Das Potential von Freier/Open Source Software in der Schule



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Transkript:

Das Potential von Freier/Open Source Software in der Schule Marcus M. Dapp ETH Zürich Tagung Open Source Software im Unterricht PH Zürich Marcus M. Dapp, ETH Zürich 1

Computer sind allgegenwärtig In mehr und mehr (Alltags)Gegenständen Mit steigender Komplexität Folge: Zunehmende Abhängigkeit von Software Einen Computer bedienen zu können entwickelt sich zu einer neuen Kulturtechnik, wie es Lesen, Schreiben und Rechnen seit Jahrhunderten sind. Wichtiger Unterschied: Computerei ist nicht so voraussetzungslos wie analoge Kulturtechniken. Marcus M. Dapp, ETH Zürich 2

Wandel in den Kulturtechniken Seit Jahrhunderten Seit kurzem Lesen Umgang mit Computer Schreiben Voraussetzungen Rechnen Physisch voraussetzungslos HW, Netzwerk, SW Bleistift und Papier Hürden: Kosten, Zugang, Pflege Immateriell IT Kompetenz Marcus M. Dapp, ETH Zürich 3

Aneignen einer Kulturtechnik Aktives Auseinandersetzen mit der Kultur Bestehendes ist zum Lernen verfügbar: Lesen, (Ab)Schreiben Bestehendem kann aktiv bearbeitet werden: Verändern/Umformen, Neues bilden Selbstverständliche Voraussetzung Rohmaterial (Literatur, Musik, Formeln) ist verfügbar Marcus M. Dapp, ETH Zürich 4

Augenblick... Wenn Bildung für alle in diesem Jahrhundert voraussetzt, dass man über Hardware, Software, Internet verfügt, was bedeutet dies für den Zugang aller zu Hardware, Software, Internet?? Dazu Begriffe in de.wikipedia.org nachschlagen... One laptop per child Projekt Open Access Access to knowledge / A2K Digital Divide / Digitale Spaltung Marcus M. Dapp, ETH Zürich 5

Software im traditionellen Sinne gehört einer Firma ( proprietär ) und wird lizenziert ( Erlaubnis ) verbietet rechtlich uneingeschränkte Nutzung, Kopieren, Verändern, Neues daraus schaffen verhindert technisch bestimmte Lernmöglichkeiten durch Geheimhaltung des Quellcodes D.h. Aktives Auseinandersetzen nicht möglich Marcus M. Dapp, ETH Zürich 6

Proprietäre Software Software muss gekauft, lizenziert, registriert, freigeschaltet, authentifiziert, aktiviert, etc. werden Geschäftsmodell der Software Industrie Viele Pflichten, wenig Rechte Benutzen, Kopieren, Weitergeben, etc. Betriebssystem beim neuen PC bereits dabei Wieso? Marcus M. Dapp, ETH Zürich 7

Freie/Open Source Software (FOSS) Frei von Freiheit Beliebig verwenden Beliebig kopieren Beliebig verändern Beliebig weitergeben Technische Offenheit Zugang zu Quellcode Open Source ( Freeware ist etwas anderes.) Freiheiten sind 100% legal (besondere Lizenz) Im Internet erhältlich Wer macht FOSS? Weltweites Netzwerk Freiwilliger ( community ) Mehr und mehr Firmen (IBM, Sun) Beispiel: Linux Marcus M. Dapp, ETH Zürich 8

Zwei Software Welten Proprietäre Software Freie/Open Source SW Restriktionen Freiheiten Lizenzkosten Gratis Geschlossenheit Offenheit Privateigentum Gemeingut Produzent/Konsument Prosumer Windows/Mac Welt Linux Welt Marcus M. Dapp, ETH Zürich 9

Was ist Linux Betriebssystem aus FOSS Programmen Enthält viele Programme Büro, Multimedia Modular aufgebaut Internet, Grafik,... Distribution : Auswahl an Modulen Alle untereinander kompatibel Populärste: ubuntu Technisches Keine Viren! Stabilität Offenheit Kompatibilität Marcus M. Dapp, ETH Zürich 10

FOSS: Potentiale für SchülerInnen Keine rechtlichen Probleme. Kopieren/Verteilen ist legal. Keine Diskriminierung: alle können es sich leisten. Grössere Unabhängigkeit bei Softwareeinsatz Mehr Möglichkeiten, da mehr Software einsetzbar. Erweiterung der IT Kompetenzen. Motivierend, da (technische) Neugier nicht an Grenzen stösst. Marcus M. Dapp, ETH Zürich 11

