Brücke zur Gesellschaft



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Transkript:

AZB 9001 St.Gallen Edition 3 2014 45. Jahrgang Sommer 2014 Eté / Estate /Sta Brücke zur Gesellschaft Revue Universitaire Suisse Pont vers la société Rivista Universitaria Svizzera Ponte verso la società Gasetta Universitara Svizzra Schweizer Hochschul Zeitung Punt per la communità

2 Vision / Synthese Sommer 2014 Editorial Herausgeber: Dr. oec. publ. Bernhard im Oberdorf Chefredaktion: Sommer Eté Estate Sta Vorsitz: NN Telefon (0041) 44-363 00 00 Stv. Vorsitz: Ernestina Soares Telefon (0041) 78-716 88 88 Art Director: Radu M. Klinger, dipl.natw.eth Telefon (0041) 44-401 20 71 - forme@i-sam.ch Redaktion: Lektorat & Korrektorat: Sylvia Stocker Management & Wirtschaft: Dr. Arthur Mentele Hochschule & Studentenschaft: Constantin Benz Forschung & Wissenschaft: Dr. Peter Köppel Feuilleton & Gesellschaft: Analaura Spehar Theater & Medien: Tobias Kunz Kultur & Reisen: Werner Knecht a.i. Lifestyle & Sport: Christine Hinnen Tourisme et Culture : Véronique Coppey Coaching: Hedda Hipia Schilling Delegierter des Schriftrates: Werner Knecht Redaktionelle Mitarbeiter & Korrespondenten: Sylvia Bieber, Dr. Susanne Benner, Dr. Calista Fischer, Alexander Reichelt, Friedrich Oehlhafen, Heini Hofmann; Ronald Felder (Austria) Adressen der Redaktionen: Zentral-Redaktion: Irchelsrasse 44, 8057 Zürich, Postfach 212, 8024 Zürich, Tel. (0041) 44 363 00 00 (0041 44 362 04 00), E-Mail: bio@synthese.uzh.ch Redaktion Urschweiz: Kirchgasse 11, 6460 Altdorf Rédaction Romandie: Pimparnou, 1911 Ovronnaz Verlag: Liberal-Demokratisches Zentrum, Verein Postfach 212, CH-8024 Zürich Telefon (0041) 44 363 00 00, Fax (0041) 44 363 30 00 Abonnemente Abonnemente: Vision und Ergo: 5. / Jahr; Studenten: 2. : / Jahr; Ausland: 10. / Jahr (schliesst Mitgliederbeitrag (Passivmitglied) ein). Inserate Insertionspreis: Fr. 2. / mm, Rabatte anfragen Postcheckkonto: 80-46 301-8 Schriftrat Dr. Bernhard im Oberdorf, Präsident; Werner Knecht, Delegierter; Dr. Reinhard Oertli; Ralph R. Faes; Dr. Barbara Gorsler; Dr. Thomas F. Ladner, Mohan Mani Konditionen Die mit Namen oder Initialen unterzeichneten Beiträge brauchen nicht immer mit der Meinung der Redaktion übereinzustimmen. Die Verantwortung liegt beim Autor. Es bleibt dem Herausgeber vorbehalten, Doppelnummern erscheinen zu lassen. Die Redaktion behält sich die Kürzung von Leserbriefen vor. Die Mitarbeit erfolgt grundsätzlich ehrenamtlich. Druck St. Galler Tagblatt AG, 9001 St. Gallen Daten Redaktionsschluss: 21. September 2014 Nachrichtenschluss: 30. September 2014 Ein Sommer der Krisen Um den Zynismus auf den Höhe-Punkt zu bringen: «Ohne den Krieg in der Ukraine wäre der tragische Flugzeugabschuss nicht passiert» ist ein sicher zutreffender Satz von Vladimir Putin zum Absturz des zivilen Flugzeuges in der Ost-Ukraine. Nur: dann hätte man wie auf der Krim der prorussischen Invasion der bestens ausgerüsteten Söldner, die sozusagen aus der Kanalisation kamen, tatenlos zusehen und sich der Nötigung unterwerfen müssen. Das ist die Handschrift des Terrorismus. Verraten haben sich die brutalen «Kämpfer» selber damit, dass sie für neutrale Experten zunächst den Zugang zum Ort der Tragödie blockierten und dort selbst Hand an die Spuren legten, womit Beweismittel verändert, (lies: manipuliert) werden können. Die bemühende Objektivität im Westen hat ihre Schwäche darin, dass evidente, materielle Belege wie Radar- und Filmaufzeichnungen bloss als Indizien gewertet werden, solange formell die (entfernten?) Beweise nicht vorliegen: das öffnet der skrupellosen Desinformation Tür und Tor. So hat der Konflikt eine neue Dimension erreicht: Vor hundert Jahren war angesichts eines Konfliktpotentials in Europa - ein Attentat auf den österreichischen Thronfolger ein Auslöser (aber nicht eine alleinige Ursache) für den Ausbruch des Ersten Weltkrieges; heute erscheint ein Attentat auf ein ziviles Verkehrsflugzeug als analoges Ereignis. Das zeigt, wie vorsichtig mit der Situation umgegangen werden muss: Russland ist heute weit weniger friedlich als zu den Zeiten von Gorbatschow. Der amerikanische General George Patton traute schon am Ende des Zweiten Weltkrieges den Russen nicht und er sah den «Eisernen Vorhang» kommen; die Kritik kostete ihn das Kommando. Er hätte Europa wohl auch nach dem Fall der Mauer davor gewarnt, zu vertrauensselig zu sein. Aber man hätte kaum auf ihn gehört - angesichts des Willens zur Gutgläubigkeit. Nach den kritischen Europawahlen und der Dramatik in der Welt müsste die geradezu einladend schwach handelnde EU sehen, wie sie ihre eigene Glaubwürdigkeit rettet. So erhält der vor der Katastrophe geschriebene Leitartikel nebenan eine besondere Bedeutung - auch mit Blick auf die «Gotteskrieger» in Mittelost: explosiv in der Mischung mit den «Kremlkämpfern». Der Beitrag über die Normandie blickt zurück auf jene Zeit, die für Europa so entscheidend war wie viel Mut und Engagement für die Freiheit brauchte es, um Europa zu dem werden zu lassen, was es ist? Es finden sich heute auch in Deutschland geschichtlich wertvolle und romantische Welten der Beitrag über Franken zeigt dies auf. Dann gibt es auch eine friedliche Welt in Afrika, die Welt der Tiere und der Natur; das belegen die Berichte über diesen Kontinent in der Frühlings- und in dieser Sommeredition sie bieten einen Ausgleich zu den hässlichen Realitäten. Weiterbildung und Management auf den Hochschulseiten fehlen ebensowenig wie das Feuilleton: Fussball kann man auch als «Essay» von der psychologischen Seite her beleuchten; dafür haben wir die Filmkritiken zurückgestellt. *** Wer unsere ehrenamtliche Arbeit etwas unterstützen will, kann es via Bank tun, wir danken es gerne - die IBAN-Nummer lautet: «Synthese-Verlag»: «IBAN CH69 0070 0110 0064 0980 8». Wir freuen uns über das grosse positive wie auch das kritische Echo unserer Leser: Gerne werden wir solche Leserreaktionen bei Gelegenheit publizieren. Der Herausgeber Panoramaseiten 8 und 9 Normandie - Terre de l'histoire Geschichte und Natur Seiten 10 bis 14 Entdeckungen - Natur und Kunst Afrika - Franken - Croatie Seiten 14 und 15 Ausblick und Bildergalerie Psychogramm des Fussballs Verlag: Synthese-Verlag, Postfach 212, CH - 8024 Zürich, bio@synthese.uzh.ch, +41 79 400 48 00 Redaktion: Vision-Synthese, Rämistrasse 66-8001 Zürich, bio@synthese.uzh.ch, +41 44 363 00 00 Herausgeber: Dr. Bernhard im Oberdorf, Irchelstrasse 44, CH - 8057 Zürich, bernhard.imoberdorf@uzh.ch, +41 76 563 63 00

