Brandschaden Fa. GEWE, Rodenbach Bodensanierung



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Transkript:

1. EINLEITUNG 2. SCHADSTOFFSITUATION 3. SANIERUNGSUNTERSUCHUNG 4. SANIERUNGSKONZEPT 5. AUSGANGSSITUATION 6. ELEMENTE UND ABLAUF DER SANIERUNG

EINLEITUNG Am 11. Oktober 2008 gegen 14:00 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert. Bereits beim Eintreffen der Feuerwehr schlugen Flammen aus dem Dach. 1

EINLEITUNG Der Brand brach im zentralen Bereich des Firmengeländes in der Halle D aus und griff schnell auf die angrenzenden Hallen über. 2

EINLEITUNG Die Brandbekämpfung wurde durch den Einsatz von Löschschäumen sowie Wasser durchgeführt. 3

EINLEITUNG Ein Übergriff auf die angrenzende Wohnbebauung konnte verhindert werden. Der Brand konnte durch den massiven Einsatz mit bis zu 300 Wehrleuten und Kräften des Technischen Hilfswerks nach 6 Tagen eingedämmt werden. 4

SCHADSTOFFSITUATION AUFSCHLÜSSE / ERKUNDUNG / CHEMISCHE UNTERSUCHUNGEN Erkenntnisse über die Schadstoffsituation konnten durch die nachfolgend aufgeführten Aufschlussverfahren gewonnen werden. Außerhalb des Firmengeländes Kleinrammbohrungen Erkenntnisse aus der direkt nach dem Brand zur Gefahrenabwehr durchgeführten Aushubmaßnahme Auf dem Firmengelände Kleinrammbohrungen Kernbohrungen (Tiefbohrungen) Handschürfe Aufgrund der durchgeführten chemischen Untersuchungen hat sich gezeigt, dass die auf den verwendeten Löschschaum zurückzuführenden Perfluorierten Tenside (PFT) der für eine Sanierung ausschlaggebende Parameter sind. Die restlichen Parameter lagen alle auf einem niedrigen, nicht sanierungsrelevantem Niveau. 5

SCHADSTOFFSITUATION SCHADSTOFFVERTEILUNG IM BODEN Bei den Untersuchungen wurde in einigen Gebieten ein hohes Schadstoffpotential im Bereich der unterhalb der Bodenplatten bzw. der Schüttungen vorhandenen Sande nachgewiesen. Innerhalb des Festgesteins wurden PFT nur noch in einer Bohrung mit einer relativ geringen Konzentration von 90 µg/kg nachgewiesen. Auffällig hierbei ist, dass die darüber und darunter liegenden Proben PFT-Konzentrationen unterhalb der Bestimmungsgrenze aufweisen, was auf die unregelmäßige Verteilung der PFT über Klüfte im Festgestein hinweist. Aus gutachterlicher Sicht werden die gut eluierbaren PFT bei Wasserkontakt mit dem dann im Bereich des mürben Sandsteins bzw. im Übergang zum festeren Sandstein verlaufenden Schichtenwasser mitgeführt. Die Schadstoffe gelangen vorrangig über Klüfte in den tieferen Untergrund. 6

SCHADSTOFFSITUATION Was sind Perfluorierte Tenside (PFT)? Perfluorierte Tenside sind künstliche, seit mehr als 50 Jahren hergestellte fluorierte organische Verbindungen, an deren Kohlenstoffgerüst die Wasserstoffatome vollständig durch Fluoratome ersetzt sind. Vorkommen: Rein natürlich kommen PFT in der Natur nicht vor! Wegen der vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten (z.b. in Pfannenbeschichtungen, Kleidung, Papier, Feuerlöschmittel, in der Fotoindustrie, in der Luftfahrt, ) und der hohen Stabilität sind PFT jedoch ubiquitär (überall vorkommend) in der Umwelt verteilt. PFT wurden zum Beispiel schon in Fischen und in Lebern von Eisbären der Arktis nachgewiesen. Eigenschaften: stark wasserlöslich gering ausgasend fettabweisend sehr resistent gegenüber physikalischen, chemischen oder biologischen Prozesse bioakkumulativ (in Gewebe anreichernd) toxisch (giftig) z.t. krebserzeugend in sehr hohen Konzentrationen fortpflanzungsschädigend 7

