Internationale Transportarbeiter-Föderation Nr. 22/2008. Roulette mit unseren Rechten. ITFeilt zuhilfe



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Transkript:

Seeleute-Bulletin Internationale Transportarbeiter-Föderation Nr. 22/2008 Roulette mit unseren Rechten ITFeilt zuhilfe German/ Deutsch

Paul Carter/reportdigital.co.uk ÜberlebenshilfeaufSee: Die Billigflaggenkampagne Schwerpunkt der ITF-Aktivitäten in der Seeschifffahrt ist die weltweite Kampagne von Seeleute und Hafenarbeitergewerkschaften gegen den Transfer von Schiffen hin zu Billigflaggen, um dadurch nationale Gesetze, Bedingungen und Gewerkschaften zu umgehen. Die Kampagne geht zweigleisig vor: politisch setzt sich die ITF gemeinsam mit Regierungen und internationalen Gremien dafür ein sicherzustellen, dass eine echte Verbindung zwischen der Nationalität eines Schiffes und dessen Eigentümer besteht; in der Auseinandersetzung mit dem Arbeitgeber haben ITF-Gewerkschaften für die Festlegung von akzeptablen Mindestheuern und Sozialnormen auf allen Billigflaggenschiffen gekämpft. In der Tat streben die Gewerkschaften die Vereinbarung von Bedingungen an, welche mindestens den Normen entsprechen, die durch den ITF-Fair-Practices-Ausschuss festgelegt wurden, dem gemeinsamen Gremium für Seeleute und Hafenarbeiter, welches die gewerkschaftliche Kampagne bewilligt. In jüngster Vergangenheit hat die ITF mit einer großen und wachsenden Gruppe von Schiffsbetreibern innerhalb des Internationalen Verhandlungsforums einen internationalen Kollektivvertrag ausgehandelt, der vergleichbare Normen bei mehr Flexibilität vorsieht. Seeleuten, die auf Billigflaggenschiffen angeheuert werden, wird es oft strengstens untersagt, mit der ITF Kontakt herzustellen. Einige werden sogar gezwungen, Verträge zu unterschreiben, in denen sie sich verpflichten, keine Verbindung zur ITF aufzunehmen. Es gibt sogar Arbeitgeber, die ITF-Verträge unterschreiben und dann ihre Besatzungen betrügen, indem sie niedrigere Heuern bezahlen eine Praxis, die als doppelte Buchführung bekannt ist. Seeleute auf Billigflaggenschiffen, die Probleme mit ihren Heuern oder Arbeitsbedingungen haben bzw. andere Beschwerden über ihre Behandlung vortragen möchten, können entweder mit der ITF direkt Verbindung aufnehmen (siehe unsere Adressen und Telefonnummern auf Seite 21) oder mit einem unserer Inspektoren weltweit in vielen Häfen in Kontakt treten (siehe Weltkarte im Mittelteil und weitere Einzelheiten auf der Rückseite der Weltkarte). www.itfglobal.org/flags-convenience

ITF-Seeleute-Bulletin Nr. 22/2008 Q Q Q Q Im Mai 2008 von der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF), 49/60 Borough Road, London SE11DR, Großbritannien veröffentlicht. Telefon: +44 (20) 7403 2733 Fax: +44 (20) 7357 7871 E-Mail: mail@itf.org.uk Website: www.itfglobal.org Weitere Exemplare des Seeleute- Bulletins (in englischer, arabischer, chinesischer, deutscher, indonesischer, japanischer, polnischer, russischer, spanischer und türkischer Sprache sowie in Tagalog) sind bei der ITF unter obiger Adresse erhältlich. 4-13 Kurzmeldungen Mit Nachrichten über die ITF-Kampagne gegen Billigflaggen und unternormige Schifffahrt 14-17 Titelgeschichte Der Bericht über die Fiesta Casino und über Arbeitgeber, die die Rechte der Seeleute verspielen 18-19 Philippinische Seeleute Die Lage ist ernst, aber nicht verloren, so eine neue wissenschaftliche ntersuchung 20 Fischereibeschäftigte Einige werden eher wie Sklaven statt Seeleute behandelt, so ein ITF-Inspektor in Schottland 21-24 ITF-Inspektoren Zum Heraustrennen: 4-seitiger Führer zur weltweiten Kontaktaufnahme mit der ITF 25 Verstecken zwecklos Ein posterähnlicher Führer zur Identifizierung von Billigflaggen 26 Fakten und Zahlen DieWeltflotte auf einen Blick 27-29 Organisation ankurbeln Fallstudien zur Hilfestellung der ITF bei der Gründung von nationalen Seeleutegewerkschaften 30 Faxformular Sie brauchen Hilfe? Ausfüllen und uns zusenden 31 Ratschläge zum Heuervertrag Durchlesen, bevor Sie für eine Beschäftigung auf See anheuern 32-34 Seearbeitsübereinkommen Regierungen zur Ratifizierung des Grundrechtekatalogs für Seeleute bewegen 35-36 Wohlfahrt Halten Hafeneinrichtungen für Seeleute Schritt mit demwandel in der Schifffahrtsindustrie? 37-39 Kulturen durchqueren Maritime Traditionen, Sprachgebrauch und Legenden rund um die Welt 40 Brief Ein Kapitän bereut seine Nichtteilnahme an einer ITF-Aktion 40-42 Gesundheit auf SeeMit wiederholt auftretenden Leiden umgehen Titelfoto: Eddy Gómez, Kapitän der Fiesta Casino, von Ana Lilia Pérez. Siehe Bericht auf S. 14-17. Besatzungsmitglieder des Fischereifahrzeugs Enxembre danken der ITF, nachdem ihre ausstehenden Heuern eingetrieben wurden. Siehe vollständigen Bericht Sind wir Seeleute oder Sklaven? auf Seite 20.

InternationaleTransportarbeiter-Föderation Bei der Internationalen Transportarbeiter-Föderation (ITF) handelt es sich um einen internationalen Gewerkschaftsdachverband, der 4,5 Millionen Beschäftigte in der Verkehrswirtschaft in 148 Staaten vertritt. Sie wurde 1896 gegründet und gliedert sich in acht Fachsektionen auf: Seeschifffahrt, Eisenbahn, Straßentransport, Zivilluftfahrt, Häfen, Binnenschifffahrt, Fischereiwirtschaft und Fremdenverkehrsdienste. Die ITF vertritt weltweit Arbeitnehmer im Verkehrssektor und fördert ihre Interessen durch globale Kampagnen und Solidarität. Sie ist eine von zehn Globalen Gewerkschaftsföderationen, die dem Internationalen Bund Freier Gewerkschaften (IBFG) angeschlossen sind und zur Globalen Gewerkschaftsgruppe gehören. Heuernachzahlungen Gestrandete Crew erhält Heuern Fünfundzwanzig Seeleute, die an Bord eines Schiffes im spanischen Hafen von Santander im Stich gelassen worden waren, haben ihren Kampf um die Auszahlung ausstehender Heuern gewonnen. Nach Intervention seitens der ITF und zwei der ihr angeschlossenen spanischen Gewerkschaften ELA-hainbat und der örtlichen Verwaltung der CC.OO erhielten die Besatzungsmitglieder an Bord des unter Panama-Flagge fahrenden Frachtschiffs Meugang 1 vom neuen Eigentümer des Schiffes ihre seit Oktober 2006 ausstehenden Heuern in einer Gesamthöhe von 187.000 Euro (264.000 S-Dollar), womit die Heuern bis 11. September abgedeckt waren. Vierundzwanzig Seeleute wurden in ihre Heimatländer Kamerun und Ghana zurückgeschafft. Der Kapitän des Schiffes verblieb noch einige Zeit im Seeleutezentrum von Santander, wo er ärztlich versorgt wurde; mittlerweile ist auch er in seine Heimat zurückgekehrt. Wir hoffen, dass dies in gewisser Weise eine Entschädigung für die harten Bedingungen darstellt, die die Besatzung an Bord des Schiffes ertragen musste, so ITF-Inspektor Mohamed Arrachedi. Piraterie ITF unterstützt Maßnahmen vor der Küste Somalias Die ITF unterstützt Maßnahmen zur Bekämpfung von Piraterie und bewaffneten Überfällen auf Schiffe vor der Küste Somalias und befürwortet nachdrücklich den Vorschlag, den N- Sicherheitsrat mit der Problematik zu befassen. Der Vorschlag wurde vom Generalsekretär der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) eingebracht und auf der 98. Sitzung des IMO-Rates vom 25. bis 29. Juni 2007 in London (Großbritannien) verabschiedet. Im Hintergrund steht die Hoffnung, dass die Übergangsregierung von Somalia nun dazu aufgefordert wird, Maßnahmen zur Verhinderung von Piraterie und bewaffneten Überfällen zu ergreifen. nter anderem soll sie solchen Schiffen den Zugang zu ihren Hoheitsgewässern gestatten, die Piraterie und bewaffneten Überfällen ausgesetzt sind, welche die Sicherheit der Besatzungsmitglieder bedrohen. Der Vorschlag bezieht sich insbesondere auf Schiffe, die humanitäre Hilfe nach Somalia bringen. Mit der aktuellen instabilen Lage in Somalia häufen sich Berichte über Angriffe auf Schiffe. Jon Whitlow, Sekretär der ITF-Seeleutesektion, erklärte: Die ITF begrüßt die Initiative der IMO und hat sie

