Einführung in die Psychoonkologie



Ähnliche Dokumente
Psycho-Onkologie. Warum Wofür Wer für wen Wie

Technische Universität München. Patienteninformationstag Prostatakrebs. TU München. P. Herschbach Roman-Herzog-Krebszentrum München

Psychoonkologie: Was ist es und wem hilft es?

alle Bilder: Google-Suche Unterstützung von Angehörigen Krebskranker

Mag. Christina Mayr-Pieper, klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision, Psychoonkologin, Hypnotherapeutin

Bis zu 20% aller Menschen erkranken im Laufe ihres Lebens an Depression. Damit ist Depression eine der häufigsten seelischen Erkrankungen.

Palliative Care im Clienia Bergheim. Leben bis zuletzt

Psycho-Onkologie: Unterstützung bei der Krankheitsverarbeitung nach der Diagnose einer lebensbedrohlichen Erkrankung

Was sind die Gründe, warum die Frau, der Mann, das Paar die Beratungsstelle aufsucht?

Im Zentrum: Der Patient

Palliativtherapie durch den Hausarzt

Charta Palliative Care. Grundsätze der palliativen Behandlung und Betreuung im Kanton Schwyz

Stress ein Krebsrisiko?

Palliative Care bei demenzkranken Menschen

Kreativ visualisieren

Funktionen des Erinnerns im erzählten Lebensrückblick älterer Menschen

Der Krebspatient in der Hausarztpraxis. Übersicht. Belastungen onkologischer Patienten. Rheinfelder-Tage: Psychoonkologie 30.

50 Fragen, um Dir das Rauchen abzugewöhnen 1/6

Erfolg beginnt im Kopf

Wenn Eltern erkranken Belastungen von Kindern und Jugendlichen krebserkrankter Erwachsener

Übersicht Verständnisfragen

DEMENZ PERSPEKTIVEN. April 2015 Dr. Bettina Ugolini

Psychosen. By Kevin und Oliver

Burnout und Depression Wie gehe ich mit Stress im Alltag um?

Stress, Schlafstörungen, Depressionen und Burn-out. Wie belastet sind wir?

Meine Entscheidung zur Wiederaufnahme der Arbeit

Pädagogik. Melanie Schewtschenko. Eingewöhnung und Übergang in die Kinderkrippe. Warum ist die Beteiligung der Eltern so wichtig?

NEUE FRAUENKLINIK LUZERN. Brustzentrum Luzern. Herzlich willkommen. Kompetenz, die lächelt.

Sexueller Missbrauch an Mädchen und Jungen

Sterben in Deutschland Wissen und Einstellungen zum Sterben

Tag der offenen Tür, 9. Oktober Psychiatrie erleben und verstehen. Depression. erkennen und behandeln. Klaus-Thomas Kronmüller

Fernausbildung Fachberater/in für holistische Gesundheit. Modul 6

Fragebogen Kopfschmerzen

Der schwierige Fußpatient

dem Vater der Mutter des betreuten Kindes/der betreuten Kinder. Mein Kind/ Meine Kinder wird/werden in der Woche durchschnittlich Stunden betreut.

Recovery. Chronische Erkrankungen überwinden!

Diese Broschüre fasst die wichtigsten Informationen zusammen, damit Sie einen Entscheid treffen können.

Patientenverfügung. Was versteht man genau unter einer Patientenverfügung? Meine persönliche Patientenverfügung

Wege aus Krise und Hoffnungslosigkeit

Erwachsenen- Psychotherapie

Was haben Beweglichkeit im Alter und Psyche mit einander zu tun?

Lebensqualität im Leben und im Sterben

Palliative Care Grundversorgung oder Spezialität

Erfahrungen mit Hartz IV- Empfängern

Begleitung von Eltern in der Trauerverarbeitung

Die letzten Tage und Stunden

INSIEME BERATUNG: Burnout Scheck Detailinformation

Eröffnung: Praxis für Hypnosetherapie in Brittnau

Das macht mich kaputt Was macht die Pflege demenzkranker Menschen so schwierig?

Interdisziplinäre Zusammenarbeit bei chronisch kranken Patienten Wunsch und Realität aus der Sicht des Hausarztes

INHALT DANKSAGUNGEN INHALT. Über dieses Buch ALLGEMEINE FRAGEN. Was ist eine Depression? Welche Symptome treten bei einer Depression auf?