SCHADSTOFFSITUATION GEFÄHRDUNGSABSCHÄTZUNGEN Auf Basis der durch die Aufschlüsse und durch die chemischen Untersuchungen gewonnenen Erkenntnisse wurden für die hier relevanten Wirkungspfade Boden-Mensch, Boden-Nutzpflanze und Boden-Grundwasser Gefährdungsabschätzungen durchgeführt. 8

SCHADSTOFFSITUATION MENSCHLICHE GESUNDHEIT (WIRKUNGSPFAD BODEN-MENSCH ) Menschen kommen in Kontakt mit kontaminiertem Erdreich und nehmen die Schadstoffe über die Lunge (Staub in der Luft), die Haut (Gartenarbeiten) oder den Magen-Darm-Trakt (Kleinkinder, die Erde essen) auf. Der Wirkungspfad Boden-Mensch beschränkt sich dabei nur auf die obersten Dezimeter des Bodens. Die BBodSchV unterscheidet bei der Bewertung der Ergebnisse in die Nutzungen Kinderspielflächen, Wohngebiete, Park- und Freizeitanlagen und Industrie- und Gewerbegrundstücke. Gemäß im Auftrag des Bundesumweltamtes durchgeführten toxikologischen Untersuchungen kann ein Handlungsbedarf auch für die sensibelste Nutzung ( Kinderspiel ) erst ab einer PFT-Konzentration 30.000 µg/kg (PFT gesamt) abgeleitet werden. Bei den Untersuchungen wurden maximal ca. 6.690 µg/kg, durchschnittlich ca. 500 µg/kg aufgeschlossen. Für den Wirkungspfad Boden-Mensch kann aufgrund der vorliegenden Erkenntnisse eine Gefährdung demzufolge ausgeschlossen werden. 9

SCHADSTOFFSITUATION LEBENSMITTELQUALITÄT (WIRKUNGSPFAD BODEN-PFLANZE ) Die Nutzpflanzen nehmen die Schadstoffe über die Wurzeln auf und speichern sie in Knollen (Kartoffeln, Rüben) oder Blättern (Salat, Spinat, Kohl). Im Auftrag des Umweltbundesamtes wurden durch die IFUA Projekt GmbH Studien durchgeführt, welche, ausgehend von PFT-Bodengehalten unter Berücksichtigung des Übergangs in Pflanzen, die Pflanzenqualität hinsichtlich des Verzehrs durch den Menschen betrachten. Danach muss selbst unter sehr ungünstigen Bedingungen (hohe Selbstversorgungsquote durch Eigenanbau von Nahrungsmitteln) von einer gesundheitlichen Gefährdung erst bei Bodengehalten von größenordnungsmäßig 100 µg/kg ausgegangen werden. Anmerkung: Vom nordrhein-westfälischen Umweltministerium wurden Grenzwerte von 100 µg/kg Trockenmasse (TM) PFT für Klärschlämme definiert. Überschreitet ein Klärschlamm den Grenzwert, darf er nicht mehr landwirtschaftlich oder landbaulich verwertet werden. 10

SCHADSTOFFSITUATION GRUNDWASSER (WIRKUNGSPFAD BODEN-WASSER ) Aus dem Grundwasser wird Trinkwasser gewonnen und speist das Oberflächenwasser. Dieser Wirkungspfad ist unabhängig von der Nutzung, da sich Grundwasser überall neu bildet. Eine Gefährdung für den Wirkungspfad Boden-Grundwasser kann, in Abhängigkeit der PFT- Einzelkomponenten, schon von sehr geringen Schadstoffkonzentrationen in der Bodenmatrix ausgehen. Im vorliegenden Fall kann bei PFT-Bodengehalten von <30 µg/kg von keiner nennenswerten Beeinträchtigung des Grundwassers ausgegangen werden. 11

SCHADSTOFFSITUATION Auf Grundlage der Ergebnisse der chemischen Untersuchungen wurden für einzelne Bereiche Gefährdungsabschätzungen für das Grundwasser durchgeführt. Das Ergebnis der Untersuchungen ist in der neben stehenden Grafik dargestellt. Aufgrund der durchgeführten Gefährdungsabschätzungen und der Tatsache, dass PFT bereits in Grundwasser gelangt sind, besteht demnach ein Sanierungsbedarf. 12

