Aquila und Priszilla



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Bibelstudium. Martin Müller / pixelio.de

Transkript:

Aquila und Priszilla Günther Heger Einführungsvortrag bei der Konferenz am 13.09.2008 in Frankfurt am Main veröffentlicht in Komm & Sieh 2009 2 Wer sich mit Aquila und Priszilla näher beschäftigen möchte, findet immerhin sechs Stellen zu diesem interessanten, vorbildhaften Ehepaar im Neuen Testament. Dabei ist es durchaus aufschlussreich, einmal näher auf das einzugehen, was uns diese Stellen über Lebensumstände und Charakterzüge dieses Ehepaars sagen, das immer gemeinsam also Mann und Frau genannt wird. Danach schied er [Paulus] von Athen und kam nach Korinth. Und als er einen gewissen Juden fand, mit Namen Aquila, aus Pontus gebürtig, der kürzlich aus Italien gekommen war, und Priszilla, seine Frau (weil Klaudius befohlen hatte, dass alle Juden sich aus Rom entfernen sollten), ging er zu ihnen, und weil er gleichen Handwerks war, blieb er bei ihnen und arbeitete; denn sie waren Zeltmacher von Beruf (Apg 18,1 3). Helfen, wo Hilfe gebraucht wird Wir finden in diesen Versen zweierlei im Leben dieses Ehepaars, was für jeden von uns interessant und wichtig sein kann, wenn wir Christentum, den Dienst für den Herrn, als Lebensstil leben wollen. Ers-

tens: Einfach da helfen, wo Hilfe gebraucht wird. Paulus kam nach Korinth. Wir können uns durchaus vorstellen, dass er nach Frankfurt gekommen wäre oder nach Hamburg, in eine belebte Großstadt. Nun bot Aquila an, dass Paulus bei ihnen wohnen konnte. Kaum sind in der Schrift einige Worte über Aquila gefallen, da wird auch schon seine Frau Priszilla erwähnt. Beide waren sich sicher darin einig, Paulus bei sich unterzubringen: Hilfe, wo sie angesagt ist, und sich als Ehepaar einig sein. Das kann jeder von uns. Dazu brauchen wir keinen großen Namen. Jeder von uns, der verheiratet ist (und natürlich auch jede), hat vor Gott ein Versprechen abgegeben jedenfalls die, die als Christen geheiratet haben. Dieses Versprechen haben sie auch vor der Welt, vor dem Standesamt und manchmal auch vor der Gemeinde gegeben, nämlich in guten und in bösen Tagen miteinander leben zu wollen. Hier haben wir ein Ehepaar vor uns, bei dem wir schließen dürfen, dass sie wirklich in guten und in bösen Tagen zusammenlebten. Das ist eine ganz wichtige Ausgangslage, wenn wir als Ehepaare und, wenn der Herr es schenkt, auch als Eltern wirklich für den Herrn leben wollen. Sind wir bereit, miteinander zu leben, egal, was kommt? Es war bestimmt nicht einfach für viele, als Kaiser Claudius damals den Befehl ausgab, dass alle Juden, die in Rom wohnten, die Stadt verlassen sollten. Nun hatte sich dieses Ehepaar in Korinth eine neue Existenz aufgebaut und war auch in der Lage, jemanden wie Paulus zu beherbergen. Gemeinsamer Dienst Es fällt auf, dass mal Priszilla oder Priska zuerst genannt und ein anderes Mal Aquila, ob das jetzt im Verhältnis zwei zu vier oder drei zu

drei ist, darauf kommt es mir hier nicht an. Das sollen Griechisch- Experten untereinander ausmachen. In manchen Übersetzungen ist es jedenfalls so, dass dreimal Priska oder Priszilla zuerst steht und dreimal Aquila. Wichtig ist dabei jedenfalls, dass sie gemeinsam genannt werden, was davon zeugt, dass sie gemeinsam arbeiteten. Sie sind einander als Eheleute geschenkt und tun ihren Dienst gemeinsam. Das sollten wir alle tun, auch wenn jemand ganz jung verheiratet ist. Vielleicht meint ihr, ihr hättet noch nichts oder könntet noch nichts tun. Eins könnt ihr auf jeden Fall: euren Weg gemeinsam gehen; und das heißt auch, Dienste, die euch der Herr schenkt, gemeinsam ausführen. Es kann sein, dass der Mann einen Dienst bekommen hat, bei dem die Frau nicht dabei sein kann oder aus bestimmten Gründen nicht mithelfen kann. Aber dann kann sie für ihren Mann beten und hinter seinem Dienst stehen. Oder umgekehrt: Wenn die Frau einen bestimmten Dienst hat, den der Mann nicht mitmachen kann kann auch er für sie beten. Was Aquila und Priszilla getan haben, haben sie offensichtlich gemeinsam getan. Ich will nicht zu viel in diese Stelle hineinlegen, ich gehe nur von dem aus, was da gesagt wird und welche Rückschlüsse wir aus dem Gesagten ziehen können. Wo wir also Hilfe bieten können, sollten wir das tun. Das könnt ihr auch schon als ganz junge Eheleute oder auch als Einzelpersonen tun. Wenn ich merke, da braucht jemand etwas, und ich kann es ihm oder ihr bieten, dann sollte ich es doch tun.

