International Symposium Multidisciplinary Methods in Archaeology: Latest Updates and Outlook

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International Symposium Multidisciplinary Methods in Archaeology: Latest Updates and Outlook. Vjacheslav I. Molodin, Institut für Archäologie und Ethnographie der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften; Svend Hansen, Eurasien-Abteilung des Deutsche Archäologischen Instituts, 22.06.2015 26.06.2015. Reviewed by Svend Hansen Published on H-Soz-u-Kult (September, 2015) International Symposium Multidisciplinary Methods in Archaeology: Latest Updates and Outlook Für die moderne Archäologie ist die Verbindung mit den Naturwissenschaften heute eine Selbstverständlichkeit. Ohne Botanik, Zoologie, Anthropologie, ohne 14C- Analysen, Sedimentologie und viele materialkundliche Untersuchungen, zum Beispiel der Metalle oder des Obsidians, lassen sich die ökonomischen und sozialen Verhältnisse einer prähistorischen oder antiken Siedlung bzw. Nekropole nicht mehr erforschen. Wissenschaftler/innen aus zehn Ländern Europas und Asiens stellten auf der Tagung herausragende Beispiele für die Zusammenarbeit von Archäologie und Naturwissenschaften und neue Methoden vor. Exemplarisch führte WANG WEI (Peking) die Vielfalt der Labore des archäologischen Instituts in Peking vor, wie sie auch in ähnlicher Form durch den gezielten Ausbau der Archäometrien in Novosibisrk nun Wirklichkeit geworden ist. EVGENIJ ČERNYKH und LJUBOV ORLOVSKA- JA (Moskau) plädierten in ihrem Vortrag für den methodischen Umgang mit vielen Daten und warnte vor dem bei Archäolog/innen noch verbreiteten Irrtum, mit einem Radiokohlenstoffdatum bereits die Chronologie geklärt zu haben. Die Denisovahöhle im Altai hat, wie ANATOLIJ DE- REVJANKO und MICHAIL ŠUN KOV (Novosibirsk) in ihrem Vortrag zeigten, eine mächtige Schichtenfolge bis 180.000 Jahre vor unserer Zeit erbracht, wo in den letzten Jahren alle aktuellen Datierungsmethoden und naturwissenschaftlichen Untersuchungen durchgeführt wurden. In den Blickpunkt des öffentlichen Interesses rückte die Höhle erst unlängst durch die paläogenetische Identifizierung einer dritten Spezies, des Denisova-Menschen neben Neandertaler und modernem Menschen durch Johannes Krause und Svante Pääbo. JOHANNES KRAUSE, I. LAZARIDIS, N. PATTER- SON, W. HAAK, A. MITTNIK, D. REICH (Jena) zeigten in ihrem Vortrag die überraschenden Ergebnisse der Genomentschlüsselungen von etwa 200 Individuen vom Jungpaläolithikum bis zur Bronzezeit insbesondere in Mittelund Nordeuropa auf. Demnach war die mesolithische Bevölkerung dieses Raums blauäugig und dunkelhäutig: eine ganz neue Sicht auf die Vorfahren. Die Untersuchung der neolithischen Bevölkerung zeigt, dass eine Bevölkerungsbewegung stattgefunden haben muss, die zu einer Verdrängung der mesolithischen Bevölkerung führte. Diese Bevölkerung habe die größte Ähnlichkeit mit der heutigen Bevölkerung in Anatolien und Vorderasien. Am Ende des Neolithikums habe eine weitere größere Einwanderungswelle dazu geführt, dass die neolithische Bevölkerung durch Überlagerung oder Auslöschung genetisch kaum mehr sichtbar ist. Diese jüngsten Untersuchungen sind mit der indoeuropäischen Migration bzw. mit den indoeuropäischen Sprachen in Verbindung gebracht worden. Einer der europäischen Gründungsmythen des 19. Jh. steht heute also im Mittelpunkt des Interesses von Paläogenetikern in Europa und den USA. Aber auch jenseits der großen Geschichtsbilder sind bioarchäologische Forschungen in kleineren Räumen bereits weit vorangeschritten. ALEKSANDR PILIPENKO, VJACESLAV MOLODIN, DIMITRIJ POZDNJAKOV (No- 1

