Recycling von Lithium-Ionen-Batterien das Projekt LithoRec

Ähnliche Dokumente
auf dem Weg zum intelligenten intelligenten Recycling von Traktionsbatterien

, Folie 1. Recycling von Lithium-Ionen Batterien

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien Aufbereitung von Produktionsabfällen und Batteriezellen zur Rückgewinnung und Wiederverwertung des

11. Symposium Energieinnovation

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien. Ing. DI. Dr.mont. Astrid Arnberger Mag. Therese Schwarz

Recycling von Metallionen aus Lithiumionenbatterien durch Flüssigmembranpermeation mit gestützten Membranen

NEW-BAT Neue energieeffiziente Wiederverwertung von Batteriematerialien

13. Swiss esalon Batterierecycling

Abfälle der Zukunft: Komponenten der Elektromobilität

Wie baut man Li-Ionenbatterien? Welche Herausforderungen sind noch zu lösen? Dr. Ernst R. Barenschee, München,

Wir schaffen Wissen heute für morgen

Produktion von Lithium-Ionen-Batterien Vom Aktivmaterial zum Batteriesystem und zurück

Effizientes Recycling von Verbundwerkstoffen mittels Schockwellentechnologie

PRESSEINFORMATION Saubermacher eröffnet neue High-Tech-Recyclinganlage für Lithium-Ionen Batterien

Die Zukunft der Elektromobilität Meilensteine in der Entwicklung der Lithium- Ionen-Batterie Dr. Joachim Fetzer

Materialflussanalyse von Elementen in Batterien zur Einschätzung ihrer zukünftigen Verfügbarkeit

Stand der Forschung zur Lithium-Schwefel- Batterie: Zukünftige Speicher für Elektrofahrzeuge mit erhöhter Reichweite?

Einführung in Technik und Funktionsweise von Brennstoffzellen und Batterieantrieben Prof. Dr. K. Andreas Friedrich

Klimabilanz von E-Fahrzeugen & Life Cycle Engineering. Stand: 24. April 2019

Recycling von Lithium-Ionen Akkumulatoren

Recycling von LiB: Stand der Technik und Perspektiven. Dr. Sascha Nowak 4. Kompetenztreffen Elektromobilität NRW,

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien

IEE. Modellierung und Simulation der Zelleigenschaften auf Basis von zeitvarianten Stoffdaten (GEENI)

BAE Batterien GmbH. Energiespeicher für Smart Grids Technologieüberblick. Untertitel TITEL M. Schiemann

Lithium Ionen Batterien für Elektrofahrzeuge

HERAUSFORDERUNGEN UND POTENZIALE FÜR KAPAZITIVE ENERGIESPEICHERSYSTEME Jun.-Prof. Dr. Volker Presser Saarbrücken, 19.

Recyclingtechnologien für kritische Rohstoffe. 25. Aachener Kolloquium Abfallwirtschaft

Kreislaufwirtschaft am Beispiel der Lithium Batterien. Univ.-Prof. DI Dr. Roland Pomberger Wien,

"Elektronikschrott eine komplexe Rohstoffquelle für neue Werkstoffe"

Modellierung und Simulation von Lithium-Ionen Akkus

Ag-Recycling von Elektrolyseelektroden - AgREE

Ökobilanz von Li-Ion Batterien für Elektrofahrzeuge

Ökobilanzierung von Fahrrädern und Elektrofahrrädern. Life Cycle Assessment of conventional and electric bicycles

Beitrag von Recycling zur Rohstoffversorgung am Beispiel Automobilindustrie

Wie sicher sind Lithium Batterien - im Haus und Auto?

AgREE Ag-Recycling von Elektrolyseelektroden

Ergebnisse des Forscherteams Mobilität des 2 Campus 2017

Batterien als Bestandteil zukünftiger Antriebstechnik. Volkswagen AG Konzernforschung Antriebe Dr. Tobias Lösche-ter Horst

TönsLM. Produktqualitäten und Verwertungsmöglichkeiten: Metalle

Lithium-Rückgewinnung aus (H)EV Li-Ion Batterie

Synthese und Konditionierung von Kathodenmaterialien für Lithium-Ionen Batterien

Pyrometallurgie: Recycling von Elektronik- und Batterieschrott

Sachstand ROLAND GOERTZ FAKULTÄT FÜR MASCHINENBAU UND SICHERHEITSTECHNIK LEHRSTUHL FÜR ABWEHRENDEN BRANDSCHUTZ

Siemens Day TU Dresden, 18. Mai 2011 "Innovationsfelder der Energie" Elektrische Energiespeicher - eine technologische Herausforderung

Energiespeicher Lithium-Ionen Batterie

Forschungsfrage: Welchen Einfluss haben nachhaltige Silizium-Quellen auf die Anode von Lithium-Ionen-Batterien der nächsten Generation?

