BÜRGERBETEILIGUNG ALS ZENTRALER ERFOLGSFAKTOR

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Transkript:

BÜRGERBETEILIGUNG ALS ZENTRALER ERFOLGSFAKTOR ZIELE, MÖGLICHKEITEN UND POTENZIALE DER BÜRGERBETEILIGUNG AKADEMIE FÜR ERNEUERBARE ENERGIEN LÜCHOW, 23.06.2011 Martina Wojahn, Regionales gestalten

Definitionen Ein Bioenergiedorf deckt einen Großteil seines Strom- und Wärmebedarfs selbst unter Nutzung von überwiegend regional bereitgestellter Biomasse. Basis der Energieversorgung ist häufig eine Biogasanlage oder ein Biomasseheizkraftwerk, die mittels Kraft-Wärme-Kopplung Strom und Wärme bereitstellen. Laut den Kriterien der FNR sollte ein Bioenergiedorf folgendes erfüllen Stromerzeugung zu 100% Das Bioenergiedorf erzeugt selbst mindestens soviel Strom, wie es verbraucht Wärmeerzeugung zu 50% Mindestens die Hälfte des Wärmebedarfs wird bereitgestellt, am besten durch Kraft-Wärme- Kopplung (KWK) Hohes Maß an Bürgerbeteiligung Ein bedeutender Anteil der Anlagen ist im Besitz von Wärmeabnehmern und Landwirten

Definitionen Bürgerbeteiligung Bürgerbeteiligung ist die "Mitwirkung von Bürgern (und zum Teil Einwohnern) an der Bildung des Staatswillens und staatlichen Entscheidungen bzw. Entscheidungsprozessen". (nach Schliesky, Utz, 2001) Die Bürgerbeteiligung verfolgt mindestens fünf Ziele: Höhere Bürgerzufriedenheit mit den kommunalen Dienstleistungen Förderung des sozialen Ehrenamtes Stärkere Teilhabe der Bügerinnen und Bürger an der politischen Enscheidungsfindung Entlastung der kommunalen Haushalte durch aktive Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger Bessere Politikergebnisse durch bürgerschaftliches Mittragen von Entscheidungen (nach Stiftung Mitarbeit, siehe unter http://www.mitarbeit.de/)

Kleiner Exkurs: Grundlagen der Kommunikation

Vereinfachtes Kommunikationsmodell Person 1 Person 2 gesagt Kommunikation ohne Mißverständnisse verstanden

Grundproblem der Verständigung Merksatz über die Wirkungsmöglichkeit von Kommunikation: Gesagt heißt noch nicht gehört Gehört heißt noch nicht zugehört Zugehört heißt noch nicht verstanden Verstanden heißt noch nicht einverstanden Einverstanden heißt noch nicht gehandelt Wichtig: Man kann nicht nicht kommunizieren Jegliche Kommunikation besteht nur zu 7 % aus fachlichem Inhalt

Grundannahmen für eine erfolgreiche Begegnung zwischen Menschen Die Landkarte ist nicht das Gebiet, dass sie abbildet Die Person mit der größten Verhaltensflexibilität kontrolliert die Situation Widerstand ist ein Kommentar über die Inflexibilität des Kommentators Es gibt kein Versagen oder Fehler in der Kommunikation, sondern nur Resultate oder Feedback Jedes Verhalten hat eine positive Absicht. Jedes Verhalten ist in einem bestimmten Kontext nützlich Menschen treffen immer die für sie besten Entscheidungen, die ihnen zum jeweiligen Zeitpunkt zur Verfügung stehen

Was können wir daraus für eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung auf dem Weg zum Bioenergiedorf ableiten?