Kurzmeldungen auf der Sitzung des IMO-Rates unterstützt. Wir hoffen, dass nun rasch reagiert wird, damit die Seeleute nicht länger solchen Angriffen zum Opfer fallen und in Geiselhaft geraten, aus der sie nur gegen die Zahlung eines Lösegeldes wieder freikommen. Fischerei Erfolg für geschundene Crews Die ITF begrüßt nachdrücklich die Verabschiedung des Übereinkommens über die Arbeitsbedingungen in der Fischereiwirtschaft durch die Internationale Arbeitsorganisation (IAO), ein Schritt, für den sich die ITF und die ihr angeschlossenen Gewerkschaften schon seit langem eingesetzt haben. Das Übereinkommen, dessen Verabschiedung im Juni 2007 bekannt gegeben wurde, wurde mit 437 Stimmen, zwei Gegenstimmen und 22 Enthaltungen angenommen. Der Sekretär der ITF-Seeleutesektion Jon Whitlow erklärte dazu: Vor zwei Jahren war die Verabschiedung des IAO-Übereinkommens für den Fischereisektor aus formalen Gründen gescheitert, weil eine Stimme zur erforderlichen Mehrheit gefehlt hatte. Seitdem haben wir unsere Anstrengungen verdoppelt, den Schutz der Fischereibesatzungen über den sozialen Dialog mit verantwortlichen Arbeitgebern und besorgten Regierungen zu erwirken. Mit der Verabschiedung dieses Übereinkommens sind wir im Hinblick auf die Durchsetzung menschenwürdiger Arbeitsbedingungen für Fischereibeschäftigte und die Einführung einer internationalen Mindestnorm für den Sektor einen großen Schritt weitergekommen. Das Übereinkommen bietet zudem ein Instrument zur Einschränkung illegaler, nicht gemeldeter und nicht regulierter Fangtätigkeit und zur Verhinderung einiger der schlimmsten Fälle von Misshandlungen, die, wie wir wissen, in diesem Sektor vorkommen. Damit ist unser Einsatz aber noch nicht beendet. Wir müssen nun dafür sorgen, dass das Übereinkommen ratifiziert und umgesetzt wird, sodass sich das Arbeitsleben der Fischereibeschäftigten wirklich nachhaltig zum Besseren wendet. Anfang des Monats hielt ITF-Generalsekretär David Cockroft eine Rede auf der InternationalenArbeitskonferenz, in der er das Übereinkommen begrüßte: Die Fischereibeschäftigten brauchen dieses Übereinkommen dringend. Die Fischereiwirtschaft ist der gefährlichste Wirtschaftszweig der Welt, und es herrschen hier mit die schlimmsten Bedingungen. ns liegen Berichte vor, nach denen Eigentümer von Fischereifahrzeugen auf die Organisierungsbe- ITF-Inspektor ShweTun Aung(Zweiter von links) mit der Besatzung der SafmarineTexas. Verhandlungen in den SA Heuernachzahlungen in Höhe von $40.000, für philippinische Besatzung Heuernachzahlungen in Höhe von mehr als $40.000, konnten ITF-Inspektoren der nordamerikanischen ITF-Mitgliedsgewerkschaft SI für acht philippinische Besatzungsmitglieder auf der Safmarine Texas sicherstellen. Das Schiff mit 18.030 LT, 1987 gebaut, ist Eigentum von Swiss Marine in Piraeus/Griechenland. Obwohl für das Schiff ein ITF-Vertrag abgeschlossen worden war, wurden der Besatzung nicht die geltenden ITF-Heuertarife, sondern philippinische Heuern gezahlt. Routine Während einer Routineinspektion in Houston wurde ITF-Inspektor Shwe Tun Aung auf die Diskrepanz aufmerksam gemacht. Da das Schiff nach Baltimore auslaufen sollte, schlug er vor, dass ITF-Inspektor Arthur Petitpas dort einen Bordbesuch abstatten und mit Kapitän und nternehmen verhandeln solle. Petitpas führte die Verhandlungen und erreichte Heuernachzahlungen in Höhe von S$ 27.548, an die acht Besatzungsmitglieder. Darüber hinaus erhielten zwei von ihnen zusätzlich S$ 12.889, für die Dienstzeit an Bord während einer früheren Fahrt. Der Safmarine Texas wurde die Rückkehr nach Houston gestattet, wo das Geld auf die Besatzung wartete. 5

Kurzmeldungen Billigflaggenkampagne Eigentümer von nicht unter ITF-Verträgen fahrenden Billigflaggenschiffen Schiffseigner Land Schiffe ohne ITF-Vertrag Tidewater SA 270 Government of Democratic People s Republic of Korea Nord Korea 161 Archirodon Construction Overseas Vereinige Arabische Emirate 106 Seacor Holdings SA 77 Ofer Brothers Group Israel 66 Rickmers Reederei Deutschland 66 Peter Dohle Schiffahrts-KG Deutschland 63 Transocean SA 62 Bernhard Schulte Group Deutschland 59 Mitsui OSK Lines Japan 56 Government of the People s Republic of Myanmar Burma 54 Groupe Bourbon Frankreich 54 China Ocean Shipping Group China 52 Egon Oldendorff KG Deutschland 51 Government of the People s Republic of China China 49 Smit International Niederlande 49 Carnival SA 46 Laskaridis Shipping Griechenland 46 Lamnalco Group Vereinigte Arabische Emirate 44 Jan de Nul NV Belgien 42 Quelle: ITF, 2007 mühungen seitens der Besatzungsmitglieder reagierten, indem sie die Verantwortlichen über Bord warfen. Seeleuteheuern Erhebliche Anhebung ab 1.Januar Für 70 000 Seeleute könnte eine Vereinbarung, die im Rahmen einer Sitzung des Internationalen Verhandlungsforums (IBF) getroffen wurde, eine erhebliche Erhöhung der Heuern und eine bedeutende Verbesserung der Vertragsbedingungen bringen. Das IBF, das sich aus Vertreter/innen der ITF und der Gemeinsamen Verhandlungsgruppe (JNG) der Arbeitgebergruppen zusammensetzt, trat im September 2007 in London zusammen. Auf der Sitzung vereinbarten die Delegierten Änderungen im Hinblick auf Heuern und Beschäftigungsbedingungen, die ab 1. Januar 2008 in Kraft treten sollen. Die IBF-Vereinbarungen gelten für zirka 70 000 Seeleute aller Nationalitäten an Bord von mehr als 3 500 Schiffen.Die Vereinbarung beinhaltet eine achtprozentige Anhebung der Heuern und die Änderungen der Verträge in 6 Übereinstimmung mit dem Seearbeitsübereinkommen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO). Vertreter/innen der ITF und der Arbeitgebergruppen erklärten die vollständige Anpassung der Besatzungsverträge an die Bestimmungen des Übereinkommens für einen Die Reeder dieser Billigflaggenschiffe machen sich offenbar größere Sorgen um die Einforderung ihrer Versicherungsansprüche als darum, den Angehörigen der Seeleute bei der Aufklärung der Vorfälle zu helfen. bedeutenden Fortschritt. Sie betrachten die IBF-Verträge als richtungsweisend, um im gesamten Sektor die besten und modernsten internationalen Arbeitsnormen für Seeleute in die Praxis umzusetzen. Der Vorsitzende der ITF-Seeleutesektion, Brian Orrell, äußerte sich besonders zufrieden hinsichtlich eines weiteren Verhandlungsergebnisses, nämlich einer Vereinbarung über einen Fonds, der vom IBF für Mannschaftsdienstgrade aus Industrienationen eingerichtet wird. Dieser würde nternehmen einen Anreiz geben, Seeleute aus traditionellen Schifffahrtsnationen anzuheuern, die im Verlauf der letzten 20 Jahre umfangreiche Arbeitsplatzverluste hinnehmen mussten. Damit zeigt sich, dass das IBF in der Lage ist, innovative Lösungen für Probleme zu entwickeln und die allgemeinen Normen in der Branche zugunsten aller Beteiligten zu verbessern, so Orrell. Der Sprecher der Gemeinsamen Verhandlungsgruppe Ian Sherwood erklärte, dass das IBF eine Reihe von Maßnahmen beschlossen habe, die auch den Arbeitgeberorganisationen zusagen. Die Vereinbarungen zur effizienteren und flexibleren msetzung der IBF-Verträge seien besonders wichtig und sehr begrüßenswert. ITFruftzuAktionenauf Verschwundene Schiffe: Aufklärung gefordert Die ITF rief im Oktober 2007 zu Aktionen im Falle eines Schiffes auf, das Berichten zufolge seit dem Verlassen des Hafens von Dubai mit Kurs auf die Seychellen im Juni verschollen ist. An Bord sollen sich 14 Besatzungsmitglieder befunden haben. Die Reef Azaria, die in St. Vincent und den Grenadinen registriert ist und von dem in den Vereinigten Arabischen Emiraten beheimateten nternehmen Zambezi Shipping Agency betrieben wird, war am 18. Juni aus dem Hafen von Dubai ausgelaufen. Der letzte Kontakt des Agents zum Schiff fand vermutlich am 24. Juli statt, als sich das Schiff vor der Küste von Somalia befand. An Bord waren acht Besatzungsmitglieder aus Tansania sowie jeweils zwei aus Burma, Indien und Pakistan. Die ITF reagierte auf den alarmierten Hinweis der ihr angeschlossenen Gewerkschaft Pakistan Merchant Navy Officers Association (PMNOA) und setzte sich mit der Schifffahrtsagentur in Verbindung, um diese zu Offenheit und Zusammenarbeit aufzufordern. Sie verlangte zudem weitere Informationen über die

DieBesatzungsmitgliederderMarybellefreutensichriesig, alssieihreausstehendenheuernerhielten. Aktion in Liverpool Reeder zur Heuerauszahlung für fünf Schiffe gezwungen von Tommy Molloy, ITF-Inspektor in Liverpool (Großbritannien) Auf diesem Schiff tauchten Beweise auf, dass die Besatzungen von der Reederei in Wahrheit systematisch um ihre rechtmäßigen Heuern betrogen wurden. Maryville Maritime aus Griechenland ist ein nternehmen, das im vergangenen Jahr im Hafen von Liverpool herzlich willkommen geheißen wurde, jedoch Schwierigkeiten hatte, sich wieder zu verabschieden, bis ihre Besatzungen die ihnen zustehenden Heuern erhalten hatten. Das erste der von mir im Jahr 2007 inspizierten Schiffe der Reederei war die Smart. Ausstehende Heuern in einer Gesamtsumme von S$ 46.000,-wurden für die Besatzung eingefordert und ohne viel Aufhebens von der Reederei gezahlt. Auch musste ich ITF-Verträge für alle Besatzungsmitglieder ausfüllen, da diese nicht existierten. Die an Bord vorhandenen Verträge wiesen sehr viel niedrigere Heuertarife aus als diejenigen, die mit dem nternehmen vereinbart worden waren. Einige Monate später stattete die Evangelista dem Hafen einen Besuch ab, und die gleichen Probleme traten erneut auf. Diesmal wurden ausstehende Heuern in Höhe von S$ 160.000, eingetrieben. Das nächste Schiff war die Princess 1. Als ich an Bord kam, begrüßte mich der Hafenkapitän des Schiffes, der aus Griechenland eingeflogen worden war, um sich meiner Inspektion zu widmen. Diesmal befanden sich die schriftlichen nterlagen an Bord in einem anderen Zustand. Fast alles entsprach den Bedingungen des ITF-Vertrags für das Schiff. Nur die Kleinigkeit der Beschäftigung von zwei Decksjungen und zwei Messejungen, die alle über 21 Jahre alt waren (einer war sogar über 30) musste geregelt werden. Neue ITF-Arbeitsverträge wurden erstellt, und die Seeleute wurden zu Matrosen bzw. Messestewards befördert. Für einen der Messestewards wurden fast 3.000,-S-Dollar errechnet, aber die anderen drei waren erst wenige Tage zuvor an Bord gekommen. Ein paar Tage später besuchte ich die Renuar und wurde wiederum vom Hafenkapitän begrüßt, der erneut nach Liverpool eingeflogen worden war um sicherzustellen, dass alles im Reinen war. Ich stellte jedoch fest, dass die Überstunden weder ordentlich erfasst noch vertragsgemäß bezahlt worden waren. Ich errechnete ausstehende Überstunden in Höhe von S$ 13.504,-. Die Forderung wäre noch sehr viel höher ausgefallen, wenn nicht ein großer Teil der Besatzung ein paar Tage zuvor ausgezahlt worden wäre. Von der Reederei wurden Vorkehrungen getroffen, die ausstehenden Heuern umgehend auszuzahlen. Der Hafenkapitän teilte mir mit, dass zwei weitere Schiffe des nternehmens im Laufe des Aprils Liverpool anlaufen würden und dass man obwohl er die Feiertage lieber mit seiner Familie verbringen würde zweifellos von ihm verlangen werde, nochmals nach Liverpool zu fliegen. Ein paar Tage nach Ostern lief das Schiff Marybelle in Liverpool ein. Als ich an die Gangway kam, versicherte mir der Hafenkapitän, dass diesmal alles an Bord in perfektem Zustand sei und ich definitiv keine Probleme vorfinden würde. Leider tauchten auf diesem Schiff Beweise auf, dass die Besatzungen von der Reederei in Wahrheit systematisch um ihre rechtmäßigen Heuern betrogen wurden. Eine auf den 31. Dezember 2006 datierte Liste der Auszahlungen (Gesamtsumme 89.000,- S-Dollar) an alle Besatzungsmitglieder wurde mir ausgehändigt. Es handelte sich dabei um die Differenz zwischen den tatsächlichen Zahlungen des nternehmens und den laut ITF-Vertrag vorgesehenen Heuern. Jedes Besatzungsmitglied hatte den Erhalt des Geldes quittiert, und mit einer Erklärung unten auf der Auszahlungsliste wurde bestätigt, dass die Besatzungsmitglieder keine ausstehenden Forderungen hätten. Es lag eine ähnliche Liste mit Datum vom 31. März über insgesamt 53.000,-S-Dollar vor, und alle Besatzungsmitglieder hatten wiederum den Erhalt mit ihrer nterschrift bestätigt. Ich teilte dem Hafenkapitän mit, dass ich weder an die Auszahlung der angegebenen Summen an die Besatzung noch an die Echtheit der Heuerabrechnungen für Januar, Februar und März glaubte. Er erwiderte, dass er zahlen würde, wenn ich ein einziges Besatzungsmitglied fände, das behaupte, kein Geld erhalten zu haben. Was er nicht wusste, war, dass ich bereits einen Satz der echten Heuerabrechnungen gefunden hatte. Als ich ihm diese vorlegte und der Reihe nach die philippinischen Besatzungsmitglieder hinzurief, erklärten diese tapfer, die Heuern nicht erhalten zu haben, zu deren Quittierung man sie gezwungen hätte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als meiner Kalkulation der ausstehenden Heuern, die sich diesmal auf S$ 96.000,- belief, zuzustimmen. Bislang musste diese Reederei im Hafen von Liverpool in etwas mehr als einem Jahr über 300.000, S-Dollar für ihre Schiffe auszahlen. Das war jedoch kein Pfennig mehr, als sie ohnehin bereits vereinbart hatte. 7

