Durch die Bibel. 1. Könige 3,4-5,14. Salomo bittet um Weisheit für seine Amtsführung

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Transkript:

Durch die Bibel 1. Könige 3,4-5,14 Salomo bittet um Weisheit für seine Amtsführung Sein Reichtum und seine Weisheit machen König Salomo über die Grenzen seines Reiches hinaus berühmt. Außerdem geht er als Erbauer des ersten israelitischen Tempels in die Geschichte ein. Im ersten Buch der Könige, Kapitel 3, findet sich eine Episode wieder, die noch in der Zeit vor dem Tempelbau stattgefunden hat. Damals, so wird in Vers 2 ausdrücklich berichtet, opferte das Volk noch auf den Höhen; denn es war noch kein Haus gebaut dem Namen des HERRN. Daran wäre im Prinzip auch nichts auszusetzen gewesen, wenn auf diesen Opferplätzen, die es in der Nähe vieler Ortschaften gab, tatsächlich nur der Gott Israels verehrt worden wäre. Doch anscheinend kam es häufiger vor, dass bestimmte Zeremonien in Aberglauben und Götzenanbetung ausarteten. Eine Bemerkung in Vers 3 lässt darauf schließen, dass König Salomo davon wusste, aber trotzdem dort auch selbst Opfer darbrachte. Ab Vers 4 ist dann zu lesen: Und der König ging hin nach Gibeon, um dort zu opfern; denn das war die bedeutendste Höhe. Und Salomo opferte dort tausend Brandopfer auf dem Altar. Und der HERR erschien Salomo zu Gibeon im Traum des Nachts und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll! (1 Kön 3,4-5). Schon am Ende der vorigen Sendung habe ich die Frage aufgeworfen, ob Gottes Aufforderung möglicherweise auf ein Defizit in Salomos Leben hinweist. Denn irgendwie ist es doch seltsam, dass ausgerechnet ein König, der ohnehin zu den reichsten Männern eines Landes gehört, sich von Gott etwas wünschen darf. Vers 6: Salomo sprach: Du hast an meinem Vater David, deinem Knecht, große Barmherzigkeit getan, wie er denn vor dir gewandelt ist in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen vor dir, und hast ihm auch die große Barmherzigkeit erwiesen und ihm einen Sohn gegeben, der auf seinem Thron sitzen sollte, wie es denn jetzt ist (1 Kön 3,6). Was Salomo hier zum Ausdruck bringt, könnte man im Grunde mit den Worten zusammenfassen: König werden, ist nicht schwer, König sein dagegen sehr. Denn nach und nach erkennt Salomo, dass sein Vater David verschiedene positive Eigenschaften hatte, die ihm selbst noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind. David sei gewandelt in Wahrheit und Gerechtigkeit und mit aufrichtigem Herzen vor dir, sagt Salomo. Weiter ab Vers 7: Nun, HERR, mein Gott, du hast deinen Knecht zum König gemacht an meines Vaters David statt. Ich aber bin noch jung, weiß weder aus noch ein. Und dein Knecht steht mitten in deinem Volk, das du erwählt hast, einem Volk, so groß, dass es wegen seiner Menge niemand zählen noch berechnen kann (1 Kön 3,7-8).

