Texte: Lukas 8,1-3 Autor: Hartmut Burghoff Predigt Einleitung: Jesus ist eine beeindruckende Persönlichkeit. Seit vielen Jahren bin ich von ihm fasziniert. In unseren unsicheren Zeiten brauchen wir ihn mehr denn je! Er ist unser Fels in der Brandung. Mich faszinieren auch heute noch die Abschiedsworte von Jesus: Mir ist alle Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. 19 Darum geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Und seid gewiss: Ich bin jeden Tag bei euch, bis zum Ende der Welt. Unsere Berufung und Auftrag ist dreifach: nach oben (Gott): Gott zu lieben von ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft (Mk. 12,33) nach innen (zum Bruder/Schwester) = die Mitmenschen (den Nächsten) zu lieben ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und mit aller Kraft (Mk. 12,33) nach aussen (zum Nächsten) deinen Nächsten zu lieben wie dich selbst. In diesem Dreiklang hat sich auch Jesus bewegt: Sein Umgang mit Gott (nach oben), sein Zusammenleben mit den Jüngern (innen), und der gemeinsame Verkündigungsauftrag (aussen). Jesus umgab sich mit Menschen um sie zu fördern. Die Namen der 12 Jünger sind uns bekannt. Jesus umgab sich nicht nur mit Männern. Am heutigen Muttertag schauen wir einmal ins NT, wie Jesus mit Frauen (Müttern) umging. Dazu ein Text aus Lk. 8: 1 In der nun folgenden Zeit zog Jesus von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf. Überall verkündete er die Botschaft vom Reich Gottes. Dabei begleiteten ihn die Zwölf 2 sowie einige Frauen, die von bösen Geistern und von Krankheiten geplagt gewesen waren und` durch ihn Heilung gefunden hatten: Maria aus Magdala, aus der er
sieben Dämonen ausgetrieben hatte, 3 Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, sowie Susanna und viele andere. Alle diese Frauen dienten Jesus und seinen Jüngern mit dem, was sie besassen. Die Bedeutung und Tragweite dieses Textes zeigt sich erst, wenn wir uns ein Bild über die Rolle der Frau im damaligen Judentum machen: Frauen spielten eine untergeordnete Rolle. Mädchen erhielten (im Gegensatz zu den Knaben) so gut wie keine schulische Ausbildung. Die Beteiligung am aktiven religiösen Leben in der Synagoge blieb ihnen verwehrt. Wenn sie zur Synagoge gingen, dann mussten sie sich in einen abgedunkelten Teil hinter einer Mauer zurückziehen, der als weniger heilig galt. Sie konnten die Thoralesung und die Predigt von dort nicht hören (akustisch). Es war ihnen verboten, selber aus den Thorarollen zu lesen; das Amt eines Rabbiners war ihnen sowieso versagt. Ihr Rechtsstatus war vergleichbar mit dem von Sklaven und Minderjährigen. Sie durften nicht vor Gericht als Zeuge aussagen. Vom öffentlichen Leben, Politik und Erwerbsleben waren sie ausgeschlossen. Die Frau gehörte ins Haus; dort war ihre Platz, ihre Stellung und ihr Status. Es war eine Männerwelt: Macht und Autorität waren männliche Monopole. Rabbiner gaben sich an der Öffentlichkeit nicht mit Frauen ab. Mehrmals täglich sagten sie im Gebet Ich danke dir Gott, dass du mich nicht als Frau gemacht hast Bei Jesus war es anders. Durch ihn wurde die Entwürdigung der Frauen überwunden 1. Da können wir stolz und dankbar sein auf Jesus. In seinem engsten Jüngerkreis gab es einige Frauen (V2). Lk. 23:27 auf dem Weg zum Kreuz folgte ihm eine grosse Menge Volks und Frauen. Lk. 23:49 bei der Kreuzigung standen alle seine Bekannten weitab, auch die Frauen, die ihm von Galiläa nachgefolgt waren Mrk. 15:40 Maia Magdalena, Maria (die Mutter Jakobus des Kleinen und Joses) und Salome sie waren ihm nachgefolgt und dienten ihm. 1 Gal. 3,28 da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau (männlich/weiblich); denn ihr seid alle eins in Christus. 2
In unserem heutigen Text werden einige Namen der Frauen genannt: Maria aus Magdala, aus der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte, 3 Johanna, die Frau des Chuzas, eines Beamten des Herodes, sowie Susanna und viele andere (Frauen). Diese Frauen waren durch die Begegnung mit Jesus heil geworden. Deswegen waren sie ihm sehr dankbar und wohlgesonnen. Maria Magdalena wurde von 7 Dämonen befreit Johanna (Witwe(?) des Finanzbeamten des Königs) Susanna (wurde sie von körperlichen Krankheiten geheilt?) Salome (die Mutter der Söhne des Zebedäus? = Jakobus und Johannes) Schwiegermutter des Simon Petrus (Markus 1,30) Nachdem sie die Synagoge verlassen hatten, gingen sie in das Haus von Simon und Andreas; auch Jakobus und Johannes kamen mit. 30 Simons Schwiegermutter lag mit Fieber im Bett, und man bat Jesus, ihr zu helfen. 