FedericoArogante(rechts) mititf-inspektorlfchristiansenvorderhamburgerklinik, wodie HandverletzungdesphilippinischenSeemannesbehandeltwurde. VerletzungaufSee Mehr als eine hilfreiche Hand Nach einem nfall auf See stand ein philippinischer Seemann fast dem Verlust seines seemännischen Berufes gegenüber, als die rasche Intervention der ITF doch noch die notwendige medizinische Versorgung sicherte. Federico Arogante, Schmierer auf einem Schiff unter griechischer Flagge, nahm im Februar 2007 mit dem Hamburger ITF-Inspektor lf Christiansen Verbindung auf, da er außerordentlich in Sorge war, aufgrund des nfalls möglicherweise niemals wieder als Seemann arbeiten zu können. Während eines Schiffsaufenthalts im russischen Hafen von Primorsk hatte er vier Wochen zuvor seine linke Hand verletzt, als er bei der Arbeit im Maschinenraum von einer Leiter stürzte. Man schickte ihn damals in ein Krankenhaus in Primorsk, wo seine Hand in Gips gelegt worden war. Als sein Schiff vier Wochen später ins Hamburger Trockendock verholt wurde, schickte man den Seemann zur Nachuntersuchung in ein Krankenhaus. Die Hamburger Ärzte stellten fest, dass Arogante in Russland falsch behandelt worden war seine linke Hand hätte operiert statt in Gips gelegt werden müssen. Dieser Fehler hatte sich auf seine Hand ausgewirkt und deren Beweglichkeit bereits eingeschränkt. Herr Arogante zeigte sich außerordentlich beunruhigt ob des möglichen Verlustes seiner Fähigkeit, zukünftig als Seemann arbeiten zu können, und bat in der ITF-Geschäftsstelle in Hamburg um nterstützung, so lf Christiansen. Die ITF bat die Ärzte des allgemeinen Krankenhauses in Hamburg, Arogante in eine Hamburger Spezialklinik für Arbeitsunfälle zu überweisen. Sie erklärten sich mit dieser Überweisung einverstanden, wie auch der Kapitän seines Schiffes, der Propontis. Auch der örtliche Agent wurde über die geplante Überweisung von der ITF informiert. Ich begleitete Herrn Arogante bei seinen mehrfachen ntersuchungen im Krankenhaus, erzählt Christiansen. Er wurde von Spezialisten für Handverletzungen untersucht, die zu der Entscheidung kamen, dass seine Hand operiert werden müsse, um eine dauerhafte Arbeitsunfähigkeit zu vermeiden. Arogante wurde erfolgreich operiert und zweieinhalb Monate lang im Krankenhaus behandelt, einschließlich umfassender Therapie für seine linke Hand. Herr Arogante erhielt regelmäßig Besuch von seinen ehemaligen Besatzungskollegen, der Seemannsmission und von mir, sagt Christiansen. Die griechische Reederei kümmerte sich darum, dass seine Ehefrau einige Wochen bei ihm in Hamburg verbringen konnte. Nach seiner langwierigen Behandlung im Krankenhaus konnte Arogante schließlich seine linke Hand bewegen und für Arbeiten einsetzen. Die Ärzte zeigen sich optimistisch, dass er seinen Beruf als Seemann weiter ausüben kann. Im Mai wurde er zur weiteren Behandlung auf die Philippinen zurück befördert, und Ende 2007 sollte er sich wieder in der Hamburger Klinik melden, um eine Platte aus seiner Hand entfernen zu lassen. Bevor er im Mai Hamburg verließ, sandte Arogante eine Karte an das ITF-Büro. Ich möchte mich bei Ihnen herzlich für die ganze Zeit bedanken, die Sie aufgebracht haben, um mich zu unterstützen, schrieb er Christiansen. Sie sind Teil meines zweiten Lebens gewesen; ich darf wohl sagen, Sie sind mein Held. Meine ganze Familie und ich bedanken uns sehr bei Ihnen. Er war außerordentlich in Sorge, aufgrund des nfalls möglicherweise niemals wieder als Seemann arbeiten zu können. Suche nach dem vermissten Schiff, um sie an die Familien der Besatzungsmitglieder weiterzuleiten. Finlay Mcintosh von der ITF Actions nit (nterabteilung Maßnahmen gegen Schiffe) äußerte sich dazu wie folgt: Es gibt noch immer zahlreiche ungelöste Fragen, und wir fordern das nternehmen dazu auf, ihnen nachzugehen. Die Familien der vermissten Seeleute leiden, weil sie nichts über das Schicksal ihrer Angehörigen wissen. nsere größte Sorge gilt der Frage, wo die Seeleute sind und was unternommen wird, um sie wieder zu finden. Bis jetzt gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass das Schiff gesunken oder der Piraterie zum Opfer gefallen ist. Die PMNOA berichtete außerdem über ein zweites vermisstes Schiff, die unter Panama-Flagge fahrende Infinity Marine 1, die dem nternehmen Infinity Marine Services in Dubai gehört. An Bord befinden sich vermutlich 23 Seeleute. Der Generalsekretär der Gewerkschaft, Sheikh Mohammad Iqbal, erklärte: Die Reeder dieser Billigflaggenschiffe geben nur sehr zögerlich Informationen weiter. Sie machen sich offenbar größere Sorgen um die Einforderung ihrer Versicherungsansprüche als darum, den Angehörigen der Seeleute bei der Aufklärung der Vorfälle zu helfen. Wohlfahrt Südostasiatisches Projekt erhält grünes Licht Ein großes Projekt, das die soziale Versorgung von Seeleuten in ganz Südostasien deutlich verbessern soll, hat nun grünes Licht erhalten. Vertreter/innen von Organisationen für Seeleutewohlfahrt, die im September 2007 an einer Konferenz des Internationalen Ausschusses für Seeleutewohlfahrt (ICSW) in Singapur teilnah- Die Fischerei ist der gefährlichste Wirtschaftszweig der Welt, und es herrschen hier mit die schlimmsten Bedingungen. 8

