Der Foto-Podcast von Galileo Press Bonusmaterial zur Folge 127:»Die Perspektive als Bildgestaltungsmittel«Mit der Wahl der richtigen Perspektive können Sie die Wirkung Ihres Bildes erheblich verstärken. In diesem Bonusmaterial erfahren Sie, wie Sie die Normal-, Vogel- und Froschperspektive ideal in der Peoplefotografie einsetzen. Die Autoren Weiterempfehlen Auszug aus dem Buch: Kathy Hennig, Lars Ihring Das Posing-Buch für Fotografen 326 Seiten, gebunden, in Farbe 39,90 Euro, ISBN 978-3-8362-1798-9 Know-how Know-how für Kreative. für Kreative.
Aufnahmeperspektiven Der Begriff Perspektive bezeichnet immer die Aufnahmeperspektive aus Sicht des Fotografen. Es werden dabei drei verschiedene Arten unterschieden: Normalperspektive Vogelperspektive Froschperspektive Normalperspektive und Fluchtlinien Die optische Achse (blau) verläuft senkrecht zum Motiv. Dadurch befinden sich der obere und der untere Bereich des Modells (Kopf bzw. Füße) im gleichen Abstand zur Kamera, und es entstehen keine Verzerrungen oder stürzende Linien. Sie können alle drei Perspektiven für das Posing Ihres Modells nutzen. Normalperspektive Diese Perspektive kommt Ihren Sehgewohnheiten am nächsten. Bezeichnet die Normalperspektive doch jene Sicht, die Sie täglich bei Gesprächen mit anderen Menschen erleben: Sie und Ihr Gegenüber befinden sich auf Augenhöhe, und die Blickachse verläuft parallel zum Erdboden. Psychologisch gesehen verbinden wir mit»auf Augenhöhe sein«eine Gleichstellung mit dem Gegenüber, und diese Wirkung können Sie geschickt Aufnahmeperspektiven 73
Beispiel 1: Normal perspektive Bei diesem Foto wurde auf eine extreme Änderung der Perspektive verzichtet. 200 mm f5,6 1/160 s ISO 50 nutzen. Denn»auf Augenhöhe zu sein«impliziert Vertrautheit und Sicherheit. Auch vermittelt diese Perspektive eher das Gefühl»dabei zu sein«. Vogelperspektive Wie der Name schon andeutet, wird mit Vogelperspektive die Sehrichtung von oben nach unten bezeichnet. Dabei ist es nicht zwangsläufig notwendig,»wie ein Vogel«über den Dingen zu schweben, sondern es reicht schon das Kippen der Blickachse aus der Horizontalen nach unten. Ein Effekt, den Sie sicher schon kennen, sind die dadurch entstehenden stürzenden Linien in Ihrem Motiv klassischerweise bekannt aus der Architekturfotografie. Während bei der Normalperspektive z. B. der stehende Körper des Modells senkrecht zur Blickachse steht und sich damit in einer Bildebene befindet,»neigt«sich bei der Vogelperspektive der Körper scheinbar mit dem Kopf voran zur Blickachse hin. Nun befinden sich Kopf und Füße des Modells in unterschiedlichen Bildebenen und es kommen die Effekte der verschiedenen Brennweiten zum Tragen. Auch psychologisch tut sich beim Bildbetrachter einiges. Eine Betrachtung von oben auf das Motiv herab impliziert in der Regel, dass der Betrachter über den Dingen steht und es von einem erhöhten Standpunkt als Außenstehender beobachtet, ohne selbst beteiligt zu sein. Das Motiv erscheint zudem kleiner und dem Vogelperspektive und Fluchtlinien Bei der Vogelperspektive ist die optische Achse nach unten geneigt. Dadurch kippt die Schärfeebene (rot), und die Motivteile im oberen Bereich liegen nun näher am Objektiv als die unteren Motivteile. Dadurch werden in unserem Beispiel Kopf und Oberkörper größer abgebildet. Beispiel 2: Normal perspektive Der Kamerastandpunkt wurde so gewählt, dass der Bildbetrachter das Modell aus einer ebenbürtigen Perspektive auf gleicher Höhe betrachtet. 85 mm f1,8 1/50 s ISO 1600 74 Technik Aufnahmeperspektiven 75