vosibirsk) zeigten in ihrem Vortrag den Stand der Rekonstruktion von Wanderungsbewegungen in Sibirien zwischen dem 4. und 2. Jahrhundert vor Christus auf. ALEK- SANDRA BUZILOVA (Moskau) schlug anhand der anthropologischen Untersuchung der Skelette aus den Gräbern von Sungir als Opfer vor. Seit ihrer Entdeckung würden sie in vielen Handbüchern als Beispiele für den Reichtum der jungpaläolithischen Jäger gezeigt. TAT- JANA ČIKISEVA und ALEKSEJ KRIVOSAPKIN (Novosibirsk) erläuterten experimentelle Ansätze zur Schädeltrepanation, das heißt der medizinischen oder rituellen Öffnung des Schädels. CORINNA KNIPPER, SVEND HAN- SEN, KURT ALT, ANDREJ BELINSKIJ, SABINE REIN- HOLD, JULIA GRESKY, NATALIA BERESINA (Mannheim, Berlin, Krems-Stein, Stavropol, Moskau) präsentierten die Ergebnisse der Isotopenuntersuchungen bronzezeitlicher Skelette aus dem nördlichen Kaukasus, die eine viel geringere Mobilität anzeigen, als dies gerne für die Bevölkerung dieser Zeit angenommen wird. KANN IN UK (Seoul) führte das Auditorium in eine Kultur ein, in der das Ausgraben und Dokumentieren von mittelalterlichen Gräbern viel strengeren traditionellen Reglementierungen unterliegt als in Europa. Prospektionsmethoden wie Geomagnetik, Georadar und Geoelektrik lassen zerstörungsfrei in den Untergrund schauen und archäologische Denkmäler dokumentieren, lange bevor sie durch Haus und Straßenbau oder landwirtschaftliche Nutzung zerstört werden. Sie sind heute unverzichtbar vor dem Beginn einer Grabung um die Flächen der Ausgrabung passgenau auf die archäologischen Befunde zu legen. Neue technische Entwicklungen stellten MICHAIL EPOV, ANDREJ FIRSOV, IGOR SLYGOSTEV, PETR DJAD KOV, ANDREJ SAV- LUK, PETR WEISMAN, ALEKSANDR KOLESOV, DMI- TRIJ KULESOV, ALEKSANDR ŠEREMET, LEONID CI- BISOV, (Novosibirsk) vor. ANATOLI NAGLER (Berlin) warb in seinem Vortrag dafür, die Ergebnisse zahlreicher geophysikalischer Untersuchungen von großen Grabhügeln vor allem durch Jörg Fassbinder (München) stärker in die archäologische Praxis zu integrieren. So zeigt sich, dass die Hügel keine isolierten Monumente für die Ewigkeit waren, sondern in ihrer direkten Umgebung vielfache Reste von Kulthandlungen überliefert sind. ANTON GASS, HERMANN PARZINGER (Berlin) und JÖRG FASS- BINDER (München) unterstrichen dies mit Beispielen aus Kazachstan, die zeigten, wie die Ergebnisse naturwissenschaftlicher Untersuchungen auch die Strategie der Archäolog/innen verändert. Auch die Erkundung aus der Luft spiele durch Satellitenbilder eine immer wichtigere Rolle. SABINE REINHOLD (Berlin), Jorg Fassbinder, AN- DREJ BELINSKIJ (Stavropol), DMITRIJ KOROBOV (Moskau), ALEKSANDR BORISOV (Puščino), SVETLANA PE- TERS (Frankfurt am Main) gelang durch die Auswertung entsprechender Bilder die Entdeckung einer neuen, bislang unbekannten bronzezeitlichen Kultur im Kaukasus mit regelmäßigen Hausgrundrissen. HEINRICH THIEMEYER (Frankfurt am Main) zeigte am Beispiel seiner Untersuchungen im Ural die Möglichkeiten bodenkundlicher Methoden wie Rammkernsonden zur Landschaftsrekonstruktion. Die heutige Landschaft sei in den seltensten Fällen mit der Landschaft vor 2000 oder 5000 Jahren identisch. Dass aber selbst seit antiker Zeit die Landschaft großen Veränderungen unterworfen war, demonstrierten UDO SCHLOTZHAUER (Berlin), ANCA DAN (Paris), HANS-JOACHIM GEHRKE (Freiburg), DANIEL KELTERBAUM (Köln) und DENIS ŽURAVLEV (Moskau) in ihrem Beitrag über die heutige Tamanhalbinsel. Sie sei den geoarchäologischen Untersuchungen der letzten Jahre zufolge nämlich im 2. Jahrhundert vor Christus noch eine