ABSTRACT The present research investigates the impact of gender-fair language on gender equality in the work context. A large body of empirical research documents that different linguistic forms lead to a gender bias in mental representations: When masculine forms are used as generics (e.g., German Lehrer teachers, masc. ) a male bias occurs. In contrast, gender-fair language, which aims at including women and men linguistically (e.g., through word pairs such as German Lehrerinnen und Lehrer teachers, fem. and teachers, masc. ), leads to a higher cognitive inclusion of women. Yet, some recent studies also show detrimental effects of gender-fair forms such as a loss of perceived status of the person referred to. In the work context, women and men are included and distributed unequally over occupations and leadership positions (horizontal and hierarchical gender segregation, respectively). This is due to gender stereotypes and in the context of leadership a (self-) perceived lack of fit for women. The present thesis is based on four experimental studies providing firs evidence that linguistic forms can impact horizontal as well as hierarchical gender segregation. Study 1, a cross-linguistic study on Italian and German with 391 participants, documents doubleedged effects: While word pairs increases women s visibility in general, it also decreases the perceived status of typically feminine professions in contrast to masculine forms. Studies 2, 3 and 4 concern the hierarchical gender segregation, i.e., the domain of leadership. Two hiring-simulation experiments (Studies 2 and 3) with a total of 547 participants confirm that linguistic forms significantly influence employment decisions for a 1
high-status leadership position. Here, male applicants are favored over female ones when masculine forms (German Geschäftsführer CEO, masc.') are used in the respective job advertisement. With gender-fair forms (Geschäftsführerin/Geschäftsführer CEO, fem./ceo, masc.'), however, no such female disadvantage occurs. In Study 4, 251 participants respond to either of these linguistic versions of the advertisement for a project leader position. Both women and men report higher intentions to apply when the word pair is used compared to the masculine form. This effect is mediated by job appeal and organizational attraction. These findings provide first empirical evidence that gender-fair language in job advertisements for management positions may help to overcome the (self-) perceived lack of fit for women with leadership both from the perspective of potential employers and of potential applicants. In short, gender-fair language can counteract but in certain contexts also contribute to gender equality in the work context. 2
Zusammenfassung Die vorliegende Dissertation untersucht die Bedeutung von geschlechtergerechter Sprache für die Gleichstellung der Geschlechter in der Arbeitswelt. Eine Vielzahl von empirischen Studien hat gezeigt, dass unterschiedliche Sprachformen zu einem gender bias in mentalen Repräsentationen führen: Wenn maskuline Formen als Generika (generisches Maskulinum, z.b. Lehrer) verwendet werden, sind überwiegend Männer mental repräsentiert (male bias). Wenn jedoch geschlechtergerechte Formen (z.b. Beidnennung, Lehrerinnen und Lehrer) verwendet werden, führt dies zu einem höheren mentalen Einbezug von Frauen. Neueste Forschungsbelege zeigen allerdings auch negative Effekte von geschlechtergerechter Sprache. Personen, die mit geschlechtergerechten Formen benannt werden, wird weniger Status zugeschrieben. In der Arbeitswelt sind Frauen und Männer unterschiedlich auf Berufsfelder und Führungsebenen aufgeteilt (horizontale und hierarchische Geschlechter-Segregation). Dies kann durch Geschlechterstereotype und den (selbst-) wahrgenommenen Mangel an Passung (lack of fit) von Frauen für Führung erklärt werden. Es stellt sich die Frage, ob Sprachformen eine Bedeutung für die Gleichstellung der Geschlechter in der Arbeitswelt hat: Wie werden Berufsgruppen bezüglich Geschlechtstypikalität und Status wahrgenommen, wenn sie mit geschlechtergerechten Formen benannt werden? Kann geschlechtergerechte Sprache dazu beitragen, dass die hierarchische Geschlechter- Segregation aufgeweicht wird und die (selbst-) wahrgenommene Passung von Frauen für Führungspositionen erhöht wird? 3
Die vorliegende Arbeit zeigt mit Hilfe von vier experimentellen Studien, dass die Verwendung verschiedener Sprachformen (generisches Maskulinum vs. geschlechtergerechte Formen) eine signifikante Bedeutung für die horizontale und auch hierarchische Geschlechter-Segregation haben kann. In Studie 1 konnte für zwei Sprachen (Deutsch und Italienisch) und den Daten von 391 Versuchspersonen gezeigt werden, dass geschlechtergerechte Sprache zweischneidige Effekte haben kann. Einerseits wurden Frauen zwar in Berufsgruppen, die in der Beidnennung (vs. Maskulinum) vorgegeben wurden, sichtbarer (d.h. Berufsgruppen wurden geschlechts-neutraler eingeschätzt); andererseits jedoch verloren typisch feminine Berufe an wahrgenommenem Status. In drei weiteren Studien wurde geschlechtergerechte Sprache und ihre potentiellen Auswirkungen auf die hierarchische Geschlechter-Segregation beziehungsweise auf den Führungskontext untersucht. In zwei Einstellungs-Simulations-Studien (Studien 2 und 3, mit insgesamt 547 Wirtschaftsstudierenden) wurden Sprachformen in Stellenausschreibungen für Führungspositionen manipuliert. Die Resultate zeigen, dass männliche Bewerber gegenüber weiblichen Bewerberinnen bevorzugt wurden, wenn das Maskulinum für eine status-hohe Führungsposition (z.b. Geschäftsführer, mit oder ohne (m/w)) in der Ausschreibung verwendet wurde. Mit verwendeter Beidnennung (z.b. Geschäftsführerin/Geschäftsführer) gab es keine derartigen Unterschiede, sondern es kam zu geschlechtergerechten Einstellungsentscheidungen. In Studie 4 wurde untersucht wie potentielle Bewerberinnen und Bewerber auf Sprachformen in Stellenausschreibungen für Führungspositionen reagieren. Die Auswertung der Daten von 251 Studierenden hat gezeigt, dass sich Frauen und Männer beidermaßen eher auf Führungspositionen bewerben, 4
die in der Beidnennung ausgeschrieben sind anstatt mit dem Maskulinum. Die Effekte werden durch eine höhere Job- und Organisations-Attraktivität erklärt. Diese Ergebnisse stellen eine erste empirische Evidenz dar, dass geschlechtergerechte Sprache in Ausschreibungen für Führungspositionen eine Möglichkeit sein könnte, die (selbst-) wahrgenommene Passung von Frauen für Führung zu erhöhen aus der Fremd- wie auch der Selbst-Perspektive. Zusammengefasst zeigen die vorliegenden Ergebnisse, dass geschlechtergerechte Sprache in der Arbeitswelt überwiegend positive, aber in manchen Kontexten auch negative Effekte für die Gleichstellung der Geschlechter haben kann. 5