QUARTERLY ROHÖL DIETRICH MATESCHITZ PACKT DIE STIERE BEI DEN HÖRNERN THEMEN-SCHWERPUNKT WIE MONTBLANC IM UHRENGESCHÄFT FÜR FURORE SORGEN WILL



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Transkript:

2 15 QUARTERLY DAS MAGAZIN FÜR ANLAGEN, TRENDS UND TECHNOLOGIEN BY LEONTEQ BUSINESS TRAVEL 48 STUNDEN IN MONACO GROSSES INTERVIEW DIETRICH MATESCHITZ PACKT DIE STIERE BEI DEN HÖRNERN ZUKUNFT PHARMAINDUSTRIE MIT PRÄCHTIGEN AUSSICHTEN MASSGESCHNEIDERT WIE MONTBLANC IM UHRENGESCHÄFT FÜR FURORE SORGEN WILL THEMEN-SCHWERPUNKT ROHÖL

2 EDITORIAL Liebe Kunden Im zweiten Quarterly nach dem Relaunch freuen wir uns, Ihnen erneut einen interessanten Unternehmer zu präsentieren: Dietrich Mateschitz oder auch bekannt als Gründer der erfolgreichen Softdrinkfirma Red Bull. Mateschitz ist es gelungen mit geschickten Marketing-Ideen Red Bull innerhalb weniger Jahre zur Weltmarke zu positionieren. Dass er trotz des mittlerweile allseits bekannten Spruchs «Red Bull verleiht Flügel» bodenständig geblieben ist, zeigt seine Einstellung zum Thema Luxus. Ein weiterer ehrgeiziger Unternehmer im Interview ist Jérôme Lambert, CEO von Montblanc. Er möchte nun auch im Uhrengeschäft für Furore sorgen. Apropos Flügel: wir konnten mit Alexander Lehmann einen ehemaligen Windsurf-Profi gewinnen, um über die immer beliebtere Funsportart «Kitesurfen» zu berichten. Galt das Kitesurfen vor wenigen Jahren als äusserst gefährliche Sportart für Freaks, bieten nun deutlich ausgereiftere Systeme tausenden von Sportlern weltweit eine wesentlich höhere Sicherheit bei gleichem Fun-Effekt. Der Weg vom Wasser zum Öl ist manchmal kürzer als man denkt, womit wir schon beim Schwerpunktthema «Rohöl» sind. Der Ölpreis ist in den vergangenen Monaten enorm gesunken. Während die USA Förderkapazitäten allmählich zurückfahren, konnte sich die OPEC (noch) nicht zu einer Drosselung durchringen. Der starke Preisverfall beim Rohöl trifft Öl- und Gasaktien hart. Hier könnte ein erster Megadeal Vorbote einer weiteren Konsolidierung sein. Zuletzt gehen wir auf die Bedeutung der Fracking-Fördermethode ein. Fracking liess die Produktion in einigen Ländern regelrecht explodieren. Beim Thema «Zukunft» befassen wir uns in dieser Ausgabe mit der Pharmabranche. Insbesondere in Asien wird der steigende Wohlstand zu mehr Ausgaben für die Gesundheit und gleichzeitig höheren Umsätzen bei Pharmakonzernen führen. Ihnen wünsche ich anregende Einblicke beim Lesen der neuen Ausgabe. Jan Schoch CEO Leonteq Securities AG Herzlichen Dank für die zahlreichen positiven Feedbacks zu unserem Magazin.