1. Connected Car Fahrerassistenzsysteme (ADAS) 2. Fahrzeugelektronik Fahrzeugelektrik

Li-Ionen-Batterien Vom Rohstoff bis zum Recycling. Montanuniversität Leoben Department Metallurgie Nichteisenmetallurgie

Stationäre Batteriesysteme

Rohstoffe für die Energiewende Verfügbarkeit knapper Ressourcen und der Beitrag des Recyclings

AkkuWelt. Bearbeitet von Sven Bauer. 1. Auflage Buch. 222 S. Hardcover ISBN Format (B x L): 17,7 x 24,6 cm Gewicht: 675 g

Roadmap zu Lithium-Ionen-Batterien 2030

Übersicht zu Lithium-Ionen-Batterien

Recycling von Kobalt und Lithium für die Energiewende

KERAMIKBASIERTE BATTERIEN ALS STATIONÄRE SPEICHER

Wie können Batterien günstiger hergestellt werden? Ergebnisse des Forscherteams Mobilität des 2 Campus 2013

Batterietechnologie. Phaeno, Frank Seyfried, Volkswagen AG, Konzernforschung, Batterie und Kraftstoff

Brandsicherheit bei elektrischen Speichern

Prof. Dr. Arnulf Latz Institut für Technische Thermodynamik (ITT), DLR Stuttgart Helmholtz Institut Ulm für Elektrochemische Energiespeicherung

Erfassung der kalendarischen und zyklischen Alterung einer 50 Ah Lithium- Eisenphosphat-Batteriezelle (LFP-Batteriezelle)

Batterieaspekte im Anwendungsfeld Elektromobilität

Bauplan eines Erfolgsmodells

Entwicklungen bei der Verwertung von Batterien

Einfluss von Materialien auf die Batteriesicherheit

Lithium (-Ionen) -Polymer Akkus

Energiespeicherung und Lithium-Ionentechnologie SEC Jahrestagung 2010

Grosse und leistungsstarke Energiespeicher. Dr. David Vonlanthen - Paul Scherrer Institut (PSI) Redox-Flow Batterien

Chemikalienfreie Wertstoffabtrennung für hocheffiziente Recyclingprozesse AG Nachhaltiges Wirtschaften, April 2016 Andreas Bittner und Martin Kilo

MEMATEC PRODUCTS GEBRAUCH VON AKKUS. Mematec Products GmbH August-Müller-Straße 24 D Freiberg Neckar

LCA-Datensammlung bei neuen Batterietechnologien. Mag. Therese Schwarz

Der ökologische Rucksack der Elektromobilität

Anforderungen und Konzepte für Energiespeicher im ÖPNV

5. Funktionsweise. Bild 1: Prinzip der Entladung. Chemische Reaktionen [1][6][10] positive Elektrode PbSO 4 + 2H 2 O

Moderne und zukünftige elektrische Energiespeicher im Überblick

r 3 Verbundprojekt InAccess

It s all about people. Kompetenzanforderungen für innovative Batteriekonzepte

Recycling von Metallionen aus Lithiumionenbatterien durch Flüssigmembranpermeation mit gestützten Membranen

Reduktion des kritischen Rohstoffverbrauchs durch Second-Life-Anwendungen von Lithium-Ionen-Traktionsbatterien

1 Was ist der Unterschied zwischen einer Zelle und einer Batterie?

Ökonomische Nachhaltigkeit am Beispiel des Lithiumrecyclings und der Primärmagnesiumgewinnung

Stand, Entwicklungen und Problematik von Lithium-Batterien. DI Thomas Nigl Univ.-Prof. DI Dr.mont. Roland Pomberger

VOLTSTORAGE SMART NEUE WEGE GEHEN MIT DEM WELTWEIT ERSTEN KOSTENEFFIZIENTEN REDOX-FLOW HEIMSPEICHER.

