CSR Ein Gewinn für alle 36 Weggefährten: Yvonne Grosser, Hilde Imgrund, Walter Grosser
Menschen in Krisensituationen Grosser Dienstleistungen Köln und IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Köln e.v. ZugeWIN-WIN-Gemeinschaft Auf gemeinsamen Wegen Sie sind im angeregten Gespräch vertieft. Auch beim Fototermin werden Informationen ausgetauscht, Pläne geschmiedet. Für ein gestelltes Posieren vor der Kamera ist keine Zeit. Kennengelernt haben sich Hilde Imgrund, Fachbereichsleiterin für Ausbildung und Arbeitsmarktintegration beim katholischen Verband für Mädchen- und Sozialarbeit IN VIA und das Ehepaar Yvonne und Walter Grosser bei der CSR-Seminarreihe, für die IN VIA seine Räumlichkeiten in der Stolzestraße zur Verfügung gestellt hatte. Der Verband, der unter anderem benachteiligte junge Menschen zu Fachkräften in der Hauswirtschaft, im Gaststättengewerbe und in der Gebäudereinigung ausbildet, um schließlich einen erfolgreichen Übergang in eine betriebliche Ausbildung zu erreichen, ist für das Unternehmerehepaar der ideale Kooperationspartner. Das gleichnamige Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Frechen bietet mit seinem dreißigköpfigen Team sogenannte haushaltsnahe Dienstleistungen an. Wir machen alles außer Pflege, das heißt neben der Reinigung von Privathaushalten und Gewerbeobjekten bieten wir auch Betreuung, Begleitung und Haushaltsführung für Menschen, die dazu eigenständig nicht in der Lage sind, beschreibt Yvonne Grosser ihr Tätigkeitsgebiet. Wir wollen mit unserem Unternehmen zukünftig verstärkt in die Quartierarbeit einsteigen. Eine feste Anlaufstelle für Menschen im Viertel anbieten, wo man neben unseren Leistungen einen Ort der Begegnung und, wenn es sein muss, auch der Hilfe findet. Hier würde ich gerne auch den jungen Menschen aus den IN-VIA- Maßnahmen eine Chance anbieten und sie mit meinem Team in der Betreuung von Bewohnern des Quartiers anleiten und vor allem begleiten, erklärt der Geschäftsführer des Unternehmens Walter Grosser. Ein Vorhaben, das auch bei Hilde Imgrund auf großes Interesse stößt. Als das Ehepaar Grosser mich nach einer CSR-Veranstaltung auf unsere berufsvorbereitenden Maßnahmen ansprach, habe ich direkt gemerkt, dass wir ähnliche Interessen haben. Das Ziel unserer Arbeitsmarktprojekte liegt ja darin, benachteiligte junge Menschen bei ihrem Weg in Ausbildungs- und Beschäftigungsverhältnisse zu stärken und zu begleiten. So bilden wir beispielsweise Jugendliche mit sogenannten Vermittlungshemmnissen zu Fachkräften in der Hauswirtschaft, im Gaststättengewerbe und in der Gebäudereinigung aus. Die Teilnehmenden besuchen während ihrer Ausbildung die zuständige Berufsschule und absolvieren vor der IHK-Köln ihre Abschlussprüfung. Während der Ausbildung finden neben der Schulung in unserem Hause Praktika sowie betriebliche Ausbildungsphasen statt, beschreibt Imgrund die Maßnahme des Verbandes. Hier sind wir natürlich auf die Kooperation mit Unternehmen absolut angewiesen, so Imgrund. Um den Übergang in eine feste Anstellung zu schaffen, bietet IN VIA den jungen Menschen zusätzlich Stütz- und Förderunterricht in Form von Gruppen- bzw. Einzelunterricht, Prüfungsvorbereitung und sozialpädagogische Begleitung zur Unterstützung und Hilfe- 37
