EHE-, FAMILIEN- UND LEBENSBERATUNG IM ERZBISTUM KÖLN



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RICHTUNGEN KANN MAN AUCH ÄNDERN. EHE-, FAMILIEN- UND LEBENSBERATUNG IM ERZBISTUM KÖLN efl positionspapier der konferenz der leiterinnen und leiter IM LEBEN GUT BERATEN. katholische ehe-familien-lebensberatung

IM LEBEN GUT BERATEN. katholische ehe-familien-lebensberatung 1 UNSER AUFTRAG Als pastoraler Dienst erfüllen die katholischen Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen einen Grundauftrag der Kirche: Sie machen die Solidarität Gottes mit den Menschen und sein unbedingtes Ja zu jedem Einzelnen erfahrbar. In der psychosozialen Versorgung nimmt die Ehe- Familien- und Lebensberatung zugleich wesentliche Aufgaben im Rahmen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes wie auch anderer gesetzlicher Bestimmungen wahr. Sie integriert damit den pastoralen und den gesellschaftlichen Auftrag. Die Vernetzung und Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen und nichtkirchlichen psychosozialen Einrichtungen ist wichtiger Bestandteil ihres fachlichen Selbstverständnisses. In ihrer Fachlichkeit richtet sie sich nach institutionellen Standards, wie sie auf Bundes-, Länder- oder kommunaler Ebene vorgegeben sind. www.efl-beratung.org

2 EHEN, PARTNERSCHAFTEN UND FAMILIEN HEUTE Ehe und Familie sind nach wie vor die Lebensformen, die sich höchster Wertschätzung erfreuen und dies auch bei jungen Menschen. In verschiedenen Umfragen zu Beginn des neuen Jahrhunderts liegt der Prozentsatz derer, die sich eine Partnerschaft - wenn möglich auch mit Kindern - in Liebe und verbindlicher Treue wünschen, überraschend bei 80 %. Die gesuchten partnerschaftlichen Lebensentwürfe mit heutigen Lebenswirklichkeiten und persönlich vorhandenen Möglichkeiten in Einklang zu bringen, scheint jedoch immer weniger zu gelingen. Manche Menschen erwecken den Eindruck, als seien ihnen irgendwie die 'Bordmittel' abhanden gekommen, um das, was sie wollen, in ihrem Leben auch zu realisieren. Andere sehen sich Strömungen ausgesetzt, die es ihnen nicht erlauben, den eigentlich gewünschten Kurs zu steuern. Wieder andere wechseln bei der Vielzahl möglicher Lebensoptionen von ihrer tieferen und ursprünglichen Lebensabsicht bald zu rascher verfügbaren und weniger aufwändigen Optionen. Die Diskussion der vergangenen Jahre hat viele Gründe benannt, die es Einzelnen, Paaren und Familien schwer machen, in der Vielfalt heutiger Lebenswirklichkeiten den von ihnen gewünschten Weg zu gehen: Flexibel und beweglich zu sein, hohe Erwartungen perfekt zu erfüllen, dem Materiellen vor dem Ideellen Vorrang zu geben, das 'Ich' dem 'Wir' vorzuziehen. Diese Haltungen sind es vor allem, welche die Ligaturen, die Bindungskräfte der Gesellschaft aufzulösen drohen und dem Einzelnen abverlangen, überwiegend aus sich heraus und nur für sich den persönlichen Halt und die Orientierung zu finden, die er für das Zusammenleben mit anderen benötigt. Da wird nicht wenig verlangt. Wer hier nicht 'gut sortiert' ist, tut sich schwer und viele sind mit der Aufgabe überfordert, den Wegfall von Orientierungen und Halt gebenden Strukturen zu kompensieren. Die gängige kollektive Vorstellung 'Alle dürfen alles' kann schließlich wegen ihrer hohen psychologischen Voraussetzungen nicht von allen progressiv und kreativ genutzt werden. Die meisten sind darauf angewiesen, 'hart an sich zu arbeiten', Schwachstellen auszubessern, Wandlungsprozesse zu gestalten, sich Rat, Beratung und Unterstützung zu holen. Dennoch ahnen wir, dass ein nicht geringer Teil in der Gestaltung seines gesellschaftlichen wie privaten Lebens alleingelassen und überfordert ist.

