Was geht? Tauchen für Diabetiker durchaus möglich!



Ähnliche Dokumente
Gefährlich hohe Blutzuckerwerte

KOPIE. Diabetes in Kürze. «Schritt um Schritt zu mehr Gesundheit!»

INFORMATIONEN FÜR TYP-2-DIABETIKER. Warum der HbA 1c -Wert für Sie als Typ-2-Diabetiker so wichtig ist!

Typ-1-Diabetes und Lebensstil

Behandlung von Diabetes

Labortests für Ihre Gesundheit. Blutzucker- und Cholesterintests 11

!!! Folgeerkrankungen

Diabetische Retinopathie

WICHTIG Der normale Blutzuckerspiegel liegt zwischen 70 und 100 mg/100 ml Blut.

ratgeber Urlaub - Dein gutes Recht

Lineargleichungssysteme: Additions-/ Subtraktionsverfahren

1x1. der Blutdruckmessung. Premium-Qualität für die Gesundheit

Hypo- und Hyperglykämie

Patienteninformation Ich bin schwanger. Warum wird allen schwangeren Frauen ein Test auf

Diabetes mellitus : Folgeschäden

Gestations- Diabetes. Referentin: Agnes Ruckstuhl

Statuten in leichter Sprache

Persönliche Zukunftsplanung mit Menschen, denen nicht zugetraut wird, dass sie für sich selbst sprechen können Von Susanne Göbel und Josef Ströbl

Meinungen der Bürgerinnen und Bürger in Hamburg und Berlin zu einer Bewerbung um die Austragung der Olympischen Spiele

Hinweise in Leichter Sprache zum Vertrag über das Betreute Wohnen

Professionelle Seminare im Bereich MS-Office

Wie oft soll ich essen?

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Info zum Zusammenhang von Auflösung und Genauigkeit

AGROPLUS Buchhaltung. Daten-Server und Sicherheitskopie. Version vom b

GEBRAUCHSINFORMATION: INFORMATION FÜR DEN ANWENDER. Viscosan - Augentropfen Wirkstoff: Hypromellose

INSIEME BERATUNG: Burnout Scheck Detailinformation

A Lösungen zu Einführungsaufgaben zu QueueTraffic

Bundesverband Flachglas Großhandel Isolierglasherstellung Veredlung e.v. U g -Werte-Tabellen nach DIN EN 673. Flachglasbranche.

Ist Fernsehen schädlich für die eigene Meinung oder fördert es unabhängig zu denken?

Speicher in der Cloud

Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung Was ändert sich? Was bleibt?

allensbacher berichte

PhysioPlus: Ihr gratis Gesundheits-Check.

Also heißt es einmal mehr, immer eine eigene Meinungen bilden, nicht beeinflussen lassen, niemals von anderen irgend eine Meinung aufdrängen lassen.

Fernausbildung Fachberater/in für holistische Gesundheit. Modul 6

IHR WEG ZUM GESUNDEN GEWICHT. Gemeinsam bewegen, leicht genießen

Strom in unserem Alltag

Kinderarmut. 1. Kapitel: Kinderarmut in der Welt

1 MIO ÖSTERREICHISCHE SKIFAHRER SCHÜTZEN SICH BEREITS MIT HELM - UM MEHR ALS IM VORJAHR

Screening Das Programm. zur Früherkennung von Brustkrebs

Qualitätsbereich. Mahlzeiten und Essen

SVEN-DAVID MÜLLER CHRISTIANE WEISSENBERGER

Berechnung der Erhöhung der Durchschnittsprämien

Welches Übersetzungsbüro passt zu mir?

WAS IST DIABETES? 1. Zucker - Kraftstoff des Menschen

IT-SICHERHEIT IM UNTERNEHMEN Mehr Sicherheit für Ihre Entscheidung

Bernadette Büsgen HR-Consulting

Informationen zum Ambulant Betreuten Wohnen in leichter Sprache

Qualität und Verlässlichkeit Das verstehen die Deutschen unter Geschäftsmoral!

6 Schulungsmodul: Probenahme im Betrieb

Urlaub & Pille. Alles Wichtige zur Verhütung in der Urlaubszeit! Mit vielen zusätzlichen Tipps

Südbaden-Cup. Ausstieg Champions

Wichtiges Thema: Ihre private Rente und der viel zu wenig beachtete - Rentenfaktor

Diabetes was heißt das?