Münster Electrochemical Energy Technology

Recycling von Lithium- Ionen Batterien

Evonik Forschungspreis für Lithium-Ionen-Akku-Testzelle mit separierten Elektroden

Superkondensatoren Redox-Flow Batterien

Neue Energiespeicher als Schlüsseltechnologie für Elektromobilität

Technische Universität München. Exzellenzzentrum für Batteriezellen an der Technischen Universität München

3M Batterielösungen. 3M All Rights Reserved.

Recycling von Photovoltaikmodulen Verfahrensentwicklung und Probleme bei der Umsetzung

Wie können Batterien günstiger hergestellt werden? Ergebnisse des Forscherteams Mobilität des 2 Campus 2013

VOLTSTORAGE SMART NEUE WEGE GEHEN MIT DEM WELTWEIT ERSTEN KOSTENEFFIZIENTEN REDOX- FLOW HEIMSPEICHER.

Elektromobilität & Leichtbau. futureday 2015

Beiträge von The Dow Chemical Company zur nachhaltigen Mobilität

Batterien für Hybrid und Elektroautos

IEE. Entwicklung von Materialien und Komponenten für Zink-Luft Sekundärelemente (AKUZIL)

Welche Gefahren gehen von Lithium-Ionen Batterien aus?

Gewinnung strategischer Metalle aus komplexen polymetallischen lli Gemischen

Transkript:

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien das Projekt LithoRec Recycling von Lithium-Ionen-Batterien das Projekt LithoRec Christian Hanisch, Wolfgang Haselrieder und Arno Kwade 1. Die Lithium-Ionen-Batterie und ihre Inhaltsstoffe...691 2. Recycling von Lithium-Ionen-Batterien...692 3. LithoRec Ein Ansatz zum Recycling mit hoher Lithium-Rückgewinnung...694 4. Schlussfolgerungen...697 5. Literatur...697 Die Umstellung der Fahrzeug-Antriebskonzepte von Verbrennungsmotoren auf elektrische Antriebssysteme und damit die Elektromobilität wird als eine wichtige und sehr viel versprechende Möglichkeit angesehen, sich aus der Abhängigkeit vom Erdöl zu lösen, den CO 2 -Ausstoß zu vermindern, das Abgasproblem der aufstrebenden Mega-Cities insbesondere in Asien zu lösen und über lange Sicht die Energieeffizienz zu verbessern. Grundbaustein und Schlüsseltechnologie der Elektromobilität ist die Batterie. Auf Grund ihrer Energie- und Leistungsdichte sind nach heutigem Stand der Technik nur Lithium- Ionen-Batterien geeignet, die hohen Anforderungen der Elektromobilität zu erfüllen. Lithium ist zwar überall auf der Erde in Erzen, Sedimentgesteinen, Gesteinen, Salzseen und im Meerwasser zu finden, jedoch ist eine kommerzielle Gewinnung derzeit hauptsächlich in geopolitisch weniger stabilen Regionen in Südamerika, im wirtschaftlich stark national eingestellten China und in Australien wirtschaftlich sowie technisch möglich. Die derzeitige weltpolitische Relevanz des Lithiums lässt beispielsweise sich an der euphorischen Berichterstattung über mögliche große Lithiumvorkommen in Afghanistan erkennen [1, 2]. Nach einer eingehenden Studie über den prognostizierten Verbrauch gegenüber den abgeschätzten Reserven und Ressourcen postulieren [3], es gelte den stark wachsenden Bedarf für Lithium und Lithium-Komponenten künftig teilweise aus dem Recycling zu decken. 1. Die Lithium-Ionen-Batterie und ihre Inhaltsstoffe Zellen aus Lithium-Ionen-Batterien bestehen aus vielen Schichten von Kathoden und Anoden, welche durch einen permeablen Separator elektrisch voneinander isoliert sind. Zahlreiche dieser Elektroden-Separator-Schichtungen sind in einem Batteriegehäuse untergebracht, wobei die Elektroden und Separatoren je nach Hersteller gestapelt oder gewickelt werden. Die Gehäuse können aus Aluminium bestehen (Hard case) oder aber aus einem flexiblen Aluminium-Kunststoff-Gehäuse (soft case oder auch coffee bag). Die Gehäuse sind zwischen den Elektroden mit organischem Elektrolytlösungsmittel und Lithiumsalz gefüllt. Dieser Elektrolyt ermöglicht den Austausch der Lithium-Ionen zwischen den Elektroden. Während des Endladens wandern Lithium-Ionen von der Kathode zur Anode, wo sie sich 691

