Kapitel 5: Die Entwicklung eines Fragebogens in Einzelschritten (Aufgabe 5.4, S. 80)



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Kapitel 5: Die Entwicklung eines Fragebogens in Einzelschritten (Aufgabe 5.4, S. 80) Die Aufgabenstellung (S. 80 im Buch) war: Sie möchten herausfinden, welche Arten von Korrekturen erwachsene Teilnehmer von Volkshochschul-Sprachkursen bevorzugen. Entwickeln Sie eine Strategie für eine Befragung und den Fragebogen. 1. Zunächst einmal müssen Sie natürlich Ihre Untersuchungsfrage so klar wie möglich formulieren. Dazu gehört eine genaue Definition der in der Fragestellung vorkommenden Begriffe, die operationalisierbar ist, d.h. sie muss in eine Zählvorschrift umsetzbar sein. Was wollen Sie unter Korrekturen verstehen? Was unter erwachsene Teilnehmer? Was unter Sprachkurs? 1.1 Nehmen wir einmal an, Sie haben sich für eine Operationalisierung entschieden, nach der jede direkte Reaktion auf eine sprachlich inkorrekte Äußerung eines Kursteilnehmers als Korrektur angesehen wird, wenn entweder diese sprachliche inkorrekte Äußerung eines Kursteilnehmers explizit korrigiert wird oder er explizit zu einer Selbstkorrektur aufgefordert wird auch durch Gesten oder wenn in der folgenden Sequenz der fehlerhafte Teil durch die korrekte Form ersetzt wird, also wie in Eva hat mir das Buch gebringt. Ah ja, Eva hat dir das Buch gebracht, und wo ist es jetzt? Es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten der Operationalisierung, alle haben irgendwelche Vor- und Nachteile. Wichtig ist, dass Sie die Vor- und Nachteile der Operationalisierung kennen, die Sie gewählt haben, und dass Sie begründen, warum Sie sich für diese Operationalisierung entschieden haben. Die oben gewählte Operationalisierung hat durch ihre Beschränkung auf die direkte Reaktion, also die unmittelbar folgende Sequenz, den Nachteil, dass die verbreiteten längeren Korrekturphasen am Ende eines Rollenspiels oder freien Sprechens nicht erfasst werden, sie hat aber den Vorteil, dass auch die nicht expliziten Korrekturen durch ein beiläufiges Anbringen der korrekten Form mit erfasst werden, ohne dass jede korrekte Äußerung der in der Lerneräußerung fehlerhaften Struktur in den Folgeäußerungen als Korrektur angesehen werden muss. Sie können natürlich auch so vorgehen, dass für Ihre Auswertung alles eine Korrektur ist, was die Kursteilnehmer als Korrektur ansehen, damit haben Sie allerdings das Problem, dass die einzelnen Befragten ganz verschiedene Dinge darunter verstehen werden. 1

1.2 Sie könnten erwachsene Teilnehmer z.b. operationalisieren als Personen von mindestens 18 Jahren, die für einen Kurs eingeschrieben sind und ihn zum Zeitpunkt der Befragung besuchen. Das können Sie auch gleich übertragen in Ihren Plan für den zu erstellenden Fragebogen, in dem Sie dann die Alterskategorien so festlegen müssen, dass Sie auf jeden Fall unter 18 und 18 Jahre und älter unterscheiden können. 1.3 Sprachkurs könnten Sie festlegen als jeden Kurs, der das vorrangige Ziel hat, eine Fremdsprache zu vermitteln. Also ein Rhetorik-Kurs auf Deutsch, in dem es zwar auch um sprachliche Ausdrucksfähigkeit geht und in dem möglicherweise verschiedene Teilnehmer eine andere Muttersprache als Deutsch haben, oder ein Kurs Frankreich: Land, Leute, Kultur, Sprache und Küche würde nach Ihrer Operationalisierung dann nicht darunter fallen. 