Texte: Römer 3,22-24 Autor: Roger Götz Predigt Ich habe eine gute Nachricht für jeden Einzelnen von uns: Gott liebt dich. Manchmal nehmen wir das dankbar zur Kenntnis. Manchmal empfinden wir das auch so. Doch manchmal fällt es uns schwer, zu glauben, dass Gott uns wirklich liebt; vor allem dann, wenn wir gescheitert sind. In unserem Leben können Dinge so schief laufen, dass wir das Gefühl haben, gescheitert und nicht mehr liebenswert zu sein. Scheitern kann das Ende bedeuten, oder die Chance für einen Neuanfang sein. Es gibt scheinbares und tatsächliches Scheitern; zeitlich begrenztes und ewiges. Wir wollen auf keinen Fall scheitern. Gerade weil wir so darauf bedacht sind, es zu vermeiden, erkennen wir Gottes Strategie nicht, dass er uns durch unser Scheitern zu sich ziehen will. Es ist ein Geheimnis der Genialität Gottes, durch zeitlich begrenztes Leid, durch Sünde und Versagen hindurch uns seine Macht und Liebe zu zeigen. Eines ist sicher: Gott scheitert nie immer kommt er zu seinem Ziel. Er scheint zwar schon mit seiner Schöpfung gescheitert zu sein. Er schuf alles gut, insbesondere den Menschen. Doch schon die ersten Menschen wandten sich dem Bösen zu. Wie konnte das passieren? Wie hat Gott darauf reagiert? War er überrascht? Musste er sich eine Notlösung einfallen lassen? Nein, Gott war schon vor der Schöpfung auf alles bestens vorbereitet. Er hatte eine Lösung, bevor das Problem auftrat. 2. Tim 1,9: Noch ehe diese Welt bestand, war es Gottes Plan, uns in seinem Sohn Jesus Christus seine erbarmende Liebe zu schenken.
Die Bibel ist voll von Berichten über Scheitern. Doch in allem verfolgt Gott sein Ziel. Nach dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies dauerte es nur ein paar Generationen, bis Gott scheinbar wieder am Ende war. 1. Mos 6,5-7: Und der HERR sah, dass die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war und alles Sinnen der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag. Und es reute den HERRN, dass er den Menschen auf der Erde gemacht hatte, und es bekümmerte ihn in sein Herz hinein. Und der HERR sprach: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Fläche des Erdbodens auslöschen... Der Mensch hatte versagt. Aber wir kennen Gottes Rettungsplan mit Noah und der Arche. Wiederum gelang es Gott, trotz aller Bosheit auf der Erde einen Neuanfang zu ermöglichen. Der Höhepunkt der Heilsgeschichte ist das scheinbare Scheitern des Messias. Für die Juden, die sich vom Messias die Befreiung von der römischen Macht erhofften, war Jesus die grösste Enttäuschung. Für die Jünger war sein Serben am Kreuz die grösste Katastrophe. Doch Jesus bezeichnete in der Leidensankündigung in Joh 12,23 sein Sterben als verherrlicht werden. Was im ersten Moment nach dem Scheitern Gottes aussieht, entpuppt sich als Heilmittel gegen unser Scheitern. Gott schafft es, durch unser Scheitern seine Herrlichkeit zu offenbaren. Wir alle sind gescheitert jeder auf seinem Gebiet. Wir scheitern, wenn wir unsere Ziele nicht erreich. Wir scheitern in Beziehungen. Aber vor allem scheitern wir in der Form, wie es Paulus in Röm 3,23 beschreibt: Denn es ist hier kein Unterschied: Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit verloren, die Gott ihnen zugedacht hatte... Nicht jedes Scheitern ist Sünde. Manchmal können wir einfach den Forderungen dieser Welt nicht gerecht werden und scheitern in den Augen unserer Mitmenschen. Manchmal werden wir unseren eigenen Anforderungen nicht gerecht. Diese Formen des Scheiterns überwinden wir, in dem wir den Rat von Paulus in Röm 12,2 zu Herzen nehmen: 2