Auch wenn ich mir kaum vorstellen kann, irgendwann mal ein ganzes Volk regieren zu müssen, so halte ich Salomos Einsicht dennoch für beispielgebend. Er gesteht sich selbst und eben auch vor Gott ein, dass er mit dieser Aufgabe völlig überfordert ist. Es sei denn, dass Gott ihm bei allem, was er tut, zur Seite steht. Ich meine, dass diese Erkenntnis sehr wichtig ist, wenn wir Gott auf welche Weise auch immer dienen möchten. Erst wenn wir unser eigenes Unvermögen zur Kenntnis nehmen, sind wir innerlich bereit, uns von Gott helfen zu lassen. Vers 9; Salomo spricht zu Gott: So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist. Denn wer vermag dies dein mächtiges Volk zu richten? (1 Kön 3,9). Dieser Bibelvers ist unter Christen ziemlich bekannt. Und ich könnte wetten, wenn ich jemanden fragen würde: Um was hat Salomo Gott gebeten?, dann würde ich fast von jedem zur Antwort bekommen: Um Weisheit! Das ist zwar einerseits richtig. Doch um welche Art von Weisheit handelt es sich genau? Nun, um die Weisheit, ein Volk regieren zu können. Sozusagen um politische Weisheit. Salomo wünscht sich, so wörtlich, Gottes Volk richten zu können und zu verstehen, was gut und böse ist. Um geistliches Urteilsvermögen geht es hier in erster Linie gar nicht, auch wenn das in vielen Auslegungen zu diesem Bibelvers immer wieder behauptet wird. In zwei Büchern des Alten Testaments, nämlich in den Sprüchen Salomos und in dem Buch des Predigers Salomo, kommt die Denkweise dieses großen Königs sehr schön zum Ausdruck. Ohne Frage glaubte er an Gott und hatte den HERRN lieb (1 Kön 3,3), wie es wörtlich im ersten Buch der Könige heißt. Aber ganz besonders interessierte ihn, welche praktischen Auswirkungen der Glaube an Gott in alltäglichen Situationen hat. Und so finden sich in den Sprüchen Salomos und im Buch des Predigers Salomo unzählige Ratschläge, wie man das Leben hier auf Erden meistern kann. An das, was nach diesem Leben kommt, scheint Salomo in einer bestimmten Phase seines Lebens dagegen nur wenig gedacht zu haben. Zurück zu unserem Bibeltext im ersten Buch der Könige. Salomo bittet Gott also darum ihm Weisheit zu geben, um das Volk Israel auf rechte Weise regieren zu können. Ich lese weiter ab Vers 10: Das gefiel dem Herrn gut, dass Salomo darum bat. Und Gott sprach zu ihm: Weil du darum bittest und bittest weder um langes Leben noch um Reichtum noch um deiner Feinde Tod, sondern um Verstand, zu hören und recht zu richten, siehe, so tue ich nach deinen Worten. Siehe, ich gebe dir ein weises und verständiges Herz, sodass deinesgleichen vor dir nicht gewesen ist und nach dir nicht aufkommen wird (1 Kön 3,10-12). Ich finde es bemerkenswert, dass Salomo in erster Linie um politische Weisheit bittet und dass es genau dazu am Anfang von Vers 10 schlicht und einfach heißt: Das gefiel dem Herrn gut, dass Salomo darum bat. Wie weit sind doch die politischen Verhältnisse, wie wir sie heute kennen, davon entfernt! Und das liegt nicht nur an den Politikern, die sehr oft einfach nur den Wunsch haben, wiedergewählt zu werden. Auch diejenigen, die zur Wahlurne gehen, würden ihr Kreuzchen wohl kaum jemandem geben, der von sich aus sagt: Ohne Gottes Hilfe sind all meine politischen Bemühungen null und nichtig.

