Kiefer ein Baum und seine Produkte



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Informationsblatt 110 Vorträge am Mittwoch (vom 4.Januar 2012) Aus den Arbeiten des s Hessenpark Kiefer ein Baum und seine Produkte Bei den Nadelbäumen gibt und gab es schon immer Verwechslungen. So handelt es sich heute beim Tannenbaum bzw. bei Tannenholz meistens um Fichte. Auch der heutige lateinische Name der Kiefer Pinus war früher der Oberbegriff für die einheimischen Nadelbäume Tanne, Fichte und Kiefer, was oft verwirrt. Kiefern zählen zu den Nadelbäumen. Sie werden nach der Anzahl der Nadeln je Scheide in zwei-, drei und fünfnadlige Typen eingeteilt. Insgesamt gibt es 70 Arten, die Mehrzahl davon ist in der nördlichen Halbkugel heimisch. Gemeine Kiefer Pinus sylvestris L. Abb. 1: Gemeine Kiefer Die Gemeine Kiefer (Abb. 1) wird bzw. wurde auch Dale, Ferge, Feuren, Fichte, Fohre, Föhre, Forche, Forle, Förling, Fackelfohre, Fuhre, Grähnholz, Harzbaum, Kienbaum, Kienfohre, Mändelbaum, Perge, Sandkiefer, Tanne, Tangelbaum, Weißkiefer und Waldkiefer genannt. Die Gemeine Kiefer gehört zur Familie der Pinaceae und zu den Zweinadelkiefern. Sie wächst überall in Europa, besonders im Norden und Nordosten (Sibirien). Sie bedeckt 25 % der Waldfläche in Deutschland und ist damit nach der Fichte der zweithäufigste Baum. Sie wird normal 20-30 m hoch, in günstigen Lagen bis zu 48 m. Astfreie Schaftlängen von 18-20 m sind häufig. Der normale Stammdurchmesser beträgt 40-60 cm, es wird aber auch 1m erreicht. Nach 25-50 Jahren erreicht sie den höchsten Holzzuwachs, anschließend wächst sie zwar langsamer, aber konstant weiter. Kiefern werden normalerweise 150-240 Jahre alt, das Hiebalter beträgt 100-160 Jahre. Als Höchstalter werden 600 Jahre angegeben. Der Baum verzweigt sich, wenn er frei steht. Im Bestand bildet er schöne, gerade, astfreie Stämme. Die feinjährigen, geradwüchsigen Kiefern mit gelbrötlicher, glatter Rinde (Abb. 2) wurden als Föhre oder Heideholz bezeichnet, die mit rauer rotbrauner Rinde als Kiefer oder Kienbaum, obwohl es sich um denselben Baum handelt. Holländerholz oder Mastkiefern waren gerade, aber wimmrig gewachsene Bäume, aus denen die Holländer Schiffsmasten herstellten. Wind und Schnee brechen Äste leicht ab. Die Pfahlwurzel verhindert aber größere Schäden bei Sturm. Nach der letzten Eiszeit waren Birken und Kiefern die ersten Bäume, welche das frei werdende Land besiedelten. Abb. 2: junge Kiefernrinde Da bei Nadelbäumen nach dem Fällen die Wurzelstöcke nicht wieder ausschlagen, wurden solche Gebiete schon lange aufgeforstet. Diese Aufforstung erfolgte hauptsächlich durch Aussaat, es gab aber auch vereinzelt Versuche mit Triebvermehrung.