Gemeinsames Handwerk Aquila und Priszilla lebten ja nicht als solche, die keine Wurzeln zur Erde gehabt hätten, sondern sie hatten einen Beruf, dem sie nachgingen, und das war auch der Beruf, den Paulus gelernt hatte. Im Grunde genommen kennen wir ja Paulus eher als Theologen, also als jemanden, der sozusagen als jüdischer Lehrer aufgewachsen war. Er war Pharisäer von Geburt, und er hat bei Gamaliel, einem großen Gelehrten der Pharisäer, studiert. Aber aus der Tatsache, dass Paulus offenbar auch das Handwerk des Zeltmachers beherrschte, können wir schließen, dass die Juden damals schon wussten: Es ist nicht gut, wenn man die Leute nur kopflastig ausbildet; jeder sollte auch noch ein Handwerk können. Paulus jedenfalls hatte ein Handwerk gelernt, und es war das Handwerk, das auch Aquila und Priszilla beherrschten. So hatten sie im Beruf Gemeinsamkeiten, worauf ich als zweites hinweisen möchte. Sie waren also nicht nur dadurch verbunden, dass sie jüdischer Herkunft waren und dass sie den Herrn Jesus kannten; sie waren außerdem beruflich verbunden. Es kann praktisch eine große Hilfe und sehr nützlich sein, sich mit einem Bruder (oder als Schwester mit einer Schwester) über gemeinsame berufliche Erfahrungen auszutauschen. (Bei mir sieht es mit solch einem Erfahrungsaustausch leider schlecht aus: Rundfunkarchivare, die sich bewusst zum Herrn Jesus bekannt haben, gibt es in Deutschland kaum.) Aber da, wo das geschieht, kann man sich auch über berufliche Dinge näherkommen. So war es jedenfalls bei Aquila und Priszilla einerseits und Paulus andererseits.

Aquila und Priszilla ziehen mit Paulus In Apostelgeschichte 18 lesen wir weiterhin von den beiden: Nachdem aber Paulus noch viele Tage dageblieben war, nahm er Abschied von den Brüdern und segelte nach Syrien ab, und mit ihm Priszilla und Aquila, nachdem er in Kenchreä das Haupt geschoren hatte, denn er hatte ein Gelübde. Sie kamen aber nach Ephesus, und er ließ jene dort; er selbst aber ging in die Synagoge und unterredete sich mit den Juden (V. 18.19). Also wieder ein Ortswechsel bei den beiden. Diesmal von Korinth nach Ephesus, in Begleitung des Paulus. Schon besteht also eine Dienstgemeinschaft mit dem Apostel. In Korinth war es noch so, dass Aquila und Priszilla Paulus zu sich ins Haus aufgenommen hatten. Bei der Abreise aus Korinth inzwischen hatte Paulus dort ja mindestens anderthalb Jahre zugebracht war es aber so, dass Paulus sie mitnahm. Die beiden können sich also auch im Dienst unterordnen, und das, obwohl sie wahrscheinlich als Zeltmacher selbstständig waren. Der eine oder andere von uns ist ja auch selbstständig tätig, aber das sollte nicht dazu führen, dass wir verlernen, uns unterzuordnen. Diese beiden konnten das. Sie reisten nun mit Paulus nach Ephesus und blieben dort. Sie stehen Apollos bei Ein gewisser Jude aber, mit Namen Apollos, aus Alexandrien gebürtig, ein beredter Mann, der mächtig war in den Schriften, kam nach Ephesus. Dieser war in dem Weg des Herrn unterwiesen, und brennend im Geist redete und lehrte er sorgfältig die Dinge von Jesus, obwohl er nur die Taufe des Johannes kannte. Und dieser fing an,

