Fotografie: Conny Wenk Begabt, behindert, ungefördert Begabungsförderung als Beitrag zur Inklusion Dr. Birgit Behrensen; Carolin Kiso M.Ed. Göttinger Kongresse für Erziehung & Bildung (11. Oktober 2014) 1!
Unser Arbeitskontext und unsere Forschungen Unser theoretischer Zugang zur Begabungsförderung Vorstellung unserer Idee einer inklusiven Begabungsförderung Auseinandersetzung mit den Qualitätsmerkmalen inklusiver Begabungsförderung Selbstkompetenzförderung Ressourcenorientierung Individuelle Förderung Pädagogische Haltung Abschließende Diskussion 2! Miriam Lotze, Carolin Kiso Jede(r) ist begabt! Anregungen zur Begabungsförderung
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"Sie können keine Hütte bauen, finden keine essbaren Wurzeln und haben keine Ahnung, wie man das Wetter vorhersagt. Mit anderen Worten, Sie schneiden miserabel bei unserem IQ-Test ab." aus: http://www.uni-graz.at/communication/unizeit/archiv/vor1999/595/5-95-05.html (30.10.2014) 7!
http://www.hs-gerlitz.at/index.php/teast.html (30.10.2014) 8!
Leistungsmotivation Arbeitsverhalten Aufmerk./Konz. Prüfungssorgen, Ängstlichkeit Stressbewältigung Kausalattribution Intellektuelle Fähigkeiten Kreative Fähigkeiten Soziale Kompetenz Nichtkogn. Persönlichkeitsmerkmale (Moderatoren) Sprachen Mathematik Naturwissenschaften Musikalität Künstlerische Fähigkeiten Begabungsfaktoren (Prädikatoren) Leistungsbereiche (Kriterien) Technik Informatik, Schach Psychomotorik Praktische Intelligenz Umweltmerkmale (Moderatoren) Musik, Kunst (Malerei usw.) Sport Familiäre Lernumwelt Familienklima Instruktionsqualität Schulklima Krit. Lebensereignisse Weiterentwicklung des Münchner Hochbegabungsmodell nach Heller, Perleth 2007 9!
Inklusive Begabungsförderung ist 10!
Inklusive Begabungsförderung eine Arbeitsdefinition: Inklusive Begabungsförderung bedeutet, Heranwachsende in ihren individuellen Fähigkeiten unter Berücksichtigung ihrer Lebenssituation und ihrer biografischen Erfahrungen, ihren spezifischen Lernvoraussetzungen, (Lern-)bedürfnissen, (Lern-)wegen, (Lern-)zielen und (Lern-)möglichkeiten zu fördern und hierfür angemessene Bedingungen zu schaffen. Basierend auf einem breiten und dynamischen Begabungsverständnis sowie einer pädagogischen Diagnostik, die sich aus dem Beobachten der Lebens-, Lern- und Entwicklungsbedürfnisse des Einzelnen speist, geht inklusive Begabungsförderung von der Begabung eines jeden Kindes aus, für deren Entfaltung unterschiedliche Bedingungen erfüllt sein müssen. Zu diesen Bedingungen gehören in sehr unterschiedlichem Maße auch Assistenz und Unterstützung bei Kommunikation oder Kooperation. Inklusive Begabungsförderung verbindet daher einen individuellen Fokus, im Sinne der Verschiedenheit von Begabungen und Bedürfnissen, mit einem gemeinschaftsorientierten Fokus, im Sinne einer grundsätzlichen Angewiesenheit von Menschen aufeinander. In der Praxis verlangt inklusive Begabungsförderung mehrdimensionales Denken, damit didaktische Umsetzungen gelingen. Im Rahmen einer noch nicht inklusiven Gesellschaft und Schullandschaft ist inklusive Begabungsförderung als eine grundlegende Haltung zu verstehen. (Solzbacher, Behrensen erscheint 2015) 11!
Selbstkompetenzförderung Motivation, Frustrationstoleranz, Ausdauer, Selbsteinschätzung, Verantwortung 12!
