Frauen, die in ihrer Partnerschaft Gewalt anwenden Was wissen wir über sie und wie gehen wir mit ihnen um? Veranstaltung für Fachleute im Bereich Häusliche Gewalt Donnerstag, 6. November 2014, 13:30 bis 17:30 Uhr Im Grossen Saal des Kirchgemeindehauses Zürich-Wiedikon, Bühlstrasse 11, 8055 Zürich
Zum Thema Die Begründerinnen der Frauenhausbewegung gingen noch davon aus, dass häusliche Gewalt ausschliesslich von Männern gegenüber ihren Frauen und Kindern ausgeübt wird. Spätestens seit der Einführung von (geschlechtsneutralen) Interventionsstrategien und Gewaltschutzgesetzen ist klar geworden, dass auch Frauen gegenüber ihren Partnern (und Partnerinnen) Gewalt anwenden. Laut Zürcher GSG-Statistik sind rund 7 % der Gefährderinnen Frauen. Gemäss Polizeilicher Kriminalstatistik betrug der Frauenanteil an den der Gewalt in Partnerschaften Beschuldigten 2013 gesamtschweizerisch 19.1 %. Manche Studien behaupten, es seien noch viel mehr, Frauen würden in Partnerschaften ebenso viel Gewalt ausüben wie Männer. Die Frage ist auch heute noch Gegenstand von Auseinandersetzung zwischen Familien- und Konfliktforscher/innen einerseits und feministischen Gewaltforscher/innen anderseits. Zudem spielen beim Thema Täterinnen viele Klischees und falsche Vorstellungen mit. Unbestritten ist jedoch, dass wir kaum etwas über diese Frauen wissen. Wer sind sie? Aus was für Gründen werden sie gewalttätig? Unterscheidet sich die Gewalt der Frauen von der der Männer? Und was braucht es, damit diese Frauen ihr Verhalten ändern? Die Tagung möchte einen Überblick geben über den aktuellen Wissensstand in Forschung und Praxis zu Täterinnen häuslicher Gewalt und Vorurteile abbauen helfen. Die Tagung richtet sich an Fachpersonen in den verschiedenen Bereichen, die mit häuslicher Gewalt konfrontiert sind: bei Beratungsstellen, Interventions stellen, Gleichstellungsstellen, Polizei, Strafuntersuchungs- und Strafvollzugsbehörden, Gerichten, Familien- und Jugendhilfe, Kinder- und Erwachsenenschutzbehörden, Sozialdiensten usw. sowie an Forscherinnen und Forscher und Medienschaffende.
Programm 13:00 Empfang, Kaffee 13:30 Begrüssung Anja Derungs, Leiterin Fachstelle für Gleichstellung Stadt Zürich 13:40 Einblicke in die aktuelle internationale Forschung zu Frauen, die in ihrer Partnerschaft Gewalt ausüben Katharina Belser, selbständige Sozialwissenschafterin 14:40 kurze Pause 15:00 Prävalenz, Motive und Konsequenzen der Gewalt von Frauen in Partnerschaften Zürcher Daten im Kontext internationaler Forschungsergebnisse Dipl. Psych. Juliane Gerth, stv. Leiterin Bereich Evaluation und Entwicklung im Psychiatrisch-Psychologischen Dienst, Amt für Justizvollzug ZH 15:30 Praxisforen (Angebot siehe folgende Seiten) 16:45 Bilanz und Ausblick: Mit Katharina Belser, Werner Huwiler, Geschäftsführer Institut für Opferschutz und Täterbehandlung IOT und Cornelia Kranich, Koordinatorin Schweizerische Konferenz gegen Häusliche Gewalt und Rechtsanwältin Moderation: Martha Weingartner 17:30 Ende der Tagung Vor und nach der Tagung besteht Gelegenheit, die Ausstellung «Willkommen zu Hause» zu besuchen.
