Die Bilderkammer des Bruno Schulz das letzte Werk eines Genies Mobile Installation von Benjamin Geissler Die von Bruno Schulz 1942 unter deutscher Besatzung gestaltete Bilderkammer wurde von Benjamin Geissler 2001 bei Dreharbeiten wiederentdeckt und schon kurze Zeit später durch die Entnahme einzelner Fragmente durch die Gedenkstätte Yad Vashem und später durch das ukrainische Kulturministerium zerstört. Nach jahrelangen Bemühungen rekonstruiert Benjamin Geissler anlässlich des Bruno Schulz Jahres 2012 in einer maßstabsgetreuen Multimedia- Installation das letzte Werk des Genies. INDEX (interaktiv) Kurzbeschreibung 2 Die Vorgeschichte 3 Die virtuelle Rekonstruktion 6 Präsentation der Ausstellung 7 Rahmenprogramm 9 Grundriss Bilderkammer Installation 10 Versand und Aufbau / Abbau der Installation 11 Am Ausstellungsort durch den Veranstalter zu stellen: 11 Das Bauteam 11 Kontakt 11 1
KURZBESCHREIBUNG Die Bilderkammer mit den Wandmalereien von Bruno Schulz entstand 1942 in Drohobycz (heute Ukraine) für den Wiener SS- Mann Felix Landau. Dieser beauftragte den Künstler, die Wände des Kinderzimmers der von ihm beschlagnahmten Villa. Der Filmemacher Benjamin Geissler entdeckte die Bilderkammer am 9.Februar 2001 während der Dreharbeiten zu dem Film Bilder finden. Schon im Mai 2001 wurde sie durch eine verdeckte Aktion der Holocaust- Gedenkstätte Yad Vashem durch die Entnahme von drei Fragmenten zerstört. Weitere fünf Fragmente wurden kurze Zeit später durch Vertreter des ukrainischen Kulturministeriums entnommen. Das Bruno-Schulz-Jahr 2012 bietet willkommenen Anlass, diese letzte Arbeit des Künstlers, der insbesondere durch sein schriftstellerisches und zeichnerisches Werk bekannt ist, mit der mobilen Installation Die Bilderkammer des Bruno Schulz das letzte Werk eines Genies neu entstehen zu lassen. Die virtuelle Rekonstruktion gibt dem Betrachter die Möglichkeit, die vollständige Komposition mit allen über Israel und die Ukraine verstreuten Fragmenten in Originalgröße in Augenschein zu nehmen. Bruno Schulz war einer der wichtigsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Dennoch blieb er zu Lebzeiten einer breiteren Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Das Werk dieses genialen Meisters der Komplexität diente vielen berühmten Künstlern aller Sparten und vieler Generationen als Inspirationsquelle. Genannt seien stellvertretend: Isaac Bashevis Singer, Tadeusz Kantor, Bohumil Hrabal, Danilo Kiš, Tadeusz Różewicz, Wojciech Has, John Updike, Cynthia Ozick, Philip Roth, Théâtre de Complicité, David Grossman, Quay Brothers, Josef Nadj, John Zorn, Nicole Kraus und Jonathan Safran Foer. Das Projekt ist ein Beitrag zum Bruno-Schulz-Jahr 2012 zum 120. Geburtstag des Künstlers und anlässlich seines Todes vor 70 Jahren. 2
DIE VORGESCHICHTE Unter dem Schrecken der deutschen Besatzung malte der heute weltweit hochgeachtete polnischjüdische Schriftsteller und Maler Bruno Schulz (übersetzt in 39 Sprachen) in den Jahren 1941/42 Wandfresken im Kinderzimmer der vom Wiener SS-Führer Felix Landau okkupierten Villa in der galizischen Stadt Drohobycz. Landau war nicht nur 'Kunstliebhaber', sondern beteiligte sich auch als grausamer Mörder an der Auslöschung des galizischen Judentums. Bruno Schulz 1935 in Drohobycz Die Wandbilder in der sogenannten Landau-Villa (s. Foto unten) waren die letzte Arbeit von Bruno Schulz. Am 19. November 1942 wurde er auf offener Straße von einem Gestapomann durch zwei Kopfschüsse getötet. Gertrud Segel, Felix Landau Hochzeit in Drohobycz am 5.5.1943 An diesem Tag, der als wilder Donnerstag in die Geschichte einging, fielen 265 jüdische Drohobyczer Bürger der Willkür der NS-Besatzer zum Opfer. 3