InVo. Information zu Verordnungen in der GKV. Herstellung von Arzneimitteln durch Ärzte Anzeigepflicht bei Bezirksregierungen. Stand: Februar 2010

Zwischenablage (Bilder, Texte,...)

Chemotherapie -ein Bilderbuch für Kinder

Also heißt es einmal mehr, immer eine eigene Meinungen bilden, nicht beeinflussen lassen, niemals von anderen irgend eine Meinung aufdrängen lassen.

Örtliche Angebots- und Teilhabeplanung im Landkreis Weilheim-Schongau

Labortests für Ihre Gesundheit. Knochen Osteoporose-Prävention 17

Kinderhaus Westendstraße Westendstr. 8 a Bad Aibling Tel.: 08061/5839 (Hort/Leitung) 08061/3126 (Kindergarten)

Das Persönliche Budget in verständlicher Sprache

Bestandskauf und Datenschutz?

Was sind Jahres- und Zielvereinbarungsgespräche?

Alle Schlüssel-Karten (blaue Rückseite) werden den Schlüssel-Farben nach sortiert und in vier getrennte Stapel mit der Bildseite nach oben gelegt.

Symptome KAPITEL 3. Symptome KAPITEL 3

CTI SYSTEMS S.A. CTI SYSTEMS S.A. 12, op der Sang. Fax: +352/ L Lentzweiler. G.D.

Anleitung über den Umgang mit Schildern

WLAN Konfiguration. Michael Bukreus Seite 1

Teilnahme-Vertrag. Der Teilnahme-Vertrag gilt zwischen. dem Berufs-Bildungs-Werk. und Ihnen. Ihr Geburtsdatum: Ihre Telefon-Nummer:

mehrmals mehrmals mehrmals alle seltener nie mindestens **) in der im Monat im Jahr 1 bis 2 alle 1 bis 2 Woche Jahre Jahre % % % % % % %

Versetzungsregeln in Bayern

Versetzungsgefahr als ultimative Chance. ein vortrag für versetzungsgefährdete

Wir machen uns stark! Parlament der Ausgegrenzten

OECD Programme for International Student Assessment PISA Lösungen der Beispielaufgaben aus dem Mathematiktest. Deutschland

Mobile Intranet in Unternehmen

Ein süsses Experiment

Erstellen von x-y-diagrammen in OpenOffice.calc

Elternzeit Was ist das?

Behörde für Bildung und Sport Abitur 2008 Lehrermaterialien zum Leistungskurs Mathematik

Bürgerhilfe Florstadt

Webalizer HOWTO. Stand:

BUCHHALTUNG BUCHFÜHRUNG WO IST ER EIGENTLICH? - DER UNTERSCHIED?

Rohstoffanalyse - COT Daten - Gold, Fleischmärkte, Orangensaft, Crude Oil, US Zinsen, S&P500 - KW 07/2009

Was ist das Budget für Arbeit?

Hautkrebsscreening. 49 Prozent meinen, Hautkrebs sei kein Thema, das sie besorgt. Thema Hautkrebs. Ist Hautkrebs für Sie ein Thema, das Sie besorgt?

Primzahlen und RSA-Verschlüsselung

Bericht über die Untersuchung zur Erblichkeit von Herzerkrankungen beim PON

Die monatliche Selbstuntersuchung der Brust

Informationen aus der Landesrechtsstelle Hessen

1. Allgemeine Informationen zum Aufwärmen 1.1 Funktionen des Aufwärmens 1.2 Positive Auswirkungen 1.3 Aufwärmdauer

Eva Douma: Die Vorteile und Nachteile der Ökonomisierung in der Sozialen Arbeit

ONLINE-AKADEMIE. "Diplomierter NLP Anwender für Schule und Unterricht" Ziele

Kontinenz- und Beckenbodenzentrum der Uniklinik Köln Inkontinenzfragebogen Männer

Outlook. sysplus.ch outlook - mail-grundlagen Seite 1/8. Mail-Grundlagen. Posteingang

Manager. von Peter Pfeifer, Waltraud Pfeifer, Burkhard Münchhagen. Spielanleitung

Transkript:

