Schweizer Magazin für Bauen, Wohnen, Haus und Garten_www.das-einfamilienhaus.ch Nr. 6/2015 Dezember/Januar_CHF 8.50 30/Wettbewerb Haus des Jahres 24/Vorschau: Swissbau 2016, 72/Schwerpunkt: Das effiziente Haus, 86/Portrait: Daniela Bomatter, Energie Schweiz, 120/Bauen mit knappem Budget, 130/Transparent bauen, 170/Showroom: Küchen
Wohnen Alpencharme trifft zeitgemässes Styling Modernes Design und historische Fundstücke leben in dieser Engadiner Ferienwohnung behaglich unter einem Dach. Verbindend wirkt eine ungewöhnliche Wandfarbe, die anfänglich für viel Skepsis sorgte. Von Kirsten Höttermann (Text) und Roger Frey (Fotos) 1 2 178_Das Einfamilienhaus 6/2015
Foto gross) Die Industrieleuchten über dem Esstisch hängen von der Dachschräge herunter und betonen die Höhe des Raumes. 1) Gussbetonböden, graue Wände, Altholz: Ein gelungener Mix, der konsequent im gesamten Wohnbereich umgesetzt wurde. 2) Auf das Wichtigste reduziert: Einfache Stufen aus Altholz scheinen ins Obergeschoss zu schweben. Das Einfamilienhaus 6/2015_179
Wohnen 1) Hinter der ehemaligen Stallwand gleich über dem Cheminée versteckt sich der Fernseher. 2) Die moderne Küche steht in bewusstem Gegensatz zum Altholz des Esstisches. 1 2 > Grau oder nicht Grau? Für André Hauser eine einfache Entscheidung. Grau! Innerhalb der Familie hat seine Antwort für allerlei Diskussionen gesorgt, denn er gab sie nicht auf die Frage nach der Farbe seiner neuen Visitenkarten. Vielmehr ging es um die Wandgestaltung des familieneigenen Feriendomizils in Celerina. «Viel zu dunkel!», empörte sich seine Frau Cristina. «Wir richten unsere Zimmer selbst ein», wehrten sich seine drei erwachsenen Kinder. Doch Hauser setzte sich durch und liess alle Wände der Wohnung in einem sanften Grauton streichen. Selbst die Decken, wo sie nicht aus Holz sind. Was zu Beginn für so viel Zündstoff sorgte, hat längst alle Skepti ker überzeugt. Die schlichte und doch so ungewöhnliche Farbgestaltung ist sogar zum Markenzeichen der Wohnung geworden. Familie wie Gäste fühlen sich wohl in den grauen Wänden, die einen wunderbaren Kontrast zum Altholz der Möbel, Balken und Türen bilden. Das teils 400-jährige Fichtenholz lässt die Wohnung, die aus zweiter Etage mit Dachstock besteht, in einem der alten Bünd ner Häuser vermuten, jedoch befindet sie sich in einem Neubau von 2013. Die Familie erwarb sie bereits während der Planungsphase und konnte nicht nur den Innenausbau dirigieren, sondern auch bei der Architektur des Hauses mitreden. Entstanden ist ein schlichter dreistöckiger Bau mit flachem Satteldach, dessen ungleiche Fenster ebenso ins Auge springen wie die lamellenartige Holzverschalung des grosszügigen Giebelfensters. Trotz ihrer jungen Jahre hat die Chesa Miraval und vor allem die Maisonettewohnung der Hausers viele Gemeinsamkeiten mit den his torischen Bauernhäusern der Umgegend, denn die Bauherrschaft hat sich vor Baubeginn ausgiebig mit Geschichte und Kultur des Ortes befasst. Ein Haus ganz für seine Bewohner «Der Ort übte einen grossen Ein fluss auf die Gestaltung aus», bestätigt Hauser, der das Ferien - domizil zusammen mit seiner Frau eingerichtet hat. Aus der Historie der Bündner Häuser entwickelte er auch die graue Farbgestaltung der Wände. Während seiner Recherchen hat er alte Bauten besichtigt und ihre russgeschwärzten Küchen und kleinen Fenster bemerkt. «Früher gab es keine reinweissen Räume mit grossen Glasfronten. Die Menschen mussten viel funktionaler denken, als wir das heute müssen. Ein Haus entstand ganz nach den Bedürfnissen seiner Bewohner von innen heraus.» Auch die Dachgeschosswohnung der Chesa Miraval