OrthoGramm. Ein Nachschlagewerk. Monika Wyss Werner Kolb Heinz Hafner. Wortlehre Satzlehre Sätze Rechtschreibung Zeichensetzung



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Transkript:

OrthoGramm Ein Nachschlagewerk Monika Wyss Werner Kolb Heinz Hafner Wortlehre Satzlehre Sätze Rechtschreibung Zeichensetzung

Vorwort 5 Vorwort Der bewusste Umgang mit Sprache und die Sicherheit in der Sprachanwendung stehen nach wie vor im Zentrum des Sprachunterrichts. Diese beiden zentralen kommunikativen Kom pe tenzen setzen Ein sicht in Bau und Regel sys tem der Sprache voraus. OrthoGramm ist als Kurzgrammatik konzipiert. Es richtet sich an Per so nen, die ihre Grund kennt nisse in deutscher Grammatik festigen und ausbauen möchten. Es bietet gram ma tisches Wissen in übersichtlicher Form für Schü lerinnen und Schüler an Gymnasien, Fachmittelschulen und Berufsfachschu len, für Studierende, für Lehrper so nen, für Erwachsene in Beruf und Weiterbildung. vorwort OrthoGramm ist aus der Unterrichtspraxis entstanden und zeichnet sich durch folgende Eigenschaften aus: Aktualität OrthoGramm basiert in Systematik und Terminologie auf der neueren Schul - grammatik. Die Regeln zur Rechtschreibung und Zeichensetzung entsprechen der Neu regelung vom August 2006. Knappheit OrthoGramm konzentriert sich auf das Wesentliche; es bietet aber gleichzeitig die Grund lagen, welche unumgänglich sind für das Erfassen komplexer Sachverhalte. Übersichtlichkeit OrthoGramm baut auf grammatischen Begriffen und Inhalten der Sekundar stufe I auf. Grafiken und Hervorhebungen durch Farben ermöglichen eine rasche Orientierung. Ein präg same Beispiele helfen beim selbst ständigen Klären grammatischer Knack nüsse und erleichtern individuelles Einprägen und Repetieren. OrthoGramm ist ein handliches Nachschlagewerk, das die Bereiche Sprachanalyse und -betrachtung/grammatik, Orthografie, Interpunktion, abdeckt und auf die Lehrpläne der Gymnasien und Fachmittelschulen, Berufsfachund Berufsmaturitätsschulen abgestimmt ist.

6 Dr. Monika Wyss unterrichtete Deutsch und Englisch an einer Berufsmaturitätsschule, daneben war sie als Sprachdidaktikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zürcher Hochschulinstitut für Schulpädagogik und Fachdidaktik tätig. Nach der Ausbildung zur Primarlehrerin in Aarau folgten später in Zürich ein Sekundarlehramts- und ein Germanistikstudium. Ihre Dissertation beschäftigt sich mit schulischen Texten von Berufslernenden. die autorin, die autoren Dr. Werner Kolb arbeitete nach dem Studienabschluss (Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte) mehrere Jahre im Bankgeschäft und als Projektleiter für multimediale Lernprogramme. Er war zudem Lehrer an allen Schultypen der Sekundarstufe II sowie in der Erwachsenenbildung. Nach längerer Tätigkeit als Rektor einer Berufsfach- und Berufsmaturitätsschule wirkt er heute als Projektleiter und Consultant im Bildungsbereich. Dr. Heinz Hafner wirkt seit über 20 Jahren als Hauptlehrer für Deutsch und Französisch an der Kantonsschule Frauenfeld und an Berufsmaturitätsschulen im Kanton Zürich. Er ist zudem Dozent an der Pädagogischen Hochschule Thurgau. Nach Abschluss der Studien an den Universitäten Zürich, Lausanne und Pennsylvania verfasste er eine Dissertation zu Fragen der Zeichentheorie (Semiotik).