Arbeitshilfe "Tipps für Gespräche mit Vorgesetzten und KollegInnen" Was gilt für mich?

Demenz verstehen/ Menschen mit Demenz begegnen

Anlage 1 DER ONKOLOTSE - UNTERSTÜTZUNG BEI KREBSERKRANKUNGEN. Was ist das Projekt Onkolotse?

Anleitung. Empowerment-Fragebogen VrijBaan / AEIOU

Für Menschen in einer psychischen Krise in der zweiten Lebenshälfte. Alterspsychiatrie (U3) Psychiatrie

Palliative care. Certificate of Advanced Studies (CAS)

Therapeutischer Nutzen, Kosten-Nutzen Verhältnis, EbM als Priorisierungskriterien? Ergebnisse aus der Äztinnenbefragung

So funktioniert Ihr Selbstmanagement noch besser

Solutions for Business. Menschwerdung. Warum hat das bei mir so gut geklappt und warum nicht bei anderen?

Das ICD-Patientenzufriedenheitsbarometer

Test: Wie sehr wird Ihr Lebensalltag durch den Schmerz bestimmt?

PSYCHOTISCHE STÖRUNGEN FRÜH ERKENNEN. Prof. Dr. med. Anita Riecher-Rössler Zentrum für Gender Research und Früherkennung Kornhausgasse 7

Depressionen meistern. Apotheken-Service für Gesundheit und Wohlbefinden

WAS TUN BEI ANGST & DEPRESSION? von. Hans Kottke

Fragebogen Weisse Liste-Ärzte

Seminar für diagnoseübergreifende Psychoedukation.

Multiple-Choice-Fragen zu Kapitel 8

Das Verlusttrauma und seine Folgen

Sehr geehrte (r) Frau/Herr,

Darum geht es in diesem Heft

Projekt Fatigue. Annina Thöny. Medizinische Kinderklinik Onkologie

Psychologie und Kommunikation für Pflegeberufe

LVR - Integrationsamt. Herzlich. Willkommen! Folie 1

Sehr geehrter Herr Pfarrer, sehr geehrte pastorale Mitarbeiterin, sehr geehrter pastoraler Mitarbeiter!

Glaube an die Existenz von Regeln für Vergleiche und Kenntnis der Regeln

Einen Detailierten Leitfaden für den Antrag einer Dolmetscherkostenübernahme, sowie die benötigten Anhänge finden Sie auf Seite 3.

Konflikte Bewältigungsstrategien und Therapiemöglichkeiten

Pressemitteilung. Engagement für Brustkrebspatientinnen Die Frauenkliniken Biberach und Ehingen sind auf dem Weg zum zertifizierten Brustzentrum

Palliative Care eine große Gemeinschaftsaufgabe

Information zum Projekt. Mitwirkung von Menschen mit Demenz in ihrem Stadtteil oder Quartier

Aussage: Das Seminar ist hilfreich für meine berufliche Entwicklung

Die Invaliden-Versicherung ändert sich

Jahresbericht des Patientenfürsprechers aus dem HELIOS Klinikum Berlin-Buch für den Zeitraum bis

Ich wünsche Ihnen einen schönen Nachmittag!

» Ihre Bedürfnisse stehen im Mittelpunkt» Alle Fachdisziplinen in einem Haus» Medizinische Diagnostik & Therapie wissenschaftlich fundiert

Medizin, Recht, Ethik

Selbstwert gewinnen, Ängste bewältigen

Qualität im Gesundheitswesen

pflegen-und-leben.de Was pflegende Frauen bewegt und wie Selbstfürsorge aussehen kann


Mehr Geld verdienen! Lesen Sie... Peter von Karst. Ihre Leseprobe. der schlüssel zum leben. So gehen Sie konkret vor!