Christian Hanisch, Wolfgang Haselrieder, Arno Kwade in die Metallgitterstruktur einlagern und ein Elektron aufnehmen. Die Elektronen werden durch die partikuläre Kompositstruktur der Elektrodenbeschichtung zum Stromsammler geleitet (Anode-Kupfer, Kathode-Aluminium), welcher mit dem elektrischen Kontakt der Batterie verbunden ist. V Entladen Anode Kathode e- Cu Al Separator Kohlenstoff- Schicht Lithium-Ion (Li + ) Elektrolyt Stromsammler Lithium-Metall-Oxid Leitfähigkeitsruß Bild 1: Aufbau einer Lithium-Ionen- Batterie Die Lade- und Entladeprozesse verursachen elektrochemische, chemische und mechanische Alterungseffekte mit großem Einfluss auf die Batterieperformance. In Anbetracht der Tatsache, dass die Batterien in einem Elektrofahrzeug zehn bis fünfzehn Jahre ihren Dienst entsprechend 4.000 bis 5.000 Lade- und Entladezyklen leisten sollen, sind diese Effekte von großer Bedeutung. Anodenseitig sind poröse Graphite auf einen Kupferstromsammler beschichtet, während auf der Kathodenseite Lithiummischoxide (z.b. LiNi 0.33 Co 0.33 Mn 0.33 O 2, NMC) Stand der Technik sind. Dieses werden somit die ersten zu recycelnden Materialien sein. Es werden jedoch große Anstrengungen unternommen, die teuren Übergangsmetalle Kobalt und Nickel in der Batteriechemie zu substituieren, um die Rohstoffkosten für Batterien zu senken. Beispielsweise werden schon heute Batteriezellen auf Basis von Lithiumeisenphosphat industriell gefertigt und eingesetzt. Somit ist zu erwarten, dass sich ein späterer Recycling-Prozess nicht mehr aus dem Recycling der wertvollen Metalle Kobalt und Nickel finanzieren kann. 2. Recycling von Lithium-Ionen-Batterien Es gibt vielfältige Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten und auch Erfahrungen in der industriellen Umsetzung im Bereich des Lithium-Batterie-Recyclings. Jedoch konzentrierten sich bisherige Ansätze vorwiegend auf die Wiedergewinnung der Wertmetalle Kobalt und 692

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien das Projekt LithoRec Nickel aus Kleinbatterien. In diesen Verfahren werden zumeist die kompletten Batteriesysteme mechanisch oder thermisch aufgeschlossen, um die Wertmetalle im Anschluss in Kombinationen pyro- und hydrometallurgischer Verfahren wiederzugewinnen. Da Traktionsbatterien jedoch einen wesentlich größeren Anteil an Aktivmaterialien haben, können die gezielte Demontage der Batteriesysteme, die folgende gesonderte Separation der Aktivmaterialien von den Elektroden und die hydrometallurgische Aufarbeitung der zurückgewonnen Beschichtung ökonomisch und ökologisch sinnvoll sein. Bild 2 zeigt die praktisch möglichen Kombinationen von unterschiedlichen Verfahren zum Recycling von Lithium-Ionen-Batterien, bei denen am Ende auch reines Lithiumsalz für den erneuten Einsatz in Batterien wieder gewonnen wird. Die unterschiedlichen Prozesswege sind dabei immer eine Kombination aus mechanische Behandlung, Hydrometallurgie und/ oder Pyrometallurgie. Bei den sehr großen Fahrzeugbatterien muss nach dem Stand der Technik immer eine Demontage auf Modul- oder Zellebene erfolgen, bevor die Materialien dem pyrometallurgischen Prozess zugeführt werden können. Die konventionellen Verfahren zum Batterierecycling fokussieren dabei auf die Rückgewinnung der Wertmetalle Kobalt und Nickel durch ein im Wesentlichen pyrometallurgisches Verfahren und müssen zur Rückgewinnung des Lithiums mit hydrometallurgischen Verfahren kombiniert werden (dargestellt durch die rechts dargestellten Varianten in Bild 2). Die Rückgewinnung eines signifikanten Anteils an Lithium ist mit diesen Verfahren nur mit sehr hohem Aufwand möglich [4, 5, 6, 7], so dass heute die aus dem pyrometallurgischen Prozess abfallende Lithiumhaltige Schlacke anderen Anwendungen insbesondere in der Bauindustrie zugeführt wird. In LithoRec konnte hingegen im Labormaßstab ein Verfahren entwickelt werden, in welchem auf rein mechanischem und hydrometallurgischem Wege (Auslaugen und anschließendes Ausfällen des Lithiums) neben Kobalt und Nickel auch ein Großteil des Lithiums direkt wiedergewonnen werden kann. Ein weiterer Vorteil des LithoRec-Prozesses ist, dass die zurückgewonnenen Materialien bei mechanischer Aufbereitung im Labormaßstab nachgewiesenermaßen Batteriequalität aufweisen und somit ein geschlossener Kreislauf der strategisch wichtigen Batterierohstoffe [8] erfolgt. So wurde von aus Lithiumeisenphosphat Lithiumhydroxid gefällt und aus Lithiumnickelmangankobaltoxid (NCM) wieder neues NCM in Batteriequalität hergestellt. Batterie/Batteriezellen Cu, Al Gehäuse, usw. Co, Ni Li Mechanische Behandlung Hydrometallurgie Pyrometallurgie Bild 2: Grundoperationen und Prozesswege zum Lithium-Batterie-Recycling 693