INHALT 3 Inhalt STANDORT Die besten Tipps für ein Wochenende in Monaco. AUF EINEN BLICK Der Ölmarkt. Seite 4 NEWS Neues aus dem Hause Leonteq. Seite 6 PORTRÄT Fast & furios: Dieter Mateschitz. Seite 8 SPORT Schnell zu lernen und hoher Adrenalin-Faktor garantiert: Kitesurfen. Seite 14 8 INTERVIEW Der «Oberbulle» Dieter Mateschitz im seltenen Interview. 38 SPEZIAL: ROHÖL KAPRIOLEN BEIM SCHWARZEN GOLD Der Rohstoff Öl hat sich enorm verbilligt. Seite 18 18 KRÄFTIG ABGESCHMIERT Der starke Preisverfall trifft den Öl- und Gassektor hart. Seite 24 EIN LAND IM ÖLRAUSCH Die USA sind zurück. Seite 28 34 MASSGESCHNEIDERT Montblanc Die ehrgeizigen Ziele des Traditionshauses. ZUKUNFT Pharma ein grenzenloser und wachsender Markt. Seite 30 MASSGESCHNEIDERT Montblanc das Hamburger Traditionshaus will mehr. Seite 34 STANDORT Monaco hat mehr zu bieten als sein Casino. Seite 38 SPITZMARKE ERDÖL Alles auf Schwarz. GIMMICKS Alle Mann an den Grill! Seite 42 Impressum Herausgeberin Leonteq Securities AG Brandschenkestrasse 90, Postfach 1686 8027 Zürich, Schweiz Erscheinung: 3x im Jahr Druckauflage: 3 000 DE / 2 000 EN Konzeption + Realisation Leonteq & Axel Springer Schweiz AG Corporate Media, www.axelspringer.ch Chefredaktion Manuel Dürr manuel.duerr@leonteq.com Übersetzung Amelia Sassano Marketing Director Sandra Frank Dudler sandra.frank@leonteq.com Autoren Wolfgang Hagl Christian Ingerl Alexander Lehmann Oliver Klaffke Hubert Patterer Mark C. Schneider Christoph Wöhrle Bildnachweise Titel: Getty Images / Gerard Rancinan; Inhalt: Getty Images / Mark Thompson; Porträt: Getty Images / Gerard Rancinan (p. 9); Getty Images / Mark Thompson (p. 13); Öl: Royal Dutch Shell (p. 25), BP (p. 25); Montblanc: Simone Scardovelli (p. 36, 37); Illustration: Felice Bruno (p.40). Alle übrigen Bilder istock. Bestellung Abonnement Leonteq Securities AG sandra.frank@leonteq.com Tel. +41 58 800 1091 Fax +41 58 800 1010 Druck Staffel Medien AG, Zürich www.staffelmedien.ch Eine Wiedergabe auch auszugsweise von Artikeln und Bildern ist nur mit Genehmigung von Leonteq Securities AG gestattet. Jegliche Haftung für unverlangte Zusendungen wird abgelehnt. Rechtlicher Hinweis Diese Publikation dient nur zu Informationszwecken und ist kein Research; sie ist weder als Empfehlung zum Kauf bzw. Verkauf von Finanzprodukten noch als Angebot oder Einladung zur Offertenstellung zu verstehen. Die darin enthaltenen Angaben werden ohne jegliche Garantie oder Zusicherung bezüglich Korrektheit, Vollständigkeit oder Verlässlichkeit gemacht. Investoren wird ausdrücklich empfohlen, sich vor einer Investition in Finanzprodukte durch einen Fachmann umfassend und persönlich beraten zu lassen. Diese Publikation kann eine solche Beratung in keinem Fall ersetzen. Leonteq Securities AG 2015. Alle Rechte vorbehalten. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit wurde diese Publikation auf FSC-zertifiziertem Papier klimaneutral gedruckt und trägt so zu einer weltweiten nachhaltigen Waldbewirtschaftung bei. Es wurde ausschliesslich Ökostrom zur Herstellung dieser Publikation eingesetzt und die Auslieferung erfolgte mit einem Hybridauto.

4 AUF EINEN BLICK Der Ölmarkt Ein grosserteil des Ölhandels findet ohne Börsenbeteiligung direkt zwischen Lieferant und Abnehmer statt. Die Preise orientieren sich an den Kursen der internationalen Ölbörsen. Der dort festgestellte Marktpreis resultiert aus dem Angebot und der Nachfrage. Unterschiedliche Variablen wie das Wirtschaftswachstum, begrenzte Vorkommen, Fördermengen und Finanzmarktfaktoren, aber auch Ereignisse wie Naturkatastrophen, Kriege und politische Krisen können den Preis unter Druck bringen. DIESE FAKTOREN BEEINFLUSSEN DEN ROHÖLPREIS Steuern Oft soll eine hohe Besteuerung dazu führen, dass die Wirtschaft von fossilen Brennstoffen unabhängiger wird. Logistik & Infrastruktur Rohöl-Reserven in Barrel (Globaler Anteil) Fördermengen pro Jahr in Barrel (Globaler Anteil) Verbrauch pro Jahr in Barrel (Globaler Anteil) Niedrige Lagerbestände, komplexe Transportwege und fehlende Frachtkapazitäten verteuern das Öl. Währungsschwankungen Handelswert der Landesreserven, Durchschnitt Mai 2015, 60 USD pro Barrel Veränderungen im Dollarwechselkurs beeinflussen den Preis des Rohstoffes und umgekehrt. Nordamerika 233 Mrd. (14%) 18.7 Mio. (21%) 23.3 Mio. (24%) 13.95 Bill. Mittel- & Südamerika 330 Mrd. (19%) 7.6 Mio. (9.3%) 7.1 Mio. (7.8%) 19.81 Bill. Globale Nachfrage Wenn aufgrund einer guten Konjunkturlage der Bedarf steigt, die Fördermengen aber nicht zunehmen, steigt der Preis. OPEC Die OPEC-Länder kooperieren bei der Festlegung der Fördermengen stark und beeinträchtigen dadurch das Preisspiel der freien Marktkräfte. Politik Warme Winter, Entspannung in Krisengebieten mit Ölförderanlagen und das Abflauen der Konjunktur lassen den Preis fallen. REICHWEITE VON TREIBSTOFF AUS EIN BARREL ROHÖL 159 Liter 1 Barrel (bbl) 1 km 60 km = = Flugzeug Schiff QUARTERLY 2 15

5 Europa, Russland & Zentralasien 155 Mrd. (9.1%) 17.2 Mio. (20%) 18.3 Mio. (20%) Afrika 9.29 Bill. 129 Mrd. (7.6%) 8.3 Mio. (9.3%) 3.8 Mio. (4.3%) 7.75 Bill. Naher Osten 811 Mrd. (48%) 19 Mio. (21%) 23 Mio. (24%) 13.95 Bill. FÖRDERMENGEN UND EINKÜNFTE Asien-Pazifik- Raum 43 Mrd. (2.5%) 8.3 Mio. (9.4%) 31 Mio. (34%) 2.56 Bill. Global 1 700 000 000 000 000 Barrel 88 700 000 Barrel 92 100 000 Barrel 13 950 000 000 000 USD 100 km 1 000 km 1 800 km LKW PKW Motorrad

