Udo Kelle Fakultät für Bildungs- und Erziehungswissenschaften Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg Oktober 2010



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Transkript:

Regeln für die Gestaltung einer schriftlichen Arbeit mit forschungsmethodischem Bezug (Hausarbeit, Bericht aus dem Lehrforschungsprojekt, Diplomarbeit, Masterarbeit usw.) Udo Kelle Fakultät für Bildungs- und Erziehungswissenschaften Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg Oktober 2010 Prof. Dr. Udo Kelle Fakultät für Bildungswissenschaften Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr Hamburg Holstenhofweg 85 22043 Hamburg Tel. 040/6541-2956 (Sekr.) kelle@hsu-hh.de

Im folgenden werden allgemeine Regeln für die Abfassung einer schriftlichen Arbeit mit forschungsmethodischem Bezug gegeben. Die folgenden Regeln sollen alle möglichen Fälle abdecken und sind dementsprechend sehr umfangreich. Für Ihre eigene Arbeit wird deshalb immer nur ein Teil zutreffen. Einzelheiten sollten Sie immer mit Ihrem Hochschullehrer besprechen, an den Sie sich auch bei Rückfragen und Unklarheiten wenden können. Gliederung 1. Formalia 1.1 Äußere Form 1.2 Deckblatt 1.3 Gliederung 1.4 Einleitung/Zusammenfassung 1.5 Zitierregeln 2. Wie man eine eigene empirische Studie darstellt 2.1 Problemstellung und Forschungsfragen 2.2 Forschungsdesign 2.3 Verwendete Methoden 2.4 Darstellung des Untersuchungsinstruments 2.5 Feldzugang 2.6 Darstellung der Auswertungsmethode 2.7 Darstellung der Ergebnisse 2.8 Zusammenfassung/Diskussion 3. Wie man Forschungsergebnisse unter methodischen Gesichtspunkt darstellt und kritisiert 3.1 Forschungsproblem und Untersuchungsziele 3.2 Dauer des Projekts, Geldgeber und die damit beschäftigten Forscher 3.3 Forschungsdesign 3.4 Verwendete Methoden der Datenerhebung 3.5 Verwendete Methoden der Datenauswertung 3.6 Zusammenfassung 2

1. Formalia 1.1 Äußere Form Der rechte Rand soll 3-4 cm (für Anmerkungen des Dozenten) betragen. Der Zeilenabstand und der Schrifttyp sollen so beschaffen sein, dass die Arbeit gut leserlich ist, d.h. sie sollen weder Bleiwüsten erzeugen, noch durch übermäßig breiten Seitenrand Seiten schinden. Die Seiten müssen unten rechts oder in der Mitte numeriert sein 1.2 Deckblatt Das Deckblatt soll enthalten: Namen, Adressen, Telefonnummern und emailadressen (für Rückfragen) des/der Verfasser der schriftlichen Arbeit Titel der schriftlichen Arbeit Semester Titel der Lehrveranstaltung Namen des Hochschullehrers ECTS-Punkte für diese Leistung (für Bachelor und Masterstudenten) 1. 3 Gliederung Eine Gliederung ist zwingend erforderlich. Sie soll sich an dem folgenden Beispiel orientieren. Bei der Numerierung werden arabische Ziffern in der Dezimalnotation (1.1, 1.1.1 usw.) verwendet. 1. Einleitung 2. Darstellung und Diskussion der Methoden 1, 2... 2.1 Methode 1 2.2 Methode 2 2.3 Methode... 3. Eine empirische Problemstellung: Die Untersuchung von x 4. Vorschläge zur Gestaltung dieser Untersuchung 5. Literatur 4.1 Untersuchungspopulation und Stichprobe 4.2 Vorschläge zur Gestaltung des Untersuchungsinstruments 4.3. Beispiele für Items 3

