Rahmentrainingsplan Fördergruppe Region Hannover 2004 bis 2006 1. Zeitlicher Ablauf der Fördergruppe Die Ausbildungszeit in der Fördergruppe erstreckt sich über drei Jahre. Da jedes Jahr einige Spieler die Fördergruppe verlassen und dafür neue aufgenommen werden, ist der Schwierigkeitsgrad der Aufgaben und Übungen relativ konstant zu halten, wobei darauf zu achten ist, dass keiner der Teilnehmer/innen dauerhaft über- oder unterfordert wird. Am Anfang und Ende eines Trainingsjahres steht immer eine Wochenendmaßnahme. Ob die restlichen vier Trainingstage als Tagesmaßnahmen oder als Wochenendmaßen stattfinden werden, wird rechtzeitig bekannt gegeben. Die grundlegenden Themen der schachlichen Ausbildung wiederholen sich alle drei Jahre, wobei jedes Jahr als abgeschlossene Trainingseinheit zu sehen ist. Ein folgendes Jahr baut nicht auf ein vorheriges auf. Dadurch ist jederzeit ein Einstieg möglich. Die Jahre A, B und C können also auch in der Reihenfolge B, C, und A oder C, A und B absolviert werden. Schema (grob, genauere Darstellung unter 4. Ausbildungsziele) Jahr A! Grundlegende Mattführungen! Basiswissen Bauernendspiele! Verhalten vor, während und nach dem Wettkampf Jahr B! Regeln, Fairplay! Basiswissen Turmendspiele! Richtiges Abwickeln ins Endspiel Jahr C! Umgang mit Schachprogrammen (Chessbase, Fritz, )! Einführung in Schachgeschichte! Basiswissen Leichtfigurenendspiele Pro Jahr sollen 30-35 Trainingsstunden gegeben werden, die sich auf acht Tage im Jahr verteilen, wobei mindestens zwei Wochenendmaßnahmen stattfinden sollen. 2. Richtlinien und Kriterien zur Aufstellung der Fördergruppe Die Fördergruppe der Region Hannover soll aus maximal 20 Kindern zwischen 8 und 12 Jahren bestehen, die unter Anleitung eine systematische Ausbildung erhalten. Die Zusammenstellung der Trainingsgruppe erfolgt in der Regel nach der Bezirksjugendeinzelmeisterschaft (BEM). Es wird bei der BEM immer mindestens ein Trainer der Regionsfördergruppe vor Ort sein, der die gespielten Partien verfolgt, um sich ein realistisches Bild der Spielstärke der Kinder machen zu können.
Die Bereitschaft zum Führen einer Arbeitsmappe und zum Erledigen von Hausaufgaben muss vorhanden sein. Unentschuldigtes Fehlen bei einem Trainingswochenende kann zum Ausschluss aus der Fördergruppe führen. 3. Trainingsprogramm Das Training in der Fördergruppe ist die erste Stufe einer systematischen geführten schachlichen Ausbildung. Da schachliche Voraussetzungen, wie Beherrschen der Spielregeln und gewisse Wettkampferfahrungen für die höheren Bezirks- und Landeskader erwartet werden, sind in dieser Stufe weitere schachspezifische Kenntnisse (Endspielphase, Grundlagen der Taktik) zu vermitteln. 4. Ausbildungsziele A.) Allgemein " Freude am Lernen " Verstärken des geweckten Interesses am Schachspiel und Förderung der Bereitschaft zu einem dauerhaften Training mit dem Ziel, später auch selbständig zu trainieren " Freude am persönlichen Erfolg " Freude am eigenen Durchhaltevermögen " Realistische Einschätzung der eigenen Stärken " Erfolgreiche Auseinandersetzung mit eigenen Schwächen B.) Sportlich " Jeden öffentlichen Wettkampf ernst nehmen " Aufnahme in den Bezirkskader (Beta-Kader) " Qualifikation zur Landeseinzelmeisterschaft " Erwerb einer ersten DWZ oder Verbesserung der bereits vorhandenen " Fairplay und regelgerechtes Verhalten am Brett und während eines Turniers " Effektive Zeiteinteilung in den eigenen Partien C.) Schachlich " Sicheres Beherrschen der elementaren Mattführung " Kennen lernen der wichtigsten Bauernendspiele. Sichere Anwendung der Regel vom Quadrat, der Oppositionsregeln, der Rolle des Randbauern und einige weitere grundlegende Motive der Bauernendspiele (Durchbruch, Zugzwang, Reservetempo, Schlüsselfelder) " Basiswissen der Turmendspiele: Turm König gegen Bauer König, Philidor Stellung (Turm und c- oder f-bauer gegen Turm) und Lucena Stellung (Brückenbau), wie erreiche ich die Lucena Stellung, Türme hinter Freibauern (Tarrasch) " Basiswissen der Leichtfigurenendspiele: Besonderheit der ungleichfarbigen Läufer, falscher Läufer für den Randbauern, gleichfarbige Läufer, Springer gegen Springer, gemischte Leichtfigurenendspiele, Stärken/Schwächen des Springers (kann kein Tempo gewinnen, langsam in offenen Stellungen, stark in geschlossenen Stellungen), Stärken/Schwächen des Läufers (kann Tempo gewinnen, schwach in geschlossenen Stellungen) " Die Spieler lernen wichtige Kombinationsmotive kennen. Sie erfahren den hohen Stellenwert der Kombination für das praktische Spiel.