CSR Ein Gewinn für alle Foto: Thomas Arntz Foto: Thomas Arntz 38 stellung bei der Bewältigung individueller Probleme an. Es geht nicht nur darum, einen Abschluss zu schaffen, sondern auch sein Leben in den Griff zu bekommen. Denn nur so kann auch ein langfristiger Einstieg ins Berufsleben gelingen, erklärt Imgrund. Vom richtigen Zeitpunkt Senioren und Soziales sind Herzensanliegen der Unternehmerin Yvonne Grosser, was dazu führte, dass sie sich gemeinsam mit ihrem Mann im Jahr 2012 mit ihren Haushaltsdiensten auf diese Bereiche konzentrierte. Ein Entschluss mit Zukunft. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird der Anteil der alten Menschen, die betreut werden müssen, in den kommenden Jahren rapide steigen. Nach Erhebungen des Instituts für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen wird unter Beibehaltung aller Rahmenbedingungen die Zahl der Pflegebedürftigen von heute 2,1 Mio. auf 3,4 Mio. im Jahr 2040 ansteigen. Dies entspricht einem Zuwachs von 58 %. Diese quantitativen Veränderungen der Nachfrage nach Pflegedienstleistungen müssen aber auch hinsichtlich qualitativer Aspekte ergänzt werden. Ebenso wird der Wunsch nach persönlicher Betreuung durch die Individualisierungsbestrebungen in der Gesellschaft immer größer. Alles in allem Entwicklungen, die dringend neue Herangehensweisen erfordern. Ich war mir von Anfang an sicher, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und darum haben wir überlegt, wie wir uns auf dem Markt besser positionieren können. Für Werbung und professionelle Öffentlichkeitsarbeit hatten wir kein Budget. Also haben wir uns um Preise beworben, denn letztendlich verkauft sich Qualität immer am besten, so Yvonne Grosser. 2013 nahm das Unternehmen erstmals an einem Wettbewerb für Nachhaltigkeit der Kommende Dortmund teil und kam auf Anhieb unter die besten zehn Bewerber. Eine Initialzündung, denn daraufhin reflektierten die Geschäftsführer gemeinsam mit ihrem Team, in welchen Bereichen das Unternehmen bereits soziale Verantwortung übernimmt und wo Entwicklungspotenzial besteht. Wir waren total begeistert von der Idee, uns sozial zu engagieren und gleichzeitig mit CSR auch bei unseren Kunden, Partnern und zukünftigen Mitarbeitenden zu punkten, beschreibt Walter Grosser die Auswirkung der Teilnahme am Unternehmerpreis. Auf der Suche nach Unterstützung wurde er auf das CSR- Projekt des Diözesan-Caritasverbandes aufmerksam. Lebensmotto: Lebenslanges Lernen Mit der Seminarreihe Attraktiver Arbeitgeber in Zeiten des demografischen Wandels haben wir kleinen und mittelständischen Unternehmen Workshops zu unterschiedlichen Themen angeboten, die alle Arbeitgebende darin unterstützen, ihre gesellschaftliche Verantwortung zu erkennen, wahrzunehmen und gewinnbringend umzusetzen, beschreibt Ulrike Flenskov, Leiterin des Projektes CSR Ein Gewinn für alle, das umfangreiche Informationsangebot, das der Diözesan-Caritasverband gemeinsam mit seinem Projektpartner, dem Institut für Soziale Innovationen an der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg, entwickelt hat. Ich bin ein Lernjunkie, erzählt Yvonne Grosser scherzhaft. Und im Bereich CSR war es mir wichtig, dass wir die Dinge, die wir schon immer getan haben und die für uns zum Alltagsgeschäft gehören, da verorten, wo sie hingehören, als Teil unserer Unternehmensphilosophie. Neben der Teilnahme an der Seminarreihe buchte die Firma Grosser ein eigenes zweiteiliges Seminar zur interkulturellen Sensi-
Menschen in Krisensituationen bilisierung exklusiv für Geschäftsführung und Mitarbeitende. Unsere Belegschaft ist genauso bunt und verschieden wie die Gesellschaft, für die wir arbeiten. Die Schulung war für alle Seiten ein echter Gewinn, beschreibt Yvonne Grosser ihre Erfahrungen. Im März 2014 unterschreibt das Unternehmen die Charta der Vielfalt, 2015 wird ein Betreuungsdienst für Menschen mit Migrationshintergrund aufgebaut werden. Diese Aufgabe ist sehr interessant und arbeitsintensiv und wird uns neue Einblicke in andere Kulturen eröffnen. Gerade ältere Menschen mit Sprachbarrieren wünschen sich (und benötigen) Muttersprachler im eigenen Heim, so Yvonne Grosser. Walter