freimütig in der Synagoge zu reden. Als aber Priszilla und Aquila ihn hörten, nahmen sie ihn zu sich und legten ihm den Weg Gottes genauer aus (Apg 18,24 26). So wie die beiden in Korinth Paulus aufgenommen und ihm Gastfreundschaft erwiesen hatten, so taten sie das jetzt auch mit Apollos, was diesem darüber hinaus auch zur geistlichen Erquickung diente. Da sind vielleicht jetzt die älteren, erfahreneren Ehepaare eher gefragt als jüngere. Doch auch als jüngeres Ehepaar kann man das durchaus schon bieten: geistliche Erquickung für jemanden, der das braucht. Weiterhelfen, wo der andere das braucht. Apollos war ein beredter Mann. Er konnte wirklich wunderbar predigen, aber zu dem Zeitpunkt, als er nach Ephesus kam, war ihm etwas noch nicht bekannt, nämlich die christliche Taufe. Er kannte nur die Taufe des Johannes und wusste (was damit zusammenhängt) noch nichts davon, dass in einem wiedergeborenen Christen der Heilige Geist wohnt. Das sieht man später im Zusammenhang mit Leuten, denen Paulus in Ephesus begegnete, die nur die Taufe des Johannes kannten und nicht wussten, dass es den Heiligen Geist gab (Apg 19,1 7)). Aber Apollos wusste eine ganze Menge; und was er wusste, das gab er weiter. Aquila und Priszilla hörten ihm zu. Dabei stand Aquila nicht nach der Predigt auf und sagte: Hör mal, Apollos, du musst erst noch etwas lernen, bevor du dich hier öffentlich äußerst. Nein, die beiden luden ihn ein. Ist es nicht großartig, auch hier wieder zu sehen, was ein christlicher Lebensstil ist: Da hat jemand eine Begabung, die man nun im Stillen fördert. Dafür liefert das Ehepaar Aquila und Priszilla die Voraussetzung. So etwas habe auch ich in meinem Leben öfter erfahren, auch hier in Frankfurt, als wir jung verheiratet hierher kamen. Manche von

euch wissen ja noch, wie das war, auch wenn es schon über zwanzig Jahre her ist. Damals habe ich mich einmal sonntagnachmittags getraut, hier einen Vortrag zu halten. Einige Zeit danach wurde ich beim Besuch in einer Familie darauf angesprochen, ob das denn nicht ein Anfang sein und so weitergehen könnte. Einmal hatte ich eine Äußerung gemacht, die bei Geschwistern Unmut hervorrief. Und was passierte? Eine andere Familie lud meine Frau und mich zum Abendessen ein; und in aller Ruhe wurde über diese Situation gesprochen. Diesen Dienst taten auch Aquila und Priszilla an Apollos. Sie legten ihm den Weg nach der Schrift genauer aus. Grüße Dieses Ehepaar scheint ziemlich viel unterwegs gewesen zu sein. Ob sie Kinder hatten, sagt uns die Bibel nicht. Wie haben sie sich denn eigentlich den Leuten gegenüber verhalten, mit denen sie zu tun hatten? Bei der Suche nach einer Antwort gehen wir nicht chronologisch vor, sondern lesen jetzt schon eine Stelle aus 1. Korinther 16,19: Es grüßen euch die Versammlungen Asiens. Es grüßen euch vielmals im Herrn Aquila und Priszilla samt der Versammlung in ihrem Haus. Was sehen wir hier? Es grüßen alle Versammlungen Asiens (Klein- Asien ist damit gemeint), und es grüßen vielmals im Herrn Aquila und Priszilla. Sie waren im Dienst für den Herrn von Korinth nach Ephesus gezogen; aber deswegen waren die Korinther für sie noch lange nicht eine Geschichte aus einem anderen Leben. Vielmehr war eine innige Beziehung entstanden, und die wurde gepflegt. Dazu wollen wir uns gegenseitig ermuntern. Heutzutage weiß keiner von uns, ob er nicht schon morgen anderswo arbeiten und leben muss.