Die Wandbilder des Bruno Schulz sind nach dem Ende des 2. Weltkriegs trotz intensiver Suche nicht wieder gefunden worden. Am 9. Februar 2001 entdeckte das Filmteam des Regisseurs Benjamin Geissler die lange verschollen geglaubten Bilder bei den Dreharbeiten zu dem preisgekrönten Dokumentarfilm Bilder finden. Am 17. Februar 2001 führte eine von den Regierungen beauftragte polnisch-ukrainische Expertenkommission auf Einladung von Benjamin Geissler erste Freilegungsarbeiten durch. Das polnische Kulturministerium fertigte im März 2001 eine ausführliche Expertise zu den Wandmalereien an. Auch das BKM in Deutschland war mit dem Vorgang befasst. Im Mai 2001 wurden drei Fragmente dieser Wandmalereien von Mitarbeitern der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem in einer verdeckten Aktion aus den Wänden der Villa herausgetrennt und illegal nach Israel ausgeführt. Dabei wurde die Gesamtkomposition zerstört. Das Vorgehen Yad Vashems führte zu einer weltweiten Kontroverse. Am 9. Juni 2001 gelang es Benjamin Geissler den Schaden in der Bilderkammer filmisch und fotografisch zu dokumentieren. Auf Betreiben von Benjamin Geissler traf am 11. Juni 2001, erneut die polnisch-ukrainische Expertenkommission ein, um den Schaden offiziell zu dokumentieren. Das Resultat wurde in einer zweiten Expertise des polnischen Kulturministeriums ausführlich beschrieben. 2002 entnahmen ukrainische Restauratoren 4
weitere fünf Fragmente aus den Wänden der Bilderkammer, die in Ausstellungen in der Ukraine und in Polen gezeigt wurden. Im Februar 2009 wurden die anderen drei Fragmente in einer Ausstellung in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem präsentiert. Im Frühjahr 2010 befasste sich Benjamin Geissler erneut mit den Wandmalereien. Im Auftrag des Jüdischen Museums in Stockholm, das eine Ausstellung über Franz Kafka und Bruno Schulz vorbereitete, entstand der Loop Wem gehört das Erbe? Oder die Wandmalereien des Bruno Schulz in Drohobycz. Kooperationspartner der Ausstellung Franz Kafka und Bruno Schulz Meister des Grenzlands, 4.10.2010 14.3.2011 im Jüdischen Museum Stockholm waren: das Tschechische Zentrum Stockholm, das Polnische Institut Stockholm, das Literatur-Museum Warschau, das Jüdische Historische Institut Warschau, das Polnische Buch- Institut Krakau, die Franz-Kafka-Gesellschaft Prag, die Jüdische Bibliothek Stockholm und Benjamin Geissler. Die Ausstellung fand mit Unterstützung der Schwedischen Akademie (Literatur- Nobelpreis-Komitee) und dem Training-Board der Stadt Stockholm statt. 5
DIE VIRTUELLE REKONSTRUKTION Aus der Verantwortung für diesen Fund, die deutsche Geschichte und die tragische Zerstörung der Wandmalereien des Bruno Schulz entschloss sich Benjamin Geissler mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und Materialien eine virtuelle maßstabsgetreue Rekonstruktion der Bilderkammer herzustellen. Diese umfasst zeitlich alle Phasen: vom Fund über die verschiedenen Zerstörungen bis hin zur virtuellen Rekonstruktion mit allen bekannten Fragmenten. Um hohen wissenschaftlichen und künstlerischen Standards zu genügen, war der erbrachte Arbeitsaufwand beträchtlich. Einen ersten Eindruck vermittelt die DVD Finding Pictures 2nd Edition. Zum ersten Mal wird hier filmisch die Gesamtkomposition der letzten Arbeit von Bruno Schulz erfassbar. Und auch wird eine weitere Zerstörung der Wandbilder, zwischen dem 9. und dem 11. Juni 2001, durch Unbekannte, sichtbar. Mit der vom BKM geförderten wissenschaftlich-restauratorischen Arbeit: Fundstücke und die virtuelle Rekonstruktion der Bilderkammer mit den Wandmalereien des Bruno Schulz entstanden die 4 Wände der Bilderkammer in High Definition. Sie sind die Grundlage für die mobile Installation und für eine zukünftige restauratorische Zusammenführung der Original-Fragmente. 6
PRÄSENTATION DER AUSSTELLUNG Der Betrachter der Installation wird mit einem eigenartigen Eindruck konfrontiert. Während er sich auf den realen Holzdielen des maßstabgetreuen Nachbaus der Bilderkammer bewegt, verändern sich die Projektionsflächen der vier Wände. 7