Insel, wodurch sich auch die Angaben der antiken Schriftsteller als verlässlich herausstellen würden. Sogar das Sehen verändern die Methoden der digitalen Bilddokumentation, wie EKATERINA DEVLET, ALEKSANDR PACHUNOV, VLADISLAV S. ŽITENEV, LIDIJA SOTKINA, EDUARD GRESNIKOV (Moskau) an verschiedenen Beispielen eindrucksvoll demonstrierten. Gegenüber den veröffentlichten Bildern und Zeichnungen erlauben die digitalen Dokumentationsmöglichkeiten vielfach eine völlig neue Sicht, vor allem auf die künstlerischen Darstellungen, wie zum Beispiel die zahlreichen Felsbilder. Dass dies aber auch für die Rekonstruktion technischer Prozesse der Herstellung gilt, zeigten TANG CHUNG und MANA TANG (Hong Kong) am Beispiel von Jaderingen, die mit Schnursägen bearbeitet wurden. Die Objekte selbst bieten eine riesige Menge von Informationen wenn man sie erst einmal genauer betrachtet. Insbesondere erlauben sie Rückschlüsse auf die Verfahren, die zu ihrer Herstellung verwendet wurden. So behandelten die Vorträge von LJUDMILA MYLNI- KOVA, IGOR DURAKOV, VLADIMIR MYLNIKOV, AN- DREJ BORODOVSKIJ (Novosibirsk) Herstellungstechniken von Holzgegenständen, Keramik und Metall, Andrej Borodovskij erläuterte experimentelle Studien der Herstellung von Knochenpfeilspitzen und ZVESDANA DO- DE (Stavropol) behandelte textile Stoffe. Über aktuelle Forschungsfragen und methodische Ansätze bei der Erforschung der frühen Keramik Eurasiens berichtete 2

HENNY PIEZONKA (Berlin). Metallanalysen waren die Grundlage für die weiträumigen Vergleiche von unterschiedlichen Legierungsrezepten im Vortrag von SER- GEJ KUZMINYCH (Moskau). Bodenkundliche Untersuchungen eines Großkurgans in Nordkaukasus, die OLGA CHOCHLOVA und ALEKSANDR CHOCHLOV (Puščino) durchführten, ergaben neue Kenntnisse über die Besonderheiten von Kurgankonstruktionen und für deren Errichtung verwendete Baumaterialien. RAFAEL MINAS- JAN (Sankt Petersburg) berichtete über trassologische Untersuchungen, die viele neue Kenntnisse der Herstellungstechnologie von Metallobjekte bringen. ELENA LE- BEDEVA und ELENA ANTIPINA (Moskau) berichteten über die Vieldeutigkeit in der Interpretation archäobiologischer Information anhand von Material aus eisenzeitlichen Siedlungen. IGOR JUR EVIC SLJUSARENKO (Novosibirsk) und VLADIMIR MYGLAN (Krasnojarsk) führten dendrochronologische Untersuchungen der Hunnu- Kurgane von Noin-Ula durch. Es wurde bewiesen, dass die Nekropole von Noin-Ula ungefähr 211 Jahre kontinuierlich belegt war. Über die Dendrochronologie der mittelalterlichen Städte Zentral-Russlands berichtete ALEK- SEJ KARPUCHIN (Moskau). In der Nekropole Tartas 1 wurde eine zeitliche Reihenfolge der Gräber stratigraphisch verfolgt, was für die weitere Ausarbeitung einer absoluten Chronologie der Bronzezeit Westsibiriens von großer Bedeutung ist. ŽANNA MARCENKO und VJACESLAV MOLODIN (Novosibirsk) stellten die Ergebnisse der C-14 Untersuchungen dieser Gräber vor. PETR DJADKOV und OLGA POZDNYAKOVA (Novosibirsk) berichteten über magnetometrische Untersuchungen von zahlreichen archäologischen Denkmälern Westsibiriens und Perspektiven dieser Forschungen. Die Vielfalt und das Zusammenspiel von naturwissenschaftlichen Methoden wurde am Beispiel mehrerer Grabungen erläutert, etwa durch Svend Hansen am Beispiel der kupferzeitlichen Siedlung Pietrele an der unteren Donau, von NATALIA POLOSMAK, LJUSMILA KUNDO, EVGENIJ BOGDANOV, ALEKSAN- DR SOLOV EV, VIKTOR MAMATJUK, ELENA KAR- POVA, SVETLANA ŠACKAJA, KONSTANTIN KUPER, VLADIMIT VASIL EV (Novosibirsk) am Beispiel der Grabung im mongolischen Noin Ula, SERGEJ KOMISSAROV (Novosibirsk) am Beispiel