Lasst uns daher gute Beziehungen zu der Gemeinde aufbauen, in der wir zu Hause sind. Wenn man dann weiterziehen muss, werden diese Beziehungen natürlich überlagert, aber sie sollten bestehen bleiben. Bei manchen gilt das Motto: Aus den Augen, aus dem Sinn. So sollte es bei uns nicht sein. Die Geschwister sollten auch weiterhin für uns viel Wert haben. Für Aquila und Priszilla war es nicht mal so eben möglich, einen Besuch in Korinth zu machen. Aber sie wussten, dass Paulus den Korinthern einen Brief schrieb. Also sagten sie nicht einfach: Grüßt die Leute auch von uns, sondern: Schreib bitte in den Brief hinein:,grüße sie vielmals im Herrn. Das ist mehr als ein normaler Gruß. Das zeigt eine gute innere Verbindung zu denen, für die man betet. Sie sind immer noch wichtig für sie, sie hatten dort gelebt. Samt der Versammlung in ihrem Haus Nun zurück zu dem Punkt, dass die beiden ihr Haus zur Verfügung gestellt haben. Sie haben das nicht nur für Paulus getan, der ja auch noch ein Berufsgenosse war. Sie haben es nicht nur für Apollos getan, einen Prediger im Dienst des Herrn. Sie haben eine ganze Versammlung beherbergt. Und das hieß schon etwas! Wir wissen nicht, wie viele Leute dort zusammenkamen. Als wir in Rösrath, wo wir seit einigen Jahren gemeindlich zu Hause sind, mit dem Zusammenkommen anfingen, hatten wir die Situation, dass wir bei einer Familie mit Kleinkindern im Haus anfingen. Sie räumten jeden Samstag ihr großes Wohnzimmer so um, dass am Sonntag die Geschwister zusammenkommen konnten. Das war für sie selbstverständlich, und das sogar zu einer Zeit, als die Mutter der Familie eine schwere Au-

genoperation hatte: Ihre Hornhaut wurde transplantiert. Mit allem, was sie hatten, standen sie im Dienst für den Herrn als Wirt einer Versammlung zur Verfügung. So war es auch bei Aquila und Priszilla. Zu ihnen kamen die Geschwister. Dort erlebten sie geistliche Erbauung. Und wir können sicher sein: Das war auch materiell so, in den Dingen des täglichen Lebens. Im Versammlungshaus von Aquila und Priszilla herrschte bestimmt keine kalte Atmosphäre. Wenn ihr als Eheleute oder als Familie die Möglichkeit habt, dem Herrn zu dienen, indem ihr euer Haus öffnet, dann gebraucht sie in der Kraft des Herrn, und ihr werdet wirklich erleben, wie großartig das ist. Ich will keinen Abend missen, an dem wir Geschwister bei uns zu Gast hatten sei es, dass wir Leute einfach mal nach der Versammlungsstunde einluden oder dass wir Hauskreis hatten. Das war immer sehr, sehr schön. Aquila und Priszilla haben das sicher genauso erlebt. Sie hatten also eine Versammlung bei sich im Haus; und sie hatten eine innige Liebe zu den Geschwistern. Ephesus wurde für Aquila und Priszilla offenbar zur dauerhaften Bleibe sieht man einmal von ihrer zeitweiligen Rückkehr nach Rom ab, auf die wir noch zurückkommen werden. In Ephesus schlugen sie wohl endgültig Wurzeln, denn am Ende seines Lebens schrieb Paulus in 2. Timotheus 4,19, dass Timotheus Priska und Aquila grüßen sollte. Timotheus war, wie wir aus den beiden Briefen schließen dürfen, in Ephesus geblieben. Das heißt also: Ephesus wurde für die beiden zum festen Wohnsitz; dort waren sie zu Hause. Timotheus kannte sie, und Paulus konnte ihm Grüße an sie weitergeben. Die Schrift sagt nicht sehr viel über dieses Ehepaar, doch wir wissen, dass sie das, was sie hatten, mit ihren Geschwistern im Glauben teil-

ten und enge Beziehungen zu den Geschwistern hatten zu Paulus, der bei Ihnen gewohnt hatte; zu den Korinthern, wo sie lange waren. Diese Beziehungen gingen wirklich bis zum Äußersten. Ihren eigenen Hals preisgegeben Wie tief diese Beziehungen waren, wollen wir jetzt noch in der wunderbaren Grußliste aus Römer 16 lesen: Grüßt Priska und Aquila, meine Mitarbeiter in Christus Jesus (die für mein Leben ihren eigenen Hals preisgegeben haben, denen nicht allein ich danke, sondern auch alle Versammlungen der Nationen) und die Versammlung in ihrem Haus (V. 3 5). Aquila und Priszilla waren wohl zwischendurch wieder nach Rom gekommen. Historiker sagen uns, dass der Erlass des römischen Kaisers Claudius von seinem Nachfolger erst einmal wieder aufgehoben wurde. Wahrscheinlich konnten die Römer doch nicht so gut ohne Juden leben. Jedenfalls muss es wohl so gewesen sein, dass dieses Ehepaar nach Rom zurückgekehrt war, so dass Paulus in seinem Grußwort über diese beiden sagen konnte, dass sie für ihn ihren eigenen Hals preisgegeben hatten, also ihr Leben für ihn riskiert hatten. Wir haben soeben gesungen: Mit dir zu leben, bewahrt uns nicht vor Leid, doch weil dies auf dich schauen lehrt, lohnt sich auch Traurigkeit. Wir sind nicht vor leidvollen Situationen und Schwierigkeiten gefeit, das ist sogar das Normale. Paulus hat an Timotheus geschrieben, dass alle, die gottselig leben wollen, verfolgt werden (2Tim 3,12). Wenn wir das nicht erleben, dürfen wir Gott dafür danken. Es könnte aber auch daran liegen, dass wir nicht richtig gottselig oder gottesfürchtig leben. Diese beiden lebten gottesfürchtig und setzten sogar (in ihrer innigen Beziehung zu Paulus) ihr Leben für ihn