Wenn Kiefern dicht gesät aufgehen, verlieren sie später die Seitenäste von selbst und es entstehen astfreie Stämme. Erst 12-20 Jahre nach der Aussaat konnte in eine Kiefernschonung wieder Vieh getrieben (übliche Zweitnutzung des Waldes) werden, da es dann nicht mehr die Nadeln erreichte und keinen Schaden anrichtete. Bei der Wiederanpflanzung eines Kiefernwaldes wurde das gerodete Gestrüpp verbrannt, ein bis zwei Jahre danach Ackerbau betrieben (solange die Asche ausreichend düngte) und erst dann die Kiefernsamen ausgesät. Gerade für Sandböden oder bei felsigem Untergrund eignet sich die anspruchslose aber lichtbedürftige Kiefer. Auf schweren, nassen Lehmböden wächst die Kiefer nicht gut. Die Wuchsform wird durch Klima, Standort und Rasse beeinflusst, ebenso die Holzfarbe, wie z.b. bei der dunklen Gotlandkiefer. Es gibt breitkronige Rassen im Rhein-Main-Gebiet, wie die Darmstädter Kiefer oder die schmalkronige Alpenkiefer. Zirbelkiefer Pinus cembra L. Sie wird auch Arve und Zirbelnußfichte oder Leinbaum genannt, gehört zu den Fünfnadelkiefern und wächst in den Alpen und in Sibirien. Der Baum wird 10-20 m hoch, hat 6-8 cm große Zapfen, 7 cm lange Nadeln und wächst an der Waldgrenze in den Alpen. Die jungen Zapfen sind außen purpurfarben. In Schränken aus Zirbelkiefernholz soll es niemals Motten geben. Aus den Zapfen wird ein Likör hergestellt,der gegen Erkältungen eingenommen wird. Aus der russischen Zirbelkiefer wurden essbare Samen und carpartischer bzw. Cedro-Balsam als Medizin gewonnen. Abb. 3: Kieferdetails Abb. 4 & 5: Zapfen zu und offen Weymouthskiefer Pinus strobus L. Sie wird auch Strobe oder Seidenkiefer genannt und gehört zu den Fünfnadelkiefern. Ihren Namen erhielt der bis zu 56 m hohe, nordamerikanische Baum vom Landsitz des englischen Lord Weymouth, wo eine solche Kiefer stand und sie dadurch ab 1705 in Europa bekannt wurde. Sie hat eine besonders glatte Rinde, 15-18 cm lange Zapfen, 10-15 cm lange Nadeln und enthält ein Balsam (flüssiges Harz). Bei uns wird sie als Parkbaum gepflanzt und liefert ein tannenähnliches Holz für den Modellbau. Schwarzkiefer Pinus nigra Arnold Der auch als korsische Kiefer oder Schwarzföhre bezeichnete bis zu 35 m hohe Baum stammt aus Ost- bzw. Südeuropa (besonders Spanien) und ist gegenüber Luftschadstoffen beständiger als die einheimi-sche Kiefer. Sie hat 4-9 cm große Zapfen, 8-15 cm lange Nadeln (Zweinadeltypus) und man findet sie bei uns in Parks. Latschenkiefer Pinus montana Mill. bzw. Pinus mugo Sie ist unter dem Namen Knieholz, Krummholz, Spirke, Zwerg-, Sumpfoder Legkiefer bekannt und wächst liegend häufig im Gebirge, aufrecht im Flachland. In Höhen von 1400-2000 m ist sie der ton-angebende Baum, welcher 1 12 m groß werden kann. Sie hat 2-5 cm große Zapfen und 2,5 cm lange Nadeln (Zweinadeltypus). Aus jungen Zweigen wird das Latschenkiefernöl, Templinöl oder Krumm-holzöl durch Wasserdestillation (Ausbeute ca. 0,5 %) gewonnen, welches als Medizin für Mensch (Atemwegserkrankungen) und Tier, sowie als Duftstoff dient.