1. 4 Einleitung/Zusammenfassung Jede schriftliche Arbeit muß eine Einleitung und eine Zusammenfassung enthalten. Die Einleitung (in einem Seminarpaper: 0,5 - max. 2 Seiten, in einer Diplom- oder Masterarbeit: 4 bis max. 10 Seiten) benennt die grundlegende Problemstellung und das Ziel der Arbeit. Zudem enthält sie einen kurzen Überblick über die Arbeit. Die Zusammenfassung oder das Fazit (in einem Seminarpaper: 0,5 - max. 2 Seiten, in einer Diplomarbeit: 4 bis max. 10 Seiten) benennt die grundlegenden Erkenntnisse, die die Arbeit dem Verfasser erbracht hat, und fasst die wesentlichen Aussagen des Entwurfs für den Leser verständlich zusammen. Grundregel: Es geht darum, dass sich ein Leser mit einem Blick informieren kann: Lohnt es sich für mich, das Paper zu lesen? Steht etwas für meine eigene Arbeit Interessantes darin? 1. 5 Zitierregeln Für jede wissenschaftliche Arbeit gilt der Grundsatz Jede Behauptung muss begründet bzw. durch Literaturverweise belegt werden! Auch wenn vermeintliche Trivialitäten behandelt werden (z.b. der demographische Wandlungsprozeß, der zu einer Erhöhung des Anteils älterer Menschen an der Bevölkerung führt) muss ein Verweis auf entsprechende Literatur erfolgen. Die wichtigsten Gebote der wissenschaftlichen Zitation lauten: 1. Gedanken von anderen Leuten müssen also solche für den Leser kenntlich sein. Etwas aus einem Buch oder dem Internet abschreiben und nicht als Zitat kenntlich machen, heißt den Autor plagiieren. (Ein Plagiat wird, falls vom Dozenten entdeckt, mit der Note nicht bestanden bewertet.) 2. Der Leser muß in der Lage sein, die Textstelle zu finden, wo man den erwähnten/zitierten Gedanken gefunden hat. Zitierung/Erwähnung anderer Autoren im Text: Entweder man "erwähnt" einen bestimmten Autoren nur oder man "zitiert" ihn. Erwähnung Man schreibt die Namen der Autoren in Klammern und dahinter die Jahreszahl. Wenn sich die Erwähnung nur auf einen einzelnen Gedanken in einem ganzen Buch oder Aufsatz bezieht, fügt man die Seitenzahl an. Bei mehr als zwei Autoren nennt man nur den ersten Autoren "u.a.". 4

Wenn ein Autor in einem Jahr mehr als einen Titel geschrieben hat, setzt man kleine Buchstaben hinter die Jahreszahl, also (KELLE 1994a, 1994b, 1994c). Also:... Hierbei hebt Kelle (1994, S. 120ff.) insbesondere die heuristische Funktion qualitativer Sozialforschung hervor (vgl. auch KELLE 1995; KELLE, LÜDEMANN 1995; ähnlich MASO u.a. 1995, S. 13)... Zitierung Wörtliche Zitate müssen stets in Anführungszeichen gesetzt werden (s. die Bemerkung zum Plagiat weiter oben). Außerdem sollen sie kursiv formatiert werden (um sie für den Leser besser kenntlich zu machen). Auslassungen werden mit Pünktchen (...) kenntlich gemacht. Seitenzahl nicht vergessen! Also: So betont Kelle, dass die "Vorzüge qualitativer Erhebungs- und Auswertungsverfahren... oft in ihrer größeren Gegenstandsadäquatheit und Realitätsnähe gesehen" werden (KELLE 1994, S.4) Ein längeres Zitat wird als eigener Absatz gesetzt, der gegenüber dem übrigen Text deutlich eingerückt wird. Also: "Die Vorzüge qualitativer Erhebungs- und Auswertungsverfahren gegenüber dem hypothesentestenden Vorgehen traditioneller Empirie werden oft in ihrer größeren Gegenstandsadäquatheit und Realitätsnähe gesehen. Sinn- und Bedeutungsstrukturen, mit denen die Akteure ihre soziale Alltagswelt kognitiv strukturieren, sollen dabei nicht durch vorgängige Relevanzsetzungen des Forschers, der Gesellschaftstheorien großer Reichweite operational herunterbuchstabiert, überblendet werden." (KELLE 1994, S.4) Literaturverzeichnis Achtung: Jeder im Text erwähnte oder zitierte Autor muss natürlich im Literaturverzeichnis aufgeführt sein! Man unterscheidet die Zitierung von Büchern, Zeitschriftenaufsätzen und Aufsätzen in Sammelbänden und Internetquellen. 5