2. Sie müssen Überlegungen dazu anstellen, welche Grundgesamtheit Sie befragen wollen und was für eine Stichprobe Sie aus dieser Grundgesamtheit ziehen wollen. Wenn Sie sich festgelegt haben auf alle Volkshochschul-Sprachkursteilnehmer als Grundgesamtheit, dann werden Sie sich wohl auch für ein Quotenverfahren entscheiden, denn ein Verzeichnis aller Teilnehmer an Sprachkursen der VHS, aus dem Sie eine Zufallsstichprobe ziehen könnten, existiert nicht. Aber eventuell waren Sie weniger ehrgeizig bei Ihrer Grundgesamtheit (eine VHS in einer Stadt z.b.), dann wäre eine Zufallsstichprobe möglich, aus Datenschutzgründen wohl nicht für die Teilnehmer, aber wenigstens für die Kurse. Auf jeden Fall müssen Sie Überlegungen dazu anstellen, ob und wenn ja, wie Sie ausschließen wollen, dass Personen, die mehrere Sprachkurse besuchen, auch mehrmals in die Befragung geraten können. Nehmen wir an, Sie haben sich für ein Quotenverfahren entschieden, das so aussieht, dass Sie Volkshochschulen in verschiedenen Bundesländern, in ländlichen Regionen und in Städten berücksichtigen wollen und dass Sie einige Sprachen auf jeweils verschiedenen Niveaus auswählen wollen. Dazu müssen Sie herausfinden, welche Anteile an Sprachkursteilnehmern auf die einzelnen Bundesländer, auf Städte/ländliche Regionen, auf die einzelnen angebotenen Sprachen und auf die einzelnen Niveaustufen entfallen. Nehmen wir einmal an, Sie können das mindestens aufgrund einiger Daten, die Sie erheben konnten, relativ gut schätzen. Dann hätten Sie am Ende vermutlich einen Plan der u.a. Art: Sie befragen jeweils alle Teilnehmer von: einem Englischkurs auf A2-Niveau in einer ländlichen Region in NRW einem Französischkurs auf C1-Niveau in einer Großstadt in BW einem Niederländischkurs auf A1-Niveau in einer Großstadt in Mecklenburg-Vorpommern einem Spanischkurs auf B1-Niveau in einer ländlichen Region in Sachsen einem Italienischkurs auf B2-Niveau in einer ländlichen Region in Bayern 2

einem Chinesischkurs auf A1-Niveau in einer Großstadt in Hessen einem Englischkurs auf B1-Niveau in Hamburg einem Russischkurs auf A2-Niveau in einer Großstadt im Saarland. Bei einer durchschnittlichen Teilnehmerzahl von 13 Personen pro Kurs würden Sie damit etwa 104 Teilnehmern einen Fragebogen zukommen lassen. Das ist eine eher kleine Zahl, vor allem wenn Sie nicht alle verteilten Fragebögen zurückbekommen. Nun müssten Sie alles tun, um eine Selbstselektion der Stichprobe zu vermeiden, also Sie müssten Lehrpersonen von Kursen dieser Art finden, die die Fragebögen verteilen und wieder einsammeln würden, möglichst direkt im Anschluss an den Unterricht, denn nach Hause mitgenommene Fragebögen gehen meist verloren. Dazu werden Sie mit einigen Volkshochschulen korrespondieren müssen, bis Sie die nötigen Lehrpersonen gefunden haben. 3. Dann müssen Sie sich überlegen, mit welcher Art von Befragung und welcher Art von Fragen Sie am ehesten die Antwort auf Ihre Untersuchungsfrage bekommen können.... Wir sind bereits in der Aufgabenstellung davon ausgegangen, dass eine schriftliche Befragung mit einem Fragebogen gewählt wird, weil Interviews aufwändig wären und bei diesem Thema recht leicht Interviewereffekte entstehen können (wir haben ja alle eine Meinung dazu, was angenehmes und was unangenehmes Korrekturverhalten ist). Das bedeutet, dass Sie