Investitionen in Köpfe

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Investitionen in Köpfe Das DBU-Promotionsstipendienprogramm Wir fördern Innovationen. Deutsche Bundesstiftung Umwelt

Investitionen in Köpfe Das DBU-Promotionsstipendienprogramm Wir fördern Innovationen.

Inhalt 5 7 10 13 19 23 25 28 29 37 41 43 46 48 49 51 Vorwort Projektförderung und Stipendienprogramm zwei Wege zu einem Ziel Siebzehn Jahre Doktorandenförderung der Umweltstiftung Ausgewählte Arbeiten kurz vorgestellt Wege in die Berufstätigkeit Die Auswahl ist nicht einfach Das DBU-Stipendium wurde zum Qualitätssiegel Stipendiatenseminare Horizonterweiterung und Netzwerkbildung»Was bringt mir das?«interviews mit Stipendiaten Stipendienschwerpunkte UNetS das Umwelt-Netzwerk der Stipendiaten der DBU e.v. Fazit: Das besondere Programm Die Internetseite des DBU-Stipendienprogramms Auswahlgremium Mitarbeiter im Stipendienprogramm der DBU Impressum

Vorwort Vorwort Dr. -Ing. E.h. Fritz Brickwedde Hubert Weinzierl Die Suche nach Lösungen im Sinne einer dauerhaft umweltgerechten Entwicklung bzw. die Umsetzung von Nachhaltigkeit erfordert vor allem sehr gut ausgebildete Fachkräfte mit der Fähigkeit zum fachübergreifenden Denken, Kommunizieren und Handeln. Mit der Förderung junger, hochqualifizierter Nachwuchswissenschaftler aller Fachdisziplinen, die sich in ihren Promotionsarbeiten mit aktuellen und angewandten Umweltfragen beschäftigen, möchte die DBU hierzu ihren Beitrag leisten. Wir wählen fachlich gute und engagierte junge Leute aus, die bereit sind, über den Tellerrand ihres Spezialgebiets hinauszublicken, unterstützen sie in ihrer Promotionszeit mit einem Stipendium finanziell und fördern sie darüber hinaus durch begleitende Veranstaltungen. Wir bieten ihnen die Anbindung an die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mit ihren Projekten und Veranstaltungen. Insbesondere erhalten sie die Chance, sich mit allen anderen gegenwärtigen und ehemaligen Promotionsstipendiaten, aber auch den Austauschstipendiaten der DBU zu vernetzen. Bislang wurden über 800 Promotionsstipendiaten und über 480 Stipendiaten des Austauschstipendienprogramms gefördert. Dieses internationale Stipendienprogramm mit zehn Ländern und Regionen Mittel- und Osteuropas dient der beruflichen Weiterqualifikation von einschlägigen Umweltfachleuten durch einen mehrmonatigen Forschungsaufenthalt an Universitäten, Institutionen, Behörden 5

Vorwort oder Unternehmen in Deutschland. Gemeinsam sollen unsere Stipendiaten ein längerfristiges Netzwerk von deutschen sowie mittel- und osteuropäischen Experten im Bereich des Umweltschutzes bilden und Hemmnisse in der Fachdisziplinen übergreifenden und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Umwelt- und Naturschutzes beseitigen. In der Stiftungsarbeit unterstützen wir viele fachliche Ansätze im Sinne der umweltgerechteren Entwicklung und Gestaltung unseres Lebensalltags. In den Stipendienprogrammen geht es auch um fachliche Lösungsansätze, aber zunächst einmal um Persönlichkeiten, um junge Menschen, die wir ein Stück ihres Werdegangs begleiten. Dies ist spannend und wichtig für unser aller Zukunft. Hilfe in der Promotionszeit sein kann, sondern ihn auch wissenschaftlich durch ein breites Angebot fördert. Und nicht zuletzt soll sie den Personalverantwortlichen in Wirtschaft, Forschung und Behörden die besondere Qualifikation der DBU- Stipendiaten verdeutlichen. Eine anregende Lektüre wünschen Ihnen Dr. -Ing. E. h. Fritz Brickwedde Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Hubert Weinzierl Kuratoriumsvorsitzender der Deutschen Bundesstiftung Umwelt 6 In dieser Broschüre, die Herr Professor Gotthilf Hempel als langjähriges Mitglied unseres Auswahlgremiums im Promotionsstipendienprogramm maßgeblich gestaltet hat, wird das Stipendienprogramm in erster Linie aus der Sicht gegenwärtiger und ehemaliger Stipendiaten und aus der Sicht von unabhängigen Mitgliedern des Auswahlgremiums dargestellt. Sie soll jungen Hochschulabsolventen Lust machen, dazuzugehören und sich mit einem interessanten Umweltthema zu bewerben. Hochschullehrern soll sie zeigen, dass dieses Programm dem einen oder anderen jungen Nachwuchswissenschaftler nicht nur eine finanzielle

Einleitung Projektförderung und Stipendienprogramm zwei Wege zu einem Ziel Prof. Dr. Werner Wahmhoff Werner Wahmhoff (2. v. r.), Abteilungsleiter Umweltforschung und Naturschutz, im Gespräch mit Stipendiaten Das Gesetz zur Errichtung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und die Satzung stecken den Rahmen für die Arbeit der DBU ab. Sie geben vor, die Entwicklung und Nutzung neuer umweltentlastender Technologien und Produkte im Sinne eines vorsorgenden, integrierten Umweltschutzes intensiv voranzutreiben, das Nationale Naturerbe zu bewahren und wiederherzustellen sowie das Umweltbewusstsein der Menschen durch Maßnahmen der Umweltbildung mit dem Ziel von Verhaltensänderungen zu fördern. Dabei sollen kleine und mittlere Unternehmen besondere Berücksichtigung finden. Seit 1991 wurden über 7.200 Vorhaben mit insgesamt 1,25 Mrd. gefördert. Diese Vorhaben zeichnen sich dadurch aus, dass sie innovativ sind, sich also klar vom gegenwärtigen Stand der Forschung und Technik abgrenzen, außerdem Modellcharakter besitzen, indem sie für eine breitere Anwendung geeignet sind und vor allem ein kurz- oder mittelfristig realisierbares Umweltentlastungspotenzial aufweisen. Wie passt nun die Vergabe von Stipendien an junge Wissenschaftler zum Projektförderansatz der DBU? Bei genauerer Betrachtung besteht kein Widerspruch. Fast allen Förderprojekten liegen wissenschaftliche Vorarbeiten zugrunde, die vielleicht erst das Umweltproblem erkannt haben oder die Methoden entwickelt haben, die nun die Basis für Lösungsansätze in der Praxis bilden. Die Stipendiaten befassen sich zwei bis drei Jahre lang im Rahmen ihrer Promotion ausführlich mit einem Thema, das eine umweltschutzrele- 7