1 Was geht? Tauchen für Diabetiker durchaus möglich! Bis vor einigen Jahren galten Diabetiker grundsätzlich als tauchuntauglich. Dies hat sich inzwischen geändert. Anke Fabian, Tauchmedizinerin und DiveInside- Autorin, klärt über Entwicklungen auf, zeigt die Risiken beim Tauchen mit Diabetes Mellitus und gibt betroffenen Tauchern und deren Tauchpartnern Tipps. Bericht von Dr. Anke Fabian Basisinfo Diabetes mellitus Diabetes mellitus (DM) oder Zuckerkrankheit ist die Bezeichnung für eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, welche alle das Hauptsymptom einer Überzuckerung des Blutes, meist verbunden mit Ausscheidung von Zucker im Urin gemeinsam haben. Der Blutzuckerspiegel wird durch das Hormon Insulin geregelt. Es wird in der Bauchspeicheldrüse produziert und ist für die Aufnahme der Glucose (Zucker) aus dem Blut in die Körperzellen verantwortlich. Jede Zelle braucht Zucker als Energiequelle. Besteht Insulinmangel oder ist die Zelle gegen Insulin resistent, fehlt der nötige Brennstoff für den Körperstoffwechsel. Im Blut zirkulierende Glucose, die nicht verstoffwechselt werden, kann ist nicht nur nutzlos, sondern richtet auch dauerhafte Schäden an. Insulinmangel kann durch Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse oder erblich bedingt durch Autoimmunerkrankungen entstehen. Eine Insulinresistenz entwickelt sich demgegenüber erst im Laufe der Zeit. Übergewicht ist hier einer der größten Risikofaktoren. Diabetes mellitus kann aber auch im Rahmen von anderen Erkrankungen auftreten, bei Schwangerschaft oder durch Medikamente. Man kann zwischen einem Insulin- pflichtigen Diabetes mit externer Insulinzufuhr und einer Blutzuckerkrankheit ohne externe Insulingabe unterscheiden. Von Ärzten wird meistens die Einteilung Diabetes Typ 1 oder 2 vorgenommen: Typ-1-Diabetes mellitus: Zerstörung der Insulin- produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse durch eine Autoimmunerkrankung führt zum absoluten Insulinmangel. Oft manifestiert sich dieser Erkrankungstyp schon im Kindesalter, in der Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter. Typ-2-Diabetes mellitus: Hierbei handelt es sich um eine Störung, bei der Insulin zwar vorhanden ist, an seinem Zielort, den Zellmembranen, aber nicht richtig wirken kann (Insulinresistenz). In den ersten Krankheitsjahren kann die Bauchspeicheldrüse dies durch die Produktion hoher Insulinmengen kompensieren. Irgendwann kann die Bauchspeicheldrüse die überhöhte Insulinproduktion nicht mehr aufrechterhalten. Die produzierte Insulinmenge reicht dann nicht mehr aus, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren, und der Diabetes mellitus Typ 2 wird manifest. Größter Risikofaktor ist das Übergewicht.

2 Weitere geläufige Ausdrücke sind jugendlicher Diabetes oder juveniler Diabetes mellitus ist die veraltete Bezeichnung für Typ-1-Diabetes. Altersdiabetes oder Erwachsenendiabetes wurde früher der Typ-2-Diabetes genannt. Beide Begriffe sind noch weit verbreitet, entsprechen jedoch nicht dem Stand der Wissenschaft und sind deshalb auch in den aktuellen Klassifikationen nicht mehr enthalten. Die Inzidenz (Häufigkeit der Diagnose) liegt in Deutschland bei 7-8% aller Erwachsenen mit steigender Tendenz. Mögliche Folgeerkrankungen bei langfristig zu hohen Blutzuckerwerten sind: 75,2 % Bluthochdruck 11,9 % Diabetische Netzhautveränderungen 10,6 % Nervenschädigungen 9,1 % Herzinfarkt 7,4 % periphere Arterielle Verschlusskrankheit (pavk) 4,7 % Schlaganfall 3,3 % Niereninsuffizienz 1,7 % diabetisches Fußsyndrom (schlecht heilende Wunden) 0,8 % Amputation 0,3 % Erblindung HbA1c Der HbA1c-Wert ist ein Langzeit-Blutzuckerwert, mit dem der durchschnittliche Blutzuckerspiegel der letzten sechs bis zehn Wochen ermittelt werden kann. Durch seine Bestimmung können Blutzuckerspitzen erkannt werden. Allerdings bilden sich kurzfristige Überzuckerungen und Unterzuckerungen kaum ab. In der Diabetestherapie ist das Ziel, einen HbA1c-Wert zu erreichen, der möglichst nahe am Normbereich liegt, da dann ein weitgehender Schutz vor Folgeschäden besteht. Die Bestimmung des HbA1c ist ein wichtiges Kriterium bei der Tauchtauglichkeitsuntersuchung. Der Wert sollte optimalerweise zwischen 5,5 6,5% liegen (Tabelle 1+2) Für die Tauchtauglichkeitsuntersuchung ist ein Wert unter 9% zwar nicht optimal, aber ausreichend. Für den Tauchsport ist eine akute Unterzuckerung viel gefährdender als eine Überzuckerung in der Vergangenheit. Tauchtauglichkeit Bis vor einigen Jahren galt ein Diabetiker egal welchen Typs grundsätzlich als tauchuntauglich. Der erste internationale Tauchkurs für Typ 1-Diabetiker 1996 in Papua-Neuguinea widerlegte dieses Urteil jedoch. (Mellitus Lauf Heft 1, März 1996). Nochmals hingeschaut haben dort sieben Diabetiker und sieben nichtdiabetische Kontroll-Tauchpartner unter der Leitung der IDAA (International Diabetic Athletes Association) (Bild 1), sowie der IAHD (International Association for Handicaped Divers). (Bild 2) Zentrale Frage dieser Studie war: Gibt es Bedingungen, unter denen auch Diabetiker sicher tauchen können? Antwort: Ja es gibt Bedingungen, unter denen auch Diabetiker tauchen können. Eine absolute Sicherheit, dass nichts passiert, gibt es jedoch nicht aber die hat noch nicht einmal ein sonst gesunder Taucher. Und natürlich ist auch nicht jeder Diabetiker tauchtauglich.