Kurzmeldungen men, sprachen dem Programm ihre nterstützung aus. Im Rahmen der Initiative werden vier Jahre lang Mittel für die ntersuchung, Aktualisierung und Ausdehnung von sozialen Diensten in der Region bereitgestellt. In der Hauptrede auf der Konferenz führte Kapitän Derrick Atkinson von BW Shipping in Singapur Beweise an, dass die meisten Seeleute in Südostasien keinerlei Kontakt mit Sozialarbeiter/innen haben; zwei Seeleute aus Burma sprachen von ihren eigenen, ähnlichen Erfahrungen. Ein jüngster Bericht des Internationalen Seeleute-Forschungszentrums (SIRC) über soziale Dienste in Häfen bestätigt diese Eindrücke. Vertreter/innen von Schiffseignern, Gewerkschaften, religiösen Organisationen, Hafenbehörden und Regierungen werden nun einen regionalen Wohlfahrtsausschuss bilden, um die msetzung des Programms in die Wege zu leiten. Diese Initiative folgt ähnlichen Aktionen, die bereits in Osteuropa, Afrika und Lateinamerika organisiert wurden; es ist vorgesehen, dass sie von der ITF-Seeleute-Stiftung finanziert und vom ICSW kontrolliert wird. Dazu Tom Holmer, Sekretär der ITF-Seeleute- Stiftung: In den anderen Regionen haben solche Programme zur Entwicklung eines Netzwerks von Seeleutezentren und -diensten beigetragen, die genau das bieten, was für die Seeleute nach eigenen Angaben am wichtigsten ist. Wir alle sind überzeugt, dass das Gleiche auch in dieser Region möglich ist. Fischerei Proteste gegen schrecklichetodesfälle aufsee In einer Erklärung zum Tod von 39 burmesischen Besatzungsmitgliedern an Bord von Schiffen der thailändischen Fischereiflotte prangerte die ITF die skrupellose Ausbeutung von Wanderarbeitnehmern an. Die Fischer waren 75 Tage lang ohne frische Lebensmittel und Trinkwasser. Wie es heißt, wurden ihre Leichen auf Anordnung des Reeders und Kapitäns über Bord geworfen. In der im April 2007 veröffentlichten Erklärung äußerte sich der ITF-Sektionsausschuss Fischereiwirtschaft zutiefst besorgt über den schrecklichen Tod der Fischer an Bord von sechs Fangschiffen in indonesischen Gewässern. Sie hatten keinen Zugang zu Nahrungsmittelnachschub, während sie auf die Verlängerung ihrer Arbeitserlaubnisse warteten. Angehörige der Toten und Überlebende wollen mit einer am 26. März eingereichten Klage Gerechtigkeit erwirken. Einer der Überlebenden, Soe Moe, erklärte in seiner Aussage vor dem Gericht in Mahachai (Thailand): "Es gab kein Essen, kein Gemüse, nur übelriechenden Reis, und überall um mich herum Streik in der Türkei Reeder ausgesperrt, bis Heuern an Besatzung ausgezahlt wurden Dank nterstützung durch die örtliche ITF- Mitgliedsgewerkschaft Dad-der konnte ein im November letzten Jahres eingeleiteter Streik von Besatzungsmitgliedern der Sky Sea (oben) im türkischen Hafen von Tuzla erfolgreich beendet werden. Die 10 Streikenden von insgesamt 12 Besatzungsmitgliedern teilten sich die Summe von S$ 50.612, an ausstehenden Heuern. Die Besatzung hatte fünf Monate ohne Bezahlung an Bord verbracht. Zwei von ihnen schuldete man sogar die Heuern von neun Monaten. Im Oktober wurde Dad-der um nterstützung gebeten. Das Schiff war mit Eisenschrott beladen und wartete auf einen Liegeplatz. Zuerst weigerte sich der Eigentümer, auf dem Verhandlungswege eine Einigung zu erzielen. Daraufhin folgten die Besatzungsmitglieder mit Ausnahme des Kapitäns und des Ersten Ingenieurs dem Rat der Gewerkschaft Dad-der und weigerten sich, lagen Leichen. Ich hatte Angst, wusste aber nicht, was ich tun sollte, oder ob ich selber sterben würde, denn zu dem Zeitpunkt war ich so schwach, dass ich noch nicht einmal laufen konnte." Die ITF stellte fest: "Es ist zu hoffen, dass das Gerichtsverfahren diese moderne Form der Sklavenarbeit ans Licht bringt und die Verantwortlichen strafrechtlich belangt werden. Der Ausschuss appelliert darüber hinaus an die indonesische Regierung, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um solche ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen in ihren Gewässern zu verhindern. An die Behörden in Thailand appelliert der Ausschuss, geeignete Sanktionen gegen die Staatsbürger ihres Landes zu verhängen, die an der skrupellosen Ausbeutung von vom Ankerplatz in den Hafen zu fahren. Sie nahmen die Gangway auf das Schiff und erklärten, außer der ITF niemanden an Bord zu lassen. Sogar der Reeder wurde abgewiesen, als er das Schiff betreten wollte. Dad-Der warnte den Agenten und den Eigentümer, dass man das Schiff arrestieren würde, wenn das Geld nicht innerhalb einer Woche ausgezahlt werde, woraufhin sich der Agent meldete und die vollständige Auszahlung innerhalb der nächsten Tage ankündigte. Sie nahmen die GangwayaufdasSchiffund erklärten, außer der ITF niemanden an Bord zu lassen. Wanderarbeitnehmern mitwirken." Die Erklärung erinnerte auch an die unveränderte Situation der Fischereibeschäftigten aus Burma, die ohne Reisedokumente in Tual (Indonesien) aus ihren Beschäftigungsverhältnissen an Bord von Schiffen unter thailändischer Flagge entlassen wurden. Obwohl sie sich in der Region eingelebt haben, werden sie wegen der fehlenden Anerkennung ihres Status als Flüchtlinge zu hilflosen Opfern von Erpressungsversuchen der örtlichen Sicherheitsdienste und Beamten der Einwanderungsbehörden. Die ITF appelliert daher an die indonesische Regierung, die Betroffenen als Flüchtlinge anzuerkennen. 9

Kurzmeldungen ITFbenachrichtigt Philippinische Seeleute nach Einatmen von Rauch im Maschinenraum erkrankt Als die philippinische Besatzung der griechischen Eigentümern gehörenden Evangelia im August 2007 in Hamburg (Deutschland) anlegte, wandte sie sich Hilfe suchend an die ITF, um mit den haarsträubenden Bedingungen an Bord fertig zu werden. Die meisten Seeleute waren krank und hatten eine ärztliche ntersuchung nötig, und einige baten aufgrund der gesundheitsschädlichen Bedingungen an Bord besonders im Maschinenraum um Rückführung in die Heimat. nd was das Ganze nur noch schlimmer machte: Sie waren nicht gemäß dem von den Eigentümern unterzeichneten ITF/PNO (Pan-Hellenic Seamen's Federation)-Vertrag bezahlt worden, und keiner besaß einen ITF-Arbeitsvertrag. Die griechische Reederei Hellas Marine hatte das Schiff im Februar 2007 in Malta übernommen, und die Probleme im Maschinenraum begannen zwei Monate später. Dort trat aufgrund undichter Rohre ständig Rauchbildung auf. Die Besatzungsmitglieder atmeten diesen Rauch die nächsten vier Monate lang ein bis das Schiff in Hamburg einlief. Dort sandten sie eine Mitteilung an das ITF-Büro: Abgasleitung Hauptantriebsmaschine: starker Kohlenmonoxidaustritt bei Betrieb. Dies verursacht Atemschwierigkeiten bei der Maschinenraumbesatzung. Die ITF nahm umgehend Verbindung mit der Hafenstaatenkontrolle und der Hafengesundheitsbehörde in Hamburg auf und leitete die Angaben über diese alarmierenden mstände weiter. Da die Hafenstaatenkontrolle zuvor Informationen über das Schiff aus dem letzten Anlaufhafen Amsterdam erhalten hatte, hatte sie es bereits in die Kette gelegt und mehr als 40 Mängel festgestellt. Die Hafengesundheitsbehörde besuchte das Schiff am Morgen, nachdem sie tags zuvor von der ITF alarmiert worden war, und untersuchte die meisten Besatzungsmitglieder. Einigen Seeleuten wurde ein Arztbesuch empfohlen, da sie aufgrund der Raucheinwirkung unter Husten, Halsschmerzen, dunklem Auswurf und Schmerzen im Brustkorb litten. Vom Arzt wurden vier Besatzungsmitglieder für arbeitsunfähig erklärt und auf Kosten des Reeders aus Hamburg in die Heimat nach Manila (Philippinen) zurückbefördert. ITF-Inspektor lf Christiansen weist darauf hin, dass auch weitere Besatzungsmitglieder ärztliche Hilfe benötigt hätten, aber es schien klar, dass sich die meisten Seeleute keiner ärztlichen ntersuchung unterziehen wollten, da sie wahrscheinlich befürchteten, als arbeitsunfähig erklärt und in die Heimat zurückgeschickt zu werden. Nachdem die Ladung gelöscht worden war, hielt man das Schiff in Hamburg zurück, und im Maschinenraum wurden umfangreiche Reparaturarbeiten durchgeführt. Eine Endkontrolle durch die Hafenstaatenkontrolle ergab keine weitere Rauchbildung im Maschinenraum. Alle Besatzungsmitglieder wurden während des Schiffsaufenthalts im Hafen zwei Mal von der Hafengesundheitsbehörde untersucht. Während die Evangelia in Hamburg lag, stellte die ITF fest, dass die Crew nicht gemäß gültigem ITF-Vertrag bezahlt worden war. Die Reederei wurde aufgefordert, der Besatzung die ausstehenden Heuern während des Schiffsaufenthalts im Hafen zu zahlen. Nach einigen Gesprächen erklärte sich das nternehmen schließlich hierzu bereit, und die errechnete Summe wurde auf das Bankkonto des örtlichen Agenten überwiesen und an das Schiff weitergeleitet. Während ihres Aufenthaltes in Hamburg konnten der Besatzung somit ausstehende Heuern in einer Gesamthöhe von S$ 28.336,-für die Monate Juni und Juli 2007 ausgezahlt werden. Der Reeder wurde von der ITF aufgefordert, zukünftig die Besatzung nach gültigem ITF/PNO-Vertrag zu bezahlen, und der Kapitän erklärte sich darüber hinaus bereit, ITF-Arbeitsverträge auszufüllen und an die Seeleute zu verteilen. Es schien klar, dass sich die meisten Seeleute keiner ärztlichen ntersuchung unterziehen wollten, da sie wahrscheinlich befürchteten, als arbeitsunfähig erklärt und in die Heimat zurückgeschickt zu werden. Maritime Politik Europas verpasste Chance Die ETF, die europäische Regionalorganisation der ITF, kritisiert Vorschläge für eine Seeverkehrspolitik der Europäischen nion dahingehend, dass sie eine Reihe von zentralen, Seeleute betreffenden Fragen nicht aufgreifen. Das von der Europäischen Kommission am 10. Oktober 2007 verabschiedete Papier für eine integrierte maritime Politik der E, auch bekannt als Blue Paper, wird von der ETF in einer Stellungnahme als verpasste Chance bezeichnet. Die darin enthaltenen Vorschläge entsprechen bei Weitem nicht den Erwartungen für eine Lösung der dramatischen Beschäftigungskrise, von der E-Seeleute betroffen sind, sondern unterstützen den Abbau von Regulierung und verstärkte Selbstregulierung ohne jegliche Maßnahmen zur Abfederung der Wettbewerbsauswirkungen auf die Beschäftigung. Zwar begrüßte die ETF das Vorhaben, die Sozialpartner zur vorgeschlagenen Überprüfung der Frage, inwieweit Seeleute von bestimmten sozialen E-Richtlinien ausgeschlossen sind, zu konsultieren, zeigte sich aber gleichzeitig besorgt über eine Reihe weiterer Probleme, die nach wie vor ungelöst sind. nter anderem verwies sie darauf, dass jeglicher Bezug auf die Diskriminierung, der Seeleute aufgrund ihres Wohnsitzes oder ihrer Nationalität auf E-Schiffen ausgesetzt sind, fehlt und die Auswirkungen von Billigflaggen und unternormiger Seeschifffahrt auf Seeleute unerwähnt bleiben. SA Für Erleichterung des Landurlaubs Ein Ausschuss der Handelsmarine fordert die S-Regierung mit Nachdruck dazu auf, die Bedingungen für den Landgang der Seeleute entsprechend den Anforderungen einer wesentlichen Seerechtsbestimmung zu erleichtern. Auf einer Sitzung des Merchant Marine Personnel Advisory Committee, die im April 2007 in Seattle (SA) stattfand, sprach der Ausschuss eine Reihe von Empfehlungen zur Lockerung der Bestimmungen für den Landurlaub der Seeleute aus. Die teilnehmenden Vertreter/innen von Gewerkschaften und der katholischen Seemannsmission Apostulatus Maris, die ein weltweites Netz von Seelsorger/innen für Seeleute unterhält, betonten ferner die Notwendigkeit von Erleichterungen des Zugangs zu Schiffen für Hafenkaplane und Gewerkschaftsvertreter/innen. Die Empfehlungen, die sich auf Informationen der ITF-Veröffentlichung Access de- 10