Einleitung Vernetzung der in den verschiedensten Wissenschaftsrichtungen arbeitenden Stipendiaten untereinander. Auch stärken wir die langfristige Bindung der Stipendiaten an die DBU. Ehemalige Stipendiaten arbeiten erfolgreich in Förderprojekten mit, sind als Gutachter für die DBU tätig oder betreuen Austauschstipendiaten aus mittel- und osteuropäischen Ländern. 8 Stipendiaten und Betreuer des Stipendienschwerpunkts»Nachhaltige Bioprozesse«im Gruppenfoto vante Fragestellung zum Inhalt hat, aber meist mehr grundlagen- als umsetzungsorientiert ist. Das auf solchen Promotionen beruhende Grundlagenwissen ist das Fundament für umsetzungsorientierte und modellhafte Problemlösungen. Um diese Grundlage zu stärken, hat sich die Deutsche Bundesstiftung Umwelt frühzeitig entschlossen, ein Stipendienprogramm für Doktoranden aufzubauen. Die personenbezogene Förderung junger Wissenschaftler geht bewusst über die Zielstellungen der Projektförderung hinaus. Im Stipendienprogramm der Umweltstiftung werden überdurchschnittlich qualifizierte Bewerber aus allen Fachdisziplinen unterstützt. Besonderes Augenmerk wird auf interdisziplinäre Forschungsthemen gelegt. Hier bestehen die derzeit größten Defizite auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung. Qualifizierte Umweltwissenschaftler aus allen Disziplinen werden dringend gebraucht, um die immer drängender werdenden globalen Umweltprobleme zu lösen. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt möchte einen Beitrag leisten zur Ausbildung einer interdisziplinär denkenden und damit zur Lösung komplexer Probleme befähigten jungen Wissenschaftlergeneration. Dies geschieht auf verschiedene Art und Weise. Zunächst fördern wir durch interdisziplinäre Seminare die Eine wichtige Verknüpfung der Projektförderung und der Stipendienförderung ergibt sich aus der großen thematischen Nähe vieler Promotionsarbeiten zu den Inhalten von einzelnen DBU-Projekten und -Schwerpunkten. So wurde 2006 der Stipendienschwerpunkt»Nachhaltige Bioprozesse«eingerichtet. Die Promovenden bearbeiten umweltrelevante und umsetzungsorientierte Forschungsfragen im Vorfeld der Etablierung von ökologisch vorteilhaften und ökonomisch rentablen Bioprozessen in der Industrie und kooperieren dabei sehr eng miteinander. Der Stipendienschwerpunkt ist eng verknüpft mit dem interdisziplinären Forschungs- und Entwicklungsnetzwerk ChemBioTec, das im Rahmen des Förderschwerpunkts»Biotechnologie«mit einer größeren Anzahl von Projekten durch die DBU gefördert wird. Ein weiteres Beispiel für die enge Verzahnung von Projektförderung und Stipendienprogramm war der DBU- Stipendienschwerpunkt»Indikatoren für eine nachhaltige Landnutzung«.

In regelmäßig stattfindenden Seminaren tauschen die Stipendiaten ihr Wissen aus. Hier arbeiteten neun Doktoranden verschiedener Fachgebiete an der Entwicklung von Nachhaltigkeitsindikatoren und deren Einbindung in ein nutzerorientiertes Indikatorensystem. Die von Doktoranden erarbeiteten Ergebnisse konnten sehr zeitnah in das System REPRO zur Nachhaltigkeitsbewertung integriert werden. Auf der Basis von REPRO wurde mit Hilfe der DBU das Bewertungsinstrument für den DLG*- Nachhaltigkeitsstandard für landwirtschaftliche Betriebe entwickelt. Das Stipendienprogramm ist also in zweierlei Weise mit der Projektförderung der DBU verzahnt: Es schafft wissenschaftliche Grundlagen für umsetzungsorientierte Projekte und es fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs für diese Projekte. Darüber hinaus ist die gezielte wissenschaftliche Nachwuchsförderung wichtig für die Erreichung der anspruchsvollen Ziele der Stiftung im Dienste einer nachhaltigen Entwicklung und des nationalen und globalen Umwelt- und Naturschutzes. * Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft e.v. 9

Historie 10 Siebzehn Jahre Doktorandenförderung der Umweltstiftung Dr. Hedda Schlegel-Starmann Häufig finden Treffen in landschaftlich attraktiven Umgebungen statt. Das Stipendienprogramm der DBU ist vergleichsweise jung. Die ersten 18 Stipendien wurden 1992 an Doktoranden der Biologie, Chemie, Physik, Verfahrenstechnik, Siedlungswasserwirtschaft, Agrarwissenschaft und Elektrotechnik vergeben. Im gerade wiedervereinigten Deutschland war das junge Stipendienprogramm auf die neuen Bundesländer ausgerichtet, um hier in einer schwierigen Umbruchsituation den wissenschaftlichen Nachwuchs im Bereich der Umweltforschung zu unterstützen und damit die Umweltforschung an den Hochschulen fester zu etablieren. Vorbedingung war daher, dass die Stipendiaten in den neuen Bundesländern promovierten. Die ersten Stipendiatenseminare fanden auf einem Elbeschiff in Dresden, in der Internationalen Naturschutzakademie Insel Vilm und im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal in Ostritz statt. Lebhaft wurden dort nicht nur Fachfragen, sondern auch die Umweltsituation in Mitteldeutschland diskutiert. Bereits nach drei Jahren (1995) erfolgte die Ausweitung des Programms auf Gesamtdeutschland: Nun wurden jedes Jahr bis zu 50 junge Nachwuchswissenschaftler neu in die Förderung aufgenommen und das Seminarprogramm stark erweitert und geographisch breit gestreut. Auch eine gute fachliche Durchmischung machte die Treffen attraktiv. Damals wie heute nahm jeder Stipendiat einmal jährlich an einem Stipendiatenseminar teil.

Raumplanung, Archittektur 1,2 % Sonstige 0,3 % Sprache/Kultur 2,6 % Recht 6,0 % Wirtschafts-, Sozial- und Politikwissenschaften 7,5 % Biotechnologie 1,7 % Informatik 1,0 % Physik 4,5 % Bau/Siedlung/Abfall 3,6 % Maschinenbau/Verfahrenstechnik 6,3 % Chemie 11,9 % übrige Ing.-Wissenschaften 3,3 % Forst 4,1 % Agrar 9,9 % Biologie 24,8 % Landespflege/Umweltgestaltung 1,8 % Medizin/Pharmazie 1,2 % Geowissenschaften/Geographie 8,3 % Fachgebiete aller DBU-Promotionsstipendiaten Viele besuchten darüber hinaus die Festveranstaltung zur Verleihung des Deutschen Umweltpreises oder die Sommerakademie der DBU. Zunächst war das Stipendienprogramm als zeitlich befristetes Projekt organisiert. Es erwies sich aber schnell als ein großer Erfolg auch im Sinne des Stiftungsauftrages der DBU. Die ersten Doktoranden hatten meist schnell und gut promoviert und viele von ihnen waren in Projekte des Umweltschutzes eingebunden. Überlegungen, das Promotionsstipendienprogramm zu einem festen Bestandteil der Förderarbeit der Umweltstiftung zu machen, wurden im Jahr 2000 in die Tat umgesetzt. Zugleich öffnete sich das Programm über Deutschland hinaus für globale Umweltthemen, die einen direkten Bezug zu Deutschland aufweisen. Dabei wurde jedoch zur Bedingung gemacht, dass die Stipendiaten zumindest die Hälfte ihrer Promotionszeit an ihrer Hochschule in Deutschland verbringen, damit sie an deren Lehr- und Forschungsbetrieb unmittelbar beteiligt bleiben und die begleitenden Veranstaltungen der Stiftung wahrnehmen können. Auch für Freizeitaktivitäten bleibt bei den Stipendiatentreffen ausreichend Zeit. 11