Bücher zitiert man nach der Regel Namen und Vornamen der Autoren oder Herausgeber (Jahreszahl in Klammern): Titel (kursiv oder unterstrichen). Verlagsort, Verlag KELLE, UDO (1994): Empirisch begründete Theoriebildung. Zur Logik und Methodologie qualitativer Sozialforschung. Weinheim: Deutscher Studien Verlag. KELLE, UDO; PREIN, GERALD; BIRD, KATHERINE (1995): Computer-aided Qualitative Data Analysis. Theory, Methods and Practice. London: Sage Zeitschriftenaufsätze zitiert man nach der Regel: Namen und Vornamen der Autoren (Jahreszahl in Klammern): Titel des Aufsatzes. Titel der Zeitschrift (kursiv oder unterstrichen), Band (Nr. der Zeitschrift in Klammern), Seitenzahl KELLE, UDO; LÜDEMANN, CHRISTIAN (1995): "Grau, teurer Freund ist alle Theorie..." Rational Choice und das Problem der Brückenannahmen. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 47 (2), S. 249-267. Aufsätze in Sammelbänden zitiert man nach der Regel: Namen und Vornamen der Autoren (Jahreszahl in Klammern): Titel des Aufsatzes. Namen und Vornamen der Herausgeber (Herausgeberschaft in Klammern abgekürzt Hg.): Titel des Sammelbandes (kursiv oder unterstrichen). Verlagsort, Verlag, Seitenzahl. KELLE, UDO (1995) Theories as Heuristic Tools in Qualitative Research. In: MASO, I.; ATKINSON, P.A.; DELAMONT, S.; VERHOEVEN, J.C. (Hg.) : Openness in Research. The tension between Self and Other. Assen: Van Gorcum. S. 33-50. Internetquellen Eine Internetquelle wird mit der Adresse der Webseite und dem Zugriffsdatum zitiert, also: Kelle, Udo (2005): Emergence vs. Forcing of Empirical Data? A Crucial Problem of Grounded Theory Reconsidered. In: Forum Qualitative Sozialforschung, Volume 6 (2), [http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/2-05/05-2-27-e.htm], 2.2.07, 12:12 Das Literaturverzeichnis wird alphabetisch geordnet und es wird darin nicht nach Quellenart unterschieden! 6