FOSS: Potentiale für LehrerInnen Keine rechtlichen Probleme. Software im Unterricht verteilen und privat nutzen. Da viel FOSS verfügbar, breiterer Einsatz im Unterricht möglich. Keine Viren/SpyWare Probleme, da kein Windows. Echte IT Kompetenzbildung, da nicht einseitige Produkte Ausbildung. Chance, eine balancierte Werthaltung im Umgang mit digitalen Gütern in Unterricht einzubeziehen. (spot!) Diskurs sehr wichtig, aber findet nicht/einseitig statt! Marcus M. Dapp, ETH Zürich 12

FOSS: Potentiale für Schulverwaltung Tiefere Kosten. Keine Lizenzkosten. Geringere Wartungskosten. Rechtssicherheit. Keine Linux Raubkopien. Risiken durch Viren/Sypware stark reduziert. Unabhängigkeit von Herstellern bei Software Beschaffung und Wartungsverträgen Lokale Wertschöpfung möglich durch freie Wahl des IT Supports. Keine Software Abhängigkeit. Bessere Dokumentarchivierung durch offene Datenformate. Marcus M. Dapp, ETH Zürich 13

Klingt doch alles gut! Warum nutzen nicht schon alle Schulen FOSS? Man weiss nichts darüber. Nicht über Eigenschaften und damit nicht über Potentiale. Man kann es kaum glauben. z.b. Virenfreiheit Man zögert mit Neuem. Verlassen der Komfortzone Man scheut Umstellungskosten. Marcus M. Dapp, ETH Zürich 14

Aus FOSS setzen, aber wie? (1) Linux für alle einfach verfügbar machen Linux Box zum Ausprobieren aufstellen (und evtl. durch Schüler betreiben/warten lassen!) Kurze Vorstellungen/Demonstrationen organisieren für Lehrer für Schüler (evtl. auch Eltern) Machbarkeit prüfen (lassen) FOSS im Unterricht/für Schüler/Lehrer FOSS im Verwaltungsbetrieb Marcus M. Dapp, ETH Zürich 15

Auf FOSS setzen, aber wie? (2) Stufenweiser Wechsel Zuerst plattformunabhängige, freie Programme einführen Internet: FireFox/Thunderbird statt IExplorer/Outlook. Office: OpenOffice.org statt MS Office. Grafik, Multimedia, etc. Später auf Linux wechseln, mit denselben Programmen Windows durch (z.b.) ubuntu Linux ersetzen Pilottests. Motivierte Schüler und Lehrer einbeziehen Offenheit als Kriterium für Softwarebeschaffung Marcus M. Dapp, ETH Zürich 16

Zusammenfassung Eigenschaften von FOSS Zentrale Potentiale Freiheiten Rechtssicherheit Technische Offenheit Kostensenkung ergeben grosse Potentiale an der Schule weniger technische Probleme (Viren) SchülerInnen LehrerInnen Verwaltung Flexibler SW Einsatz möglich Unterricht / Verwaltung Schrittweise Umstellung möglich Marcus M. Dapp, ETH Zürich 17

Literaturtips Herbert Reckmann, Pädagogische und gesellschaftliche Potenziale freier Software GNU/Linux in Schule und Elternhaus unterrichtspraktisches Potenzial freier Software Christain Dorninger, Zwei IT Welten für alle SchülerInnen Schule und freie Software Einsatz von Open Source Software für mehr Flexibilität und Vielfalt in der Ausbildung und mehr Rechtssicherheit unter Schülern. (Open Source Jahrbuch 2007) Marcus M. Dapp, ETH Zürich 18

Web Links FOSS & Schule http://lehrerfortbildung bw.de/werkstatt/opensource/, BaWü Landesakademie für FB und PE an Schulen http://www.bpb.de/methodik/6120bx,,0,freie_software_in_der_schule.html, Bundeszentrale für Pol. Bildung, Freie Software in der Schule www.osalt.com, Open Source Alternativen zu bekannten proprietären Programmen (en) FOSS & Bildung www.wissensgesellschaft.org, (de) www.unesco.org/webworld/portal_freesoft, (en) Marcus M. Dapp, ETH Zürich 19

Fragen? Marcus M. Dapp, ETH Zürich 20

Vielen Dank! Interesse einen ähnlichen Vortrag zu FOSS/Linux an Ihrer Schule zu hören? Bitte kontaktieren Sie mich: Marcus M. Dapp, ETH Zürich mdapp@ethz.ch Büro: 044 632 6386 www.ib.ethz.ch/people/mdapp Marcus M. Dapp, ETH Zürich 21