DRAMBUI - DAS VERSEUCHUNGSSPIEL Zielgruppe: 10. - 13. Schulstufe, 16-19 jährige Jugendliche Gruppengröße: 17-30 TeilnehmerInnen Ziel: Problemlösungsaufgabe, bei der nur eine gemeinschaftliche Strategie zur erfolgreichen Bewältigung der gestellten Aufgabe sinnvoll ist. Unterschiedliches Kommunikationsverhalten der einzelnen TeilnehmerInnen wird sichtbar gemacht. Reflexion über das eigene Kommunikationsverhalten; Erprobung von Koordinationsaufgaben in einer Gruppe ohne Leitung; Erkennen von Problemen bei der Entscheidungsfindung. Den TeilnehmerInnen soll klar werden, dass mangelnde Vernetzung, Ignorieren von Informationen sowie unreflektierte Informationen (Vermutungen) eine Problemlösung in der Gruppe verhindern, erschweren bzw. in eine falsche Richtung lenken können. Dadurch wird der Vergleich mit der Problematik der individuellen Berufswahl verdeutlicht. Für eine fundierte Berufswahl ist die Gesamtheit von Fähigkeiten, Stärken, Anforderungen von Berufen und Informationen über den Arbeitsmarkt und deren Vernetzung notwendig. Teilinformationen können keine "richtige" Entscheidung gewährleisten. Methode: Die Aufgabenstellung an die Gruppe lautet: "Wer oder was ist für den Ausbruch der Seuche verantwortlich?" Beim Verseuchungsspiel agiert der Hauptteil der TeilnehmerInnen in der Großgruppe. Die TeilnehmerInnen erhalten ein bis zwei Rollenkärtchen mit wichtigen Informationen, wobei vier Rollenkärtchen die Haupthinweise auf die gestellte Lösungsfrage beinhalten (Rollenkärtchen Nr.: 11, 13, 22, 24). DRAMBUI - DAS VERSEUCHUNGSSPIEL Methodenblatt 1
Die Großgruppe arbeitet in einem geschlossenen Sesselkreis und erhält keine Hilfe von außen. Vor Spielbeginn können die TeilnehmerInnen anhand ihrer Rollenkärtchen an die TrainerInnen Verständnisfragen stellen. Die Lösung muss nach abgeschlossener Diskussion von der Gruppe bekannt gegeben werden. Je nach TeilnehmerInnenzahl werden zwei bis vier BeobachterInnen von den TrainerInnen bestellt, die die agierende Gruppe von außen auf ihr Verhalten während des Spiels zu beobachten haben (ihnen können die TeilnehmerInnen mit den Lösungsinformationen genannt werden). Sie achten besonders auf Führungsrollen, Dominanzverhalten, Passivität der Gruppenmitglieder. Zur Erleichterung ihrer Aufgabe erhalten die BeobachterInnen zuvor einen Fragebogen mit Beobachtungsaufgaben (Arbeitsblatt 4). Nach der Verlautbarung ihrer Lösung erhalten die Gruppenmitglieder einen Fragebogen, der zur Reflexion des eigenen Verhaltens und zur Bestimmung des Selbst- und Fremdbildes notwendig ist (Arbeitsblatt 5). Die Beantwortung dieser Fragen soll unbeeinflusst von den anderen Gruppenmitgliedern erfolgen. Anschließend werden die persönlichen Reflexionen und die Eindrücke der BeobachterInnen dem Plenum mitgeteilt. Die TrainerInnen weisen dabei darauf hin, dass sich niemand rechtfertigen muss und dass alle Beobachtungen wertfrei gemacht werden müssen. Die TrainerInnen können im Plenum auch auf die verschiedenen Menschentypen hinweisen und auf die Wichtigkeit der einzelnen Rollen bei der Teamarbeit (Roboter, Liegestuhltyp, Spion, Politiker,...). Als Abschluss wird den TeilnehmerInnen bestätigt, dass die Gruppenlösung richtig war oder es wird die richtige Lösung verlautbart (Lösung: "Quecksilberverseuchung" - Die Schweine, deren Schinken das Inselvolk isst, wurden mit Weizensamen, der mit Quecksilber konserviert worden war, gefüttert.). DRAMBUI - DAS VERSEUCHUNGSSPIEL Methodenblatt 2
