara 2003 anatoletype Dyna 2003/2005 anatoletype Dolce 2004/2005 anatoletype Deja Rip 2009 anatoletype acuta 2010 anatoletype Novell Vague 2011 anatoletype

60 61 Elektro Punk Feminists like Chicks On Speed, the great Hanin Elias or Peaches! Lesbians On Ecstasy (oh YEAH) Veronik a Bur ian 2003 machte sie in Reading ihren Master in Typeface Design. Zuvor hat die 1973 in Prag geborene Veronika Burian in München Industriedesign studiert. 2004 wurde ihre Schrift Maiola von TDC mit dem Certificate of Excellence in Type Design ausgezeichnet. 2006 gründete sie mit dem Argentinier José Scaglione, den sie in Reading kennenlernte, die Type Foundry TypeTogether. Die Schriften der Foundry zeichnen sich durch eine saubere Lesbarkeit aber auch ein hohes Maß an Persönlichkeit * aus. Bis 2007 war Burian bei DaltonMaag in London tätig. * http://www.slanted.de/eintrag/veronika-burian-typografische-kuppelei & Le Tigre»Kathleen Hanna + J. D. Samson + Johanna Fateman«go everywhere. birdy 42 pt Maiola Pro SC Regular Bold 36 p Italic Regular & Bold 32/50 pt Regular & Bold 19/60/72 pt FF Maiola 2005/2011 Fontshop Crete 2007 Linotype Ronnia 2007/2008 Linotype Stroudley 2007 Linotype King s Caslon mit Ron Carpenter, Marc Weymann 2007 Linotype tondo 2007 Dalton Maag, Linotype Karmina mit José Scaglione 2007/2009 Linotype Athelas mit José Scaglione 2008 Linotype Bree mit José Scaglione 2008 Linotype Adelle Light mit José Scaglione 2009 Linotype Abril Text 2011 TypeTogether Birdy _ Freefont