: Anleitung zum richtigen Trinken
Vorbemerkung 1: Alkohol ist eine Droge und ein Geschenk: die meisten Menschen gehen vernünftig damit um Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt, Ihren Wirt, Ihren Verkehrspsychologen oder die Damen und Herren mit dem Rettungsspreizer
Vorbemerkung 2: Alkohol (und Drogen) dürfen im Straßenverkehr nicht ein bisschen erlaubt oder ein bisschen verboten sein. Der Autofahrer braucht klare Signale: wer fährt, trinkt nicht!
Vorbemerkung 3: Trinkversuche dienen der realistischen Aufklärung, nicht etwa der Verführung oder dem Herantrinken : Erhebliche Defizite bestehen bereits bei niedriger BAK der rechtstreue Bürger bleibt ohnehin brav
Vorbemerkung 4: Entscheidungsträger und Öffentlichkeit müssen verstehen, dass falsche Solidarisierung mit Alkoholfahrern nicht nur der Verkehrssicherheit, sondern auch den Betroffenen schadet Opferschutz geht vor Täterschutz
Was Sie nun erwartet: Kleine Warenkunde Was geschieht mit dem Alkohol im Körper Alkohol und Psyche Gruß von Sigmund Freud Trinken in Deutschland Wie viele Fahrer sind überhaupt noch nüchtern? Die Botschaft der Blutalkoholkonzentration Einmaliger falscher Gebrauch Entwicklung problematischer Trinkgewohnheiten Richtiges Trinken
Kleine Warenkunde
Für jeden etwas... Getränkeart: Bier Wein Wermut Likör/ Bitter Cocktail Spirituosen Sprit (zum Trinkzwecke) Medizinalprodukt Hergestellt aus Hopfen & Malz (Gott erhalts) Trauben, Äpfel, Birnen, Beeren, Steinobst Mischung aus Sprit und Branntwein mit Zucker, Wasser und speziellen (Bitter-)Stoffen Wie Wermut, aber Alkoholgehalt zwischen Mischungen aus Branntwein, Likören, Fruchtsäfte und/oder Essenzen (Alkopops!) Destillate aus vergorenen Früchten, Beeren, Wurzeln Zuckerrohr + Wasser / Zusätze Destillate aus vergorenen Kartoffeln, Getreide, Stärke, Melasse Tinkturen, Balsame, Essenzen, Kraftweine A. Vol.% max. 6-8 5 15 15-18 20 40 40-50, max. >70 96-97 > 50
Was ist drin: Alkoholgehalt von Getränken 0,5 l Helles / Pils / Dunkel: 16 20 g, durchschnittlich 18 g 0,5 l Weizen / Märzen: 21 24 g, durchschnittlich 21g 0,5 l Bockbier: 24 34 g, je nach Alkoholgehalt 0,5 l leichtes Weizen: 7-14 g, je nach Alkoholgehalt 0,5 l alkohol freies Bier: 2 g 0,25 l Wein: 21 24 g (leichter: 17 20 g) 0,25 l schwerer Roter: 26 30 g 0,1 l Sekt: 8-11 g 0,1 l Sherry, Port etc.: 12-18 g 2 cl Korn (32 Vol.%): 5 g 2 cl Weinbrand (40 %): 6,6 g 2 cl Whiskey (42 %): 7 g 2 cl Magenbitter: 8,2 g
Was geschieht mit dem Alkohol im Körper?
Alkoholaufnahme im Körper Ł Ca. 20 % über Magenschleimhaut (Sonderfall: kohlensäurehaltige Alkoholika) Ł Ca. 80 % über Dünndarm: Unterlage bewirkt leichte Verzögerung Ł Hochprozentiges wird schneller resorbiert, bei gleicher Alkoholmenge (in Gramm) ergibt sich z.b. nach Wodkakonsum ein um 15% höherer Spiegel als Bier oder Wein Ł Resorption nach 30-60 Min. abgeschlossen Ł Ca. 30 min. nach Trinkende: Atemalkoholkonzentration entspricht der Blutalkoholkonzentration Ł Resorptionsdefizit = Alkohol, der nicht in den Blutkreislauf gelangt: 0 bis 40 %, durchschnittlich 20% (Ursache unklar) Ł forensische Berechnung: 10 % Resorptionsdefizit, Abbau 0,1 / h physiologische Berechn.: 20 % Resorptionsdefizit; Abbau 0,15 / h
Typische Verlaufskurve der BAK: BAK = Blutalkoholkonzentration Plateau-Phase Diffusions-Phase Zeitachse
Alkoholabbau Langsam und gleichmäßig über Leber Faustformel: 1 g Alkohol pro 10 kg Körpergewicht und Stunde Nur minimaler Verlust durch Schweiß oder Atemluft: pro Stunde wird so nur zwischen 0,28 und 0,41% des konsumierten Alkohols eliminiert keine nennenswerte Beschleunigung des Abbaus weder durch Tanzen noch Holzhacken, auch nicht durch Schlafen: Abbau in Ruhe: 0,150 Promille/ Stunde Abbau bei körperlicher Arbeit: 0,151 Promille/ Stunde Verzögerung (nicht: Beschleunigung!) durch toxische Belastung, z.b. Medikamente oder Koffein (Mixgetränke!)