6 NEWS LOKAL Manuel Dürr (Mitte) im Gespräch mit Martin Raab (links) und Daniel Manser (rechts) bei der Preisübergabe in der Kategorie Bestes Edelmetallprodukt SWISS DERIVATIVE AWARDS 2015 5-fach ausgezeichnet Am 26. März 2015 wurde die Preisverleihung der Swiss Derivative Awards im AURA Zürich durchgeführt. Dabei feierte die Veranstaltung bereits das Jubiläum des 10-jährigen Bestehens. Die unabhängige Experten-Jury unter der Leitung von Prof. Dr. Marc Oliver Rieger hat die Leonteq Securities AG zum ersten Mal in der Geschichte der Swiss Derivative Awards mit fünf Preisen ausgezeichnet. Besonders erfreulich ist, dass Leonteq zum fünften Mal in Folge mit dem begehrten Award für «Top Service» prämiert wurde. Leonteq freut sich über die Anerkennung ihrer Arbeit mit diesen Awards und bedankt sich auch an dieser Stelle herzlich bei Ihnen für Ihre Stimme und Unterstützung. Auszeichnung Prädikat «Top Service» Dabei werden die Emittenten mit dem besten Anlegerservice prämiert. Kategorie Bester Market Maker Anlageprodukte Mit dem «Market-Making» (dt. Marktpflege) stellt die Emittentin sicher, dass in einem ausgegebenen Produkt jederzeit Geld- und Briefkurs mit ausreichendem Volumen gestellt sind und so die Marktliquidität gewährleistet ist. Leonteq erhält bereits zum vierten Mal in Folge den prestigeträchtigen Award für das beste Market Making im Bereich der Anlageprodukte. Kategorie Bestes Edelmetallprodukt Für den Inverse Barrier Reverse Convertible auf Gold. Es ist das einzige Produkt im Schweizer Markt, mit dem Anleger von seitwärtstendierenden oder sinkenden Goldpreisen profitieren können. Kategorie Bestes Produkt auf alternative Basiswerte Für das Tracker Zertifikat auf Zurich Insurance Dividenden Future 2017. Es ist das erste Produkt im Schweizer Markt, welches Anlegern Zugang zu Aktiendividenden Futures bietet. Special Award für den Public Constructor Die Jury würdigte die Tatsache, dass der Public Constructor die Transparenz hinsichtlich der Preisbildung eines Strukturierten Produktes auf ein neues Niveau hebt. Der Public Constructor ist seit letztem Jahr öffentlich auf der Leonteq Webseite www.leonteq.com abrufbar. QUARTERLY 2 15

7 GLOBAL INNOVATIVE PLATTFORM für Strukturierte Produkte in Asien-Pazifik Wir haben mit Avaloq, DBS und Numerix eine Absichtserklärung zur Implementierung eines integrierten Multi-Issuer-Systems für den Vertrieb von Anlageprodukten (IPDS) unterzeichnet. Die Kooperation soll das Angebot und den Vertrieb von Strukturierten Anlageprodukten weiterentwickeln. IPDS wird im Rahmen dieser Initiative an die Avaloq Banking Suite angebunden, wobei DBS als Pilotbank fungiert. Der Fokus liegt in der ersten Phase auf der Region Asien-Pazifik. Avaloq, DBS, Leonteq und Numerix sind übereingekommen, IPDS als Plattform für die folgenden Zwecke zu entwickeln: 1. Zugang zu Strukturierten Anlageprodukten von DBS und in Zukunft soll die Plattform auf weitere ausgewählte Emittenten sowie weitere Produkte und Instrumente ausgedehnt werden. 2. Web-basierte, multi-user-fähige Lösung, die von Numerix zur Verfügung gestellt wird; diese erlaubt auf der Grundlage von analytischen Daten die Strukturierung und Preisberechnung von Produkten in Echtzeit, bietet eine unmittelbare Preisstellung und ermöglicht einfache Handels- und Buchungsprozesse. 3. Zugang zu spezifischen automatisierten Dienstleistungen auf der integrierten Technologie- und Service-Plattform von Leonteq. 4. Anbindung an die Avaloq Banking Suite und damit vollautomatische Verarbeitung («Straight Through Processing») von Transaktionen in diesen Produkten. Die Kooperation ist eine ideale Ergänzung der Geschäftsstrategien und der jeweiligen Produkt- und Dienstleistungsangebote der vier Partner, sowohl in Asien als auch international. Den vier Partnern wird die Kooperation Ertrags- und Kostensynergien durch das Pooling von Infrastruktur-, IT- und weiteren Supportleistungen ermöglichen. Anleger in Strukturierten Anlageprodukten werden von verbesserter Qualität und Funktionalität profitieren. Jan Schoch, CEO Leonteq: «Die Kooperation zwischen den vier Partnern ist ein signifikanter Schritt hin zur Entwicklung einer hochinnovativen Anlageplattform. Dass wir dabei einen Buy-Side-Ansatz verfolgen, um die Dienstleistungsqualität aus Sicht des Kunden zu verbessern, macht diese Plattform einzigartig. Es ist eine Ehre für Leonteq, mit solch angesehenen Partnern zusammenzuarbeiten und die gemeinsame Expertise für diese Anlagelösung zu nutzen.»