nied stützen, heben hervor, dass die nterzeichnerstaaten nach dem Internationalen Code für die Sicherheit von Schiffen und Hafenanlagen vor Gewalttaten (ISPS-Code) der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) dazu verpflichtet sind, Erleichterungen für den Landurlaub einzuführen. nter anderem forderte der Ausschuss, den ISPS-Code in wesentlichen Aspekten zu überarbeiten. Reeder und Schiffsbetreiber sollen zudem dafür sorgen, dass Schiffsbesatzungen das Recht auf Landgang haben und an Bord besucht werden dürfen, so z.b. auch von Vertreter/innen von Arbeitnehmerorganisationen und sozialen Betreuungseinrichtungen für Seeleute. In einer weiteren Empfehlung wurde die Samerikanische Küstenwache aufgefordert, Pläne zur Gefahrenabwehr in den Hafenanlagen nicht zu akzeptieren, wenn sie keine Vorkehrungen für die Genehmigung von Landurlaub und den Zutritt von Besucher/innen enthalten. Jeff Engels, ITF-Koordinator in Seattle, der an der Sitzung teilnahm, stellte fest: Hoffentlich wird die S-Küstenwache sich an diese Empfehlungen halten. Die Einhaltung des Rechts der Seeleute auf Landgang ist unerlässlich, damit sie soziale Betreuungseinrichtungen und medizinische Versorgungszentren aufsuchen können. Europa Aktionswoche erzielt nachhaltige Ergebnisse Die einwöchige ITF-Kampagne gegen unternormige Arbeitsbedingungen an Bord von Schiffen im nordeuropäischen Seeverkehr wurde zu einem überwältigenden Erfolg erklärt, der die Lebensbedingungen der Seeleute nachhaltig beeinflussen wird. Während der ITF-Aktionswoche, die am 8. Juni 2007 endete, besichtigten ITF-Inspektor/innen sowie Funktionäre von Gewerkschaften für Hafenbeschäftigte und Seeleute Billigflaggenschiffe und Schiffe unter nationaler Flagge, um für die Durchsetzung menschenwürdiger Bedingungen an Bord zu sorgen. Die Kampagne erstreckte sich auf Belgien, Dänemark, Während der Nordeuropäischen Aktionswoche vom 4. bis 8. Juni 2007 bereiten sich örtliche Gewerkschaftsaktivisten in Heysham (Großbritannien) auf ihren Einsatz vor. Viele Billigflaggen sowie unternormige Schiffe wurden zur Zielscheibe von Inspektionen. Die Einhaltung des Rechts der Seeleute auf Landgang ist unerlässlich, damit sie soziale Betreuungseinrichtungen und medizinische Versorgungszentren aufsuchen können." Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Irland, Lettland, Litauen, die Niederlande, Norwegen, Polen, Russland und Schweden. Zu den wichtigsten Erfolgen zählt der Abschluss von zwölf neuen Verträgen für Schiffe in Deutschland, die zum Teil nach Maßnahmen, wie den Boykotts an Bord der beiden unter Liberia-Flagge fahrenden Schiffe CMA CGM Iguacu in Hamburg und MSC Bremen, zustande kamen. Weitere Solidaritätsaktionen fanden in Cherbourg (Frankreich) statt, wo die Blockade des Fährschiffs Normandy aufgehoben wurde, nachdem Irish Ferries und Celtic Link sich zu Gesprächen über einen Kollektivvertrag bereit erklärt hatten. In Polen nahmen Gewerkschaften und die Eigner der Eleni K (Panama-Flagge) derweil Verhandlungen über einen ITF-Vertrag auf, und der Reeder Columbia Shipmanagement Ltd. sicherte die nterzeichnung eines ITF-Kollektivvertrags für die auf den Marshallinseln registrierte Cape Fulmar zu. Der ITF-Koordinator für Maritimes, Steve Cotton, beschrieb die Aktionswoche als überragend und erklärte in einer Stellungnahme: In ganz Europa wurden Hunderte von Schiffen kontrolliert und Aspekte wie Sicherheit, ausstehende Heuern und schlechte Arbeitsbedingungen in Angriff genommen. Die grenzüberschreitende nterstützung seitens der Hafenbeschäftigten und der Gewerkschaften war beeindruckend. Die Erfolge dieser Kampagne werden noch lange nachwirken. Ladungsumschlag ITF empört über Selbstabfertigung Nach einem Zwischenfall im australischen Port Kembla im Mai 2007 äußerte sich die ITF empört über den Einsatz von Seeleuten zur Durchführung qualifizierter Hafenarbeit. Der in Malta registrierte Massengutfrachter Capo Noli einer italienischen Reederei stand im Mittelpunkt örtlicher und internationaler Proteste, nachdem die Besatzung angewiesen worden war, unter Einsatz des Bordkrans die Gipsladung des Schiffes zu löschen. Die Capo Noli tritt an die Stelle eines Schiffes unter australischer Flagge und mit australischer Besatzung, das nicht als Selbstabfertiger ausgewiesen war, und lief erstmals unter Charter für Canada Steamship Lines (CSL) in Port Kembla ein. Die philippinische Besatzung an Bord wurde angewiesen, die Ladung mit der an Bord befindlichen Ausrüstung zu löschen dies ist ein unmittelbarer Verstoß gegen die Bestimmungen des für das Schiff geltenden, von der ITF genehmigten Vertrages. Darin heißt es, dass weder die Besatzung des Schiffes noch andere an Bord befindliche Personen ohne vorherige Zustimmung der örtlichen Gewerkschaft der Hafenbeschäftigten aufgefordert werden dürfen, Ladungsumschlagsarbeiten zu verrichten. Traditionell wird diese Arbeit von Mitgliedern der der ITF angeschlossenen Maritime nion of Australia (MA) ausgeführt. Zudem wurde dem 11

ITF-KampagnegegenBilligflaggenundunternormigeSchiffahrt FaktenundZahlen2007 ITF-Inspektoren besuchten 2007 insgesamt 9.545 Schiffe im Durchschnitt mehr als eines jede Stunde an jedemtag des Jahres. In657Häfenrundum dieweltfandeninspektionenstatt. MitderITF-Billigflaggenkampagnekonnten 2007HeuernachzahlungenundSchadenersatzforderungeninHöhe vonmehrals16,6 MillionenS-Dollarfür Besatzungensichergestelltwerden. 12 Zweiundachtzig ProzentdervonderITF durchgeführten Inspektionenfandenauf Billigflaggenschiffen (siehelistederbilligflaggenaufseite25)statt, wobeischiffe,dienegativ aufgefallenwaren,besondereaufmerksamkeit erhielten. DieITFbeschäftigt120 InspektorenindenHäfen vonweltweit43staaten. Im Jahr 2007 führten seefahrende Mitglieder der ITF-Mitgliedsgewerkschaften und Besatzungen auf Billigflaggenschiffen zur nterstützung der ITF-Kampagne Arbeitskampfmaßnahmenin21Staatenaufvier Kontinenten durch. DieAnzahlder Seeleuteim GeltungsbereichvonITF- Kollektivverträgenlag 2007bei209.950(im Vergleich2006:193.325). Insgesamt9.105Schiffe,dieunterBilligflagge registriertsind,unter- lagen2007eineritf- Vereinbarung(im Vergleich2006:8.161).

Kurzmeldungen örtlichen ITF-Inspektor der Zugang zu den Besatzungsmitgliedern verweigert, ein weiterer Verstoß gegen die Vertragsbestimmungen. Spontan stellte die örtliche Bevölkerung eine Mahnwache auf, um die Gewerkschaft zu unterstützen, während aus ganz Australien Solidaritätsbotschaften für die Beschäftigten in Port Kembla eintreffen. Befürchtet wurde, dass der Zwischenfall den Auftakt zu einer neuen Runde von Übergriffen auf menschenwürdige Bedingungen in den australischen Häfen bildet. ITF-Gewerkschaften weltweit sind über den Vorfall empört, so ITF-Generalsekretär David Cockroft. Den Hafenbeschäftigten kommt eine wichtige Rolle im Kampf um Seeleuterechte zu aber auch sie selbst haben Anspruch auf menschenwürdige Arbeit und sichere Bedingungen. Die ITF stellt sich uneingeschränkt hinter die MA und die Anwohner in Port Kembla, die für die gerechte Behandlung der Hafenbeschäftigten ebenso wie der Seeleute eintreten. AP Moller-Maersk ITF begrüßt Dialog mit globalem Betreiber Der Anfang einer Reise, die sich hoffentlich zum Nutzen sowohl für das nternehmen als auch für dessen Beschäftigte erweisen wird, so die Worte der ITF nach Abschluss einer im April 2007 in Kopenhagen (Dänemark) stattgefundenen Konferenz zwischen dem dänischen Schifffahrtsgiganten AP Moller-Maersk und den Arbeitnehmer in 22 Staaten vertretenden ITF-Mitgliedsgewerkschaften. Vertreter/innen von 32 Gewerkschaften nahmen an der Konferenz teil, die von der dänischen Gewerkschaft 3F organisiert wurde. Knud Pontoppidan, stellvertretender Vorstandsvorsitzender von AP Møller-Maersk, begrüßte die Versammlung und nahm an der abschließenden Pressekonferenz teil. ITF-Präsident Randall Howard erklärte auf der Pressekonferenz: Wir stehen auf dem Standpunkt, dass die Gewerkschaften im Zeitalter der Globalisierung effektiver zusammenarbeiten müssen, gleichzeitig aber auch konstruktive Beziehungen zu großen nternehmen wie AP Møller-Maersk, die zur Aufnahme eines Dialogs bereit sind, aufbauen müssen. Das kann sowohl den Beschäftigten als auch dem nternehmen Vorteile bringen. Estland Schiffe arrestiert: Zwei Besatzungen teilen Summe von $ 648.236, von Jaanus Kuiv, ITF-Inspektor in Tallinn Ende November hörten wir von der Bank, dass der Kredit für den Kauf der Schiffe nicht genehmigt worden sei. Im Juli 2006 erhielt ich die ersten Beschwerden von Seeleuten auf der unter maltesischer Flagge fahrenden Isis über ausstehende Heuern. Ich nahm mit der estnischen Reederei Janifeld Shipping Company Verbindung auf und informierte sie über die ausstehenden Heuern und ihre Verantwortung. Das nternehmen kündigte die Auszahlung der Heuern an die Besatzungsmitglieder an, sobald der Verkauf eines seiner Schiffe erfolgt sei. Doch es geschah nichts. Von August bis Oktober 2006 erhielt ich weitere Beschwerden über ausstehende Heuern. Schließlich erreichte uns im Oktober die Nachricht, dass das Schiff an einen neuen Eigentümer Nordic Shipping Group verkauft worden sei. Diese Reederei schloss dann in Frankreich einen ITF-Vertrag für die ebenfalls in Malta registriertefiona ab und zahlte die ausstehenden Heuern an die Familien der Besatzungsmitglieder in Estland sowie Heuern an die Crew bis Oktober 2006 aus, insgesamt 97.161,- S- Dollar. Wir trafen uns mit Besatzungsmitgliedern an Bord der Fiona und der Isis, wo der Reedereivertreter Oleg Balabanov uns über die Eigentumsverhältnisse sowie über die Zahlung ausstehender Heuern ab 4. Oktober 2006 informierte. Im Laufe des Novembers 2006 erfolgten weitere Treffen mit Balabanov. Zum Ablauf der Auszahlungen an die Besatzungsmitglieder schlossen wir sogar eine Absichtserklärung ab. Auch die Bank wurde über die ausstehenden Heuern und unsere Vereinbarung informiert. Doch Ende November hörten wir von der Bank, dass der Kredit Balabanovs für den Kauf der Schiffe nicht genehmigt worden sei. Wir nahmen sofort mit unseren Anwälten Verbindung auf, um die Schiffe arrrestieren zu lassen. Die Fiona wurde am 15. Dezember 2006 in die Kette gelegt, um die Forderung von 11 Seeleuten über ausstehende Heuern in Höhe von insgesamt ca. 100.000,-S-Dollar sicherzustellen.drei Tage später wurde die Isis im Namen der 27 Seeleute arrestiert, denen man ca. 150.000,-S-Dollar schuldete. Wir brachten die Fälle vor Gericht, und am 18. Januar 2007 urteilte das Gericht zu unseren Gunsten. Die Schiffe wurden versteigert. Am 23. April wurde die Isis und am 4. Juni die Fiona an die Reederei Evir Shipping Company verkauft. Die Gesamtsumme der ausstehenden Heuern bis Juni 2007, die errechnet und an die Besatzungen ausgezahlt wurde, betrug 333.966,-S-Dollar für die Isis und 314.270,- S-Dollar für die Fiona. AktuelleNachrichten über ITF-und Gewerkschaftsaktivitäten in Bezug auf Seeleutekönnen auffolgenderwebseite abgerufen werden: www.itfglobal.org/seafarers/index.cfm JaanusKuivnebeneinemder arrestiertenschiffe. 13