Ich Selbst http://pravda-tv.com/2014/08/24/die-gehirnhalften-links-oder-rechts-der-stetige-kampf-im-kopf-video/ (30.10.2014) 13!
Leistungsmotivation Arbeitsverhalten Aufmerk./Konz. Prüfungssorgen, Ängstlichkeit Stressbewältigung Kausalattribution Intellektuelle Fähigkeiten Kreative Fähigkeiten Soziale Kompetenz Nichtkogn. Persönlichkeitsmerkmale (Moderatoren) Sprachen Mathematik Naturwissenschaften Musikalität Künstlerische Fähigkeiten Begabungsfaktoren (Prädikatoren) Leistungsbereiche (Kriterien) Technik Informatik, Schach Psychomotorik Praktische Intelligenz Umweltmerkmale (Moderatoren) Musik, Kunst (Malerei usw.) Sport Familiäre Lernumwelt Familienklima Instruktionsqualität Schulklima Krit. Lebensereignisse Weiterentwicklung des Münchner Hochbegabungsmodell nach Heller, Perleth 2007 14!
Selbstkompetenz(förderung) eine Arbeitsdefinition: Die Entwicklung von Selbstkompetenz ist als lebenslanger Prozess zu verstehen. Selbstkompetenz bezeichnet die Fähigkeit, in sich verändernden Zusammenhängen motiviert und aktiv gestaltend handeln zu können. Die Handlungsfähigkeit des Einzelnen hängt entscheidend von der Fähigkeit ab, Wissen und Emotionen miteinander zu verknüpfen. Für die Selbstkompetenzförderung sind (professionelle) pädagogische Beziehungen ebenso von zentraler Bedeutung wie die Gestaltung der Lernumgebung. Eine hohe Selbstreflexivität der Pädagogin/ des Pädagogen ist dabei unabdingbar. (Künne, Sauerhering, 2012) 15!
Ressourcenorientierung Stärken suchen, Vertrauen in Potentiale, Familie einbeziehen, 16!
Ressource Eine Arbeitsdefinition Ressourcen sind Faktoren, die den Menschen in einer Situation stärken können. Sie können sowohl in der Person selbst angelegt sein (Personale Ressourcen) als auch durch die Umwelt an die Person herangetragen werden (Umweltressourcen). Sind Ressourcen ausgeprägt, unterstützen sie die Entwicklung des Menschen auch indem sie Defizite und Entwicklungsstörungen kompensieren. (Kiso, Lotze, Behrensen 2014) 17!
Leistungsmotivation Arbeitsverhalten Aufmerk./Konz. Prüfungssorgen, Ängstlichkeit Stressbewältigung Kausalattribution Intellektuelle Fähigkeiten Kreative Fähigkeiten Soziale Kompetenz Nichtkogn. Persönlichkeitsmerkmale (Moderatoren) Sprachen Mathematik Naturwissenschaften Musikalität Künstlerische Fähigkeiten Begabungsfaktoren (Prädikatoren) Leistungsbereiche (Kriterien) Technik Informatik, Schach Psychomotorik Praktische Intelligenz Umweltmerkmale (Moderatoren) Musik, Kunst (Malerei usw.) Sport Familiäre Lernumwelt Familienklima Instruktionsqualität Schulklima Krit. Lebensereignisse Weiterentwicklung des Münchner Hochbegabungsmodell nach Heller, Perleth 2007 18!
(Kiso, Lotze, Behrensen 2014) 19!
Ressourcenorientierung eine Arbeitsdefinition: Ressourcenorientierung bezeichnet eine grundsätzliche Haltung des Entdeckens, Aufzeigens, Nutzens und Förderns der personalen Ressourcen und Umweltressourcen zur Unterstützung der Entwicklung. (Kiso, Lotze, Behrensen 2014) Fotografie: Conny Wenk 20!
(Kiso, Lotze, Behrensen 2014) Birgit, Behrensen; Carolin Kiso Begabt, behindert, ungefördert Begabungsförderung als Beitrag zur Inklusion 21!
