MONET
Couverture :Stéphanie Angoh Layout:Julien Depaulis Confidential Concepts, worldwide, US ISBN: 978-1-78042-604-4 Perfect square, London, (deutsche Fassung) Weltweit alle Rechte vorbehalten Soweit nicht anders vermerkt,gehört das Copyright der Arbeiten den jeweiligen Fotografen.Trotz intensiver Nachforschungen war es aber nicht in jedem Fall möglich,die Eigentumsrechte festzustellen.gegebenenfalls bitten wir um Benachrichtigung. 2
Claude Monet Laurence de Lafontaine Ich bin und bleibe Impressionist, solange ich lebe Nur ich allein weiß um die Ängste und die Mühsal, die ich beim Vollenden meiner Bilder empfinde. 3
4 1. Schleppen eines Bootes, Honfleur, 1864. Memorial Art Gallery of the University of Rochester, Rochester, New York.
Eine ganze Reihe von Porträtdarstellungen Monets ist bis heute erhalten geblieben: Selbstbildnisse, Werke von Freunden, unter anderem von Edouard Manet und Pierre-Auguste Renoir, und Fotoporträts von De Carjat und Felix Nadar, die die Gesichtszüge Monets in den verschiedensten Perioden seines Lebens festhalten. Es sind ebenfalls unzählige Beschreibungen des Äußeren von Monet überliefert. Diese häuften sich besonders, nachdem der Künstler berühmt wurde und Schriftsteller und Journalisten Bekanntschaft mit ihm suchten. Im Jahre 1919 wurde Monet, der fast wie ein Einsiedler in Giverny, nicht weit von Vernon, an der Seine lebte, von Fernand Léger besucht. Mit dabei war der Kritiker Ragnar Hoppe, der ihn dann so beschrieb: ein mittelgroßer Herr mit Panamahut und in einem eleganten Anzug englischen Schnitts Er hatte einen großen weißen Bart, ein rosafarbenes Gesicht und kleine Augen, die lustig und munter, mit einer Spur von Misstrauen, dreinschauten 1 Die literarischen und gemalten Porträts zeigen Monet als einen unbeständigen, veränderlichen und unruhigen Menschen. Die unsicheren Versuche Monets, die beständige Unzufriedenheit mit sich selbst, seine Unbefangenheit und stürmische Emotionalität, die sich mit kaltem methodischem Vorgehen abwechselten, das Bewusstsein, eine Persönlichkeit zu sein, die mit den Interessen seiner Zeit lebt, sein ausgesprochener Individualismus die Kenntnis all dieser Charaktereigenschaften Monets bringt Licht in seinen Arbeitsprozess und seine Einstellung zum künstlerischen Schaffen. Claude Oscar Monet wurde am 14. November 1840 in Paris geboren. All seine Kindheits- und Jugenderinnerungen aber sind mit Le Havre verbunden, wohin die Familie Mitte der 40er Jahre des 19. Jhr. übergesiedelt war. Die Verhältnisse, in denen der Junge aufwuchs, bestimmten ihn nicht dazu, sich mit Kunst zu beschäftigen: Sein Vater hielt einen Kolonialwarenladen und stellte sich taub gegenüber dem Wunsch seines Sohnes, Künstler zu werden. Bedeutende Museensammlungen, Ausstellungen oder gar eine Kunstschule gab es in Le Havre nicht. Der begabte Junge musste sich mit den Ratschlägen seiner Tante, die Bilder in ihrer Freizeit malte, und den Hinweisen seines Schullehrers begnügen. Den stärksten Eindruck, den der Jüngling in der Normandie erhielt, machte auf ihn die Bekanntschaft mit dem Künstler Eugène Boudin. Boudin riet Monet davon ab, seine Zeit für Karikaturen, die dem jungen Mann den ersten Erfolg brachten, zu verschwenden, dafür aber seine Aufmerksamkeit der Landschaftsmalerei zuzuwenden. Boudin empfahl ihm, Meer und Himmel zu beobachten, Menschen, Tiere, Gebäude und Bäume in ihrer Umgebung von Luft und Licht wahrzunehmen. Er äußerte sich folgendermaßen: Drei Pinselstriche nach der Natur sind mehr wert als zwei Tage Arbeit an der Staffelei. 5
2. Der Pavé de Chailley im Wald von Fontainebleau, 1865. Ordrupgaardsamlingen, Charlottenlund- Kopenhagen. Und dann ergänzt er: Schon zwanzigmal beginne ich von neuem, um den feinen Charme des Lichts zu erreichen, das überall sein Spiel treibt, [ ] und alle Gegenstände versinken in ihm. 2 Diese Worte könnten auch als Epigraph zum Schaffen Monets entlehnt werden. Die nachfolgende Entwicklung Monets verlief in Paris und in der Normandie, jetzt aber in der Umgebung von Künstlern. Sie glich in vieler Hinsicht der Entwicklung anderer Maler seiner Generation, gleichzeitig unterschied sie sich aber durch äußerst individuelle Züge und eine eigenständige Schaffensweise. Monet bevorzugte nicht die Museen, sondern die laufenden Ausstellungen und Kontakte mit den zeitgenössischen Künstlern. Das Studium seiner Briefe beweist, dass ihn die Klassische Kunst viel weniger interessierte als das ihn umgebende Leben, die Schönheit der Natur und das rege Hin und Her der Stadt. Wer aber versetzte Monet während seines ersten Aufenthaltes in Paris, im Jahre 1859, besonders in Begeisterung? Eine ausführliche Antwort darauf geben Briefe von Monet, die er aus Paris nach einem 6
Besuch des Salons an Eugène Boudin absandte. Der Provinzler geht gleichgültig an den historischen und religiösen Gemälden von Boulanger, Gérôme, Baudry und Gigoux vorüber; die Schlachtengemälde, die vom Krim-Feldzug erzählen, fesseln ihn nicht. Sogar Delacroix, der mit solchen Gemälden wie Weg nach Golgatha, Der heilige Sebastian, Ovid, Entfahrung der Rebekka und anderen historischen Meisterwerken vertreten ist, scheint ihm nicht auf fer Höhe der Dinge zu sein. Dafür aber ist Corot wunderbar, Théodore Rousseau sehr gut, Charles Francois Daubigny hervorragend und Constant Troyon großartig. Troyon, Tier- und Landschaftsmaler, dessen Ratschlägen früher schon Boudin gefolgt war, empfängt Monet und gibt ihm Empfehlungen, über die dieser sofort an Boudin schreibt: Lernen, Figuren zu zeichnen, im Louvre Kopien anfertigen, in irgendein bekanntes Atelier eintreten, zum Beispiel bei Thomas Couture. Auf diese Art und Weise bestimmte Monet sofort seine künstlerischen Orientierungspunkte. Es waren die Landschaftsmaler der Schule von Barbizon, 3. Seine-Mündung in Honfleur (1865), Norton Simon Museum, Pasadena, Kalifornien. 7
8 4. Camille oder Dame in grünem Kleid (1866), Kunsthalle Bremen, Bremen, Deutschland