Endlich in Sicherheit?

employee eap GesBR Hasnerstraße Wien

Transkript:

Einführung in die Psychoonkologie Fortbildung Radio-Onkologie Schweiz. Vereinigung der Fachleute für med. tech. Radiologie 25. Januar 2015 Dr. phil. Brigitta Wössmer Brigitta.woessmer@usb.ch

Eingrenzung des Themas für den heutigen Vortrag Welche psychischen Belastungen zeigen sich bei Krebspatienten? Was sind die Besonderheiten psychoonkologischer Therapie, Beispiele? Evidenz Entwicklungen

Belastungen onkologischer Patienten Irreversibilität und / oder Progredienz der Erkrankung Subjektive und / oder objektive Lebensbedrohung Unvorhersagbarkeit des Krankheitsverlaufs Begrenzte Lebensplanung und Zukunftsperspektive Reduzierte körperliche Leistungsfähigkeit Bedrohte körperliche Integrität und bedrohtes Selbstbild

Belastungen onkologischer Patienten Stigmatisierende Reaktion des Umfelds Chronische Schmerzen Aversiv erlebte therapeutische Massnahmen Abhängigkeit vom medizinischen System (Temporäre) Hospitalisation Vertrauensverlust in den Körper

Belastungskontinuum Cancer Trajectory Normale Belastung Schwere Belastung Ängste Sorgen Traurigkeit Depression Angststörungen Familiäre Krisen Spirituelle Krisen Holland, 2005 IPOS Online Core Curriculum

Distress als normale Reaktion Sturz aus der normalen Wirklichkeit Normale Reaktion auf aussergewöhnliches, lebensbedrohendes Ereignis Anfänglicher Schock, Ungläubigkeit, Benommenheit Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit Dysphorie, Reizbarkeit, Angst und Depressivität Konzentrationsprobleme und Schwierigkeiten bei den Alltagsaktivitäten Intrusive Gedanken und Ängste Appetitverlust und Schlafstörungen Symptome schwächen sich gewöhnlich nach 7-14 Tagen ab (Mehnert et al. (2006) Onkologe)

30-45% der (Mamma-Ca)-Patientinnen entwickeln vorübergehend starke Belastungssymptome 25-45% der Betroffenen wünschen psychosoziale Unterstützung Ca. 10% werden in psychoonkologische Betreuung überwiesen In der Onkologie am USB werden 18% aller Pat. nach Erstdiagnose zur Psychoonkologie überwiesen Sellick et al., Psychooncology, 1999; 8: 315-33 Alder & Bitzer, Arch Womens Ment Health 2003, 6(2):91-97

Belastungsthermometer cut-off Wert 5 (National Comprehensive Cancer Network NCCN)

Distress im Krankheitsverlauf Diagnose Beendigung der Behandlung Wiederauftreten der Erkrankung Fortschreitende Erkrankung Distress Primärbehandlung Keine Anzeichen der Erkrankung Palliative Behandlung Terminale Phase Ich könnte sterben Ich habe überlebt, wird der Krebs wiederkommen? Ich werde wahrscheinlich sterben Ich sterbe

Eingrenzung des Themas für den heutigen Vortrag Welche psychischen Belastungen zeigen sich bei Krebspatienten? Was sind die Besonderheiten psychoonkologischer Therapie, Beispiele? Evidenz Entwicklungen

Psychoonkologische Betreuung Begleitung, Beratung und Behandlung von Krebspatienten und Angehörigen in allen Krankheitsphasen, stationär und ambulant Ziel: den Patienten und Angehörige bei der Krankheitsbewältigung zu unterstützen, Aktivierung eigener Ressourcen Stabilisierung der LQ, Compliance und Gesundheitsverhalten

Charakteristika psychoonkologischer Begleitung Die meisten Patienten vor der Erkrankung psychisch gesund Akute Belastungssituation durch Krebskrankheit Psychoonkologisches Setting durch somatischen Krankheitsverlauf bestimmt Durch existentielle Bedrohung Beziehungsaufbau oft schnell und tief («Zeitdruck») «Coaching», «Krisenintervention» Angehörige involviert Therapeut muss sich selber mit existentiellen Themen befasst (haben)

Ziele psychoonkologischer Interventionen Reduktion von Angst, Depression, Hilflosigkeit und Hoffnungslosigkeit Entlastung der Patienten durch Ausdruck von negativen Gefühlen wie Wut, Angst, Neid Verbesserung des Selbstwertgefühls und der mentalen Einstellung zur Krebserkrankung (Akzeptanz, Krankheitsverarbeitung, Werte, Sinnfindung) Psychoedukation und Wissensvermittlung

Ziele psychoonkologischer Interventionen Förderung der aktiven Mitwirkung an der Behandlung, Rehabilitation Hilfe bei der Klärung lebensbiografischer Konflikte, Erarbeitung von Lebenszielen und Perspektiven Verbesserung der Beziehung zw. Pat., Partner, Angehörigen (Kommunikation, Rollenänderung, Sexualität) Förderung der beruflich-sozialen Integration Verbesserung von u.a. Schlafstörungen, Cancer related Fatigue