" Entwickeln von taktischen Fähigkeiten 5. Wettkampfprogramm " Spielen von jährlich mindestens 30 Turnierpartien " Teilnahme an den Bezirkseinzelmeisterschaften " Teilnahme an mindestens einer Turnierfahrt " Teilnahme an Blitz- und Schnellschachturnieren " Turniere der Jugendserie Süd 6. Trainingsinhalte " Einführung in die grundlegenden Mattführungen - König und Dame gegen König, - König und Turm gegen König - König und zwei Läufer gegen König - König, Läufer und Springer gegen König " Elemente der Taktik - Doppelangriff - Blockade - Ablenkung und Hinlenkung - Angreifen oder Beseitigen des Verteidigers - Gabel und Spieß - Fesselung und Entfesselung - Doppelschach und Abzugsschach - Überlastete Figuren - Bauernumwandlung, Umwandlungskombinationen - Räumung eines Feldes oder einer Linie - Verknüpfung taktischer Motive - Zwischenzüge - Typische Mattbilder - Remiskombinationen (Dauerschach, ewige Verfolgung, Festungen, Patt) " Endspiele " Bauernendspiele: Quadratregel, Opposition, Durchbruch, Zugzwang, Besonderheiten des Randbauern, Pattmotive bei Bauer König gegen König " Auswertung eigener Partien " Variantenberechnung / Rechentiefe " Die gründliche Analyse der eigenen Wettkampfpartien, hauptsächlich der Partien mit unbefriedigenden Ergebnissen dient zum Aufspüren von eigenen Fehlern und deren Ursache. Der Schwerpunkt sollte auf der kritischen Auseinandersetzung mit den eigenen schachspezifischen Denkmethoden liegen. Die Unterstützung durch einen erfahrenen Trainer ist gerade hier besonders wirksam. " Ausgleichssport " Arbeiten am Computer 7. Organisation des Trainings " Gruppentraining - In einer Fördergruppe sollen maximal zehn Kinder trainieren (die 20 Kinder werden zunächst zufällig auf zwei Trainer aufgeteilt). Die einzelnen Trainingsphasen sollten nicht länger als zwei Stunden dauern. Sie sind möglichst abwechslungsreich zu
gestalten. Es ist darauf zu achten, dass nur das Notwendigste am Demobrett vorgeführt wird. Die Kinder sollen möglichst dazu angehalten werden, sich die Lösungen selber zu erarbeiten und ihr Wissen durch Spielen von Musterstellungen zu festigen. " Lehrgänge - Lehrgänge an Wochenenden ergänzen das regelmäßige Training in der Fördergruppe sinnvoll. Es ist darauf zu achten, dass die Lehrgänge nicht zu intensiv sind, abwechslungsreich gestaltet und genügend Pausen eingestreut werden. Mehrtägige Lehrgänge sollten auch immer Ausgleichssport (Fußball, Tischtennis, sonstige Spiele im Freien, Schwimmen, sofern es sich mit der Aufsichtspflicht vereinbaren lässt) beinhalten. " Hausaufgaben - In der Regel wird im Training und bei Lehrgängen nicht genügend Zeit für eine gründliche Ausbildung zur Verfügung stehen. Der Trainer sollte deswegen zusätzliche Übungsbeispiele als Hausaufgaben verteilen und Literaturhinweise geben. " Turnierfahrten - Es soll versucht werden jedes Jahr ein bis zwei Turnierfahrten zu organisieren. Auf diesen Turnierfahrten soll den Kindern immer mindestens ein Trainer zur Verfügung stehen. Neben der Partievorbereitung steht die gründliche Partieanalyse im Vordergrund. 