Evangelische Religionslehre/Deutsch, M.ed. 2. Semester SoSe 2012 Praktikumsbericht Tansania Vorbereitung Ich habe schon lange nach einem Praktikumsplatz im Ausland gesucht. Dabei orientierte ich mich vor allem an dem Praktikumsangebot Internationaler Deutschen Schulen. Im Februar 2012 bin ich mit einer Studierenden aus Münster in Kontakt gekommen, der ich von meinem Wunsch eines Auslandspraktikums berichtete. Daraufhin erzählte sie mir von der Organisation for fair education e.v., mit der sie im kommenden Sommer ein Schulpraktikum in Tansania absolvieren würde. Sofort informierte ich mich im Internet über diesen Verein, der vor allem Praktika in Entwicklungsländern vermittelt. Vor allem die Aspekte der Entwicklungshilfe und der großen kulturellen Distanz zu Entwicklungsländern interessierten mich. Unter mehreren Ländern, wie Nepal, Namibia, Costa Rica, Burkina Faso, Niger und Tansania, entschied ich mich für ein Praktikum im letzteren Gastland. Mein wichtigstes Entscheidungskriterium war die Sicherheit im jeweiligen Land. Ich informierte mich also überwiegend im Internet über die politische Lage und eventuelle andere Gefahren, wie Krankheiten. Zudem spielte die Entfernung zu Europa und die im Land vorherrschende Kultur und Religion eine große Rolle. Tansania ist ein für afrikanische Verhältnisse politisch stabiles Land. Vor allem das überwiegend friedliche Miteinander unterschiedlichster Religionen erweckte mein Interesse. Ich setzte mich nach wenigen Tagen mit, dem Hauptorganisator des Vereins in Kontakt und besuchte ihn in seiner Sprechstunde. Dieser teilte mir mit, dass ich das Praktikum absolvieren könne. Weitere Schritte, wie die Zusammensetzung der Gruppen an den einzelnen Orten im Land und die Art der Unterkunft wurden in den nächsten Monaten auf Workshops und per Mail vereinbart. Zudem wurde ein Kiswahelikurs in der Universität Münster angeboten, den ich so oft es ging besuchte.
Unterkunft Mir war es wichtig, dass ich nicht alleine an einem Ort untergebracht bin, da es gerade in einem Entwicklungsland zu Problemen kommen kann, die alleine schwer zu bewältigen sind. Als Unterkunftsmöglichkeiten in Tansania wurden überwiegend Gastfamilien und in Ushongo das von Deutschen geführte Hotel angeboten. Ich wurde schließlich mit drei weiteren Praktikanten dem Hotel in Ushongo zugeteilt. Da die Hotelbesitzer die Organisation for fair education e.v. und vor allem die Schule in Ushongo unterstützen wollen, bekamen wir ermäßigte Zimmerpreise. In dem Preis war das Frühstück enthalten. Während der Woche bekamen wir das Mittagessen gestellt, da wir zur Frühstückszeit schon in der Schule waren. Jedes weitere Essen mussten wir bezahlen. Ushongo ist ein sehr kleines Dorf, in dem es lediglich einige Früchte zu erwerben gibt. Der nächste größere Ort war ca. eine halbe Stunde entfernt. Ich teilte mir ein Tented Camp ein mit Betten ausgestattetes Zelt-, mit einer weiteren Praktikantin. Die Unterkunft befand sich direkt am Strand, an dem auch der zehn minütige Schulweg langführte. Da meine Unterkunft ein Hotel war, traf ich dort auf viele Reisende aus unterschiedlichsten Ländern. So sprach ich die meiste Zeit Englisch.
Ablauf Am ersten Tag des Praktikums stellte ich mich mit den anderen Praktikanden dem Lehrer vor und dieser zeigte uns die Schule. Daraufhin bot uns der Lehrer an, direkt zu unterrichten, da viele seiner Kollegen aus den verschiedensten Gründen fehlten. Wir wurden im Workshop darauf hingewiesen, dass wir zunächst den Unterricht der Lehrer beobachten sollen, um einen ersten Einblick zu erlangen und ihnen unsere Wertschätzung zu vermitteln. Der Lehrer freute sich über unser Interesse und zeigte uns an den ersten beiden Tagen seine Unterrichtsstunden. Vor und nach den Stunden erklärte er uns seine Planung und seine Ziele in der Stunde. In den kommenden Tagen unternahm ich meine ersten eigenen Unterrichtsversuche. Da nach einigen Tagen nur noch ein Lehrer an der Schule anwesend war, war es mir freigestellt, wann ich welche Klasse unterrichten möchte. Für jede Klasse gab es einige Bücher und Curricula, an denen ich mich bei der Unterrichtsplanung orientierte. Zudem hatten die Praktikanten aus dem letzten Jahr eine Mappe angefertigt, mit dem Unterrichtsstoff, den sie durchgenommen hatten. In der zweiten Praktikumswoche war wegen eines landesweiten Lehrerstreiks kein Lehrer mehr in der Schule und wir Praktikanten unterrichteten die Schüler. In den kommenden Wochen waren Schulferien. Wir vier Praktikanten boten jedoch Ferienkurse an, die wir frei nach unseren und den Interessen der Schüler gestalteten. Hier sieht man mich mit den Kindern auf dem Schulhof beim Tanzkurs. Im Hintergrund ist das Schulgebäude.