Grosser, der zunächst eher skeptisch dem Wunsch seiner Frau folgte, wurde zunehmend zu einem begeisterten Schulungsanhänger. Mein Mann hat nicht nur gelernt, wie wir unser Unternehmen neu aufstellen können, sondern auch, wie er sich selbst im Team, aber auch gegenüber Wettbewerbern mit seinem erworbenen CSR-Wissen positionieren kann, so die Unternehmerin. Das führte schließlich dazu, dass der Geschäftsführer zum 8. Unternehmertag in Dortmund eingeladen wurde, wo er sein Konzept vorstellen durfte, vor allem langzeitarbeitslose Frauen, Ältere und Alleinerziehende erfolgreich in einen sozialversicherungspflichtigen Beruf wiedereinzugliedern. Ein völlig neues Terrain für Walter Grosser, das dem sozialen Engagement seines Unternehmens über Kölns Grenzen hinaus große Beachtung verlieh. Wir werden nicht nur in der Branche anders wahrgenommen, unser Tun hat sich auch enorm positiv auf unsere Bewerberstruktur ausgewirkt, freut sich de Geschäftsführer. die Ideen noch lange nicht aus. Ein Steckenpferd der ganz anderen Art teilt die Kölnerin ebenfalls mit der Caritas: Upcycling. In meinem beruflichen Umfeld fallen Unmengen an leeren Reinigungsmittelverpackungen sowie nicht mehr nutzbaren Gebrauchs- und Einwegutensilien an. Schon vor einiger Zeit haben mein Team und ich daraus Lampenschirme, Türstopper und andere nützliche und schöne Wohnaccessoires hergestellt. Als ich durch meine Zusammenarbeit mit der Caritas auf ähnliche Projekte in der Beschäftigungsförderung des Verbandes stieß, war ich sofort Feuer und Flamme. Gerne würde ich Menschen ohne Beschäftigung die Möglichkeit bieten, aus nicht mehr benötigten Alltagsgegenständen nützliche, moderne und individuelle Gegenstände zu fertigen, ähnlich dem Caritas-Label EINZIGWARE. Hier sind wir im Gespräch, erklärt Yvonne Grosser und lächelt verschmitzt. Wer die Unternehmerin kennt, weiß, dass im Gespräch so viel bedeutet wie da machen wir gemeinsam was draus. Ein entscheidender Gewinn dieses Projektes bestand für mich darin, mit vielen unterschiedlichen Akteuren ins Gespräch zu kommen oder, wie es so schön neudeutsch heißt, zu networken, so Grosser. Auch wenn das manchmal dazu geführt hat, dass wir auf der ein oder anderen Veranstaltung scherzhaft gefragt wurden: Na, auch schon wieder dabei? Sie sehen mich so lange, bis ich da bin, wo ich hinwill, habe ich dann freundlich geantwortet, schmunzelt die Unternehmerin.. Foto: Thomas Arntz Da ist noch viel drin Demenz-WG, Beziehungskoordinator, Generationsmanager Yvonne Grosser gehen 39
CSR Ein Gewinn für alle Der Mensch zuerst unter diesem Motto bietet das innovative Familienunternehmen Grosser Dienstleistungen Reinigung, Hauswirtschaft und Betreuung für Menschen an, die aus Altersgründen oder anderen Ursachen dies nicht mehr selbstständig organisieren können. Schon frühzeitig erkannte das Frechener Unternehmen, dass der demografische Wandel und die Versorgung älterer Menschen nicht nur ein unglaublicher Zukunftsmarkt sind, sondern uns alle angehen. Wir müssen uns einfach selber einmal die Frage stellen, wie wir im Alter oder bei Krankeit betreut und behandelt werden möchten. Je besser wir uns heute aufstellen, uns engagieren und an einer besseren Zukunft arbeiten, desto besser werden wir selber später versorgt werden, erklärt Yvonne Grosser. Dabei setzen Walter und Yvonne Grosser auf Vernetzung und Kooperation. Das Unternehmen arbeitet aktiv im Regionalen Innovationsnetzwerk Köln-Bonn mit. Die von den Akteuren erarbeiteten Bedarfe, Handlungsempfehlungen und Forderungen werden an die Politik weitergegeben. Auch in der Zusammenarbeit mit dem GKV-Spitzenverband / MGEPA / der Landespflegekasse NRW sehen die Geschäftsführer großes Potenzial, nachhaltig neue