8. Aufgaben des Trainers " Planen des gemeinschaftlichen Trainings " Durchführen von regelmäßigen Trainingsmaßnahmen " Leiten von Trainingswochenenden " Bereitstellen von Lehrmaterialien " Ausfüllen des Informationsbogen für Mitglieder der Fördergruppe " Vorbereiten und Verteilen von Hausaufgaben " Überprüfen der Hausaufgaben und der ordentlichen Führung einer Arbeitsmappe " Vorstellung von empfehlenswerten Büchern und Aussprechen von Empfehlungen " Betreuung bei Turnieren (Turnierbetreuung, Partieanalyse, Partievorbereitung) " Leistungskontrolle " Partner für Trainingspartien " Anerkennen der Aufsichtspflicht 9.Trainings- und Lehrmaterialien (Auszug) 1) J. Ban, Die Taktik der Endspiele 2) E. Bönsch, Schachlehre Schachtraining, Methodisches Handbuch für Lehrende und Lernende 3) R. Brunia, Cor van Wijgerden, Stufenhefte 1 bis 5, Trainerhandbücher 1, 3 4) M. Dworetsky, Geheimnisse gezielten Schachtrainings 5) M. Dworetsky, Die Endspiel Universität 6) Gaulthier, Das 1x1 des Endspiels, CD-Rom Chessbase 7) J. Hall, Schachtraining für angehende Champions 8) V. Khenkin, The last check, Anthology of the mate combinations 9) K.Müller, F.Lamprecht, Grundlagen der Schachendspiele
10) J. Neistadt, Zauberwelt der Kombination 11) J. Nunn, Schach verstehen, Zug um Zug 12) B. Rosen, Fit im Endspiel 13) Shereshevsky, Strategie der Schachendspiele 14) R. Spielmann, Richtig opfern 15) Computer, Verschiedene Software, z.b. Chessbase, Mega 2004 10. Unsere Philosophie " Im Schach wie in jeder anderen Sportart besteht ein Unterpfand künftiger Erfolge in einem gut organisierten Trainingsprogramm. " In den eigenen Partien findest du alles, was du zur Verbesserung deines Spiels brauchst!" Jesper Hall, Schachtraining für angehende Champions" " Natürlich befassten wir uns auch mit der Eröffnungstheorie, aber weit mehr Aufmerksamkeit widmeten wir etwas, was ich insbesondere für junge Schachspieler für unvergleichlich wichtiger hielt -und halte- die Aneignung des Schachs im ganzen, die Erhöhung der Schachkultur, die Entwicklung der Fähigkeit, Entscheidungen am Brett zu treffen, die Erziehung zur psychologischen Standfestigkeit, die Ausbildung kämpferischer Eigenschaften usw. Das Wachstum der allgemeinen schachlichen Meisterschaft beeinflusst die Resultate viel stärker als die Verbesserung der Eröffnungskenntnisse, da es sich in den unterschiedlichsten Situationen und in allen Stadien des Kampfes bemerkbar macht und nicht nur zu Beginn der Partie." M.Dworetsky, " Schach ist Kampf, hauptsächlich jedoch gegen die eigenen Fehler." Savielly Tartakower " Die Taktik ist ein wesentlicher Bestandteil einer Schachpartie, ihre Grundfähigkeit. Ohne adäquate taktische Fähigkeiten kann niemand erfolgreich sein. Obwohl einige Leute ein natürliches Talent für das sofortige Auffinden von taktischen Ressourcen zu besitzen scheinen und andere nicht, ist es dennoch möglich, den taktischen Blick zu schärfen. Viele Bücher sind über dieses Thema geschrieben worden, aber der allgemeine Rat lautet, Kombinationen zu lösen, und zwar Hunderte." Yermolinsky, Der Weg zur Verbesserung im Schach " Besonders das Formulieren erreichbarer Leistungsziele ist für die Motivation von Schachtalenten unerlässlich. Ein Mann ohne Ziel ist wie ein Pfeil ohne Spitze - Hough! Sitting Bull " Das absolut Wichtigste beim Training ist, Spaß dabei zu haben. Jesper Hall, Schachtraining für angehende Champions Christian Regert und Burkhard Treiber, Hannover, Dezember 2003