Strandkiefer Pinus pinaster Sol. Sie wird auch Meerkiefer, Seestrandkiefer, Meerföhre, Igelführe, Stern-kiefer, Bordeauxkiefer oder langnadeliger Pinaster genannt. Diese 20-30 m hohe Kiefer mit besonders langen Nadeln (13-18 cm, Zweinadeltypus) und 10 20 cm langen Zapfen wächst in Italien und Südfrankreich. Aus ihr wurde Bordeaux-Terpentin gewonnen. Abb. 6: Kiefernholz frisch Außerdem sollen noch die Aleppokiefer, aus der Gerberlohe gewonnen wurde, die amerikanische Ter-pentinkiefer, Gelbkiefer, Pechkiefer, Besenkiefer, Jerseykiefer, die Mädchenkiefer mit den weichen Nadeln, die Tränenkiefer aus dem Himalaja (mit 30 cm langen Zapfen) und die Italienische Kiefer, von der die Pinienkerne stammen, genannt werden. Produkte der Kiefer Kiefernadeln (Abb.3) sind je nach Art zwei- oder dreikantig und kommen zu zweit, dritt oder fünft aus einer Scheide. Sie sind bei der Gemeinen Kiefer 2,5-8 cm lang und bleiben im Winter hängen (im Gegensatz zur Lärche, welche ihre Nadeln abwirft). Kiefernnadeln dienten in Notzeiten als Viehfutter, getrocknet als Einstreu. Kiefernnadelsirup oder - tinktur enthält ätherisches Öl, das bei Gicht, Rheuma oder Luftröhrenkatarrh genutzt wird. Aus den Kiefernadeln gewann man auch Waldwolle, die aber häufig gefälscht wurde. Aus ihr wurde auch Waldwollöl gewonnen. Kiefernnadelextrakt dient wie Fichtennadelextrakt als Badezusatz. In England und Kanada wird mit Kiefernsprossen ein spezielles Bier gebraut. Abb. 7: Querschnitt mit Harzkanälen Abb. 8: Kienspan Die männlichen Blüten bestehen aus aufrecht stehenden Kätzchen, die ab Mai gelben Blütenstaub in großen Mengen entwickeln, so dass es teilweise nach Rauch oder Schwefelregen aussieht. Für Vieh war dieser Blütenstaub Allergie auslösend, weshalb es im Mai und Juni nicht in Kieferwälder getrieben wurde. Die weiblichen Blüten sitzen als rundliche Ballen zu zweit bis zu fünft an den Ästen. Sie verändern während des Wachstums ihre Farbe und Größe. Die einheimischen, noch grünen, 3-7 cm großen Kiefernzapfen wurden auch als Kienäpfel bezeich-net. Sie tauchen schon bei 12-15-jährigen Bäumen auf armen Böden, ansonsten erst nach 40 Jahren auf. Es dauert 18 Monate bis die Zapfen (Abb. 4) ausgereift sind. Ab April des nächsten Jahres öffnen sich die Zapfen (Abb. 5) bei trockenem Wetter und geben ihre Samen frei. Kiefernsamen fliegen bis zu 100 Meter weit. Deshalb sollte für eine natürliche Kiefernverjüngung alle 80 Meter eine samentra-gende Kiefer bzw. 30-35 Bäume je Hektar stehen. Die Samen müssen den Erdboden zum Keimen berühren, dürfen aber nicht zu tief liegen und benötigen die ersten paar Jahre Freiraum. Ein zu dichter Bewuchs mit Heidekraut oder Moos verhindert dies, weshalb dieser früher abgebrannt wurde. Kiefernzapfen für die Samengewinnung wurden im Winter (Dez./Jan.) gesammelt. Wenn sich beim Trocknen die Kiefernzapfen öffnen und die Samen freigeben, wurde dieser Vorgang früher Ausklingeln genannt.