des Mausoleums von Qin Shi Huan-di, SANDRA PICHLER (Basel) im Fall der eisenzeitlichen Siedlung und Friedhöfe von Basel Gasfabrik oder LUDMILLA KORYAKOVA (Ekaterinburg) und RÜ- DIGER KRAUSE (Frankfurt) anhand ihrer Grabungen im Ural oder LEONIG YABLONSKY (Moskau) im Kurgan von Filipovkaja. Es ist bei der vielfältigen Verbindung mit den Naturwissenschaften kaum noch möglich, die Archäologie als eine reine Geisteswissenschaft zu bezeichnen: eine Unterscheidung, die bei einem so holistischen Anspruch, wie ihn die Archäologie vertritt, ohnehin fragwürdig ist. Überdies muss man erinnern, dass sich der Dualismus von Natur und Kultur als epistemologisches Instrument erst im 19. Jahrhundert durchsetzte, wie Philippe Descola betont hat. Ph. Descola, Die Ökologie der Anderen (Berlin 2014) 36. Dieses Instrument ermöglichte eine Unterscheidung von verschiedenen Ordnungen von Phänomenen zu treffen. Damit verbunden waren natürlich auch unterschiedliche wissenschaftliche Mittel diese Phänomene zu erkennen. Im Fall der Archäologie sah schon 1874 Rudolf Virchow, dass die Prähistorie kein Fach ist und wahrscheinlich keines werden wird ( ). Im Gegenteil, alle Fächer sind daran beteiligt. Der Arzt Rudolf Virchow versuchte den Mensch mit seinem ganzen Thun und Treiben, seinem Denken und Meinen, seinem inneren Wesen zu entdecken, in einer Zeit die so ganz anders war. Andere Tiere umgaben ihn; andere Pflanzen fesselten seine Aufmerksamkeit. Vielleicht hatte die Erde selbst eine andere Gestalt, ein anderes Klima. R. Virchow, Einleitendes Vorwort. In: J. Lubbock, Die vorgeschichtliche Zeit, erläutert durch die Überreste des Alterthums und die Sitten und Gebräuche der jetzigen Wilden (mit einem Vorwort von Rudolf Virchow) Bd.I II (Jena 1874: Hermann Costenoble) VII; deutsche Übersetzung von Prehistoric Times: as illustrated by ancient remains and the manners and customs of modern savages (London 1865). Heute ist die umfassende Erforschung der menschlichen Frühgeschichte, wie am Beispiel der Denisova- Höhle gezeigt wurde, bereits an vielen Orten schon gelebte Praxis, wenngleich noch nicht die Regel. Sicher vorbei sind die Zeiten, in denen man einzelne Naturwissenschaften nur ergänzend heranziehen konnte oder eben auch nicht, die Naturwissenschaften also ein gewisser Luxus waren. Wer ausgräbt, muss heute alle Methoden einbeziehen, die zur Deutung des Platzes beitragen. Der originäre Beitrag der Archäologie, nämlich die Dokumentation und Ordnung der Artefakte muss sich in das Gesamtspektrum der beteiligten Disziplinen einfügen. Es ist fraglich, ob die Archäologie als historische Kulturwissenschaft der verbindliche Bezugspunkt bleibt, wie es unlängst Stefanie Samida und Manfred K.H. Eggert formuliert haben. St. Samida und M. K.H. Eggert, Archäologie als Naturwissenschaft? Eine Streitschrift (Berlin 2013) 103. Es ist richtig, den geisteswissenschaftlichen Anteil in interdisziplinären Kooperationen zu schärfen. Wesent- 3

lich ist aber darüber hinaus, die naturwissenschaftliche Kompetenz von Archäolog/innen signifikant zu erhöhen und dies beispielsweise auch zu einem verbindlichen Anteil im Studium der Archäologie zu machen. Die kulturhistorische Interpretation der naturwissenschaftlichen Daten hängt nämlich vor allem davon ab, ob man verstanden hat, was eigentlich gemessen wurde. Die Beiträge auf der Tagung in Novosibirsk sollen noch in diesem Jahr veröffentlicht werden. Konferenzübersicht: A.P. Derevyanko (Russia), Origin of Humans: New discoveries, issues, and hypotheses S. Hansen (Germany), Pietrele. Copper Age settlement at Lower Danube Wang Wei (China), Centre