RAUSCHGIFT Jahreskurzlage 2010 DATEN ZUR RAUSCHGIFTKRIMINALITÄT IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

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Transkript:

RAUSCHGIFT Jahreskurzlage 2010 DATEN ZUR RAUSCHGIFTKRIMINALITÄT IN DER BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND

RAUSCHGIFT Jahreskurzlage 2010 Bundeskriminalamt 65173 Wiesbaden info@bka.de www.bka.de Rauschgift Jahreskurzlage 2010 2

VORBEMERKUNG Grundlagen der folgenden Darstellung der Rauschgiftsituation in der Bundesrepublik Deutschland bilden die Auswertungen der Falldatei Rauschgift (FDR) sowie der Personendatei. Die statistischen Angaben zur Rauschgiftkriminalität spiegeln den Erfassungsstand der Falldatei Rauschgift (FDR) zum Stichtag 31.01.2011 wider. Der Darstellung der Rauschgiftsituation werden die Indikatoren Erstauffällige Konsumenten harter Drogen (EKhD), Rauschgifttote, Sicherstellungsfälle und -mengen inklusive wichtiger Herkunfts- und Bestimmungsstaaten sowie die Nationalitäten der Tatverdächtigen zugrunde gelegt. Die Informationen zu den einzelnen Indikatoren resultieren aus polizeilich bekannt gewordenen Fällen der Rauschgiftkriminalität und spiegeln das in der FDR erfasste Hellfeld dieses Kriminalitätsbereiches wider. Verändertes Kontrollverhalten der Polizei und des Zolls sowie Sicherstellungen größerer Einzelmengen können die Lageentwicklung wesentlich beeinflussen. Rauschgift Jahreskurzlage 2010 3

AKTUELLE ENTWICKLUNGEN Rauschgiftanbau/ Rauschgiftproduktion Stabiles Anbauniveau bei Cannabis, insbesondere in Indoor-Plantagen. Anhaltende Herstellung synthetischer Drogen, vor allem Methamphetamin, in Kleinlaboren. Erstmalige Sicherstellung eines Labors zur Produktion synthetischer Cannabinoide. Rauschgifthandel/ Rauschgiftschmuggel Rückläufige Zahl an Sicherstellungsfällen bei den meisten Drogenarten. Es wurden die bislang größten Einzelmengen an Kokain und Methamphetamin beschlagnahmt. Weiterhin hohe Bedeutung von Amphetamin. Rauschgiftkonsum Leichter Anstieg der Zahl erstauffälliger Konsumenten harter Drogen. Gesunkene Zahl an Rauschgifttodesfällen. Rauschgift Jahreskurzlage 2010 4

Rauschgiftanbau/ Rauschgiftproduktion Im Jahr 2010 wurde erneut ein umfangreicher Anbau von Cannabis auf Außenflächen und in Gebäuden betrieben, wobei die Zahl der Outdoor- Plantagen von 67 auf 46 (-31 %) sank, jene der Indoor-Plantagen geringfügig von 342 auf 348 (+2 %) anstieg. Bei den 46 Outdoor-Plantagen handelte es sich um eine Profiplantage (Anbaukapazität ab 1.000 Pflanzen), neun Großplantagen (100-999 Pflanzen) und 36 Kleinplantagen (20-99 Pflanzen) mit insgesamt 5.470 (+3 %) sichergestellten Cannabispflanzen. Die 348 Indoor-Plantagen setzen sich aus 22 Profiplantagen, 105 Großplantagen und 221 Kleinplantagen mit insgesamt 74.502 (-18 %) beschlagnahmten Cannabispflanzen zusammen. Die meisten Outdoor-Plantagen wurden in Bayern (19 %) registriert, die meisten Indoor-Plantagen in Baden-Württemberg und Niedersachsen (jeweils 13 %). Während der Fokus hinsichtlich der sichergestellten Indoor-Profi- und Indoor-Großplantagen in den Vorjahren auf Nordrhein-Westfalen lag, verzeichneten im Jahr 2010 gleich mehrere Bundesländer eine höhere Fallzahl, allen voran Niedersachsen (18 %). In einem dem Vorjahr vergleichbaren Umfang wurde Cannabis auf Außenflächen und in Gebäuden kultiviert. Die meisten Outdoor- Plantagen wurden in Bayern, die meisten Indoor-Plantagen in Baden-Württemberg und Niedersachsen sichergestellt. Im Jahr 2010 wurden 16 illegale Rauschgiftlabore sichergestellt, was einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr (24 Labore) bedeutet. Es handelte sich wie im Vorjahr überwiegend um Kleinlabore zur Herstellung von Methamphetamin, die über Produktionskapazitäten zur Deckung des Eigenbedarfs oder zur Versorgung eines begrenzten lokalen Abnehmerkreises verfügten. Erstmalig wurde ein Labor zur Produktion synthetischer Cannabinoide sichergestellt. Erstmalig wurde ein Labor zur Produktion synthetischer Cannabinoide sichergestellt. Rauschgift Jahreskurzlage 2010 5