Das Ausklingeln erfolgte in einem abkühlenden Backofen, über einem Zimmerofen oder in einem Trockengestell (Samendörre oder Buberte ) mit Gitterboden im Freien. Anfang des 19. Jhs. war es aber auch noch üblich, ganze Kiefernzapfen als Aussaat zu nutzen. Beim Säen mit Samen gingen nicht alle auf, ein Teil wurde durch Mäuse und Vögel gefressen. Insgesamt ging nur ¼ auf, weshalb früher 1.000 Samen je m² im März ausgesät wurden, später 1,5-2 kg je Ar. Wenn zu dicht gesät wurde, kann im zweiten bis vierten Jahr der Überschuss verpflanzt werden, was man schon im 18. Jh. empfahl. Aus 55 kg Zapfen lassen sich 1 kg Samen gewinnen. Die Rinde (Abb. 2) ist in der Jugend dünn, graugelb, dann fuchsrot und blättert ab. Erst im Alter wird sie dickborkig, tiefrissig mit braunroter bis dunkelbrauner Färbung. Die Rinde diente früher als Eichenloheersatz zum Gerben. Sie wird heute als Rindenmulch zur Unkrautbekämpfung eingesetzt. Kiefernholz (Abb. 6) hat einen weißgelben, 2-10 cm breiten Splint und im Alter einen rötlichen Farbkern (Kernholzbaum), der kräftig nachdunkelt. Die Jahrringe sind deutlich abgesetzt, was am Fladerschnitt gut zu sehen ist. Die zahlreich vorhandenen Harzkanäle lassen sich schon mit bloßem Auge am Querschnitt (Abb. 7) erkennen. Das Holz ist im Vergleich zu den anderen Nadelhölzern besonders harzreich. Frisch gefälltes, grünes Holz ist fast doppelt so schwer (0,80 kg/m³) wie getrocknetes. Jährlich werden in Deutschland über 4 Mio. m³ Kiefernholz eingeschlagen. Bei der Verarbeitung riecht das Holz angenehm harzig-aromatisch. Das trockene Holz hat mit 0,52 g/ cm³ eine mittlere Dichte, in einem großen Schwankungsbereich von 0,33-0,89 g/cm³ (boden- bzw. regionabhängig). Die Festigkeits- und Elastizitätswerte (Druck- 45 N/mm², Zug- 100 N/mm² und Biegefestigkeit 80 N/mm²) liegen über der von Fichte. Je enger die Jahrringe zusammen liegen, desto stabiler wird sie. Das Schwindmaß beträgt längs 0,4 %, radial 4,0 % und tangential 7,7 %. Im Bergbau hat sie weiterhin ihr Einsatzgebiet, da Kiefernstützen vor dem Bruch deutlich knistern (Warnfähigkeit). Das Kernholz ist gegen Hausbock und Gewöhnlichen Nagekäfer aufgrund des hohen Harzanteils gefeit. Aber das Splintholz wird gerne von Schädlingen und Pilzen befallen. Deshalb muss es für eine Außenanwendung mit Schutzanstrich versehen oder imprägniert werden, wobei sich das Kernholz nur schwer imprägnieren lässt. Ein modernes Verfahren -das Thermoholz- besteht im Erhitzen auf ca. 200 C, wobei die Holzinhaltsstoffe so verändert werden, dass es anschließend von Insekten oder Pilzen nicht mehr angegriffen wird, aber auch das Harz austritt. Wenn Kiefernsplintholz mehr als 25 % Feuchtigkeit hat, ist es besonders anfällig für den Bläuepilz (hauptsächlich ein optischer Schaden), weshalb es schnell getrocknet werden soll. Kiefernholz lässt sich sehr gut hobeln, sägen, bohren, schleifen, verleimen, beizen und lackieren. Nur ein sehr hoher Harzanteil kann manchmal Probleme bereiten. Es ist sowohl ein Konstruktions- wie Ausstattungsholz. Im Wohnungsbau wird es für Fenster, Türen, Verkleidungen, Treppen, Fußböden und für den Möbelbau genutzt. Außerdem werden Bauholz, Pfosten, Masten, Holzpflaster, Eisenbahnschwellen, Schiffsbau, Holzwolle, Musik-instrumente, Böttcherwaren, Span-, Furnier- und Tischlerplatten sowie Pappen daraus hergestellt. Bei der Herstellung von Zellulose aus Kiefernholz fiel früher Lignosulfit an. Es diente zur Desinfektion und wurde bei Tuberkulose zum Inhalieren genutzt. Die schief gewachsenen Kiefern nutzte man als Brennholz bzw. für die Holzkohlegewinnung.