SANIERUNGSUNTERSUCHUNG VARIANTENVERGLEICH Es wird unterschieden zwischen Sicherungs- (Unterbrechung der Emmission) und Dekontaminationsverfahren (Schadstoffbeseitigung). Es ist anzumerken, dass durch die als Sicherungsmaßnahmen einzustufenden Varianten eine hinreichende Wirksamkeit nicht gegeben werden kann. Aufgrund der Lage des Sanierungsgebietes in einem Wasserschutzgebiet der Kategorie II / III muss hier die Genehmigungsfähigkeit dieser Varianten angezweifelt werden. Im Rahmen der Sanierungsuntersuchung wurden von der ICP mbh sowie der IFUA Projekt GmbH die nachfolgend genannten Sanierungsszenarien (Varianten) bewertet: 1. Versiegelung 2. Immobilisierung 3. Hydraulische Sanierung und Sicherung 4. Biologischer Abbau 5. Bodenwäsche 6. Bodenaustausch bis Festgestein und hydraulische Sicherung 13

SANIERUNGSUNTERSUCHUNG VARIANTENVERGLEICH Bei der Bewertung der Sanierungszenarien wurden die nachfolgenden Kriterien berücksichtigt: Minimierung des Schadstoffeintrags in das Grund- und Oberflächenwasser Minimierung der Auswirkung auf die künftige Nutzung der Fläche Kontrollierbarkeit und funktionale Sicherheit der Sanierung Zeitnahe Realisierbarkeit Gewährleistung des Anwohner-, Arbeits- und Gesundheitsschutzes Zielerfüllungsgrad (Effektivität der Maßnahme) Stand der Technik Notwendigkeit von begleitenden Maßnahmen und Ausführungsrisiken Langfristige Wirksamkeit der Methode bzw. des Systems Nachsorge / Monitoring Sanierungskosten Nach Abwägung aller Kriterien ist bei der Variante Bodenaustausch bis Festgestein und anschließender hydraulische Sicherung aus Sicht des Grundwasserschutzes die Verhältnismäßigkeit gemäß BodBSchV am besten gewahrt. Das Verfahren wurde von unserer Seite und auch seitens der Umweltbehörden als geeignet, erforderlich und angemessen angesehen. 14

SANIERUNGSUNTERSUCHUNG SANIERUNGSZIELWERT Wie bereits dargestellt, stellt - bedingt durch die hohe Mobilität der PFT - das Grundwasser das am ehesten gefährdete Schutzgut dar. Als Sanierungszielwert wurde in Abstimmung mit der rheinland-pfälzischen Umweltbehörde - auch unter Berücksichtigung des Zielwerts des Wirkungspfads Boden-Pflanze - ein PFT-Gesamtgehalt von 100 µg/kg festgelegt. Mögliche Restbelastungen werden danach über die ohnehin einige Jahre notwendige Grundwassersanierung abgereinigt. 15

SANIERUNGSKONZEPT Was ist geplant? Es ist geplant, die Flächen komplett zu entsiegeln, belasteten Boden bis zum Erreichen der Sanierungszielwerte bzw. bis zum anstehenden Festgestein auszubauen und zu entsorgen, sowie die Aushubbereiche mit inertem (unbelastetem) Bodenmaterial wieder aufzufüllen. Die Aushubgrenze bis OK Festgestein begründet sich wie folgt: Im Rahmen der Vorerkundungen wurden PFT-Belastungen in der ungesättigten Gesteinszone nur punktuell (wahrscheinlich im Bereich von Klüften) und somit sehr inhomogen aufgeschlossen. Ein Ausbau des Festgesteins - mittels Stemmarbeiten - hätte, da eine Trennung rein technisch nicht möglich ist, eine Vermischung von verunreinigten und unbelasteten Bereichen zur Folge. Demnach würde eine unverhältnismäßig hohe Menge an Aushub erzeugt werden, welcher möglicherweise entsorgt bzw. bei Unterschreitung der Sanierungszielwerte wieder eingebaut werden könnte. Sanierungs- und rückbaurelevante Objekte oberirdische Gebäude, Hallen ( Hochbauten ) Bodenplatten / Fundamente der vom Brand zerstörten Hallen Hofbefestigungen (Pflastersteine) Kanäle des Abwassersystems (Oberflächen- und Dachentwässerung) provisorisches Auffangbecken (ehem. Löschwasserteich) 16

SANIERUNGSKONZEPT Was ist zu beachten? Von den Rückbau- und Sanierungsmaßnahmen (Abbruch, Erdarbeiten) darf keine zusätzliche Gefährdung für Grundwasser und Gewässer ausgehen! Von den Arbeiten darf keine Gefährdung für die Arbeiter oder Anwohner ausgehen! 17