2. Wie man eine eigene empirische Studie darstellt Die folgenden Regeln beziehen sich auf eine umfangreiche Qualifikationsarbeit - also in der Regel auf eine Diplom- oder Masterarbeit. Aber auch für einen Bericht aus einem Lehrforschungsprojekt, bei welchem eine kleine empirische Studie geplant, oder (zumeist nur in Teilen) durchgeführt wird, können die folgenden Regeln als Richtschnur Verwendung finden. 2.1 Problemstellung und Forschungsfragen Anhand von ausgewählter Literatur über das Themengebiet sollen Sie hier herausarbeiten, warum die von ihnen gewählte Fragestellung von Bedeutung ist. Bei einer Diplomarbeit oder Dissertation muß hier eine umfassende Übersicht über das Thema erfolgen, bei einer Seminararbeit können Sie sich auf einige ausgewählte Titel beschränken. Bei einer Seminararbeit dürfen Sie sich hier auch auf entsprechende Kapitel oder Abschnitte in (Lehr)büchern beziehen. Zeigen Sie auf, welches die Lücken in der bisherigen Forschung sind. Was ist das Ziel der Untersuchung? Welche Fragen werden damit beantwortet? Handelt es sich um eine Untersuchung im Bereich der Grundlagen- oder der Evaluationsforschung? Warum ist es notwendig, dass eine solche Untersuchung wie die von Ihnen durchgeführte oder vorgeschlagene durchgeführt wird? Gehen Sie dabei auch auf institutionelle und organisatorische Rahmenbedingungen der Forschungsfrage (z.b. Gesetzestexte, politische Hintergründe) ein. Wenn es sich um eine Evaluationsstudie (z.b. die Wirksamkeit einer bestimmten sozialpolitischen Maßnahme betreffend) handelt, schildern Sie bitte hier auch, wie die Idee zur Studie entstanden ist, wer daran beteiligt ist, und welches die Auftraggeber sind. Die Fragestellung der Untersuchung sollte am Ende des Abschnitts deutlich markiert mit wenigen Sätzen (fett oder kursiv gesetzt) formuliert werden. Bei einer quantitativen Studien müssen hier eine oder mehrere Hypothesen zur Erklärung des untersuchten Problems formuliert werden. Im Idealfall sollten diese Hypothesen aus allgemeineren Theorien abgeleitet sein. 2.2 Forschungdesign Stellen Sie hier die Art des gewählten Designs dar. Hierzu gehört: Untersuchungspopulation: Auf welche Grundgesamtheit bezieht sich Ihre Fragestellung? Wer gehört alles zu dieser Grundgesamtheit? Anhand welcher Merkmale kann ich entscheiden, ob eine bestimmte Untersuchungseinheit zur Population gehört oder nicht? Stichprobe: Was für eine Art von Stichprobe haben Sie in Ihrer Untersuchung gezogen: eine (proportional oder dysproportional geschichtete) Zufallsstichprobe, eine Quotenstichprobe, eine Klumpenstichprobe oder vielleicht nur eine Schneeballstichprobe? Hat jedes Element der Grundgesamtheit die Chance, auch in die Stichprobe zu gelangen? Welche Arten von Ausfällen erwarten Sie? Was können Sie tun, um zu vermeiden, dass die Stichprobe grob verzerrt ist? Warum wurde die Art der Stichprobenziehung gewählt? Wenn es forschungspragmatische 7