Christian Hanisch, Wolfgang Haselrieder, Arno Kwade 3. LithoRec Ein Ansatz zum Recycling mit hoher Lithium-Rückgewinnung Traktionsbatterien für automobile Anwendungen lassen sich in mehrere Systemebenen gliedern und somit auch auf verschiedenen Ebenen demontieren, wie in Bild 3 dargestellt: Batteriesystem Batteriezellen Elektroden Stromsammlerfolie und Aktivmaterial Bild 3: Mechanische Demontageebenen einer Lithium-Ionen-Batterie Das aus dem Automobil ausgebaute Batteriesystem muss zunächst in seine Module und Einzelzellen zerlegt werden. Die Planung der Demontage der Batteriesysteme auf Batteriezellebene umfasste in LithoRec neben der reinen Systemplanung [9, 10] auch erste Untersuchungen der Automatisierbarkeit der Demontageschritte [11], u.a. mit der prototypischen Realisierung eines Greifersystems zur Entnahme von Batteriezellen [12]. Die Automatisierung der Demontage von Lithium-Ionen-Batteriesystemen wurde ebenfalls in LithoRec theoretisch untersucht. Es konnte hierbei gezeigt werden, dass einzelne dedizierte Demontageschritte wie z.b. die Entnahme der Batteriezellen ein ausgeprägtes Automatisierungspotenzial aufweisen. Ferner wurde beispielhaft ein Greifer zur Zellhandhabung mit integrierter Zustandsbestimmung (Spannungsmessung und Innenwiderstandsbestimmung) entwickelt [13]. Eine durchgängige Automatisierung von Demontagesequenzen von Batteriesystemen ist jedoch aufgrund der Umgebungsbedingungen in Demontagefabriken, der Variantenvielfalt bzw. fehlender Standardisierung der Systeme und der Qualifikationsvoraussetzungen wahrscheinlich nicht realisierbar. Im Anschluss an die Demontage müssen die Batteriezellen mechanisch in Zerkleinerungsprozessen (Shredder) aufgeschlossen werden, um in der Folge mit aufbereitungstechnischen Verfahren in die Fraktionen Zellhüll/Gehäusematerial (10 bis 15 %), Elektrolyt (10 bis 20 %), weitere Bauteile (2 bis 5 %), Separator/Folien(etwa 3 %) und Elektro den (etwa 65 %) aufgeteilt zu werden. Eine Herausforderung bei diesem Aufbereitungsschritt stellt der Elektrolyt dar, der sich durch Kurzschlüsse, die beim Zerkleinern von nicht ausreichend entladenen Zellen entstehen, schnell entzünden kann. Neben einer sicheren vollständigen Entladung stellt die Inertisierung des Shredders eine Möglichkeit dar, eine sichere Zerkleinerung der Zellen zu gewährleisten. Die Elektrodenfraktion besteht insgesamt aus Anodenverbünden (15 % Kupferfolie und 31 % organische Beschichtung) und Kathodenverbünden (8 % Aluminumfolie und 46 % Aktivmaterial-Beschichtung zum Beispiel LithiumNickelManganKobaltOxid (NMC)). Zur weiteren hydrometallurgischen Aufarbeitung des Aktivmaterials müssen diese Verbünde voneinander separiert werden (Bild 4). Zur Elektrodenseparation wurden zwei alternative oder kombinierbare Prozesse entwickelt: Einerseits ein nasschemischer Prozess und andererseits ein mechanischer Prozess. 694