31 Er ging zu ihr, ergriff sie bei der Hand und richtete sie auf. Da verschwand das Fieber, und sie sorgte für das Wohl Jesu und seiner Begleiter. Viele andere (Frauen) Einige von diesen Frauen waren Mütter; Mütter von Männern im gleichen Alter wie Jesus. Als reife Frauen gehörten sie zu seinen wichtigsten Unterstützern. Wie finanzierten Jesus und seine Jünger ihren Lebensunterhalt? Jesus hätte seinen Lebensunterhalt (und den seiner Jünger) als Zimmermann verdienen können. 2 Aber das hat er nicht getan. Er hätte die Möglichkeit und die Macht gehabt, sich durch tägliche Wunder das Essen/Wein auf den Tisch `zaubern` zu lassen. Das hat er auch nicht getan. Fest steht: Sie hatten eine gemeinsame Kasse, die von Judas verwaltet wurde. Daraus finanzierten sie ihren Lebensunterhalt und bezahlten u.a. auch für die Feste, die sie feierten. 3 Auch spendeten sie von dem Geld Beträge für Arme und Bedürftige. Judas hat immer wieder Geld aus dieser Kasse unterschlagen; es musste daher schon eine ordentliche Summe in der Kasse gewesen sein, dass dieser Betrug nicht auffiel. Aber woher kam das Geld in diese Kasse? 2 Wie das die ersten Chrischona-Brüder in der Zeit Spittlers getan haben als wandernde Handwerksgesellen. 1859 kam der junge württembergische Bäckergeselle Christian Schmid nach Dübendorf. Zusammen mit Rudolf Staub, einem Dübendorfer Doppelkrämer, gründeten sie 1860 den Christlichen Männer,- und Jünglingsverein. Jeden Sonntagnachmittag trafen sie sich bei R. Staub zum Bibellesen, Singen und Beten. (S. 2 125 Jahre Chrischona Dübendorf) 3 Vgl. Johannes 12,6 und 13,29 3
Hier in diesem Text finden wir einen Hinweis darauf. Einige der Frauen, die durch Jesus geheilt wurden waren vermögend. Sie wollten sich Jesus gegenüber erkenntlich zeigen und ihm danken. Sie luden ihn und seine Jünger zum Essen ein (13 Männer können viel essen ); gewährten ihm Unterkunft; das sparte Geld fürs Hotel. Und sie gaben ihnen Geld. Es müssen teilweise recht hohe Beträge gewesen sein. V 3 sagt: Alle diese Frauen dienten Jesus und seinen Jüngern mit dem, was sie besassen. Andere Übersetzungen sagen: Mit ihrem gesamten Vermögen, mit ihren Gütern/Besitz/Habe. Eine von ihnen war Johanna, die Frau eines königlichen Beamten (des Herodes). Der Reichtum ihres Mannes machte sie zu einer wohlhabenden und einflussreichen Frau. Ich sehe in ihr eine der ersten Mäzeninnen der damaligen Zeit. 4 Johanna diente Jesus und seinen Jüngern mit ihrem ganzen Besitz. 5 Was wir bei Jesus im Umgang mit den Frauen seiner Zeit sehen können: Er beachtete (die Gesetze der) Gastfreundschaft auch gegenüber Frauen. Er nahm ihren Dienst an. Das war ein Zeichen der Wertschätzung. Er behandelte sie als gleichwertig. Für ihn war das Geld einer Frau nicht unrein. Bis heute ist der Dienst der Frauen im Reich Gottes unerlässlich. 6 könnten ohne unsere Frauen schliessen. Auch wir als Gemeinde 4 Ein Mäzen/eine Mäzenin ist eine Person, die eine Institution oder Person mit Geld oder geldwerten Mitteln bei der Umsetzung ihres Vorhabens unterstützt, ohne eine direkte Gegenleistung zu verlangen. Das geschieht freiwillig und auf (meist begrenzte) Zeit. In der Schweiz gibt es eine Mäzenin, Gisela Gigi Oeri, die von sich reden macht. Mit ihren Millionen (und denen ihrer Familie Hoffmann-La Roche) hat sie dazu beigetragen, den FC Basel zum erfolgreichsten Fussballverein aller Zeiten zu machen. Andere Mäzene sind Förderer der Kunst, Museen, Orchester oder Einzelpersonen. 5 Auch später (zur Zeit der Apostelgeschichte) gab es einige wohlhabende Frauen, welche sich mit ihrem Geld für die Ausbreitung des Reiches Gottes engagierten. Die Kirchengeschichte ist voll von Frauen, die Klöster gestiftet haben, oder mit ihren finanziellen Möglichkeiten zur Förderung der weltweiten Mission beigetragen haben. 6 Seit Jahren beobachten wir den Trend, dass unsere Gemeinden und Kirchen immer mehr zu einer Frauenkirche werden. Männer üben zwar aus beruflichen Gründen kirchliche Ämter aus. Aber die Männer bleiben weg und verabschieden sich aus dem aktiven Leben der Kirche. 4
Aber auch diese Fragen stellt uns dieser Text: Wem dient mein/dein Besitz? Folgt dein Besitz auch Jesus nach? Diese Frauen dienten Jesus ganzheitlich; inkl. ihrer Häuser/Wohnungen, ihrer Kinder (Familie) und ihrer persönlichen Habe. Das war ihr Gottesdienst (diakoneo). So ermöglichten sie den Siegeszug des Evangeliums. Welchen dieser Aspekte klammern wir bei uns aus? Diese Frauen wurden durch die Begegnung mit Jesus heil. Was tue ich aus Dankbarkeit für Gott? 5