Geo-Strategie Eté 2014 Vision / Synthese 3 Europa aus dem Osten bedroht? Der Schafspelz um den Kreml ist geplatzt / von Allister M. Fuchs Die Zeiten der Naivität sind vorbei: Lange hat man Russland hofiert, doch die Krise in der Ukraine hat gezeigt, welches die Realitäten sind; wenn wir Glück haben, gerade noch rechtzeitig. Ein Jubiläum, das kein Anlass zum Feiern bietet: Es ist das Gedenken daran, dass vor hundert Jahren der erste Weltkrieg ausbrach, der dann auch für den zweiten die Voraussetzungen lieferte. Das Attentat auf den österreichischen Thronfolger Ferdinand und seine Frau galten als Ursache; es war aber bloss der Auslöser eines Automatismus, für den die internationalen Verstrickungen die Voraussetzungen boten. Die Lehre daraus ist, dass dieser Nährboden oft nicht wahrgenommen und unterschätzt wird und dann wundert man sich über den fatalen Funken. Dieser selbst ist unerwartet; doch die aufgebauten Spannungen sind es nicht. Zentrifugale Kräfte Die internationale Lage gibt derzeit keinen Anlass zur Ruhe: Wohl wurde die «Europäische Union» (EU) gegründet mit dem Anspruch «nie mehr Krieg» - dafür gab es in der grössten Krise des «Euro» gar noch den Friedensnobelpreis. Hier geben die Europawahlen indes genügend zur Sorge Anlass. Zu erwarten war, dass die europakritischen Parteien grosse Gewinne erzielen würden; das war angesichts der Torturen, welche die «Euro-Krise» den Menschen zumutete, gut verständlich. Doch damit einher ging auch eine Stärkung radikal-nationalistischer Kräfte; da wird auch der nationalsozialistische Geist gerufen. Parallel dazu schrillen auch rassistische Töne, mit denen, um ein Beispiel zu nennen, beim Front National in Frankreich der Vater von Marine Le Pen seiner Tochter einen Bärendienst leistet; er bringt sie so - nüchtern bemerkt - um den Erfolg. Aber auch im Europäischen Parlament führen solche Radikalismen dazu, dass es für viele schwierig wird, eine europakritische Fraktion zu bilden: ein Jammer, denn die kritischen Geister sind ja nicht politische und weltanschauliche Fundamentalisten, sondern eben das demokratische Gegengewicht zu autoritären Strukturen, die in Brüssel ihr Epizentrum haben. statt Geostrategie Auch die Wahl des «Mister Euro», Jean Claude Juncker, zum Präsidenten der EU-Kommission, freut die Pragmatiker, doch auch hier sind Fragezeichen angebracht: Er ist einer, der eine immer stärkere Integration vorantreiben will und dazu war er auch ein glühender Verfechter der Euro Rettung koste es, was es wolle. Und wenn er gar als «Freund der Schweiz» gehandelt wird, hat das auch seine Gefahren. Mit ihm könnte hierzulande die EU als «Lamm» positioniert werden und irreversible Zugeständnisse dürften die Folge Die Zukunft Europas? Schlammbad im Morast? sein; doch er wird kaum zu lange der Kommission vorstehen und was dann, wenn auf Juncker einer folgt, der die Kavallerie gegen die Schweiz ausreiten lassen will? Aussenpolitisch hat die EU mit Blick in den Osten versagt: Zu lange hat man Vladimir Putin sträflich, ja dümmlich als «lämmlich» eingeschätzt und sich in eine politische und wirtschaftliche Verflechtung manövriert, die gerade im Energiebereich - lies Erdgas - zu einer eigentlichen Abhängigkeit führte, welche ein wirkungsvolles Durchgreifen angesichts der imperialistischen Allüren in Moskau erschwert, wenn nicht gar verunmöglicht. Statt geopolitisch wachsam zu sein, tanzten die EU Minister um das goldene Kalb der «Euro-Rettung.» führt zur Überrumpelung Die Krise in der Ukraine hat den Schafspelz platzen lassen: Hässlich war die Annektion der Krim: Was sonst der Artillerie und des Einmarsches von Panzerdivisionen bedarf, war auf dem ukrainischen Territorium ohne schwere Einheiten möglich. Dazu bedurfte es einer anderen Strategie: Wie von André Blattmann, dem Chef der Schweizer Armee zu erfahren war, wurden zunächst die Internetverbindungen zwischen der Krim und Kiew gestört; dann folgte die Telekommunikation, so dass nur noch russische Sender zu empfangen waren; schliesslich schossen die Milizen aus dem Boden in Tarnanzügen, aber ohne Embleme, welche die Identifikation mit einer bestimmten Truppe ermöglicht hätten; um diese Verschleierung noch zu vervollständigen, waren diese Kämpfer teilweise vermummt. Die Ukraine und die EU waren völlig überrumpelt, Kiew konnte den eigenen Truppen weder Zeit-Zeichen Vor einem Vierteljahrhundert wurde in Ungarn der Stacheldraht des «Eisernen Vorhanges» durchgeschnitten im Herbst fiel dann die Berliner Mauer. Das war das Ende des «Kalten Krieges». Doch die Zeiten des Feierns sind vorbei: Der Kreml zeigt seine Absicht, das russische Imperium mindestens teilweise wieder herzustellen. Syrien ist die Tragödie des neuen Jahrtausends. Und die radikalen Islamisten verunsichern im Nahen Osten, der Vormarsch der Brutalos im Nordirak ist bedrohlich. Idylle am Ende Auch da hat der Kreml die Hände im Spiel: Mit dem Veto im Sicherheitsrat verhinderte Russland zusammen mit China eine «Humanitäre Intervention». Die USA und die NATO wollten nicht unilateral intervenieren die internationale Schelte wäre sicher gewesen. So entstand in Syrien ein Vakuum, in welchem sich die Islamisten einnisten konnten. Nun ist eine Intervention angesichts der unüberschaubaren Lage so gut wie unmöglich. So konnte sich die radikale ISIS (Islamischer Staat im Irak und in Syrien) eine Ausgangsbasis für den Vormarsch im Irak schaffen; dazu bot der autoritäre, aber schwache Präsident Nuri al Maliki die besten Voraussetzungen. Mit einer Intervention würde der Westen diesem autoritären Versager bloss die Kastanien aus dem Feuer holen und ihn in seinem Realitätsverlust auch noch bestätigen. Und so haben wir in Europa und im Nahen Osten eine brandgefährliche Lage; die Idylle der letzten 25 Jahre ist vorüber. Bernhard im Oberdorf Anweisungen noch Befehle erteilen. So fiel die Krim kampflos wie eine reife Frucht den «Rebellen» in die Hände. Das folgende Referendum war eine ebenso wohl vorbereitete Farce; so erwies sich die absehbare Absetzung des prorussischen ukrainischen Präsidenten, Wiktor Janukowitsch, bloss als der Auslöser. Einiges erinnert an Sarajewo. Schluss Seite 5

4 Vision / Synthese Sommer 2014 Angebote Praktikum Wer lieber etwas lernt als viel verdient, kann gerne bei uns in Redaktion und Verlag einen wertvollen Leistungsausweis erwerben: In der Redaktion lernt Ihr Schreiben wie Redigieren, aber ebenso das Gestalten. Im Verlag könnt Ihr vieles lernen: im Marketing (mit Erfolgsbeteiligung), im Vertrieb oder im Management. Die Gelegenheit ist günstig, um sich bei uns flexibel weiterentwickeln zu können, bis hinauf in die Verlagsleitung. Wer die Chance nutzen will, ist herzlich eingeladen: bio@synthese.uzh.ch oder: 079-400'48'00 Synthese Verlag Postfach 212, 8024 Zürich