AUSGANGSSITUATION Welche Arbeiten wurden schon durchgeführt? Aus dem Löschwasserteich wurde belastetes Löschwasser und Grundwasser abgepumpt und über die Kläranlage der BASF entsorgt. Belasteter Boden außerhalb des Firmengelände wurde ausgebaut und entsorgt. Ein provisorisches Auffangbecken wurde hergestellt. Es wurden 23 Abwehrbrunnen und Grundwassermessstellen erbohrt. Das Grundwasser sowie das Oberflächenwasser wird durch zwei Filteranlagen abgereinigt. Der eigentliche Brandschaden (Brandschutt) wurde saniert und entsorgt. 18

ELEMENTE UND BAUABLAUF ABLAUF DER SANIERUNG Die Planung sieht generell eine Sanierung vom höchst gelegenen Punkt (Fuchsstraße) in Richtung Süden (talwärts) vor. Hierdurch kann sichergestellt werden, dass bereits sanierte Flächen nicht durch möglicherweise verunreinigtes Oberflächenwasser rekontaminiert werden. Die Rückbauschritte können wie folgt zusammengefasst werden: Allgemeine Einrichtung der Baustelle Einrichtung der speziellen Baustelleneinrichtung (Schwarz-Weiß-Bereich) Rückbau Bausubstanz Halle A bis OK Bodenplatte Herstellung Tankbereich und Zwischenlager Sanierung der unversiegelten Flächen (östlich GEWE-Gelände) Abschnittsweise Sanierung / Wiederverfüllung Hof Nord-Ost, Hallen B, C, D, H, E, Hof Süd-Ost, Rückbau und Sanierung Hallen F und G und Hof Süd Abschnittsweise Sanierung und Wiederverfüllung Hof Nord-West, Halle V, Hof Süd-West Hof Süd-West, westlicher Teil Hof Süd Rückbau des provisorischen Löschwasserteichs, ggf. Sanierung von Restbelastungen Rückbau Bausubstanz Hallen A Die Dauer der Maßnahme wird auf 4 bis 6 Monate geschätzt. 19

ELEMENTE UND BAUABLAUF ABLAUF DER SANIERUNG 19

ELEMENTE UND BAUABLAUF VORBEREITENDE MASSNAHMEN Sicherung der Baustelle Versorgungsleitungen (Gas, Wasser, Strom) werden stillgelegt Beweissicherung 20

ELEMENTE UND BAUABLAUF STATUS QUO-ERMITTLUNG ZU SANIERUNGSBEGINN PFT bestehen aus Einzelsubstanzen, welche u.a. verschiedene Löslichkeiten und somit auch unterschiedliche Verweilzeiten aufweisen. Da sich die Schadstoffsituation der anstehenden Böden z.b. durch Auswaschung von leichter eluierbaren Einzelparametern verändert haben kann (jüngste Probenwerte stammen aus dem März 2009), sollte direkt zu Beginn der Sanierungsarbeiten eine Statusermittlung der noch vorhandenen Schadstoffsituation durchgeführt werden. Hierzu wird das Baufeld in Bereiche unterteilt (z.b. Sanierungsbereiche), und es werden aus den bestimmten Tiefenbereichen bzw. Chargen (Versiegelungen, Boden) Proben entnommen und chemisch analysiert. Der Analyseumfang wird sich hierbei an der zur abfallrechtlichen Deklaration notwendigen Probenanzahl orientieren, sodass einige Chargen ohne vorherige Zwischenlagerung innerhalb des Sanierungsgebiets entsorgt werden können (Vorabdeklaration). 21

ELEMENTE UND BAUABLAUF GRUNDWASSERUNTERSUCHUNGEN Zur Zeit werden aus den um Schadensbereich erbohrten Brunnen/ Messstellen 14-tägig bzw. alle 4 Wochen Proben entnommen und auf PFT untersucht. Wenn die sarbeiten in Angriff genommen werden, ist es erforderlich, dass der Beprobungsrhythmus verändert und an den Fortgang der Arbeiten ständig angepasst wird. Hierzu müssen dann einzelne Brunnen/Messstellen häufiger analysiert werden bzw. schwerpunktmäßig zusätzliche Beprobungen angesetzt werden. Die Entscheidung dazu muss vor Ort parallel zu den Aushubarbeiten erfolgen. Dazu werden wöchentliche jour-fixe-termine auf der Baustelle vereinbart, an denen die Fachbauleitung für den Bodenaushub und der Gutachter für die Grundwassersicherung eine Abstimmung vornehmen. 22