Alle Phasen vom Zustand der Entdeckung über die verschiedenen Zerstörungen bis zur Rekonstruktion mit allen bekannten Fragmenten ziehen an ihm in langsamen Überblendungen vorüber, begleitet von leiser, für diesen Zweck komponierter Musik. Doch weder die technischen Details, noch der erhebliche Aufwand, der hinter dieser Arbeit steht, werden für ihn sichtbar. Zehn visuelle Schautafeln im Wechselrahmen-Format A1 für multilinguale Texte geben dem Betrachter Erläuterungen zu Bruno Schulz, Drohobycz, der Entstehungsgeschichte der Bilderkammer, der virtuellen Rekonstruktion, der Deutung der Fragmente und dem bedeutenden Einfluss von Schulz als Inspirationsquelle auf Künstler weltweit. Konzeptionell ist diese Arbeit so angelegt, dass sie ein breites älteres wie auch jüngeres Pu blikum neugierig macht, anspricht und zusammenführt. Denn in dieser Bilderkammer verbinden sich Zeitgeschichte, Kunst und die virtuellen Welten der Gegenwart auf höchstem restauratorischem, künstlerischem und technischem Niveau. So entsteht eine zugängliche Klarheit, die zu Reflektion und Austausch anregt. Durch die Ausstellung Franz Kafka und Bruno Schulz Meister im Grenzland in Stockholm (2010/11), und durch das Bruno Schulz Jahr 2012 (120 Jahre nach seiner Geburt und 70 Jahre nach seinem Tod) wird das Interesse an diesem Künstler und seiner Arbeit weltweit steigen. Bis heute hat Bruno Schulz bereits ungezählten, teils berühmten Künstlern verschiedener Generationen als unerschöpfliche Inspirationsquelle gedient. Außerdem ist derzeit ein Ausstellungskatalog in Vorbereitung. 8
RAHMENPROGRAMM Das Rahmenprogramm wird nach den Bedürfnissen und Möglichkeiten der lokalen Veranstalter mit Benjamin Geissler und der Umweltbibliothek abgestimmt. LESUNGEN 1. Bruno Schulz 2. Autoren über Bruno Schulz. FILM Bilder finden von Benjamin Geissler, D 2002, 103 Min. über Suche, Finden und Zerstörung der Wandmalereien von Bruno Schulz. DVD, untertitelt auf Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Polnisch. Sanatorium pod Klepsydrą von Wojciech Jerzy Has, PL 1973-119 min. Street of Crocodiles von den Brothers Quay, UK 1986-21 min. HÖRSPIEL Zwillingsgassen von Christian Geissler, 39 37 Min. SWR 2003 - mit direkten Bezug zur Bilderkammer von Bruno Schulz. VORTRÄGE UND PANEL-DISKUSSIONEN mit Benjamin Geissler, Andreas Schönfelder, weiteren Teilnehmern und dem Publikum über 1. Entstehungsgeschichte von Film und Bilderkammer. 2. Bruno Schulz und sein Einfluss auf Künstler weltweit. 3. Drohobycz, Grenzregionen, wechselnde Einflusssphären und die historischen Zusammenhänge, die bis in den Alltag der Gegenwart nachwirken. 4. Internationales Recht: eine kritische Perspektive über Kontrolle, Zugang und Besitz von Kunst, sowie den Broterwerb von Künstlern. 5. virtuelle Welten und der Augenkontakt mit dem Publikum. 9
GRUNDRISS BILDERKAMMER INSTALLATION Mindestmaße des Ausstellungsraums: 12,23 x 8,73 x 3,65 m (Höhe) 10
VERSAND UND AUFBAU / ABBAU DER INSTALLATION Die Installation ist in 6 Flight Cases verpackt angeliefert. Für den Aufbau der Installation benötigen 2 Person 2 Arbeitstage. Für den Abbau der Installation werden ebenfalls 2 Person 2 für Arbeitstage benötigt. In den Flight Cases befinden sich auch das Bordwerkzeug und Ersatz- bzw. Verschleißteile für die Installation. Am Ausstellungsort durch den Veranstalter zu stellen: 1 Ausstellungsraum Mindestmaße: 12,23 x 8,73 x 3,65 m (Höhe). Der Ausstellungsraum muss nicht verdunkelt werden. 1 Zwillingsleiter, Arbeitshöhe: 2,5 Meter = 8.2 feets 1 Roll-Gerüst, Arbeitshöhe: 3,5 Meter = 11.48 feets 10 Aufhängungsvorrichtungen für A 1 Wechselrahmen an den Wände des Ausstellungsraums Stromspannung: 230 V oder 110 V Bewachung des Ausstellungsraums, sowie Ausstellungsversicherung gegen Beschädigung und Totalverlust (100.000 Euro). DAS BAUTEAM Künstlerische Leitung: Benjamin Geissler, Hamburg Maler, Grafiker und Objektmacher: Friedrich Stellmach, Barnitz Baubühne: Martin Schulz-Libotte, Todendorf Komponist: Guglielmo Pagnozzi, Venedig, Italien Produktion: Umweltbibliothek Großhennersdorf e.v., Andreas Schönfelder KONTAKT Weitere Informationen erhalten Sie auf Anfrage: 2001 2011 by Benjamin Geissler Grandweg 90 B D-22529 Hamburg Ph.: +49-40-5516682 Mobil: +49-174-3149982 E-mail: info@benjamingeissler.de www.benjamingeissler.de Foto s auf Seite 1 rechts, und Seite 8: 8/2011 by Eleonora Cucina, E-mail: eleonoracucina@googlemail.com Produktion: Umweltbibliothek Großhennersdorf e.v. Projektleitung: Andreas Schönfelder Am Sportplatz 3 D- 02747 Großhennersdorf Fon (03 58 73) 4 05 03 Fax (03 58 73) 3 09 21 mail@umweltbibliothek.org www.umweltbibliothek.org 11