Rauschgifthandel/ Rauschgiftschmuggel Die Gesamtzahl der registrierten Sicherstellungsfälle von Rauschgift sank im Jahr 2010, wobei die Entwicklungen bei den einzelnen Drogenarten uneinheitlich verliefen. Anstiege waren vor allem bei Amphetamin/Methamphetamin und biogenen Drogen zu verzeichnen. Die Gesamtzahl der Sicherstellungsfälle sank. Eine große Zahl an Fällen betraf wie üblich den Schmuggel vergleichsweise kleinerer Drogenmengen, welche durch Konsumenten oder Kleinhändler im Wege von Beschaffungsfahrten aus den Niederlanden nach Deutschland eingeführt wurden. Neben der Nutzung von Transportrouten auf dem Landweg wurde in hoher Frequenz Rauschgift durch Flugkuriere oder per Luftpostsendungen nach Deutschland geschmuggelt. Dabei war häufig der Transport ins europäische Ausland, nicht selten aber auch in außereuropäische Regionen beabsichtigt. Außer auf dem Landweg erfolgte der Schmuggel per Luftpost und durch Flugkuriere in hoher Frequenz. Der Schmuggel auf dem Seeweg bildete die Ausnahme, wobei in den wenigen bekannt gewordenen Fällen beträchtliche Mengen transportiert wurden bzw. sichergestellt werden konnten. Im Zusammenhang mit Sicherstellungen wurden bei nahezu allen Drogenarten weit überwiegend deutsche Staatsangehörige als Tatverdächtige festgestellt. Besonders hoch lag ihr Anteil bei Sicherstellungen von synthetischen Drogen und Cannabispflanzen. Lediglich in Verbindung mit Sicherstellungen von Khat traten deutsche Tatverdächtige vergleichsweise selten in Erscheinung. Im Zusammenhang mit Sicherstellungen wurden weit überwiegend deutsche Tatverdächtige festgestellt. Im Jahr 2010 wurden in 5.645 Fällen insgesamt 474 kg Heroin beschlagnahmt. Dies entspricht einem Rückgang sowohl der Sicherstellungsfälle (-9 %) als auch der Sicherstellungsmenge (-38 %). Die gesunkene Gesamtmenge resultiert vor allem aus einem deutlichen Rückgang (-53 %) beschlagnahmter Heroinmengen im zweistelligen Kilogrammbereich. Vergleichsweise selten konnten zur Herkunft größerer, in Deutschland sichergestellter Heroinmengen Nachweise geführt werden, die bis in andere Staaten als die Niederlande reichten. Beim Schmuggel auf dem Landweg wurden in dieser Hinsicht unter anderem Belgien, Österreich, Polen, Staaten des Balkans oder die Türkei vereinzelt identifiziert. Daneben erfolgten an deutschen Flughäfen mehrere Sicherstellungen kleinerer Mengen in Paketsendungen aus dem asiatischen und arabischen Raum, die in der Regel zum Transport ins europäische Ausland, dabei in erster Linie nach Spanien, bestimmt waren. Infolge seltenerer Aufgriffe von Einzelmengen im zweistelligen Kilogrammbereich sank die Sicherstellungsmenge von Heroin. An Flughäfen wurden mehrere Pakete aus Asien und dem arabischen Raum sichergestellt. Rauschgift Jahreskurzlage 2010 6

Unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen, die im Zusammenhang mit Heroinsicherstellungen in Deutschland festgestellt wurden, dominierten türkische Staatsangehörige. Im Jahr 2010 wurden in 3.350 Fällen insgesamt 3.031 kg Kokain sichergestellt. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang der Fallzahl (-13 %) bei einer deutlich gestiegenen Gesamtmenge (+78 %) auf den bislang höchsten Wert in Deutschland. Im Vergleich zum Vorjahr wurden im Jahr 2010 nochmals größere Einzelmengen beschlagnahmt. Unter anderem wurde im Hamburger Hafen mit rund 1,3 t die bislang größte Einzelmenge an Kokain in Deutschland sichergestellt. Das Rauschgift hatte sich in einem mit Holzbriketts beladenen Schiffscontainer aus Paraguay befunden. Ebenfalls aus Paraguay stammten mehrere beschlagnahmte Containerlieferungen mit Sandsteinen, in denen insgesamt rund 351 kg Kokain versteckt waren. Darüber hinaus wurden in Nordrhein-Westfalen 341 kg Kokain in einer Bananensendung, die aus Kolumbien nach Antwerpen verschifft worden war, sichergestellt. Der Modus Operandi, Kokain in Bananenlieferungen aus Südamerika zu schmuggeln, wurde in Deutschland bereits des Öfteren festgestellt. Es wurde die bislang größte Gesamtmenge an Kokain beschlagnahmt. Im Hamburger Hafen wurden mehrere Containerlieferungen sichergestellt, unter denen sich auch die bislang größte in Deutschland beschlagnahmte Einzelmenge Kokain befand. Bei dem in hoher Frequenz betriebenen Schmuggel auf dem Luftweg aus Südamerika nach Deutschland wurden erneut vor allem Argentinien und Brasilien als bedeutende Herkunfts- bzw. Transitstaaten ermittelt. In vielen Fällen war in Deutschland sichergestelltes Kokain für den innereuropäischen Vertrieb bestimmt. Häufig war der Transport vor allem nach Spanien und Großbritannien beabsichtigt. Wie schon im Vorjahr befanden sich darüber hinaus mehrere Luftpostsendungen mit kleineren Mengen im Transit Richtung China. In vielen Fällen war das sichergestellte Kokain für den Weitertransport bestimmt. Bei Sicherstellungen von Kokain traten von den nichtdeutschen Tatverdächtigen vor allem türkische, deutlich gefolgt von italienischen Staatsangehörigen in Erscheinung. Bei Crack wurden Rückgänge der Fallzahl auf 1.013 (-9 %) und der Sicherstellungsmenge auf etwas mehr als 3 kg (-30 %) registriert. Der weitaus größte Teil der Fälle und der Menge wurde in Hamburg erfasst. Im Zusammenhang mit Cracksicherstellungen dominierten unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen türkische Staatsangehörige. Wie in den Vorjahren wurde Crack weit überwiegend in Hamburg sichergestellt. Rauschgift Jahreskurzlage 2010 7

