Woche des bürgerschaftlichen Engagements 2007 Integration und Teilhabe In der Zeit vom 14. bis 23.September findet in diesem Jahr die dritte Woche des bürgerschaftlichen Engagement statt. Die bundesweite Aktionswoche soll verdeutlichen, wie bürgerschaftliches Engagement jeden einzelnen bereichert und die Gesellschaft insgesamt stärkt. Es wird ein weiter Begriff des bürgerschaftlichen Engagements angewendet, der alle Formen individuellen und korporativen Engagements von Einzelpersonen, Organisationen, Institutionen sowie Unternehmen umfasst. Die verschiedenen Aktivitäten stehen deshalb unter dem gemeinsamen Claim Engagement macht stark!. Gleichzeitig leistet die Woche des bürgerschaftlichen Engagements einen Beitrag zur Debatte um die Neudefinition gesellschaftlicher Verantwortungsrollen der verschiedenen Akteure aus Staat, Wirtschaft und Bürgergesellschaft, die im BBE als neuer Netzwerkstruktur bereits gewinnbringend zusammen arbeiten. Um zu verdeutlichen, dass für eine Demokratie die aktive Beteiligung von möglichst vielen Menschen an transparenten Entscheidungsprozessen wichtig ist, hat sich die Arbeitsgruppe Öffentlichkeitsarbeit des BBE für Integration und Teilhabe als die diesjährigen Themenleitlinien der Aktionswoche entschieden. Diese Leitlinien werden besonders in der Öffentlichkeits- und Pressearbeit im Zentrum stehen. Das heißt, Pressematerialien, Presseinformationen, Pressehintergrundgesprächen und Pressetexten werden die Aspekte Integration und Teilhabe an praktischen Beispielen darstellen. So werden zum Beispiel auch die kommenden Ausgaben des Infoletters des Kampagnenteams genutzt, um die Verbindung zwischen Integration und Teilhabe und den unterschiedlichen Engagementbereichen darzustellen. Konkrete Ziele der Aktionswoche - Bürgerschaftliches Engagement soll in all seiner Vielfalt und in seinen unterschiedlichen Formen öffentlich sichtbar und erfahrbar gemacht werden. - Der Wert des bürgerschaftlichen Engagements als eine wichtige Ressource zur Lösung gesellschaftlicher Probleme soll sichtbar gemacht werden. - Die Funktion und die Arbeit des BBE als Netzwerk der unterschiedlichen Akteure im bürgerschaftlichen Engagement sollen bundesweit bekannter gemacht werden. - Hindernisse sich zu engagieren, sollen benannt werden und konkrete Vorschläge für eine engagementfördernde Politik sollen aufgezeigt werden. Zielgruppen Die Aktionswoche richtet sich an verschiedene Akteure und soll auf unterschiedlichen Ebenen wirksam werden. Die Initiative richtet sich sowohl an die breite Öffentlichkeit, an Verbände / Organisationen innerhalb und außerhalb des BBE, an die Presse, an die Politik sowie an Unternehmen.
Folgende Gruppen werden somit angesprochen: - Bürgerinnen und Bürger - Multiplikatorinnen und Multiplikatoren - Medien - Entscheidungsträger/innen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene - Unternehmen Thematische Leitlinien 2007: Integration und Teilhabe Was verbindet die thematischen Leitlinien Integration und Teilhabe mit den Bereichen Familie und Engagement, Bildung und Erziehung, Natur und Umweltschutz, Gesundheit und Selbsthilfe, Unternehmen und Engagement, Senioren und Engagement, Sport und Engagement, Musik und Kultur, Migration und Interkulturelles oder Politik und Demokratie? Ob in dem Bereich Familie, Bildung, Migration oder Gesundheit, Integration und Teilhabe findet überall statt. Die Brücke zwischen diesen Bereichen und den thematischen Leitlinien ist das bürgerschaftliche Engagement in all seiner Vielfalt. Engagement der Bevölkerung ab 14 Jahren in verschiedenen Bereichen (1999/2004) 1999 / 2004 Sehr große Bereiche: Sport 11,0% / 11.0 % Große Bereiche: Schule und Kindergarten: 6,0% / 7% Freizeit: 5.5% / 5.5% Kirche und Religion 5.5% / 6.0% Kultur 5.0% / 5.5% Sozialer Bereich 4.0% / 5.5% Mittlerer Bereich: Feuerwehr und Rettungsdienste 2.5% /3.0% Politik und Interessenvertretung 2.5% / 2.5% Berufl. Interessenvertretung 2.5% / 2.5% Umwelt und Tierschutz 2.0% / 2.5% Jugendarbeit und Bildung 1.5% / 2.5% Lokales Bürgerengagement 1.5% / 2.0% Kleinerer Bereich: Gesundheitsbereich 1.0% / 1.0% Justiz und Kriminalitätsprobleme 0.5% / 0.5% Quelle: Freiwilligensurvey 1999 und 2004
Bürgerschaftliches Engagement heißt: sich aktiv in der Gesellschaft zu engagieren, und damit an deren Gegenwart und Zukunft teilzuhaben, mitzubestimmen und mitzugestalten. Freiwilliges und gemeinwohlorientiertes Engagement ist ein Zeichen der Identifikation mit dem Gemeinwesen und trägt, nicht zuletzt, da es zu rund 80% auf lokaler Ebene stattfindet, wesentlich zum gesellschaftlichen Zusammenhang bei. Somit spielt bürgerschaftliches Engagement auch für gesellschaftliche Integrationsprozesse und Teilhabe eine bedeutende Rolle. Integration kann als das Einbinden einer Gruppe in einen größeren sozialen Zusammenhang definiert werden. Da das Ziel jeglicher Integration die Herausbildung neuer sozialer Strukturen und sozialer Ordnungen ist, muss sie durch Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern erreicht werden. Teilhabe ist somit die Einbindung von Individuen und Organisationen (sogenannte Stakeholder) in Entscheidungs- und Willensbildungsprozesse. Auch hier ist die Brücke zwischen Integration und Teilhabe das bürgerschaftliche Engagement. Teilhabe kann die unterschiedlichsten Beteiligungsformen annehmen (z.b. Bürgerbeteiligung, Interessenverband, Selbsthilfeorganisationen, Umweltverbände). Unter der Devise mitbestimmen und mitgestalten können durch bürgerschaftliches Engagement, politische Prozesse beeinflusst und gesellschaftlich kontroverse und relevante Themen (z.b. Arbeitsloseninitiative) ins öffentliche Bewusstsein gebracht werden. Wie wird Integration und Teilhabe in den beschriebenen Themenfeldern umgesetzt? Hier einige Beispiele: Bildung Wo findet Integration im Bereich Bildung statt und wie kann hier Integration geleistet werden? Von politischer Seite zum Beispiel wird als zentraler Integrationsansatz in der Bildung die Sprachförderung angesehen, denn "Sprache ist der Schlüssel zu Integration und Bildung". Die Arbeitsgruppe Qualifizierung und Bildung des BBE hebt hervor, dass Bildung und Qualifizierung auch auf die Herausbildung, Stärkung bzw. Weiterentwicklung bürgerschaftlicher Kompetenzen abzielen sollten. Der Begriff service learning wird als Konzept der Verknüpfung zwischen schulischen Inhalten und bürgerschaftlichem Engagement verstanden. Bildung und Qualifizierung zielen dabei auf die Herausbildung und Stärkung bürgerschaftlicher Kompetenzen ab. Sport und Kultur Der Sport wird vor allen Dingen im Hinblick auf seine große gesellschaftlich integrative Kraft gesehen, mit der er z.b. bei der Integration von Zuwanderern oder der Unterstützung der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen wichtige Beiträge
leisten kann. Eine besondere Rolle kommt dabei den Vereinen vor Ort zu, deren Arbeit ohne das bürgerschaftliche Engagement schlichtweg nicht denkbar ist. Über die Zeit stabil wurden, so der Freiwilligensurvey 2004, jeweils 43 % der freiwilligen Tätigkeiten innerhalb von Vereinsstrukturen ausgeübt. Das betrifft besonders die größeren Engagementbereiche Sport und Bewegung, Kultur und Musik sowie Freizeit und Geselligkeit, die zum großen Teil durch die Organisationsform des Vereins bestimmt werden. Migration Die Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements für Integrationsprozesse wird im allgemeinen sehr hoch eingeschätzt. So leisten zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen und unterschiedliche Formen von Engagement einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung moderner Integrationspolitik nämlich die gleichberechtigte, gesellschaftliche Teilhabe aller Bürgerinnen und Bürger zu ermöglichen. So zum Beispiel haben Untersuchungen ergeben, dass das Engagement und die Engagementpotenziale der türkischen ZuwanderInnen in Deutschland stark ausgeprägt ist. Knapp 2/3 der türkischen Migrantinnen und Migranten in Deutschland beteiligen sich aktiv in Vereinen, Verbänden, Gruppen oder Initiativen. Gesundheit und Selbsthilfe Ziel von Integration und gesellschaftlicher Teilhabe von Menschen mit Behinderung sollte deren selbständige und selbstbestimmte Lebensführung sein. Auf dem Gesundheitssektor spielt der Einsatz von freiwilligem bürgerschaftlichen Engagement eine zentrale Rolle. Ohne bürgerschaftliches Engagement auf diesem Sektor wären viele Leistungen und Angebote nicht umzusetzen. Ein Beispiel hierfür ist der Hundebesucherdienst: Leben mit Tieren e.v. Der Verein Leben mit Tieren e.v. organisiert einen regelmäßigen Besuchsdienst mit Hunden für interessierte Senioren- und Pflegeheime oder Krankenhäuser in Berlin und Umgebung. Dabei besuchen Hundebesitzer ehrenamtlich mit ihren Hunden alte und kranke Menschen in Seniorenheimen, um den Bewohnern durch den Kontakt mit einem Tier den Alltag zu verschönern und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Kinder und Jugendliche Integration von Kindern und Jugendlichen heißt auch, benachteiligten jungen Menschen eine Zukunftsperspektive zu eröffnen, sie im Sozialraum als auch in Schule und Beruf so zu fördern und zu unterstützen, dass sie die Chance haben, sich sozial und beruflich zu integrieren. Die Jugendlichen stellen eine sehr starke Gruppe mit einer stabilen Engagementquote von 36 % dar, vor allem ist in dieser Altersgruppe auch das Engagementpotenzial mit 43 % am höchsten.
Freiwilliges Engagement kann als wichtiges informelles Lernfeld beschrieben werden. Das bestätigen auch die ermittelten Zahlen. Junge Leute im Alter von 14 bis 30 Jahren berichten mit 55 % besonders häufig über Lernchancen, welche die freiwillige Tätigkeit in sehr hohem bzw. in hohem Maße bietet. Man erkennt eindrucksvoll die besondere Bedeutung freiwilligen Engagements als Lernfeld für junge Leute.