7 Inhalt Vorwort... 5 Mein Manhattan (Emil Steinberger)... 10 1 Wortlehre (Morphologie)... 13 1.1 Die fünf Wortarten... 14 1.2 Die Partikel... 16 1.2.1 Die vier Unterarten der Partikeln: Übersicht... 16 1.2.2 Präposition... 17 1.2.3 Konjunktion... 18 1.2.4 Interjektion.... 19 1.2.5 Adverb.... 19 1.3 Das Nomen... 22 1.3.1 Genus... 23 1.3.2 Numerus.... 25 1.3.3 Kasus.... 26 1.4 Das Pronomen... 28 1.4.1 Personalpronomen.... 30 1.4.2 Reflexivpronomen.... 30 1.4.3 Possessivpronomen... 31 1.4.4 Demonstrativpronomen.... 32 1.4.5 Interrogativpronomen... 34 1.4.6 Relativpronomen.... 35 1.4.7 Artikel... 36 1.4.8 Zahlpronomen... 36 1.4.9 Indefinitpronomen... 37 1.5 Das Adjektiv.... 39 1.5.1 Attributives, prädikatives und adverbiales Adjektiv... 39 1.5.2 Deklination... 40 1.5.3 Komparation... 41 1.6 Das Verb.... 42 1.6.1 Einteilung nach der Bedeutung... 43 1.6.2 Einteilung nach der Gebrauchsweise... 43 1.6.3 Finite und infinite Formen... 45 1.6.4 Tempus... 48 1.6.5 Modus.... 50 1.6.6 Genus verbi... 53 1.6.7 Konjugation... 54 1.6.8 Übersicht über alle Formen eines regelmässig konjugierten Verbs... 56 inhaltsverzeichnis

8 1.7 Wortbildung... 58 1.7.1 Bildung von Kurzwörtern... 58 1.7.2 Zusammensetzung... 58 1.7.3 Ableitung... 60 inhaltsverzeichnis 2 Satzlehre (Syntax I)... 63 2.1 Die Satzglieder... 63 2.1.1 Die Funktion der Satzglieder... 63 2.1.2 Die Form der Satzglieder... 63 2.1.3 Übersicht... 64 2.2 Proben zur Ermittlung der Satzglieder.... 65 2.2.1 Verschiebeprobe (Umstellprobe)... 65 2.2.2 Ersatzprobe.... 65 2.3 Satzgliedkern und Attribut... 66 2.3.1 Funktion des Attributs.... 67 2.3.2 Form des Attributs.... 68 2.3.3 Apposition (Beisatz).... 68 2.4 Die verbalen Glieder.... 69 2.5 Die fallbestimmten Satzglieder... 70 2.5.1 Satzglieder im Nominativ... 70 2.5.2 Satzglieder im Akkusativ... 72 2.5.3 Dativobjekt... 73 2.5.4 Satzglieder im Genitiv.... 74 2.5.5 Präpositionalglied... 75 2.5.6 Konjunktionalglied.... 76 2.6 Die fallfremden Satzglieder... 76 2.6.1 Satzadjektiv.... 76 2.6.2 Satzpartikel.... 76 2.7 Auf einen Blick: Satzglieder mit Beispielen... 77 2.8 Einblick in die Abhängigkeitsgrammatik... 78 3 Satzlehre (Syntax II)... 81 3.1 Arten von Sätzen.... 81 3.1.1 Einteilung nach der Äusserungsabsicht... 81 3.1.2 Einteilung nach der Position des verbalen Teils... 82 3.1.3 Einteilung nach der Form.... 82 3.1.4 Einteilung nach der Abhängigkeit.... 83 3.2 Nebensätze... 85 3.2.1 Einteilung nach der Form.... 85 3.2.2 Einteilung nach dem Rang... 86 3.2.3 Einteilung nach der Funktion.... 87 3.2.4 Einteilung nach der thematischen Rolle... 87

9 3.3 Vom Satz zum Text... 92 3.3.1 Bedeutung der Textkohäsion.... 92 3.3.2 Kohäsionsmittel... 93 3.3.3 Die Kohäsionsmittel im Einzelnen... 93 4 Rechtschreibung (Orthografie)... 95 4.1 Vorbemerkungen... 95 4.2 Vokallänge... 96 4.2.1 Kurzer Vokal... 96 4.2.2 Langer Vokal.... 97 4.3 Morphologische Verwandtschaft... 97 4.4 Fremdwörter... 98 4.5 Gross- und Kleinschreibung... 103 4.5.1 Grossschreibung... 103 4.5.2 Kleinschreibung... 104 4.6 Getrennt- und Zusammenschreibung... 105 4.6.1 Getrenntschreibung.... 105 4.6.2 Zusammenschreibung... 105 4.6.3 Getrennt- oder Zusammenschreibung... 106 4.6.4 Schreibung mit Bindestrich... 107 4.7 Ersparung... 108 4.7.1 Der Apostroph... 108 4.7.2 Der Ergänzungsstrich... 108 4.8 Worttrennung... 109 4.9 Abkürzungen... 109 inhaltsverzeichnis 5 Zeichensetzung (Interpunktion)... 113 5.1 Satzzeichen: Übersicht... 113 5.2 Das Anführungszeichen.... 115 5.3 Das Ausrufezeichen... 116 5.4 Der Doppelpunkt... 116 5.5 Das Fragezeichen... 116 5.6 Der Gedankenstrich... 117 5.7 Die Klammer... 117 5.8 Das Komma... 117 5.8.1 Das Komma im einfachen Satz................................... 118 5.8.2 Das Komma im zusammengesetzten Satz (zwischen Teilsätzen)..... 119 5.9 Der Punkt... 120 5.10 Der Strichpunkt.... 120 Register... 121