Richtet euch nicht länger nach den Massstäben` dieser Welt, sondern lernt, in einer neuen Weise zu denken, damit ihr verändert werdet und beurteilen könnt, ob etwas Gottes Wille ist ob es gut ist, ob Gott Freude daran hat und ob es vollkommen ist. (Röm 12,2 NGÜ) Ob nun unser Scheitern durch direktes Fehlverhalten bedingt ist, oder durch einen falschen Massstab - so oder so müssen wir umdenken. In diesem Umdenkprozess liegt die Chance zum Neuanfang. Jeder kann das mal gedanklich für sein Scheitern durchgehen. In welchen Situationen hast du das Gefühl, gescheitert zu sein? Was klappt bei dir immer wieder nicht und du hast die Hoffnung schon aufgegeben, dass du diesen Punkt jemals überwinden wirst? Gab es ein Ereignis in deinem Leben, das dich aus der Bahn geworfen hat, und du kommst nicht darüber hinweg? Ich erzähle euch ein Beispiel von mir: Schon als Kind hatte ich tief in mir drin das Gefühl: Ich bin nicht wichtig. Mein Leben hat keine Bedeutung. (Das ist eine geistliche Festung, wie wir sie im Kurs Leben in Freiheit durchgenommen haben.) Später versuchte ich krampfhaft, meinem Leben Bedeutung zu geben. Ich träumte davon, ein erfolgreicher Regisseur zu werden und fing an, Filme zu drehen. Dann bekam ich die einmalige Chance, für die Weltausstellung im Jahr 2000 in Hannover Videoclips zu produzieren. Ich witterte die grosse Kariere. Doch der Traum wurde zum Alptraum. Vieles lief schief. Der Termin rückte immer näher. Ich arbeitete nächtelang durch und war am Rand eines Burnouts. Mitten in dieser Verzweiflung war dieses lähmende Gefühl: Ich schaffe es nicht. Ich bin ein Versager. Woher sollte ich die Kraft bekommen, diese Situation zu überwinden? Ich hatte schon oft Gottes Eingreifen konkret erlebt. Doch konnte er mich aus dieser Krise herausholen? Als ich wieder einmal von nervenaufreibenden Dreharbeiten frustriert zurückkam, sprach Gott so deutlich in meine Gedanken, dass ich von einem ganz neuen Gefühl überwältigt wurde: Du hast es gut gemacht. Mir war klar: Das konnte ich mir nicht selber einreden, dazu fehlte mir die Kraft. Mir war klar, dass Gott durch den Heiligen Geist zu mir sprach. Das erlebte ich in diesem Moment sehr real. Nach den Massstäben dieser Welt war ich in diesem Projekt gescheitert. Doch in den Augen Gottes war es gut, weil ich es von Herzen für ihn getan hatte. Es ging nämlich um den 3
Pavillon der Hoffnung ; eine Ausstellung verschiedener christlicher Organisationen, für die ich mich einsetzte. Warum hat Gott zugelassen, dass mich dieses Projekt beinahe in einen Burnout getrieben hätte? Er hatte etwas Neues für mich bereit. Dazu musste er mich zuerst vom Alten lösen, an dem ich sehr hing. Das Alte war nicht nur die Medienarbeit, sondern auch mein Ehrgeiz, erfolgreich zu sein und etwas Bedeutendes zu schaffen. Ich scheiterte in diesem Projekt auf unterschiedliche Weise: 1. Ich scheiterte nach dem Massstab der Welt, weil vieles von dem, was ich produziert hatte, letztlich nicht eingesetzt wurde. 2. ich scheiterte in meinen eigenen Augen, weil ich meine Ziele nicht erreichte. 3. Ich scheiterte auch in Gottes Augen, weil meine Motive nicht geläutert waren. Dieses Ereignis war so nachhaltig, dass ich beschloss, mich aus der christlichen Medienarbeit zurückzuziehen. In dieser Zeit begann ich das berufsbegleitende Bibelstudium am IGW. Diese Weichenstellung führte letztlich dazu, dass ich heute bei Campus für Christus im Arbeitszweig FamilyLife arbeite. Durch mein Scheitern in diesem wichtigen Projekt hat Gott mein Leben in eine neue Richtung gelenkt. Bei FamilyLife leite ich u.a. Kurse mit dem Titel lieben scheitern leben. Sie helfen Menschen, die in ihrer Ehe gescheitert sind, das Geschehene zu verarbeiten, innere Heilung zu erfahren und das Leben mit Gottes Hilfe wieder neu zu gestalten. Wir werden hier in der