Variationen: I. Älteren TeilnehmerInnen erklärt man die Situationsbeschreibung, ohne dass man die Verseuchung anführt. Die Aufgabenstellung erfolgt dann in drei Teilen: 1. Was ist passiert? 2. Was ist der Grund dafür? 3. Finden Sie eine Lösung für das Problem. II. Ähnliche Spiele, z.b. "SOS - Verloren auf hoher See!", "NASA - Weltraumspiel" Materialien: 26 Rollenkärtchen (Arbeitsblätter 1-3), Arbeitsblätter 4-5 Zeit: min. 90 Minuten Quelle: unbekannt DRAMBUI - DAS VERSEUCHUNGSSPIEL Methodenblatt 3
Situationsbeschreibung: Auf einer Insel im Pazifik, genannt Drambui, die bei Touristen und Forschern aus aller Welt aufgrund ihres paradiesischen Klimas, der wunderbaren Fauna und Flora sowie aufgrund der Ursprünglichkeit, Natürlichkeit und Geschichte der Ureinwohner, der Drambuianer, hoch geschätzt wird, ist eine Seuche ausgebrochen, die die gesamten Inselbewohner, einige Tausend an der Zahl, innerhalb kürzester Zeit auszurotten droht. Ein unschätzbarer Wert an Menschenleben, Kulturgut und Wissen droht damit auszusterben. In einer Krisenkonferenz, an der Ureinwohner und Experten der Weltgesundheitsorganisation WHO teilnehmen, muss geklärt werden, wer oder was für den Ausbruch der Seuche verantwortlich ist, damit Gegenmaßnahmen zur Rettung der Inselbewohner eingeleitet werden können. Rollenkärtchen 1 Du bist ein Bewohner Drambuis und heißt Lonino. Du weißt, dass du im Jänner 1996 Krämpfe bekommen hast und nicht mehr richtig sprechen, gehen und schreiben konntest. 2 Du bist ein Forscher im Dienste der Weltgesundheitsorganisation. Du hast entdeckt, dass man im Oktober 1996 auf Drambui eine britische Papierfabrik in Betrieb gesetzt hat, die zur Verarbeitung Quecksilber braucht. Der Fabriksabfall wird ins Meer gespült. 3 Du bist ein Mitglied der Weltgesundheitsorganisation und weißt, dass die Symptome der Gehirnlähmung Kontrollverlust der Muskeln sowie Sprachstörungen sind. 4 Du bist ein Freund von Jomos Familie. Du weißt, dass seine Tochter auf den Kopf gefallen ist, als sie noch sehr jung war. 5 Du bist ein Facharzt im Dienste der Weltgesundheitsorganisation. Du weißt, dass Quecksilber zur Behandlung von Syphilis gebraucht wurde. 6 Du bist ein Freund von Marjo. Du weißt, dass Marjo in einem Atom-Reaktor in den Vereinigten Staaten gearbeitet hat. Als er gerade dort war, passierte ein Unfall, bei dem radioaktive Stoffe freigesetzt wurden. DRAMBUI - DAS VERSEUCHUNGSSPIEL Arbeitsblatt 1