8 DAS PORTRÄT DER ÜBERFLIEGER DIDI MATESCHITZ Der Selfmade-Milliardär Dietrich Mateschitz (70) hat Red Bull mit kreativen Marketing-Ideen zur Weltmarke gemacht. Hier verrät er, warum er Steuern auf Vermögen fair finde, die Politik allein kein Beruf sei und wohin er sich im Ruhestand zurückziehen werde. «Natur und gute Freunde sind für mich echter Luxus» it einem geschätzten Vermögen von M rund 10.8 Milliarden US-Dollar gilt Dietrich «Didi» Mateschitz (70) aus Sankt Marein im Mürztal als reichster Österreicher. Erworben hat es der damalige «Blendax»-Manager mit dem koffeinhaltigen Aufputschgetränk «Red Bull», das 1987 im Markt eingeführt wurde. Dietrich Mateschitz hält 49 Prozent am Unternehmen, die thailändische Unternehmerfamilie Yoovidhya 51 Prozent. Sobald der Kassenstand es zuliess, subventionierte Mateschitz eine Reihe von angesagten Extremsportarten und begründete damit seinen bis heute gültigen Ruf als Marketing-Genie. Momentan läuft allerdings nicht alles nach Plan: Mateschitz wichtigster Werbeträger, sein Formel-1-Team, fährt den anderen hinterher. Zudem hat sich nun auch noch Coca-Cola am Energiegetränkehaus und Konkurrenten Monster beteiligt. Mateschitz ist Absolvent der Hochschule für Welthandel in Wien. Seine Leidenschaft gehört den Flugzeugen, für die er in seiner Wahlheimat Salzburg den von Architekt Volkmar Burgstaller geplanten Hangar-7 errichten liess. Mit einer Spende von 70 Millionen Euro unterstützte der Unternehmer Forschungen zur Heilung von Querschnittlähmung.

9 Wir sind völlig transparent Interview: Kleine Zeitung Graz

10 DAS PORTRÄT Herr Mateschitz, die Marke Red Bull wirbt mit Extremsport und setzt auf die Ausreizung von Gefahr und Risiko. Verstehen Sie Kritiker, die das für ein ethisch fragwürdiges Konzept halten? Jeder Extremsportler, jeder Basejumper, jeder Motocrosser hat diesen Beruf ausgeübt, lange bevor wir ihn begleiten. Und wenn wir Events machen, dann lassen wir uns die nicht selbst einfallen, sondern es kommt meistens der Athlet auf uns zu. Dann versuchen wir das Risiko zu minimieren, machen Tests und bereiten uns monatelang penibel vor. Das Restrisiko bleibt. Es spielt einer Fussball und hat einen Herzinfarkt und fällt tot um. Hat man jemals den Bernie Ecclestone zur Verantwortung gezogen, wenn es in den 70er- oder 80er-Jahren einen tödlichen Unfall gegeben hat? Es ist die Passion der Athleten. Eine Milliarde Euro gibt Red Bull pro Jahr für globales Marketing aus Ich wünsche mir Politiker, die einen Beruf haben. Der Stratosflug von Felix Baumgartner hätte mit einer weltweit live übertragenen Tragödie enden können. Nein, hätte er nicht. Wir hatten Sicherheitsmassnahmen implementiert, über die wir öffentlich nicht gesprochen haben. Im schlimmsten Fall wäre Felix vielleicht ohnmächtig geworden, aber trotzdem heil heruntergekommen. In Amerika wurde Ihr Unternehmen verklagt, weil ein Konsument angeblich an den Folgen überhöhten Red-Bull-Konsums verstorben ist. Wie gehen Sie damit um? Das passiert fünf Mal im Jahr und nervt natürlich. Da muss man die amerikanische Justiz kennen, die Anwälte, die ihre Visitenkarten verteilen und sagen: Ich vertrete dich umsonst, dafür kriege ich 30 und mehr Prozent der Einnahmen. Wir haben meterhohe klinische und toxologische Untersuchungen zur Unbedenklichkeit, die Vorwürfe sind absurd. Und wenn die französische Regierung eine Steuer auf Energy-Drinks einführen will, dann tut sie das nicht, weil sie die Gesundheit schützen will, sondern weil sie damit 80 Millionen Euro für die leere

11 SPRUNG AUS DER STRATOSPHÄRE Felix Baumgartner stieg am 14. Oktober 2012 von der Walker Air Force Base bei Roswell in New Mexico (USA) mit einem Heliumballon in einer Druckkapsel in die Stratosphäre auf, um mit nur einem Schutzanzug und Fallschirm abzuspringen. Nach seinem Sprung erzielte er: - den mit 38 969.4 m bis dahin höchsten Absprung eines Fallschirmspringers, - den mit 36 402.6 m tiefsten freien Fall, - die mit 1357.6 km/h grösste im freien Fall erreichte Geschwindigkeit ohne Stabilisierungsschirm.