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien das Projekt LithoRec Separation von Stromsammlerfolie und Beschichtung physikalisch nasschemisch Zwischenprodukte abgetrennte Beschichtung separate Folienfraktion Hydrometallurgie Li 2 CO 3 /LiOH Co/Ni/Mn neue Aktivmaterialien Aktivmaterial-Synthese Elektroden/ Elektrodenfragmente Recycling- Elektroden Bild 4: Prozessweg zum hydrometallurgischen Recycling von Lithium-Ionen-Elektrodenmaterialien Der Ansatz des nasschemischen Prozess war die Auflösung des Polyvinylidenfluorid- Binders im Lösemittel N-Methyl-2-pyrrolidon und eine anschließende Trennung der aktivmaterialbeladenen Suspension von der Folienfraktion. In diesem Prozess wurde eine Trenneffizienz von 96 % des eingetragenen Aktivmaterials erreicht, welche in Prozessen mit kreislaufgeführtem Lösungsmittel noch optimiert werden kann [14]. Die Kontamination der Aktivmaterialfraktion mit Aluminium aus Folienfragmenten konnte mittels Atomabsorptionsspektroskopie auf unter 0,1 Gew.-% bestimmt werden. Das parallel entwickelte trockene Separationsverfahren ist eine Kombination aus Materialvorbehandlung, mechanischer Beanspruchung, Sortierung und Klassierung. Es hat im Labormaßstab eine Trenneffizienz von über 99 % des Aktivmaterials, bei einer Aluminium- Kontamination des zurück gewonnenen Lithiumsalzes von unter 0,1 Gew.-%. Zur hydrometallurgischen Aufbereitung der separierten Beschichtungspulver aus Lithium- Ionen-Batterien wurde von der Firma Chemetall in LithoRec eine Pilotanlage am Standort Langelsheim realisiert. Je nach Aktivmaterial können hier 85 bis über 95 % des Lithiums aus dem separierten Kathodenmaterial zurückgewonnen werden. Die Übergangsmetalle Kobalt, Nickel und Mangan wurden innerhalb des Projektes LithoRec als aufkonzentrierte Lösungen an die Firma H.C. Starck geliefert, welche daraus versuchsweise durch Fällungs-, Mahl- und Kalzinierprozesse wieder Batterieaktivmaterialien herstellte. Ökologische und ökonomische Bilanzen auf Basis der im Labor- oder Technikumsmaßstab durchgeführten Untersuchungen zeigten positive Ergebnisse [15]. 695