7 Du bist ein gebürtiger Drambuianer und wirst Pfarrer Kova genannt. Du weißt, dass der Geschlechtsverkehr unter den Jugendlichen auf Drambui rapide zugenommen hat und dass eine Menge amerikanischer und europäischer Touristen kürzlich auf eure Insel gekommen ist. Du vermutest, dass sich das Vorkommen von Geschlechtskrankheiten häufen wird. 8 Du bist ein gebürtiger Drambuianer namens Marjo. Du hast im März 1996 angefangen, unter starken Übelkeitsanfällen zu leiden. Dann bekamst du Durchfall und deine Haut färbte sich bleifarben. 9 Du bist ein Facharzt im Dienste der WHO. Du weißt, dass zu den Symptomen der Quecksilbervergiftung auch krampfartige Zustände, Gehbehinderungen, Sehstörungen sowie Blindheit und Sprachschwierigkeiten zählen. 10 Du bist ein Einwohner von Drambui und ein Freund Loninos. Du weißt, dass Lonino Vegetarier ist und grundsätzlich kein Fleisch und keinen Fisch isst. 11 Du bist ein Mitglied im Verein der Weltgesundheitsorganisation. Durch Untersuchungen hast du festgestellt, dass man in Schweden, in den USA und mehreren anderen Ländern Weizensamen zur besseren Konservierung mit Quecksilber behandelt hat. 12 Du bist der einheimische Arzt auf Drambui. Du hast alle 300 Patienten auf Geschlechtskrankheiten hin untersucht. Nur Lonino war geschlechtskrank. 13 Du bist ein gebürtiger Drambuianer und weißt, dass die gläubigen Einwohner von Drambui Thunfisch als heilig ansehen und nicht essen. 14 Du bist ein Einwohner Drambuis und heißt Roga. Seit Anfang Juni 1996 bekommst du Schwindelanfälle, Kopfschmerzen und Gliederzittern. Seit Oktober fällt es dir schwer, klar zu sprechen. 15 Du bist ein Mitglied der WHO und hast entdeckt, dass die Vereinigten Staaten 1993 etwa 400 km südlich von Drambui einen Unterwasser- Atombomben-Versuch durchgeführt haben. 16 Du bist ein Forscher im Dienste der WHO. Du hast erfahren, dass sich die Fälle von Gehirnlähmung im Jahre 1996 verdoppelt haben. 17 Du bist ein gebürtiger Drambuianer und heißt Jomo. Deine siebenjährige Tochter ist blind, kann nicht gehen und nicht sprechen. Du hast ihre Symptome zuerst im April 1996 bemerkt. DRAMBUI - DAS VERSEUCHUNGSSPIEL Arbeitsblatt 2
18 Du bist der älteste Bewohner Drambuis. Du erinnerst dich an eine altertümliche Legende, die besagt, dass ein weißhäutiger Fremder gegen Ende des Jahrtausends eine furchtbare Krankheit auf eure Insel bringen wird. Du bist der Meinung, dass die einzige Hoffnung der Drambuianer darin besteht, sich von sämtlichen Ausländern zu befreien. 19 Du bist Spezialist in der WHO. Du weißt, dass zu den Symptomen von Syphilis auch Blindheit, Sprachstörungen und Lähmungserscheinungen gehören. 20 Du bist Facharzt im Dienste der Weltgesundheitsorganisation. Du weißt, dass Gehirnlähmung durch Beschädigung des Gehirns vor oder während der Geburt entstehen kann. 21 Du bist ein Bewohner von Drambui namens Koreko. Im April 1996 bist du vollständig erblindet und hast jetzt große Schwierigkeiten zu sprechen und zu gehen. 22 Du bist ein Einwohner Drambuis, der weiß, dass Schinken ein Lieblingsessen aller Inselbewohner ist. 23 Du bist Forscher im Dienste der WHO. Du hast entdeckt, dass in der Nähe von Drambui der Quecksilbergehalt im Thunfisch sehr hoch ist. 24 Du bist in der WHO Spezialist für Landwirtschaft. Du hast herausgefunden, dass einige Landwirte auf Drambui ihre Schweine mit importiertem Weizensamen füttern, anstatt selbst welchen anzubauen. 