Hochschule Sommer 2014 Vision / Synthese 5 Campus: Blick in die Zukunft Wegweisende Wirtschaftsuniversität in Wien / von Arthur Mentele Vom Wien der Touristen zum Campus des Wissens: Wegweisende Architektur verbindet sich mit Lehre und Forschung. Das ist konventionelles Wien für die Touristen: Neujahrskonzert, Opernball, Donau, Prater, Stephansdom, Burgtheater, Schönbrunn, Tafelspitz oder Sachertorte. Dagegen ist nichts einzuwenden. Wer aber etwas Neues und wirklich Spektakuläres kennenlernen will, soll einen Ausflug zur neu gebauten Wirtschaftsuniversität (WU) machen und ihre in die Zukunft weisende Campus-Gestaltung entdecken. Wirtschaftsuniversität - ein grosser Wurf Mit knapp 25'000 Studierenden gehört die frühere Hochschule für Welthandel heute als WU zu den weltweit führenden Wirtschaftsuniversitäten. Mit einer Teaching Faculty von ca. 600 Studierenden FTEs (davon ca. 45 Prozent weiblich) wird eine Vielzahl von Programmen auf Bachelor-, Mastersowie Doktorats-Stufe angeboten. In diesem Artikel wird nicht die akademische Seite der WU abgehandelt, sondern über den erst kürzlich im Oktober 2013 bezogenen Campus berichtet. Auf einer Grundstücksfläche von 90'000 m2 Europa - aus Osten bedroht Schluss von Seite 3 In der Ostukraine sah der Plan wohl ähnlich aus, doch da war Kiew inzwischen besser vorbereitet und leistet Widerstand, so dass es zum Krieg kam. Reale Gefahren Woher die prorussischen Aktivisten ihre teilweise doch schweren Waffen haben, ist unschwer abzuschätzen und dass Russland immer wieder nach Vorwänden sucht, um 55'000m2 davon sind öffentlich zugänglich, einer Gebäudegrundstücksfläche von 35 000m2 und einer Raumfläche von ca. 100 000m2 präsentiert sich die WU als Universität der Zukunft. Dabei liess die WU ihre universitären Ideen auch in die Architektur einfliessen. Sechs namhafte Architekturbüros aus aller Welt durften ihre Visionen für einen universitären Lern- und Begegnungsort verwirklichen. Im Zentrum stehen Lehre und Forschung, wobei die Leere als kreativer Raum ganz bewusst auch ihren Platz einnimmt. Es gibt keinen eigentlichen Haupteingang; alles ist gegen aussen offen und die Atmosphäre auf dem riesigen Platz scheint förmlich zu fliessen. mit internationaler Architektur seine schweren Verbände an der Grenze zu stationieren oder gar direkt «zum Schutze der Russen» einmarschieren zu lassen, ist klar. Und so sollte ebenso Schluss sein damit, die militärische Stärke der Russen weiterhin zu unterschätzen. Gemäss Marcel Seiler, dem Chef des Schweizer Nachrichtendienstes, werden zwei Staaten in Europa im Jahre 2020 über die stärkste Luftwaffe verfügen: das ist die Türkei und Russland. Die Technologie werden die Russen haben und dank den Energiemilliarden auch das Geld dazu: düstere Aussichten. Allister M. Fuchs Die britisch-irakische Architektin Zaha Hadid hat das zentral gelegene «Library & Learning Center» mit seinen 1'500 Bibliotheksplätzen gestaltet. Eine architektonisch herausragende riesige Glasfensterfläche führt den Blick von innen auf den Campus und den Prater hinaus. Um das Gebäude des Learning Centers gruppieren sich die fünf weiteren, sehr unterschiedlichen Gebäudekomplexe: Departmentsgebäude und zentrale Verwaltung, gestaltet von CRABstudio, London; Departmentsgebäude, entwickelt von Estudio Carme Pinós, Barcelona; Hörsaalzentrum, realisiert von BUSarchitektur, Wien; Departementsgebäude sowie externe Dienstleister, geschaffen vom Atelier Hitoshi Abe, Sendai; Gebäude der Executive Academy, kreiert von NO MAD Arquitectos, Madrid. Durch diese internationale und innovative Gestaltung wird sinnbildlich ein Beitrag zur wertemässigen Ausrichtung der WU geleistet. Die WU schreibt auf ihrer Website: «Der neue Campus ist mehr als ein Ort der Forschung und eine Trainingsstätte für praktische Fertigkeiten er soll Raum geben für gesellschaftliches, kulturelles und politisches Leben». Alle Räume verfügen über Tageslicht und sind mit modernster Lehr- und Arbeitstechnologie ausgerüstet. Das ökologisch nachhaltige Bauen hatte seinen Preis. Das Gesamtprojekt kostete gegen 500 Mio. Euro. und ultimatives Innenleben Nebst der einzigartigen Campusarchitektur fällt die spezielle Möblierung eines Cafés auf ob hier in Wien die Studierenden ähnlich wie in der Schweiz in ihren Wohnungen als ultimativen Trend Betten, Tische und Sitzgelegenheiten mit Paletten konzipieren? Der WU ist mit dem neuen Campus sowohl in architektonischer als auch in akademischer Vernetzung ein grosser Wurf in die Zukunft gelungen: Vivat, crescat, floreat... Arthur Mentele

6 Vision/Synthese Sommer 2014 Management Praxis: Komplexe Verbände führen Innovationspreis an der Universität Zürich / von Dr. Christian Rosser Die Alumni Organisation des «Executive MBA Universität Zürich» vergibt jährlich eine Auszeichnung für die innovativste Diplomarbeit des jeweiligen Lehrgangs. Erfolgreiche Führung von komplexen Verbänden war diesmal das Thema. Zwei Executive MBAs der Universität Zürich liefern dazu innovative Erkenntnisse daher auf der Hand, dass hier die Kernkompetenz für die Vergabe solcher Auszeichnungen liegt. Studie bei einer Non-Profit-Organisation Die beiden promovierten Juristen Holenstein und Weiss befassen sich exemplarisch mit Führungsfragen im Krankenversicherungsverband «Santésuisse». Die Beispielwahl erscheint für Non-Profit-Organisationen zweckmässig und topaktuell. Nach den Management-Wirren in bedeutenden Schweizer Verbänden wie «economiesuisse», so Stefan Holenstein, sei die Frage nach effektiver und effizienter Führung in Für das Jahr 2014 geht der «Alumni Preis» für die innovativste Masterarbeit an Stefan Holenstein ders spannend. Auch Santésuisse Non-Profit-Organisationen beson- und Stefan Weiss für ihre kritische sei in jüngerer Vergangenheit wegen Verbandsaustritten und perso- Analyse «Erfolgreiche Führung, Steuerung und Kontrolle von komplexen nellen Rochaden an der Spitze im Verbänden am Beispiel des Krankenversicherungsverbands Santésuisse». Weil Verbände juristisch als Ve- Fokus der Öffentlichkeit gestanden. reine behandelt werden, sind die Prämierung im Definition der Statuten im Allgemeinen und die Organisation der Executive MBA Programm Verbandsführung im Besonderen Prämiert werden Arbeiten, die nur marginal reglementiert. Umso durch Kreativität bestechen und entscheidender sei es, so die beiden deren Resultate eine erfolgreiche Implementation kreativer Ideen in einer Organisation versprechen. Der Impact von Innovationen auf organisationsinterne Prozesse und Eigenschaften etwa positive Veränderun- Amélia Räss-Fernandez (Vorstand EMBA Alumni), Stefan Holenstein, Preisträger des Innovationspreises an der Diplomfeier (vlnr.): gen der Unternehmenskultur Stefan Weiss, René Kühni (Präsident EMBA Alumni) und des Images - können ebenso Autoren, die erfolgsrelevanten Faktoren für die Zusammenarbeit im evaluiert werden wie organisationsexterne Auswirkungen im Sinne Vorstand sowie zwischen Vorstand positiver gesellschaftlicher, volkswirtschaftlicher oder ökologischer zieren. Doch wie können effektive und Geschäftsführung zu identifi- Veränderungen. Zielerreichung und effiziente Arbeitsweise ohne Wettbewerb und Das Executive MBA Programm der Universität Zürich bietet höheren Führungskräften aus Wirtschaft Die überaus praxisrelevante, um- Marktkontrolle überprüft werden? und Verwaltung eine interdisziplinäre Management-Weiterbildung tet: Durch Selbstreflektion. Für Santésetzbare Antwort der Verfasser lau- modernsten Zuschnitts. Es liegt suisse haben Holenstein und Weiss die erfolgsrelevanten Faktoren herausgeschält, und zwar anhand einer empirischen Selbstevaluation der betroffenen Vorstände und Geschäftsleitungen. Empirische Erfolgsfaktoren In strukturierten Interviews werden 27 aktuelle und ehemalige Vorstandsmitglieder von Santésuisse sowie weitere Expertinnen und Experten befragt und deren Antworten systematisch ausgewertet. Die beeindruckende Innovationsleistung der Autoren liegt darin, dass sie ihre Erkenntnisse in konkrete Handlungsanleitungen zu übersetzen wissen. Geordnet in die Handlungsfelder «Führung und Strategie», «Struktur und Kultur», «Geschäftsprozesse», «Vorstandsausschüsse und Interessenkonflikte» sowie «Rollenverständnis und Selbstevaluation» skizzieren sie je zehn Handlungsanleitungen, welche insgesamt ein bestechend plausibles Tool zur Selbstreflektion und erfolgreichen Führung, also der Good Governance eines Verbands ergeben. Erfolgversprechende Orientierungshilfe Insgesamt lässt sich festhalten, dass sowohl die eindeutige Definition der Aufgabenteilung zwischen Vorstand und Geschäftsführung als auch die Qualität von deren Zusammenarbeit einen eindeutig positiven Einfluss auf die Positionierung, das Image und letztlich den Erfolg des Verbands ausübt. Für die Führung, Steuerung und Kontrolle komplexer Verbände liefern die beiden Executive MBAs der Universität Zürich eine erfolgversprechende Orientierungshilfe. Noch einmal Stefan Holenstein: «Es ging uns darum, aufzuzeigen, wie sich einerseits die Governance-Mechanismen von Verbänden vereinfachen und verfeinern lassen, und die Performance sich andererseits messbar steigern lässt». -CR- Marginalien Wenn die Theorie nicht blutleer bleibt, sondern mit der Praxis das Denken schult, dann erfüllt die Universität ihren Bildungsauftrag und erbringt einen Mehrwert. Nachhaltigkeit des Wissens ist gefragt, nicht die kurze Halbwertszeit des angelernten Stoffes. Reifen statt Büffeln Die Beispiele zeigen es. Sowohl in der Management Weiterbildung als auch in Lehrveranstaltungen werden dann die Theorien so mit der Praxis vernetzt, dass ein integriertes Denken gefördert wird. Im einen Fall belegt ein Innovationspreis für das «Führen in komplexen Verbänden» (Beitrag links) den Erfolg, im andern begeistert es die Studierenden, wenn das «Fenster zur Wirklichkeit» geöffnet wird (Beitrag rechts). All dies müsste Anerkennung finden und Schule machen. Oft geht es im Hörsaal aber anders zu: Wenn das Punkterally für Bologna im Vordergrund steht, die Studierenden zu Hause Punkte sammeln und - wie im Beitrag rechts kritisch angemerkt - interessante Beiträge an der Uni verpassen, dann geht nicht nur viel nachhaltige Erkenntnis verloren, sondern die «heilsbringenden» Punkte verfaulen wie das auswendig gelernte mit ihrer kurzen Halbwertszeit: Die Bologna Reform, mit der man die Mobilität fördern wollte, hat auch ihre Kehrseiten mit langen Schatten auf der Müllhalde stereotyp geschaufelter Fakten. Bernhard im Oberdorf Uni Zürich Nord - integriertes Denken