3 HILFE IST NOTWENDIG Bei diesen Herausforderungen liegt ein Angebot qualifizierter Ehe-, Familien- und Lebensberatung gerade von Seiten der Kirchen mehr als nahe. Ihr kommt heute in hohem Maße die Funktion zu, Menschen in Entwicklungs-, Beziehungs- und Entscheidungskonflikten zu helfen. Für die Ratsuchenden geht es darum, sich aus ihren eigenen Möglichkeiten heraus die Mittel verfügbar zu machen, die sie brauchen, um in ihren persönlichen Beziehungen individuelle Wege und Lösungen zu finden und so den Wegfall äußerer Vorgaben, Orientierungen und Hilfen zu kompensieren. Dies gilt für den Einzelnen wie für das Paar, welches als kleinste soziale Einheit der Familie vorausgeht. 'Läuft s' beim Paar, so 'läuft s' zumeist auch in der Familie. Die Gesellschaft und alle größeren Gruppen in ihr sind auf das Funktionieren der sie bildenden kleinsten sozialen Einheiten (Individuum, Paar, Familie, Verwandtschaft) angewiesen. Diese Einheiten sind keineswegs 'Privatveranstaltungen', sondern der grundlegende Teil einer sozialen Ökologie, deren Wert nach den zurückliegenden Dekaden des 'Ichs' wieder ins Blickfeld gerät. Die immer deutlicher erkennbar werdenden Folgen partnerschaftlicher Desaster und familiärer Trennungen reichen von privat wie gesellschaftlich zu tragenden immensen Scheidungsfolgekosten, über den Verlust glaubwürdig vermittelter Werte wie Liebe, Nachsicht, Zuversicht, Solidarität bis hin zu gravierenden und anhaltenden Irritationen und Schädigungen betroffener Kinder. Diesen Tatsachen Rechnung tragend haben in den vergangenen Jahrzehnten die Kirchen psychologische Beratung als professionelle Praxis etabliert. Sie bietet in Begegnung und Gespräch sowie unter Einbeziehung von erlebens- und verhaltensbezogenen Übungen Hilfen zur Orientierung, Klärung und zur Gewinnung neuer Verhaltensmöglichkeiten an. Beratung stellt heute ergänzend zu der durch das Psychotherapeuten-Gesetz definierten Behandlung seelischer Erkrankungen und ergänzend zu unterschiedlichen Angeboten sozialer Hilfe eine weitere Säule in der psychosozialen Versorgung der Bevölkerung dar. Sie hat sich als solche insbesondere im Bereich Ehe- und Partnerschaftsberatung mittlerweile fest im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert.

4 WER SUCHT BERATUNG? Menschen, die Beratung suchen, leiden unter aktuellen Lebens- und Arbeitsbedingungen ebenso wie unter entwicklungshemmenden Belastungen in ihren Lebensläufen. Es kommen die Schwierigkeiten und Konflikte von Paaren und Einzelnen zur Sprache, die sich bei der Bewältigung von Krisen und Problemen überfordert sehen. Dabei geht es um Konflikte in der Partnerschaft, Schwierigkeiten in der Arbeitswelt, Sorgen in der Kindererziehung, nicht zuletzt auch um existenzielle Fragen und Fragen der Sinnfindung und Sinngebung im Leben. In den Worten der Klienten finden sich diese Anlässe wieder: "Wir streiten nur noch. Wegen der kleinsten Kleinigkeiten." "Wir stehen vor unserer Silberhochzeit, aber was gibt es da überhaupt zu feiern?" "Auch mein zweiter Mann kommt beruflich nicht klar. An Kinder darf ich gar nicht denken." "Meine Frau besteht einfach auf ihrem Liebhaber." "Mein erwachsener Sohn hat mich geschlagen und mein Mann hat nichts gemacht." "Wegen meiner Eheprobleme gehen mir zunehmend bei kleinsten Schwierigkeiten die Nerven durch und ich befürchte, meine Kunden zu verlieren." "Mein Freund sagt, er sei unheilbar krank und will mich deswegen nicht heiraten." "Wir bekommen keine Kinder und das bringt uns immer mehr auseinander." "Auf Wunsch meines Mannes habe ich mich auf einen Partnertausch eingelassen und komme damit gar nicht zurecht." "Ich habe meinem Mann das Studium finanziert und er dankt es mir nicht." "Seit wir ein Haus gebaut haben, läuft zwischen uns nichts mehr." "Meine Frau chattet stundenlang mit Männern im Internet und will mit mir nichts mehr zu tun haben." "Meine Frau kommt demnächst aus der Nervenklinik zurück wir haben alle Angst davor." "Oft denke ich, dass alles keinen Sinn mehr hat. Nur die Kinder halten mich davon ab, Schluss zu machen; aber bald gehen sie aus dem Haus." In der Ehe-, Familien- und Lebensberatung stellen wir fest, dass gerade Kirche gefragt ist, Leiden zu mildern, das zu oft durch überhöhte Erwartungen an sich selbst und an den Partner, genauso wie an die Familie entsteht. Diese Erwartungen finden sich in unbewussten Wünschen und überzogenen Forderungen, dass die Ehe vollkommen sein müsste, dass die Partnerin die bessere Mutter, der Partner der bessere Vater, dass Erziehung zum Erfolg führen müsse. Solche hohen Erwartungen an den Partner wie an sich selbst bedingen oft das Scheitern heutiger Ehegemeinschaften und Familien, da sie von einer idealisierenden Grundannahme ausgehen und eine harmonisierende Tendenz der Problemlosigkeit in der Welt wiedergeben.