Hier sind ein Schüler und ich beim Blockflöte üben mit den aus Deutschland gespendeten und von mir mitgebrachten Blockflöten. Die Ferienkurse wurden von jedem Schüler begeistert angenommen. Durch die große Verantwortung, die ich während des Praktikums erhalten hatte, wurde ich in meiner Arbeit sehr selbstständig. Die Planung und Durchführung des Unterrichts mit einem Mangel an Unterrichtsmaterialien förderte meine Spontanität und Kreativität. Ich habe gelernt in stressigen Situationen ruhig zu bleiben und zu improvisieren. Alltag und Freizeit Nach der Schule hielt ich mich vor allem im Bereich des Hotels und am Strand auf. Dort ging es vor allem ruhig zu. Ich nutze die Zeit, um meinen Unterricht zu planen oder Kiswuaheli zu lernen. Außerdem las ich viel. Meistens verbrachten wir die Tage zu viert. Wir lernten zudem immer wieder Gäste kennen, mit denen wir abends zusammensaßen und aßen. Im Dorf lernten wir den Leiter der Bibliothek in Ushongo kennen. Dieser verschafft Bücher, um sie den jungen Leuten im Dorf zur Verfügung zu stellen, und bietet Englischunterricht und Lektürekurse an. Zudem trafen wir uns ab und zu mit einem älteren Mann aus dem Dorf, der sehr gut Englisch konnte und den Schülern aus dem Dorf Nachhilfe erteilte. Durch die Gespräche mit diesen Leuten erhielt ich einen guten Einblick in die Sichtweise der Tansanier auf Bildung und ihr Bildungssystem. Durch den Kontakt zu zwei Kellnern aus unserem Hotel erhielten wir Einblicke in das Alltagsleben und die Kultur der Tansanier. Gemeinsam mit ihnen besuchten wir Gottesdienste
der römisch-katholischen Kirche in Tansania, wir aßen gemeinsam in lokalen Restaurants landestypische Gerichte und lernten Familie und Freunde der beiden Männer kennen. An einigen Tagen fuhr ich nach Tanga oder Pangani, die beiden nächstgrößeren Städte. Dort war es möglich Bücher für die Schule und Lebensmittel zu besorgen. Fazit Während meines Praktikums in Tansania geriet ich immer wieder in Situationen, die mir sehr viel Spontanität, Selbstbewusstsein und Kreativität abverlangten. Dadurch lernte ich vor allem Ruhe zu bewahren und auch in schwierigen Situationen angemessen und schnell zu reagieren. In meinem späteren Schulalltag und auch im Alltag wird mir das sicherlich von Nutzen sein. Ich erweiterte mein kulturelles Wissen durch das Leben in einem afrikanischen Land und erkannte Probleme und Stärken eines Entwicklungslandes. Vor allem der Enthusiasmus und die Dankbarkeit der Schüler werden mir in Erinnerung bleiben. Auch die Herzlichkeit der Menschen hat mich sehr beeindruckt. Die Erfahrung sich als Europäer in die afrikanische Kultur einzuleben wird mich bei der Arbeit mit Schülern mit Migrationshintergrund bereichern. Natürlich bleibt es in einem Entwicklungsland wie Tansania nicht aus, schlechte Eindrücke zu sammeln oder schwierige Erfahrungen zu machen. Dazu gehörte bei mir vor allem meine Erkrankung an Malaria. Es ist ein schlimmes Gefühl zu wissen, dass die medizinische Versorgung im Gastland unzureichend ist und dann zu erkranken. Ich bin jedoch wieder gesund geworden und hatte zum Glück einen sehr milden Krankheitsverlauf. Ich war froh in dieser Situation die Unterstützung der anderen Praktikanten erhalten zu haben, die mich z.b. ins Krankenhaus begleiteten. Auch durch diese schlechte Erfahrung konnte ich mich persönlich weiterentwickeln.