Salomo bekommt also von Gott die Zusage, ihn zu einem klugen König zu machen, der das Volk Gottes auf gute Weise regiert. Weiter ab Vers 13: Und dazu gebe ich dir, worum du nicht gebeten hast, nämlich Reichtum und Ehre, sodass deinesgleichen keiner unter den Königen ist zu deinen Zeiten. Und wenn du in meinen Wegen wandeln wirst, dass du hältst meine Satzungen und Gebote, wie dein Vater David gewandelt ist, so werde ich dir ein langes Leben geben (1 Kön 3,13-14). Gern möchte ich Sie auf diese besondere Formulierung hinweisen, die im ersten Buch der Könige recht häufig vorkommt: wie dein Vater David beziehungsweise wie sein oder wie mein Vater David. Salomos Verhalten und zum Teil auch Gottes Antwort darauf wird also daran gemessen, wie es bei David war. Er scheint in gewisser Weise ein geistliches Vorbild zu sein, während Salomo durch seine politische Weisheit und seinen Reichtum berühmt wird. Vers 15: Dieser Vers erinnert uns daran, dass die Zwiesprache zwischen Gott und Salomo nur im Traum stattgefunden hat. Allerdings war das zu Salomos Zeit eine durchaus übliche Methode, mit der sich Gott in besonderen Fällen an die Menschen wandte. Heute, davon bin ich fest überzeugt, ist das nicht mehr so, weil sich Gott durch sein Wort, die Bibel, offenbart. In Vers 15 wird also berichtet: Und als Salomo erwachte, siehe, da war es ein Traum. Und er kam nach Jerusalem und trat vor die Lade des Bundes des Herrn und opferte Brandopfer und Dankopfer und machte ein großes Festmahl für alle seine Großen (1 Kön 3,15). DAS SALOMONISCHE URTEIL Im nun folgenden Abschnitt wird von einem Streitfall berichtet, in dem Salomo seine von Gott geschenkte Weisheit segensreich einsetzen kann. Auch wenn es sich dabei um eine Privatangelegenheit handelt, ist dennoch Salomos politische Weisheit gefragt. Denn als König ist er eben auch dafür zuständig, in schwierigen Rechtsangelegenheiten ein gerechtes Urteil zu fällen. Hier nun die Verse 16 bis 28, in denen geschildert wird, wie Salomo zu einem wahrhaft salomonischen Urteil kommt: Zu der Zeit kamen zwei Huren zum König und traten vor ihn. Und die eine Frau sprach: Ach, mein Herr, ich und diese Frau wohnten in einem Hause und ich gebar bei ihr im Hause. Und drei Tage nachdem ich geboren hatte, gebar auch sie. Und wir waren beieinander und kein Fremder war mit uns im Hause, nur wir beide. Und der Sohn dieser Frau starb in der Nacht; denn sie hatte ihn im Schlaf erdrückt. Und sie stand in der Nacht auf und nahm meinen Sohn von meiner Seite, als deine Magd schlief, und legte ihn in ihren Arm, und ihren toten Sohn legte sie in meinen Arm. Und als ich des Morgens aufstand, um meinen Sohn zu stillen, siehe, da war er tot. Aber am Morgen sah ich ihn genau an, und siehe, es war nicht mein Sohn, den ich geboren hatte. Die andere Frau sprach: Nein, mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene aber sprach: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und so redeten sie vor dem König. Und der

König sprach: Diese spricht: Mein Sohn lebt, doch dein Sohn ist tot. Jene spricht: Nein, dein Sohn ist tot, doch mein Sohn lebt. Und der König sprach: Holt mir ein Schwert! Und als das Schwert vor den König gebracht wurde, sprach der König: Teilt das lebendige Kind in zwei Teile und gebt dieser die Hälfte und jener die Hälfte. Da sagte die Frau, deren Sohn lebte, zum König denn ihr mütterliches Herz entbrannte in Liebe für ihren Sohn und sprach: Ach, mein Herr, gebt ihr das Kind lebendig und tötet es nicht! Jene aber sprach: Es sei weder mein noch dein; lasst es teilen! Da antwortete der König und sprach: Gebt dieser das Kind lebendig und tötet's nicht; die ist seine Mutter. Und ganz Israel hörte von dem Urteil, das der König gefällt hatte, und sie fürchteten den König; denn sie sahen, dass die Weisheit Gottes in ihm war, Gericht zu halten (1 Kön 3,16-28). Soweit die Verse 16 bis 28. Diese Erzählung zeigt, dass sich König Salomo nicht zu schade ist, auch den Geringsten im Volk ein gerechtes Urteil zu sprechen. Immerhin handelt es sich bei den beiden Müttern, wie ganz am Anfang erwähnt wurde, um zwei Prostituierte. SALOMOS BEAMTE UND DIE ZWÖLF AMTLEUTE Wir erreichen das vierte Kapitel. Und obwohl dieses auf den ersten Blick nicht besonders interessant erscheint, so markiert es dennoch den Höhepunkt der Königsherrschaft Salomos. Friede und Wohlstand sind die äußeren Kennzeichen dieser Jahre. Das Volk kann endlich aufatmen, nachdem es unter König David eine ganze Anzahl von kriegerischen Konflikten gab. Allerdings: Erst durch Davids Eingreifen wurde die politische Großwetterlage so verändert, dass Israel anschließend unter König Salomo eine Zeit des Friedens genießen konnte. Hören Sie nun aus Kapitel 4 die Verse 1 bis 7. Hier werden zunächst die wichtigsten Männer mit Rang und Namen aufgezählt, die dem König bei seiner Regierungsarbeit zur Seite stehen: So war Salomo König über ganz Israel und dies waren seine Großen: Asarja, der Sohn Zadoks, war Priester; Elihoref und Ahija, die Söhne Schischas, waren Schreiber; Joschafat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler; Benaja, der Sohn Jojadas, war Feldhauptmann; Zadok und Abjatar waren Priester; Asarja, der Sohn Nathans, stand den Amtleuten vor; Sabud, der Sohn Nathans, war des Königs Freund; Ahischar war Hofmeister; Adoniram, der Sohn Abdas, war Fronvogt. Und Salomo hatte zwölf Amtleute über ganz Israel, die den König und sein Haus versorgten, und zwar ein jeder im Jahr einen Monat lang (1 Kön 4,1-7). Die zwölf zuletzt genannten Amtleute stammen wohl aus den zwölf Stämmen Israels, sind aber für größere Bezirke zuständig, die auch kanaanitische Gebiete umfassen. Sie müssen im monatlichen Wechsel dafür sorgen, dass der Königshof seine Ausgaben finanzieren kann. Das ist also gewissermaßen Salomos Art und Weise Steuern zu erheben. In den Versen 8 bis 19 werden die Namen der einzelnen Amtleute aufgeführt und für welche Gebiete sie zuständig sind. Ab Vers 20 heißt es dann zusammenfassend:

SALOMOS MACHT UND WEISHEIT Juda aber und Israel waren zahlreich wie der Sand am Meer und sie aßen und tranken und waren fröhlich. So war Salomo Herr über alle Königreiche, vom Euphratstrom bis zum Philisterland und bis an die Grenze Ägyptens; die brachten ihm Geschenke und dienten ihm sein Leben lang (1 Kön 4,20-5,1). Der zuletzt vorgelesene Vers bekräftigt im Grunde das, was schon vorher angedeutet wurde: Außer den israelitischen Siedlungsgebieten gab es auch andere Königreiche, die in unterschiedlicher Weise von Israel abhängig waren und beispielsweise Tribut leisten (also bestimmte Abgaben entrichten) mussten. Diese Königreiche umfassten jedoch teilweise nur kleine Gebiete oder Stadtstaaten. Mit dem zuletzt vorgelesenen Vers haben wir bereits das fünfte Kapitel im ersten Buch der Könige erreicht. Und hier finden sich nun in den Versen 2 bis 5 einige konkrete Zahlen zum Lebensmittelbedarf am Hofe Königs Salomos. Wohl um dem geneigten Bibelleser zu demonstrieren, was für ein Aufwand nötig war, um allein den Regierungsapparat dieses blühenden Königreiches am Laufen zu halten. Es wird berichtet: Und Salomo musste täglich zur Speisung haben dreißig Sack feinstes Mehl, sechzig Sack anderes Mehl, zehn gemästete Rinder und zwanzig Rinder von der Weide und hundert Schafe, ohne die Hirsche und Gazellen und Rehe und das gemästete Federvieh. Denn er herrschte im ganzen Lande diesseits des Euphrat, von Tifsach bis nach Gaza, über alle Könige diesseits des Euphrat, und hatte Frieden mit allen seinen Nachbarn ringsum, sodass Juda und Israel sicher wohnten, jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, von Dan bis Beerscheba, solange Salomo lebte (1 Kön 5,2-5). Wie vorhin schon gesagt: Frieden und Wohlstand sind die besonderen Kennzeichen dieser Jahre, in denen König Salomo regiert. Aber Salomos Wohlstand hat auch eine Kehrseite, die nur sehr versteckt in Vers 6 angedeutet wird. Dort heißt es: Und Salomo hatte viertausend Gespanne für seine Kriegswagen und zwölftausend Leute für die Pferde (1 Kön 5,6). Pferde wurden damals vor allem dafür gebraucht, um in den Krieg zu ziehen. Und Salomo verstieß mit seinem riesigen Besitz an Pferden eindeutig gegen das sogenannte Königsgesetz aus dem fünften Buch Mose. Dort heißt es in Kapitel 17, Vers 16: Nur dass er [der König] nicht viele Rosse halte und führe das Volk nicht wieder nach Ägypten, um die Zahl seiner Rosse zu mehren, weil der HERR euch gesagt hat, dass ihr hinfort nicht wieder diesen Weg gehen sollt. Dieses Königsgesetz wurde ursprünglich im Hinblick auf die Landnahme Kanaans erlassen und sollte wohl verhindern, dass sich ein König allein auf seine Streitmacht verlässt. Auch der nächste Vers, der zum Königsgesetz gehört, klingt so, als ob er direkt an Salomo gerichtet wäre. Da heißt es nämlich: Der König soll auch nicht viele Frauen nehmen, dass sein Herz nicht abgewandt werde (5 Mose 17,17). Zurück zu unserem Bibeltext im ersten Buch der Könige. Aus Kapitel 5 lese ich nun die Verse 7 und 8, die uns noch einmal vor Augen führen, wie viel Aufwand am Hofe Salomos getrieben wurde. Dort wird berichtet:

Und die Amtleute versorgten den König Salomo und alles, was zum Tisch des Königs gehörte, jeder in seinem Monat, und ließen es an nichts fehlen. Auch Gerste und Stroh für die Pferde brachten sie an den Ort, wo diese waren, jeder nach seiner Ordnung (1 Kön 5,7-8). Nach diesem Abschnitt, in dem ich durchaus auch ein Stück Kritik zu entdecken vermag, geht es in den folgenden Versen nun wieder um die Weisheit, die Salomo von Gott bekommt, um sein großes Reich auf rechte Weise regieren zu können. Weiter ab Vers 9: Und Gott gab Salomo sehr große Weisheit und Verstand und einen Geist, so weit, wie Sand am Ufer des Meeres liegt, dass die Weisheit Salomos größer war als die Weisheit von allen, die im Osten wohnen, und als die Weisheit der Ägypter. Und er war weiser als alle Menschen, auch weiser als Etan, der Esrachiter, Heman, Kalkol und Darda, die Söhne Mahols, und war berühmt unter allen Völkern ringsum. Und er dichtete dreitausend Sprüche und tausendundfünf Lieder. Er dichtete von den Bäumen, von der Zeder an auf dem Libanon bis zum Ysop, der aus der Wand wächst. Auch dichtete er von den Tieren des Landes, von Vögeln, vom Gewürm und von Fischen. Und aus allen Völkern kam man, zu hören die Weisheit Salomos, und von allen Königen auf Erden, die von seiner Weisheit gehört hatten (1 Kön 5,9-14). Soweit die Verse 9 bis 14. Bevor Sie womöglich anfangen, in Ihrer Bibel die dreitausend Sprüche und die tausendundfünf Lieder zu suchen, die hier gerade erwähnt wurden: Sie werden nur einen kleinen Teil davon in Ihrer Bibel finden. Wie ich schon an anderer Stelle hervorgehoben habe, finden sich in den Sprüchen Salomos und im Buch des Predigers Salomo dennoch viele Ratschläge, wie man das Leben hier auf Erden meistern kann. Geistliche Höhenflüge, wenn ich das einfach mal so bezeichnen darf, werden Sie dort vergeblich suchen. Andererseits ist Gott ja auch daran interessiert, wie wir in unserem alltäglichen Leben zurechtkommen. Im Umgang mit Familienangehörigen zum Beispiel, mit Freunden und Nachbarn, aber auch mit Menschen, die uns nicht wohlgesonnen sind. Und gerade darin erweisen sich viele von Salomos Sprüchen und Versen als kleine, aber feine Hilfen im Alltag.