Satzlehre (Syntax I) 63 Kapitel 2 Die sprachlichen Einheiten, die wir beim Sprechen durch Intonation und Pausen beim Schreiben durch entsprechende Satzzeichen als zusammengehörig kennzeichnen, nennt man Sätze. Die selbstständigen Wortgruppen und Einzelwörter, aus denen Sätze gebaut sind, nennt man Satzglieder. Was nützt die Kenntnis der Satzglieder? Ein praktischer Nutzen ergibt sich aus der Beschäftigung mit den Satzglie dern einerseits durch grössere Sicherheit bei der Zeichensetzung im Satz (v.a. im Umgang mit den Kommaregeln), anderseits beim Erlernen von Fremd sprachen. Im Weiteren kann die Einsicht in den Satzbau zu einem abwechslungsreichen Stil verhelfen. Sätze 2.1 Die Satzglieder Satzglieder lassen sich nach ihrer Form, nach ihrer Funktion und nach ihrem Inhalt unterscheiden. In diesem Kapitel werden vor allem formale und funktionale Eigenschaften der Satzglieder dargelegt. 2.1.1 Die Funktion der Satzglieder Die Einteilung der Satzglieder nach ihrer Funktion orientiert sich an ihrem Verhältnis zum Verb. Man unterscheidet: Ergänzungen, deren Kasus durch das Verb bestimmt wird: Subjekt, Objekte Adverbialien, die sich auf das Verb beziehen: adverbialer Akkusativ und Genitiv, Satzadjektiv Prädikative, die vom Verb abhängen, sich aber eng auf eine Ergänzung beziehen: prädikativer Nominativ und Akkusativ 2.1.2 Die Form der Satzglieder Die Kategorisierung der Satzglieder nach formalen Merkmalen orientiert sich an der Wortartprägung des Kerns, am Kasus, an den Einleitewörtern.

64 Kapitel 2 Aufgrund dieser Kriterien ergibt sich die folgende Ordnung: 2.1.3 Übersicht Kern ohne mit mit Konjunktion Einleitung Einleitewort Präposition «als» / «wie» Nomen im Nominativ Subjekt prädikativer Nominativ Anredenominativ Platzhalter-«es» Satzglieder nichtverbale Glieder fallbestimmte Nomen im Akkusativ Nomen im Dativ Nomen im Genitiv Akkusativobjekt prädikativer Akkusativ adverbialer Akkusativ Dativobjekt Genitivobjekt adverbialer Genitiv Präpositionalglied Konjunktionalglied Adjektiv Satzadjektiv präpositionales Satzadjektiv konjunktionales Satzadjektiv fallfremde Partikel Satzpartikel präpositionale Satzpartikel konjunktionale Satzpartikel verbale Glieder Verbform finit infinit Partikel Personalform Infinitiv Partizip I Partizip II Verbzusatz Infinitivpartikel «zu»