Hochschule Eté 2014 Vision/Synthese 7 Ein Fenster zur Realität Denken in der Welt - statt Punktesammeln im Turm Wo steht nicht die abstrakte Theorie im Zentrum, sondern Einblicke in die Realität der internationalen Beziehungen? An der Universität Zürich ist es möglich, in die Welt zu sehen statt nur Punkte im Elfenbeinturm zu sammeln. Es gibt sie, die exzellenten Lehrveranstaltungen. Diese konnten jene begeistern, die miterlebten, was im Frühjahrssemester dieses Jahres angeboten wurde: Als Trouvaillen herausgegriffen seien Beispiele von Lehrveranstaltungen der Politologen, aber auch in anderen Fakultäten mag es (uns bloss nicht bekannte) gute Angebote geben. Symposium der Exzellenz Der ehemalige Redaktor der NZZ, Dr. Bruno Lezzi, verfügt über ein bewundernswertes Beziehungsnetz: es ist nicht nur breit, sondern auch tief. So gelingt es ihm immer wieder, in seine Lehrveranstaltung zur Sicherheitspolitik hochrangige Gastreferenden einzuladen; es sind dies Top Referenten: So immer wieder mit Erfolg Alt Bundesrat Adolf Ogi, der Chef der Armee, Korpskommandant André Blattmann wie auch der Chef des Nachrichtendienstes, Dr. Markus Seiler; so war auch der Direktor des DEZA (der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit), Botschafter Dr. Martin Dahinden, schon mehrmals zu Gast; er wurde vor kurzem zum Schweizer Botschafter in Washington ernannt. Auch aus dem Ausland kamen die Referenten: Vom Nato Quartier in Brussum (Niederlande) ein hoher Befehlshaber, mit vier Sternen der deutsche General Hans Lothar Domröse. Diese Referenten wir brachten hier nur eine Auswahl lassen die Teilnehmer aus erster Hand in den aktuellen Fragen mitdenken; Tagungen mit ihnen wären überall erfolgreich in der Welt draussen für eine mindestens dreistellige Tagungsgebühr im Gegensatz zum Nulltarif an der Universität. Besuch in der Welt Zeitgleich führt im selben Haus Privatdozent Dr. Stephan Kux die Studierenden in die komplexen Strukturen der Europäischen Union ein. Auch hier kommt das wertvolle praktische Element nicht zu kurz, steht doch jeweils eine viertägige Exkursion nach Brüssel auf dem Programm: Wie wir schon in der letzten Edition berichtet haben, ergeben sich hier Gespräche mit Vertretern der Kommission, mit den Repräsentanten im «Ausschuss der Regionen» (diese stellen ein wichtiges föderalistisches Element dar), sowie mit den Diplomaten der Schweizer Vertretung in Brüssel wie auch der «economiesuisse»; den illustren Kreis runden die vor Ort akkreditierten Schweizer Journalisten ab. Aber auch ein Einblick in die «heiligen Hallen» wird gewährt: das sind jene des Europäischen Parlamentes (dieses tagt teils in Brüssel, teils in Strassburg) wie auch des Europäischen Rates: dort, wo die Regierungschefs als oberste EU-Behörde jeweils zu ihren Beratungen zusammenfinden. Kurze Halbwertszeit statt Nachhaltigkeit Im Gegensatz dazu zum Unwort Bologna: Bedauerlich ist es dann, wenn eine Vorlesung zwar sehr interessante Inhalte bietet - beispielsweise bei Länderstudien mit Referaten der Studierenden in der «Vergleichenden Politik» - ungeachtet des bereichernden Stoffes aber oft nur jene Studierenden anwesend sind, die gerade selber das Referat halten oder an der dazugehörenden Arbeit beteiligt waren: Der fast leere Hörsaal ist dann ein Jammer, aber eben - man teilt die Kräfte so paradox ein, wenn es darum geht, die von Bologna vorgeschriebenen Leistungspunkte zu erwerben. Wolfram Knurr

8 Vision / Synthese Sommer 2014 Geschichte Mahnmäler, Museen und Musse Die Normandie im Spiegel der Weltgeschichte / von Werner Knecht Der 70. Gedenktag der Landung der Alliierten hat eine Region in die Schlagzeilen katapultiert, die seit Jahrhunderten zwischen blutiger Weltpolitik und landschaftlicher Stille oszilliert. D-Day, die Abtei Mont- Saint-Michel, Kathedralen von globaler Bedeutung sowie unberührter Naturzauber sind Projektionsflächen seltener Güte und Einmaligkeit. Plötzlich wird der Zweite Weltkrieg wieder heraufbeschworen, als André Heintz den Raum betritt. Der 94-Jährige wirkt erstaunlich fit und hat als ehemaliger Angehöriger der Résistance viel erlebt und viel zu erzählen. «Gegen ein Uhr morgens hörten wir Flugzeuge über Caen hinweg donnern und wussten, dass nun die Alliierten eingreifen würden», schildert der ehemalige Lehrer den D-Day. An jenem 6. Juni 1944 der alliierten Landung erlangten die Strände der Normandie die zweifelhafte Berühmtheit, zum grössten Kriegsschauplatz aller Zeiten zu werden. Heintz, dessen Familie aus dem Elsass stammt, war aktives Mitglied der Résistance und erhielt den Auftrag, alle Informationen über ortsansässige Deutsche zu sammeln und weiterzuleiten. Weitere Infos unter: www.le70e-normandie.fr www.frantour.ch www.tgv-lyria.com www.normandie-tourisme.fr www.atout-france.fr «Jeder Résistance-Angehörige hatte zudem die Order, drei Deutsche zu töten», weiss er zu erzählen und schiebt nach, dass er diesem Befehl nie nachgekommen sei. Hingegen betätigte er sich als Informant und hörte regelmässig die verbotenen Radionachrichten. Um dabei nicht entdeckt zu werden, baute er den Empfänger und die Kopfhörer in einer Konservendose ein und deckte das Equipment zwecks Camouflage mit trockener Erde zu. «Niemand in meiner Familie wusste von meiner Résistance-Mitgliedschaft», schildert Heintz jene gefährliche Zeit, «auch meine Mutter nicht. Wäre sie erpresst worden, hätte sich mich verraten können das wollte ich ihr nicht zumuten und mir auch nicht». Er agierte unter dem Codenamen eines Schriftstellers und wurde einen Monat vor der Alliierten-Landung über das bevorstehende Grossereignis orientiert. «Der Tag des Kampfes kommt» war der Code, der den kriegsentscheidenden Donnerschlag ankündigte. Von diesem gewaltigen Ereignis wie auch von der Vor- und der Nachkriegsära legt die eindrückliche und höchst besuchenswerte Gedenkstätte in Caen Zeugnis ab auch André Heintz s erwähnte Konservendose gehört zu den Exponaten. Überhaupt zählt die Normandie dutzende von Museen, Memorials, Gedenkstätten, Mahnmäler, Ueberbleibsel der Materialschlacht, die Nazideutschland zur Niederlage zwangen und Europa die Demokratie sicherten. Jahr für Jahr treffen sich hier die Veteranen, gedenken ihrer gefallenen Kameraden und erinnern an den seinerzeitigen Blutzoll, der heute «gerne» vergessen geht. Bedrückend und als Mahnmal notwendig der riesige Soldatenfriedhof von Colleville mit seinen 9387 Gräbern, erstaunlich die vielen kleinen, meist liebevoll gepflegten Museen in vielen Dörfern allesamt auf den D-Day fokussierend. Die Gedenkfeiern werden bis 21. August 2014 durchgeführt. Schätze der Normandie Doch die Normandie ist weit mehr als «nur» Weltgeschichte. Um den wahren Charakter der Gegend abseits der Trampelpfade zu erkunden, hat beispielsweise Frantour («Le numéro 1 pour la France») die individuelle Rundreise «Schätze der Normandie» konzipiert. Der Gast soll die Natur zwischen Ebbe und Flut an der Küste der Normandie in der ganzen Vielfalt erleben. Mont-Saint-Michel, die Felsklippen von