ELEMENTE UND BAUABLAUF NOTFALLPLAN Die Sanierung sieht den Aushub von belastetem Boden bis zum Fels vor. Speziell auf dem Firmengelände müssen dazu z.t. Flächen entsiegelt werden, wodurch durch niederschlagsbedingte Auswaschungsprozesse eine Erhöhung der Schadstoffgehalte im Grundwasser nicht auszuschließen ist. Um die Trinkwasserversorgung durch die Sanierungsarbeiten nicht zu gefährden, wird vor Beginn der Arbeiten ein Notfallplan erstellt. Des Weiteren soll eine Rettungskette Wer informiert wenn? enthalten sein. 23

ELEMENTE UND BAUABLAUF BETANKUNG / FAHRZEUGE / ARBEITSGERÄTE Grundsätzlich sind in Anbetracht der sensiblen Lage des Sanierungsgeländes einwandfreie Geräte und Fahrzeuge einzusetzen. Absehbare Wartungs- und Reparaturarbeiten dürfen nur außerhalb des Sanierungsbereichs durchgeführt werden. Die Betankung darf nur auf einer geeigneten Fläche durchgeführt werden. Eine geeignete Fläche wird, nachdem zu Beginn der Sanierung die Halle A zurückgebaut wurde, in Form einer Asphaltfläche mit seitlichen Aufkantungen und einem verschließbaren Ablauf an den öffentlichen Kanal hergestellt. : 24

ELEMENTE UND BAUABLAUF BRECHER Beim Abbruch von Fundamenten und Bodenplatten fallen Baustoffe (Beton) an, die, sofern zur Entsorgung nötig, gebrochen werden müssen. Der Standort des Brechers wird so gewählt, dass die Lärmbelästigung für die Anwohner auf ein Minimum reduziert wird (z.b. innerhalb Halle V). Der Motor der Brecheranlage soll zum Schutz der Anwohner geräuscharm sein. Eine ausreichende Staubniederschlagung wird durch eine Wasserbedüsung gewährleistet. Grundsätzlich darf - aufgrund von möglichen Schadstoffauswaschungen - nicht mehr Wasser als erforderlich zur Staubbindung verwendet werden (z.b. feiner Sprühnebel). Der Brecher ist so zu positionieren, dass Restwasser entweder aufgefangen und ordnungsgemäß entsorgt oder über die Entwässerung in das provisorische Auffangbecken abgeleitet werden kann. : 25

ELEMENTE UND BAUABLAUF BAUSTELLENEINRICHTUNG 26

ELEMENTE UND BAUABLAUF SANIERUNGSABSCHNITTE / BAUGRUBENENTWÄSSERUNG Um eine erhöhte Schadstoffelution zu verhindern, muss die Entsiegelung der Flächen abschnittsweise durchgeführt werden. Es ist darauf zu achten, dass kein kontaminiertes Oberflächenwasser in den gerade in der Sanierung befindlichen Flächen versickert. Die Größe der Sanierungsabschnitte (Baugrubengröße) wird eine Fläche von 400 m² nicht überschreiten. Die Sanierung wird am höchsten Punkt des Geländes (Fuchsstraße) begonnen und hangabwärts in südliche Richtung fortgesetzt werden. Die Abschnitte werden bis zur Freigabe zur Wiederverfüllung gegen Witterungseinflüsse geschützt. Das anfallende Niederschlagswasser wird, je nach Belastungssituation, entweder in den öffentlichen Kanal oder in ein provisorisches Auffangbecken eingeleitet. Abschnitt 2 (unsanierter Bereich) Mindestüberlappung Folie 0,3 Abschnitt 1 (Baugrube +/- saniert) Folienabdeckung Sanierungsbereich 0,3 Pumpe Auffangmulde mit wasserdichter Folienverkleidung 27

ELEMENTE UND BAUABLAUF DACHENTWÄSSERUNG Die noch vorhandenen Dachflächen wurden nach dem Brand im Rahmen der Brandschadensanierung gereinigt und z.t. erneuert, sodass nicht davon auszugehen ist, dass hier noch nennenswerte Schadstoffrückstände vorhanden sind. Zur Reduzierung des gesondert zu reinigenden Oberflächenwassers ist die Dachentwässerung von dem Kanalsystem des Firmengeländes zu entkoppeln. Hierzu werden die Fallrohre der einzelnen Hallen an ausreichend große Pumpensümpfe (z.b. wasserdichte Container) angeschlossen und das Wasser über Pumpen in den öffentlichen Kanal eingeleitet. 28