Historie Beim Einführungsseminar machen die Zuhörer unter anderem Bekanntschaft mit dem Stipendiatenpark der DBU in Bad Essen. 12 Seit 2001 werden innerhalb des Förderprogramms befristet Themenschwerpunkte angeboten, in denen jeweils mehrere Stipendiaten zu einem übergeordneten Thema eng miteinander kooperieren und auch wissenschaftliche Treffen in Eigeninitiative organisieren. Ab 2002 wurde das Programm für ausländische Doktoranden an deutschen Hochschulen geöffnet; seitdem kommen etwa 10 % unserer Stipendiaten aus dem Ausland. Mit der regen Nachfrage wurde die Anzahl der zu vergebenden Promotionsstipendien im Jahr 2004 auf 60 pro Jahr erhöht. Die Zahl der Bewerber ist drei- bis viermal so hoch. Im gleichen Jahr gründete eine Reihe von DBU-Stipendiaten das Umweltnetzwerk der Stipendiaten der DBU (UNetS), in dem sich ehemalige und aktuelle Promotionsstipendiaten der DBU zusammenschließen und sich darüber hinaus mit den internationalen Austauschstipendiaten der DBU vernetzen. Seit 2006 pflanzt die DBU für die von ihr geförderten Doktoranden Bäume und lässt so den Stipendiatenpark in Bad Essen bei Osnabrück entstehen, der unter dem Motto Wissen wächst weiter steht. So wie die Bäume im StipendiatenPark mit der Zeit an Zahl, Größe und Umfang zunehmen, so wachsen auch die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Stipendiaten, die nach Lösungen für eine lebenswerte Umwelt suchen und mit ihrem Wissen - wie auch der StipendatenPark - der Gesellschaft zur Verfügung stehen.

Dissertationen Ausgewählte Arbeiten kurz vorgestellt Vorkommenswahrscheinlichkeit von Cerambyx cerdo in Abhängigkeit zweier Habitatparameter (Rindendicke; Entfernung zur nächsten besiedelten Eiche) Großer Eichenbock in einem Ausflugloch sitzend Vom Großen Eichenbock und anderen Käfern Einfluss von Baum- und Landschaftsstrukturen auf Holzkäfer an Eichen Dr. Jörn Buse Universität Lüneburg Der Große Eichenbock Cerambyx cerdo ist ein Käfer, der durch die Veränderungen in der Landschaftsstruktur im Bestand gefährdet ist. Ich konnte in meiner Doktorarbeit zeigen, dass eine auf den Großen Eichenbock ausgerichtete Schutzstrategie auch für viele andere bedrohte Insektenarten nützlich ist, denn an den von ihm besiedelten Eichen finden sich wesentlich mehr gefährdete Käferarten als Jörn Buse an vergleichbaren anderen Eichen. Ergebnisse meiner Arbeit wurden bei Schutzmaßnahmen im Biosphärenreservat Niedersächsische Elbtalaue umgesetzt. Am Zoologischen Institut der Universität Mainz untersuche ich jetzt die Auswirkungen von Klimaund Landnutzungsänderungen auf gefährdete Tierarten und ihre Lebensräume in Rheinland-Pfalz. 13

Dissertationen 14 Ethik und Umweltschutz Umwelt und Gerechtigkeit in Deutschland Beitrag zu einer Systematisierung und ethischen Fundierung Dr. Julia Schultz Universität Greifswald Nicht alles, was dem Umweltschutz zuträglich ist, ist an sich sozial gerecht. Im Gegenteil: Weltweit wie auch hierzulande haben einkommensarme und bildungsferne Menschen vergleichsweise größere Probleme, sich an Umweltprobleme wie den Klimawandel anzupassen und Umweltschutzmaßnahmen mitzutragen. Während Umweltschutz bisher primär als eine Frage von Technik und Effizienz galt, richtet sich der Blick heute zunehmend auch auf einen Wandel von Werten, gesellschaftlichen Julia Schultz Strukturen und Lebensstilen. Die Dissertation untersucht, wie Umweltschutz in Deutschland mit den immer deutlicher sichtbar werdenden ökologischen Grenzen umgehen kann, ohne dabei sozial ungerecht zu sein. Der in den USA geprägte Ansatz»environmental justice«ist eine fruchtbare Anregung, sofern er reflektiert und mit einem soliden ethischen Fundament verwendet wird. Im Hauptteil werden ethisch-normative Vorschläge für mehr Gerechtigkeit im Umweltschutz erarbeitet und auf konkrete Praxisfälle angewandt. Es gilt, Umweltschutz stärker einem sozialen Verträglichkeitstest zu unterziehen, um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu stärken. Zudem: So wie Ökologie nicht ohne Gerechtigkeit zu denken ist, kann Gerechtigkeit nicht mehr ohne Ökologie gedacht werden. Denn wenn wir den Raubbau an der Umwelt nicht stoppen, wird das schwere soziale Folgen haben. Kosteneffizienter Schutz der Ostsee gegen Überdüngung Volkswirtschaftliche Kosten einer Landnutzung, die die Stoffausträge in die Ostsee minimiert Dr. Melanie Mewes Universität Greifswald In die Ostsee gelangen hohe Nährstoffmengen an Stickstoff und Phosphor, die z. B. zu Algenblüten führen. Nachdem die Nährstofffrachten aus Kläranlagen stark reduziert werden konnten, richtet sich jetzt die Aufmerksamkeit auf die diffusen Einträge aus der Landnutzung. Reduktionsmaßnahmen erfordern Änderungen der Flächennutzung. Dabei entstehen Kosten, z. B. durch Ertragsrückgänge und/oder einen höheren Aufwand bei der Bewirtschaftung. Ziel der Arbeit war es, für feststehende Nährstoffreduktionsziele Landnutzungsszenarien mit minimalen volkswirtschaftlichen Kosten zu entwickeln. Den Melanie Mewes agrar- und umweltpolitischen Entscheidungsträgern wird ein Flächennutzungsmix empfohlen, der wesentliche Verbesserungen für den Schutz der Ostsee gegen Überdüngung bietet. Heute arbeite ich als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Helmholtz- Zentrum für Umweltforschung UFZ in Leipzig im Rahmen eines DBU-Projektes zum Thema»Kosteneffizienter Biodiversitätsschutz«.

Doppelter Schutz aus der Gießkanne Bodenapplikationen von Neem- Präparaten im Integrierten Pflanzenschutz Dr. Gunda Thöming Universität Hannover Extrakte des tropischen Neembaumes werden als umweltverträgliche Insektizide im Integrierten Pflanzenschutz eingesetzt. Das bisher übliche Sprühen von Neem- Extrakten gefährdet aber Nützlinge. Gießt man dagegen das Gunda Thöming Pflanzenschutzmittel direkt auf den Boden, so breiten sich die Wirkstoffe über die Wurzeln in der Pflanze aus (systemische Wirkungsweise). Schwer kontrollierbare Schadinsekten, wie z. B. Thripse (Fransenflügler) mit versteckter Lebensweise werden über die Neem-Wirkstoffe in der Pflanze und außerdem durch direkte insektizide Wirkung auf die Bodenstadien des Schädlings wirkungsvoll bekämpft. In Deutschland und Thailand studierte ich die Aufnahme, Verlagerung und Persistenz von Neem-Wirkstoffen in Substrat und Pflanze. So gelang es, die systemische Wirkungsweise und die resultierenden sehr guten Kontrolleffizienzen gegenüber Thripsen zu erklären. Außerdem untersuchte ich erfolgreich die Wirkung von Neem- Bodenbehandlungen in Kombination mit dem Einsatz von Raubmilben als natürlichen Feinden des in Gewächshäusern besonders gefährlichen Kalifornischen Blütenthrips. Aktuell arbeite ich als Postdoc an der Universität Kassel im Fachgebiet Ökologischer Pflanzenschutz an der biologischen Kontrolle des Erbsenwicklers. Prinzip der Neem-Bodenapplikation (links) und ihre Wirkungsweise gegenüber Thripsen 15