Reisen Eté 2014 Vision / Synthese 9 Etretat, die seit dem D-Day legendären Strände, Klöster, Kathedralen die Auswahl ist stupend. Beispielsweise die «Route du Cidre», die Strasse des Apfelweins, mit verträumten Dörfern, die zu den schönsten ganz Frankreichs gehören, nicht zu vergessen die Thermalkurstationen sowie jene Orte, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen getoppt vom Mont-Saint-Michel. Der Bischof von Avranches soll im Jahr 708 hier ein Heiligtum errichtet haben, nachdem ihm zuvor der Erzengel Michael dreimal erschienen war. Während der Revolution als Gefängnis benutzt, steht das vorbildlich instand gehaltene imposante Bauwerk seit 1874 unter staatlichem Denkmalschutz. Als wir die Insel besuchen, strömen Tausende Besucher - viele von ihnen Kreuzfahrer modernen Zuschnitts - durch die engen Gassen, lauschen den dramatischen Geschichten der Guides und erholen sich im legendären Restaurant «La Mère Poulard» dank der hier servierten legendären Omelette von der geballten Kultur- und Weltgeschichte. Terre Magique Es ist eine «Terre Magique», die Normandie: Schon vor der Invasion der Allierten - welche diese Region zur Legende machte - war dies ein Ort der Kraft. Von der reichen Geschichte zeugen die Ruinen der Abteien, die Gemäuer, in welchen kreischende Dohlen kreisen. Normandie - Ort der guten Energie A discrétion Eindrücklich neben vielem andern auch die erstaunlich intakt gebliebene Altstadt von Rouen; die gotische Kathedrale diente Monet als unermüdliche Inspirationsquelle und regte ihn an zu deren künstlerischer Wiedergabe in verschiedenen Lichtverhältnissen. Im nahen Giverny liegt Monets Haus mit dem berühmten Garten und dem von ihm angelegten Seerosenteich, der ihn zu grossflächigen Bildern inspirierte - heute zu seinen besten Werken zählend. Elegant dann Deauville als schicker Ferienort, das Departement Calvados mit dem Château du Breuil, der stilvollen Kulisse der gleichnamigen Distillerie, nicht zu vergessen Honfleur aus gallo-römischer Zeit, Ende des 15. Jahrhunderts ökonomisch aufgeblüht und vom Charme einer grossen Vergangenheit umweht und beflügelt. Da lehnt man sich gerne zurück, geniesst die Musse und den Calvados und ist froh darüber, dass man in Paris in den bequemen TGV Lyria einsteigen kann und sich deshalb um Parkplätze, Verkehrsstau und aggressive PW-Lenker foutieren kann. Text und Bild: Werner Knecht Bilder: Mont St. Michel: Fels auf der Grenze zur Bretagne Arromanches: im Auge des Hurrikans der Invasion Fachwerk in Rouen: Hauptstadt der Normandie Werner Knecht: mit Zeitzeuge der Befreiung Colleville: Mahnmal der Gräber am Omaha Beach Normandie: Falaise zwischen flachen Stränden Was wäre aus Europa geworden, wenn in der Normandie vor siebzig Jahren die Invasion der Alliierten nicht gelungen wäre? So klar, wie das heute erscheint, war der Erfolg nicht. Der endgültige Durchbruch bei Falaise erfolgte viel später als gedacht, die Stadt Caen (in der heute das Memorial steht) wurde nicht wie geplant am ersten Tag eingenommen, sondern erst nach über einem Monat. Am Omaha Beach, im Zentrum des Geschehens, führte ein zu schwacher Beschuss vor der Landung zu einem Blutbad, eine Niederlage im zentralen Sektor hätte verheerend sein können, wären damit die Briten, Franzosen und Kanadier an den Abschnitten Juno, Sword und Gold von den Amerikanern am Utah Beach isoliert gewesen. So war der Durchbruch an diesem Ort - die geglückte Invasion - auch der «Courage» des Brigadier General Norman Cotta zu verdanken, welcher der Truppe im Abwehrfeuer mit seinem einen Stern auf dem Helm den Weg durch die Barrikaden wies. Wurde der Zweite Weltkrieg gerade hier an dieser Küste am sechsten Juno vor siebzig Jahren entschieden, an diesem Ort der Kraft - an der «Côte Magique» des Calvados? Grossartiges, Bewundernswertes wurde von den Alliierten geleistet - es fehlen die Worte der Würdigung, welche diese Opferbereitschaft zu fassen vermögen. So wäre auch für uns diese «Terre Magique» ein Ort der Besinnung, an welchem nach einem «Durchbruch» der Dank dafür gewürdigt werden könnte. Nur waren wir schon lange nicht mehr in der Normandie Allister M. Fuchs

10 Vision / Synthese Sommer 2014 Reisen Parks der Kraft in Afrika Streifzug durch Simbabwe - mit Liane Merbeck Nachdem uns in der Frühlingsedition Liane Merbeck durch Plätze der Kraft im südlichen Afrika führte, streift sie auch in dieser Ausgabe mit ihrem Team durch die weiten Landschaften. Den zauberhaften Erlebnisbericht setzen wir in dieser Ausgabe fort. Stimmung gebietet auch Vorsicht: In kleinen, natürlichen Wasserlöchern versammelten sich unzählige Krokodile, Wasservögel und auch Impalas und Paviane konnte man hier beim Trinken ungestört beobachten: Auch wenn man in diesem Park frei herumlaufen darf, empfehle ich dringendst, sich einer geführten Buschwanderung, beispielsweise von einer der zahlreichen Lodges aus, zu unternehmen. Nur hier kann für Ihre Sicherheit gesorgt werden, denn wenn man sich beim Annähern an Löwen, Büffel oder Elefanten falsch verhält, kann das unter Umständen das letzte Mal gewesen sein. Traumhafte Nationalparks Lake Kariba und Matusadona Nationalpark: Der Lake Kariba ist inhaltsmäßig der zweitgrößte und flächenmäßig der fünftgrößte Stausee der Facts & Figures Visum und Gesundheitsvorsorge: Das Visum wird für Deutsche, Österreicher und Schweizer an der Grenze erteilt und kostet derzeit 30 USD für eine einmalige Einreise. Es gibt keine Pflichtimpfungen. Bei Einreise aus einem Gelbfiebergebiet ist ein Gelbfieberimpfnachweis erforderlich. Eine Malaria-Prophylaxe wird empfohlen. Reisezeit: Simbabwe liegt am Rande des Tropengürtels. In den Monaten Juni bis August kann es nachts sehr kühl werden, wobei tagsüber meist angenehme 20-28 C herrschen. Der Oktober ist der heißeste Monat mit Temperaturen bis über 40 C im Lowfeld und Zambezi Valley. Die Viktoria Fälle sind zwischen Februar und April/Mai am beeindruckendsten, wenn der Wasserstand im Zambezi ausreichend hoch ist. Welt. Der See ist über 220 km lang, bis zu 40 km breit, sowie 97 Meter tief. In der Operation «Arche Noah» wurden in einer einzigartigen Rettungsaktion etwa 6.000 große und unzählige kleine Tiere gerettet. Hier ist eine Fährüberfahrt durch die Länge des Sees ein sehr schönes Erlebnis. Eine vorherige Anmeldung ist absolut notwendig, da man nicht immer weiß, ob sie fährt und da sie nur für maximal 15 Fahrzeuge Platz bietet. Die Fähre wird im Wesentlichen nur von Touristen verwendet: 4x4-Abenteurer, Simbabwer, die ihr Land kennenlernen möchten oder Reisende aus dem südlichen Afrika, die sich mit ihren normalen alltäglichen Fahrzeugen auf die Entdeckung Nord-Simbabwes gemacht haben. Das Auffahren auf die Fähre und das letztendliche Parken gleichen bereits einem kleinen Abenteuer. Die Dachzelte der Fahrzeuge müssen aufgrund der Unterdeckhöhe der Fähre demontiert werden, und zwischen den Fahrzeugen ist an der Seite oft nur eine Handbreite Platz. Doch das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit: Der Gast wird unterstützt, wo es nur geht. Die Fährfahrt ist eine willkommene Abwechslung nach den langen Fahrten im Hwange und Mana Pools, und vom Sonnendeck konnten wir die beeindruckende Landschaft des Kariba Sees in vollen Zügen genießen. Für das leibliche Wohl wurde auf der 24-Stunden-Überfahrt mehr als gut gesorgt, und ein kleiner Badezwischenstopp in Mitten des Sees sorgte für eine willkommene Abkühlung (trotz Krokodilwarnung!). und kleine Paradiese Die schöne und moderne Bumi Hills Lodge liegt wie ein kleines Paradies auf einer Anhöhe über dem See mit Palmen in einem tropischen Garten und einem kühlen Überlauf-Pool mit atemberaubender Aussicht über den See. Die für diesen Stausee typischen abgestorbenen Bäume bilden die malerische Kulisse für einen Bilderbuch-Sonnenuntergang, wie ihn nur die Abendsonne Afrikas zaubern kann. Ruhe und Abgeschiedenheit machen diesen einzigartigen Platz aus. Sanftheit und Stille strahlt dieser See aus, wenn man sich per Boot darauf bewegt und am Flussufer zahlreiche Antilopenarten sowie Elefanten beobachten kann. Der grosse Lake Kariba ist aber auch etwas für alle Safarienthusiasten. Hier gibt es den Reisewege: Wenn man nur wenig Zeit hat und den Schwerpunkt der Reise auf eine Safari legt, dann lohnt sich vor allem eine Flugsafari mit «Abendsonne Afrika» (www.abendsonneafrika.de). 9 Tage ab und bis Victoria Falls, Flüge zwischen den Camps, Übernachtung in hochwertigen Unterkünften, vorwiegend mit Vollverpflegung und Getränken sowie Wildbeobachtungsaktivitäten und Parkgebühren bereits ab 2.789 Euro möglich.