Achtungalle ehemaligen Besatzungsmitgliederder EnchantedCapri (IMO7359474) Die ITF hält Ausgleichszahlungen für bestimmte ehemalige Besatzungsmitglieder der unter der Flagge der Bahamas fahrenden Enchanted Capri bereit, die nach einem Gerichtsverfahren in den SA sichergestellt werden konnten. Wenn Sie in den Jahren 2000 und 2001 auf der Enchanted Capri gedient und ausstehende Heuern zu beklagen haben, nehmen Sie bitte sobald wie möglich mit der ITF Verbindung auf. Man wird dann überprüfen, ob Ihnen Ausgleichszahlungen zustehen. Bitte nehmen Sie wie folgt Kontakt zu uns auf: Head of Actions nit ITF ITF House 49-60 Borough Road London SE11DR Großbritannien Tel.: +44(0)2074032733 Fax: +44(0)2073577871 E-Mail: mail@itf.org.uk Internet: www.itfglobal.org Als korrupte Geschäfte der Eigentümer zur Aufgabe des Betriebs führten, überließ man die Besatzung eines im Golf von Mexiko vor Anker liegenden Casino-Schiffs ihrem Schicksal. ANA LILIA PÉREZ berichtet. Bei der zur.s.-nternehmensgruppe Fiesta Cruise Lines gehörenden Fiesta Casino handelte es sich um das erste Schiff dieser Art, das in Mexiko betrieben wurde. Doch nun verrottet es im Golf von Mexiko, nachdem die Besatzung ohne Treibstoff, Trinkwasser oder Lebensmittel im Stich gelassen wurde. Von der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation als aufgegebenes Schiff registriert, musste die 15-köpfige Besatzung hauptsächlich Mexikaner zusammen mit.s.-kapitän Eddy Narciso Gómez an Bord bleiben. Alle waren sie Opfer korrupter mexikanischer Beamter und wurden von den Eigentümern im Stich gelassen. Die Lage spitzte sich zu, nachdem die Besatzung gegen Fiesta Cruise Line mit ihren Tochtergesellschaften Trident Gaming Development, MHD Enterprise LLC und MHD Mexicana Beschwerde wegen seit Monaten nicht bezahlter Heuern eingelegt hatte. Als das Schiff Gegenstand einer gerichtlichen Verfügung wurde, durfte es weder bewegt noch von der Besatzung verlassen werden. Moderne Piraten Seitdem die Fiesta Casino vor mehr als zwei Jahren in mexikanische Gewässer kam, war sie von einem Korruptionsnetz umgeben. Der damalige Innenminister versprach Fiesta Cruise Line die Erteilung einer Lizenz für den Betrieb

Seeleute-Bulletin Internationale Transportarbeiter-Föderation Nr. 22/2008 Titelgeschichte Kapt. Eddy Gómez (links) an Bord der Fiesta Casino. Zusammen mit der restlichen Besatzung wurde er von Reeder und Hafenbehörde praktisch im Stich gelassen. Roulette mit unseren Rechten ITFeilt zuhilfe German/ Deutsch Casino derschande Seitdem die Fiesta Casino vor mehr als zwei Jahren in mexikanische Gewässer kam, war sie von einem Korruptionsnetz umgeben. von Casino-Schiffen in mexikanischen Gewässern. Als jedoch MHD im August 2005 das Schiff in küstennahe Gewässer leitete, wurden falsche Dokumente vorgelegt, die vom Kommunikations-und Verkehrssekretariat (SCT) ausgefertigt worden waren, sowie eine von der Verwaltung der Handelsmarine (DGMM) erstellte Fahrtgenehmigung. Obwohl der Hafenkapitän in Puerto Juárez feststellte, dass die Papiere gefälscht worden waren, erlaubte er dem Schiff die Weiterfahrt nach Cozumel und Playa del Carmen, wo der Betrieb als Casino- Schiff aufgenommen wurde. Zu diesem Zeitpunkt, so der mexikanische ITF-Inspektor Enrique Lozano, hatte der Eigentümer an die mehrheitlich philippinische Besatzung seit Monaten keine Heuern bezahlt und sie weder mit Treibstoff, Lebensmitteln noch Trinkwasser versorgt. Darüber hinaus durften sie als Ausländer das Schiff nicht verlassen. Von der ITF unter Druck gesetzt, zahlte das nternehmen schließlich im Januar 2006 die ausstehenden Heuern in Höhe von mehr als 81.000, S-Dollar an die Besatzungsmitglieder. Doch mit der Abreise des Kapitäns drei Monate später verschlimmerte sich die Lage. Der Hafenkapitän weigerte sich einzuschreiten, obwohl das Handelsgesetz sowie internationale Übereinkommen ihn dazu verpflichteten. Erneut mischte sich die ITF ein, und die Besatzung ging von Bord. Das Schiff zog nach Progreso, Yucatán, wo es illegal anlegen und eine mexikanische Besatzung anheuern durfte. Im August 2006 genehmigte der Hafenkapitän das Anlegen des Schiffes in Veracruz. Die panamesische Flagge wurde durch die Flagge Belizes ersetzt. Dann ging es vor der Isla de Sacrifícios vor Anker, nachdem es 12.000 nautische Meilen zurückgelegt hatte, und nahm den Geheimbetrieb als Casino auf. VierWochen lang stand das Casino nur besonderen Gästen zur Verfügung: Beamten der Staatsregierung sowie des SCT. Die für 280 Passagiere ausgelegte Tórtola Fast Ferry ebenfalls im Eigentum besagten nternehmens wurde für den Transport der Glücksspieler eingesetzt. Am 14. Oktober 2006 als der Kapitän einen freien Tag hatte lief die Fähre auf Grund. Innerhalb von Minuten erschienen zwei Barkassen der mexikanischen Marine, um die besonderen Gäste einzusammeln. Die Besatzung der Fähre (fünf Seeleute, zwei Ingenieure und der Steuermann) wurden an Bord zurückgelassen und verbrachten dort 15 Tage ohne Lebensmittel, Wasser oder nterkünfte. Wie Steuermann Carlos Anaya erklärte, haben die Eigentümer sie auf unmenschliche Weise ihrem Schicksal überlassen. Wir hatten nichts. Wir schliefen auf Stühlen. Manchmal kamen sie vorbei mit Wasser und Lebensmit- ITFSeafarers Bulletin2008 15

WollenSieArbeitskampfmaßnahmen einleiten? Wasjedervorher wissenmuss! Die ITF hat sich dazu verpflichtet, Seeleuten auf Billigflaggenschiffen zu gerechten Heuern und anständigen Tarifverträgen zu verhelfen. Manchmal müssen Seeleute zu Rechtsverfahren bei örtlichen Gerichten greifen. In anderen Fällen kann ein Boykott gegen ein Schiff eingeleitet werden. Die bestmögliche Aktionsform wechselt von Ort zu Ort. Die richtige Aktion in einem Land kann in einem anderen Land ganz falsch sein. Auf jeden Fall muss zuerst mit dem örtlichen ITF-Vertreter Kontakt aufgenommen werden. E-Mail-Kontaktadressen und Telefonnummern sind im Mittelteil dieses Bulletins angegeben. Auf Seite 30 finden Sie zusätzlich ein Faxformular. Vor Einleitung irgendwelcher Maßnahmen sollten Ratschläge vor Ort eingeholt werden. In einigen Staaten behindern Gesetze den Streik von Seeleuten. In diesem Fall werden die örtlichen ITF-Gewerkschaftsvertreter dies erklären. In vielen Staaten kann man jedoch durch einen Streik einen Konflikt für sich entscheiden hier ist wiederum die örtliche Beratung ausschlaggebend. Ein Streikrecht genießen Sie in vielen Staaten, solange Ihr Schiff im Hafen liegt und nicht auf See ist. Bei jeglicher Streikmaßnahme ist es wichtig, diszipliniert, friedlich und einig zu bleiben. Denken Sie daran: Das Streikrecht ist ein Grundrecht, das in vielen Staaten gesetzlich bzw. verfassungsrechtlich garantiert ist. Egal, für welche Vorgehensweise Sie sich entscheiden vergessen Sie nicht, vorher mit den örtlichen ITF-Vertretern Rücksprache zu halten. Gemeinsam können wir den Kampf um Gerechtigkeit und Einhaltung von Grundrechten für Seeleute gewinnen. CasinoderSchande teln, aber es war fast nichts. Nach dem dramatischen nfall der Fähre musste die Staatsregierung die Existenz des Casino-Schiffes in den Gewässern vor Veracruz eingestehen. Der stellvertretende Direktor der Handelsmarine, Raymundo Mata Contreras, forderte Kapitän Gómez auf, die Besatzung zum Verlassen des Schiffes zu drängen. Nachdem die Besatzung von Bord gegangen war, veranlasste die Staatsregierung die Verlegung des Schiffes an eine private Anlegestelle. Der Gouverneur ordnete einen Neuanstrich der Fiesta Casino an, ersetzte die Flagge Belizes mit dem Wappen seiner Regierung und änderte den Namen. Das Schiff wird nun für Privatveranstaltungen verwendet. Besatzung im Stich gelassen Am 22. Februar 2007 weigerte sich die Schifffahrtsagentur Rojas Vela & Associates, weiterhin als Adressreeder für MHD Mexicana aufzutreten. Die 15-köpfige Besatzung der Fiesta Casino, einschließlich derer der auf Grund gelaufenen Fähre, wurde daraufhin ihrem Schicksal überlassen, wobei das Schiff zur Ausführung von Reparaturarbeiten an der Werft Gulf Naval Workshops (TNG) festgemacht hatte. Eddy Gómez bat den Hafenkapitän um nterstützung, doch dieser lehnte eine Einmischung ab. Nach Aussage des Kapitäns trug die Vernachlässigung durch die Hafenbehörde zu den Problemen der Besatzung bei. Am 4. Mai konnten die Seeleute schließlich vor dem Vermittlungs-und Schlichtungsrat des Bundes die Anerkennung ihrer Beschlagnahmung des Schiffes durchsetzen, bis der Fall vor Gericht verhandelt würde. Für diese Vorsichtsmaßnahme mussten sie jedoch einen hohen Preis zahlen: Sie konnten nicht von Bord gehen, da dies als Verlassen des Schiffes ausgelegt und sie viele Monatsheuern verlieren würden. Bis zum 15. Juni, als sie endlich von Bord gehen konnten, musste die Besatzung ohne Lebensmittelvorräte -mit Ausnahme von alkoholfreien Getränken und Brot, die ihnen von Gewerkschaften überbracht wurden überleben und das Leben an Bord völlig ohne künstliches Licht ertragen. Trotz der Entbehrungen arbeitete die Besatzung hart, um die Teppiche, Lichter und Bars Die Besatzung musste ohne Lebensmittelvorräte mit Ausnahme von alkoholfreien Getränken und Brot, die ihnen von Gewerkschaften überbracht wurden überleben und das Leben an Bord völlig ohne künstliches Licht ertragen.