Dissertationen Vegetations-Verteilung im Murnauer Moos 16 Überwachung von Naturschutzgebieten aus der Luft Vegetationskartierung mit hyperspektraler Fernerkundung Dr. Carola Weiß Universität München Mit der Umsetzung der Fauna-Flora- Habitat-(FFH-) Richtlinie der EU stellt sich die Frage, ob und wie europaweit das Monitoring großer Naturschutzgebiete flächendeckend durchgeführt werden kann. Daher entwickelte ich in meiner Dissertation ein neues Kartierverfahren: Traditionelle Vegetationsaufnahmen am Boden werden Carola Weiß mit flugzeuggestützten Hyperspektraldaten kombiniert. Die Integration verschiedener Auswertetechniken erlaubt die Abbildung von Vegetationstypen und Vegetationsübergängen. Die neue Methode ist reproduzierbar und liefert Vegetationskarten, deren Informationsgüte messbar ist. Dies ermöglicht ein nachhaltiges, flächendeckendes Biotop-Monitoring hochkomplexer Vegetationsstrukturen. Derzeit arbeite ich in der Naturschutzplanung im Spannungsfeld zwischen Kartierung und Fernerkundung. Während der Förderzeit bekam

ich mein zweites Kind und konnte das DBU-Stipendium dafür ein halbes Jahr aussetzen. Weiterentwicklung von Dünnschicht-Solarzellen Eigenschaften dünner laserkristallisierter polykristalliner SiGe-Schichten Dr. Moshe Weizman Technische Universität Berlin Polykristalline Silizium-Germanium (SiGeH-) Legierungen sind ein vielversprechendes Material für Dünnschichtsolarzellen. Polykristalline SiGe-Schichten lassen sich elegant durch Kristallisation amorpher Schichten mittels eines UV Lasers herstellen. Im Rahmen meiner Dissertation habe ich solche Moshe Weizman Schichten gefertigt und mit einer Vielzahl von Methoden untersucht. Hierbei zeigte sich, dass die Laserkristallisation von SiGe zu erstaunlichen Phänomenen wie Selbstorganisation und elektrischer Leitung entlang von Korngrenzen führt. Im Moment trage ich die Schematische Darstellung des Laserkristallisationsprozesses Verantwortung für ein Gemeinschaftsprojekt zur Weiterentwicklung von Dünnschichtsolarzellen, in dem die Industrie mit dem Helmholtz- Zentrum Berlin für Materialien und Energie kooperiert. Membranen für die Biosprit- Erzeugung Charakterisierung hydrophober ZSM-5 Zeolithmembranen und deren Anwendung zur Trennung von Wasser-Ethanol-Gemischen durch Pervaporation Dr. -Ing. Marcus Weyd Universität Magdeburg Ethanol kann als regenerativer Energieträger Ottotreibstoffen zugemischt werden. Nachteilig ist der hohe Energieeinsatz bei der Destillation des Ethanols aus der Fermentationsbrühe. Eine Alternative bieten organophile, asymmetrisch aufgebaute Zeolithmembranen. Ich untersuchte deren Leistungsfähigkeit 17

Dissertationen zur Anreicherung von Ethanol aus niedrig konzentrierten Ethanol-Wasser-Gemischen und Fermentationsbrühen. Zahlreiche Trennversuche bei variablen Verfahrensparametern zeigten sehr hohe Selektivitäten und gute Flussleistungen der mehrschichtigen Membranen und damit deren prinzipielle Eignung für diesen Verfahrensschritt. Simulationen zum Stofftransport in den einzelnen Schichten der Membranen lieferten Parameter für die weitere Membranentwicklung. Am Hermsdorfer Institut für Technische Keramik e. V. untersuche ich jetzt Stofftransportvorgänge in porösen Membranen und deren Einsatzmöglichkeiten für Trennaufgaben in Flüssigkeiten und Gasen. Marcus Weyd bei der Arbeit im Labor 18 Schema des Trennungsprozesses

Berufswege Wege in die Berufstätigkeit Erst durch Sümpfe stampfen dann Naturschutz vom Schreibtisch aus Dr. Annette Doerpinghaus Schon im Studium lag mein Schwerpunkt auf Ökologie und Naturschutz. Und so suchte ich mir anschließend ein Promotionsthema, in dem ich mein Interesse an wissenschaftlicher Arbeit mit einem Naturschutz-Thema verknüpfen konnte:»ökologie und Schutz von Quellen, Sümpfen und Mooren«. Durch ein Stipendium der DBU hatte ich die Freiheit, drei Jahre in den Tälern der Eifel ökologisch zu arbeiten. Während des Studiums und auch während der Promotionszeit habe ich darauf geachtet, dass ich möglichst viel praktische Erfahrung sammle: Praktika, Mitarbeit an anderen Projekten, um andere Arbeitsweisen und Methoden kennen zu lernen, Hören von Vorträgen, Teilnahme an Exkursionen u. s. w. Dann bot mir das Bundesamt für Naturschutz eine Mitarbeit an. Später wurde ich dort Leiterin eines Fachgebietes. So musste ich meine Dissertation neben dem Beruf fortführen. Ich erinnere mich an die regelmäßigen Nachfragen der DBU, wie es denn um meine Arbeit stehe. Schließlich habe ich die Dissertation fertiggestellt und die Prüfungen absolviert. Nun, vier Jahre später, habe ich den Beruf bereits zweimal unterbrochen und arbeite inzwischen in Teilzeit, um mich auch meinen kleinen Kindern widmen zu können. Ich teile mir die Kinderbetreuung mit meinem Mann. Die Herausforderung, Familie und eine leitende Stelle miteinander zu verknüpfen, ist manchmal anstrengend, insgesamt aber sehr erfüllend hier kann ich jungen Frauen nur Mut machen! Annette Doerpinghaus arbeitet als Teilzeitkraft beim Bundesamt für Naturschutz. 19