5 FACHLICHER RAHMEN Die katholischen Beratungsstellen für Ehe-, Familien- und Lebensfragen unterstützen die Menschen dabei, Antworten auf ihre Fragen zu finden, für ihre Konflikte und Probleme im persönlichen und zwischenmenschlichen Bereich eigene Lösungen zu entwickeln oder auch die Fähigkeit, mit nicht lösbaren Konflikten zu leben. Hierzu bieten sie Einzel-, Paar-, Familien- und Gruppengespräche an. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen aus verschiedenen psychosozialen Grundberufen und bilden ein multiprofessionelles Team. Jede Beraterin und jeder Berater hat eine Ausbildung als Ehe-, Familien- und Lebensberater mit Diplom des Deutschen Arbeitskreises für Jugend-, Eheund Familienberatung (DAK) und nach den Richtlinien der Katholischen Bundeskonferenz für Ehe-, Familien- und Lebensberatung (KBK). Die Beratungsarbeit folgt einem tiefenpsychologischen Grundverständnis und integriert systemische wie auch verhaltensmodifizierende Ansätze. Darüber hinaus haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zusätzliche Qualifikationen in unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren. Es gehört zu ihrem Selbstverständnis der Beratung, die eigene Arbeit beständig in der Supervision zu reflektieren, sich fachlich weiterzuentwickeln und die Qualifikation zu sichern. In Fort- und Weiterbildungen setzen sie sich mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Methodik der Beratung auseinander, um so ihre eigene Handlungs- und Wahrnehmungskompetenz zu erweitern.

6 DAS ANGEBOT DER EHE-, FAMILIEN- UND LEBENSBERATUNG Das Angebot der kirchlichen Beratungsstellen besteht darin, Begegnung zu ermöglichen und 'Zeit zu haben, wofür keine Zeit ist'. Wir sind der Überzeugung, dass Beziehung und Bindung wesentlich zum Menschsein gehören. Die Entwicklung und Entfaltung der Beziehungsfähigkeit ist eine Aufgabe, die jedem gestellt ist und die auch außerhalb des Beratungsprozesses eine ständige Aufgabe bleibt. Sie ist deshalb eine grundlegende Orientierung unseres beraterischen Handelns. Gegen die Mentalität des 'Wegmachens' stellen wir die Haltung des 'aushaltenden Dabeibleibens', weil wir glauben, dass zur menschlichen Existenz auch die Aspekte der Ambivalenz, des Versagens und Scheiterns, der Brüchigkeit menschlicher Entwicklung, Krankheit, Leid und Tod gehören. Glück, Zufriedenheit und Lebenssinn kann nur der Mensch erfahren, der erkennt und akzeptiert, dass es unvermeidbare Brüche und schicksalhafte Einschnitte gibt und der persönliche Grenzen anerkennt. Die Beraterinnen und Berater begegnen den Klienten mit einer Grundhaltung von Interesse, Berührbarkeit und Wertschätzung. Die Ratsuchenden finden in unseren Beratungsstellen Verlässlichkeit, Vertraulichkeit und Schutz, die es ihnen erlauben, sich neu zu orientieren und Verhaltensalternativen zu entwickeln. So werden eigenverantwortliche Entscheidungen möglich. 7 BERATUNG ALS DIENST DER KIRCHE Beratung im kirchlichen Kontext versteht sich als Ausdruck der Sehnsucht der Menschen nach Partnerschaft in Liebe und verbindlicher Treue. Sie steht mitten im Wechselverhältnis von Kirche und Welt. Ihr kommt dabei auch die Aufgabe zu, die von ihr wahrgenommene Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute in der Kirche zu vermitteln. Als Zeichen der Hoffnung, Orientierung und Stärkung ist die Ehe- Familien- und Lebensberatung eine Form unterstützender und begleitender Seelsorge, die als Dienst der Kirche allen Menschen offen steht. Die Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung im Erzbistum Köln Köln, im Januar 2003