Juristische Risiken der Pharmakotherapie oder Im Zweifel haftet der Arzt

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Transkript:

Juristische Risiken der Pharmakotherapie oder Im Zweifel haftet der Arzt Relevanz der ärztlichen aus rechtlicher Sicht insbesondere bei der Pharmakotherapie Rechtsanwalt Dr. A. Wienke Wienke & Becker - Köln

Überblick Risiken der Pharmakotherapie Heutige Relevanz der ärztlichen bei Pharmakotherapie Rechtsanwalt Dr. A. Wienke Wienke & Becker - Köln

Risiken der Pharmakotherapie UAW = Unerwünschte Arzneimittelwirkungen Metaanalyse von 39 Studien in USA: 106.000 Tote in USA p.a. infolge UAW Häufiger als Verkehrsunfälle oder Lungenleiden Studie von Ebbesen et al. (Norwegen) 1990: 732 Todesfälle bei 150.000 Krankenhausaufnahmen 133 davon durch UAW bedingt 66 (49,6%) vermeidbar Pharmakologen schätzen auf Grund dieser Zahlen die Zahl der Todesfälle infolge UAW auf internistischen Abteilungen in Deutschland auf 57.000 p.a., wovon 50% vermeidbar seien. Hinzu kommen UAW-Tote in nicht-internistischen Abteilungen, zu Hause und in Pflegeheimen Wienke & Becker - Köln 3

Risikomanagement in der Pharmakotherapie Bereich der ärztlichen Behandlung Fortbildung in pharmakotherapeutischen Fragen Information über fachspezifische neue Verfahren Anwendungsbereiche, Risiken etc. Bereich der Delegation Schulungen der Mitarbeiter, auch nichtärztliche Festlegen der Ablauforganisation (Eingangsmedikation des Hausarztes) Festlegen von Verantwortungsbereichen Dokumentationsverfahren Anamnese und der Patienten Wienke & Becker - Köln 4

Relevanz der ärztlichen Thema = alter Zopf? Aufgeklärtheit der Mediziner und Patienten Breite Informationsmöglichkeiten - Internet Schulungs- und Vortragsveranstaltungen Kriminalisierung des ärztlichen Handelns: Heileingriff = Körperverletzung Studie zur Wissenssteigerung bei Wundheilungsstörungen und Thromboserisiko Tod durch Aber: BVerfG: Dient dem Schutz der Körperintegrität und des Selbstbestimmungsrechts des Patienten Wienke & Becker - Köln 5

Relevanz der ärztlichen Berufsrechtliche Verpflichtung nach 8 der Musterberufsordnung: Zur Behandlung bedarf der Arzt der Einwilligung des Patienten. Der Einwilligung hat grundsätzlich die erforderliche im persönlichen Gespräch vorauszugehen. Keine allg. zivil- oder strafrechtliche Regelung zur spflicht. Ausn: Transplantationsgesetz und Arzneimittelgesetz, aber nur bei klinischen Prüfungen von Arzneimitteln. Wienke & Becker - Köln 6

Relevanz der ärztlichen Jede Behandlung, auch die Arzneimitteltherapie, ist tatbestandlich eine rechtswidrige Körperverletzung, die zum Schadensersatz verpflichtet. Nur die Einwilligung beseitigt die Rechtswidrigkeit der einwirkenden Behandlung. Einwilligung rechtlich nur ausreichend, wenn der Patient weiß, in was er einwilligen soll. Wienke & Becker - Köln 7

Relevanz der pharmakotherapeutischen Was halten die Mediziner in Klinik und Praxis von der Arzneimittelaufklärung? Eine der Patienten bei der Verschreibung von Arzneimitteln in der Sprechstunde ist doch gar nicht realisierbar. Die Patienten wissen meist selbst am besten, welche Arzneimittel sie vertragen und welche nicht. Für die Information über die Wirkungen und Risiken der verschriebenen Arzneimittel ist der Apotheker zuständig. Alle erforderlichen Informationen können die Patienten im Beipackzettel lesen. Pharmakotherapeutische ist nur in der Praxis, aber nicht im Krankenhaus notwendig; und wenn überhaupt nur bei stark belastenden Chemotherapien. Wienke & Becker - Köln 8