Beispiel 1: Vogelperspektive Allein die extreme Brennweite von 10 mm überzeichnet bereits die Proportionen. Die Vogelperspektive unterstützt diesen Effekt, so dass der Kopf des Modells bei dieser Aufnahme riesig erscheint. 16 mm f3,5 1/125 s ISO 100 Betrachter»unterlegen«. Denken Sie einmal darüber nach, in welchen Situationen Sie die Wendung»etwas liegt einem zu Füßen«benutzt haben und was Sie damit aussagen wollten. Genau diese Wirkung vermittelt der Einsatz der Vogelperspektive. Froschperspektive Bei der Froschperspektive schaut der Fotograf (wie ein kleiner Frosch) das Motiv mit der Blickrichtung von unten nach oben an. Hier kippt die Blickachse aus der Horizontalen nach oben. Wir schauen nun zum Motiv herauf. Wie schon bei der Vogelperspektive kommen durch diese Neigung des Motives aus einer Bildebene heraus die Effekte der einzelnen Brennweiten zum Tragen. So liegt nun z. B. bei der Verwendung von Weitwinkelobjektiven der untere Teil Ihres Modells also die Füße und Beine näher als Oberkörper und Kopf. Da nähere Motivteile hierbei vergrößert abgebildet werden, erscheinen nun die Füße größer, aber auch die Beine des Modells länger. So können Sie lange Beine noch länger oder zu kurze Beine etwas ansprechender erscheinen lassen. Im Gegenzug verkürzt sich der Oberkörper perspektivisch. Psychologisch verbinden wir mit dem Hinaufschauen zu jemandem immer ein Gefühl der Unterlegenheit. Der abgebildeten Person wird im Gegenzug Dominanz und oft auch Arroganz zugeordnet. Gepaart mit einer spöttischen oder gar eingebildeten Mimik können Sie die Wirkung der Froschperspektive auf den Betrachter ungemein verstärken. Froschperspektive und Fluchtlinien Die optische Achse (blau) ist nach oben gekippt. Dadurch liegen die unteren Motivteile näher an der Kamera als die oberen und erscheinen somit größer. Auf diese Weise können Sie z. B. dezent Beine verlängern oder einen sehr dominanten Eindruck vermitteln. Beispiel 2: Vogelperspektive Die leichte Vogelperspektive bei diesem Foto hat hier weniger optische als psychologische Gründe. Das Modell muss durch den hohen Kamerastandpunkt nach oben schauen und wirkt dadurch verletzlicher und weicher. 65 mm f7,1 1/160 s ISO 50 76 Technik Aufnahmeperspektiven 77
Extreme Frosch perspektive Durch den bodentiefen Kamera standpunkt und die extreme Froschperspektive erscheint das Modell sehr groß. Der leicht arrogante Blick von oben vermittelt Dominanz. 16 mm f5,6 1/160 s ISO 100 Leichte Froschperspektive Auch eine dezentere Form der Froschperspektive vermittelt immer noch einen leicht erhabenen Eindruck vom Modell. Die Verzerrung der Proportionen fällt nun nicht mehr so ins Gewicht. Die bildpsychologische Komponente überwiegt hier stärker. 96 mm f7,1 1/125 s ISO 100 Alle drei Perspektiven im direkten Vergleich Links: Froschperspektive; Mitte: Normalperspektive; rechts: Vogelperspektive 78 Technik Warum Posing so wichtig ist 11
Der Foto-Podcast von Galileo Press Die Autoren des Bonusmaterials Kathy Hennig arbeitete viele Jahre freiberuflich als Fotografin und Coach für Porträt- und Modefotografie und eröffnete bereits mit 25 Jahren ihr eigenes Fotostudio in Leipzig. Fotografie bedeutet für sie weitaus mehr als nur das optische Übersetzen in eine passende technische Ausführung. Wichtig für sie ist es, eine persönliche Haltung zu finden und diese auf den Punkt zu bringen. Lars Ihring Seine fotografischen Wurzeln hat der 1975 in Gera geborene und in Leipzig lebende Fotokünstler in der Astrofotografie doch von den Sternen, Planeten und Kometen fand er schnell den Weg zu irdischen Schönheiten. Seit 1997 arbeitet er vorrangig in den Bereichen der Porträt- und Aktfotografie. Direkt bestellen: Kathy Hennig, Lars Ihring Das Posing-Buch für Fotografen 326 Seiten, gebunden, in Farbe 39,90 Euro, ISBN 978-3-8362-1798-9 www.galileo-press.de/2906 Know-how Know-how für Kreative. für Kreative.