Der Mauerbau DER MAUERBAU Lehrerhinweis 1. Das Thema Mauerbau wurde schon behandelt, deshalb ist es jetzt an der Zeit, den Lernern auch einen visuellen Eindruck dieser Zeit zu geben. Auf 5 Fotos sind verschiedene Aspekte und Reaktionen der Bevölkerung auf den Bau der Mauer abgebildet. Das Foto mit dem Maurer, der von einem Volkspolizisten bewacht wird ( Folie), wird über Tageslichtprojektor gezeigt. Die Lerner formulieren direkte Fragen an die Personen auf dem Bild. Beispiele: Warum bewachen Sie den Arbeiter? Glauben Sie, er würde weglaufen? Würden Sie schießen? Woran denken Sie? Bauen Sie normalerweise Häuser? Machen Sie ihre Arbeit gut oder absichtlich schlecht? Wie lange soll die Mauer halten? Um wieviel Uhr mussten Sie heute morgen aufstehen? Kennen Sie den Volkspolizisten?... Danach bekommen Kleingruppen je ein Foto ( Arbeitsblätter 1.1, 1.2, 1.3, 1.4), das sie den anderen Lernern aber nicht zeigen (Es empfiehlt sich, die Fotos auf Karton zu kleben). Nach dem Modell von eben, notieren die Kleingruppen Fragen an die Personen auf den Bildern oder - im Falle der zugemauerten Tür - an den Zahnarzt Willy Leuschner. Die Lerner sollten wissen, dass die anderen nachher auf der Basis der Fragen die Abbildungen auf den Fotos erraten. Die Kleingruppen lesen die Fragen vor, und die anderen erraten jeweils, was auf dem Foto abgebildet ist. AB 1.1: AB 1.2: AB 1.3: AB 1.4: Was tragen Sie denn da weg? Haben Sie keine Koffer? Sind Sie so arm? Warum laufen Sie denn so schnell? Ist die Tür verschlossen? Laufen Sie zurück, um das Paket zu holen?... Warum hebst du denn die Arme? Möchtest du, daß Dich der Vopo über den Stacheldraht hebt? Wo ist deine Mama? Ist sie auf der anderen Seite? Warum schauen Sie so ängstlich? Kennen Sie den Jungen? Was haben Sie vor? Wollen Sie abhauen?... Haben Sie anderswo eine Praxis aufgemacht? Sind Sie jetzt im Osten oder im Westen? Waren Patienten bei Ihnen, als die Tür zugemauen wurde? Kommen Sie manchmal wieder hierher? Warum haben Sie nicht das Schild mitgenommen?... Wohin schauen Sie? Wem winken Sie denn? Kennen Sie die Person? Haben Sie die Leitern extra mitgebracht oder stehen die immer hier? Stehen Sie schon lange da und schauen rüber? Machen Sie das jeden Tag?... Dann wird das Foto über den Tageslichtprojektor gezeigt. 37
Der Mauerbau 2. Den Artikel Zerstörte Hoffnungen... ( Arbeitsblatt 2) bekommen die Lerner in drei Abschnitten, um zuerst Hypothesen zu bilden, diese dann mit dem Text zu vergleichen und um im dritten Abschnitt Informationen herauszusuchen. Schneiden Sie dazu die Textabschnitte auseinander und teilen Sie sie nacheinander aus. Der Artikel thematisiert die engen verwandtschaftlichen und freundschaftlichen Beziehungen, die bis zum Mauerbau über die Sektorengrenze hinweg trotz der unterschiedlichen Gesellschaftssysteme und der verschiedenen Währungen bestanden haben. Er verdeutlicht, dass sich die Familien nicht haben spalten lassen. So wird auch der Schock verständlich, den die Berliner durch den Bau der Mauer erlebt haben. Es bietet sich an, im Anschluss an die Lektüre zu fragen, wie es wohl nach der Maueröffnung mit den verwandtschaftlichen Bindungen und Freundschaften aussieht; aber auch generell, wie sich z. B. die Jugendlichen aus Ost-Berlin und West- Berlin im November 1989 gegenüberstanden und heute gegenüberstehen. Hier können Themen angesprochen werden wie: unterschiedliche Erfahrungen, Auseinanderleben, verschiedene Wertsysteme, Neugier und momentanes Interesse. An dieser Stelle könnten Texte aus dem Kapitel Vereinigung, das diese Wieder-Zusammenwachsen-Probleme beinhaltet, vorgezogen werden. 