25 Du bist Jojobo, ein Sippenhäuptling und Vertreter der Drambuianer in der UNO, dem bekannt ist, dass Lonino großen Erfolg bei den Frauen hat und nicht nur mit den einheimischen Mädchen, sondern auch mit den meisten Touristinnen sexuellen Kontakt hatte und noch immer hat. Es ist bekannt, dass Lonino sehr oft geschlechtskrank war. 26 Du bist eine gebürtige Drambuianerin namens Lisa. Du hast im November 1996 ein blindes, zurückgebliebenes Kind geboren, das sich auch in seinen anderen körperlichen Funktionen nicht normal zu entwickeln scheint. DRAMBUI - DAS VERSEUCHUNGSSPIEL Arbeitsblatt 3
BEOBACHTUNGSAUFGABEN 1. Wie fielen die Entscheidungen in der Gruppe? 2. Wessen Ideen wurden berücksichtigt? 3. Übernahm jemand die Führungsrolle? 4. Wer war dominant? 5. Wer blieb eher im Hintergrund? 6. Wer zeigte Kompromissbereitschaft? 7. Wie haben sich die TeilnehmerInnen mit den Schlüsselinformationen einbringen können? 8. Wer übernahm von sich aus Moderationsaufgaben oder andere Arbeiten? 9. Haben alle mitgearbeitet? Wer nicht? 10. Welche Untergruppen haben sich gebildet und wie verhielten sich diese? Trugen diese Untergruppen zur Lösung des Problems bei? 11. Wie war der Umgang miteinander? 12. Hat es eine/n GruppenführerIn gegeben? Wie kam er/sie in diese Rolle? 13. Konnte jedes Mitglied seine Informationen einbringen? Wer nicht? 14. Hast du den Eindruck, dass die Gruppe gestresst war? Welche Einzelpersonen standen unter Stress? 15. Beschreibe kurz den Vorgang, wie die Gruppe zur Lösung gekommen ist. DRAMBUI - DAS VERSEUCHUNGSSPIEL Arbeitsblatt 4
PERSÖNLICHE REFLEXION 1. Hast du dich in die Diskussion einbringen können? 2. Hast du das Gefühl gehabt, ernst genommen zu werden? Wer hat dich ernst genommen? 3. Warst du mit deiner Rolle, mit deinem Verhalten, zufrieden? Wie hast du dich verhalten? 4. Hättest du dir eine andere Rolle gewünscht? Welche? 5. Wie sind deiner Meinung nach die Entscheidungen gefallen? 6. Wie ist es dir mit deinen GesprächspartnerInnen ergangen? Mit wem hast du am meisten gesprochen? Mit wem am wenigsten? 7. Wodurch wurde verhindert, dass alle zur gleichen Zeit redeten? Wurde es verhindert? 8. Brauchtet ihr eine/n offiziellen GruppenleiterIn oder ModeratorIn? 9. Auf welche Weise habt ihr bei der Organisation Zeit verloren? 10. Hattest du/hatte die Gruppe damit Probleme, dass einige Mitglieder ihre Informationen nicht weitergaben? Wer waren diese? 11. Hat jemand - aus deiner Sicht - die Schlüsselinformation anderer übergangen? Wer überging wen? 12. Was hättest du/hättet ihr als Gruppe tun können, bzw. was wurde getan, um sicher zu sein, dass alle Informationen ausgetauscht werden? 13. Waren alle Mitglieder der Gruppe an der Lösung des Problems beteiligt? Wer brachte sich stark ein, wer ging unter, wer war dominant, wer hielt sich im Hintergrund, wer zeigte Kompromissbereitschaft? 14. Haben Gruppenmitglieder falsch geraten, weil sie nicht alle Informationen berücksichtigt haben? 15. Fühltest du dich unter Stress oder hast du bei anderen Anzeichen von Stress bemerkt? DRAMBUI - DAS VERSEUCHUNGSSPIEL Arbeitsblatt 5