Berufswege 20 Als Umweltjurist von Passau zur Weltbank Dr. Markus Pohlmann Markus Pohlmann Von 1991 bis 1995 studierte ich Jura an der Universität Passau und absolvierte anschließend an der American University in Washington DC (USA) einen LL.M.-Studiengang mit Schwerpunkt im internationalen Umweltrecht. Nach dem 2. Juristischen Staatsexamen erhielt ich im US-Bundesstaat New York meine US-Anwaltszulassung. Im Anschluss promovierte ich an der Universität Hamburg über die juristische Umsetzung des sog. Clean Development Mechanismus im Kyoto-Protokoll. Mein DBU-Stipendium hat mir und meiner Familie dabei nicht nur finanziell geholfen, sondern ich konnte auch umweltbezogene Fachseminare besuchen und mein Thema im Kreise anderer Stipendiaten diskutieren. Das Stipendium war auch ein Aushängeschild für meinen Eintritt ins Berufsleben: Zuerst arbeitete ich mehrere Jahre bei einer internationalen Anwaltskanzlei und in der Rechtsabteilung der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Im April 2008 wechselte ich zur Weltbank in Washington DC (USA). Da bin ich für die juristische Beratung der Weltbankklimafonds zuständig eine spannende, vielseitige Aufgabe. Vom Mathematikstudium zur internationalen Unternehmensberatung DREBERIS Dr. Markus Reichel Markus Reichel Nach meinem Mathematikstudium (1991-1994) promovierte ich an der TU Dresden zur Frage der Möglichkeiten der Markteinführung erneuerbarer Energien. Nach zweijähriger Förderung durch die DBU gab ich mein Doktoranden-Stipendium zurück und wurde wissenschaftlicher Mitarbeiter am Internationalen Hochschulinstitut (IHI) Zittau. Ein Jahr nach der Promotion gründete ich auf der Basis der am IHI begonnenen deutsch-polnischen Projekte 1999 das Beratungsunternehmen DREBERIS (Dresdener Beratung für Internationale Strategien). Im Laufe der Jahre hat sich unser Tätigkeitsfeld thematisch und räumlich sehr erweitert. Jeder meiner Mitarbeiter spricht mindestens eine osteuropäische Sprache. Wir begleiten an unseren Standorten in Deutschland (Dresden), Polen, Tschechien, Bulgarien und Ukraine unsere Kunden bei der Realisierung ihrer Investitionsvorhaben im Bereich der Energiewirtschaft, aber auch in anderen Branchen. Vielfach besteht ein intensiver Bezug zu umweltrelevanten Themen. Den Schritt aus der Sicherheit einer unbefristeten Stelle an der Universität in die Selbstständigkeit habe ich eher intuitiv als auf Basis einer kühlen Analyse vorgenommen. Mich reizte der Aufbau einer eigenen Firma. Die Fakten sprachen eigentlich dagegen. Ich bin aber froh, diesen besonders anfangs sehr steinigen Weg gegangen zu sein.

Mit Erdkunde gerüstet in die Nachhaltigkeitsdebatte Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann Als Geographin mit Politikwissenschaft als weiterem Studienfach konnte ich mit dem DBU-Stipendium drei spannende Jahre lang zum Thema»Akzeptanzprobleme im Naturschutz«forschen (1995-1997). Die interdisziplinäre Ausrichtung der Promotion an der TU Berlin brachte mir eine Post-Doc Stelle im Bereich Umweltwissenschaften und Humanökologie der berühmten ETH Zürich ein. Mit Erfahrungen als Projektleiterin im Gepäck wechselte ich an das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Bevor ich mich dann für meine jetzige Position als Lehrstuhlinhaberin für Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geographie an der Universität Greifswald entschied, genoss ich es, eigenständig eine von der Robert-Bosch-Stiftung geförderte Junior Research Group zum Thema Biodiversitätsmanagement mit fünf Doktoranden an der Humboldt Universität Berlin zu leiten. Mein Mann Heinz hat mich auf diesem, mit manchen kleinen und großen Stolpersteinen gepflasterten Weg hin und her durch Mitteleuropa sehr unterstützt. Seit ihrer Geburt vor drei Jahren kümmert er sich um unsere Tochter Luisa. Susanne Stoll-Kleemann ist Lehrstuhlinhaberin für Nachhaltigkeitswissenschaft und Angewandte Geographie an der Universität Greifswald, hier bei einer Forschungsreise in Thailand 21

Berufswege Ob Blässgänse oder Regenwald immer für den Naturschutz Dr. Volkhard Wille Seit meiner Jugend engagiere ich mich im Natur- und Umweltschutz. linäre Kontakt zu anderen Stipendiaten erweiterte meinen Horizont um viele Themen des Natur- und Umweltschutzes und ich erhielt über die Stiftung weitere Einblicke und Kontakte. Mein Einstieg ins Berufsleben erfolgte dann beim Zentrum für Umweltkommunikation der DBU bis 2004 baute ich bei zwei anderen Stiftungen jeweils den Förderbereich Umwelt auf. Nun bin ich selbst Geschäftsführer einer Umweltstiftung. Sie ist das»kind«des ersten stellvertretenden Kuratoriumsvorsitzenden der DBU, Volkhard Wille ist Geschäftsführer der Tropenwaldstiftung OroVerde 22 So war das Biologiestudium für mich selbstverständlich. Mit dem Promotionsstipendium der DBU ging für mich ein Traum in Erfüllung, denn die Stiftung bot mir das ideale Umfeld für meine persönliche und berufliche Weiterentwicklung. Der interdiszip- (ZUK). Dort stand die Erstellung einer Broschüre zu Naturschutzprojekten im Mittelpunkt. Im Anschluss daran koordinierte ich in der Zeit der sogenannten Agrarwende die Lobbyarbeit des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) in Bonn und Berlin. Von 2002 Herrn Prof. Dr. Engelhardt. Bei der Tropenwaldstiftung OroVerde vereint sich das breite Themenspektrum von Umwelt und Entwicklung mit den vielfältigen Möglichkeiten von Stiftungsarbeit.

Auswahlgremium Die Auswahl ist nicht einfach Prof. Dr. Gotthilf Hempel Vortrag vor dem Auswahlgremium Auswahlgespräch eingeladen, die zuvor von der Geschäftsstelle unter Mitwirkung von Mitgliedern des Auswahlgremiums als vielversprechend aus der Schar der Bewerber ausgewählt worden waren. Die Kandidaten stehen im Einzelinterview jeweils zwei bis drei fachnahen Gutachtern sowie einem Referenten/einer Referentin der Geschäftsstelle gegenüber. Nach einer durch wenige Folien illustrierten Präsentation des Dissertationsvorhabens erfolgt eine etwa viertelstündige Befragung. Dabei wird die wissenschaftliche Qualität des Vorhabens und auch dessen Bezug zu den Förderzielen der DBU hinterfragt. Für die Entscheidung ist aber auch der persönliche Eindruck von Bedeutung, den der Bewerber bei der Präsentation und im Gespräch vermittelt. Zur Vorbereitung des Interviews erhalten die Professoren Zusammenfassungen des Antrages und der Stellungnahmen des betreuenden Hochschullehrers, mindestens ein externes Fachgutachten und die Empfehlung der Geschäftsstelle. Das Auswahlgremium besteht aus etwa 20 Professorinnen und Professoren deutscher Universitäten, einige von ihnen leiten zugleich Forschungsinstitute. Sie werden vom Generalsekretär der DBU für drei Jahre berufen. Da die Amtszeit verlängert werden kann, ergibt sich eine hohe Kontinuität in der Begutachtung. Die Mitglieder sind Natur- oder Ingenieurwissenschaftler, Juristen, Soziologen oder Wirtschaftswissenschaftler. Sie haben in der Umweltforschung erfolgreich gearbeitet und viele Doktoranden betreut. Manche von ihnen sind durch eigene Projekte mit der DBU verbunden. Im Mittelpunkt der Arbeit des Gremiums steht die abschließende Begutachtung und Entscheidung über die Bewerbungen. Dazu trifft sich die Gruppe zweimal im Jahr für jeweils zwei Tage in Osnabrück. Zu jedem Termin sind bis zu 60 Kandidaten und Kandidatinnen zum Nach dem Interview berät sich die Gutachtergruppe über die Eignung des Kandidaten und gegebenenfalls über Auflagen in Verbindung mit der Bewilligung des Stipendiums. Die so entwickelten Prioritätenlisten der einzelnen Fachgruppen sind vor dem gesamten Auswahlgremium und allen im Stipendienprogramm tätigen Fachreferenten der Stiftung zu vertreten. Das Auswahlgremium verabschiedet schließlich eine Gesamtliste von neu in die Förderung 23