for Scientific and Technical Method Application in Archaeology belonging to Institute of Chinese Academy of Social Sciences and state of the art in this research area in China M.I. Epov; A.P. Firsov; I.N. Zlygostev; P.G. Dyadkov; A.V. Savluk; P.A. Vaisman; A.S. Kolesov; D.A. Kuleshov; A.S. Sheremet; L.V. Tsibizov (Russia), Magnitometric unit on light UAV for archaeological research E.N. Chernykh; L.B. Orlovskaya (Russia), On counterintuitive findings of system approach to large batches of radiocarbon datings A. Nagler (Germany), Eurasian burial sites. On urgent necessity to amend excavation methods. N.V. Polosmak; L.P. Kundo; E.S. Bogdanov; A.I. Soloviev; V.I. Mamatyuk; E.V. Karpova; S.S. Shatskaya; K.E. Kuper; V.G. Vasiliev (Russia), Findings of interdisciplinary research of materials from Noin-Ula burial sites S. Pichler (Switzerland), Integrated research of Basel-Gasfabrik monument of Latène period Z. Samashev (Kazakhstan), Scientific methods in studying materials of Berel burial site S.A. Komissarov (Russia) Multidisciplinary methods in research of the Mausoleum of Qin Shi Huang-di A.V. Vybornov; S.G. Skobelev (Russia), Issues in interdisciplinary research of later-medieval archeological monuments in Southern Siberia E.G. Devlet; A.S. Pakhunov; V.S. Zhitenev; L.V. Zotkina; E.A. Greshnikov (Russia), Interdisciplinary aspects of petroglyph and painting research L.N. Koryakova (Russia); R. Krause (Germany), Research methods for fortified Copper Age settlements in Karagaily-Ajat river basin (Southern Trans-Ural region) H. Thiemeyer (Germany), Archaeological soil research in Southern Trans-Ural region U. Schlotzhauer (Germany); A. Dan (France); H.-J. Gehrke; D. Kelterbaum (Germany); D. Žuravlev (Russia), Interdisciplinary methods in environmental archaeology illustrated by Greek colonization in Northern Pontus S. Reinhold; J. Fassbinder (Germany); А. Belinskij; D. Korobov; А. Borisov (Russia); S. Peters (Germany), House Settlement Landscape: multidisciplinary methods of ancient settlement research. Areas of activity in the Late Bronze Age settlements on the North Caucasus territory O.S. Khokhlova; A.A. Khokhlov (Russia), Distinctive features of earth structure of Marpha burial mound (Stavropol region) based on the paleosoil study O.A. Pozdnyakova; P.G. Dyadkov (Russia), Results and prospects for magnetometric method of archaeological sites research in Western Siberia A. Gass; H. Parzinger; J. Fassbinder (Germany), Geophysical research findings in Early Iron Age cemeteries with large burial mounds in Kazakhstan and Northern Caucasus Zh.V. Marchenko; V.I. Molodin (Russia), Stratigraphy of Bronze Age burial complexes of Tartas 1 cemetery and its radiocarbon substuntiation J. Chochorowski; M. Krapiec (Poland), Structure and dating of Pomeranian fishing settlements in the southern part of Spitzbergen island in view of dendrochronology А.А. Karpukhin (Russia), Dendrochronology of medieval cities in the centre of European Russia: analysis of quantitative and time-based breakdown of dendrodates K.-U. Heußner (Germany), Dendrochronological research of archaeological sites in Northern Caucasus and Central Asia I.Yu. Slyusarenko; V.S. Myglan (Russia), Tree-ring analysis of wooden structures of Xiongnu burial mounds in Noin-Ula mountains (Northern Mongolia) V.I. Molodin; A.S. Pilipenko; D.V. Pozdnyakov (Russia), Integrated approach to ethnogenetic reconstruction for populations in the South of Western Siberia during the Holocene Age (from the Neolithic Era to late Middle Ages) 4

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