Wege zu entwickeln. Gerade in der Immobilienwirtschaft muss man lernen, dass es nicht mehr allein damit getan ist, den Wohnungsschlüssel abzugeben. Für ein zufriedenes Miteinander im Quartier benötigt man Kümmerer, so Grosser. Als sozial engagiertes Unternehmen macht sich Grosser Dienstleistungen besonders für seine Mitarbeitenden stark. Mit dem flexiblen Arbeitszeitkonzept (FLEX-AT) wird gerade Elternteilen mit Kindern und älteren Menschen eine dauerhafte Beschäftigung ermöglicht. Dieses Konzept gewährleistet zufriedene Mitarbeiter und in der Folge auch zufriedene Kunden. Durch eine gesunde Mischung der verschiedenen Arbeitsbereiche ist es Grosser möglich, alle Beschäftigten nach ihrer jeweiligen Konstitution und ihren Fähigkeiten einzusetzen. So gewährleistet das Unternehmen, dass langjährige Mitarbeitende nicht wegen körperlicher Einschränkungen entlassen werden müssen, z. B. in der Reinigung. Die Anleitung und Begleitung von jungen Menschen, die es schwer haben, den Einstieg ins Berufsleben zu finden, liegen dem Ehepaar Grosser besonders am Herzen. Kontakt: Grosser Dienstleistungen Kölner Straße 64-66 50226 Köln Telefon: 0 22 34/809 83 83 Telefax: 0 22 34/809 83 84 E-Mail: info@grosser-dienstleistungen.de www.grosser-dienstleistungen.de 40
Menschen in Krisensituationen IN VIA Name und Programm zugleich Auf dem Weg (lat. in via) seit über 100 Jahren folgt der Katholische Verband für Mädchenund Frauensozialarbeit diesem Leitspruch in der Begegnung mit und Zuwendung zu Menschen, die auf Unterstützung und Begleitung angewiesen sind. Als Fachverband der Caritas ist IN VIA anerkannter Träger der Jugendhilfe. Das Ziel von Jeanne Trimborn, die am 7. November 1898 in Köln IN VIA unter dem damaligen Namen Katholischer Mädchenschutzverein gründete, Orientierung sowie Unterstützung bei Arbeitssuche, Ausbildung und selbstständiger Existenzsicherung zu leisten, ist in der heutigen Zeit für IN VIA aktueller denn je. Auch nach mehr als hundert Jahren ist Hilfe zur Selbsthilfe die oberste Maxime des Verbandes. Die Schwerpunkte der Arbeit wurden den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und Zielgruppen angepasst. Heute ist IN VIA als Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit in Köln fest verankert. IN VIA engagiert sich besonders mit vielfältigen Berufshilfen für sozial benachteiligte junge Menschen und hilft ihnen, den Anschluss zu finden. Der Verband begleitet Migrantinnen und Migranten auf ihrem oft schwierigen Weg der Integration in die deutsche Gesellschaft und setzt sich gleichzeitig für die interkulturelle Öffnung der aufnehmenden Gesellschaft ein. Das Projekt MitUnter Mit Unternehmen in Ausbildung beispielsweise qualifiziert Förderund Hauptschüler durch schulbegleitende betriebsnahe Unterstützung für den nahtlosen Übergang in eine Ausbildung oder alternativ in sozialversicherungspflichtige Arbeit. Die Themenschwerpunkte der praxisorientierten Qualifizierung werden in Absprache mit dem Unternehmen und dem angehenden Auszubildenden festgelegt. Das Besondere: Unternehmen beteiligen sich aktiv an der Stärkung berufsrelevanter Kompe-tenzen, um ihren Nachwuchs bedarfsgerecht vorzubereiten, und Schülerinnen und Schüler qualifizieren sich gezielt für einen Ausbildungsplatz und sichern somit ihre berufliche Zukunft. Dazu sucht IN VIA Partnerunternehmen aus den folgenden Bereichen: Gesundheit und Pflege, Hauswirtschaft, Hotel- und Gaststättengewerbe, Gebäudereinigung und Metall. Ansprechpartnerin: IN VIA Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit Köln e.v. Hilde Imgrund Fachbereichsleitung Ausbildung und Arbeitsmarktintegration Telefon 02 21 /47 28-7 40 E-Mail: hilde.imgrund@invia-koeln.de www.invia-koeln.de 41