Auswahlgremium aufzunehmenden Kandidaten sowie über die Ablehnungen. In einzelnen Fällen wird ein Antrag zurückgestellt oder der Bewerber zur Neueinreichung eines stark überarbeiteten Konzeptes ermutigt. Was veranlasst die Professorinnen und Professoren, diese ehrenamtliche Aufgabe auf sich zu nehmen zusätzlich zu Forschung und Lehre, zu ihren Funktionen in der akademischen Selbstverwaltung und in vielerlei nationalen und internationalen Beratungsgremien und zu den wachsenden Anforderungen bei der Beschaffung von Fördermitteln. Darüber haben vier Mitglieder des Auswahlgremiums und die Koordinatorin des Stipendienprogrammes im Zentrum für Umweltkommunikation (ZUK) diskutiert. Prof. Fisch, der an dem Gespräch nicht teilnehmen konnte, hat schriftliche Ergänzungen aus der Sicht des Ingenieurwissenschaftlers beigesteuert. Die Stipendienanwärter stehen dem Auswahlgremium Rede und Antwort. 24

Das DBU-Stipendium wurde zum Qualitätssiegel Prof. Dr. Gotthilf Hempel und Stefan Rümmele Auswahlsystem der DBU sehr gut: Auf eine Vorprüfung durch die Geschäftsstelle folgt die fachliche Bewertung durch externe Gutachter und abschießend empfiehlt das Auswahlgremium die besten wissenschaftlichen Persönlichkeiten. Dabei ist das Gremium nicht nur ein Beratungsorgan, sondern entscheidet de facto über die Aufnahme, gegebenenfalls mit Auflagen und Empfehlungen an den Stipendiaten. Wo liegen die Besonderheiten des DBU-Stipendienprogramms? Mitglieder des Auswahlgremiums diskutieren lebhaft über Aufgaben und Ziele ihres Gremiums. Ein Gespräch über Motive, Aufgaben und Besonderheiten des DBU-Stipendienprogramms: Wie sieht das Auswahlgremium seine Aufgaben?»Unsere Aufgabe ist es, der DBU gut ausgebildeten wissenschaftlichen Nachwuchs für die Umweltforschung, aber auch für Wirtschaft und Gesellschaft, zur Förderung zu empfehlen«, betont einleitend Prof. Schaefer. Absoluten Vorrang genießt bei der Auswahl laut Prof. Fritz die Wissenschaftlichkeit des Promotionsvorhabens. Mittlerweile seien in Deutschland viele Studiengänge im Umweltbereich mehr breit als tief angelegt. Um diesem Trend der Verflachung entgegenzuwirken, stehe die Wissenschaftlichkeit der geplanten Doktorarbeiten bei der Kandidatenauswahl im Vordergrund. Für Dr. Schlegel-Starmann ist entscheidend, dass die Bewerber die mögliche Bedeutung ihres Themas für Gesellschaft und Umweltschutz gedanklich bewegten:»wir wollen nicht den Schmalspurwissenschaftler, sondern Leute, die bereit sind, über den Tellerrand ihres Dissertationsthemas zu schauen.«prof. Hempel findet das mehrstufige Prof. Nixdorf:»Die Stipendiaten werden durch den klar vorgegebenen Zeitrahmen des Stipendiums und durch die Berichtspflichten zur Disziplin erzogen. In den Seminaren lernen sie, sich gegenüber Fachfremden verständlich zu machen. Eine gemeinsame Sprache und interdisziplinäre Toleranz sind wichtige Voraussetzungen für die spätere praktische Lösung von Umweltproblemen. Man sitzt neben dem Ökonomen, dem Landschaftsplaner oder dem Ingenieur und diskutiert über völlig fachfremde Dinge. Technikgläubige und Naturschützer treffen in den Seminaren aufeinander. Das schult die akademische Toleranz dem anderen Fachgebiet, der anderen Grundauffassung, aber natürlich auch der anderen Person gegenüber. Geisteswissenschaftlern hilft der interdisziplinäre Ansatz beispielsweise dabei, ihre Vorträge bildhafter (und damit für Naturwissenschaftler) verständlicher zu gestalten.«und Prof. Fritz 25

Auswahlgremium 26 ergänzt: Genau diese interdisziplinäre Gesprächskultur sei sehr förderlich, um die akademische Arroganz in den Griff zu bekommen,»weil eben alle mit allen reden müssen. Im Laufe des Stipendiums lernt der Doktorand, seine eigene Arbeit im breiten gesellschaftlichen Kontext zu sehen und zu vertreten.die Berichte dienen nicht nur der Selbstkontrolle und der Strukturierung des Arbeitsplanes«, fügt Prof. Hempel hinzu:»sie fördern auch die Kontakte einerseits zum Doktorvater oder zur Doktormutter und andererseits zum Fachbetreuer in der Geschäftsstelle, der den Doktoranden bis zum meist süßen Ende durch die Stipendienzeit trägt und ihm mitunter auch den Rücken stärkt gegenüber seinem Heimatinstitut«. Gotthilf Hempel (rechts) und Matthias Schaefer (links) halten das DBU-Stipendienprogramm für ein Qualitätssiegel Prof. Nixdorf weiß:»die DBU vermittelt den Doktoranden das Gefühl: es will Prof. Hempel abschließend von seinen Kolleginnen und Kollegen wissen. Er selbst bekennt freimütig:»ich finde es einfach schön, mir von jungen Doktoranden ihre selbstgegibt für uns ein Dach, unter dem wir aufgehoben sind.«prof. Fisch schreibt dazu:»im Auswahlgespräch müssen die Kandidaten in kurzer Zeit ihre oft sehr speziellen Themen dem Auswahlgremium verständlich machen und in der Diskussion bestehen. Hier entscheiden Fachwissen und Persönlichkeit des Kandidaten. Nicht selten stutzt das Auswahlgremium den Arbeitsplan der Doktorarbeit auf das innerhalb des Zeitrahmens Machbare.«Weitere Pluspunkte des DBU-Stipendiums: Darüber hinaus gibt es andere positive Merkmale des DBU-Stipendienprogramms. Für Prof. Schaefer war die Förderung von ökologisch ausgerichteten Promotionen vor rund 15 Jahren noch eine Besonderheit,»aber auch heute würde ohne das DBU-Doktoranden-Programm eine Lücke in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland entstehen.die Notwendigkeit des Umweltschutzes auf regionaler und globaler Ebene ist die Klammer, die bei aller Vielfalt der Themen die Stipendiaten verbindet. Die Vernetzung mit der DBU und ihren praxisorientierten Projekten ist ein weiterer Pluspunkt, der unser Stipendienprogramm vor den meisten anderen auszeichnet«betont Prof. Hempel. Das unterstreicht auch Prof. Schaefer:»Gäbe es nur die DFG*-Förderung, würden manche interessante, interdisziplinär angelegte Dissertationen nicht gefördert, weil es zwischen den DFG-Gutachtern verschiedener Disziplinen im»normalverfahren«keinen Dialog wie in unserem Auswahlgremium gibt. Prof. Nixdorf betont:»das Stipendienprogramm schafft auch Raum für Wagnisse bei der Themenwahl, wenn die wissenschaftliche Persönlichkeit des Bewerbers überzeugt.«der Stellenwert des DBU-Stipendiums habe sich im Laufe der Jahre deutlich verbessert, auch durch die Internationalisierung des Stipendienprogramms, hebt Prof. Schaefer hervor. Und auch in einem weiteren Punkt herrscht bei den Teilnehmern der Gesprächsrunde Konsens: Vielen Jungwissenschaftlern helfe das DBU-Stipendium bei späteren Bewerbungen und im Berufsleben weiter.»es ist zu einer Art Qualitätssiegel geworden«.»was sind Ihre Beweggründe, in diesem Gremium mitzuwirken?«,