Alkohol und Psyche Gruß von Sigmund F.
Funktionaler Apparat: Motive/ Bewertung Informations- verarbeitung Wahrnehmung (Re-)Aktion
Psychischer Apparat (Freud): innerer Schweinehund (ES) Johnny Controlletti (Über-ICH) Integrator (ICH)
Zusammenwirken der Apparate : Inn. Schweinehund Johnny Controlletti ICH Info.verarbeitung Wahrnehmung (Re-)Aktion
Beeinträchtigungen ab ca.: Inn.Schweinehund.:1 Johnny Controlletti:0,15 ICH :0,4 Inf.verarbeitung: 0,4 Wahrnehmung: 0,3 (Re-)Aktion: 0,5
Sigmund Freud und Johnny Controlletti: Die Veränderung der Stimmungslage ist das wertvollste, was der Alkohol dem Menschen leistet, und weshalb dieses Gift nicht für jeden gleich entbehrlich ist.... Es ist überaus lehrreich zu sehen, wie die Anforderungen an den Witz mit einer Hebung der Stimmungslage sinken... Unter dem Einfluss des Alkohols wird der Erwachsene wieder zum Kinde, dem die freie Verfügung über seinen Gedankenablauf ohne Einhaltung des logischen Zwanges Lust bereitet.
Trinken in Deutschland: Wie viele Menschen trinken wie viel Alkohol?
nur wenige trinken viel Nur wenige trinken viel: 70 66 60 50 40 50 % der erwachsenen Konsumenten (ab 12J.) 30 20 10 22 4 10 15 20 13 trinken soviel % des produzierten Alkohols 0 Nichttr. Kulturtr. Vieltrinker Gefährd.
Definition der Konsumentengruppen Nichttrinker: konsumieren keinen oder fast keinen Alkohol = seltener als 5 mal im Jahr Kulturtrinker (so genannt durch die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen und die Getränkeindustrie): trinken maximal 140 g Alkohol pro Woche, dies entspricht ca. 7 Halben Bier oder 7 Schoppen Wein; die Empfehlung der WHO für Männer wird dabei eingehalten (Frauen: max. 70 g pro Woche) Vieltrinker: > 140 g, jedoch < 280 g Alkohol / Woche: sie stellen 15 % der Erwachsenen dar und konsumieren ca. 20 % des produzierten Alkohols Gefährdete: Konsummenge > 280 g Woche; diese Gruppe (13 %) vernichtet 66 % (sic!) des produzierten Alkohols
Die Botschaft der Blutalkoholkonzentration
BAK: Konsumverteilung bei Männern 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 0 bis 0,3 bis 0,8 über 0,8 %
BAK: Verteilung bei Trinkversuchen 60 59 50 40 % Teilnehmer 30 20 10 13 19 8 0 unter 0,3 0,3-0,8 0,8-1,1 über 1,1 BAK
Anmerkungen zur BAK: Ł0,5 Promille: Der Kulturtrinker erlebt eine Trinksperre Ł0,8 Promille: Ausnahmezustand, Gefühl der Trunkenheit/ Übelkeit beim Normalkonsumenten Ł1,3 Promille: Ende des bürgerlichen Trinkens Ł1,5 Promille: Beleg für Gewöhnung Ł1,5 Promille in der Öffentlichkeit ohne Ausfälle: Alkoholismus lt. Experten in den USA
Alkoholwirkung subjektiv und objektiv
Die Bilanz ist Trinksperre/ Sättigung Normalkonsum MISSBRAUCH SUCHTVERDACHT NULL 0, 8 1,6 TRINKSPERRE Durchschnitt der Auffälligen
Verschiebung der Trinksperre Von außen: Dynamik der Trinksituationen Von innen: Problemdruck, Gewohnheit, Toleranz
Realitätsverlust durch Toleranzbildung Objektiv im Missbrauchsbereich, subjektiv normal : fühlt sich normal, vergleicht sich evtl. mit dem Umfeld 0,8 o/oo 1,6 o/oo
Wie komme ich endlich auf 1,6 Promille? Um 1,6 Promille zu erreichen kann ein ca. 80 kg schwerer Mann in ungefähr 5 Stunden 8 Halbe Bier (0,5l) oder knapp 8 Viertel Wein (0,25l) oder 24 Schnäpse (2 cl) trinken
Alkohol im Straßenverkehr: wie viele Fahrer sind überhaupt nüchtern?