Psychoonkologin Psychoonkologische Psychotherapie SGPO/FSP Psychologen und Psychiater mit Psychotherapie- Anerkennung Psychoonkologische Beratung SGPO Fachpersonen aus Pflege, Radiotherapie, Sozialarbeit, Seelsorge u.ä. mit einer anerkannten Weiterbildung in Psychoonkologie

Psychoonkologische Betreuung kann ein Fels in der Brandung sein

Beispiel aus der psychoonkologischen Praxis Cancer related Fatique Progredienzangst Ressourcenaktivierung Psychoonkologie am Lebensende Die Schuldfrage

Cancer Related Fatigue - CRF

Tumor-assoziierte Fatigue: Epidemiologie, Pathogenese, Diagnostik und Therapie Dtsch Arztebl Int 2012; 109(9): 161-72; DOI: 10.3238/arztebl.2012.0161

Cancer related Fatigue Ist ein belastendes anhaltendes Gefühl von psychischer, emotionaler und kognitiver Müdigkeit im Zusammenhang mit Krebs oder einer Krebsbehandlung, welches mit den Alltagsfunktionen interferiert. Prävalenz: 25-50% bei Krebspatienten Affektiv: Motivationsverlust, energielos, traurig, ängstlich, kein Kampfgeist, hoffnungslos Physisch: Reduzierte Leistungsfähigkeit, Schwäche, vermehrtes Schlafbedürfnis, Müdigkeitsgefühl, Ruhebedürfnis Kognitiv: Konzentrationsstörungen, müder Kopf 21

Ursachen Biologische Faktoren: u.a. proinflammatorische Zytokine Folgen der Therapie/Tumorkrankheit: u.a. Hochdosis- Chemotherapie, Schmerzen, Immobilität, Anämie, Ernährung Psychosoziale Faktoren: u.a.. Diagnoseschock, psychosozialer Stress, Progredienzangst, vorbestehende psychische Belastungen Multifaktoriell

Fatigue und Depression schwierig zu unterscheiden im onkologischen Kontext! Fatigue Müder Kopf, rasche Erschöpfung, kein Kampfgeist Abends ausgeprägter als morgens Trauer oder Ärger durch Leistungseinbusse oder Konzentrationsschwäche Freudige Erfahrungen können erzählt werden Ausnahmen, Gelingendes kann bemerkt werden Motivation für kleine Schritte vorhanden, werden ausprobiert Depression Energielosigkeit, morgens ausgeprägte Antriebslosigkeit Innere Leere, Resignation Anhedonie Schuldgefühle, Selbstwert stark beeinträchtigt Vorschläge werden als unumsetzbar oder nicht hilfreich bezeichnet ( Der sich selbst und andere niederschlagende Mensch ; nach Dörner)

Cancer Related Fatigue CRF Bedeutung für die Betroffenen Rollenerfüllung in Partnerschaften / Familien oft beeinträchtigt, Hilfe bei alltäglichen Dinge Einschränkung sozialer Aktivitäten Gefühle von Hilflosigkeit, Schuld, Unzulänglichkeit Arbeitsunfähigkeit, Frage der Berentung (IV) CRF ist derzeit in der Nachsorge wenig beachtet

Behandlungsmöglichkeiten Info für Patient, Angehörige und Arzt, Psychoedukation Bewegung, körperliche Aktivität Energiesparend lebend Psychosoziale Unterstützung/Krisenintervention Psychotherapie Korrektur der Anämie Medikamente: Versuche Dexamethason, Methylphenitat, Modafinil Antidepressiva wirken gegen Depression, aber nicht Fatigue

Nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten Psychosoziale Interventionen Aktivitäts- und Energiesparmanagement Psychoedukation Kognitiv-verhaltenstherapeutische Ansätze: kognitive Umdeutung Umgang mit Distress Einbezug der Angehörigen Entspannungstraining/Achtsamkeit Körperliches Training/Aktivität

27

Progredienzangst

Angst vor Wiederauftreten der Erkrankung Antizipation von Untersuchungen, Ergebnissen Paradoxer Anstieg am Ende der Behandlung: nicht oft vom Arzt gesehen Verlust von Schutz durch die Behandlung allein ohne Hilfe geringe Zuversicht bzgl. der Zukunft Damokles-Syndrom Jahrestage

Angst/Progredienzangst Ausprägung auf einem Kontinuum zwischen funktionaler und dysfunktionaler Angst Negative Auswirkungen in verschiedenen Lebensbereichen wie z.b. Beruf, Sozialkontakte, medizinischer Behandlung Als behandlungsbedürftig im Sinne psychoonkologischer Therapie werden Patienten angesehen, die sich durch Art und Umfang der Angst subjektiv stark und nachhaltig in ihrer Lebensqualität bzw. Alltagbewältigung eingeschränkt fühlen.