A: B: C: D: E: F: G: H: I: J: K: L: M: N: O: P: Q: R: S: T: U: V: W: X: Y: Z: Schreiben Sie zu jedem Buchstaben ein Stichwort mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben, das Ihnen. Nehmen Sie sich für die Aufgabe höchstens drei Minuten Zeit. Verharren Sie nicht zu lange bei einem Buchstaben, sondern hören Sie auf Ihre erste Intuition! Nachdem Sie die Liste ausgefüllt haben, überlegen Sie doch einmal, welche Stärken ganz besonders auf Sie zutreffen und wie Sie diese Stärken einsetzen können. Bedenken Sie: Auch auf den ersten Blick negativ erscheinende Begriffe können in bestimmten Situationen positiv sein (Zum Beispiel: Ungeduld. Das klingt vielleicht zunächst eher negativ. Genau diese Ungeduld hilft aber, Dinge voran zu treiben und Fortschritte zu machen.) Nehmen Sie mit Hilfe der ABC-Liste auf die gleiche Weise die Ressourcen der Kinder in den Blick gemeinsam mit dem Kind oder zusammen mit KollegInnen. (Kiso, Lotze, Behrensen 2014) 22!
Individuelle Förderung So viel wie möglich: anregende Lernumgebung, differenzierte Aufgaben, aktive Lernzeiten, hohes Niveau, So viel wie nötig: Struktur, Überschaubarkeit, Regeln, Verlässlichkeit, separierende Angebote, 23!
Individuelle Förderung eine Arbeitsdefinition: Unter individueller Förderung verstehen wir alle Handlungen, die mit der Intention erfolgen, das Lernen unter Berücksichtigung der spezifischen Lernvoraussetzungen, -bedürfnisse, -wege, - ziele und -möglichkeiten zu unterstützen. Unter individueller Förderung werden also alle Aktivitäten verstanden, die mit der Intention erfolgen, die Persönlichkeitsentwicklung und die Entfaltung der Fähigkeiten und Begabungen eines jeden Kindes zu unterstützen. (Solzbacher/Behrensen/Sauerhering/Schwer 2012, S.31). 24!
Pädagogische Haltung Wertschätzung, Reflexion, professionelles Rückgrat 25!
Haltung eine Arbeitsdefinition: Eine professionelle Haltung ist ein hoch individualisiertes (d.h. individuelles, idiosynkratisches) Muster von Einstellungen, Werten, Überzeugungen, das durch einen authentischen Selbstbezug und objektive Selbstkompetenzen zustande kommt, die wie ein innerer Kompass die Stabilität, Nachhaltigkeit und Kontextsensibilität des Urteilens und Handelns ermöglicht, sodass das Entscheiden und Handeln eines Menschen einerseits eine hohe situationsübergreifende Kohärenz und Nachvollziehbarkeit und andererseits eine hohe Situationsspezifische Sensibilität für die Möglichkeiten, Bedürfnisse und Fähigkeiten der beteiligten Personen aufweist. (Kuhl, Schwer, Solzbacher, 2014) 26!
Als ich neun Jahre alt war, fragte mich mein Lehrer, ob ich wüsste, dass ich das Downsyndrom habe und was das bedeutet. Ich hatte bis dahin geglaubt, ganz normal zu sein und hörte zum ersten Mal von dem Syndrom Pablo Pineda Ferrer 27!
Weiterentwicklung der Gedanken in der gemeinsamen Diskussion Die Übersetzung von Begabung in Leistung greift zu kurz. Es wurde vorgeschlagen eher von einer Aktivierung der Fähigkeiten sowie Umsetzung in Handlungen zu sprechen. Bei aller Auseinandersetzung mit Leistung sollte auch die individuelle Leistungsnorm beachtet werden. Zudem kann Leistung auf ganz unterschiedlichen Gebieten stattfinden. Übertragen auf das Schulsystem herrscht hier ein Dilemma, wenn z.b. entlang standardisierter, vergleichbarer Kriterien bewertet werden muss, andererseits man aber dem Kind in seiner individuellen Entwicklung gerecht werden will. Die gesellschaftlichen Widersprüche sozialer Ungleichheit können von Schule allein nicht gelöst werden. Der inklusive Begabungsbegriff bietet eine gute Grundlage zur Diskussion in Kita und Schule ergänzt werden könnte die Auseinandersetzung des einzelnen Kindes mit den materiellen und räumlichen Möglichkeiten der einzelnen Einrichtungen. Peers gewinnen mit zunehmendem Alter an Bedeutung und sollten daher bei der inklusiven Begabungsförderung mitgedacht werden. 28!