3 Grundsätzlich stellt es kein größeres Problem dar, wenn Menschen mit Diabetes Sport treiben, vorausgesetzt, dass einige wichtige Punkte beachtet werden. Dies gilt besonders für das Tauchen, da hierbei die kleinste diabetische Entgleisung unter Wasser erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen kann, vor allem bei einer Unterzuckerung. Durch Anstrengung oder Stress unter Wasser kommt es zu einem erhöhten Bedarf und Verbrauch an Glucose, der nicht mehr kompensiert werden kann. Das kann beim Diabetiker schnell zu einer Unterzuckerung und nachfolgenden Ohnmacht führen. Die Gefahren beim Tauchen liegen wie bei allen gesundheitlichen Störungen unter Wasser im Ertrinkungstod. Darüber hinaus besteht beim Diabetiker jedoch eine höhere Gefährdung, eine Dekompressionserkrankung zu erleiden. Durch den erhöhten Blutzuckerwert wird die Nierenfunktion angeregt. Zusammen mit der trockenen Atemluft und der schon vorhandenen sogenannten Taucherdiurese (Wasserausscheidung) wird es mit dem Wasserhaushalt kritisch. Eine weitere vermehrte Wasserausscheidung und dickflüssigeres Blut können die Folge sein. Das Risiko eines Dekompressions-Unfalls steigt dabei dramatisch an. Es gibt einige generelle Voraussetzungen für die Tauchtauglichkeit beim Diabetiker Mindestalter ist 18 Jahre (nur in Ausnahmefällen und im Rahmen speziell betreuter Ausbildungsprogramme auch schon mit 16 Jahren) Diabetische Kinder sind vom Tauchsport ausgeschlossen Der Taucher sollte auch sonst regelmäßig an Land Sport treiben und eine gute körperliche Leistungsfähigkeit besitzen Erfahrung und Zuverlässigkeit im Umgang mit der Erkrankung und regelmäßige Blutzuckerkontrollen (mindestens 4x täglich) Frühestens ein Jahr nach Beginn einer Insulintherapie Frühestens drei Monate nach Beginn einer oralen antidiabetischen Medikation (Tabletten) Keine Blutzuckerentgleisungen in den letzten 12 Monaten in jedwede Richtung HbA1c muss im Normbereich liegen (< 9% abhängig vom Normalwert des bestimmenden Labors) Es dürfen keine Folgeerkrankungen vorliegen (s.o.) Einhaltung der auch sonst gültigen Gesundheitskriterien für Taucher Die Tauchtauglichkeit sollte bestenfalls von einem Diabetologen in Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Taucherarzt festgestellt werden Die Untersuchung ist jährlich zu wiederholen auch bei unter 40-Jährigen Die Tauchtauglichkeitsuntersuchung beim Diabetiker ist deutlich aufwendiger als beim Gesunden. Neben den üblichen Untersuchungen (siehe DiveInside Ausgabe März 2010) muss nicht nur der aktuelle Status quo erfasst werden, sondern auch in die Vergangenheit geschaut werden. Es reicht keinesfalls, den aktuellen Blutzuckerwert zu bestimmen! Er ist nur eine Momentaufnahme und sagt nichts über die Zeit davor. Das HbA1c löst diese Probleme, denn es erlaubt, mit einer einzigen Blutabnahme den (durchschnittlichen) Blutzucker der letzten Monate zu bestimmen. Man schaut damit gewissermaßen in die Vergangenheit (HbA1c < 9% zum Untersuchungszeitpunkt). Des weiteren sollten bei Erwachsenen Folgeerkrankungen ausgeschlossen und die körperliche Leistungsfähigkeit überprüft werden. Ein Belastungs- EKG ist obligat und muss unauffällig sein. Unter Umständen bedeutet dies weitere Arztbesuche (Augenarzt, Kardiologe, etc...) ohne die jedoch im Zweifelsfall das süße Vergnügen unter Wasser nicht erlaubt werden kann.