Christian Hanisch, Wolfgang Haselrieder, Arno Kwade Zur Bewertung der Verfahren diente einerseits die Analyse der Produkte und Ausbeuten der einzelnen Prozessschritte, andererseits die Kontrolle der elektrochemischen Performance der gefertigten Recyclingelektroden. So wurden die Aluminiumverunreinigungen der separierten Beschichtungen und deren elementare Zusammensetzungen mittels Atomspektroskopie festgestellt und ein Verfahren zur Bindergehaltbestimmung mittels thermogravimetrischer Analyse entwickelt. Die wiedergewonnenen Materialien sowie Schnitte der gefertigten Elektroden wurden mittels Sekundärelektronenmikroskop inklusive energiedispersiver Röntgenspektroskopie betrachtet. Des Weiteren wurden die Partikelgrößenverteilungen der zurückgewonnen Beschichtungspulver mittels Beugungsspektrometrie bestimmt. Die Betrachtung der Aluminiumkontaminationen in den Aufbereitungsprodukten war dabei von besonderer Bedeutung: Bei der maschinellen Zerlegung, insbesondere der Zerkleinerung der Batteriesysteme, -zellen und -elektroden, treten abhängig vom Aufbereitungsverfahren Verunreinigungen in den zurückgewonnenen Aktivmaterialien auf, die Probleme bei der Synthese neuer Aktivmaterialien bereiten können. So zeigten sich in LithoRec bei der Synthese von Lithiumnickelkobaltoxid aus gezielt mit einer nennenswerten Menge an Aluminium (1 Gew.-% Aluminium) verunreinigten Lösung Prozessschwierigkeiten: Das im hydrometallurgischen Prozess bei der Übergangsmetallabtrennung mitgefällte Aluminiumhydroxid führte zum Verkleben der sphärischen Übergangsmetallhydroxid-Partikel, die nach der Kalzination stark aggregiert vorlagen und ohne Zerstörung der vorher gezielt eingestellten Morphologie nicht mehr aufzumahlen waren. Zudem wurde eine verunreinigungsbedingte Veränderung der Partikelmorphologie nach der erneuten Ausfällung aus verunreinigten Übergangsmetallsalzlösungen registriert. Zur Bewertung der Recycling-Materialien wurden Testzellen gefertigt, die anschließend elektrochemischen Tests unterzogen wurden. In Bild 5 ist die elektrochemische Energiespeicherkapazität der Testzellen über der Anzahl der Lade- und Entladezyklen aufgetragen. Es wird deutlich, dass das Referenzmaterial und das gering verunreinigte Recyclingmaterial näherungsweise eine gleiche Zyklenstabilität aufweisen. Bei dem künstlich stärker mit 1 Gew.-% Aluminium verunreinigten Material zeigt sich eine reduzierte Stromspeicher- Kapazität und vor allem eine deutlich schlechtere Zyklenstabilität. Kapazität Ah 0,050 0,045 0,040 0,035 0,030 0,025 0,020 0,015 0,010 0,005 0 0 100 200 300 Zyklenanzahl Referenz Neu-Aktivmaterial NMC geringe Recycling-Verunreinigungen höhere Recycling-Verunreinigungen 400 500 3C, 21 C Bild 5: Elektrochemische Performance von Recycling-Materialien 696

Recycling von Lithium-Ionen-Batterien das Projekt LithoRec Erste ökologische Bewertungen geben einen Überblick über die vollständige Prozesskette (Cradle-to-grave) mit Fokus auf Lithium-Ionen Batterien [16, 17]. Im Rahmen der beiden gerade abgeschlossenen BMU-geförderten Projekte LIBRI und LithoRec wurden die Recyclingtechnologien für Lithium-Ionen-Batterien ökologisch bewertet [15]. Des Weiteren konnte die potentielle Wirtschaftlichkeit des Recyclings großer Mengen Altbatterien in LithoRec nachgewiesen werden [18, 19]. 4. Schlussfolgerungen Im Rahmen des vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit durchgeführten Forschungsprojektes LithoRec konnte gezeigt werden, dass das Recyclng von Lithium-Ionen-Batterien auf Basis von mechanischen und hydrometallurgischen Prozessen technisch mit hoher Ausbeute und Reinheit möglich und ökologisch wie auch ökonomisch sinnvoll ist. Je mehr die Übergangsmetalle Kobalt und Nickel durch andere Materialien bei den Batterieaktivmaterialien substituiert werden, desto interessanter wird diese Alternative zur im Wesentlichen pyrometallurgischen Aufbereitung. Sehr wichtig für die Nutzung des zurück gewonnenen Lithiumsalzes und der Übergangsmetalllösung als Rohstoff für die Herstellung von neuem Aktivmaterial ist, dass die Verunreinigung mit Aluminium sehr klein gehalten wird. Unter dieser Voraussetzung können aus den zurück gewonnenen Metallen Batteriematerialien synthetisiert werden, die auf Basis von ersten Tests die gleichen Eigenschaften, insbesondere zyklische Lebensdauer, wie Standard- Batteriematerialien aus primären Rohstoffen aufweisen. Danksagung Die Autoren danken dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit für die Förderung des Forschungsprojektes LithoRec und den Projektpartnern Chemetall, Audi, VW, Electrocycling, Recylex, Evonik, H.C. Starck, Lars Walch, Südchemie sowie I+ME Actia, WWU Münster und TU Braunschweig für die gute Zusammenarbeit. 5. Literatur [1] Reilly, M.: Why Lithium Can t Save Afghanistan. s.l.: Discovery News, Jun. 15, 2010 [2] Massoud, W.: Afghanistan: The Saudi Arabia of Lithium? s.l.: AFP Discovery News, Jun. 14, 2010 [3] Angerer, G. et al.: Lithium für Zukunftstechnologien Nachfrage und Angebot unter besonderer Berücksichtigung der Elektromobilität. s.l.: Fraunhofer ISI, 2009 [4] Bernardes, A. M.; Espinosa, D. C. R.; Tenório, J. A. S.: Recycling of batteries: a review of current processes and technologies. In: Journal of Power Sources (2004), Vol. 130, pp. 291-298 [5] Espinosa, D. C. R.; Bernardes, A. M.; Tenório, J. A. S.: An overview on the current pro-cesses for the recycling of batteries. In: Journal of Power Sources (2004), Vol. 135, pp. 311-319 [6] Heegn, H.; Rutz, M.: Rückgewinnung der Rohstoffe aus Li-Ionen-Akkumulatoren. In: Teilvorhaben 3 Batterie- und Schlackenaufbereitung. Freiberg, 2008, p. 35 ff [7] Xu, J.; Thomas, H. R.; Francis, R.W.; Lumb, K. R.: A review of processes and technologies for the recycling of lithium-ion secondary batteries. In: Journal of Power Sources (2008), Vol. 177, pp. 512-527 [8] Angerer, G.; Marscheider-Weidemann, F.; Wendl, M.; Wietschel, M.: Lithium für Zukunftstechnologien Nachfrage und Angebot unter besonderer Berücksichtigung der Elektromobilität. s.l.: Fraunhofer ISI, 2009 697