3. Der Informationstext ( Arbeitsblatt 3) stellt wiederum den historischen Zusammenhang dar. Er kann auseinandergeschnitten an Partner verteilt werden mit dem Auftrag, die Textabschnitte in eine logische Reihenfolge nach Ursache, Verlauf und Folge zu bringen. Die Lösungen werden auf der Basis von inhaltlicher und formaler Textlogik diskutiert; hilfreich dabei sind die Elemente der Satzverknüpfungen. 4. Die Bezeichnungen für die Berliner Mauer sollen nach Ost und West zugeordnet werden ( Arbeitsblatt 4). Antifaschistischer Schutzwall, Staatsgrenze, Friedensgrenze sind Begriffe aus dem Osten; Innerdeutsche Grenze, Gefängnismauer, Schandmauer, Chinesische Mauer in Berlin aus dem Westen. Folie Foto: Vopo sieht Arbeiter beim Mauerbau zu. Associated Press. AB 1.1 Foto: Fluchtszene an der Bernauer Straße. dpa. AB 1.2 Foto: Vopo und Kind. Haus am Checkpoint Charly. AB 1.3 Foto: Zugemauerte Eingangstür an einem Grenzhaus. Landesbildstelle Berlin. AB 1.4 Foto: Winkende West-Berliner an der Bernauer Straße. Haus am Checkpoint Charly. AB 2 Text: Zerstörte Hoffnungen, FAZ vom 16.8.1961. AB 3 Text: Info-Text, nach: Berlin im Überblick S. 40-41. 38
Folie 39
Arbeitsblatt 1.1 40
Arbeitsblatt 1.2 41
Arbeitsblatt 1.3 42
Arbeitsblatt 1.4 43
Der Mauerbau Arbeitsblatt 2 44
Der Mauerbau Arbeitsblatt 3 Der Bau der Mauer 1961 Seit Gründung der beiden deutschen Staaten (1949) war für die Regierung der DDR die Existenz West-Berlins inmitten der DDR immer problematisch, ein Dorn im Fleisch. Dieses Westberlin-Problem bestand vor allem darin, dass DDR-Bürger in steigender Zahl über die offene Grenze in Berlin ihr Land verließen. Zwischen 1949 und 1961 gingen insgesamt 2,7 Mio Menschen aus der DDR weg. Und die Zahl der Flüchtlinge stieg ständig: 1959 kamen 143.000, 1960 200.000 und in den Monaten Mai bis Juli 1961 kamen täglich ca. 2.000 Menschen in den Westen. 75 % davon flüchteten über Berlin. Vor allem gut ausgebildete Arbeitskräfte gingen weg, 50 % waren unter 25 Jahren. Die DDR-Regierung kündigte im Frühsommer 1961 an, daß sie noch in diesem Jahr die Massenflucht stoppen werde. Die Situation in Berlin glich einem Nervenkrieg. Da man im Westen eine erneute Blockade für Berlin befürchtete, unterstrich Kennedy die Drei Essentials der westlichen Berlin-Politik: Anwesenheit der West-Alliierten freier Zugang nach Berlin Selbstbestimmung der West-Berliner So wagte Chruschtschow nicht, gegen West-Berlin vorzugehen, sondern zog es vor, die Grenze zwischen Ost-und West-Berlin zu schließen. Am frühen Morgen des 13. August rissen Einheiten der Volkspolizei die Straßenübergänge nach West- Berlin auf, rollten Stacheldraht aus und zogen Gräben. Zugleich unterbrachen sie den S-Bahn-und U-Bahnverkehr. Einige Tage später begannen sie mit dem Bau der Mauer. Die Bewohner Ost-Berlins und der DDR durften nicht mehr in den Westen, und nach einigen Tagen durften auch die West-Berliner nicht mehr nach Ost-Berlin. Bis zur Passierscheinregelung für West- Berliner im Dezember 1963 also 28 Monate lang bestand überhaupt kein Kontakt mehr zwischen den Menschen in Ost-Berlin und West-Berlin. Die Schutzmächte protestierten zwar gegen die Verletzung des Viermächtestatus von Berlin, aber ein Versuch, die Sperren wegzuräumen, hätte den Weltfrieden gefährdet. Zudem waren die Drei Essentials nicht verletzt. Neben der Zementierung der deutschen Teilung hatte der Mauerbau weitere politische Konsequenzen: In der DDR führte die Mauer zu stärkerer Konsolidierung des Staates und der Gesellschaft, verbunden mit stärkeren Repressalien gegen seine Bürger. In West-Berlin führte sie zu einem Ende des sowjetischen Zugriffs auf den Westteil der Stadt, brachte also mehr politische Sicherheit. 45
Der Mauerbau Arbeitsblatt 4 Ordnen Sie bitte die folgenden Bezeichnungen für die Berliner Mauer nach ihrem offiziellen Gebrauch im Osten oder ihrem allgemeinen Gebrauch im Westen ein! 46