Fallbeispiel 55 jähriger Mann mit Prostata-Ca nach Abschluss der Erstbehandlung Er finde nicht mehr zurück in den Alltag, sei völlig gelähmt durch sein Angst vor einem Rezidiv, komme bei minimalsten körperlichen Symptomen in Panik. Seine Frau verliere langsam die Geduld.

Inhalte der Therapie Nicht Angstfreiheit, sondern Kontrolle über die Angst Zu Ende-Denken der Angst (Angst vor dem Sterben) Angenehme Alltagsaktivitäten planen und umsetzen Entspannungs- Achtsamkeitsübungen Lösungskoffer Paargespräch: Belastungen, Befürchtungen, Ressourcen, Entlastung der Ehefrau

Ressourcenaktivierung

Fallbeispiel 35 jährige Patientin mit Mamma-Ca. Erstbehandlung abgeschlossen, aktuell Tamoxifen. Sie habe 15 Kilo zugenommen, getraue sich nicht mehr unter die Leute und an die Arbeit, wobei ihr beides sehr fehle; sie fühle sich unattraktiv und hässlich. Dabei sollte es ihr doch gut gehen, die Familie unterstütze sie sehr.

Inhalte der Therapie Vorbereiten eines Besuch am Arbeitsort Akzeptanz des eigenen Körpers, der Person Umdeuten der Gewichtszunahme als notwendiges Übel zur Heilung Sich genügend Wert geben um neue Kleider zu kaufen Motivation ein Lauftraining für Menschen in der ähnlichen Situation zu besuchen

Und wenn es keinen Ausweg mehr gibt: Psychoonkologie am Lebensende

Fallbeispiel 40 jähriger Mann mit Bronchus-Ca, Progredienz unter Therapie, schwere Depression, äussert immer wieder Gedanken an den Tod und will Exit betreten. Ehefrau und die beiden kleinen Kinder sind massiv belastet: nicht der Krebs sei das Schlimmste, sondern wie mein Mann damit umgeht, sie wüssten nicht mehr, wie sie sich verhalten sollten.

Inhalte der Therapie Wichtig ist der Einbezug der Ehefrau offenes Gespräch über Suizid, Hoffnung und Angst vor dem Sterben regelmässiger Austausch mit dem Onkologen, bezügl. Der Angst vor dem Ersticken und Schmerzen Umgang mit den Kindern, welches Bild als Vater möchte ich meinen Kindern geben in der Zeit, die mir bleibt freie Zeit für die Familie und den Patienten

Psychoonkologische Begleitung am Lebensende Meaning-Centered Psychotherapy (Breitbart, Heller 2003) Basierend auf V. Frankl. Gruppe acht Sitzungen: Fragen des Sinns im Leben und in der Erkrankung. Nicht welcher Sinn hat das Leben, sondern, welchen Sinn gebe ich dem Leben. Dignity-Therapy (Harvey Max Chochinov) wichtigste Ereignissen des Lebens berichten, aufnehmen, transkribieren und den Menschen bzw. ihren Familien gegeben. Fokus den Menschen zu helfen, in ihrem Leben Sinn zu finden.

441 patients (life expectancy 6 months) were randomly assigned to dignity therapy, client-centred care, or standard palliative care. Primary outcomes: FACIT Spiritual Well-Being Scale, Patient Dignity Inventory, HADS, Quality of Life Scale, and ESAS. Secondary outcomes: self-reported end-of-life experiences assessed after the completion of the study. Lancet Oncol 2011; 12: 753 62

Resultate Keine sign. Verbesserung im Distress Sign. Verbesserungen: QoL Gefühl der Würde Sprituellen Wohlbefinden Trauer und Depressivität Diese Veränderungen wurden auch von den Angehörigen angegeben Nutzen der Aufzeichnungen für die Angehörigen: 78% hilfreich in der Trauer 77% Quellen von Trost 95% empfehlen Dignity Therapie