Christian Hanisch, Wolfgang Haselrieder, Arno Kwade [9] Herrmann, C.; Thiede, S.; Kara, S.; Hesselbach, J.: Energy oriented simulation of manufacturing systems Concept and Application. In: CIRP Annals Manufac-turing Technology, Elsevier Ltd. (2011), Vol. 60/1, S. 45-48 [10] Ohlendorf, M.: Simulationsgestützte Planung und Bewertung von Demontagesystemen. Dissertation, Essen: Vulkan-Verlag, 2006 [11] von Westernhagen, K.: Planung und Steuerung der Retro-Produktion. Dissertation, Essen:Vulkan Verlag, 2001 [12] Herrmann, C.; Raatz, A.; Mennenga, M.; Schmitt, J.; Andrew, S.: Assessment of Automation Potentials for the Disassembly of Automotive Lithium Ion Battery Systems, at: 19th CIRP LCE Conference, Berkeley, USA (eingereicht: 07.11.2011), 2012 [13] Schmitt, J.; Haupt, H.; Kurrat, M.; Raatz, A.: Disassembly Automation for Lithium-Ion Battery Systems Using a Flexible Gripper. In: Proc. of the 15th IEEE International Conference on Advanced Robotics (ICAR), Tallinn, Estland, 2011 [14] Hanisch, C.; Haselrieder, W.; Kwade, A.: Recovery of active materials from spent lithium-ion electrodes and electrode production rejects. In: Hesselbach, J.:, Herrmann, C. (Hrsg.): Glocalized Solutions for Sustainability in Manufacturing, 2011, S. 85-89 [15] Buchert, M.; Jenseit, W.; Merz, C.; Schüler, D.: Ökobilanz zum Recycling von Lithium-Ionen- Batterien (LithoRec), Öko-Institut e.v., Internet: http://www.pt-elektromobilitaet.de/projekte/ batterierecycling/abschlussberichte-recycling/lca-analyse-lithorec.pdf, 2011 [16] Majeau-Bettez, G.; Hawkins, T. R.,; Strømman, A. H.: Life Cycle Environmental Assessment of Li-Ion and NiMH Batteries for Plug-in Hybrid and Battery Electric Vehicles. In: Environ Sci Tech 45 (2011), Nr. 10, pp. 4548-4554 [17] Notter, D. A.; Gauch, M.,; Widmer, R.; Wäger, P.; Stamp, A.; Zah, R.; Althaus, H.-J.: Contribution of Li-Ion Batteries to the Environmental Impact of Electric Vehicles. In: Environ. Sci. Tech. 44 (2010), pp. 6550-6556 [18] Hoyer, C.; Kieckhäfer, K.; Spengler, T.: Strategische Planung des Recyclings von Lithium-Ionen-Traktionsbatterien. In: Sucky, E.; Asdecker, B.; Dobhan, A.; Haas, S.; Wie-Se, J. (Hrsg): Logistikmanagement: Herausforderungen, Chancen und Lösungen, Band II. Tagungsband der Logistikmanagement 2011, University of Bamberg Press, Bamberg, 2011, S. 399 419 [19] Abschlussbericht des Forschungsprojektes LithoRec, 2011 698