Gemeinde ab dem 23. Oktober solch einen Kurs durchführen. Wenn wir scheitern, können wir auf zwei Arten reagieren. Wir können von Gott weglaufen, ihn anklagen und versuchen, selber mit der Sache fertig zu werden. Oder wir flüchten uns in die Arme des liebenden Gottes. Wir sehen diese beiden Reaktionsweisen bei Judas und Petrus. Judas lief davon, nachdem er Jesus verraten hatte. Nachdem Petrus Jesus verleugnete, bereute er zu tiefst. Als er dann Jesus nach der Auferstehung wieder am See Genezareth sah, rannte bzw. schwamm er zu Jesus. Jesus führte mit ihm ein seelsorgerliches Gespräch und berief ihn, seine Schafe zu weiden. Ohne diesen inneren Zerbruch wäre Petrus nie vom Draufgänger zum fürsorglichen Hirten und Leiter der Gemeinde in Jerusalem geworden. 4
Wie gehen wir mit unserem Scheitern um? Vielleicht wagen wir es nicht, uns an Gott zu wenden, weil wir uns zu sehr schämen. Vielleicht haben wir die Hoffnung aufgegeben, dass Gott hilft und konkret in unser Leben eingreift. Vielleicht wollen wir uns nicht mit dem eigenen Schuldanteil, der zum Scheitern geführt hat, befassen. Was auch immer dich hindert, dich in die Arme des liebenden Gottes zu werfen. Ich möchte dir Mut machen, es zu wagen! Lass zu, dass Gott aus deinen Scherben etwas wunderbar Neues schafft. Er lässt Blüten aus der Asche unseres Lebens wachsen! Was ist nötig, damit dies geschehen kann? Schauen wir die Fortsetzung der eingangs zitierten Stelle in Röm 3 an: Vers 23: Denn es ist hier kein Unterschied: Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit verloren, die Gott ihnen zugedacht hatte... Vers 24:... und werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Wenn wir scheitern, besteht unser Problem meist darin, dass wir die Scherben selber wegräumen wollen. So haben wir es schon als Kind gelernt. Sicher, manchmal können oder müssen wir tatsächlich Dinge in Ordnung bringen, etwas wieder gut machen. Doch im Kern sind wir immer von der Gnade und der Erlösung durch Jesus abhängig. Das Schwierige daran ist, dass wir unseren Stolz beiseitelegen müssen, der uns dazu treibt, uns und anderen beweisen zu wollen, dass wir es doch selber können. Aber nicht nur Stolz kann uns und Gott im Weg stehen. Oft können wir uns auch selber nicht vergeben. Im Kurs LIEBEN-SCHEITERN-LEBEN ist das eine der häufigsten Feedbacks von Teilnehmern, dass sie im Kurs gelernt haben, nicht nur ihrem Ex-Partner, sondern auch sich selber zu vergeben. Beides - anderen und uns selber zu vergeben - können wir nur, wenn wir uns ganz von der Gnade Gottes abhängig machen und seine Vergebung annehmen. Dann sind wir auch fähig, gewisse Dinge in Ordnung zu bringen oder zu ändern nicht, weil uns dadurch die Schuld erlassen würde sondern weil wir bereits befreit sind von der Last der Strafe. 5
Habe den Mut, deinem Scheitern ins Auge zu sehen! Nur so ist innere Heilung, Vergebung und ein Neuanfang möglich. Betrachte es als Chance, mit deinem Scheitern konfrontiert zu werden! Weiche dieser Konfrontation nicht aus! Umfallen ist nicht das Schlimmste, sondern liegen bleiben. Für unsere Schuld hat Gott eine Lösung, nicht aber für Uneinsichtigkeit und Hartherzigkeit. Als Gescheiterte sind wir in guter Gesellschaft. Zu diesem Club gehören auch Abraham, Isaak und Jakob, Mose, David, Petrus, Paulus und viele andere Persönlichkeiten der Bibel. Ob unser Scheitern endgültig ist oder nicht, ob es zeitlich oder ewig ist, das entscheidet sich an einer einzigen Frage, nämlich: Vertrauen wir auf Jesus und sein Erlösungswerk oder nicht? Paulus sagt es in Röm 3,22 so: Gott spricht jeden von seiner Schuld frei und nimmt jeden an, der an Jesus Christus glaubt. Nur diese Gerechtigkeit lässt Gott gelten. Amen 6