Relevanz der ärztlichen Wienke & Becker - Köln 9

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage (und oder) fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. und oder oder? Reicht der Hinweis auf den Beipackzettel aus oder muss der Arzt selbst den Patienten aufklären? Wienke & Becker - Köln 10

LG Dortmund vom 06.10.1999: Risikoaufklärung über Thromboserisiko bei querschnittsgelähmter Patientin durch Informationen aus Beipackzettel ersetzt die ärztliche. Az: 17 O 110/98 (MedR 2000, 331 ff.) Wienke & Becker - Köln 11

Handbuch des Arztrechts : Die Medikation verpflichtet den Arzt dazu, den Kranken über Dosis, Unverträglichkeit und Nebenfolgen ins Bild zu setzen. Die Instruktionspflicht reicht umso weiter, je gefährlicher das Präparat ist. Verschreibt der Arzt seinem Patienten ein in der Anwendung nicht ungefährliches Arzneimittel, so hat er ihn darüber aufzuklären und durch geeignete Maßnahmen, ggf. Überwachung, die schonende Applikation sicherzustellen. Wienke & Becker - Köln 12

Flüchtige Hinweise auf Begleitdrucksachen entlasten den Arzt nicht. Auf den Beipackzettel darf der Arzt sich nicht verlassen. Vielfach genügt das Lesen des Beipackzettels durch den Patienten nicht, so dass er im Interesse seines Selbstbestimmungsrechts nämlich auch etwas Unvernünftiges zu tun auf ergänzende mündliche Informationen des behandelnden Arztes angewiesen bleibt. Wienke & Becker - Köln 13

Urteil des BGH vom 27.10.1981: Über die besonderen Risiken einer kombinierten Medikamentation zur Behandlung einer Tuberkulose darf der Patient nicht im Unklaren gelassen werden. Die Mindestinformationen des Beipackzettels sind vom behandelnden Arzt an den Patienten unter Beachtung der individuellen Gesamtumstände weiterzugeben und fallbezogen zu ergänzen (sog. Myambutol-Urteil). Az: VI ZR 69/80 (NJW 1982, 697 ff.) Wienke & Becker - Köln 14

Urteil des BGH vom 15.02.2000: Das Erfordernis eines ärztlichen sgesprächs gebietet bei einer Routineimpfung nicht in jedem Fall eine (zusätzliche) mündliche Erläuterung der Risiken. Es kann vielmehr genügen, wenn dem Patienten nach schriftlicher Gelegenheit zu weiteren Informationen durch ein Gespräch mit dem Arzt gegeben wird. Az: VI ZR 48/99 (NJW 2000, 1784 ff.) Wienke & Becker - Köln 15

Urteil des Bundesgerichtshofs vom 15.03.2005 VI ZR 289/03 - : Bei möglichen schwerwiegenden Nebenwirkungen eines Medikaments ist neben dem Hinweis in der Gebrauchsinformation des Pharmaherstellers auch eine durch den das Medikament verordnenden Arzt erforderlich. Was war geschehen? Wienke & Becker - Köln 16

30-j. Frau, bekannte starke Raucherin Verschreibung des Antikonzeptionsmittels Cyclosa zur Regulierung von Menstuationsbeschwerden Im Beipackzettel Warnhinweis: Bei Raucherinnen, die östrogengestagenhaltige Arzneimittel anwenden, besteht ein erhöhtes Risiko, an zum Teil schwerwiegenden Folgen von Gefäßerkrankungen (z.b. Herzinfarkt, Schlaganfall) zu erkranken. Das Risiko nimmt mit zunehmendem Alter und steigendem Zigarettenkonsum zu. Frauen, die älter als 30 Jahre sind, sollten deshalb nicht rauchen, wenn sie östrogengestagenhaltige Arzneimittel einnehmen. Wienke & Becker - Köln 17