Tourisme Etèe 2014 Vision / Synthese 11 Croatie - «la nouvelle Toscane» La Croatie ne perd pas le Nord et met en valeur l'istrie / par Véronique Coppey sont implantées les villes. Les plaines couvertes de terre rouille vif, riches, permettent de développer des cultures méditerranéennes traditionnelles et des céréales. «La nouvelle Toscane»: Ainsi est-elle surnommée par les guides touristiques. Au Nord de la Croatie s'érige la plus grande péninsule du pays, l Istrie, enveloppée d'une mer pure et cristalline. Ses côtes sont bordées de villes médiévales perchées sur les collines. Pittoresques, elles dominent les vignobles et les forêts d'oliviers. L'intérieur réserve un oasis de verdure où se côtoient de multiples lieux culturels et historiques. Les couleurs de l Istrie La péninsule forme un large triangle, appartenant en grande partie à la Croatie. La Slovénie détient l extrémité ouest seulement. Le massif de la Cicarija et ses plateaux calcaires délimitent la partie montagneuse du Nord qui est reliée à une chaîne calcaire, la Dinara. Les espaces rocailleux aux couleurs claires lui valent le nom «d Istrie Blanche» région vouée essentiellement à l élevage. Les collines se situent au centre de la péninsule. Très riches en eau, les forêts y sont abondantes. Des mines de charbon y sont exploitées jusque dans les années 2000. La terre d argile confère le nom «d Istrie Grise». «L Istrie rouge» forme la ceinture du centre et du Sud où L' économie Le marché de l industrie ayant fortement baissé, l'istrie développe son tourisme pour devenir une destination en vogue. Elle ne chôme pas, et pourtant! Près de 20 % de personnes sont actuellement sans emploi. La guerre a tué l'espoir Rovinj: le centre historique est une prèsque Île Löwenrudel, zu deren Beuteschema selbst Krokodile gehören. Weltkulturerben am Reiseweg wilden, rauen und nicht frequentierten Matusadona Nationalpark. Nicht nur Wildbeobachtungspirschfahrten und Bootsfahrten bieten sich an, sondern auch spannende Buschwanderungen in Begleitung eines erfahrenen Führers. Vor allem gibt es hier die seltenen Spitzmaulnashörner und Matobo Nationalpark und Great Zimbabwe Ruins: Der Matobo NP ist nicht nur der älteste, sondern auch ein sehr abwechslungsreicher Park. Seine eindrucksvollen Felsformationen und die «balancierenden» Granitfelsen wirken mystisch und ziehen einen tief ins Reich der Fantasie. Sind die Felsen von Menschenhand so skurril aufeinander geschichtet worden, dass sie aussehen, als ob sie gleich herunterfallen? Die Szenerie ist einzigartig. Es gibt hier auch eine der größten gut erhaltenen Fels- und Höhlenmalereien der San Buschmänner zu finden, der Grund, warum der Park zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Noch heute sind die bis zu 200 Mio. Jahre alten Hügel Kultstätten der Shonas und gelten als heilig. Auch liegt hier Cecil Rhodes begraben, der britische Kolonialpolitiker aus der Hochphase des Imperialismus im 19. Jahrhundert, nach dem Rhodesien, das heutige Simbabwe, benannt wurde. Hoch oben, auf einem Hügel in Granit eingebettet, liegen seine Gebeine, umgeben von kleineren, fast kugelförmigen Granitfelsen. Die Aussicht von «The Top of the World» ist atemberaubend und lädt am frühen Abend zu einem Sonnenuntergangsgetränk ein; es ist der perfekte Ausklang einer gelungenen Reise. Das Camp Amalinda, in dem wir nächtigten, ist ein ganz besonderes Camp, weil es in die Granitfelsen gebaut wurde und an ein «Hobbit-Dorf» erinnert. Die Great Zimbabwe Ruins, die nur unweit von Matobo entfernt liegen, ist eine Ruinenstadt aus dem 11. 15. Jahrhundert und ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe. Hier gab es einst den Palast des Monarchen und das politische Zentrum Simbabwes, in dem 10 18.000 Menschen lebten. Groß-Simbabwe ist eine der ältesten, steinernen Bauanlagen südlich der Sahara, dessen bis zu 9 m hohe und 244 m lange «große Mauer» ein Meisterbauwerk vergangener Zeit ist. Liane Merbeck Bilder aus Wildnis und Natur: Stimmungsbilder aus den Nationalparks, einfache heimelige Lodges und die Autorin Liane Merbeck

Kultur Estate 2014 Vision/Synthese 13 Würzburg im Zentrum der Historie Auf den Spuren der Romantik: Spessart-Rundfahrt / von Valentine de Conches Würzburg ist bekannt durch seine Universität und die Skyline mit der Burg. Die ganze Region, der Spessart, ist reich an Höhepunkten kultureller und kulinarischer Art. Ein Reisebericht. Ein Besuch der Tante in Marktheidenfeld stand an. Sie hatte Geburtstag. Mal wieder in den Spessart. Dort, wo irgendwie die Welt manchmal stehen bleibt. Wunderschöne Riegelhäuser, heimelige Gassen, Romantik am Main. In der Altstadt gibt es gemütliche Gaststätten, klein und fein, die Speisen gleichen einer Sterne-Küche, man wird mit weissen Handschuhen bedient. Kleine Geschäfte, freundliche Leute. Keine Hektik. Ich fühle mich dort wie in früheren Jahren. Einfach speziell. Sogar der Friedhof hat s mir angetan. Sehenswürdigkeiten zum Einstimmen Dann ist da die St. Laurentius Kirche. Das besondere an dieser Kirche sind die vier Stile, welche immer sorgfältig eingebracht wurden, nämlich romanisch, gotisch, barock und neubarock. Über 700 Jahre lang wurde immer wieder an der Kirche gebaut. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Franck-Haus mit seiner königsblauen Fassade. Es ist ein kulturelles Zentrum, in welchem das Jahr hindurch Ausstellungen, Lesungen und Konzerte stattfinden. Marktheidenfeld als Zeugen der Geschichte Und dann ist da natürlich noch die alte Mainbrücke, im 19. Jahrhundert aus Sandstein erbaut. Im zweiten Weltkrieg wurden zwei Brückenbogen gesprengt, welche aber wieder hergestellt wurden. Bis Anfang der 60er Jahre verlief der Ost-West-Verkehr über die Stadt. und weiter auf den Wegen der Kultur Aber gar lieblich wohnt die Tante in einem kleinen Häuschen, die Gasse führt direkt zum Main. Und die Leute kennen sich und halten ihre Schwätzchen, obwohl «Hädefeld», wie die Einwohner sagen, eine Stadt ist. Wertheim und auch in Wir gehen auch noch kurz nach Wertheim. Wieder durch Gässchen führt der Weg zum historischen Marktplatz. Und wieder trifft man die speziellen Fachwerkhäuser, teilweise sogar aus dem 16. Jahrhundert. Und dort steht Unterfrankens ältestes und schmälstes Haus. Noch ein Besuch in Tauberbischofsheim. Es liegt in Tauberfranken, einem baden-württembergischen Teil Frankens. Schön ist es auch hier am Marktplatz, mit dem neugotischen Rathaus von 1865. Und natürlich Marktplätze: In Würzburg mit Marienkapelle und in ist man wieder umgeben von den Fachwerkhäusern. Der Walderlebnispfad Hamberg mit seinen sieben Erlebnisstationen lädt zu einem Spaziergang ein und verrät dem Besucher einiges über das Ökosystem Wald. Auch hier natürlich typisch die vielen Fahrrad- und Wanderwege. ins Zentrum des Spessart Und nun führt der Weg nach Würzburg mit seinen rund 125 000 Einwohner. Eine klassische deutsche Universitätsstadt. Wir schlendern zu einer der wichtigsten Sehenswürdigkeiten, nämlich der alten Mainbrücke mit Aussicht auf die Altstadt und die Festung Marienberg. Und auf das Grün und die Rebberge rund um die Stadt. Fast rituell ist das Weintrinken auf der Brücke. Apropos Festung Marienberg. Von dort oben hat man eine beeindruckende Sicht auf ganz Würzburg. In der Festung befinden sich 2 Museen und mehrere Restaurants sowie ein paar Wohnungen. Ebenfalls ein Museum ist die Würzburger Residenz. Einem Schloss gleich, mit herrlichem Garten und barocker Inneneinrichtung. Man muss es unbedingt gesehen haben. Ausserordentlich beeindruckt hat uns der Dom St. Kilian mitten in der Stadt. Von aussen ist er eher schlicht. Auffallend sind die zwei hohen Türme. Was das Innere betrifft: faszinierend das Schluss nächste Seite Marginalien Mit der «Romantik» verbinden sich verschiedene Vorstellungen. So stellte ich mir unter dem Begriff «Romantische Strasse» eine lauschige Strasse vor und war erfreut, dass es diese auch gibt neben der Kultur der Romantik. Romantische Strasse Das passiert, wenn man sich auf die Kunstgeschichte konzentriert und sich die Häuser, Kirchen und den einen oder andern Altar anschaut: Von Riemenschneider geschnitzt sind sie eine Pracht und als Unterschrift hat der Künstler im unteren Teil jeweils diskret in eine Figur sein Gesicht eingeschnitzt. So stellen auch diese Kunstwerke zusammen mit den Bauten - ein Kulturerbe besonderer Güte dar. Doch ob dieser kulturgeschichtlichen Begeisterung sollte man auch die andere Seite der Romantik nicht vergessen: Romantik reduziert sich nicht auf eine Epoche der Kunst und der Kultur, sondern sie weist darüber hinaus auch auf die Natur. Nicht umsonst wird der Spessart als eine der schönsten deutschen Landschaften bezeichnet. Malerisch sind die Wälder, Wiesen und Felder entlang des Mains. Man erlebt die Natur von ihrer schönsten Seite. Durch diese führt die «Romantische Strasse», eine von Deutschlands beliebtesten Ferienstrassen. Ideal ist die Landschaft zum Wandern, für Motorrad- und Fahrradtouren. Kultur pur auch aber nicht nur - mit seinen Kirchen, Burgen und Schlössern. Inzwischen selten gewordene Tiere wie der Luchs, der Biber, der Siebenschläfer und der Waschbär leben im Spessart. Diese Gegend ist mehr als nur eine Reise wert. Valentine de Conches Würzburg am Main mit der Festung Marienberg