Was die Motive zur Mitarbeit im Auswahlgremium angeht, haben Brigitte Nixdorf (links), Matthias Schaefer (Mitte) und Gotthilf Hempel (rechts) einen breiten Konsens. fende Gespräch mit Doktoranden, aber auch zwischen den Professoren, so reift.«prof. Fisch erklärt:»dem Auswahlgremium anzugehören, ist eine Ehre. Sie verpflichtet uns, unser Fachwissen einzusetzen, um die besten Kandidaten mit interessanten F+E-Themen unabhängig auszuwählen. Ganzheitliche Systeme (statt Komponenten) und interdisziplinäre Projekte sind im Fokus. Die Zusammensetzung des Gremiums hilft, Barrieren zwischen Natur- und Ingenieurwissenschaften zu beseitigen. Dies sollte sich auf die Stipendiaten übertragen.«prof. Hempel fasst die Motive für die ehrenamtliche Mitarbeit im Auswahlgremium so zusammen:»umweltforschung, -verwaltung und -bildung brauchen dringend breit ausgebildete Nachwuchswissenschaftler. Diesen Nachwuchs zu fördern, gehört zu unseren Aufgaben als Hochschullehrer (auch Emeriti können sich daran beteiligen). Das DBU-Programm bietet uns dafür gute Möglichkeiten. Die Arbeit im Auswahlgremium ist sehr reizvoll durch den Umgang mit den frischen, engagierten Studenten und durch die breitgefächerten Gespräche mit den Kollegen und mit wählten Forschungsthemen erklären zu lassen und dabei immer wieder in neue Felder hineinzuschauen. Deswegen nehme ich auch an Doktorandenseminaren teil. Abends diskutieren wir dann die Kunst des wissenschaftlichen Publizierens oder ich referiere über marinen Umweltschutz.«Prof. Fritz betont:»bei den Auswahlsitzungen kann ich mit künftigen Doktoranden reden, die auch außerhalb ihres Studiums sehr stark an Umweltfragen interessiert sind und sich dafür engagieren.«für Prof. Nixdorf steht die Freude im Vordergrund, als akademische Lehrerin Kontakt zu jungen interessierten Leuten zu haben.»natürlich«, ergänzt Prof. Schaefer,»sind wir beim DBU-Auswahlverfahren immer bestrebt, eine angenehme Atmosphäre für den Bewerber zu schaffen. Wir sind ein eingespieltes Team, das sehr auf Gerechtigkeit bei der Auswahl bedacht ist.«.»niemand von uns würde die Arbeit im Auswahlgremium machen, wenn er keinen Spaß daran hätte«, sagt Prof. Fritz.»Es fällt jedem von uns schwer, in dieser Gruppe aufzuhören. Ich kenne keine andere Organisation im Umweltbereich, wo das fachübergreiden Mitarbeitern der Geschäftsstelle. Es ist für uns ein fröhliches Geben und Nehmen.«. *DFG Deutsche Forschungsgemeinschaft Teilnehmer an der Gesprächsrunde: Professor Dr.-Ing. Norbert Fisch, TU Braunschweig, Institut für Gebäude- und Solartechnik Professor em. Dr. Peter Fritz, ehemaliger wissenschaftlicher Geschäftsführer des Zentrums für Umweltforschung UFZ Leipzig/ Halle Professor em. Dr. Gotthilf Hempel, ehemaliger Direktor des Alfred- Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, Bremerhaven und des Zentrums für Marine Tropenökologie Bremen Professorin Dr. Brigitte Nixdorf, Brandenburgische Technische Universität Cottbus, Lehrstuhl Gewässerschutz Professor em. Dr. Matthias Schaefer, Universität Göttingen, Abteilung Ökologie Dr. Hedda Schlegel-Starmann, DBU-Koordinatorin des Promotionsstipendienprogramms 27

Stipendiatenseminare 28 Stipendiatenseminare Horizonterweiterung und Netzwerkbildung Christiane Grimm Miteinander ins Gespräch zu kommen: auch dazu dienen die Exkursionen während der Seminare. Einmal im Förderjahr nimmt jeder DBU-Stipendiat an einem einwöchigen Stipendiatenseminar teil. Er kann sich den Seminarort auswählen. Die Seminare finden über ganz Deutschland verstreut und meist in Einrichtungen der Umweltbildung statt, die zumindest früher von der DBU gefördert wurden. Immer wieder besuchte Tagungsorte in schöner Landschaft sind die Insel Vilm in Mecklenburg-Vorpommern, Burg Lenzen an der Elbe in Brandenburg, Bad Bederkesa und Papenburg in Niedersachsen, Kloster Volkenroda in Thüringen, Kloster St. Marienthal in Ostritz in Sachsen, Kloster Benediktbeuern und Kloster Roggenburg in Bayern. Zu jedem Seminar treffen sich etwa 20 bis 25 Stipendiaten unterschiedlicher Fachdisziplinen zum Austausch von Wissen und Erfahrungen und zum Knüpfen von Kontakten. Jeder Teilnehmer bereitet dazu einen kurzen Vortrag über sein Promotionsvorhaben vor. Es ist keine kleine Herausforderung, diesen Vortrag so zu gestalten, dass er auch von den fachfremden Mitstipendiaten verstanden wird und so zur Basis für eine intensive interdisziplinäre Diskussion werden kann. Die Seminare, die von den Stipendiaten z. T. selbst moderiert werden, gelten als willkommene Übung zum Vortragen, Präsentieren, Moderieren und Diskutieren und als eine hervorragende Gelegenheit zum Blick über den eigenen Tellerrand. Aufgelockert wird das sehr intensive Vortragsprogramm durch Exkursionen zu Einrichtungen und Standorten des Natur- und Umweltschutzes und der Umweltforschung. Die Besichtigung von herausragenden mittelständischen Unternehmen mit ihren DBU-geförderten Projekten bietet eine gute Gelegenheit, moderne Produktionsstätten und interessante Technologieentwicklungen kennen zu lernen und Einblicke in die Projektarbeit der DBU zu erhalten. Auch kulturelle und sportliche Aktivitäten sind Bestandteil des Seminarprogramms. Der Seminarleiter oder die Seminarleiterin der DBU sind vertrauensvolle Ansprechpartner für viele Fragen des Stipendiums, der Promotionsarbeit und der weiteren beruflichen Entwicklung. Von besonderem Reiz ist, dass auf den Seminaren Neulinge und»alte Hasen«(im dritten Förderjahr) aufeinander treffen, was für die Anfänger die Kontaktaufnahme und den Erfahrungsaustausch sehr erleichtert. Es gibt viele wissenschaftliche und praktische Gründe, mit Mitstipendiaten ins Gespräch zu kommen. Der Austausch im Rahmen eines Seminars bei gemeinsamen Mahlzeiten, Exkursionen, kleinen Wanderungen und langen abendlichen Gesprächen ist eine fruchtbare Basis zum Aufbau eines Netzwerkes der Stipendiaten, dessen vielfältiger Nutzen nicht nur während der Stipendienlaufzeit, sondern auch in der Zukunft im Berufsleben zum Tragen kommt.