4 Verhalten vor, während und nach dem Tauchens Ist die Tauchtauglichkeit gegeben, kann es losgehen aber die Voraussetzung für einen Tauchurlaub ohne unerwünschte Zwischenfälle ist eine sorgfältige Vorbereitung. Dazu gehört zunächst die genaue Aufklärung und Beratung des Probanden über die tauchsportspezifischen Gegebenheiten und Gefahren beim Tauchen mit Diabetes. Vor und nach dem Tauchen müssen gewisse Punkte eingehalten werden. Dazu gehört Disziplin und Verantwortung. Es ist die Aufgabe des beratenden Arztes, herauszufinden, ob der Taucher über die notwendige Zuverlässigkeit verfügt. Die Anschaffung eines speziellen Logbuchs für Diabetiker ist empfehlenswert. Neben den normalen Daten des Tauchganges können auch die individuellen Erkrankungswerte erfasst werden und man hat alles auf einen Blick (siehe nachfolgendes Formularbeispiel):

5

6 Das Thema der Blutzuckererkrankung muss in der Tauchbasis offen besprochen werden. Ein diabetischer Taucher darf niemals einen Diabetiker als Tauchpartner haben, und der Buddy muss über die ersten Anzeichen einer Unterzuckerung (Hypoglykämie) genau informiert werden (Unruhe, Benommenheit, Unwohlsein, Heißhunger, Konzentrationsschwäche) und auch aufmerksam auf diese Symptome achten. Vorsicht: Die beginnenden Anzeichen einer Hypoglykämie können denen eines Tiefenrausches stark ähneln! Der Tauchpartner muss mit den Notfallmaßnahmen unter Wasser und an Land vertraut sein. Am besten man übt die Einnahme von Zuckerlösung aus der Tube oder dem Scuda einmal zusammen entspannt im Flachwasser, bevor es tiefer geht. Es sollte jemand an Land sein, der sich zutraut, eine Injektion in den Muskel zu verabreichen. Ein Diabetiker sollte übrigens nie die klassische Rolle eines Dive-Guides oder Tauchlehrers bekleiden. Im Ernstfall kann er unter Umständen selbst hilfebedürftiger sein als einer seiner Schüler, und adäquate Hilfe ist dann kaum zu erwarten. Für alle Fälle gerüstet Für den Fall der Fälle sollte man eine Notfallausrüstung griffbereit bei sich tragen. Sie sollte enthalten: Mindestens zwei Tuben mit Glukosepaste (z.b. Jubin). Eine trägt der Diabetiker selbst, eine der Partner. Eine weitere Möglichkeit ist der Unterwasser-Trinkbeutel SCUDA, in den ein zuckerhaltiges Getränk eingefüllt wird (Fruchtsaft o.ä.) und aus dem bei Bedarf auch während des Tauchgangs getrunken werden kann. Notfallmedikamente (z.b. ein Hypokit Glukagon zur intramuskulären Injektion). Glukosesticks zur Bestimmung des Blutzuckerspiegels. Möglichkeit, im Notfall Hilfe zu holen (Handy). Sonstiges Equipment (Sauerstoff, etc.), das bei keinem Tauchgang fehlen sollte. Der Unterwassertrinkbeutel SCUDA Darüber hinaus sollten die Dauer und die Intensität des geplanten Tauchgangs mit dem Partner durchgesprochen sein, der gegenseitige Trainingszustand bzw. die Taucherfahrung abgeklärt und das vor Ort herrschende Klima, die Wasser- und Landtemperatur sowie die eventuell abweichende Tageszeit beachtet werden.