12 DAS PORTRÄT Staatskassa lukriert. Das ist Doppelmoral, Lug und Betrug. Coca-Cola hat teilweise dasselbe Problem, bei denen ist es halt der Zucker, bei McDonald s ein Konsument mit Übergewicht, bei Walmart ein frisch gewischter Fussboden. Solche Beispiele kann man endlos aufzählen. Ich halte es mit Viktor Frankl, der sagt, das ureigenste aller Menschenrechte ist das der Eigenverantwortung. Die braucht aber einen Rahmen. Den setzt bei uns der Staat so eng, dass von der Verantwortung des Einzelnen nichts mehr übrig bleibt. In der Pädagogik ist immer der Lehrer schuld oder das System, aber nie die Eltern oder die Jugendlichen selbst. Alles wird niederreglementiert. Man schreibt vor, dass ein Wegweiser auf einem Berg gelb Wenn ich morgen nicht mehr ins Unternehmen kommen will, wird man das nicht merken. und pulverbeschichtet sein muss und dass Schafe und Kühe auf der Alm Marken haben müssen, mit so und so vielen Farben, dass man schon fast keine Ohren mehr sieht. Ich glaube an Individualismus, nicht an Konformismus. Mich wundert, was die Menschen alles hinnehmen. Dass sie sich gefallen lassen, was die NSA macht, was die Staaten machen, was die EU macht. Irgendwann wird es zum Aufstand kommen. Wollten Sie nie Politiker werden? Nein, ich wäre völlig unbrauchbar. Da geht es um die politische Kultur. Ich finde es nicht richtig, dass es primär um die Machterhaltung der eigenen Partei geht, dass man durch Diffamierung und Diskriminierung der anderen Parteien überzeugen will und nicht durch die eigene Leistung. Das würde ich nie auf mich nehmen. Ich glaube auch nicht, dass es gut ist, dass man hauptberuflich Politiker ist. Was hat man da gelernt? Was ist das für ein Beruf? Fakten aus dem Leben von Dieter Mateschitz 116 Auf diesem Platz rangiert Dieter Mateschitz mit einem geschätzten Vermögen von USD 10.8 Mrd. auf Forbes Milliardärs-Ranking 2015. 5.6 Milliarden Dosen des Energygetränks Red Bull wurden 2014 verkauft, das bedeutet ein Plus von 0.2 Milliarden im Vergleich zu 2013. 1 Sohn (22) aus einer zweijährigen Beziehung; Mateschitz ist ledig. 7 Mateschitz s grosse Leidenschaft sind Flugzeuge, die er zum Teil im Hangar-7 in Salzburg ausstellt. Ein verantwortungsvoller und zeitraubender. Dass man rhetorisch gut ist? Dass man gut lügen kann? Dass man sich opportun verhalten kann? Das ist ja kein Beruf. Ich wünsche mir Politiker, die einen Beruf haben, Landwirt, Rechtsanwalt, Finanzmann, Wissenschafter, Professor, Unternehmer, Journalist, Kaufmann. Und wenn man in der Politik keinen Erfolg hat, das heisst seine Leistung nicht erbringt, dann geht man zurück in die Kanzlei oder auf den Bauernhof. Dann wäre zumindest einmal die Abhängigkeit von der politischen Partei aufgehoben. Und warum muss man überhaupt einer Partei angehören? Man verliert dadurch die besten Köpfe eines Landes, weil sie genau das nicht möchten. Im Kern ist es ganz einfach, in der Politik wie überall sonst auch: Es geht um Kompetenz und Charakter, um sonst nichts. Sie stellen sich mit Ihrem Produkt dem globalen Wettbewerb. Wie wettbewerbsfähig ist Österreich? Österreich könnte sein Potenzial besser ausschöpfen. Das gilt für Wissenschaft genauso wie für Technik, Forschung und Wirtschaft. Es gäbe in Österreich viele Marken, die das Potenzial hätten, auch international zu reüssieren. Warum das nicht allen gelingt, warum es vielleicht nicht einmal alle versucht haben, kann ich nicht beurteilen. Vielleicht haben sie von manchem zu wenig, Selbstvertrauen, Freude an der Herausforderung, Mut, und von manchem zu viel, Bequemlichkeit, Zufriedenheit. Aber vielleicht fehlt auch die Möglichkeit, so einen Schritt zu finanzieren. Es gibt Pläne, das Vermögen in Österreich stärker zu besteuern. Würden Sie das als glamourös Betroffener befürworten? Ja, eine Vermögenssteuer finde ich durchaus fair und legitim. Auch wenn man natürlich jetzt schon ein Zigfaches an Steuervolumen bezahlt. Wo zahlt das Unternehmen Red Bull Steuern? Es wird der gesamte Weltumsatz in Österreich versteuert. Es ist relativ bekannt von mir, dass wir völlig transparent sind. Wir haben keine Einkaufsgesellschaft in Hongkong, wir haben die Marke nicht auf den Cayman-Inseln. Wir zahlen, so wie es sich gehört, jeden Cent Steuer ohne irgendwelche Konstrukte. Aber in Ausnahmezeiten, und in denen