14 Vision / Synthese Sommer 2014 Galerie Ausblick nächste Edition: Cumberland Tierpark - Natur im Salzkammergut jede Jahreszeit ein Erlebnis www.wildparkgruenau.at www.salzkammergut.at Open Air SG: Public Viewing der WM und Ausblick auf die nächste Edition: Event in der Natur im Sittertobel - feiern mit Musik und mit Freunden Croatie - «la nouvelle Toscane» fin de page 11 et atténue l'esprit d'initiative. Les conditions sociales s'avèrent rudes. Aucune aide au logement ni allocation familiale ne sont accordées. Les anciennes générations vivaient Le port de Vrsar: un des nombreuses port de plaisance de la terre et possédaient une maison. Actuellement, le salaire moyen s'élève à environ 600 euros. Hors, un appartement standard de 70 m2 coûte entre 400 à 500 euros par mois. A ce tarif, fonder une famille devient un luxe. Les jeunes vivent ainsi plus longtemps chez leurs parents. Le tourisme L Histoire du tourisme débute à Opatija. Cette ville touristique date de la fin du 19ème siècle. Très vite reliée à Rijeka par la route et le chemin de fer, le développement du tourisme s'est imposé avec évidence. Surnommée jadis la «Nice Autrichienne», elle accueillait rois, empereurs et aristocrates. Les meilleurs médecins de la monarchie austro-hongroise venaient s'installer pour bénéficier des piscines, de l'électricité, et du tramway. En 1889 cette ville mondaine prend le statut de station thermale. L'architecture austro-hongroise donne un charme tout particulier à l'intégralité de cette ville. De nombreux parcs sont agrémentés d'arbres autochtones ou importés, et d une promenade côtière sur plusieurs kilomètres. D autres villes millénaires sont prisées. Porec a conservé son charme avec ses remparts médiévaux et ses temples antiques. L ancienne ville fortifiée de Rovinj, aux demeures vénitiennes et aux rues pavées détient la palme d or du romantisme. Pula est célèbre pour son amphithéâtre du 1er siècle où se déroulaient les combats de gladiateurs. Les plages Les plages d Istrie sont rarement sablonneuses. Le gravier et les grandes pierres plates ont été bétonnés le long du littoral et constituent le seul bémol de cette incroyable Istrie! Texte:Véronique Coppey Fotos: Jacques E. Morzier Würzburg im Zentrum der Historie Schluss von Seite 13 Moderne, helle, kombiniert mit den historischen alten Stücken, die wie Farbtupfer ins Auge fallen. Herrlich. Klein aber fein Weiter führt uns der Weg zum Marktplatz mit vielen regionalen Angeboten. Unbeschreiblich lecker der typische bayrische Leberkäs. Kein Vergleich zum «normalen» Fleischkäse in der Schweiz. Direkt am Marktplatz steht die wunderschöne rot-weisse Marienkapelle. Für eine Kapelle jedoch recht gross geraten, darf sie sich kirchenrechtlich Kapelle nennen. Würzburg ist keine Grossstadt, hat aber viele interessante Sehenswürdigkeiten, lädt zum shoppen ein und das Essen ist rustikal und sehr empfehlenswert. Valentine de Conches Würzburg und der Dom (hinten) Lese-Spiegel ***** superiorum **** summa cum laude *** magna cum laude ** cum laude * rite Satirisches Resümée*** -wk- Kurzgeschichten. Valentin Trentin überrascht mit seinen amüsant liebenswürdig-verschrobenen «Kurzgeschichten». Warnend heisst es hinter dem Schmutztitel: «Für alle, die tolerant genug sind, Satire milde lächelnd zu ertragen.» Der ehemalige Sekundarlehrer, Kantonsrat, Ausbildungs- und Personalleiter sowie Unternehmensberater zieht in seinem neusten Oeuvre ein satirisches Resümée von 40 Jahren Erfahrung im In- und Ausland. Und das ist, wenn man die Vita Trentins (geboren 1948 im Thurgau) näher betrachtet, alles andere als nichts. Herrlich, die skurrile Welt, die einem da entgegen lacht und entgegen weint und die beweist, dass Juvenal recht hatte mit seiner Behauptung, es sei schwierig, keine Satire zu schreiben. Eine Satire von Trentins Niveau zu verfassen ist allerdings eine Meisterleistung und verrät durch den geschliffenen Stil den gewieften Akademiker, der mit scheinbar locker hingeworfenen Sätzen Tiefgang und Lebensweisheit offenbart. (Verlag swiboo.ch) Kultur total** -wk- Kulturerbe. Kultur in allen Ausfächerungen wird zunehmend und inflationär als Vehikel für verschiedenste Zwecke gebraucht und instrumentalisiert. Die Schlüsselfrage indessen lautet: Wie wird aus Dingen, Räumen und Traditionen letztendlich Kultur? Dieser Frage geht diese Neuedition auf den Grund und beleuchtet sachkundig die kulturwissenschaftlichen, politischen und denkmalschützerischen Belange. (Reimer Verlag)