aufs Spiel. Wo es innig wird, benutzt Paulus den Abkürzungsnamen Priska, und nicht Priszilla. Für Aquila gab es damals wahrscheinlich keine Kurzform, sonst hätte Paulus sie wohl ebenfalls verwendet. Jedenfalls hatten beide eine sehr innige Beziehung zu Paulus aufgebaut. Es wurde brenzlig, es wurde schwierig, und sie riskierten ihr Leben. Sie taten das, wovon Johannes in seinem ersten Brief schreibt, dass wir es zu tun schuldig sind, weil wir die Liebe unseres Herrn erfahren haben, nämlich uns einander so zu lieben, dass auch wir für die Brüder das Leben hingeben (1Joh 3,16). Da stellt sich die Frage, welche Beziehungen wir untereinander haben. Ist uns der andere so wichtig, dass wir für ihn etwas aufgeben, auf etwas verzichten? Damit fängt es ja an. Es muss ja nicht immer gleich so weit gehen, dass man für den anderen sein Leben riskiert. Aber wenn ich nicht einmal bereit bin, dem anderen fünf Minuten meiner Zeit zu schenken, dann werde ich wahrscheinlich auch nicht mein Leben für ihn riskieren. Hier ging es so weit, dass diese Liebe zu Geschwistern sich in ihrer Vollendung zeigte. Und dieser Liebe, dieser segensreichen, hingebungsvollen Liebe, fühlte sich nicht nur Paulus verpflichtet, sondern wohl auch sehr viele Geschwister. Dazu wollen auch wir uns gegenseitig ermuntern. Das gilt auch für dich, wenn du allein bist oder wenn ihr vielleicht eine Ehe mit vermeintlich oder tatsächlich wenigen Mitteln führt. Wenn ihr das, was ihr habt, für den Herrn gebraucht, nimmt der Herr es an und macht etwas daraus. Denken wir nur daran, wie die Jünger bei der Brotvermehrung sagten: Es ist ein Knabe hier, der fünf Gerstenbrote und zwei Fische hat; aber was ist dies für so viele? (Joh 6,9). Auch wenn du vielleicht nicht viele Mittel hast, wenn ihr nicht viel in der Hand habt wenn ihr das, was ihr habt, zur Verfügung stellt, kann viel daraus werden. Bei Aquila und Priszilla war

es so: Es wurde viel daraus. Viele Geschwister haben ihren Dienst zu schätzen gewusst, nicht zuletzt diejenigen, für die sie Versammlungswirte waren: Gemeinde-Herbergseltern in Ephesus und in Rom. Schluss Wir wollen die Hauptgedanken zum Schluss noch einmal zusammenfassen: Aquila und Priszilla, ein Ehepaar, das es quer durch das Römische Reich verschlug von Rom nach Korinth, dann nach Ephesus, wieder nach Rom und zurück nach Ephesus, das aber überall das, was es hatte, dem Herrn zur Verfügung stellte, und zwar in gegenseitiger Übereinstimmung. Wo immer sie bereit waren, etwas zur Verfügung zu stellen, wurde ihnen viel anvertraut, und sie durften sowohl in Rom wie auch in Ephesus eine ganze Versammlung bewirten, einer ganzen Versammlung ein Zuhause bieten. Sie bauten Beziehungen auf, die einzelnen Geschwistern und ganzen Versammlungen hilfreich waren. Möchten doch auch wir lernen, klein anzufangen und unser Leben im Sinne eines Lebensstils in seinen Dienst zu stellen und das, was wir haben, für den Herrn einzusetzen. Dann werden wir erleben, dass der Herr es ebenfalls so segnet wie damals bei Aquila und Priszilla. Gebe der Herr, dass uns dieses Ehepaar zum Vorbild wird und uns anspornt, mit unseren möglicherweise bescheidenen Mitteln ein Leben im Dienst für den Herrn zu führen.