In 9.229 Fällen wurden 1.204 kg Amphetamin und Methamphetamin sichergestellt. Die Fallzahl stieg damit an (+14 %), während die beschlagnahmte Menge erstmals nach acht Jahren sank (-13 %). Die Sicherstellungsmenge Amphetamin sank erstmals nach acht Jahren. Der Rückgang der sichergestellten Gesamtmenge ist auf das Ausbleiben einer zum Vorjahr vergleichbaren Großsicherstellung zurückzuführen. Im Jahr 2009 erfolgte eine Beschlagnahme von 360 kg in Niedersachsen, der bislang größten Einzelmenge in Deutschland. In 799 Fällen (+79 %) mit insgesamt fast 27 kg (+272 %) wurde die bislang deutlich größte Gesamtmenge an kristallinem Methamphetamin ( Crystal ) sichergestellt. Damit ist dies die Rauschgiftart mit den höchsten Steigerungsraten des Jahres 2010. Mehr als die Hälfte der Gesamtmenge wurde in Sachsen beschlagnahmt, rund ein Fünftel in Bayern. In Einzelfällen verzeichneten auch Nordrhein-Westfalen und Hessen nennenswerte Sicherstellungsmengen dieser insbesondere aus der Tschechischen Republik nach Deutschland geschmuggelten Droge. Zahlreiche Fälle mit allerdings durchschnittlich relativ geringen Einzelmengen wurden wie im Vorjahr in Thüringen registriert. Neben dem weitaus größten Teil des nachweislich aus den Niederlanden nach Deutschland geschmuggelten Amphetamins erfolgte mehrfach die Einfuhr kleiner Mengen aus Belgien, Österreich oder der Tschechischen Republik. In Einzelfällen wurde Amphetamin und Methamphetamin aus Südamerika am Flughafen Frankfurt am Main sichergestellt. Die Drogen waren für den Weitertransport nach Japan vorgesehen. Ferner wurden einige an Empfänger in Irland gerichtete Luftpostsendungen mit dem den Amphetaminen ähnlichen Mephedron am Flughafen Leipzig beschlagnahmt. Es wurde die bislang größte Gesamtmenge an Crystal beschlagnahmt. Vereinzelt wurden Amphetamin und Methamphetamin aus Südamerika sichergestellt. Im Zusammenhang mit Sicherstellungen von Amphetamin und Methamphetamin wurden bezüglich der nichtdeutschen Tatverdächtigen vor allem türkische, häufig auch polnische Staatsangehörige festgestellt. Die Zahl der Sicherstellungen von Ecstasy sank auf 1.209 Fälle (-31 %), die der beschlagnahmten Menge auf 230.367 Tabletten (-56 %). Der weit überwiegende Teil der sichergestellten Tabletten, zu denen ein Herkunftsnachweis geführt werden konnte, stammte aus den Niederlanden. Die Sicherstellungsfälle und Sicherstellungsmenge von Ecstasy nahmen deutlich ab. Vereinzelt waren Großmengen in jeweils vier- bis fünfstelliger Stückzahl für den Transport nach Bulgarien, Rumänien, Irland, der Schweiz sowie Swasiland bestimmt. Rauschgift Jahreskurzlage 2010 8

Unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen, die im Zusammenhang mit Sicherstellungen von Ecstasy in Erscheinung traten, dominierten niederländische vor türkischen Staatsangehörigen. Häufig stammten die bei Ecstasysicherstellungen festgestellten Täter aus den Niederlanden. Bei den Sicherstellungen von Cannabisprodukten wurden im Jahr 2010 gegenläufige Tendenzen registriert. Bei Haschisch sank die Zahl der Sicherstellungsfälle auf 7.427 (-20 %) deutlich, die beschlagnahmte Menge mit insgesamt 2.144 kg (-3 %) hingegen moderat. Bei einem Rückgang der Fallzahl stieg die Sicherstellungsmenge an Cannabisprodukten an. Bei Marihuana stieg sowohl die Zahl der Sicherstellungen auf 24.710 Fälle (+2 %) als auch die beschlagnahmte Gesamtmenge auf 4.875 kg (+13 %). Abgesehen von den Niederlanden wurde die Einfuhr von Haschisch nach Deutschland vor allem aus Marokko über Spanien und Portugal sowie in einer jeweils größeren Fallzahl aus Belgien, Frankreich und Österreich betrieben. Zudem wurden an einigen deutschen Flughäfen, vor allem in Frankfurt am Main, Luftpostsendungen aus Indien sichergestellt, die meist zum innereuropäischen Weitertransport, unter anderem nach Österreich, Portugal, Spanien oder Skandinavien bestimmt waren. Marihuana wurde in hoher Frequenz aus Belgien, Österreich und der Tschechischen Republik nach Deutschland geschmuggelt. Die mit 232 kg größte beschlagnahmte Einzelmenge war in einem Sattelzug versteckt, der sich auf dem Weg von Albanien über Italien, Österreich und Deutschland in die Niederlande befand. In mehreren Fällen wurden an deutschen Flughäfen, weit überwiegend in Frankfurt am Main, Marihuanamengen im niedrigen bis mittleren einstelligen Kilogrammbereich sichergestellt, die sich in Paketsendungen aus Afrika befanden und meist an Empfänger in China adressiert waren. Unter den nichtdeutschen Tatverdächtigen, die im Zusammenhang mit Sicherstellungen von Cannabisprodukten (insbesondere Marihuana) festgestellt wurden, dominierten türkische Staatsangehörige. Italienische Staatsangehörige dominierten als Tatverdächtige bei Sicherstellungen von Haschisch. Größere Einzelmengen Haschisch wurden von Marokko über die Iberische Halbinsel geschmuggelt. Die größte Einzelmenge Marihuana wurde in einem Sattelzug aus Albanien sichergestellt. In Verbindung mit Sicherstellungen von Marihuana dominierten unter den Nichtdeutschen türkische, bei Haschisch italienische Täter. Rauschgift Jahreskurzlage 2010 9

Rauschgiftkonsum Die Zahl der Erstauffälligen Konsumenten harter Drogen (EKhD) stieg im Jahr 2010 auf 18.621 Personen (+3 %). Die Zahlen der erstauffälligen Konsumenten von Heroin und Kokain dagegen sanken jeweils um 11 %. Auffällig sind die im Gegensatz zum Vorjahr zu verzeichnenden deutlichen Anstiege bei kristallinem Methamphetamin (+76 %) und Crack (+72 %). Hingegen setzte sich die bereits zuvor festgestellte Entwicklung bei den erstauffälligen Konsumenten von Amphetamin, deren Zahl auch im Jahr 2010 wieder anstieg (+11 %) und neuerlich einen Höchststand erreichte, fort. Auch der Rückgang bei Ecstasy (-38 %) bedeutet eine Fortsetzung der bereits im letzten Jahr festgestellten Tendenz. Bei LSD (+11 %) und den sonstigen Drogen (+4 %) wurden hingegen Anstiege registriert. Die Zahl der EKhD stieg leicht an. Auffällige Anstiege waren bei den erstauffälligen Konsumenten von Crystal und Crack zu verzeichnen. Wie schon im Vorjahr sank die Zahl der Rauschgifttodesfälle. Die registrierten 1.237 Rauschgifttoten bedeuten einen Rückgang um 7 % gegenüber 2009 auf den niedrigsten Stand seit 1989. Wie im Vorjahr sank die Zahl der Rauschgifttoten. Rauschgift Jahreskurzlage 2010 10

