Vom RC Amberg erreichte uns ein interrasantes Gemeindienstprojekt, welches wir den Clubs im Distrikt 1880 nachfolgend vorstellen wollen. Es handelt sich um eine Projekt, welches sich mit der weit verbreiteten Lese- Rechtschreibschwäche, kurz LSR beschäftig und Wege aus der für die betroffenen Kinder oft katastrophalen Situation aufzeigt. Wer Näheres wissen möchte, kann sich gerne mit Freund Emil Schmid vom RC Amberg per E-Mail agrarservice@asamnet.de oder unter 09661 / 4657 oder 0171 / 174 03 51 in Verbindung setzen. Adresse: Emil Schmid Rosenbergerstr. 57 92237 Sulzbach - Rosenberg Gemeindienstprojekt 2003/2004 RC Amberg Es ist erwiesen, dass ca 10-15 % aller Schulanfänger Probleme haben, Lesen und Schreiben zu erlernen. Diese Kinder leiden unter der sogenannten Lese Rechtschreibschwäche (LRS) Bevor man aber über LRS spricht, sollte man sich erst mal in die Lage eines ABC Schützen versetzen: Zunächst herrscht bei ihm meist Freude und Begeisterung, dass er jetzt zu den Grossen gehört und bald lesen und schreiben kann. Ca. Ende November aber stellen die von LRS betroffenen Kinder fest, dass sie nicht mit der Klasse mithalten können, dass andere Kinder viel schneller lesen und schreiben können. Nun beginnt die Zeit der familiären Probleme:
- Stundenlang Hausaufgaben üben, lesen üben, Nachhilfe, Druck von den Eltern. Gleichzeitig zeigen sich massive soziale Probleme: - Die Kinder ziehen sich von den Klassenkameraden zurück, sie werden aggressiv, - von Mitschülern verspottet und in der Klasse zum Außenseiter. Die Folge sind verstärkt psychische Probleme: - Selbstzweifel, starke Schulangst bis hin zur Schulverweigerung, in späteren Jahren sogar Suizidgedanken. Welche Hilfe ist jetzt noch möglich: - Eigentlich keine, und wenn doch, dann sehr teuer und vor allem viel zu spät. Das Kind hat "dicht gemacht", es lässt keinen mehr an sich ran. - Angst, sich mit jedem Wort noch mehr zu blamieren, Angst vor jeder schriftlichen Aufgabe. Warum ist das so? Kinder haben noch nicht gelernt, dass es Niederlagen gibt, sie können damit nicht umgehen und sie verschließen sich. Sind diese Kinder dumm? faul? dumm und faul? Milieu geschädigt? Kaum, viel eher haben diese Kinder eine Lese-Rechtschreib-Schwäche. LRS Kinder sind normalerweise durchschnittlich bis sehr intelligent. ------------------------------------------------------------------------------------------------- 3 wichtige Voraussetzungen braucht ein Mensch, um lesen zu lernen: - Ein gutes Gedächtnis - visuelle Aufmerksamkeitssteuerung - phonologische Bewusstheit 1.) Man braucht ein gutes Gedächtnis und genau so wichtig die Fähigkeit, aufmerksam zu sein.
2.) Ebenso notwendig ist die visuelle Aufmerksamkeitssteuerung. Ein Kind muss die Unterschiede an verschiedenen Buchstaben als bedeutsam erkennen können. Die phonologische Bewusstheit ist die dritte wichtige Voraussetzung. Man versteht darunter die Fähigkeit, Einsicht in den lautlichen Aufbau einer Sprache zu gewinnen. Kinder müssen erkennen können, dass das, was wir sprechen, aus einzelnen Lauten besteht. Diese Laute kann man aus einem Wort heraushören oder man kann sie zu einem Wort zusammenziehen. Die phonologische Bewusstheit im weiteren Sinne umfasst Fähigkeiten wie Reimen oder Wörter in Silben zu zerlegen, dies kann auch von Vorschulkindern schon gut bewältigt werden. (Kinderverse, Abzählreime, Silbenklatschen) LRS ist also keine Störung, die ein Kind plötzlich bekommt, sondern Zeichen einer partiellen Entwicklungsverzögerung, die sich bereits durch die gesamte Kindheit durchgezogen hat. LRS wird man auch nicht so ohne weiteres einfach wieder los wie eine Krankheit, sondern LRS begleitet die Kinder meist durch die ganze Schulzeit und auch noch später im Berufsleben. LRS verbaut und zerstört Kindern eigentlich das ganze Leben!!! LRS stört massiv das Familienleben!!! LRS Kinder haben meist keine faire Chance, wenn es darum geht, eine höhere Schule zu besuchen. Bei etwa 10-15% (Buben wesentlich mehr als Mädchen) aller Kinder ist die phonologische Bewusstheit nicht oder noch nicht voll ausgebildet. Mit Hilfe des Bielefelder Screenings (Früherkennung von Risiko - Kindern im Vorschulalter) können nun die Erzieherinnen alle Vorschulkinder testen. Es liegen inzwischen genügend Ergebnisse vor, die den Nachweis erbracht haben, dass die phonologische Bewusstheit bereits im Vorschulalter erfolgreich gefördert werden kann, d. h. im Klartext eigentlich nur im Kindergarten. eine Förderung der phonologischen Bewusstheit bessere Lese- Rechtschreibe- Leistungen in der Grundschule nach sich zieht geförderte Risikokinder in der Regel nicht zu Problemkindern in der Schule werden.