Satzlehre (Syntax I) 65 2.2 Proben zur Ermittlung der Satzglieder Satzglieder sind die kleinsten zusammenhängenden Wortgruppen oder Ein zelwörter, die sich innerhalb des Satzes verschieben und ersetzen lassen, ohne dass sich dabei der Sinn der Aussage im Wesentlichen ändert. Sie können mithilfe der Verschiebeoder der Ersatzprobe ermittelt werden. Konjunktionen zählt man nicht zu den Satzgliedern. 2.2.1 Verschiebeprobe (Umstellprobe) Ich benötigte gestern in meinem Postbüro zwei Fotokopien. Ich benötigte in meinem Postbüro zwei Fotokopien gestern. In meinem Postbüro benötigte ich gestern zwei Fotokopien. Gestern benötigte ich in meinem Postbüro zwei Fotokopien. Zwei Fotokopien benötigte ich gestern in meinem Postbüro. Sätze Wörter, die einzeln verschoben werden können, sind selbstständige (primäre) Satzglieder (ich, gestern, benötigte). Wörter, die nur als Gruppe verschoben werden können, bilden gemeinsam ein Satzglied (in meinem Postbüro, zwei Fotokopien). Die Verschiebeprobe zeigt deutlich, dass die Personalform des Verbs (im Aussagesatz, s. 3.1.1) stets an zweiter Stelle steht. Man nennt dies Verbzweitstellung oder V2-Position. 2.2.2 Ersatzprobe Diese Probe dient vor allem der Ermittlung eines fraglichen Kasus, sie kann aber auch bei der Wortartbestimmung hilfreich sein. 1. Beispiel: Anna gefielen die Möbel ausserordentlich. Problem: Kasus des Satzglieds die Möbel: Nominativ oder Akkusativ? Mögliche Ersatzproben: Wer oder was gefiel Anna ausserordentlich? (Ersatz durch Interro gativ pro no men) Der Schrank gefiel Anna ausserordentlich. (Der Ersatz durch ein maskulines Nomen mit Begleiter oder ein Pronomen im Singular zeigt stets eine eindeutige Kasusflexion, s. 1.3.3 der Schrank = Nomen im Nominativ.)

66 Kapitel 2 2. Beispiel: Ich besorgte mir zwei Fotokopien. Problem: Wortart des Satzglieds mir: Personal- oder Reflexivpronomen? Ersatzprobe: Sie besorgte sich zwei Fotokopien. sich = Reflexivpronomen (das Per so nalpronomen im Dativ heisst ihr), folglich ist auch das entsprechende mir ein Reflexivpronomen. 2.3 Satzgliedkern und Attribut Satzglieder können von ganz unterschiedlicher Länge sein. Vor allem Glieder, deren Kern ein Nomen ist (Nominalgruppen), haben die Fähigkeit, eine Mehrzahl von Attributen (Teilglieder, Beifügungen) an sich zu binden. Attribute sind unselbstständige (sekundäre) Satzglieder, d.h., sie sind innerhalb des Satzes nicht frei verschiebbar. das italienische Restaurant an der Madison Avenue Attr. Attribut Kern Attr. Attribut Attribut Satzglied Ich ging in das italienische Restaurant an der Madison Avenue und setzte mich an die Bar. die Bar Attr. Kern Satzglied / Die Präposition, die das Präpositionalglied einleitet, ist kein Attribut (in das italienische Restaurant). / Die Präposition im Attribut ist Teil dieses Attributs (an der Madison Avenue).

Satzlehre (Syntax I) 67 Die Frage nach dem Attribut Attribute, vor allem nominale (s. 2.3.2), sind bei der Satzzerlegung nicht immer leicht als solche zu erkennen. Man ermittelt sie, indem man die Frage was für (ein/e)? stellt. Beispiele: Was für ein Restaurant? das kleine Restaurant das italienische Restaurant das Restaurant an der Madison Avenue (usw.) 2.3.1 Funktion des Attributs Das Attribut (bzw. das Teilglied) drückt eine Eigenschaft, eine Zugehörigkeit, eine Täterschaft, örtliche oder zeitliche Umstände u.ä. aus. Beispiel: Satzgliedkern Restaurant das Restaurant das italienische Restaurant das italienische Restaurant «Da Maria» das kleine italienische Restaurant «Da Maria» an der Madison Avenue das uns allen seit vielen Jahren bekannte kleine italienische Restaurant «Da Maria» an der äusseren Madison Avenue Sätze (usw.) Aus stilistischen Gründen sollten attributive Häufungen vermieden werden, denn sie sind nicht sehr lesefreundlich. Als Alternative bietet sich in unserem Beispiel ein Gefüge mit Relativsatz oder eine Satzverbindung an (s. dazu 3.1). Relativsatz: Satzverbindung: Das kleine italienische Restaurant an der äusseren Madison Avenue, das uns allen seit vielen Jahren bekannt ist, Das kleine italienische Restaurant befindet sich an der äusseren Madison Avenue; wir alle kennen das Lokal seit vielen Jahren und