13 IN MARIA ALM auf einem Bauernhof am Fusse vom Steinernen Meer lebt Dieter Mateschitz. Seine Mutter (99 Jahre) wohnt bei ihm, in einem Gästehaus neben dem Bauernhof. bewegen wir uns, ist es die Verpflichtung des Einzelnen, sofern er dazu finanziell in der Lage ist, zusätzlich zu kontribuieren. Man könnte die zahlungskräftigen Grossunternehmen freiwillig zu einer solchen Einmalaktion oder meinetwegen über zwei, drei Jahre hindurch auffordern, einen solchen ausserordentlichen Beitrag zu leisten - vielleicht käme dabei mehr heraus, als man sich jetzt vorstellen würde. Sie würden das machen? Ja, solange es notwendig ist. Das Problem ist nur, dass es in Summe nicht viel helfen wird. Wenn Sie bei allen Arbeitnehmern fünf Euro im Monat einsparen, ist die Summe eine vielfach höhere, als wenn Sie den sogenannten Millionären Millionen wegnehmen. Was uns betrifft, machen wir ohnehin sehr viel. Und wenn es in Summe über das Machbare hinausgeht, dann müssen wir eben bei anderen Dingen einsparen, sei es im Sport, in der Wissenschaft, im sozialen Bereich oder sonst wo. Aber eines möchte ich schon noch anführen: Ich halte die Summe des Steueraufkommens in Österreich, als einem der höchstbesteuerten Länder, für durchaus ausreichend. Der Schlüssel ist eher die richtige Aufteilung. Aber noch einmal: Eine Vermögenssteuer erachte ich als durchaus legitim. Wie viel Steuern zahlt der Konzern? Das weiss ich jetzt nicht genau. Wenn Sie Mehrwertsteuer, Körperschaftssteuer, Lohnsteuer, Kommunalsteuer, dazu die Mehrfachsteuern und so fort zusammenzählen, dann sind das ein paar Hundert Millionen im Jahr. Die Schweiz wäre schonender. Ich hab einmal im Spass gesagt, wenn ich in die Schweiz ginge, könnte ich mir alle drei Monate eine Riesenvilla am Luganer See kaufen und verschenken, das Ganze viermal im Jahr, und es käme mir immer noch billiger als in Österreich. Wie definieren Sie Luxus? Die Intensität einer unversehrten Natur, ein kleiner Kreis an Freunden mit einer Affinität zum Humor und in der Art zu denken. Eine erfüllende Arbeit. Familie. Zeit, die Souveränität über sie und gelegentlich gut essen gehen. Auch ein ansehnliches Paar Ski und ein gescheites Bike für die Berge gehören dazu. Sie sind jetzt siebzig Jahre alt. Was haben Sie noch vor mit sich? Ich erinnere mich immer selber daran, dass es Zeit wäre, in Pension zu gehen. Mein Umfeld versichert mir, dass das keine besonders gute Idee wäre. Ich habe meine Arbeitszeit auf eine Drei-Tage- Woche reduziert, was mir zur Hälfte auch gelingt einzuhalten. Meinem vierköpfigen Konzernvorstand sage ich, ihr müsst euch langsam angewöhnen, Entscheidungen irgendwann ohne mich zu treffen, weil ich dann nur noch Holzknecht sein werde

14 SPORT KITESURFEN ÜBER DEN WELLEN Schnell zu lernen und hoher Adrenalin-Faktor. Hier erklärt die Wassersport-Legende Alexander Lehmann, was Kitesurfen so faszinierend macht. QUARTERLY 2 15

15 enige Momente vorher war der Strand W noch von Sonnenschein verwöhnt. Doch schlagartig verdunkelt sich der Himmel über dem Meer. Das dumpfe Grollen aus der Ferne lässt nicht nur die Seemöwen verstummen. Die leichte Seebrise aus nordwestlicher Richtung entwickelt sich binnen Minuten zu einem ernst zu nehmenden Sturm. Ich schmecke das Salz auf meinen Lippen, während aufgewirbelter Sand über die Dünen jagt und erste Sonnenschirme mit sich reisst. Fluchtartig verlassen Badegäste den Strand, raffen hastig ihre Handtücher und Picknickutensilien zusammen, während ich mich in aller Ruhe und mit zunehmender Vorfreude in meinen Neoprenanzug zwänge. Ich schultere meinen Kite und greife das Board, wohlwissend, dass mir eine actiongeladene Session in den Fluten der Ostsee bevorsteht. Adrenalin pur Lautlos über das Wasser jagen, angetrieben vom Wind zu meterhohen Sprüngen abheben und Wellen surfen, ohne dafür nur einen Schlag paddeln zu müssen: Kitesurfen garantiert Adrenalin pur und gehört zu den Wassersportarten mit dem grössten Actionfaktor. Hier wird die menschliche Faszination für das Überlisten der Schwerkraft mit Leichtigkeit Realität. Von der Kraft eines Lenkdrachens angetrieben, eröffnet das Kitesurfen eine neue Dimension für Funsportler. Scheinbar schwerelos katapultieren sie sich in Höhen von bis zu 20 Metern und profitieren dann von der Tragfähigkeit ihrer Drachen. Flugzeiten von über zehn Sekunden sind keine Seltenheit. Ob auf Flachwasser cruisen oder in Wellen surfen, die Facetten sind so vielseitig wie in kaum einer anderen Wassersportart. Von aussen betrachtet ist es ein wahrhaft artistisch anmutendes Spektakel und dennoch leicht zu erlernen. Ob jung oder alt, Freizeitsportler oder Sportfanatiker, Lernfortschritte stellen sich deutlich schneller ein als etwa beim Windsurfen oder Wellenreiten, denn der Kraftaufwand fällt entscheidend geringer aus. Dennoch ist Kitesurfen eine Sportart, die nahezu alle Muskelpartien des Körpers beansprucht und den Fitness-Aspekt in vollem Umfang erfüllt. DIE AUSRÜSTUNG Nichts kaufen ohne vorausgegangenen Kurs. Finger weg von Profi-Equipment, wenn man noch Anfänger ist. Rookies brauchen ein Kite, das sehr stabil schwebt, sich möglichst neutral bis gutmütig verhält. Richtig wichtig ist das Safety-System: Es muss in der ersten Stufe eine rasche Zugminimierung bieten und in der zweiten Stufe eine komplette Trennung vom Kite mittels Schnelltrennmöglichkeit an der Safetyleash.