Kostenlose Schiffsinformation MöchtenSiemehrwissenüberdasSchiff,aufdemSiearbeiten? MöchtenSiewissen,obIhrSchiffuntereinemvonderITFgenehmigtenTarifvertragfährt? des einst prachtvollen Schiffes, das 1986 in Norwegen gebaut und bis 2004 an der Küste Floridas als Casino genutzt wurde, instandzuhalten. Doch bei der Fiesta Casino handelte es sich bereits um ein aufgegebenes Schiff. Der Kapitän beschrieb die Lage wie folgt: Gestern war es wie an allen anderen Tagen, die wir hier verbracht haben: voller Sorge, Angst und Leid. Der Wind frischte auf 80 km/h auf und stieß voll auf unser Schiff, das seit dem 14. März von einem Stromausfall betroffen ist... Seit November 2006 haben wir keinen Tropfen Treibstoff bekommen; Trinkwasser-und Lebensmittelvorräte sind auf dem Nullstand. Seit Monaten haben wir keine Heuern mehr erhalten. Der Hafenkapitän wurde informiert, aber er hat nicht reagiert. Die TNG und der Reeder verstoßen gegen und missachten den Internationalen Code für die Sicherheit von Schiffen und Hafenanlagen vor Gewalttaten. Enrique Lozano gab den Beamten des SCT die Hauptschuld: nterlassung und Versäumnis seitens des SCT führten zur Mittäterschaft. Gómez, der schon 30 Jahre als Kapitän sieben davon bei der nternehmensgruppe Fiesta Cruise Line dient, wies darauf hin, dass er sogar von seiner Botschaft ignoriert wurde, als er um Hilfe bat. Er hatte im Februar versucht, nach Florida zurückzukehren, doch zwei Tage vor seinem geplanten Abflug hielt ein staatlicher Migrationsdienstbeamter seinen Pass zurück. Die Auseinandersetzung um das Schiff verwickelte sich laut Gómez in die Korruptionshandlungen von Bundes- und Landesbeamten. Es ist eine Schande, sagt er. Schändliches Casino. Ana Lilia Pérez arbeitet als Journalistin für die aufklärerische mexikanische Zeitschrift Contralinea. Es handelt sich hierbei um eine überarbeitete Version eines Artikels, der in Contralinea erschienen ist. Kapt. Eddy Gómez ist inzwischen nach Miami zurückgekehrt. MöchtenSieEinzelheitenüberdieVorgeschichteIhresSchiffesin PunktoSicherheitwissen? In diesem Fall möchten Sie vielleicht www.equasis.org besuchen, um kostenlose Schiffsinformationen online einzuholen. Diese Webseite stellt kostenlose recherchierbare Schiffsinformationen wie Einzelheiten über Eigentumsverhältnisse und Inspektionen der Hafenstaatenkontrolle (PSC) zur Verfügung. Ebenso erscheinen wichtige ITF-Informationen wie Einzelheiten über eventuell an Bord gültige ITF-Verträge, eine Zusammenfassung der zuletzt verzeichneten Besatzungsliste sowie Datum und Ort der letzten ITF-Inspektion. m an diese Informationen zu gelangen, müssen Sie sich lediglich registrieren. Das ist kostenlos und sehr einfach. Wie man sich registriert Rufen Sie www.equasis.org auf. Wählen Sie Registration auf der Bildschirm-Leiste oben. Wenn Sie den Bedingungen zustimmen, wählen Sie Accept am Seitenende unten. Es erscheint jetzt ein Registrierungsformular. Tragen Sie Ihren bevorzugten Benutzernamen ( username ) und Ihr Password ein, sowie Name, Adresse, E-Mail-Adresse und alle weiteren Einzelheiten. Nachdem Sie diesen Vorgang abgeschlossen haben, werden Sie eine Bestätigung über Ihre Registrierung erhalten. Jetzt können Sie den Schiffssuchdienst nutzen. Wie man den Informationsdienst nutzt Sie können für Ihre Schiffssuche den Namen, das Rufzeichen oder die IMO(Internationale Seeschifffahrtsorganisation)-Nummer des Schiffes angeben. Bei der Suche nach dem Schiff findet man auf der Startseite folgende Angaben: Schiffsinformationen: Name, Schiffstyp, Flagge, Baujahr. Verwaltung: Einzelheiten zur Eigentümerschaft. Klassifikationsgesellschaften Sicherheitsmanagement. P & I Versicherungsinformationen. Sie finden auf der Menüleiste oben folgende Aufrufmöglichkeiten: Zertifikate und Zeugnisse. Inspektionen und Bemannung Inspektionen der Hafenstaatenkontrolle (PSC), PSC Faktor Mensch, Internationale Arbeitsorganisation, ITF usw. Geschichte: Flagge, Vorgeschichte zu Eigentumsverhältnissen, usw.

PhilippinischeSeeleute Steve McKay Eindrücke deslebens aufseemit denprofis von STEVEN McKAY (Verfasser der unten zusammengefassten Studie über philippinische Seeleute) Das Leben als Seemann ist wie ein bezahlter Gefängnisaufenthalt mit guten Aussichten zu ertrinken. Hierbei mag es sich um ein Cliché unter Seeleuten handeln, aber als ich zum ersten Mal einen Seemann hörte, der mit ironischem nterton auf diese Weise sein Leben an Bord zusammenfasste, traf es mich schlagartig, wie kurz und bündig er das Einzigartige des Lebens und Schaffens auf See eingefangen hatte. Als Wissenschaftler verbrachte ich insgesamt nur zweieinhalb Monate an Bord. Doch dabei bekam auch ich einen Geschmack von den einsamen, isolierten und oft gefährlichen Bedingungen, einerseits durch Handlangerdienste an Deck, doch hauptsächlich durch Zuhören, während Seeleute mir über ihr Leben, ihre Familie und ihre Arbeit erzählten. Ein Grund, warum Seeleute mir bereitwillig ihre Geschichten erzählten, lag darin, dass ich mich gut in sie hinein versetzen konnte: Mein eigener Vater ist pensionierter Seemann der Handelsschifffahrt, der es in 35 Dienstjahren vom Schmierer zum Zweiten Ingenieur gebracht hat. Als ich die Seeleute an meinen eigenen Erinnerungen an das Aufwachsen mit einem abwesenden Vater teilhaben ließ, gaben auch sie ihre Geschichten preis. Ihre allgemein größte Klage galt wohl der bitteren Ironie, dass sie zur See gegangen waren, um ihre Familien zu unterstützen, doch aufgrund dieser Entscheidung nun so viele wesentliche familiäre Ereignisse verpassten: die ersten Worte eines Sohnes, die Hochzeit einer Tochter, der Tod eines Elternteils. Trotz der Härte entdeckten diese Seeleute Wege, einen wirklichen Sinn in ihrer Arbeit und ihrem Leben an Bord zu finden. Ob es nun das Navigieren durch einen Sturm Windstärke 11 war, die Lösungsfindung bei einem ärgerlichen Maschinenproblem oder auch nur die Zubereitung eines köstlichen Essens bei knappem Budget: Sie verhielten sich alle wie Profis und nannten sich stolz Philippinische Seemänner. Angeschlagen,abernichtverloren F ast ein Drittel aller Arbeitnehmer auf See stammt aus den Philippinen. Filipinos bestreiten mit mehr als einer Viertel Million Menschen in der Seeschifffahrt die größte nationale Gruppe von Seeleuten. Eine neue wissenschaftliche Studie von Steve McKay, Assistenz-Professor der Soziologie an der niversität von Kalifornien in Santa Cruz, befasst sich damit, wie sich philippinische Seeleute selbst sehen. Auf der Grundlage von 100 zweistündigen Interviews mit Seeleuten aus den Philippinen im Jahr 2003 enthält die Studie einige aufklärende Einsichten darüber, wie Seeleute ihre Identität aufbauen. Eine lange Tradition Die Studie McKays hebt die lange Tradition philippinischer Seeleute in der Handelsschifffahrt seit der Zwangsarbeit auf spanischen Galleonen im 16. Jahrhundert hervor. Nach 1936, als die SA Ausländer von ihren Schiffen verbannten, verschwanden die Filipinos nahezu aus der internationalen Handelsschifffahrt. Nichtsdestotrotz überschwemmten sie in den 70er Jahren den Arbeitsmarkt, als die Billigflaggen aufkamen und die Suche nach billigen Arbeitskräften begann. Aufgrund ihrer Ausbildung in englischer Sprache und ihrer auf amerikanischen Normen basierenden Befähigungszeugnisse, waren Filipinos für die Reedereien sehr attraktiv, so McKay. Im Laufe eines einzigen Jahres in den 18 Eine wissenschaftliche Studie zeigt auf, wie philippinische Seeleute ihr Image als unterwürfige,helden abschütteln 80ern stieg die Zahl philippinischer Seeleute auf Schiffen europäischer Eigentümer von 2.900 auf 17.057. Weltweit nahm ihre Anzahl weiterhin steil zu, bis sie 255.000 im Jahr 2001 erreichte. Filipinos bilden nun mit 28,1 Prozent die größte nationale Gruppe in der Seeschifffahrt, und die Summe von zwei Milliarden S- Dollar, die sie jedes Jahr nach Hause schicken, macht fast 30 Prozent aller offiziellen Überweisungen im Ausland beschäftigter Filipinos aus. Doch trotz ihrer bedeutenden Anzahl und ihres wirtschaftlichen Beitrags nehmen philippinische Seeleute nach wie vor einen unteren Rang auf der Karriereleiter ein. Bis 2000 waren nur 15 Prozent von ihnen Offiziere. Image des Filipino-Seins Die Filipinos und ihre nationale Regierung haben hart an der Differenzierung philippinischer Seeleute von anderen Nationalitäten gefeilt, sagt McKay. Der Staat hebt die Rolle der Übersee-Beschäftigten, einschließlich Seeleute, als Bagong Bayani oder neue Helden der Nation hervor und zelebriert sie u. a. mit einem Nationalen Tag der Seeleute seit 1995. Sowohl Staat als auch die Migrationsindustrie formen ein Image des Filipino-Seins, um die Rolle der Arbeitnehmer im Ausland zu verstärken und den Fluss der unerlässlichen Geldsendungen fortzusetzen, so McKay. Bei Seeleuten liegt die Betonung auf traditionellen philippinischen Familienwerten und der männlichen Geschlechtsrolle. m eine aggressivere Männlichkeit herunterzuspielen, betont der Staat gleichzeitig Opferbereitschaft, aufgeschobene Befriedigung und die Fähigkeit des beschwerdefreien mgangs. Zwischenzeitlich bewegen sich die philippinischen Seeleute selbst jenseits dieser Image- Zwänge und schmieden ihre eigenen Identitäten, um den Sinn ihres Zweitstatus' an Bord und auf dem Arbeitsmarkt zu erfassen. Eigene Geschichten schreiben Den befragten Filipinos widerstrebte im Allgemeinen ihr Ruf als unterwürfige und leicht zu lenkende Arbeitnehmer. Stattdessen erklärten sie, stolz auf ihre Arbeitsleistung zu sein, und betonten nachdrücklich ihre Erfahrung, ihren Scharfsinn und ihr Improvisationstalent. Ein Ingenieur betonte die Überlegenheit ihrer praktischen Fertigkeiten: Während meiner Zeit an Bord hatte ich einen ausländischen (deutschen) Ersten Ingenieur. Als wir ein Problem lösen mussten, nahm er ein Buch