Kienholz In der harzreichen Kiefer sammelt sich das Harz besonders in der unteren Stammhälfte und in den Wurzelstöcken (Stubben). Dieses Holz diente klein gespalten als Kienspan zur Beleuchtung (Leucht-späne oder Schleißen) oder zum Anzünden eines Feuers, da es besonders leicht mit heller Flamme brennt, oder zur Gewinnung von Holzpech, Holzteer und Kienruß. Aus den langen Seitenwurzeln wurden Körbe geflochten. Kiefernharz Aus dem Harz wurde durch Destillation (mit Wasserzusatz) bei 155 165 C ein besonders feines Terpentinöl gewonnen, das als Kienöl auf dem Markt gebracht und vielfältig genutzt wurde, äußerlich als Medizin bei Gliederschmerzen, innerlich als Hitzetherapie oder als Mittel um den Kornkäfer zu vertreiben. Terpentinöl war neben Spiritus lange Zeit das einzige Lösemittel für Harze oder Öle. Es diente als Medizin bei Blasenentzündung, Gallensteine und Phosphorvergiftung. Die Einnahme von mehr als 15 g kann tödlich sein. Terpentinöl wird bei Luft- und Lichtkontakt schnell sauer, dickflüssig und entwickelt Wasserstoffperoxid, besonders wenn es nicht ganz wasserfrei ist. Der Destillationsrückstand wird als Kolophonium (Spiegelharz) zu Lacken, klein gemahlen als Bühnenblitzpulver oder als Geigenharz verarbeitet (vgl. Vortrag 43). Tiere an der Kiefer Abb. 9: roter Kiefernspanner, Prozessionsspinner, Kieferneule, Kiefernglucke, Kiefernschwärmer u. Raupe, Kiefernspanner Stellvertretend für eine Vielzahl von Tieren (Borken-, Rüssel- und Maikäfer, Blatt- und Holzwespe usw.), Schwämmen und Pilzen, die von oder mit der Kiefer leben, sollen hier nur die Schmetterlinge abgebildet werden, welche als Raupe von Kiefernadeln leben. Es kam immer wieder zur massenwei-sen Vermehrung und großen Schäden. Zur Bekämpfung wurde früher vorzeitiges Fällen empfohlen. Verwendete Quellen und Abbildungen: www.kruenitz1.uni-trier.de (Krünitz-Lexikon online, Artikel Kiefer ) // D. Grosser und W. Teetz: Einheimische Nutzhölzer, Informationsdienst Holz, Nr. 2 Kiefer, Düsseldorf 1985 // Helmut und Margrit Hintermeier: Schmetterlinge im Garten und in der Landschaft, München 1991 (Abb. 9, Schmetterlinge) // Fritz Hans Schweingruber: Anatomie europäischer Hölzer, Stuttgart 1990, S. 128 (Abb.7, Kieferquerschnitt) // Klaus-Günther Dahms: Kleines Holzlexikon, Stuttgart 19844, S. 54ff. // G. Frerichs et al. (Hrsg.): Hagers Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Berlin 1949², 2. Band, S. 451-464 // Meyers Konversations-Lexikon, Leipzig 18975, 10. Band Kau-Lan, S. 89-94 (Abb. 3, Kiefernadeln) // Dietmar Aichele et al.: Welcher Baum ist das?, Stuttgart 199023, S. 244-247 // Abb. 1,2,4-6,8 M. Stappel Matthias Stappel, Laubweg 5, Tel.: 06081/588-149, FAX 150 Mail: matthias.stappel@hessenpark.de