Gründe waren, die zur Einschränkung der Stichprobengüte führen (in dem Feld kann bspw. keine Zufallsstichprobe gezogen werden, erläutern Sie das!) Wenn Sie kausale Hypothesen formuliert haben: Handelt es sich um ein experimentelles, quasi-experimentelles oder ex-post-facto-experimentelles Design. Welches ist ihre (Quasi)Kontroll- oder Vergleichsgruppe? Häufigkeit der Messungen: Sind mehrere Messungen erforderlich, um Ihre Fragestellung zu beantworten? Handelt es sich um ein Querschnitt- oder ein Längsschnittdesign? Warum wurde gerade diese Form des Designs gewählt? Denken Sie daran: Kaum eine empirische Untersuchung kann die Idealforderungen eines experimentellen Designs erfüllen. In diesem Abschnitt Ihrer Arbeit soll es darum gehen, dass Sie sich und dem Leser die Grenzen ihres Vorgehens deutlich machen. In diesem Abschnitt zeigt sich Ihre methodische Reflexionsfähigkeit : auch wenn Sie aus praktischen Gründen keine ideale Studie durchführen können, so wissen Sie doch um die Probleme und die Grenzen der Aussagekraft ihrer Untersuchung! 2.3 Verwendete Methoden Die von Ihnen verwendeten Methoden sollten nun auf einigen Seiten (unter Bezug auf die entsprechende Literatur - in einer Seminararbeit oder einem Lehrforschungsprojektbericht können dies auch Lehrbücher sein, bei einer Diplom- oder Masterarbeit muss Primärliteratur verwendet werden) dargestellt und erläutert werden. Es muss aus diesem Abschnitt deutlich werden, warum Sie die gewählte Methode für Ihre Fragestellung und für Ihre Hypothesen für angemessen halten. Diskutieren Sie die verwendeten Methode deshalb auch in Abgrenzung zu anderen Verfahren - wenn Sie sich etwa für eine postalische Befragung entschieden haben, müssen Sie etwa darlegen, warum Sie diese Form der Befragung gegenüber mündlichen oder telefonischen Interviews vorgezogen haben. 2.4 Darstellung des Untersuchungsinstruments Beschreiben Sie die Themen, die von dem Erhebungsinstrument (Fragebogen, Interviewleitfaden oder Beobachtungsschema) erfasst werden sollen. Hier muss der Zusammenhang zur Fragestellung, zum theoretischen Hintergrund und zu den Hypothesen ganz deutlich sein. Wie war die Erhebungssituation gestaltet; d.h. wann, wie und wo wurde die Erhebung durchgeführt? Wer hat die Erhebung durchgeführt... Studenten, bezahlte Interviewer? Was haben Sie getan, um die Befragten zu motivieren? (Der Fragebogen und das Anschreiben (bei einer postalischen Befragung) gehören übrigens in den Anhang!) Stellen Sie beispielhaft einzelne "Items" (Fragen im Fragebogen bzw. Beobachtungskategorien) vor und kommentieren Sie diese. Welche Überlegungen haben Sie angestellt hinsichtlich Vollständigkeit der Antwortalternativen, Beantwortbarkeit, sozialer Erwünschtheit und "primacy"-effekt. 8

Wie wurde der Pretest durchgeführt und welche Ergebnisse hat er erbracht? 2.5 Feldzugang Stellen Sie hier die Besonderheiten des Feldzugangs dar. Welche Erfahrungen haben Sie hierbei gemacht? Welche Verzerrungen erwarten Sie in Ihren Daten aufgrund dieser Erfahrungen? 2.6 Darstellung der Auswertungsmethode Bei einer quantitativen Untersuchung ist dieser Teil recht kurz - sie erwähnen kurz, in welcher Weise die Daten gespeichert, bereinigt und mit welcher Software sie ausgewertet wurden. Bei einer qualitativen Untersuchung müssen Sie etwas ausführlicher die Auswertungsmethode (hermeneutisch-einzelfallorientiert, fallvergleichend-typenbildend, Grounded Theory...) darstellen und erläutern, warum Sie sich für diese Methode entschieden haben. 2.7 Darstellung der Ergebnisse Bei einer quantitativen Untersuchung gehören in diesen Teil die wichtigsten (!) Tabellen mit Erläuterungen. Bitte berechnen Sie hier nicht wahllos alle möglichen Statistiken für alle möglichen Fragen! Die Ergebnisdarstellung muss stets auf die Fragestellung der Untersuchung bezogen bleiben. Bei einer qualitativen Untersuchung müssen Sie hier ausführlich die Ergebnisse ihrer qualitativ-interpretativen Analysen darstellen, wobei sie aus dem Fallmaterial (Interviewausschnitte o.ä.) zitieren sollen. 2.8 Zusammenfassung/Diskussion Dieser Abschnitt soll in kurzer und prägnanter Weise (in einer Diplomarbeit: 4 bis max 10 Seiten; in einer Seminararbeit: ein bis zwei kurze Abschnitte) deutlich machen, wie die Arbeit zu der Lösung des unter 2.1 dargestellten Problems geführt hat. 3. Wie man Forschungsergebnisse unter methodischen Gesichtspunkt darstellt und kritisiert Informationen über empirische Studien erhält man aus den entsprechenden Fachzeitschriften, aus der FORIS -Datenbank oder indem man Artikel mit der Suchmaschine Google Scholar [http://scholar.google.de/] sucht. In Zeitschriften stehen immer die Adressen von Autoren (oft auf den letzten Seiten). Man kann die Autoren deshalb anschreiben oder anrufen (oder beides) und um weitere Informationen über das Forschungsprojekt bitten. Wissenschaftler sind zwar oft fürchterlich beschäftigt, aber auch ganz dankbar, wenn sich jemand für ihre Arbeit interessiert. Oft 9