Conny Wenk Birgit, Behrensen; Carolin Kiso Begabt, behindert, ungefördert Begabungsförderung als Beitrag zur Inklusion 29!
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Carolin Kiso, M. Ed. carolin.kiso@nifbe.de Dr. Birgit Behrensen birgit.behrensen@nifbe.de Nifbe Forschungsstelle Begabungsförderung Heger-Tor-Wall 19 49078 Osnabrück http://nifbe.de/das-institut/forschung/begabung 30!
Behrensen, B., Sauerhering, M., Solzbacher, C., & Warnecke, W. (2011). Das einzelne Kind im Blick: Individuelle Förderung in Kitas. Freiburg: Herder. Gardner, H. (2005). Abschied vom IQ. Die Rahmen-Theorie der vielfachen Intelligenzen. 4. Aufl. Stuttgart. Heller, K.A. & Perleth, C. (2007). MHBT-P - Münchner Hochbegabungstestbatterie für die Göttingen: Hogrefe. Kiso, C. & Lotze, M. (2014). Ressourcenorientierung als Grundhaltung? Mögliche Konsequenzen pädagogischer Diskurse für die Kooperation verschiedener Professionen. In C. Schwer & C. Solzbacher (Eds.), Professionelle pädagogische Haltung. Historische, theoretische und empirische Zugänge zu einem viel strapazierten Begriff (pp. 139 156). Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt. Kiso, C. & Lotze, M.; Behrensen, B. (2014). Ressourcenorientierung. Nifbe-Themenheft. Eigenverlag. Kuhl, J., Schwer, C. & Solzbacher, C. (2014). Professionelle pädagogische Haltung: Versuch einer Definition des Begriffes und ausgewählte Konsequenzen für Haltung. In C. Schwer & C. Solzbacher (Eds.), Professionelle pädagogische Haltung. Historische, theoretische und empirische Zugänge zu einem viel strapazierten Begriff (pp. 107 122). Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt. Sauerhering, M.; Künne, T. (2012). Selbstkompetenz(-förderung) in Kita und Grundschule. Nifbe Themenheft. Eigenverlag. Schwer, C. & Solzbacher, C. (Eds.) (2014). Professionelle pädagogische Haltung: Historische, theoretische und empirische Zugänge zu einem viel strapazierten Begriff. Bad Heilbrunn: Julius Klinkhardt. Solzbacher, C., Behrensen, B., Sauerhering, M., & Schwer, C. (2012). Jedem Kind gerecht werden?: Sichtweisen und Erfahrungen von Grundschullehrkräften. Praxiswissen Unterricht. Köln: Carl Link. Solzbacher, C., Müller-Using, S., & Doll, I. (Eds.) (2012). Praxiswissen Unterricht. Ressourcen stärken!: Individuelle Förderung als Herausforderung für die Grundschule. Köln: Carl Link Solzbacher, C. & Behrensen, B. (erscheint 2015): Inklusive Begabungsförderung und individuelle Förderung. Grundlegungen, Chancen und Herausforderungen einer vielversprechenden Symbiose. In: C. Solzbacher, G. Weigand & P. Esser (Hrsg.): Begabungsförderung kontrovers. Segregative und integrative Konzepte im Spiegel der Inklusion. Weinheim/Basel: Beltz. http://www.hs-gerlitz.at/index.php/teast.html (30.10.2014) http://pravda-tv.com/2014/08/24/die-gehirnhalften-links-oder-rechts-der-stetige-kampf-im-kopf-video/ (30.10.2014) aus: http://www.uni-graz.at/communication/unizeit/archiv/vor1999/595/5-95-05.html (30.10.2014) 31!