Interviews»Was bringt mir das?«interviews mit Stipendiaten Prof. Dr. Gotthilf Hempel Einige Stipendiatinnen und Stipendiaten standen für Interviews zur Verfügung. Was bringt das Stipendium den Stipendiaten? Auf zwei Doktorandenseminaren im Sommer 2008 in Bad Bederkesa und Papenburg bin ich dieser Frage nachgegangen. In kleinen Gruppen habe ich insgesamt 15 Stipendiaten nach ihren Motiven und Erfahrungen mit dem Stipendienprogramm gefragt. Natürlich waren die DBU-Betreuer nicht dabei. Anfänger befragte ich vor allem über die Gründe für ihre Bewerbung und über den Einstieg ins Programm, die Fortgeschrittenen über ihre Erfahrungen mit dem Stipendienprogramm und seinen Nutzen. Aus den ausführlichen Antworten ergab sich bei aller Vielfalt der Sichtweisen ein recht einheitliches Bild der Erwartungen der Stipendiaten und der Leistungen des Förderprogramms: Das Stipendium gewährt den Doktoranden finanzielle Freiheit. Die jährlichen Berichte und die Seminare mit ihrer Vortragspflicht fördern die Selbstkontrolle hinsichtlich des Fortganges der Dissertation. Von vielen wird das Stipendium bewusst als Auszeichnung und Ansporn empfunden, auch als ein Wertsiegel für ihren weiteren Berufsweg. Eine große Rolle spielten in den Interviews die Seminare. Sie bieten den Stipendiaten Gelegenheit, über die eigene Arbeit hinaus auf die Umweltwissenschaften als Ganzes und deren Bezug zu Wirtschaft und Gesellschaft zu schauen. Vielfach entstehen dabei persönliche Freundschaften und fachliche Kontakte, die über das Stipendium hinaus wirken. Besonders für die meist isoliert arbeitenden Geistes- und Wirtschaftswissenschaftler sind die Seminare in menschlicher Hinsicht hoch willkommene Einschnitte im Doktorandenalltag. Im Sinne der Karriereorientierung ist der häufig geäußerte Wunsch zu verstehen, die Stiftung möge in Verbindung mit den Seminaren die Vermittlung von»soft skills«anbieten: Rhetorik, Bewerbungsverhalten, Verhandlungstechnik und die Technik wissenschaftlichen Publizierens. Für diese Fertigkeiten gibt es noch nicht an allen Hochschulstandorten gute Veranstaltungen. 29

Interviews Milena Schuldt Universität Lüneburg Augenzwinkerndes Bekenntnis: David Jacobs traut sich dank der Seminarerfahrung auch simple Fragen zu stellen. In meiner Doktorarbeit werden die Hemmnisse und förderlichen Rahmenbedingungen bei der Einführung solarthermischer Milena Schuldt Anlagen für Heizung und Warmwasserbereitung in Mehrfamilienhäusern interdisziplinär analysiert. Warum haben Sie sich bei der DBU um ein Doktorandenstipendium beworben und wie war der Anfang? Milena Schuldt: Ganz einfach: Das Thema Nutzung der Solarenergie für die Wärmeenergieversorgung reizte mich schon immer. Ich ließ mich in Solartechnik bei der Handwerkskammer Hamburg weiterbilden und dann suchte ich mir mein Promotionsthema und einen Betreuer. Der wies mich auf die DBU hin. Ich musste anhand des Gutachtens den Antrag um einen weiteren Analyseschritt ergänzen und damit noch stärker multidisziplinär formulieren. Ich glaube, der breitere Ansatz ist besser und machbar. Oliver Storz Universität Stuttgart Die Baubotanik möchte lebende Bäume als Tragwerk in der Architektur verwenden. Ich untersuche dafür die Wachstumsprozesse, ihre Oliver Storz Auswirkung auf baubotanische Tragstrukturen sowie ihre Prognostizierbarkeit. Ziel ist die Integration dieser Prozesse in Entwurf, Planung, Nutzung und Überwachung dieser Baum-Bauwerke. 30 Oliver Storz: Die Baubotanik möchte lebende Bäume als Tragwerk in der Architektur verwenden. Dieses Thema, über das ich nun promoviere, entstand schon 2005 als studentisches Projekt gemeinsam mit einem anderen Stipendiaten der DBU an der Universität Stuttgart. Direkt nach dem Diplom-Studium wollten wir uns mit dieser Bauweise selbstständig machen. Wir gründeten eine kleine Firma. Nach einigen gebauten Prototypen stellte sich jedoch heraus, dass anhand des momentan verfügbaren Wissens auf diese Weise nur relativ kleine Bauten realisiert werden können. Damit werden die Planungskosten im Verhältnis zum Bauwerk unwirtschaftlich hoch. Nun will ich im Rahmen meiner Doktorarbeit die Prozesse kennen und prognostizieren lernen, die die Belastbarkeit lebender Bauwerke bestimmen. Mit dieser Kenntnis möchte ich dann wieder in die Praxis gehen. Ohne die dreijährige persönliche Förderung und die Sachmittel der Stiftung wäre die Promotionsarbeit nicht möglich.

Matthias Albers Universität Wuppertal Ich untersuche fluorierte Tenside, das sind besonders stabile oberflächenaktive Substanzen in Prozesswässern von verchromenden Betrieben. Matthias Albers Matthias Albers: Wenn ein Chemiestudent sein Diplom ordentlich gemacht hat, promoviert er üblicherweise auch. So empfahl mir mein Betreuer schon während der Diplomarbeit ein Dissertationsthema und half mir beim Antrag an die DBU. Im Auswahlgespräch waren die Gutachter provokativ, aber wohlwollend und anregend. Das Einführungs- und Schnupperseminar in Osnabrück bot allerhand Interessantes über die Projekte der Stiftung, es war allerdings arg kurz. Es ist spannend zu sehen, wie breit das Feld der Umweltforschung ist. Das Stipendium hat mein Selbstbewusstsein gestärkt. Ich glaube, es ist auch für später eine nützliche Auszeichnung, denn die DBU ist eine gute Adresse. Elisabeth Pistory Universität München Meine Arbeit befasst sich mit der Erhaltung einer gefährdeten Rinderrasse. Ein wichtiger Ansatz ist, durch Anwendung biotechnischer Verfahren den genetischen Elisabeth Pistory Pool der Rasse Murnau-Werdenfelser zu sichern. David Jacobs Freie Universität Berlin Aus politikwissenschaftlicher Perspektive werden die Möglichkeiten und Grenzen der Harmonisierung der Förderinstrumente für Regenerativstrom in der EU beleuchtet. David Jacobs Elisabeth Pistory: Drei Gründe habe ich zu promovieren: 1. Ich strebe zwar keine Hochschulkarriere an, möchte aber wissenschaftlich arbeiten und dafür ist die Dissertation ein wichtiger Anfang. 2. Eine gute Dissertation und der Doktortitel können mir den Einstieg in ein Forschungsinstitut vermitteln, falls ich meinen Plan aufgebe, als Tierärztin auf dem Lande zu praktizieren. 3. Ich komme aus einer Handwerkerfamilie und so möchte ich meiner Mutter die Freude machen, dass ich eine»frau Doktor«werde. David Jacobs: Mein Weg zum Studium war ziemlich lang und kurvenreich. Nach dem Abitur habe ich in drei Wanderjahren nach dem Schwerpunkt meiner Interessen gesucht. Meinen Zivildienst absolvierte ich auf einem Bauernhof in den Vogesen. Dann verdiente ich mir auf dem Bau das Startkapital für eine einjährige Weltreise, auf der ich in vielerlei Jobs arbeitete. An der Universität Passau schrieb ich mich schließlich in einem interdisziplinären Studiengang Hat das Stipendium deine Erwartungen erfüllt? Nicht nur diese Frage sorgt immer wieder für Gesprächsstoff. 31