7 Verhaltensregeln: Verhaltensregeln: Blutzuckerkontrollen 60 min, 30 min vor dem Tauchgang und nach dem Tauchgang Blutzuckerwerte ca. 150mg% vor dem Tauchgang Mindestens 2 Liter Flüssigkeit innerhalb von ca. 2 Stunden vor dem Tauchgang trinken Mitnahme von Zuckerpräparaten (Jellin Jubin, Scuda- Unterwaseer-Trinkbeutel mit gezuckerter Flüssigkeit) Tauchgangszeit nicht länger als 60 Minuten Maximale Tiefe 30 Meter Vermeiden von Anstrengung und Kälte Keine Dekompressionspflichtigen-, Höhlen- oder Wracktauchgänge. Der Aufstieg muss unverzögert möglich sein. Zeigen sich Symptome einer Unterzuckerung (Hypoglykämie), muss der Tauchgang sofort abgebrochen werden. Konservative Profile mit Nullzeittauchgängen Ausreichende Flüssigkeitszufuhr nach dem Tauchgang Maximal zwei Tauchgänge am Tag Öfter Tauchpausen einlegen, z.b. einen tauchfreien Tag nach drei Tauchtagen, damit sich der Körper wieder vollständig erholen kann Absolutes Alkoholverbot Genaue Dokumentation der Tauchgangsdaten und Blutzuckerwerte Bereitstellung von Glukagon als Notfallpräparat Grundsätzlich muss auch der Tauchpartner mit dem Diabetes vertraut sein. Er muss wissen, wie in Notfallsituationen Glukose oral oder Glukagon als intramuskuläre Injektion verabreicht werden kann. Die Schwierigkeit beim Tauchen liegt für Menschen mit Diabetes darin, während des Tauchganges nicht zu stark zu überzuckern und erst recht nicht zu unterzuckern. Um zu niedrige Blutzuckerwerte im Wasser zu vermeiden, sind hohe Blutzuckerwerte vor dem Tauchgang erforderlich (ca. 150 mg%). Diese verstärken noch die Dehydrierung, die beim Tauchen ohnehin auftritt. Für einen Taucher mit Diabetes bedeutet dies, konkret darauf zu achten, dass einerseits die Blutzuckerwerte nicht zu hoch sind, um nicht zu viel Flüssigkeit zu verlieren, andererseits müssen sie ausreichend hoch sein, um nicht zu unterzuckern. Dabei reicht es nicht aus, nur den direkten Blutzuckerwert unmittelbar vor dem Tauchgang zu messen, sondern man muss seine Tendenz wissen, d.h. ob der Blutzucker konstant ist, steigt oder fällt. Deshalb muss er eine Stunde, eine halbe Stunde und direkt vor dem Tauchgang gemessen und ggf. korrigiert werden. Auch nach dem Tauchen sind weitere Blutzuckermessungen erforderlich.

8 Fazit Das Tauchen erfordert von einem Menschen mit Diabetes sehr viel Vorbereitung. Dennoch schließen sich Diabetes und Tauchen nicht aus, wie man lange Zeit vermutete. Sofern die Sicherheitsregeln beachtet werden, steht dem Eintauchen in die faszinierende Unterwasserwelt nichts mehr im Wege: Das Vergnügen im kühlen Nass kann also beginnen! Bisher sind jedoch die wenigsten Tauchbasen auf Diabetiker eingestellt und schon gar nicht mit den Besonderheiten vertraut. In der Tauchlehrerausbildung findet dieses Thema leider nur wenig oder gar keine Beachtung. Aus diesem Grunde werden Diabetiker als Taucher oftmals abgelehnt. Einige Tauchbasen bieten jedoch inzwischen spezielle Tauchkurse für Diabetiker an. Bei Tauchanfängern sollte allerdings die Gruppengröße klein gehalten werden und niemals mehr als ein Diabetiker dabei sein. Weitere Informationen: Adressen und weitere Informationen auch über Tauchkurse erhaltet ihr unter Internationalen Vereinigung diabetischer Sportler www.taucher.net/redaktion/6/tauchen_mit_diabetes_4.html www.diabeticus.de/berichte/mr001.html www.diabeticus.de/berichte/thurm001.html