E L V I S P R E S L E Y Ein Leben im Hüftschwung Elvis Presley starb 1977, und doch weilt er immer noch unter uns. Eine Würdigung in Bildern und Texten zu seinem 75. Geburtstag VON Adrian Pohr 08. Januar 2010-06:42 Uhr Carlo Allegri/Getty Images Die Krippe der Rockmusik: In dieser Hütte in East Tupelo, Mississippi, wurde der King am 8. Januar 1935 geboren. Manchen sollte er zum Gott werden, mindestens aber zu einem der größten Stars der Musikgeschichte. Er bereitete der schwarzen Musik einen weißen Boden und erhob sich selbst in all seinen widersprüchlichen Facetten zu einer Ikone, deren Glanz ungebrochen erscheint. STF/AFP/Getty Images 1
Elvis Aaron Presley wuchs in Memphis auf. Als junger Mann eroberte er mit diesem Lächeln die Herzen von Millionen und nicht nur die der Damen. Mittlerweile nahm er seine Songs in den berühmten Sun Studios auf. Schon früh war nicht nur sein musikalisches Talent bemerkt worden, auch seine außergewöhnliche Ausstrahlung. Mädchen mussten einfach kreischen, wenn sie ihn sahen. Getty Images Seine sexuelle Anziehungskraft wusste Elvis zu unterstützen. Sein Hüftschwung wurde legendär Elvis the Pelvis. Zudem schuf er mit dem aufgestellten Kragen eine neue Teenager-Mode. Stilbewusst war er schon vor Beginn seiner Karriere: Kaum ein anderer Schüler der High School benutzte so viel Pomade. Er suchte sich Stoffhosen und Hemden in einer Straßenmission zusammen, um sie in wilden Kombinationen zu tragen. Auffallen wollte er, um jeden Preis. Getty Images 2
Viele Amerikaner verteufelten Elvis' Fernsehauftritte. Die Zeitungen fielen über ihn her, Prediger warnten ihre Gemeinden vor der Gefahr, die von einem Elvis-Konzert ausginge. Doch bald konnte er zum amerikanischen Helden reifen: Er wurde zum Militärdienst eingezogen. Obwohl schon längst ein Weltstar, zeigte Elvis keine Allüren, bekam keine Sonderbehandlung, sondern war einer von vielen "G.I. Joes". Die bescheidene Haltung gefiel seinen Landsleuten. Liaison Kaum war Elvis zurück im wilden Leben, warf er sich wieder ins Filmgeschäft, um die Streifen 5 bis 31 abzudrehen. Nicht alle waren Perlen, die meisten fallen etwas naiv im Tonfall aus. Doch er hatte seinen Spaß. Später soll er gesagt haben, er habe mit all seinen Filmpartnerinnen geschlafen, außer mit einer. Jene Mary Tyler Moore erzählte diese Anekdote, um auf ihre Sonderrolle in Elvis' Leben hinzuweisen. Die britische Schauspielerin Ann-Margret (hier im Bild) müsste also eine der vielen gewesen sein auch wenn sie eine Affäre abstritt. Don Wright/Time & Life Pictures/Getty Images 3
Lange Zeit war seine Wirkung auf Frauen einnehmend, wie hier in den frühen Jahren. Durch seine Konzentration auf Hollywood gab er allerdings immer weniger Konzerte, bis er fast von der musikalischen Bildfläche verschwunden zu sein schien. Elvis machte den Straßen-Test er wurde kaum erkannt. Zeit, schnell zu handeln. Er trat in einer Weihnachtssendung der NBC auf, die fortan den Namen Das Comeback trug. Die Show war hervorragend inszeniert und überzeugte das Publikum durch einen souveränen King. Er war zurück. National Archive/Newsmakers Das berühmte Treffen zwischen Elvis und dem damaligen Präsidenten Richard Nixon betitelten Plakate später mit " The President and the King ". "Wem würden Sie mehr Macht einräumen?" Hätte man diese Frage damals den Amerikanern gestellt, sie hätten ihren King gegen jeden Kandidaten ins Weiße Haus gehoben, glaubt man schwärmerischen Medienberichten. Bei seinem Besuch im Weißen Haus interessierte sich Elvis jedoch eher für eine Dienstmarke der US-Rauschgiftbehörde. Selbstverständlich bekam er sie. 4
Michael Ochs Archives/Getty Images Mit den Jahren wurden nicht nur seine Körpermaße opulenter, sondern auch sein Sound. Der frühe bluesige Rock'n'Roll wich orchestrierten Pathos-Liedern. Passend dazu wurden die Outfits bunter und ausgefallener. Elvis dekorierte sich mit Umhängen, die heute an Wrestling-Shows erinnern. Er verzichtete nun auch immer öfter auf seinen einst berüchtigten Hüftschwung, um stattdessen Karate-Akrobatik in seine Darbietung einzubauen. Jenseits aller Brillanz deutete sich in diesen Shows jedoch der Niedergang an: Elvis vergaß seinen Text, hielt wirre Tiraden und verließ während der Vorführung den Saal, um dem "Ruf der Natur zu folgen". Jim Reid/AFP/Getty Images Graceland die Pilgerstätte für Elvis-Anhänger. Als junger Star versteckte er sich hier zeitweise mit seiner Familie vor den Massen. Seine Frau Priscilla hatte er 1959 während seiner Militärzeit im hessischen Bad Nauheim kennengelernt. Damals war sie 14 Jahre alt. 5
1967 heirateten sie. Ihr blieb die Betreuung der gemeinsamen Tochter Lisa Marie, während Elvis sich in der Damen- und Drogenwelt umtat. 1972 ließ sich Priscilla scheiden. Elvis zog sich weitgehend von der Außenwelt zurück. Seine Isolation gipfelte in einer Tablettensucht, die ihn immer weiter von der Realität entrückte. Roberto Schmidt/AFP/Getty Images Am 16. August 1977 wurde Elvis regungslos in seinem Badezimmer gefunden. Eine Überdosis. Alle Wiederbelebungsversuche kamen zu spät. Schon ein Jahr zuvor hatte er seinen Tod angekündigt: "Alles was ich noch tun kann, ist sterben." Schaut man sich heute im Internet um, möchte man meinen, es gebe ihn immer noch. Er hat die Popmusik geprägt wie kaum ein anderer. Die Menschen vermissen ihn immer noch selbst jene, die ihn nie erlebt haben. COPYRIGHT: ZEIT ONLINE ADRESSE: http://www.zeit.de/kultur/musik/2010-01/elvis-presley 6