Nach Einnahme über 2,5 Monate erleidet die Patientin einen Hirninfarkt bzw. Schlaganfall infolge Wechselwirkung Cyclosa und Nikotinkonsum. Klage gegen Gynäkologin wegen mangelnder in 1. und 2. Instanz abgewiesen. Grundsätzlich sei die Ärztin verpflichtet gewesen, die Klägerin über die gefährlichen Nebenwirkungen und über die Risiken der Wechselwirkungen mit Nikotin zu informieren. Eine solche sei von der Ärztin zwar nicht nachgewiesen, aber die Klägerin hätte sich auch nach gebotener zu einer Einnahme des Medikaments entschlossen (sog. Hypothetische Einwilligung). Wienke & Becker - Köln 18

Aufhebung und Zurückverweisung durch BGH: Die Arzneimittelaufklärung dient der Unterrichtung des Patienten über das Risiko des beabsichtigten ärztlichen Vorgehens, damit dieser sein Selbstbestimmungsrecht ausüben kann. Grundsätzlich ist der Arzt daher verpflichtet, den Patienten über gefährliche Nebenwirkungen und über die Risiken der Wechselwirkungen zu informieren. Kommen schwerwiegende Nebenwirkungen eines Medikaments in Betracht, so ist neben dem Hinweis in der Gebrauchsinformation auch eine durch den das Medikament verordnenden Arzt erforderlich. Wienke & Becker - Köln 19

Der Arzt darf in solchen Fällen nicht darauf vertrauen, dass die Patientin den Warnhinweis in der Packungsbeilage lesen und befolgen wird. Die Gebrauchsinformation erläutert also nur das allgemeine Arzneimittelmodell und sein generelles Nutzen-Risiko-Profil. Ergänzend muss der Arzt die Nutzen-Risiko-Bilanz seiner Medikationsentscheidung individuell auf den einzelnen Behandlungsfall darlegen. Wienke & Becker - Köln 20

Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Geschlechtsneutrale Fassung des BMG: Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage, holen Sie ärztlichen Rat ein und fragen Sie Ihre Apothekerin oder Ihren Apotheker. Wienke & Becker - Köln 21

Beispiel aus dem Bereich der HNO-Heilkunde: LG Aachen 11 0 421/04 Diagnose HNO-Arzt: akuter Hörsturz, 52 jährige Patientin Therapie HNO-Arzt: Infusionsbehandlung 5 Tage Kurzinfusion mit 200 mg Solu Decortin am ersten Tag, anschl. 100 mg täglich. Hausärztin: 8 Infusionen mit Pentoxifyllin 100 Systematische Applikation von Cortison kontraindiziert wegen Abhängigkeit, Cushing- Symptom, Zwölffingerdarmgeschwür, Magenschleimhautentzündungen, Neigung zum Dauergebrauch und Selbstmedikation. Wienke & Becker - Köln 22

sinhalte, Informationen über: Behandlungsbedürftigkeit Art des Medikaments (Schmerzmittel) Wirkungsweise Einnahme Dosierung Nebenwirkungen Wechselwirkungen Individuelle Kontraindikationen Verhalten bei Komplikationen Wienke & Becker - Köln 23

Dokumentierte Patientenaufklärung Dokumentierte Patientenaufklärung sbögen Unterstützung des persönlichen sgesprächs zwischen Arzt und Patient keine Delegation an Personal Individualisierung der stattgehabten durch Notizen etc. Beweislast und Beweissicherung Wienke & Becker - Köln 24

Dokumentierte Patientenaufklärung Beweislast für Zeitpunkt, Art, Inhalt und Umfang der trägt der Arzt Fehlender Nachweis oder mangelnde oder unzureichende legen nahe, dass der Patient nicht ausreichend für die abzugebende Einwilligung informiert war. Wienke & Becker - Köln 25

Salus et voluntas aegroti suprema lex. Der Arzt hat sowohl das gesundheitliche Wohl seines Patienten zu fördern als auch dessen Autonomie zu beachten. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Wienke & Becker - Köln 26