16 SPORT TRICKS GEHÖREN DAZU Abfolge des bei Kitern beliebten Back Roll An oder aus im Wasser liegen oder über selbiges gleiten: Beim Kitesurfen gibt es keinen Kompromiss. Und genau dieser Umstand trägt dem raschen Erfolg der Sportart Rechnung. Während man sich beim Windsurfen nicht selten über Jahre quälen muss, ehe man sich in den Fussschlaufen stehend und im Trapez eingehakt gleitend über das Wasser bewegt, hat man beim Kitesurfen bereits nach wenigen Stunden erste Erfolgserlebnisse. Denn im Gegensatz zum Windsurfen, der Mutter aller Funsportarten, trägt einen das Board aufgrund mangelnden Volumens nicht und so fährt man, den Kite in die richtige Richtung gelenkt, sofort von 0 auf 100 in den Gleitzustand. Und dieses besondere Gefühl ist es, was die Faszination aller Funsportarten ausmacht. Ob Snowboarden im Tiefschnee, Windsurfen, Wellenreiten, Wakeboarden oder eben Kitesurfen: das Gefühl des schwerelosen Gleitens ist es, was die Menschen elektrisiert und nicht mehr loslässt. Und beim Kitesurfen hat man dieses Gefühl bereits nach kurzer Zeit. Oder man liegt nur im Wasser. Gewaltiges Interesse Galt Kitesurfen noch vor wenigen Jahren als äusserst gefährlicher Sport, gehören die Zeiten von unausgereiften Systemen, Material aus der Bastlerwerkstatt und «learning by doing» längst der Vergangenheit an. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, als um die Jahrtausendwende vereinzelt verwegene Gestalten auf dem Wasser zu sehen waren, die sich von riesigen Lenkdrachen auf einem Windsurf- oder Wellenreitboard ziehen liessen. Damals wurden sie als Freaks bezeichnet, denn kaum jemand konnte mit diesem merkwürdigen Treiben so richtig etwas anfangen. Heute gelten die damaligen Freaks, wie Flash Austin oder Robby Naish, als Synonyme für die Geburt einer Sportart, die heute Tausende Wassersportler weltweit in ihren Bann zieht. Von jungen Wilden bis hin zu sportlichen Senioren hat das Kitesurfen mittlerweile Liebhaber in allen Altersgruppen und gesellschaftlichen Schichten gewonnen. Einer der Gründe für diese rasante Entwicklung ist sicherlich, dass der Ursprung des Kitesurfens die Faszinationen verschiedenster Sportarten vereint. Elemente vom Windsurfen, Wellenreiten, Paragliding, Wakeboarden und Skaten dienen auch heute noch als Inspiration. Die Zugangsbarrieren sind relativ gering und auch der Materialaufwand ist verglichen mit dem Windsurfen überschaubar. Ein Schirm hat zusammengepackt gerade mal die Masse eines Rucksacks und eine komplette Ausrüstung lässt sich problemlos in einem Sportwagen transportieren. Hinzu kommt die nahezu grenzenlose Freiheit bei der Wahl des Spots. Natürlich gelten aber auch für Kitesurfer Regeln: Badezonen, Schifffahrtsstrassen oder Naturschutzgebiete sowie ausgewiesene Verbotszonen müssen gemieden werden. Darüber hinaus kann aber im Grunde jede «Pfütze», die mit Wind versorgt wird, zum Kitespot werden. Demnach ist der Sport nicht nur an der Küste erlebbar. Beim Kiten gilt das Entweder-Oder-Spiel: Entweder Du liegst im Wasser oder Du gleitest. Vor zehn Jahren war Kitesurfen noch relativ eingleisig gestrickt und von etablierten Funsportlern auch gerne belächelt. Auf einem Board stehend wurden die Akteure von ihren Drachen gezogen und hoben zwischendurch für Sprünge von der Wasseroberfläche ab. Viel mehr war Kitesurfen zu diesem Zeitpunkt nicht. Aufgrund der schnellen Weiterentwicklung, bei der noch lange kein Ende in Sicht ist, existieren heute diverse Spielarten auf dem Wasser. Durch innovative Beeinflussung von bereits bestehenden Boardsportarten wie dem Wakeboarden, entstanden binnen weniger Jahre manigfaltige Ausprägungen. Unter dem Überbegriff Freestyle entwickelten sich die Disziplinen Oldschool, Newschool und Wakestyle und abseits von hohen Sprüngen traten die Disziplinen Kiterace, Speed und Wave auf die Bildfläche. Ob Kiten auf Hindernissen wie Slidern und Kickern (bekannt aus dem Wake- und Snowboarden), Wavekiten mit oder ohne Schlaufen, oder das relativ neue Wakeskaten, bei dem der Fahrer auf einem Skateboard ähnlichen Brett steht, den Ideen sind keine Grenzen gesetzt. QUARTERLY 2 15