Feuilleton Sta 2014 Vision / Synthese 15 Eine Psychologie des Weltfussballs Eiseskälte statt Emotionen als Erfolgsrezept / von Charly Alt Fussball einmal anders: Dieses Essay soll das Feld von der Seite her aufrollen; ein Blick in die Psychologie des Fussballs Spätestens nach dem eins zu sieben Debakel der vermeintlichen «Fussballgötter» aus Brasilien ist klar: Brot und Spiele gab es bei den Römern, um das Volk zufriedenzustellen. Doch auch riesige und teure Fussballstadien taugen nicht als Fluchtfelder: Dort wo es das soziale Elend gibt, lässt sich dieses nur schwer mit dem Fussball betäuben. Selbst der Jubel im Glücksfalle täuscht: das Auftauchen aus der Trance der Erfolgs-Euphorie bleibt für die Millionen am Existenzminimum Darbenden ein bitteres Erwachen, das Manna fällt für andere vom Himmel für Spieler, Funktionäre sowie für jene, die an der Organisation gut verdienen. Im Falle des tiefen Falles aber herrscht auch für die Spieler das Heulen und Zähneknirschen, während man in Favelas, Bidonvilles oder Mietskasernen geplatzten Träumen nachheult - bis die Heerscharen erkennen, dass Tränen für den trügerischen Schein einer Fata Morgana ohnehin in der Wüste verdampfen. Implosion unter Druck Doch diese Erkenntnis verhindert ihn nicht, den enormen Druck, der auf den Spielern lastet, nachdem eine Nation viele Jahre lang diesem einen Ereignis entgegenfieberte, sich mit dem Traum des Fussballs identifizierte. Dieser unmenschliche Druck ist die Zündschnur zum Potential der mentalen Implosion: dann nämlich, wenn Ungewohntes die Strukturen erschüttert; das begann im denkwürdigen Halbfinal mit dem Ausfall von zwei tragenden Säulen der brasilianischen Mannschaft und so nahm das Desaster seinen Lauf mit dem ersten Gegentor und dem Schlag des zweiten: dann brach unter dem enormen Erwartungsdruck die ganze Struktur zusammen bis hin zum kleinen Final. DER MIGROS SPORT- UND ERLEBNISPARK Analog dazu stand die Schweizer Mannschaft vor dem Debakel; trotz wirtschaftlicher Wohlfahrt war hier der in der Presse hochgefahrene Druck über alle Massen gross; und auch in diesem Match geriet die Equipe innert ähnlicher Zeit wie die Brasilianer mit fünf Toren in Rückstand: dass es hier nicht zur Implosion kam, ist ein Zeichen für mentale Stärke. Das verdient einigen Respekt Anerkennung gebührt da auch der Crédit Suisse als Sponsor der Nationalmannschaft. neue mentale Stärke Das Beeindruckende war möglich dank einer neuen Einstellung: Da wurden vom engagierten Trainer Othmar Hitzfeld die Leibchen für sieben Spiele mitgenommen; die Perspektive reichte bis ans Ende. Vor vier Jahren war das umgekehrt: Damals wurde der Rückflug vom Verband früh gebucht (Zeitpunkt nach der Vorrunde oder nach dem Achtelfinal); bei einer solchen Psychologie verwunderte es nicht, dass man damals gegen Honduras nur eine Nullnummer zustande brachte. Hätte man schon damals mit einer anderen Einstellung gespielt ein Sieg damals wie jetzt mit drei Toren Differenz hätte den Gruppensieg eingebracht: Der Gegner im Achtelfinal wäre nicht Brasilien, sondern ein bezwingbares Portugal gewesen; im Viertelfinal mit Paraguay auf Augenhöhe hätte die Schweiz vielleicht sieben Tenues brauchen können. Mit der neuen Motivation hat diesmal nicht viel gefehlt der Achtelfinal gegen Argentinien hätte angesichts der Schweizer Chancen und dem unglücklich entstandenen Verlusttor kurz vor Schluss der Verlängerung auf die andere Seite kippen können dann wäre auch Belgien im Viertelfinal schlagbar gewesen und die Schweiz hätte im Halbfinal gegen die Niederlande gestanden: dann wäre Schweizer Fussballgeschichte geschrieben worden dank psychologischer Stärke. Die «Vier Letzten» Thrill & Chill Kletterpark GolfCampus Fitnesspark Tennis NaturPool Sauna Restaurant mit Terrasse Blockhütte Seminarräume Events Alles ist möglich, mach was draus www.milandia.ch Milandia Greifensee Tel. 044 905 66 66 Von den «Vier Letzten» mochte man Brasilien bedauern, in den beiden letzten Spielen gleich zehn Tore zu kassieren ist unverdient hart für ein Land, das vier Jahre dieser WM entgegen fieberte, auch dann, wenn diese Auswahl diesmal kein weltmeisterliches Format auf den Rasen brachte. Der Sieger des kleinen Finals, die Niederlande ist eine Equipe, die sich Sympathien verspielte. Auf den Punkt brachte deren im Leben stark geprüfter Trainer Louis van Gaal seine (deshalb) bärbeissige Ausstrahlung mit dem unsportlichen Seitenhieb, «dass der kleine Final überflüssig sei»: Ohne Übersteigerung auf die Bedeutung des Turniersieges könnten das offenere Spiele sein; und gewonnen haben die «Oranjes» auch diesmal dank dem Schiedsrichter; da hatte der fliegende Holländer Arjen Robben ausserhalb des Strafraumes einen Kunstflug in diesen hinein vollbracht keine eigentliche Schwalbe, dafür eine Krähe; mit einer solchen hatte er schon im Achtelfinal vor Schluss den Strafstoss provoziert (neues Unwort: «Robbin» statt «Schwalbe»), der zum Siegestreffer gegen Mexiko führte: Welch ein Trauerspiel die Mannschaft mit dem begeisterungsfähigen, emotionalen Trainer Miguel Herrera fliegt raus und das kühle Kalkül obsiegt. Und so war es nur zu bedauern, dass diese Truppe im Viertelfinal nicht gegen das überraschende Costa Rica den Abschied nahm, sondern das Penaltyschiessen nach einer Nullnummer noch gewann. Vergessen gehen so gute Spiele der «Oranjes» in der Vorrunde. Mit einem Minimalismus sondergleichen schaffte es Argentinien in den Final: zwar haben sie ständig gewonnen, aber immer nur mit einem Tor Differenz nach der Vorrunde mit dem Eins-Null-Minimalismus so wie das die Griechen wiederholt vormachten, die es als einzige mit einem negativen Torverhältnis über die Gruppenphase hinaus schafften und denen das beherzte Costa Rica den Meister zeigte. Ein solches Argentinien wäre nie ein verdienter Weltmeister geworden. Grosse Konstanz zeigte Deutschland mit seinem engagierten Trainer Joachim Löw, das auch Rückschläge verkraften musste: Das Unentschieden gegen Ghana gehört dazu, aber auch die torlose Nummer gegen Algerien im Achtelfinal, in dem die Verlängerung nötig wurde; wenn immer es zur Overtime kommt, besteht das hohe Risiko des Ausscheidens. So logisch der Titel insgesamt für Deutschland erscheint, so zwingend war er daher nicht. Wären in den Achtelfinals zwei Spiele gekippt, hätte theoretisch gar das Potential für einen Final Algerien gegen die Schweiz bestanden. So nahe lagen die Spiele oft und es fragt sich, was den Unterschied ausgemacht hat. Beim keineswegs zwingenden Ausscheiden der Schweiz war's vielleicht das Unterbewusste, so dass man Argentinien da als übermächtig empfand und so die Abgeklärtheit der Realisatoren fehlte. Die Viertelfinals, welche die letzten Vier bestimmen, waren Nuller; entweder hätte man schon nach zehn Minuten das TV abstellen oder erst nach der Verlängerung zuschalten können. Völkerverbindung Auch Freundschaften könnten gepflegt werden: viele Spieler, die jetzt unterschiedliche Farben tragen, spielen sonst gemeinsam in Clubmannschaften zusammen und sind Freunde. Da wird die Fairness hoch gehalten und sie erbringen allesamt hohe Leistungen auf dem Platz, ganz anders als jene Zuschauer und Kommentatoren, die es im Lehnstuhl immer besser wissen. So wird Fussball völkerverbindend und faszinierend, wenn da bloss nicht so widersinnige Entscheide von Funktionären (rote Karte) wären, die eine Endrunde in ein überhitztes Land ohne Fussballtradition vergeben, so dass dank Ölmilliarden dann Mega-Stadien als Ruinen in Sandstürmen von der Absenz der Vernunft zeugen. -ChA- Marginalien Wenn Mannschaften mit Herz die Vorrunde überstanden und Top-Kandidaten nach Hause reisten, so scheiterten die Überraschungsteams bald danach, vielleicht weil die Coolness fehlte. Ein ehernes Gesetz der WM? So ist das Turnier attraktiv am Anfang, mit vielen Spielen und Mannschaften; doch mit der Ausdünnung des Feldes, des spärlicheren Spielplanes und dem zunehmenden «Taktieren» steigt das, was die Presse als «Dramatik» in den Vordergrund rückt doch manchmal ist es die Langeweile, die steigt. Ehrenturnier der Herzen? Taktische Vorsicht beginnt schon in den Achtelfinals; die Viertelfinals waren trostlos: zwei Minimalistensiege mit einem einzigen Tor, eine Nullnummer mit Penaltyschiessen und auch die Halbfinals blieben zwiespältig: Zwar gab es das Spektakel mit Deutschland und Brasilien, doch die parallele Runde mit Holland und Argentinien war als Unter-Null-Nummer schlicht eine Zumutung. Angesichts des steigenden «Taktierens» und der zunehmenden Öde in der «Eiszeit» nach den Gruppenspielen stellt sich eine unkonventionelle Frage: Sollen jene Mannschaften, die in Achtel- und Viertelfinals trotz gutem und emotionalem statt coolem Spiel verlieren, nicht in einem Ehrenturnier aufgefangen werden? Ohne übersteigerten Erfolgsdruck und Überbewertung des Finals könnten das attraktive Spiele sein: Erstklassige Teams sind vor Ort, die Stadien stehen sonst nur leer und das Publikum ist auch da - wenn dieses von der Presse nicht auf den überhöhten Final abgerichtet wird. Unbestreitbar sind es hochkarätige Equipen, welche die Vorrunde überstehen Grund genug, diese Qualität zu honorieren. Marius de Conches Point Soleil d'été Le soleil brille au zénith, après la montée de l'année, c'est la lumière dure du midi. Les combats après le printemps ont blessé les sentiments et l'âme, il faut porter les responsabilités que succès et victoires ont apportés. Le bonheur, on peut le vivre finalement quand le soleil descend vers l'automne. final