Bielefelder Screening Jedes Kind wird einzeln von einer Erzieherin einzeln getestet. Das ist sehr wichtig, denn nur so hat die Erzieherin die Möglichkeit, Teilschwächen des Kindes zu erkennen. Dabei wird auch die visuelle Wahrnehmung überprüft. Während der einzelnen Test wird das Kind nicht gelobt, erst nach Abschluss des Test erhält jedes Kind ein gebührendes Lob. Die Auswertung der Test erfolgt nach einem genauen Schema. Wenn ein Kind bestimmte Werte nicht erreicht, dann liegt er Verdacht einer LRS vor. Derart auffällige Kinder werden nun in einer Fördergruppe trainiert. Dieses Förderprogramm besteht aus Hör- und Sprachspielen nach dem Würzburger Trainingsprogramm. 20 Wochen lang werden die erkannten Risikokinder täglich ca. 15 min in der Gruppe nur mit anderen Risikokindern nach dem Würzburger Programm trainiert: Hören, Lauschen, Lernen. Anschließend erfolgt ein Nachtest. Es ist nicht das Ziel, dass die Kinder lesen oder schreiben lernen, sondern dass sie hören und umsetzen, was sie hören. Warum ist das gerade im Kindergarten viel erfolgreicher als in der Schule? Einmal, weil Kinder in diesem Alter sehr aufnahmefähig sind. Die Kinder wissen eigentlich gar nicht, dass sie trainiert werden, sie haben noch keine negativen Erfahrungen gemacht. Sie empfinden dieses Training eher als Auszeichnung. Sie werden von anderen Kindern beneidet, dass sie in dieser "Reimgruppe" sind. Nach bisherigen Erfahrungen wurden bis zu 80 % der Risikokinder erfolgreich behandelt, wobei vor allem die Kinder, die beim ersten Test sehr schlecht abgeschnitten hatten, die größten Fortschritte erzielt haben. Nur ganz selten ist nach dem erfolgten "Nachtest" noch eine spezielle Förderung nötig. Wir glauben, dass sich dieses LRS Projekt ganz hervorragend für die Rotary Clubs eignet:
1) Man erreicht sehr viele Menschen. Bereits nach 2 Jahren Laufzeit erreichen wir fast alle Vorschulkinder des Landkreises Amberg - Sulzbach sowie der Stadt Amberg. (Über 85 % aller Kindergärten beteiligen sich bereits an diesem Projekt). 2) Die Ausbildung der Erzieherinnen erfolgt wesentlich schneller als bei ähnlichen Projekten (Freunde), weil bei LRS nur eine Erzieherin des Ki-Ga geschult wird. ( Bei sehr großen Ki-Gas haben wir 2 Erzieherinnen geschult). Pro Kurs haben die Psychologen problemlos bis zu 30 Erzieherinnen ausgebildet. 3) Die Kosten sind deutlich geringer als bei Freunde, wir haben für unser nahezu flächendeckendes Projekt pro Lehrgang ( 3 gesamt) ca. ¼- bezahlt. 4) Wir rechnen zwar damit, dass in einigen Jahren bedingt durch personelle Änderungen eine erneute Schulung stattfinden muss, aber mit Sicherheit nur in einigen Ki-Gas, so dass die Folgekosten als relativ unbedeutend angesehen werden. 5) Dieses Projekt ist eine ideale Ergänzung zum Freunde- Projekt, denn es ist auffallend, dass lernschwache und sozial auffällige Kinder leichter zum "Problemlöser Suchtmittel" greifen. Durch unsere Initiative werden viele Kinder eine weiterführende Schule besuchen können, die sonst keine Chance dafür gehabt hätten.