17 Der bereits seit zehn Jahren an der Nordseeküste von St. Peter-Ording stattfindende Kitesurf World Cup ist mit einer viertel Million Besucher die grösste und zugleich reichweitenstärkste Kite-Veranstaltung der Welt geworden und verdeutlicht das mittlerweile gewaltige Interesse am Kitesport. Jedes Jahr sind steigende Aktivenzahlen zu verbuchen. Höhenflug mit Suchtgefahr! Wer einmal auf den Geschmack gekommen ist, den wird der Ruf des Windes nicht mehr loslassen Suchtgefahr garantiert. Diese Sucht packte bereits vor Jahren auch den Self-Made-Milliardär Richard Branson, der Ende 2014 kurzerhand die internationale Kitesurforganisation PKRA (The Professional Kiteboard Riders Association) kaufte, um unter neuem Namen «Virgin Kitesurf World Championships» die Sportart auf das nächste Level zu heben. Auch Richard Branson sagt man nach, dass er an windigen Tagen unruhig wird und ihn eine unsichtbare Macht aufs Wasser zieht. Vor allem dann, wenn der Himmel dunkel wird, aus einer leichten Brise ein handfester Sturm wird und die fliegende Gischt das Meersalz auf den Lippen hinterlässt. 1 2 Kaum jemand kennt die Funsport-Szene so gut wie der ehemalige Windsurf-Profi Alexander Lehmann (42). Er ist Gründer des Kitemagazins «Kitlife» und einer der Urväter des Ocean Jumps, der jedes Jahr während der Kieler Woche viele tausend Fans anlockt. 4 6 8 5 7 DIE BESTEN KITE-SPOTS DER WELT 9 Rookie Stehreviere bieten Anfängern die besten Bedingungen. Im knietiefen Wasser ist es einfacher, den Widerstand im Kitesegel aufzubauen. Top-Reviere: Fehmarn 1, Westrügener Bodden 2 und Mauritius 3. 3 Semi Am besten eignet sich ein möglichst vielseitiger Mix aus Flachwasser und kleineren Wellen zum Springen. Top-Reviere: Deutsche Nordseeküste 4 (St. Peter Ording), Holländische Küste 5 und die Nordküste Brasiliens 6 (z.b. Fortaleza). DIE BESTEN KITE-SPOTS DER WELT Für Anfänger, Fortgeschrittene und Könner Pro Geübte Kiter suchen viel Wind für einen hohen Druck im Segel und Wellen für die Akrobatik. Top-Reviere: Der Norden Dänemarks 7 (Hanstholm, Klitmøller), Bretagne 8, Mauritius 9 (one eye).

18 ÖL SPITZMARKE ROHÖL KAMPFZONE ROHÖL QUARTERLY 2 15

DIE NACHFRAGE STAGNIERT, NEUE MACHTVERHÄLTNISSE ENTSTEHEN WER WIRKLICH DAS AUF UND AB DES ÖL- PREISES BESTIMMT. DER KRIMI RUND UMS SCHWARZE GOLD IN 3 KAPITELN. 19

20 ÖL Fördern, aufbereiten, liefern: Produktionsprozess der Ölindustrie Kapriolen beim schwarzen Gold Öl hat sich enorm verbilligt. Während die USA Förderkapazitäten allmählich zurückfahren, konnte sich die OPEC (noch) nicht zu einer Drosselung durchringen. Die geopolitische Grosswetterlage spielt hier eine zentrale Rolle. Pro Tag werden weltweit mehr als 92 Millionen Barrel Öl verbraucht. er Mensch des 21. Jahrhunderts D kommt am Erdöl noch längst nicht vorbei. Trotz aller Bemühungen, den Anteil an regenerativen Energieträgern auszubauen, ist und bleibt das überwiegend aus Kohlenwasserstoffen bestehende zähflüssige Gemisch der mit Abstand wichtigste Rohstoff. Pro Tag verbrauchte die Welt laut Zahlen der U.S. Energy Information Administration (EIA) im vergangenen Jahr mehr als 92 Millionen Barrel Öl. Knapp die Hälfte dieser Menge entfiel auf die 34 Mitglieder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. In ihren Projektionen geht die US-Regierungsbehörde davon aus, dass der Bedarf der OECD-Länder langfristig stagniert. Dagegen rechnen die Experten vor allem in Asien mit einem rasant steigenden Energieverbrauch. Bis 2040 soll sich der Ölkonsum in der Region gegenüber dem Niveau von 2010 auf 43.2 Millionen Barrel pro Tag mehr als verdoppeln. Der immense Energiehunger der Schwellenländer könnte den globalen Verbrauch laut EIA in den kommenden 25 Jahren auf gut 119 Millionen Barrel pro Tag erhöhen. Vor diesem Hintergrund wirkt die jüngste Entwicklung an den Warenterminmärkten geradezu grotesk. Hier stehen zwei Futures im Mittelpunkt des Interesses. Neben der US-Gattung Western Texas Intermediate (WTI) handelt es sich dabei um die Nordseesorte Brent. Bis Mitte 2014 bewegten sich beide Kontrakte auf einem relativ hohen Niveau. Doch dann setzte eine scharfe Korrektur ein. Brent und WTI verbilligten sich innert sieben Monaten um nahezu 60 Prozent. Erst Anfang 2015 konnte sich das schwarze Gold etwas stabilisieren. Eine gewisse Rolle dürfte bei dem Abverkauf der erstarkte US-Dollar gespielt haben. Beispielsweise wertete der Greenback in Relation zum Euro innert zwölf Monaten um mehr als ein Viertel auf. Seit jeher zeigt die US-Valuta eine gegenläufige Korrelation gegenüber den Rohstoffpreisen. QUARTERLY 2 15