Den Bürger in seiner Befindlichkeit ernst nehmen Kritik richtig deuten Bürgern unterschiedliche Wahlmöglichkeiten (Mitentscheidungswege) aufzeigen, Auf Feedback achten, flexibel reagieren Nicht die Sachinformation in den Vordergrund stellen

Erfolgskriterien aus Sicht der bestehenden Modelldörfer Unterschiedliche Zugpferde / Mitstreiter im Dorf Investor vor Ort (am besten ortsansässige Landwirt), der kein Risiko scheut größtmöglicher Nutzen für die Dorfbevölkerung (günstige Wärmebereitstellung oder Energiegenossenschaft, Zulieferverträge mit anderen Landwirten) wirkt der Neiddebatte und Gerüchten entgegen Größtmögliche Transparenz von Anfang an Intensiver Dialog mit Kritikern Positive Unterstützung durch die Verwaltung Mehrheitliche Zustimmung durch den Gemeinderat Positive Unterstützungssignale aus den wichtigsten dörflichen Gruppierungen Grün unterlegt: durch Bürgerbeteiligung beeinflussbar

Ziele der Bürgerbeteiligung im Kontext der Bioenergiedörfer Bürger identifizieren sich mit dem Projekt Bioenergiedorf Bürger tragen Planung mit ihren negativen Auswirkungen mit (z. B. Bau der Biogasanlage) Bürger rücken stärker zusammen (Entstehen eines Gemeinschaftsgefühls) Bürger engagieren sich auch zukünftig stärker fürs Dorfleben

Theoretischer Fahrplan für eine erfolgreiche Bürgerbeteiligung

1. Schritt: Zugpferde finden direkte, gezielte Ansprache von im Dorf anerkannten Bürgern in der Anfangsphase um Diskretion bitten diese für die grundsätzliche Idee begeistern und mit ins Boot nehmen

2. Schritt: Intensiver Dialog mit der Dorfbevölkerung starten Wer fühlt sich dafür verantwortlich? Bürgermeister / Politik Investor Engagierte Bürger (Zugpferde) Wie wird der Dialog geführt? Gebot: größtmögliche Transparenz von Beginn an!! Achtung: erst Information aller, danach Einzelgespräche

Formen der breiten Information Große Informationsveranstaltung für alle Bürger (Bürgerversammlung) Pressemitteilung regionale Presse Gemeindemitteilungsblätter Gleichzeitig Information der Politik (und evtl. der wichtigsten Gruppierungen im Dorf wie z.b. Vereine )!

Durchführung einer Bürgerversammlungen A.) Wichtig: gute Vorbereitung 1.) Wer führt durch die Veranstaltung? Person muss im Dorf anerkannt sein 2.) Inhalt der Veranstaltung? Was ist geplant? Welchen Vorteil bringt die Planung: Nutzen für den Einzelnen (z.b. günstige Wärmebereitstellung, Energiegenossenschaft, bessere Möglichkeiten zum Vermieten und Verkauf von Immobilien, evtl. Arbeitsplätze) Nutzen für die Allgemeinheit (gemeinsam aktiv für den Klimaschutz) Was bedeutet die Planung für das Dorf (offen ansprechen: Veränderungen, Auswirkungen) Aufzeigen von positive Praxisbeispiele aus anderen Dörfern, am besten aus der Region Achtung: Fragen zulassen!!! B.) Wichtig: Gute Nachbereitung Wie war die Stimmung?, Welche Fragen wurden gestellt?, Bestehen bereits Gerüchte? Wie kann diesen begegnet werden? Mit wem sollten nochmals Einzelgespräche geführt werden?

3. Schritt: positive Stimmung im Dorf erzeugen Kritik der Bürger ernst nehmen und versuchen Lösungen zu finden (z.b. Standortverlagerung oder neue Wegeführung) Gefundene Lösungen in Form von erneuten Bürgerversammlungen ins Dorf kommunizieren (dies können auch Erlebnisse wie Grillen etc. sein) Den Dialog mit Kritikern führen, hier die Zugpferde (engagierte Bürger) wirken lassen Gute Beispiele aus anderen Dörfern aufzeigen (z.b. gemeinsame Fahrt in ein nahegelegenes Bioenergiedorf)

4. Schritt: Gemeinschaftsgefühl entstehen lassen Von der Planung bis zur Realisierung: Fortlaufende Information (z.b. durch Artikel im Gemeindeblatt) kleine Feste feiern, z.b. Richtfest Kindergarten / Schule mit einbeziehen Vereine integrieren Gemeinsame Werbung fürs Dorf (z.b Internetseite kreieren)