68 Kapitel 2 2.3.2 Form des Attributs Neben den Begleitern des Nomens (Adjektive und Pronomen) treten auch andere Wortarten bzw. Wortgruppen in attributiver Rolle auf: Wortart/Wortgruppe Bezeichnung Beispiele Artikel Possessivpronomen Zahlpronomen Demonstrativpronomen Indefinitpronomen pronominales Attribut das/ein Restaurant ihr Restaurant zwei Restaurants dieses Restaurant einige Restaurants Adjektiv adjektivisches Attribut das italienische Restaurant Nomen im Genitiv Präpositionalgruppe Konjunktionalgruppe Apposition nominales Attribut: - Genitivattribut - präpositionales Attribut - konjunktionales Attribut Marias Restaurant das Restaurant an der Madison Avenue «Da Maria» als bestes italienisches Restaurant ist «Da Maria», das italienische Restaurant, kennen wir gut Adverb Partikelattribut das Restaurant dort Präpositionen gelten nicht als Attribute; sie können aber Teil eines Attributs sein (z.b. an der äusseren Madison Avenue = Attribut zu Restaurant). 2.3.3 Apposition (Beisatz) Die (lockere) Apposition ist eine nachgestellte Beifügung, die im Gegensatz zu anderen Attributen durch Kommas von ihrem Bezugsnomen abgetrennt wird. Sie steht im selben Fall wie der Satzgliedkern. Beispiele: Ich kenne Herrn Smith, den Angestellten, seit Langem. Ich wollte Herrn Smith, dem Angestellten, das Geld für die Kopien geben. Ich traf Herrn Smith am Samstag, dem 15. Oktober.

Satzlehre (Syntax I) 69 2.4 Die verbalen Glieder Der grammatische Bau eines Satzes wird hauptsächlich vom verbalen Teil (Prädikat, Satzaussage) bestimmt. Dieser bildet den Kern des Satzes, von dem direkt oder indirekt alle übrigen Satzglieder abhängen. Der verbale Teil eines Satzes kann aus einem oder mehreren Elementen be stehen (s. 1.6); zu den verbalen Gliedern zählen sowohl finite als auch infinite Formen. verbale Glieder Personalform infinite Formen: Infinitiv Partizip I Partizip II Verbzusatz Infinitivpartikel Beispiele Ich schaute in den Spiegel. Ich musste nachdenken. Mich nachdenklich im Spiegel betrachtend, stand ich da. Ich hatte Seltsames erlebt. Ich schaute mich an. Ich begann mich zu fragen, wie ich denn aussehe. Sätze Die Stellung der Personalform Wie die Verschiebeprobe (s. 2.2.1) zeigt, nimmt die Personalform des Verbs in einem Satz stets dieselbe Position ein, wenn die übrigen Satzglieder verschoben werden: Diese drehen sich dabei quasi um die verbale Achse. Die Personalform belegt oft die zweite Stelle, sie kann aber auch an erster Stelle oder in Nebensätzen am Satzende stehen (s. 3.1.2). Beispiele: Verb an 1. Stelle Verb an 2. Stelle Verb an letzter Stelle Ist der Kiosk noch offen? Ich hätte gerne eine Zeitung. Obwohl der Verkäufer schon am Abrechnen war, Die Position vor dem Verb (d.h. im Vorfeld des Satzes) wird oft vom Subjekt eingenommen, doch kann sie mit verschiedensten Satzgliedern besetzt werden (s. dazu die Verschiebeprobe in 2.2.1).

70 Kapitel 2 Die Satzklammer Wenn der verbale Teil eines Satzes aus mehreren Elementen besteht, bilden diese die Satzklammer, da das zweite (bzw. letzte) verbale Glied an die letzte Position im Satz tritt. Beispiele: Ich wollte meine Zeitung bezahlen. Der Verkäufer lächelte mir nur zu. Was hast du dann getan? Personalform (Modalverb) + Infinitiv Personalform + Verbzusatz Personalform (Hilfsverb) + Partizip II Ausklammerung Ein Satzglied, das man hervorheben oder seiner Länge wegen nicht zwischen die verbalen Teile setzen möchte, kann auch ausserhalb der Satzklammer (ins Nachfeld des Satzes) gesetzt werden: Der Verkäufer hat mein Geld für die Zeitung nicht haben wollen kurz nach Ladenschluss gestern Abend. 2.5 Die fallbestimmten Satzglieder 2.5.1 Satzglieder im Nominativ Beispiele: Subjekt prädikativer Nominativ Anredenominativ Platzhalter-«es» Der Angestellte nahm kein Geld. Der Angestellte ist ein grosszügiger Mensch. «Es sind ja nur 20 Cent, Herr Steinberger.» Es wollte niemand Geld von mir. Das Subjekt Das Subjekt (der Satzgegenstand) steht im Nominativ und beantwortet die Frage wer oder was? Es stimmt in Person und Numerus mit dem Verb überein (er nahm kein Geld; sie nahmen kein Geld). Diese Kongruenz (Übereinstimmung) von Subjekt und Verb ist bei der Ermittlung des Subjekts hilfreich. Beispiele Personalform Subjekt Über die prompte Lieferung der Möbel freuten wir uns sehr. freuten wir Die prompte Lieferung der Möbel freute uns sehr. freute die prompte Lieferung

Satzlehre (Syntax I) 71 Das Subjekt kann auch durch die Infinitivprobe ermittelt werden: Bei der Bildung der verbalen Wortkette fällt das Subjekt weg. Beispiele verbale Wortkette Subjekt Die Firma lieferte die Möbel prompt. die Möbel liefern die Firma Dieser Möbelkauf war eine kluge Tat. eine kluge Tat sein dieser Möbelkauf Der Möbelverkäufer wurde unser Freund. unser Freund werden der Möbelverkäufer Das Subjekt besteht häufig aus einem Nomen resp. einer Wortgruppe mit einem Nomen als Kern (Nominalgruppe) oder einem Pronomen; es kann aber auch in Form eines Infinitivs oder Teil satzes auftreten. Beispiele: Nomen mit Artikel Pronomen Infinitiv Teilsatz Die Firma lieferte die Möbel. Sie lieferte die Möbel. Zu liefern ist nicht immer einfach. Was Sie wünschen, wird geliefert. Sätze Der prädikative Nominativ Der prädikative Nominativ (Gleichsetzungsnominativ) bezieht sich auf das Subjekt und steht bei den Verben sein, werden, bleiben, scheinen, heissen, dünken. Vom Subjekt kann der prädikative Nominativ durch die Infinitivprobe unterschieden werden: Während das Subjekt ausserhalb der verbalen Wortkette steht, ist der prädikative Nominativ ein Teil davon. Beispiele verbale Wortkette präd. Nominativ Subjekt Dieser Möbelkauf war eine kluge Tat. Der Möbelverkäufer wurde unser Freund. eine kluge Tat sein eine kluge Tat dieser Möbelkauf unser Freund werden unser Freund der Möbelverkäufer

72 Kapitel 2 Das Platzhalter-«es» Das Pronomen «es» nimmt in unpersönlichen Konstruktionen die Funktion eines Subjekts oder eines Platzhalters ein. Wenn «es» durch Umstellung wegfällt, zählt es nicht als Subjekt und wird bei der Satzzerlegung als Platzhalter bezeichnet. Beispiele Umformung «es» Sind es die richtigen Möbel? Es sind die richtigen Möbel? Subjekt Es sind die falschen! Die falschen sind es! Subjekt Es sind die falschen Möbel geliefert worden. Die falschen Möbel sind geliefert worden. Der Anredenominativ Beispiel: Hören Sie, Herr Steinberger, Ihre Möbel sind bereits in Amsterdam. 2.5.2 Satzglieder im Akkusativ Platzhalter Beispiele: Akkusativobjekt prädikativer Akkusativ adverbialer Akkusativ Der Verkäufer zeigte ihnen die Möbel. Man nennt diesen Stil Art déco. Sie betrachteten den ganzen Nachmittag Möbel. Das Akkusativobjekt Wie alle Objekte wird das Akkusativobjekt über das Verb erfragt. Die Frage lautet: wen oder was? Das Akkusativobjekt kann durch ein Pronomen im Akkusativ ersetzt werden. Akkusativobjekt (kursiv) Frage Antwort Ersatzpronomen Vermummte Gestalten betraten die Hotelhalle. Sie überfielen den Zeitungskiosk und bedrohten den Verkäufer. (Wen oder) was betra ten die vermummten Gestalten? Wen (oder was) überfielen sie? Wen (oder was) bedrohten sie? die Hotelhalle den Zeitungskiosk den Verkäufer Die Vermummten betraten sie. Sie überfielen ihn. Sie bedrohten ihn.