Praxisforum 1: Proaktive Beratung von gefährdenden Frauen Im Gewaltschutzgesetz des Kantons Zürich (GSG) ist der proaktive Beratungsansatz verankert. Dies bedeutet, dass sowohl die gefährdende wie auch die gefährdete Person einen Anspruch auf Beratung haben. Wenn es sich bei der gefährdenden Person um eine Frau handelt, sind die Bewährungs- und Vollzugsdienste BVD zuständig. Welche Erkenntnisse gibt es aus der Erstberatung von Frauen, die Gewalt ausüben? Und was heisst das für die längerfristige Begleitung? Susanna Hofmann, diplomierte Sozialarbeiterin, Fallverantwortliche BVD Lernprogramme, Kanton Zürich Praxisforum 2: Vorurteile abbauen, um mit den Täterinnen zu arbeiten Gewalt von Frauen unterliegt vielen Tabus und falschen Vorstellungen. Wer mit gewalttätigen Frauen arbeiten will, muss sich davon lösen und sich auf die individuelle Geschichte jeder einzelnen Frau einlassen. Face-à-face verfügt über langjährige Erfahrung in diesem Bereich. Seit 2001 bietet der Verein in Genf ein Programm für Frauen an, die gegen ihre Partner Gewalt anwenden. Das Praxisforum wird auf Französisch durchgeführt. Bei Bedarf hilft eine Moderatorin beim Übersetzen. Claudine Gachet, Directrice face-à-face Genève Praxisforum 3: Was bedeutet es für die Kinder, wenn die Mutter Gewalt gegen ihren Partner ausübt? Kinder sind nicht nur Zuschauerinnen und Zuschauer, wenn Gewalt zwischen den Eltern stattfindet, sie sind ein Teil des Geschehens. Frauen, die Gewalt gegen ihren Partner ausüben, haben häufig Kinder, für deren Betreuung sie im Alltag die Hauptverantwortung tragen. Was bedeutet es für Kinder, wenn die Person, die ihnen Geborgenheit und Nähe vermittelt, in andern Situationen bedrohlich und gewalttätig ist? Welche Unterstützung brauchen solche Kinder? Kurt Albermann, Chefarzt Sozialpädiatrisches Zentrum, Kantonsspital Winterthur und Susanna Sauermost, Beraterin Fachstelle Kidspunkt, Winterthur
Praxisforum 4: Fallvignetten gewalttätiger Frauen Die Umstände und Hintergründe der Gewalt, die Frauen in ihren Partnerschaften ausüben, sind vielfältig. Die Palette der Gewaltakte reicht von Tätlichkeiten bis zu Mord und erweitertem Suizid. Manche Frauen greifen plötzlich zu massiver Gewalt, nachdem sie selbst jahrelang von ihrem Partner misshandelt wurden. Bei anderen kommt es immer wieder zu Gewaltausbrüchen in ihren Beziehungen. Wer sind diese Frauen und was bringt sie dazu, Gewalt auszuüben? Leena Hässig, Psychologin in der Frauenstrafanstalt Hindelbank und Ansprechperson für gewalttätige Frauen bei der Fachstelle Gewalt Bern Praxisforum 5: Wenn Paare trotzdem zusammenbleiben wollen Erfahrungsgemäss bleiben Paare nach häuslicher Gewalt weiterhin zusammen; das gilt auch, wenn die Frau Gewalt ausübt. Im Rahmen einer gemeinsamen Behandlung setzen sich Paare mit ihrer Dynamik auseinander und lernen, mit welchem Verhalten sowohl der Mann als auch die Frau erneuter Gewalt vorbeugen können. Anhand von Einzelfallstudien werden im Forum die Dynamik der häuslichen Gewalt, wenn sie von Frauen begangen wird, sowie die Arbeit mit diesen Paaren vorgestellt und praxisnah diskutiert. Monika Egli-Alge, Fachpsychologin Psychotherapie und Rechtspsychologie FSP, Forensisches Institut Ostschweiz
Organisatorisches Kosten CHF 60. Anmeldung Anmeldeschluss ist der 20. Oktober. Bitte melden Sie sich online auf unserer Website an. www.zuerich.ch/gleichstellung (unter Veranstaltungen & Weiterbildungen) Tagungssekretariat Stadt Zürich, Fachstelle für Gleichstellung, Stadthausquai 17, 8001 Zürich Telefon: 044 412 48 68, E-Mail: gleichstellung@zuerich.ch www.stadt-zuerich.ch/gleichstellung Rückfragen Martha Weingartner, Fachstelle für Gleichstellung, Tel. 044 412 48 29 martha.weingartner@zuerich.ch Tagungsort Kirchgemeindehaus Zürich-Wiedikon, Bühlstrasse 11, 8055 Zürich Anreise ab Hauptbahnhof Zürich Tram Nr. 14 bis Haltestelle Goldbrunnenplatz ab Bellevue Tram Nr. 9 bis Haltestelle Goldbrunnenplatz