Verkehrsstichprobe am Wochenende 90 80 70 60 50 40 30 20 10 0 nüchtern bis 0,3 0,3-0,8 über 0,8 % VTN
BAK bei Unfällen: 70 60 50 40 30 % Verursacher 20 10 0 nüchtern bis 0,3 0,3-0,8 über 0,8
BAK und Unfallwahrscheinlichkeit
Nebenwirkungen im Straßenverkehr Alkohol im Straßenverkehr 2000 2001 2002 2003 2004 Alkoholunfälle 27.375 25.690 25.333 24.245 22.548 dabei Getötete 1.022 909 932 817 704 alkoholisierte Beteiligte 27.749 26.023 25.071 24.554 22.849 darunter: Frauen Männer Pkw-Fahrer 2.696 24.987 17.555 2.459 23.517 16.156 2.637 23.023 15.975 2.472 22.032 14.665 2.366 20.429 13.778 Mittlere BAK ( ) 1,61 1,60 1,60 1,60 1,61 (Quelle: BASt-U2h-35/2005)
Promille und Recht 0,3 ohneauffälligkeit mit Auffälligkeit 0,0 Wie ohne Auffälligkeit 0,0 Fahranfänger: Geldbuße (125-1000 ) 2 Punkte Bes. Aufbauseminar Straftat 0,3 0,5 1,1 Ordnungswidrigkeit Fahrverbot (1-3 Monate) Geldbuße (250-1500 ) 4 Punkte Entzug der Fahrerlaubnis, Sperre; Geldstrafe, u.u. Freiheitsstrafe 1,1 1,6 MPU 1,6
Punktnüchternheit für Fahranfänger Bei Verstoß in der Probezeit: 125. bis 1000.--, 2 Punkte in Flensburg, Anordnung der Teilnahme an einem Besonderen Aufbauseminar Gilt ab dem 16. Lebensjahr Gilt bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres Nach dem 21. Lebensjahr: in der verlängerten Probezeit, falls eine Auffälligkeit zur Verlängerung geführt hat
Einmaliger falscher Gebrauch
Falsches Trinken Ohne Maß und Ziel (> 5 Einheiten oder bis zum Kontrollverlust) Schnell, ungeduldig Aus unpassendem Gefäß (Flasche, großes Glas) Gemischt mit Weichspüler (anderen Drogen) Ohne Unterlage (u.a. morgendliches Trinken) Gegen Durst Zur Unzeit : bei der Arbeit, beim Sport, im Straßenverkehr, bei sonstiger Pflicht Trotz Schwangerschaft Trotz Medikamenteneinnahme / Krankheit kombiniert mit anderen Drogen (auch Koffein!) Bei Ärger, Stress, Frust, Kummer, Langeweile
Hansestadt Hamburg zum Alkoholmissbrauch
Entwicklung von problematischen Trinkgewohnheiten
Entwicklungslinien Trinkpause Abstinenz Abstinenz Genuss - Gebrauch Ausweichendes Verhalten Gewohnheit Episod./period./chron. Missbrauch Abhängigkeit/Sucht
Das magische Dreieck: Person Alkohol Umfeld
Rausch-Trinken: Folgen Risiko der Abhängigkeitsentwicklung bei Jugendlichen besonders hoch (harte Droge trifft weiche Persönlichkeit) Schädigungen schwerwiegender (Hirnreifung, psych. Störungen, hormonelles Ungleichgewicht, riskantes Verhalten, Unfälle, soziale Schäden) Behinderte Identitätsentwicklung, versäumte Entwicklungsaufgaben, fehlende soziale Fähigkeiten
Antworten: Wirksamster Faktor der Prävention: Verfügbarkeit Steuererhöhung: hat Alkopops fast abgeschafft Trinken in der Öffentlichkeit erst ab 18 erlauben (analog Tabakkonsum) > begleitetes Trinken Verbot von Flatrate-Parties Testkäufe durch Jugendliche Evtl. Konzessionsentzug Würde der Alkoholkonsum erst fünf Jahre später aufgenommen, wäre das Risiko einer späteren Alkoholproblematik um 50 % reduziert!
Endlich: Richtiges Trinken
Was können wir tun? Die Dinge beim Namen nennen, z.b.: Du gehst mit Alkohol falsch um Klare Regeln formulieren für Feiern und Trinkanlässe Die drei großen V beachten: Vorbild, Vorbild, Vorbild zuerst mal selber richtig trinken:
Bürgerliches (gemäßigtes) Trinken: Möglichst pur (evtl. mit Wasser/ Limo gemischt) aus einem passenden Glas Langsam, z.b. 1 Halbe > 30 min. bewusst genießen (Risikoausschluss) evtl. zum Essen, nur mit Unterlage Max. 60 g pro Trinkepisode als Mann Max. 40 g pro Trinkepisode als Frau Max. 168 g /Woche als Mann (DHS 2008) Max. 84 g /Woche als Frau (DHS 2008) Mind. zwei alkoholfreie Tage/ Woche Nur, wenn Du entspannt bist nie, um entspannt zu werden!
Also lautet die Losung:
Ansprechpartner Suchtbeauftragter im Konzern TÜV SÜD: Dominik Hammer Dipl. - Psychologe Fachpsychologe für Verkehrspsychologie Psychologischer Psychotherapeut TÜV SÜD Life Service GmbH Ludwigstr. 2 94032 Passau Tel.: 0851 / 93 13 815 Fax: 0851 / 93 13 828 Dominik.hammer@tuev-sued.de suchtpraevention@tuev-sued.de www.tuev-sued.de