ist von innen nach aussen geplant. Raumgliederung und Einrichtung bestimmen beispielsweise die Anordnung der Fenster und die Winkel ihrer Laibung richten sich nach der Sonneneinstrahlung. Die Nasszelle, von ihren Bewohnern liebevoll als Höhle bezeichnet, hat wie ihre historischen Vorbilder keine Plättli, sondern einen Boden aus Lavastein. Der dunkle Grasello-Verputz der Wände wurde mit einem wasserdichten Anstrich versehen. Badewanne und Lavabo sind Spezialanfertigungen aus dem Mineralwerkstoff Corian. Dornbracht lieferte die schwarzen Armaturen. 180_Das Einfamilienhaus 6/2015
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Wohnen 1) Lavastein, Grasello-Verputz, Corian, Holz: Das Badezimmer besticht durch seine unterschiedlichen Materialien. 2) Das richtige Licht lässt das alte Holz fast golden schimmern. Zwischen Hüttenromantik und klassischem Design Doch das Herz der Wohnung schlägt im offenen Wohn-, Ess- und Küchenbereich. Durch die Bauvorgaben der Gemeinde entstand hier ein ungewöhnlich langer, aber recht schmaler Raum. Seine Enge wird durch die hohe Decke, die bis in den Dachstock hinauf geöffnet wurde, gemildert. Der Raum präsentiert sich grosszügig, geschmackvoll und stilsicher. Das verwundert nicht, denn André Hauser ist ein vielseitiger Raumgestalter. Seine Farbgebung überzeugt und unterstreicht die lebendige Oberfläche des verbauten Altholzes. Nicht nur einzelne Möbel sind aus der teils 400-jährigen Fichte gefertigt, Hauser hat ganze Türen und Trennwände verbauen lassen. Historische Ski lehnen an der Wand neben der urigen Feuerstelle und verbreiten Bergromantik und Alpenflair. Die Quelle der alten Dinge, Hölzer und Klinken ist ein Antiquitätenhändler im Engadin. «In seinem Laden stehen ganz aussergewöhnliche Dinge und ich frage mich immer wieder, wo er sie her bekommt», verrät Hauser. Er und seine Frau setzten sämtliche alten Gegenstände und Materialien nach ihrer ursprünglichen Funktion ein. Jeder Beschlag bleibt auch Beschlag und wird nicht in einen Kleiderhaken verwandelt. «Wir mögen es, wenn die Dinge eine ehrliche Verwendung finden», so die Bauherrschaft. Polstermöbel und Vorhänge ordnen sich farblich unter und verwandeln den Sitzplatz am Cheminée in eine gemütliche Wohlfühlecke. Dem anderen Orts oft kitschig wirkenden Hüttencharme stehen ganz bewusst moderne Elemente gegenüber. Der Boden aus Guss - beton hält sich fugenlos zurück. Die Industrielampen über dem Esstisch treten mit den Jagdtrophäen ins Zwiegespräch. Die Eames- Chairs beweisen Stilsicherheit und der freistehende Küchenblock (ein Eigenentwurf) zeigt sich als schlichter Quader im Metallic- Look. Das Grau der Wände wirkt verbindend, elegant, edel, doch nie monoton. Es passt hervorragend in die Mischung aus Alpencharme und zeitgemässem Styling. Und überzeugt dermassen, dass sich seit der Fertigstellung dieser Wohnung bereits zwei von Hausers Kunden sicher waren, Grau ist die einzig richtige Antwort, wenn es um die eigenen vier Wände geht. < 1 2 «Alles beginnt in einer kreativen Atmos phäre, wo Gedanken frei sind und Visionen entstehen.» Zitat aus der Website www.hauser-partner.ch André Hauser ist Gründer und Inhaber der Hauser & Partner AG in Dübendorf. Zusammen mit seiner Frau Cristina und einem Team von 65 Mitarbeitenden denkt und arbeitet er in den Bereichen Retail, Innenarchitektur und Events. Das Team plant und realisiert Schaufensterdekorationen, Messestände, Wohn- und Büroräume, Veranstaltungen, Ausstellungen und mehr. Hauser & Partner AG, Dreidimensionale Kommunikation 8600 Dübendorf, Tel. 044 820 05 55, www.hauser-partner.ch 182_Das Einfamilienhaus 6/2015