und gab Anweisungen nach den schriftlichen Vorgaben. Die Filipinos lachten ihn aus, weil es sich um ein so einfaches Problem handelte und er ein Buch zu Rate zog... Sie verlassen sich zu sehr auf Bücher und können nicht mit Werkzeugen umgehen. Der größte Teil der Befragten betonte die Vorzüge, welche die Arbeit auf See ihnen in der Heimat bringe. Ein Seemann erklärte: Wir werden Bagong Bayani geannt, weil wir opferbereit sind und an andere Menschen denken. Wir schätzen uns glücklich, unsere Familien unterstützen zu können. Auch helfen wir der Regierung mit den Geldüberweisungen, die wir für unser Land tätigen. Während viele die öffentliche Anerkennung genießen, betrachten einige die heldenhafte Sprache des Staates mit Argwohn. So stellte ein Seemann fest:... der Staat bietet uns keine Hilfe...Er schmeichelt nur dem Seemann und hebt unseren Wert für andere Menschen hervor. Die befragten Seeleute nutzten trotzdem den Vorteil ihres Images als heroischer Seemann, abgehärteter Abenteurer, sexuell erfahren, Ernährer und Familienoberhaupt, Vater und Ehemann, um ihren Status zu verstärken. Einer erzählte: Die Leute in der Nachbarschaft in der Provinz neigen dazu, dich zu vergöttern, weil du immer viele Geschichten erzählen kannst über bestimmte Erfahrungen, Frauen usw....so wird z.b. das Überleben eines Sturms mitten im Ozean zu einem packenden Drama, wenn man es mit anderen Menschen teilen kann. Auch ihre materiellen Verhältnisse erhöhen ihren Status. Ein Seemann prahlte: Ich bin stolz, weil ich durch die Seeschifffahrt in der Lage war, ein Haus zu bauen sowie ein Auto und Möbel für das Haus zu kaufen. Durch die Seeschifffahrt werden Männer auch zur guten Ehepartie. Heutzutage sind Frauen auf der Suche nach Sicherheit. Sie wissen, dass sie bei Seeleuten diese Sicherheit bereits gefunden haben, so ein jungverheirateter Zweiter Offizier. Diese Interviews ließen darauf schließen, dass philippinische Seeleute ihrer Arbeit einen Sinn gegeben hatten, der sich der staatlichen philippinischen Reklame als symbolische, jedoch unterwürfige neue Helden entgegen stellt, so McKay. Doch während diese Taktik ihnen half, ihre untergeordnete Stellung zu ertragen, lehnten sie sich damit nicht direkt gegen Ausbeutung und offenen Rassismus an Bord oder auf dem Arbeitsmarkt auf. Philippinische Seemänner: Die Bildung männlicher Geschlechtsrollen in einer ethnologischen Arbeitsnische von Steve McKay, erschienen im Journal of Ethnic and Migration Studies (Band 33, Nr. 2, Mai 2007:617-633). Wir schätzen uns glücklich, unsere Familien unterstützen zu können. Auch helfen wir der Regierung mit den Geldüberweisungen, die wir für unser Land tätigen. 19

Fischereiwirtschaft SindwirSeeleuteoderSklaven? Der schottische ITF-Koordinator NORRIE McVICAR musste feststellen, dass manche Arbeitnehmer auf See Sklavenbedingungen erdulden müssen. DieBesatzungder Enxembreinllapool, nachdemihre ausstehendenheuern durchdieitf sichergestelltwurden 20 Der Fall des Fischereifahrzeugs Enxembre, das kürzlich in llapool (Schottland) vor Anker lag, trägt alle Merkmale von Seeleuten, die nach der von der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) geschaffenen Definition für Sklaverei beschäftigt werden: Zwangsarbeit. Nachdem sie ihrem Agenten in Djakarta je 500,-S-Dollar für einen Job gezahlt hatten, traten sechs indonesische Fischereiarbeiter im Oktober 2006 ihren Dienst auf der spanischen Eigentümern gehörenden, unter der Flagge Großbritanniens mit einem chilenischen Kapitän fahrenden Atalaya an. Obwohl es sich dabei um übliche Praxis in Indonesien handelt, stellt dies einen klaren Verstoß gegen das IAO-Übereinkommen C179 zur Anwerbung und Arbeitsvermittlung von Seeleuten aus dem Jahr 1996 dar, das von der britischen Regierung leider immer noch nicht ratifiziert wurde. Die Besatzungsmitglieder hatten in Indonesien einen Arbeitsvertrag unterschrieben, den sie nie wieder zu Gesicht bekamen, da der Agent sich weigerte, ihnen eine Kopie auszuhändigen. Sie hatten den Vertrag jedoch lange genug gesehen, um zur Kenntnis zu nehmen, dass eine Monatsheuer von 800,-Euro für einen 18-monatigen Heuervertrag gezahlt werden sollte. Dies war der Anreiz gewesen, in Spanien an Bord zu gehen. Doch im Verlauf der nächsten zehn Monate zahlte man ihnen jeweils nur 241,- Euro (ca 320,- S-Dollar) pro Monat aus. Im Juli 2007 teilte man der Besatzung mit, dass die Atalaya an einen neuen Eigentümer den in Großbritannien beheimateten Elcon Leisure verkauft worden sei, den neuen Namen Enxembre trage und unter der Flagge St. Kitts und Nevis fahre. Zu diesem Zeitpunkt war die Besatzung auf das Schlimmste gefasst. Als sie sich um weitere Informationen bemühten, teilte man ihnen mit, dass sie an Bord bleiben oder ihre eigene Heimreise sowie die Anreise der Ersatzcrew selbst finanzieren müssten, da sie gegen ihre Verträge verstoßen würden. Als sich die Besatzung der Enxembre im August 2007 in llapool aufhielt, überprüfte die ITF ihre Forderungen und bat die örtlichen Agenten und das nternehmen um Heuerabrechnungen sowie Kopien der Arbeitsverträge. Doch unsere Bitte fiel ebenfalls auf taube Ohren. Von den Besatzungsmitgliedern erfuhr die ITF, dass sie während des Fangs durchschnittlich 20 Stunden täglich arbeiteten, mit gelegentlich nur zwei Stunden Schlaf und höchstens vier Stunden Ruhezeit. Ihre Fangfahrten dauerten drei Monate; dazwischen waren nur wenige Ruhetage im Hafen vorgesehen. Es gab keine Stundennachweise. Darüber hinaus erklärte der Erste Ingenieur, dass man für den Posten Betriebsversicherung monatliche Abzüge von seiner Heuer tätigen würde, insgesamt 1.450,-S-Dollar während der vergangenen 23 Monate. Dies sei in seinem Vertrag nicht vereinbart worden. Am 16. August versuchte der Agent, die Besatzung in ein Taxi zu zwingen, um sie ohne Geld und Auszahlung der Heuern zum Flughafen zu bringen. Die Schiffseigentümer brachten darüber hinaus drei portugiesische Seeleute an Bord des Schiffes und beabsichtigten, es nach Spanien zu verbringen, mit oder ohne derzeitiger Besatzung. Aufgrund dieser Schritte und der Einschüchterungsversuche des nternehmens und Agenten haben wir die Besatzung bei der Arrestierung des Schiffes am 17. August unterstützt. Die Schiffseigentümer lehnten weiterhin jede Verantwortung für die Heuern der Besatzung und ihre Heimreisekosten ab. Doch schließlich zahlten die Eigentümer am 29.August 75.000,-S-Dollar in ein gemeinsames Konto der ITF-und Reederanwälte ein, so dass die Arrestierung des Schiffes aufgehoben und Verhandlungen über die Forderungen der Seeleute aufgenommen werden konnten. Die Enxembre verließ llapool mit Kurs Vigo (Spanien), und der Eigentümer übernahm nterkunfts- und Heimreisekosten für die Besatzung. Während ich mich in llapool um die Beschwerden der Enxembre-Besatzung kümmerte, traten drei weitere Indonesier der unter britischer Flagge fahrenden Atlanttic E an mich heran und berichteten von ähnlichen Bedingungen. Der nterschied bestand darin, dass die Besatzungsmitglieder tatsächlich Arbeitsverträge mit einer monatlichen Gesamtheuer in Höhe von 315,-S-Dollar unterschrieben hatten. Einer der Seeleute auf der Atlantic E wurde nach nur zweimonatiger Dienstzeit auf dem Schiff nach Indonesien zurück geschafft, weil er nicht 20 Stunden pro Tag arbeiten konnte. Da er seinen 18 monatigen Vertrag nicht erfüllt hatte, wurde er mit den eigenen Flugkosten sowie denen seines Ersatzes belastet. Darüber hinaus hatte er dem Agenten 600,-S-Dollar für den Arbeitsplatz zahlen müssen. Das Widerlichste an dieser Geschichte ist, dass die moderne Form von Sklaverei in europäischen Gewässern unter den Augen der E-Fischereikommission durchgeführt wird. Die Kommission ist für die Lizenzvergabe an Fischereifahrzeuge verantwortlich. Hierbei werden die Größe des Schiffes, die Maschinenkapazität, die Größe des Netzes, die Fangmenge und die technische Ausrüstung berücksichtigt, doch nach nterstützung für die Menschen-und Gewerkschaftsrechte der Seeleute und Fischereibeschäftigten oder auch nur dem Versuch der E, Zwangsarbeitspraktiken gemäß IAO-Prinzipien auszumerzen, sucht man vergeblich. Von den Besatzungsmitgliedern erfuhr die ITF, dass sie während des Fangs durchschnittlich 20 Stunden täglich arbeiteten, mit gelegentlich nur zwei Stunden Schlaf und höchstens vier Stunden Ruhezeit.