einen Fragebogen konzipieren müssen. Sie könnten nun mit offenen oder geschlossenen Fragen arbeiten oder mit einer Kombination von beidem. Bei 104 Befragten wäre eine Befragung mit ausschließlich offenen Fragen sehr zeitaufwändig in der Auswertung, diese Möglichkeit scheidet bereits aus praktischen Erwägungen aus. Sie werden also auf jeden Fall geschlossene Fragen verwenden, aber den Befragten die Möglichkeit geben, Ergänzungen zu machen. Nehmen wir an, Sie entscheiden sich für geschlossene Fragen, 1-2 offene Fragen und eine offene Frage am Ende Was möchten Sie noch ergänzen? 4. Sie überlegen sich, welche Informationen Sie genau brauchen und wozu Sie sie brauchen, z.b. ob Sie später die Antworten auf bestimmte Fragen mit den Antworten auf andere Fragen in Beziehung setzen wollen. Außerdem überlegen Sie, ob Sie direkt oder indirekt fragen wollen und wie Sie sich den Kursteilnehmern verständlich machen. Das ist in diesem Fall gar nicht so einfach, u.u. erleben Ihre Befragten ja einige Dinge gar nicht als Korrektur, die Sie als Korrektur ansehen wollen. Und mit einer Frage wie Mögen Sie fremdinitiierte Selbstkorrekturen? sehr geht so überhaupt nicht dürfte der größte Teil der Befragten auch nichts anfangen können. Damit Sie sich bei den Befragten verständlich machen können, könnten Sie so vorgehen, dass Sie jeweils Beispiele geben für die Arten der Korrekturen. Es ist sicher praktisch, alle möglichen Arten von Korrekturen anhand desselben Fehlers abzufragen. Als einzige Sprache, deren Beherrschung Sie bei allen Befragten voraussetzen können, werden Sie Deutsch für diesen Fehler aussuchen müssen. 3

Für sich selbst können Sie Ihre Fragen durchaus erst einmal so ordnen, dass Sie einen guten Überblick behalten, ob Sie an alles gedacht haben, also z.b. so: Stellen Sie sich vor, jemand hat einen fehlerhaften Satz geäußert wie den folgenden Ich bin neun Jahren in der Schule gegangen. Welche Art von Korrektur würden Sie in einem solchen Fall wie beurteilen auf einer Skala mit 1=ideal 2 3 4 5 =unmöglich? Gar keine Korrektur, der Satz ist ja verständlich. Ah ja, Sie sind neun Jahre in die Schule gegangen, und hat Ihnen das Spaß gemacht? Das kann man gut verstehen, aber es heißt die Jahre. Gut, aber wie war noch der Plural von das Jahr? Sie haben einen Fehler gemacht, wollen Sie es noch einmal versuchen? Ich bin neun... Wer von den anderen kann den Satz verbessern? Jetzt sehen wir uns noch einmal an, wie man das Jahr dekliniert, wer kommt an die Tafel? Damit Sie sicher sind, dass es nicht an Zufälligkeiten der Beispiele liegt, was geantwortet wird, sollten Sie für alle diese Korrekturformen noch mindestens zwei andere Beispiele bringen, zur Illustration hier noch eins davon. Frau Maier kann Sie bestimmt helfen. Gar keine Korrektur, der Satz ist ja verständlich. Das glaube ich auch, Frau Maier kann Ihnen garantiert helfen, gehen Sie mal zu ihr. Das ist fast richtig, aber es heißt, Sie kann Ihnen helfen. Gut, aber erinnern Sie sich, was für einen Kasus das Objekt von helfen hat? Sie haben einen Fehler gemacht, wollen Sie es noch einmal versuchen? Frau Maier... Möchte jemand den Fehler verbessern? Helfen ist ein Verb mit Dativ-Objekt, wie heißt denn der Dativ von Sie? Dann Ihre offenen Fragen: Erinnern Sie sich an eine Korrektur im Sprachunterricht, die Sie als besonders angenehm empfunden haben? Wie war das genau? Erinnern Sie sich an eine Korrektur im Sprachunterricht, die Sie als besonders unangenehm empfunden haben? Wie war das genau? Was möchten Sie noch ergänzen? 4

5. Sie überlegen, welche Sozialdaten Sie brauchen. Dabei geht es auch darum, ob und wie Sie die erhobenen Daten überhaupt verwenden wollen und können. U.U. brauchen Sie Angaben wie Englischkurs A2, um Ihre Quote zu überprüfen, jedoch für die Auswertung der Fragebögen an sich ist diese Angabe unerheblich. Sie können diese Angabe auch bereits auf die Fragebögen eintragen, die Sie der Lehrperson zuschicken, oder sie von der Lehrperson eintragen lassen. Wenn Sie z.b. annehmen, dass das Alter, die bisherige Sprachlernerfahrung und das Geschlecht der Kursteilnehmer eine Rolle dabei spielen könnten, welche Art von Korrekturen sie bevorzugen, dann sollten Sie genau das an Sozialdaten erheben und sonst nichts (also nicht z.b. der Vollständigkeit halber noch die Schulbildung, das Einkommen und die Einstellung zu den Sprechern der im Kurs vermittelten Sprache). Ihr Fragebogen würde also beginnen mit: Ich bin männlich weiblich Mein Alter: bis 18 Jahre 18-35 Jahre 36-54 Jahre 55 und älter Ich habe bereits 1 2 3 4 5 Sprachen durch Unterricht gelernt. Bei der Auswertung würden Sie dann Männer und Frauen (zunächst) getrennt auszählen, die Personen unter 18 gar nicht auswerten (wie bei Schritt 1.2 festgelegt, gehören diese Personen nicht zur Grundgesamtheit, über die Sie etwas erfahren wollen) und die einzelnen anderen Altersgruppen (zunächst) getrennt auszählen und bei der Auswertung der Anzahl der gelernten Sprachen würden Sie vielleicht Zusammenfassungen wählen, diese jedoch davon abhängig machen, wie die Verteilung ist. 6. Sie bringen Ihre Fragen in eine Reihenfolge, aus der die Befragten nicht schließen können, was Sie für Absichten haben. Sie mischen also Ihre inhaltlichen Fragen zu den Korrekturtechniken, die Sozialdaten bleiben am Anfang, die offenen Fragen am Ende. 7. Sie überlegen sich eine Einleitung zur Befragung, die sich an die Befragten richtet. Es wird nicht nötig sein, die Absicht der Untersuchung zu verschleiern, weil es nicht um tabuisiertes Verhalten auf Seiten der Befragten geht. Ein Einleitungstext könnte etwa so aussehen: 5

Wir bitten Sie um höchstens 10 Minuten Ihrer Zeit für eine anonyme Befragung. Bitte schreiben Sie Ihren Namen nicht auf das Blatt, füllen Sie den Fragebogen aus und geben Sie ihn Ihrer Lehrperson wieder ab. Was Sie uns antworten, dient nur wissenschaftlichen Zwecken, wir wollen anhand Ihrer Antworten herausfinden, welche Korrekturen Sie als angenehm empfinden und welche Empfehlungen man Sprachkurslehrern für ihren Unterricht geben sollte. Es geht nicht darum, Ihre Lehrperson zu beurteilen, die Auswertung wird an der Universität XYZ vorgenommen, wo niemand Ihre Lehrperson kennt. Wenn Sie die Ergebnisse unserer Gesamtbefragung erfahren wollen, können Sie uns eine E-Mail an XXXX schreiben, dann schicken wir Ihnen die Auswertung, sobald wir alle Fragebögen ausgewertet haben. 8. Sie drucken Ihren so weit konzipierten Fragebogen aus und lassen ihn von ein paar Sprachkursteilnehmern, die später nicht an der Befragung teilnehmen werden, in Ihrer Gegenwart ausfüllen. Dabei notieren Sie sich, welche Probleme sie haben, ob sie etwas nicht verstehen, ob sie anmerken, etwas würde fehlen, ob sie von sich aus Ergänzungen machen. Aufgrund dieser Ergebnisse verbessern Sie den Fragebogen, ergänzen ihn, wenn das sinnvoll erscheint, und erstellen die endgültige Fassung. Die endgültige Fassung könnte ungefähr so aussehen: Grolsch-Universität Utrecht Institut für Sprachlehrforschung Wir bitten Sie um höchstens 10 Minuten Ihrer Zeit für eine anonyme Befragung. Bitte schreiben Sie Ihren Namen nicht auf das Blatt, füllen Sie den Fragebogen aus und geben Sie ihn Ihrer Lehrperson wieder ab. Was Sie uns antworten, dient nur wissenschaftlichen Zwecken, wir wollen anhand Ihrer Antworten herausfinden, welche Korrekturen Sprachkursteilnehmer als angenehm empfinden und welche Empfehlungen man Sprachkurslehrern für ihren Unterricht geben sollte. Es geht nicht darum, Ihre Lehrperson zu beurteilen, die Auswertung wird an der Grolsch-Universität Utrecht vorgenommen, wo niemand Ihre Lehrperson kennt. Wenn Sie die Ergebnisse unserer Gesamt-Befragung erfahren wollen, können Sie uns eine E-Mail an neumann@uni-grolsch.nl schreiben, dann schicken wir Ihnen die Auswertung, sobald wir alle Fragebögen ausgewertet haben. Ich bin männlich weiblich Mein Alter: bis 18 Jahre 18-35 Jahre 36-54 Jahre 55 und älter 6

Ich habe bereits 1 2 3 4 5 Sprachen durch Unterricht gelernt. Stellen Sie sich vor, jemand hat einen fehlerhaften Satz geäußert wie den folgenden Ich bin neun Jahren in die Schule gegangen. Welche Art von Korrektur würden Sie in einem solchen Fall wie beurteilen auf einer Skala mit? a) Sie haben einen Fehler gemacht, wollen Sie es noch einmal versuchen? Ich bin neun... b) Gar keine Korrektur, der Satz ist ja verständlich. c) Ah ja, Sie sind neun Jahre in die Schule gegangen, und hat Ihnen das Spaß gemacht? d) Das kann man gut verstehen, aber es heißt die Jahre. e) Jetzt sehen wir uns noch einmal an, wie man das Jahr dekliniert, wer kommt an die Tafel? f) Gut, aber wie war noch der Plural von das Jahr? g) Wer von den anderen kann den Satz verbessern? Und für den fehlerhaften Satz Frau Maier kann Sie bestimmt helfen würden Sie welche Korrektur wie beurteilen? a) Möchte jemand den Fehler verbessern? b) Das ist fast richtig, aber es heißt, Sie kann Ihnen helfen. c) Helfen ist ein Verb mit Dativ-Objekt, wie heißt denn der Dativ von Sie? d) Das glaube ich auch, Frau Maier kann Ihnen garantiert helfen, gehen Sie mal zu ihr. 7

e) Gut, aber erinnern Sie sich, was für einen Kasus das Objekt von helfen hat? f) Sie haben einen Fehler gemacht, wollen Sie es noch einmal versuchen? Frau Maier... g) Gar keine Korrektur, der Satz ist ja verständlich. Erinnern Sie sich an eine Korrektur im Sprachunterricht, die Sie als besonders angenehm empfunden haben? Wie war das genau? Erinnern Sie sich an eine Korrektur im Sprachunterricht, die Sie als besonders unangenehm empfunden haben? Wie war das genau? Was möchten Sie noch ergänzen? Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! 9. Sie verschicken den Fragebogen in der endgültigen Form und in einer ausreichenden Anzahl an Exemplaren an die Lehrpersonen, die ihre Kooperation zugesagt haben, und legen einen frankierten Rückumschlag bei. Im Anschreiben erklären Sie den Lehrpersonen noch einmal, was sie beim Verteilen sagen sollen, und danken ihnen für ihre Hilfsbereitschaft. 10. Sie warten auf den Rücklauf, wenn nach 3 Wochen nichts gekommen ist, fragen Sie nach. 8