verfügen sie über interne Papiere (sog. graue Papiere ) in denen Methoden und Ergebnisse der Untersuchung ausführlicher dargestellt werden als in einem Zeitschriftenartikel. Die zentrale Frage sollte dabei sein, ob die gezogene Stichprobe und die verwendeten Methoden der Datenerhebung und -auswertung geeignet sind, um das Untersuchungsziel zu erreichen (d.h. die Fragestellung der Untersuchung wirklich zu beantworten). Verwenden Sie dabei Ihr gesammeltes Wissen über die Methodenprobleme der empirischen Sozialforschung, um Schwachstellen der Studie herauszufinden. Sie können sich dabei an der folgenden Gliederung orientieren: 3.1 Forschungsproblem und Untersuchungsziele Ist das Forschungsproblem interessant oder trivial? Ist das Untersuchungsziel genau definiert oder eher unklar? Welchen Erkenntnisgewinn kann die Beantwortung der Forschungsfrage erbringen? Weiß man tatsächlich mehr als vorher, wenn die Forschungsfrage beantwortet wird? Wurden empirisch überprüfbare Hypothesen aufgestellt, oder sind die Hypothesen (teilweise) tautologisch und gegen Kritik immunisiert? Beruhen die Hypothesen auf ausformulierten Theorien oder handelt es sich um ad hoc Hypothesen? Sind die formulierten Hypothesen aus allgemeinen Theorien abgeleitet oder handelt es sich eher um Alltagskonzepte? 3.2 Dauer des Projekts, Geldgeber und die damit beschäftigten Forscher Wer finanziert das Projekt? Handelt es sich eher um Grundlagenforschung oder Evaluationsforschung? In welchem institutionellen und organisatorischen Rahmen wurde geforscht? 3.3 Forschungsdesign Ist das Design geeignet, um die Fragestellung zu beantworten? Handelt es sich um ein experimentelles oder quasi-experimentelles Design? Wurde auch an eine Kontrollgruppe oder eine Quasi- kontrollgruppe gedacht? Was wurde getan, um die Äquivalenz von Kontrollgruppe oder Quasi-kontrollgruppe sicherzustellen. Was ist die Population, auf die sich die Fragestellung der Untersuchung richtet? Ist die Untersuchungsgruppe (die Stichprobe ) tatsächlich eine Teilmenge dieser Population? Wie ist die Art der Stichprobenziehung organisiert? Wie wird mit Ausfällen und Verweigerungen umgegangen? Thematisieren die Autoren dieses Problem? 3.4 Verwendete Methoden der Datenerhebung Sind die Methoden der Datenerhebung für die Fragestellung geeignet? Wie werden etwa klassische Probleme der Umfrageforschung (soziale Erwünschtheit, response sets) behandelt? 10

3.5 Verwendete Methoden der Datenauswertung Wurden die eingesetzten statistischen Verfahren lege artis eingesetzt, und passen sie zu der Art der erhobenen Daten? Rechtfertigt die Stichprobengröße die Anwendung der verwendeten inferenzstatistischen Verfahren? 3.6 Ergebnisse Wurden die Ergebnisse durch die Autoren zutreffend interpretiert? Verwenden Sie bitte Ihren gesammelten Scharfsinn darauf, alternative Erklärungen für die Ergebnisse der Studie zu finden! 11