ILLEGALER ANBAU / CANNABISPLANTAGEN Art* 01.01. - 31.12.09 01.01. - 31.12.10 Outdoor-Plantagen 67 46 - Kleinplantagen 56 36 - Großplantagen 9 9 - Profiplantagen 2 1 Indoor-Plantagen 342 348 - Kleinplantagen 218 221 - Großplantagen 98 105 - Profiplantagen 26 22 * Die Klassifizierung der Cannabisplantagen sowohl auf Außenflächen als auch in Gebäuden erfolgt nach festgestellten Anbaukapazitäten von 20 bis 99 Pflanzen (Kleinplantagen), von 100 bis 999 Pflanzen (Großplantagen) und ab 1.000 Pflanzen (Profiplantagen). ILLEGALE HERSTELLUNG / LABORE Rauschgiftart 01.01. - 31.12.09 01.01. - 31.12.10 ATS* 22 15 GHB 2 - Synthetische Cannabinoide - 1 Gesamt 24 16 * ATS = Amphetamine-Type-Stimulances. Bei den im Jahr 2010 sichergestellten ATS-Laboren handelte es sich um 15 Produktionsstätten von Amphetamin (2) und Methamphetamin (13). Rauschgift Jahreskurzlage 2010 11

SICHERSTELLUNGEN 01.01. 31.12.09 01.01. 31.12.10 Veränderungen Rauschgiftart Fälle Menge Fälle Menge Fälle Menge Heroin 6.183 758,4 kg 5.645 474,3 kg -8,7 % -37,5 % Opium 68 98,8 kg 42 12,4 kg -38,2 % -87,4 % Kokain 3.858 1.707,0 kg 3.350 3.030,8 kg -13,2 % +77,6 % Crack 1.111 4,6 kg 1.013 3,2 kg -8,8 % -30,4 % Meth-/Amphetamin 8.081 1.382,7 kg 9.229 1.203,7 kg +14,2 % -12,9 % (davon Crystal) (446) (7,2 kg) (799) (26,8 kg) (+79,1 %) (+272,2 %) Ecstasy 1.761 521.272 KE 1.209 230.367 KE -31,3 % -55,8 % LSD 237 20.705 Tr. 216 4.279 Tr. -8,9 % -79,3 % Haschisch 9.294 2.220,0 kg 7.427 2.143,7 kg -20,1 % -3,4 % Marihuana 24.135 4.298,0 kg 24.710 4.874,7 kg +2,4 % +13,4 % Pflanzen 1.359 127.718 St. 1.517 101.549 St. +11,6 % -20,5 % Khat 121 24.004,5 kg 169 30.389,3 kg +39,7 % +26,6 % Psilocybine Pilze 263 12,2 kg 401 16,0 kg +52,5 % +31,1 % kg = Kilogramm; KE = Konsumeinheiten; Tr. = Trips; St. = Stück Rauschgift Jahreskurzlage 2010 12

ERSTAUFFÄLLIGE KONSUMENTEN HARTER DROGEN (EKhD) Zeitraum Gesamt Heroin Kokain Meth-/ Ecstasy Crack Sonstige (*) Amphetamin (**) (***) 31.12.09 18.139 3.592 3.591 10.679 1.357 181 448 01.01.- 01.01.- 31.12.10 18.621 3.201 3.211 12.043 840 311 474 Veränderung +2,7 % -10,9 % -10,6 % +12,8 % -38,1 % +71,8 % +5,8 % (*) Jede Person wird in der Gesamtzahl nur einmal als Erstauffälliger Konsument harter Drogen registriert, kann aber aufgrund polytoxikomanen Konsumverhaltens in der Aufschlüsselung nach Drogenarten mehrfach Berücksichtigung finden. (**) Unter den 12.043 Personen im Jahr 2010 befanden sich 642 erstauffällige Konsumenten von kristallinem Methamphetamin. Gegenüber dem Jahr 2009 (364 Personen) bedeutet dies einen Anstieg um 76,4 %. (***) Unter den 474 Personen im Jahr 2010 befanden sich 141 erstauffällige Konsumenten von LSD. Gegenüber dem Jahr 2009 (127 Personen) bedeutet dies einen Anstieg um 11,0 %. Rauschgifttote Zeitraum 01.01. - 31.12.09 01.01. - 31.12.10 Anzahl Personen 1.331 1.237 Rauschgift Jahreskurzlage 2010 13