Die Frage nach der Schuld Religiosität und Spiritualität Was habe ich falsch gemacht? Weshalb gerade ich? Weshalb habe ich das verdient? 60 jährige Patientin mit einem metastasierten Mamma-CA, fest in katholischen Glauben verankert, jahrelange freiwillige Arbeit in der Pfarrei und Krankenbesuche. Hadert anfangs sehr mit der Welt und vor allem mit Gott

Religiös/spirituelle Bedürfnisse aus Sicht der Patienten Angst reduzieren (51%) Hoffnung finden (41%) Sinn finden (40%) Inneren Frieden finden (43%) Spirituelle Ressourcen finden (39%) Moadel et al., 1999

Barrieren Diskrepanz zwischen den Glaubensüberzeugungen von Arzt und Patient Zeitmangel Mangel an Ausbildung und Erfahrung im Sprechen über spirituelle Belange Ängste, dem Patienten zu nahe zu treten Breitbart, 2004

Eingrenzung des Themas für den heutigen Vortrag Welche psychischen Belastungen zeigen sich bei Krebspatienten? Was sind die Besonderheiten psychoonkologischer Therapie, Beispiele? Evidenz Entwicklungen

Entwicklung der psychoonkologischen Forschungsfelder Pionierin: Jimmie C. Holland am Sloan Kettering Cancercenter, New York, ca 1955 Beginn 70 bis 80er Jahren Krebspersönlichkeit Coping-Forschung Auswirkung der Behandlung auf Lebensqualität Psychoneuroimmunologie (2000) Es konnten keine psychischen Faktoren eruiert werden, die einen Einfluss auf die Entstehung und Prognose der Krebserkrankung haben, dennoch hält sich die Krebspersönlichkeit immer stark in den Laienkonzepten

Verbessert psychoonkologische Unterstützung das Überleben? Frühe Studien methodisch mangelhaft, nach erster Euphorie gemischte Resultate (Spiegel, 1989) Review 2008: 1992-2004, 11 Studien: 5 ohne Effekt, 6 mit längerem Survival, aber alternative Erklärungen möglich! 2001-2007, 4 Replikationsstudien: alle ohne Survival-Benefit Neuere Studien methodisch besser bis teilweise sehr gut. Belege für eine Verbesserung der Prognose existieren nicht. Stefanek et al. 2009. Cancer Boesen & Johansen, 2008, Current Opinion in Oncol

Verbessert psychoonkologische Unterstützung das Überleben? Prospective associations of depression with survival: a population-based cohort study in patients with newly diagnosed breast cancer Andrea Vodermaier, et al. Breast Cancer Res. Treat (11-13) Depression ist stark verbunden mit erhöhter Sterblichkeit bei jungen Brustkrebspatientinnen, nicht jedoch bei älteren Patientinnen ( 65 J +) Schlussfolgerung: Diagnostik und Behandlung der Depression ist für das Überleben essentiell!

Zusammenfassung zum Faktor Psyche Lösen psychische Faktoren Krebs aus? Nein. Wirkt sich die Krebserkrankung auf die Psyche des Patienten aus? Ja, vielfältig. Beeinflussen psychische Faktoren den Krankheitsverlauf von Krebs? Hoffnungslosigkeit und Depression negativ (durch dadurch resultierendes Verhalten z.b non-compliance) soziales Netz positiv, Kampfgeist nein. Kann durch Psychoonkologische Interventionen das Überleben verbessert werden? Überleben nein, Lebensqualität ja, ausser bei Depression!

Eingrenzung des Themas für den heutigen Vortrag Welche psychischen Belastungen zeigen sich bei Krebspatienten? Was sind die Besonderheiten psychoonkologischer Therapie, Beispiele? Evidenz Entwicklungen

Ziele für die Psychoonkologie Nationale Standards und Leitlinien zur psychoonkologischen Versorgung von Krebskranken und deren Angehörigen sind erarbeitet Eine nationale Regelung der Finanzierung psychoonkologischer Angebote innerhalb vernetzter Strukturen als Teil der Grundversorgung ist geschaffen Die Angebote sind in der onkologischen Primärversorgung bekannt, gut integriert und vernetzt

www.krebsliga.ch www.dapo-ev.de www.psychoonkologie.ch www.famoca.ch

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit