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Transkript:

Deutsche Biographie Onlinefassung NDB-Artikel Knoop, Ludwig (russischer Adel 1877) Begründer der russischen Textil- Großindustrie, * 15.5.1821 Bremen, 16.8.1894 Bremen. Genealogie V Gerhard (1782 1862), Tabakhändler, S d. Daniel Diedrich (1745 1817), Kaufm. (Tabak), u. d. Gesine Kulenkamp; M Anna Rebecca (1793 1878), T d. Blaufärbers Peter Frerichs in B. u. d. Anna Rebecca Weber; B Julius Frhr. v. K. (1826-1902), Chef d. Fa. de Jersey u. Co.; - Pokrowsky b. Moskau 1843 Luise (1824 94), T d. Kaufm. Joh. Chr. Hoyer ( 1869) in Moskau; N Gerhard Ouckama (s. 1); Ur-E Hans Joachim Kulenkampff (* 1921), Schauspieler; Urur-E Ernst Albrecht (* 1930), Niedersächs. Min.präs. Leben Knoop wuchs als viertes von 8 Kindern in einer Zeit geschäftlicher Mißerfolge seines Vaters auf, dessen Tabakhandelsfirma wiederholt vom Zusammenbruch bedroht war. Nach kaufmännischer Lehre in einem Bremer Handelshaus ging er in jungen Jahren nach England, um in der Textilhandelsfirma de Jersey & Co. in Manchester zu arbeiten, an der sein Onkel Andreas Frerichs beteiligt war. In ihrem Auftrag ging er nach Moskau, wo eine Filiale bestand, und war dort im Garnhandel tätig. Die russische Baumwollindustrie bezog damals Garne hauptsächlich aus England. Als dieses 1842 das Ausfuhrverbot für Maschinen aufhob, begann Knoop sofort, den Fabrikanten in Rußland eigene Spinnereien mit englischen Maschinen aufzubauen; meist trat er in die Verwaltung dieser Firmen ein, wodurch er allmählich eine Kontrollfunktion in der gesamten russischen Baumwollindustrie erhielt. Gemeinsam mit seinem Onkel und russischen Geldgebern errichtete er selbst eine Spinnerei, die 1849 den Betrieb aufnahm. Weitere Gründungen schlossen sich in rascher Folge an. 1852 eröffnete Knoop in Moskau ein Kontor, zu dem bald eine Zweigniederlassung in Sankt Petersburg kam. Die Firma vermittelte in Zusammenarbeit mit de Jersey & Co. aus England alles, was für den Bau, die Einrichtung und den Betrieb von Textilfabriken erforderlich war: Kapital, Maschinen, Rohstoffe (Baumwolle) und geschultes Personal, vor allem Techniker. Nach einer Statistik aus dem Jahre 1861 stand die Firma Knoop mit einem Handelsvolumen (über Petersburg) von 8,7 Millionen Rubel weit an der Spitze aller Export/Import-Unternehmen. Auf die Spinnereien, von denen Knoop insgesamt 122 gegründet haben soll, folgten Baumwollwebereien, dann auch Fabriken für Woll- und Flachsverarbeitung. Der in Rußland verbreitete Spruch Keine Kirche ohne Pop', keine Fabrik ohne Knoop zeigt die Bedeutung der Knoopschen Unternehmungen für die Industrialisierung des Zarenreiches. Das sprunghafte Wachstum der russischen Textilindustrie führte zu oft schwierigen Absatz-

und Finanzierungssituationen, zu denen sich Zollprobleme gesellten. Deshalb kümmerte sich Knoop auch um den Ausbau des Kredit- und Versicherungswesens und beteiligte sich an der Gründung von Banken und Versicherungsgesellschaften in Moskau (zum Beispiel Moskauer Diskontobank, Moskauer Feuerversicherung) und Petersburg. Über diese Institute übte er einen oft beherrschenden Einfluß vor allem auf die Webwarenindustrie aus, zumal er auch die Baumwolleinfuhr aus England weitgehend kontrollierte. 1856 errichtete er auf der Insel Kränholm im Wasserfall der Narowa bei Narwa die Kränholmer Manufaktur für Baumwollfabrikate, die mit über 400 000 Spindeln und über 2 000 Webstühlen die damals größte Textilfabrik der Welt war und bis weit ins 20. Jahrhundert hinein das bedeutendste Industrieunternehmen Estlands blieb. Der wachsende Umfang seiner Geschäfte ermöglichte es Knoop, sich zunehmend von den englischen Handelsplätzen unabhängig zu machen und die Baumwolle schließlich auf einer Flotte von gescharterten Schiffen direkt aus den Erzeugungsgebieten Nordamerika, Brasilien, Ägypten und Mittelasien zu importieren. In Bombay und New Orleans unterhielt er eigene Einkaufskontore. Auch der damals einsetzende Aufstieg Bremens als internationaler Baumwollhandelsplatz war weitgehend sein Werk. An der Moskauer Börse übte Knoop einen bedeutenden Einfluß aus. 1858-61 stand er ihr als Ältester vor. 1861 kehrte Knoop nach Bremen zurück, um von hier aus seine weltweiten Geschäfte zu leiten, hielt sich aber auch weiterhin während etwa der Hälfte des Jahres in Moskau, Petersburg und Narwa auf, wo in der übrigen Zeit sein Schwager Prowe und später seine 3 Söhne seine Platzhalter waren. Wiederholt beriet er die russische Regierung in Wirtschaftsfragen. In Bremen widmete er sich vor allem dem Baumwollhandel, den er schon mittels Telegraph betrieb. Meist hielt er sich auf seinem 1859 erworbenen Landsitz Mühlenthal an der Lesum auf. Als Unternehmer zeichnete sich Knoop durch eine enge Verbindung von strategisch planender Gründermentalität und taktisch-händlerischer Begabung aus. Seine phantasievolle und zugleich realistische Einschätzung unternehmerischer und geschäftlicher Chancen in einem großen, aber noch unentwickelten Markt befähigte ihn dazu, in kurzer Zeit ein riesiges Firmennetz aufzubauen und lebensfähig zu erhalten. Literatur G. v. Schulze-Gaevernitz, Volkswirtsch. Stud. aus Rußland, 1899; A. Wolde, L. K., Erinnerungsbilder aus s. Leben, 1928; F. Prüser, in: Niedersächs. Lb. I, 1939, S. 244-55 (L, P); E. Amburger, Der fremde Unternehmer in Rußland, in: ZUG 1, 1957, S. 347, 354; ders., Das neuzeitl. Narva als Wirtsch.faktor zw. Rußland u. Estland, in: Jb. f. Gesch. Osteuropas NF 15, 1967, S. 206 f. (L); A. v. Traube, Brem.-balt. Begegnungen aus 3 Jhh., in: Balt. Hh. 13, 1967, S. 47-53 (L); W. L. Blackwell, The Beginnings of Russian Industrialization, 1968; H. v. Wistinghausen. Qu. z. Gesch. d. Rittergüter Estlands (1772 1889), 1975, S. 149 f. - Mitt. v. Prof. E. Amburger.

Autor Hans Jaeger Empfohlene Zitierweise Jaeger, Hans, Knoop, Ludwig, in: Neue Deutsche Biographie 12 (1979), S. 212 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/ pnd119475057.html

Register Knoop, Ludwig Name: Knoop, Ludwig Lebensdaten: 1821 bis 1894 Beruf/Lebensstellung: Unternehmer; Begründer der russischen Textil- Großindustrie Konfession: evangelisch Autor NDB: Jaeger, Hans PND: 119475057 11. November 2014 Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften