Impressionen vom Workshop in Kiew vom 12. 10. 2010 bis 15. 10. 2010. Mediation trainieren, Fälle, Methoden, rechtliche Fragen unterstützt vom DAAD und der IRZ-Stiftung. Der Workshop wurde geleitet von Frau Dr. Keydel, Mediatorin und Ausbilderin für Mediation (BM), Berlin und Frau de Vries, RAin und Mediatorin, Länderreferentin für Polen, IOR München/Regensburg. Beiträge lieferten Herr Isermann, Präsident des OLG Braunschweig a.d., Leiter der Schiedsstelle für den öffentlichen Personenverkehr, Berlin sowie Frau Kanevska, Mediatorin, Trainerin, stellvertretende Direktorin des Ukrainischen Centre for Common Ground Kiew. Die Teilnehmer des Workshops wurden nach ihren bisher in ihrem Studium erbrachten Leistungen und ihren Interessen ausgewählt. Studenten kamen von juristischen Fakultäten aus der ganzen Ukraine: Der staatlichen Hochschule Taras Schewtschenko, der Agrarhochschule in Sumy, der Nationalen Aeronautischen Universität in Kiew. Teilgenommen haben auch einige Doktoranden am Institut für Gesetzgebung der Verchovna Rada der Ukraine sowie einige Teilnehmer aus Deutschland/Regensburg. Diese Zusammensetzung der Workshop- Teilnehmer machte deutlich, dass in der Ukraine ein großes Interesse an der Mediation besteht. Zu Beginn des Workshops legten die Trainerinnen Wert darauf, dass die Teilnehmer ins Gespräch kamen und eine angenehme Lernatmosphäre hergestellt wurde.
Stellen eines Soziogramms im Raum Im Workshop wurde zunächst die Frage, ob ein Konflikt vorliegt oder nicht, behandelt, und die Definition eines Konflikts (nach F. Glasl) erörtert. In kleingruppenarbeit wurden dann Konfliktbeispiele gesammelt und an diesen Beispielen wurde weitergearbeitet. Die Konflikte wurden anschließend daraufhin untersucht, wie weit sie bereits eskaliert waren. Es wurden die verschiedenen Interventionsmöglichkeiten in Konflikten vorgestellt und anhand eines ersten Rollenspiels konnten die Studenten den Unterschied zwischen einer gerichtlichen Intervention und einer Mediation spüren. Die Arbeit in Kleingruppen Am nächsten Tag wurden die Phasen der Mediation erläutert und verschiedene Methoden in den einzelnen Phasen vorgestellt. Die Studenten lernten verschiedene Fragetechniken kennen und die Grundlagen der Kommunikationstheorie. Besonders wichtig war es den Trainerinnen,
die Teilnehmer zu aktivieren und ihnen so viel wie möglich Gelegenheit zu geben, die neuen Kenntnisse praktisch zu erproben. Die Teilnehmer nahmen aktiv am Geschehen teil und waren besonders auch an den rechtlichen Hintergründen der Mediation interessiert. Am 13. 10. 2010 fand ergänzend zum Workshop am Abend eine Podiumsdiskussion in der Deutschen Botschaft in Kiew zum Thema: Mediation als Chance für die Entwicklung der Zivilgesellschaft, die ukrainische und deutsche Perspektive statt: http://www.kiew.diplo.de/vertretung/kiew/de/meldungen/podiumsdiskussion mediation.html Podiumsdiskussion zur Mediation in der Botschaft Kiew, 18.10.2010. Bild vergrößern ( Deutsche Botschaft Kiew)
Am 13. Oktober fand in der Botschaft in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gesetzgebung der Verchovna Rada, dem Institut für Ostrecht München, der Deutschen Stiftung für Internationale Rechtliche Zusammenarbeit und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst eine Podiumsdiskussion zum Thema Mediation als Chance für die Entwicklung der Zivilgesellschaft: die ukrainische und die deutsche Perspektive" statt. Die Veranstaltung war Teil des ukrainisch-deutschen Projekts "Mediation als Verfahren konsensualer Streitbeilegung". Nach Grußworten durch den Leiter der Rechts- und Konsularabteilung Kurt-Georg Stöckl- Stillfried und Prof. Dr. Oleksandr Kopylenko, Direktor des Instituts für Gesetzgebung der Verchovna Rada der Ukraine, gab Frau Dr. Birgit Keydel, Mediatorin und Ausbilderin für Mediation, Berlin, zunächst einen Überblick über die Mediation in Deutschland. Anschließend erläuterte Edgar Isermann, Präsident des Oberlandesgerichts Braunschweig a.d., Leiter der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr Berlin, die rechtlichen Grundlagen der Mediation in Deutschland und Perspektiven der Entwicklung der Gesetzgebung. Dann stellte Prof. Dr. Oleg Zaichuk, stellvertretender Direktor des Instituts für Gesetzgebung der Verchovna Rada der Ukraine die rechtlichen Grundlagen der Mediation in der Ukraine vor. Bild vergrößern ( Deutsche Botschaft Kiew) Dem nachfolgend präsentierte Friedrich-Joachim Mehmel, Vorsitzender Richter am Verwaltungsgericht Hamburg, Mediator, Experte des Europarats, die Mediation an den Verwaltungsgerichten in Deutschland und die Zusammenarbeit mit der Ukraine im Rahmen des Projekts der EU und des Europarats Transparenz und Effektivität des Gerichtssystems in der Ukraine. Dr. Svetlana Zapara, Dekanin der Juristischen Fakultät der Nationalen Agraruniversität in Sumy gab einen Überblick über die Praxis der Implementierung und Anwendung der Mediation in kollektiven Arbeitsstreitigkeiten in der Ukraine. Nach einer abschließenden Vorstellung der Tätigkeit des Ukrainischen Center for Common Ground und der Anwendung der Mediation in der Ukraine durch Vladislava Kanevska, Vizepräsidentin des Ukrainischen Center for Common Ground, Mediatorin, Kiew, fand eine angeregte Diskussion unter Beteiligung des Publikums zur Rolle der Zivilgesellschaft für die Entwicklung der Mediation statt.
Durch die Veranstaltung führte Frau Rechtsanwältin Tina de Vries, Institut für Ostrecht in München/Regensburg. Am nächsten Tag wurden auf dem Workshop zunächst die weiteren Phasen in der Mediation erklärt. Anschließend schilderte Herr Isermann, wie die Gerichtsmediation in Deutschland funktioniert. Am Freitag schließlich erläuterte Frau Kanevska die Geschichte der Mediation in der Ukraine und zeigte einen Film über die Mediation im Bereich des Täter-Opfer-Ausgleichs. Zum Abschluss des Workshops wurde ein Fall, der so oder so ähnlich in der Lebenswirklichkeit der Studierenden vorkommen könnte, in einem Mediationsrollenspiel durchgespielt. Die Studierenden hatten die Aufgabe sich in ihre Rollen als Partei, Mediator
oder Beobachter zu finden und im Rollenspiel zu erleben, wie eine Mediation ablaufen könnte. Am Ende des Workshops erfolgte die Übergabe der Teilnehmerzertifikate. Stimmen der Studierenden zum Workshop: Ich fand den Workshop sehr interessant. Die Methoden waren für mich neu und spannend. Durch die aktive Teilnahme habe ich selbst in so kurzer Zeit viel über Mediation und Kommunikation gelernt. Die Rollenspiele und die Diskussionen in den Kleingruppen haben mir klar gemacht, wie wichtig die Kommunikation in Konflikten ist.