ELEMENTE UND BAUABLAUF RÜCKBAU GEBÄUDESUBSTANZ (HOCHBAUTEN) Da sich herausgestellt hat, dass zumindest die direkt an den Brand angrenzenden Wände der Hallen B, F und V deutlich und die nicht direkt angrenzenden Außenwände sowie die Bodenplatten nur gering durch PFT verunreinigt sind, werden diese getrennt voneinander aufgenommen und gelagert. Diese gebäude- bzw. bauteilabhängige Chargierung der Bauschutt-/Aushubmassen wird vor Rückbau für jedes Gebäude bzw. jeden Abbruchbereich in Rücksprache mit der Fachbauleitung festgelegt. Ein entsprechender Chargenplan wird mit der Fachbauleitung aufgestellt, wobei die schadstoffspezifische Gliederung aufgrund der Gebäudenutzungen durch organoleptische Begutachtung und abbruchtechnische Machbarkeit bestimmt wird. Zur Minimierung der Entsiegelung von Flächen werden die Gebäude in einem ersten Schritt nur bis Oberkante Bodenplatte rückgebaut. Beim Rückbau der direkt an der Fuchsstraße befindlichen Halle A wird für einen Zeitraum von ca. 1 Woche eine halbseitige Sperrung der Straße nötig sein. 29

ELEMENTE UND BAUABLAUF ASBESTSANIERUNG Asbesthaltige Bauteile wurden im Rahmen der Voruntersuchungen lediglich in fest gebundener Form im Bereich der Dacheindeckung der Hallen A und B aufgeschlossen. Beim Ausbau werden folgende Punkte berücksichtigt: Die Dachplatten werden vor Rückbau mit einem staubbindenden Mittel (z.b. Stein- oder Putzverfestiger, Restfaserbindemittel) besprüht oder beim Abtragen, Ausbauen und Beseitigen an der Oberfläche feucht gehalten. Die Flächen werden durch Berieseln genässt. Lösbare Befestigungsmittel werden so entfernt, dass die Asbestzementprodukte möglichst nicht zerbrochen werden. Die Platten werden nach dem Ausbau bis zur Einlagerung in Behältern (z.b. big-bags) feucht gehalten, sodass das Freisetzen von Asbestfasern vermieden wird. Das Umladen darf nur von Hand oder unter Verwendung von Hebezeugen vorgenommen werden; das Material darf nicht geworfen werden. Unmittelbar nach dem Entfernen der Asbestzementprodukte werden durch asbesthaltigen Staub verunreinigte Flächen der Unterkonstruktion (z.b. Latten, Sparren, Pfetten, Schalung) durch Absaugen mit baumustergeprüften Staubsaugern oder durch feuchtes Abwischen sorgfältig gereinigt. 30

ELEMENTE UND BAUABLAUF GRUNDSTÜCKSENTWÄSSERUNG Im Bereich des ehemaligen Löschwasserteichs befindet sich ein neu errichtetes, provisorisches Auffangbecken (Fassungsvermögen ca. 500 m³). Das Becken wird bis zur und während der Sanierung in seiner jetzigen Funktion weitergenutzt werden. Demzufolge wird es notwendig sein, weiterhin kontaminiertes Wasser über die bestehende Filteranlage abzureinigen. Nach Beendigung der Sanierungsmaßnahme fließt dem Becken kein Wasser mehr zu, sodass dieses zurückgebaut werden kann. 34

ELEMENTE UND BAUABLAUF FREIMESSUNG Zur Erkundung der noch vorhandenen Belastungen bzw. zum Nachweis der Einhaltung der Sanierungszielwerte werden seitens der Fachbauleitung Proben von Baugruben entnommen und auf die maßgebenden Parameter (PFT) untersucht. Die Flächen werden erst nach Erhalt der Ergebnisse nach Freigabe durch die Fachbauleitung wiederverfüllt. 35

ELEMENTE UND BAUABLAUF WIEDERVERFÜLLUNG Aus der Sanierung stammende Bodenchargen, bei denen der Sanierungszielwert für PFT unterschritten wird, werden nach Freigabe durch die Fachbauleitung auf dem Gelände wieder eingebaut. Für die Verfüllung der restlichen Baugruben wird unbelasteter Lieferboden eingebaut, dessen Qualität alle 1000 m³ vor dem Einbau nachzuweisen ist. Zum Schutz vor Erosion durch Regen und Wind wird der gesamte Bereich mit einer Wiesensaat neu angesät. 36

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!